Bettina Böttinger war auf der Suche nach der Faszination der Schwarzen Szene. Ist sie fündig geworden? Gestern Abend versammelten sich gegen 22 Uhr ungewöhnlich viele schwarz gekleidete Menschen vor dem Fernseher oder den Computerbildschirmen, um die Sendung „b.sucht“ im WDR zu verfolgen. Wieder eine Reportage über die Schwarze Szene? Schon im Vorfeld der Sendung wurde bei Spontis darüber diskutiert, welches Bild man von der Szene zeichnet und ob man an einem erneuten Versuch die schwarze Subkultur zu erklären, erstickt. Die Erwartungshaltungen schwankten dann auch zwischen brennender Neugier, schwelender Skepsis und offener Ablehnung. „Ich verstehe irgendwie immer noch nicht, warum wir unsere Szene erklären sollen/wollen. Mir ist es schrecklich egal was die Leute da draußen tun und warum sie etwas tun und so tue ich etwas und es ist meine Sache und nicht die der ganzen Welt.“ 1 Die Frage, warum man sich den Medien immer wieder anbiedert, wurde da in den Raum geworfen. Sind also Hebamme Alexandra, Abiturient Valentin und Familie Mörkens-Köller geltungsbedürftige Selbstdarsteller? „Was hat es bloß mit diesen schwarz gekleideten und blass geschminkten Menschen auf sich? Einmal im Jahr treffen sich 20.000 Anhänger der Schwarzen Szene. Was verbindet sie? Was wollen sie mit ihrem Stil ausdrücken? Und wie altert man würdevoll als Grufti? Gibt es sowas wie ein schwarzes Familienleben?“
Wir lernen Hebamme Alexandra aus Siegburg kennen, die ohne Fernseher, Radio und Zeitung inmitten von Marienbildern und Kreuzen in einer Wohnung lebt, in der Bettina Böttinger das Gefühl hat, „ich falle hier aus der Zeit.“ Alexandra möchte nicht der Herde hinterherlaufen und möchte sich abgrenzen – wer aus der Schwarzen Szene möchte das nicht? Die Hebamme ist mir sympathisch, hat was zu erzählen und tanzt auf ihre ganz eigene Art aus der Reihe – auch innerhalb der Szene, möchte ich vermuten, denn so einen offenen und reflektierten Umgang mit dem, was die Szene ausmacht und prägt, leben meiner Ansicht nach nicht allzu viele. Alexandra ist nicht vom Tod fasziniert, gesteht sie, pflegt aber einen tabufreien Umgang damit und empfindet den Friedhof, auf dem sie oft spazieren geht, als spirituellen Ort. Auch ihrer Arbeit als Hebamme geht die Siegburgerin in ihrer schwarzen Kleidung nach. Der besuchten Mutter ist es egal, wie Alexandra rumläuft. Sie schätzt an ihr, dass sie jederzeit mit Rat und Tat zur Seite steht. Auch nachts um fünf. Mich würde interessieren, ob ihr Outfit tatsächlich kein Problem darstellt. Gibt es tatsächlich keine besorgten Eltern mehr, die um das Wohl ihres Nachwuchs fürchten? Goth, das wäre ja mal eine schöne Entwicklung.
Ganz besonders neugierig war ich ja auf Valentin – oder besser gesagt auf Frau Böttinger und Valentin- hatte ich ihn doch der Redaktion der Sendung vorgeschlagen und den Kontakt hergestellt. Der 19-jährige Abiturient aus Essen empfängt Bettina Böttinger in seinem kleinen Reich, eigentlich wünscht sich Valentin in ein Schloss und liebt es, sich in andere Welten zu träumen. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie angenehm ich den Ringfetischisten, Kontrollfreak und Corsagen-Träger finde. Er ist für mich das, was die Szene ausmacht. Verrückte Individualisten, die mit ihren ganzen Ticks und Eigenheiten permanent anecken und für jeden Psychologen eine Goldgrube wären. Er hält sich für beziehungsunfähig und scheut sich davor, sich zu verlieben – würde das doch „Kontrollverlust auf jeder Ebene“ bedeuten. Vielleicht schon ein Spur zu offen? Ich weiß es nicht. Als sehr angenehm empfinde ich es zudem, dass auch seine geschlechtliche Erscheinung völlig nebensächlich bleibt. Ein klares Statement zu seinem vermeintlich weiblichen Kleid reicht, die ganze Diskussion ad absurdum zu führen. „Es ist mir, wenn ich Kleidung gestalte, wenn ich mich gestalte, vollkommen gleichgültig was männlich ist oder was weiblich ist.“ Die Fahrt mit der Bahn, der Besuch in seinem Glitzer-Lieblingsgeschäft oder das Fotoshooting werden zur Nebensächlichkeit, wenn man sich einen Augenblick lang mit dem beschäftigt, was der Essener zu sagen hat.
„B: Passiert Dir das oft, wenn du im öffentlich Raum bist, dass du irgendwie auch blöd angemacht wirst? V: Sehr oft, aber das ist etwas, das zu meiner Alltags-Realität dazugehört, dass ich eben angesprochen werde, angeschaut werde. B: Aber ist doch auch was Schönes, we… V: Nein! Ich bin ja kein Schauspieler, keine Drag-Queen, ich schminke mich nicht abends ab und ziehe dieses Kostüm und diese Rolle aus und bin dann ein ganz normaler Mensch, sondern es macht mich aus. Es ist meine Persönlichkeit, meine Eigenschaften, es kommt aus mir.“
Zu verklärt? Vielleicht. Valentin empfindet diese Welt als lieblos und schnelllebig. Er wünscht sich mehr Träumerei, mehr Liebe zum Detail und den Bezug zur Natur. Ich wünsche mir einfach mehr Valentins auf dieser Welt. Ich hoffe, er bleibt so wie er ist.
Familie Mörkens-Köller aus einer Dortmunder Wohnsiedlung ist angenehm erdig und das schwarze und möglicherweise „bodenständigere“ Kontrastprogramm zu Valentin. Kinder und Familienleben fordern ihren Tribut, doch aufgegeben hat sich hier niemand. Das Paar ist nach eigenen Angaben in den 80ern steckengeblieben und hat sich durch Kindern zwar verändert, aber normal seien sie nicht geworden. Stefan Mörkens, den viele als Betreiber der Plattform „Die schwarze Familie“ (ehemals Gothic-Family) kennen, ist mit Leidenschaft bei der Sache. Begeistert präsentiert er Bettina Böttinger seine Internetseite, zu Recht, verbindet Stefan Mörkens doch schon seit Jahren die schwarzen Familien aus dem gesamten Bundesgebiet. Er hat eine funktionierende und lebendige Community aufgebaut. Seine eigenen Kinder wissen noch nicht, ob sie sich später einmal für die Schwarze Szene begeistern, denn sie wissen schon, dass es nicht nur darum geht, sich schwarze Klamotten anzuziehen. Gegründet wurde die Patchwork-Familie vor 2 Jahren im schottischen Edinburgh, als Manuela und Stefan heirateten. Sie weiß genau, was die Szene für sie bedeutet: „Für mich ist das schon ein bewussterer Umgang, auch mit den negativen Seiten des Lebens. Das Thema Tod wird bei uns nicht tabuisiert [und] dass auch scheitern zum Leben dazugehört.“
Fazit: Kommt nicht her, bleibt weg!
Dem WDR gelingt meiner Ansicht nach einer der besten Einblicke in die Schwarze Szene, die ich kenne. Statt sich in immer den gleichen Klischees zu wälzen oder die Szene auf ihr extravagantes Äußeres zu reduzieren, ist man tatsächlich bestrebt, sich den Menschen zu widmen. Es wird nicht versucht, eine Definition der Szene abzuliefern, die so auch gar nicht zu definieren ist. Keine ausgetretene Recherche über die Wurzeln der Szene, keine Stereotypen einzelner Splittergruppen und auch keine Bands, die vermeintlich zur Entstehung beigetragen haben. Böttinger resümiert selbst: „Es ist schwer, hinter die Fassade der bleichen Gesichter zu schauen, sie zu verstehen. Die Menschen, die ich hier kennengelernt habe, sind alle sehr unterschiedlich. Was sie verbindet, ist ihre schwarze Kleidung und vor allem das Gefühl, in unserer bunten, schrillen Welt nicht zu Hause zu sein.“
Die Reportage ist keine Einladung zum Nachmachen und auch keine Anleitung für den Einstieg in die Schwarze Szene. Es ist vielmehr ein Einblick in die Lebenswelten von Menschen, die anders sind und anders sein möchten. Es wird deutlich, dass mehr dazugehört als sich schwarze Kleidung überzuwerfen und sich einen Schritt neben den Mainstream zu stellen. Ich muss zugeben, ich empfinde es sogar als willkommene Abschreckung. Wirf deine Vorstellung von Lebensführung über Bord, befreie Dich von gesellschaftlichen Zwängen und lebe deine Eigenheiten, deine Ticks und deine Verschrobenheit. Der Zuschauer wird eingeladen, sich auf die Protagonisten einzulassen oder sie abzulehnen. Ein stiller, schwarzer Protest für einen bewussteren Umgang miteinander.
Mir hat der Bericht sehr gefallen. Vielleicht sogar einer der authentischsten Einblicke der letzten Jahre. Auch Bettina Böttinger fand ich sehr gut. Sie hat viele richtige Fragen gestellt und ist auch in die Tiefe gegangen, statt an der Oberfläche herumzufuchteln. Eine deutliche Entwicklung zur ersten Staffel, wie ich finde. Ich durfte ja ein wenig Einblick nehmen in die Arbeit von Encanto TV, Böttingers eigener Produktionsfirma, und bin überrascht, wie sauber man recherchiert hat und dass man sich tatsächlichen Gedanken darüber gemacht hat, in welche Richtung man gehen möchte. Ich werde zwar weiterhin skeptisch bleiben, wenn mich Produktionsfirmen nach meiner Hilfe fragen, ein klein bisschen „Schwarzseherei“ habe ich jedoch fallen gelassen. Hoffnungslos optimistisch eben.
Einzelnachweise
- Kommentar auf der Facebook-Seite von Spontis vom 15. Juli 2015[↩]
Ein kurzer aber keinensfalls negativer Beitrag … aber sehr informativ war er nicht. Ich finde Valentin sehr mutig obwohl ich eigentlich dachte , er sei sehr arrogant , was ich aber jetzt in der Sendung gar nicht fand . Seine Körperhaltung ist wirklich sehr ästhetisch und ich wünsche Ihn das sein Traum von einem Schloss , in Erfüllung geht! … und sogar Sopor kam kurz
Zugegeben, ich habe die Interviews nur mit einem Ohr wie mit nur einem Auge verfolgt, doch ich fand das ganze Treiben unerwartet sympathisch. Und das -verblüffender Weise- die komplette Länge des Beitrags hinweg.
Kein Kitsch, keine gestellte Albernheit, keine Dialogfolgen oder Drehbuch-Pointen, bei denen man mit dem Kopf auf die Tischblatte schlagen will oder sich zwangsläufig fragt: „Warum schaue ich mir das jetzt an.“. Kein Versuch, das Wesen der Protagonisten wieder auf Aussagen oder Inhalte herunterzubrechen, die das Ganze für die außenstehende Zielgruppe als Streichelzoo der Karnevalisten oder putzige Exzentriker deklariert und zum belustigen Schmunzeln über die skurrilen Gestalten einlädt.
Ergo, mal eben nicht wie all die unzähligen anderen Beiträge zu dem Thema.
Meine Wenigkeit hat sich die Sendung zusammen mit Freunden und Bekannten angeschaut. Nicht nur ich war der Meinung, dass diese Mini-Doku viel zu kurz war und nur ansatzweise auf Hintergründe des Gruftentum eingegangen worden ist.
So wurde das Musikalische meines Erachtens nach in den Interviews überhaupt nicht berücksichtigt (auch wenn am Anfang bei Alexandra gleich mal The Cure im Hintergrund lief), was doch ein essentieller Bestandteil eines jeden Gruftis ist, wenn nicht sogar verbindendes Element. Hier hätte der Herr Märkert bestimmt ein Wörtchen mitreden können. Mich würde desweiteren auch interessieren, welchen Klängen die Protagonisten so lauschen.
Gelungen fand ich dagegen die unaufgeregte Art und Weise, wie interviewt wurde, da teile ich Guldhans Eindruck. Kein Spiel Spaß und Abenteuer, oder Tendenziöses Geschwafel, wie in anderen Dokus, dies war eine gelungene Abwechslung. Wobei es mir irgendwie vorkam, dass des Öfteren in die Klischeekiste gegriffen wurde, und das nicht nur vonseiten der Fr. Böttcher (also nichts mit „(…) es geht in unserer Reportage nicht darum, Klischees zu bedienen (…)“). Gerade beim Valentin kam das anfangs etwas aufgesetzt rüber, wenn ich mich so an die Gardinenszene erinnere, oder die Sache mit dem Wetter. Aber gut, das sind Peanuts, worüber sich jetzt hier nicht echauffiert werden sollte.
Allgemein finde ich die Doku also trotz ihren geringen Umfanges und des darin begründeten Kratzens an der Oberfläche gelungen. Da geistern einem unwillkürlich selbst Gedanken durch den Kopf eine umfangreiche Dokumentation zu drehen, die nicht nur eine Bestandsaufnahme anhand einer winzigen Stichprobe an Menschen der heutigen Schwarzen Szene macht, sondern die gesamte Entwicklung widerspiegelt, mit all den wichtigen Facetten. Naja, vielleicht erlebe ich ja sowas irgendwann mal noch…
PS: Das mit dem Schloss-Wunsch fand ich irgendwie puzig. Mit dem Wunsch ist der Valentin nicht allein auf der Welt ^^.
Hach ja .. das mit den Ringen von Valentin kommt mir selten bekannt vor :)
Aber der arme Valentin .. muss noch sooo viel lernen. :D
Ein klassischer Geek halt. Yay for Geeks! ^_^
BTW: Dinge, die man beim Doku-„Watchen“ so treibt – bei den WGT-Video-Schnipseln nach Freunden und Bekannten Ausschau halten. Ähnlich obskur, wie bei Amateur-Pornos auf die Steckdosenleisten zu achten, um herauszufinden, aus welchem Land das jeweilige Video stammt. Oder sich primär für die Katze zu interessieren, die beständig durchs Bild läuft *lol*
Zu ersterem: Yay, ich hab Morti gesehen (Morticia Eve-Dark ^^).
cu, w0lf.
Wirklich eine gute Reportage, ein schöner Ausschnitt, freilich nicht repräsentativ, aber soweit passend.
Begeistert bin ich allerdings völlig von Valentin. Was für ein Engel. Hat er es, trotz all seiner Individualität und Jugendlichkeit doch tatsächlich geschafft, dass ich etwas begriffen habe, was mich schon länger umtreibt und was mich immer wieder zum WGT zieht und warum es mir anschließend immer so schwer fällt, mich wieder in den Alltag einzufinden.
Ich bin 46 (eigentlich 29, aber die Erklärung wäre viel zu elitär:-)) und habe zwar einen sehr freizügigen Arbeitgeber, aber dennoch bewege ich mich eben im Alltag in „etablierten“ Umwelten. D.h. es wäre unverhältnismäßig meine „schwarze Gesinnung“ mehr zu leben, wie ich es eigentlich gerne würde. Schon aus praktischen Gründen ist der bunte Mainstream da einfacher, ich habe eben morgens nur 30 Minuten Zeit und bin schon froh, wenn die Frisur einigermaßen hinhaut. Aber mein Traum wäre es auch in einer Welt zu leben, wie sie Valentin beschreibt.
Nun sind Valentin und ich schon vom Charakter her zwei völlig gegensätzliche Menschen, aber trotzdem gibt es eine Sache, da kann ich mich voll und ganz in ihn hineinversetzen…
Natürlich brezel ich mich auf, wenn ich dementsprechend ausgehe und natürlich macht es mir Spaß durch die „bunte“ Gegend zu laufen und die Blicke der Menschen zu sehen und zwar egal ob sie wohlwollend sind oder abschätzig. Ich bin schon aufgrund meiner Erscheinung (alt, groß, „kräftig“) niemand, den man leichtfertig anpöbelt, insofern fühle ich mich auch sicher. ABER …es wäre mir 1000x lieber, es würde mich niemand anstarren, ich würde es sehr schätzen nicht der „Freak“ zu sein, der schon symbolisch für eine Stadt wie Berlin steht. Die Individualität, die ich mit meinem Auftritt zeige ist eigentlich nur scheinbar. In Wahrheit lege ich keinen Wert darauf. Mit anderen Worten, es wäre mir viel lieber, wenn die Welt so wäre, wie sie sich Valentin wünscht …es wäre eine großartige Welt! Ein klein wenig wird die Welt zum WGT so :-)
Ich war von der Sendung sehr positiv überrascht und stimme dir zu, dass das seit langem mal ein wirklich guter Bericht war.
Und es wurde das ausgelassen, was ich an anderen Berichten und Dokus schlecht finde:
Bands, die ihren Senf zur Entstehung der Szene abgeben, Vorurteile die herausgekramt werden, und am Ende das Fazit „Joa, die sind doch eigentlich total lieb und nett; die sehen nur böse aus“.
Und Dr. Made kam auch nicht zu Wort, strike! ;D
Alexandra war mir auch am sympathischsten, schon allein die Wohnungseinrichtung fand ich sehr ansprechend und faszinierend. Bei Valentin konnte ich mich sehr gut mit den kreativen Aspekten identifizieren, und am liebsten hätte ich auch ein Zimmer, wo ich in Ruhe skizzieren und nähen kann. Denn meine NähMa fristet seit dem Umzug ein eher trauriges Dasein im Karton.
Wenn ich könnte, dann würde ich mich gerne so ausleben können, wie Valentin- aber da macht mir mein Arbeitgeber und meine Position ein Strich durch die Rechnung; ich hab ja schon ein paar Tränen vergossen als ich meine zahlreichen Festivalbändchen abgenommen und das Piercing entfernt habe.
Daher- tobt euch aus, tragt was ihr wollt, so lange es noch die äußeren Umstände erlauben!
Der WDR kann darüber hinaus, gerne noch einmal so einen Bericht auf die Beine stellen und diesmal dann bitte länger :)
Ich habe die Kommentare, die im anderen Artikel zum Thema erschienen sind, hierher verschoben.
@Ronny: Jemand, der sich unangepasst verhält, nicht kontaktfreudig erscheint und eher der stille Typ ist, wird schnell als arrogant empfunden. Ich gebe Dir aber recht, auch ich habe Valentin, als ich ihn zum ersten mal gesehen habe, ein bisschen so empfunden. Glücklicherweise zerstreut er dieses Bild schnell, wenn man Kontakt aufbaut.
Guldhan: Und das aus Deiner Feder? Ich hoffe dem WDR ist klar welche Ehre ihm zuteil wird ;)
@Svartur Nott: Für mich war das ein wichtiger Punkt in der Reportage. Das WEGLASSEN der Musik ist eine Möglichkeit das Thema einzugrenzen und die Protagonisten anhand anderer Gesichtspunkte zu beurteilen. Auch ich war zunächst verstört NICHTS von Musik zu hören, weil es ja eben auch ein verbindends Element ist. Der Bericht zeigt aber, dass da tatsächlich mehr zu sein scheint, als ein gemeinsamer Musikgeschmack. (Von dem man 2015 auch nicht wirklich mehr sprechen kann) Es stimmt, die herangehensweise lädt dazu ein, selbst tätig zu werden. Warum also nicht? Meine Unterstützung hast du mit Sicherheit ;)
@fwolf: Muss Valentin lernen oder sich anpassen? Sind wir zu angepasst und können wir vielleicht etwas lernen? Sicher, Valentin erscheint noch unbeschwert und sorglos – doch das haben Menschen in seinem Alter auch bitter nötig. Denn die Jugend von heute rutscht immer früher in Leistungsdruck und Angepasstheit ohne sich wirklich zu suchen und zu finden. Valentin erinnert uns daran. Das finde ich schön.
@Thilo: Ja, auch ich fand diese Sichtweise sehr beeindruckend. Bisher waren ablehnende Blicke auch ein Futter für mich selbst, die eigene Abgrenzung zu feiern. Frei nach dem Motto „Lasst mich doch alle in Ruhe“. Tatsächlich wäre es mir irgendwo auch lieber mich vollständig so zu geben, wie ich bin. Zu jeder Zeit. Aber in einer Welt, in der Angst immer noch eine der wichtigsten treibende Kräft ist, bleibt das wohl eine Utopie. Es gibt noch viel zu viele Menschen die Abweichungen von ihrem Weltbild nicht akzeptieren können und mit Angst und Ablehnung reagieren. Wohlmöglich ist das WGT deswegen so beliebt. Leipzig ist für einige Tage dieser Utopie ganz nah.
@Grabesmond: Das fand ich auch. Endlich mal etwas ohne Dr. Made ;) Und was ich noch viel mehr fand: Das weglassen von Musik und Bands befreite das Thema auf eine ganz eigene Weise. Ich gebe Dir daher vollkommen Recht. Lasst Bands und „Macher“ zu Hause und fragt die Leute die die Szene füllen nach ihren Ansichten. Ja, Alexandra fand ich ebenfalls sehr spannend, vor allem – oder gerade – wegen ihrem Wohnungsstil. Da hat jemand viel Zeit und Fantasie darin verwendet sich Einrichtungstechnisch auszuleben. Ich habe jedenfalls nach Alexandra einen Hunger auf ähnliche Auswüchse entwickelt. Hoffentlich kann ich ihn stillen.
Auch ich bin sehr positiv überrascht von dem Beitrag. Ich finde es wunderbar gelungen die Menschen zu zeigen und diese sprechen zu lassen. Ganz ohne platte Fragen zu stellen, die schon hundert Mal gestellt wurden und ohne künstliche Schockeffekte. Auch mich halt es allerdings etwas irritiert, dass die Musik so außen vor war. Sicher eine dreihunderste Einleitung zum Ursprung oder eine große Rede zum alles verbindenden Element der Musik brauche ich auch nicht, aber ich hatte damit gerechnet, dass die Protagonisten da von sich aus mehr drauf eingehen würden.
Nichtsdestotrotz ein wunderbarer Einblick, vorallem Alexandra strahlt das aus, was viele so schmerzlich in der heutigen Welt vermissen: aufrichtige Herzlichkeit und Wärme. Wunderbar. Auch der Einblick in Valentins Lebenswelt fand ich spannend, da mir diese Art von Selbstausdruck (im Sinne von sehr aufwändiger, pompöser Kleidung und Make-Up) persönlich fremd ist und mir einfach nicht entspricht bzw. ich diese Strömung kritisch betrachte. Schön wie unter all dem distanziertem Äußeren, dann doch der Mensch Valentin durchschien. Und Beziehungen zu aufrichtigen herzensguten Menschen sind übrigens der schönste Kontrollverlust den man haben kann und der am Ende gar keiner ist ;)
Klares ja. Mehr Menschen, die tuen was sie wirkich möchten würden der Welt sehr gut tun. Reife kommt dann von alleine und vertreibt im Idealfall nicht die Leichtigkeit.
Huhu!
Habe mir gerade zusammen mit meinem Freund den Beitrag in der WDR-Mediathek angeschaut.
Mir waren die Eltern zum Schluss am meisten sympathisch, weil ich sie als sehr bodenständig wahrgenommen habe. Ich bin selbst auch ein eher bodenständiger Mensch und sehne mich zB nicht danach, in einer anderen Epoche zu leben so wie Valentin und Alexandra es tun. Ganz im Gegenteil – ich finde es sehr gut, in der heutigen Zeit zu existieren mit all den Möglichkeiten, der medizinischen Versorgung, all den modernen Technikspielereien und den persönlichen Freiheiten. Ausflüge in die Vergangenheit sind sicher schon sehr nett – wenn man zB entsprechende Veranstaltungen besucht oder sich einfach mal wegträumt. Aber hinterher bin ich wieder voll und ganz im Hier und Jetzt. Wohnungsdeko muss aber auch bei mir sein, gern auch hier und da an andere Epochen angelehnt. Ich finde Vergangenes schon auch durchaus faszinierend aber es ist für mich ein himmelweiter Unterschied, ob man sich daraus nun so eine Art Idealbild baut zum Zurückziehen und Träumen als Insel in der modernen und vor allem zu BUNTEN Welt (wie es viele mit ihrer Wohnungseinrichtung tun, auch ich) oder ob man wirklich sagt, dass man gänzlich zu einer anderen Zeit leben und existieren möchte. Vieles wird aus heutiger Sicht gnadenlos romantisiert und verklärt und hat mit der Lebensrealität, wie sie damals war, wenig gemein. Ich denke, die Menschen hatten früher ein viel härteres Leben und mussten mehr um ihre Existenz kämpfen. Und wenn ich lese, wie zB Ärzte annodazumal zu Werke gingen, dann dreht sich mir der Magen um. Die Sterblichkeit war viel größer und die Leute hatten auch keine so hohe Lebenserwartung. Nicht wirklich erstrebenswert.
Valentin betrachtete ich in erster Linie als ein Gesamtkunstwerk und es ist wirklich sehr beeindruckend, was er entwirft und schneidert. Ihn könnte ich mir sehr gut als düsteren Modezar vorstellen. Das sind einfach wunderschöne Ideen und Kreationen mit viel Fantasie, die sicherlich auch zahlreiche Abnehmer finden würden ! Von der Art her als Mensch empfinde ich ihn als etwas zu ernst dreinblickend auf die Welt für einen 19jährigen. Und auch eine Spur zu entrückt. Ich denke, er ist ein eher schwieriger Charakter. Soweit man das denn einschätzen kann auf Grund dieses kurzen Beitrages.
Alexandra machte auf mich einen netten Eindruck, allerdings fand ich auch sie etwas entrückt und sie wirkte auf mich leicht esoterisch angehaucht. Schön ist, dass sie ihre Berufung als Hebamme gefunden hat und darin voll und ganz aufgeht. :) Und sie scheint mit sich selbst sehr im Einklang zu sein.
Repräsentativ für die Szene fand ich die Interviewten nur bedingt. Manchen Aussagen stimmte ich zu, ich habe Mitschwarze bisher aber doch eher etwas anders kennengelernt als in diesem Beitrag. Und ich bin eben eher diejenige, die propagiert, dass hinter der schwarzen Kleidung, die unweigerlich und untrennbar zu mir gehört seit über 17 Jahren, im Grunde auch nur ein ganz normaler Mensch steckt. Mit ganz normalen Wünschen, Problemen und Alltagssorgen. Nur eben mit einem anderen Musikgeschmack, einem anderen Lifestyle, anderen Interessen, möglicherweise auch mit einem anderen Humor usw. Mit dem Mainstream kann ich derweil in jeglicher Hinsicht für mich selbst wenig anfangen, ich habe meinen eigenen Stil innerhalb der Subkultur. Das Stichwort heißt hier Toleranz. Leben und leben lassen. Und ich habe auch bunte Freunde.
Dunkle Grüße ! :)
Melle
Ich muss mich auch anschließen – ein schöner, gelungener Beitrag, der durch die begrenzte Länge zwar einiges offen lässt, aber so schlimm finde ich das auch nicht. Sicher hätte man die Frage nach der musikalischen Präferenz reinnehmen können, ich finde aber es funktioniert auch so recht gut.
Daß auch die besten Dokus es nicht allen recht machen können, haben Diskussionen zu anderen Beiträgen ja schon öfter gezeigt. auch daß man die Leute selbst nicht als repräsentativ empfindet, aber da schaut eben jeder auch durch seinen eigenen Wahrnehmungsfilter.
Ich finde die Mischung der gezeigten Personen recht interessant gewählt, wie die meisten war ich aber auch skeptisch als bekannt wurde, es würde eine neue Sendung zu dem Thema geben, man weiß ja im vorneherein nie was daraus gemacht wird, und auch die Tatsache daß die Produktionsfirmen nicht selten mit ihren Mitteln gesagte Dinge aus dem Kontext reißen und so die Personen in einem ganz anderen Licht dastehen lassen als sie in Wirklichkeit dann sind. Das ist ein ganz großer Grund weswegen es mir selbst vor solchen Dreharbeiten kräftig gruselt.
Valentin kenne ich entfernt, wir hatten noch nicht das Vergnügen und live mal näher zu unterhalten, daher fand ich einige Aussagen von ihm auch recht gut. Allen voran auch der Kommentar auf die Kleidung bezogen und daß diese Geschlechtereinteilung von Äusserlichkeiten im Grunde irrelevant ist – das ist so ein Punkt bei dem ich für mich auch noch auf keinen komplett grünen Zweig gekommen bin.
Vom Standpunkt des Schneiders aus sehe ich das so daß es bei mir die binäre Trennung einfach nicht gibt, ich finde das sehr einschränkend und unnötig.
Persönlich wird es etwas komplizierter, da hab ich noch ein paar Knoten für mich selbst aufzulösen.
Anderes Thema – das vermeintlich arrogante Auftreten. Kenn ich, sagt man mir auch nach, ich denke es verstärkt diesen Eindruck noch wenn man zur Sorte der Extremauftakler gehört und dann noch nicht grade jemand ist der sich leicht tut damit, auf andere zuzugehen, da wird diese gewisse Scheu sehr leicht in den Arroganz-Topf mit reingeworfen – dabei täte man der Person vielleicht einen gefallen, einfach selbst den Erstkontakt zu übernehmen ;)
Was ich auch immer noch etwas unangenehm finde ist das Vorurteil innerhalb der Szene – aufgetakelt ist zwingend gleich oberflächlich und nur auf Aufmerksamkeit aus. Das wird auch so oft hinter vorgehaltener Hand angenommen, ganz ohne sich die Mühe zu machen, die Leute mal kennenzulernen, danach stellt sich ja raus ob da was dran ist oder doch nicht. Umgekehrt gibts ja auch unter den Hemd- und Hosengrufties Hohlbirnen.
Zu Melles Bemerkung, Alexandra und Valentin seien ihr zu abgehoben – vorneweg, das sind natürlich auch wieder sehr subjektive Empfindungen und sicher völlig legitim das so zu empfinden, ich denke jedoch daß es recht interessant ist solche Leute auch ganz vorurteilsfrei zu zeigen und sie eben nicht in die Ecke „total bescheuert“ zu stellen, letztenendes versucht man ja doch sich selbst treu zu bleiben, respektive kann man auch schwer aus seiner Haut raus. Die andere konsequenz ist, sich soweit zurückzuziehen daß man nicht mehr angreifbar wird, wenn man schon nicht in die gesellschaftlichen Standards von „normal“ reinpasst. Was auch schade ist, auch wenn es in gewissen Situationen und persönlichen Phasen notwendig sein mag diesen Rückzu zu machen.
Ich finde es aus dem Blickwinkel auch recht mutig, sich so der Öffentlichkeit zu zeigen, ich persönlich würde das selbst nicht machen, jedenfalls nicht in diesem Medium.
— ich denke jedoch daß es recht interessant ist solche Leute auch ganz vorurteilsfrei zu zeigen und sie eben nicht in die Ecke „total bescheuert“ zu stellen, letztenendes versucht man ja doch sich selbst treu zu bleiben, respektive kann man auch schwer aus seiner Haut raus. Die andere konsequenz ist, sich soweit zurückzuziehen daß man nicht mehr angreifbar wird, wenn man schon nicht in die gesellschaftlichen Standards von „normal“ reinpasst. —
–> Das tue ich gar nicht. Und es ist auch gut, dass sich die beiden so offen gezeigt haben. Ich selbst bin auch weit davon entfernt, „normal“ zu sein. Ich wüsste jetzt nur nicht, ob Valentin zB, wenn wir uns unterhielten, auf meiner Wellenlänge schwimmen würde. Als arrogant habe ich ihn in der Doku nicht wahrgenommen, nur als wahnsinnig (fast schon erschreckend) ernst und beherrscht für sein jugendliches Alter.
Einen Hang zum Aufbrezeln bis zum Gehtnetmehr habe ich ja auch, wenn ich weggehe (zwar nicht ganz so aufwändig vom Outfit her wie bei Valentin aber 2-3 Stunden verbringe auch ich vorm Spiegel zum Schminken). Im Alltag bevorzuge ich es eher goth-rockig-leger, auch aus praktischen Gründen, ernte dafür aber ebenfalls schräge Blicke von Außenstehenden. Allein schon wegen der zerrissenen Strümpfe, die ich oft trage, und meinem Nietenhalsband. Soviel nur zum Thema „normal“… ;) :D
@Melle: das war keineswegs persönlich gemeint, nur Dinge die mir allgemein in den Sinn kamen, auch in Bezug auf Dinge die von anderen schon angesprochen wurden :) – Reaktionen auf gewisse Stichworte eben die hier im virtuellen Raum standen.
@ Aristides: Achso :)
Ich muss zugeben, dass ich zunächst sehr skeptisch war als ich die Ankündigung zu dieser Folge im WDR sah. Ich befürchtete, wieder einen dieser vielen Beiträge auf schrecklich flachem Niveau zu sehen, die besonders zur Pfingstzeit vermehrt im Fernsehen auftauchen.
Doch ich muss sagen, dass ich wirklich positiv überrascht war. Die Protagonisten fand ich allesamt sehr sympathisch und ich erwischte mich dabei, wie ich häufig zustimmend nickte, besonders bei Alexandra und Valentin. Auch Bettina Böttinger empfand ich als sehr angenehm. Hier wurde mal nicht versucht, sich krampfhaft bei Otto Normalbürger anzubiedern, indem man versucht dem Zuschauer weiszumachen, wie „normal“ wir doch eigentlich alle sind. Hier wurden Menschen gezeigt, wie sie vermutlich auch wirklich sind, nämlich mit ihren Eigenheiten. Sehr erfrischend!
Was mir besonders gefallen hat, war die Tatsache, dass ausnahmsweise mal nicht versucht wurde, die Schwarze Szene oder speziell das Gruftitum zu erklären. Hier ging es vorrangig um die Individuen.
Vor einigen Jahren gab es schonmal eine recht gelungene Reportage des WDR, wie ich finde. Diese gehörte zur Reihe „Menschen hautnah“ und auch hier fand ich es sehr gut, dass es um Individuen und ihren persönlichen Bezug zur Szene ging, nicht um das große Ganze, welches man verzweifelt versucht zu erklären. Denn ich für meinen Teil möchte überhaupt gar nicht von der großen bunten Masse verstanden werden.
Auch wenn ich diesen Beitrag als durchaus gelungen empfinde, werde ich dennoch weiter skeptisch gegenüber den Medien bleiben und ich denke, das sollte man auch.
Oh, eine gute Dokumentation! Die sind selten.
Ich fand den Beitrag kurz und knackig, und auch mir hat die Beschäftigung mit Musik etwas gefehlt. Vielleicht hätte dies aber innherhalb des kurzen Zeitrahmens zu weit geführt.
Besondes gefreut habe ich mich über die wertfreie Vorstellung aller beteiligten, das war erfrischend! Erklärungen bekommt man kaum geliefert, dafür bekommt man aber gezeigt, das Gruftis auch nur Menschen sind. Induviduelle Menschen mit besonderen Interessen.
Müsste ich jemandem die Schwarze Szene erklären würde ich ihm wohl diese Doku zeigen.
Da komme ich frisch aus dem Urlaub zurück und habe glatt einen der besten TV-Beiträge (ever) zur schwarzen Szene verpasst! Das sowas noch mal möglich ist, hätte ich nicht erwartet.
Robert, Du kennst mich etwas und weißt, dass ich Presse und öffentlichen/normalen Medien generell ablehnend gegenüber stehe. Ich nehme mir nicht mal mehr die Zeit auf Presse-Anfragen zu antworten (über den Blog). Aber der Beitrag hat mir den Glauben an guten Journalismus doch noch einmal zurück gegeben. Trotzdem weiß ich, dass er eine Ausnahme ist und bleiben wird. Also mache ich so weiter wie bisher und lehne Presse ab, bin aber hier froh und freue mich (auch für Dich), dass Du es nicht getan hast. Bist ja auch ein ‚gebranntes Kind‘ was das angeht.
Nach wie vor bin ich der Meinung, dass wir uns der Öffentlichkeit nicht erklären müssen. Aber was Bettina Böttinger hier versucht und auch erreicht, ist einen Einblick „hinter die Kulissen“ und in die Köpfe zu geben – ohne zu bewerten und vor allem ohne zu erklären. Es sind Impressionen, die jeder Zuschauer für sich selbst interpretieren kann, keine Erklärbärshow. Die Menschen kommen zu Wort, es werden keine Suggestivfragen, sondern sensible, interessante Fragen gestellt. Mir ist auch Bettina Böttinger sehr sympathisch, angenehm und nachvollziehbar (in ihren Reaktionen).
Ich finde alle drei(vier) Goths sehr interessant und durchaus repräsentativ als Querschnitt durch die heutige Szene, dort wo sie noch Tiefe hat. Ich kenne auch Leute, die sowohl Alexandra ähneln als auch Manuela+Stefan. So jemand schwarzschillerndes wie Valentin kenne ich jetzt nicht persönlich, aber ich fand ihn beeindruckend, insbesondere, wie konsequent er im vollen Hofstaat offenbar täglich unterwegs ist. Wie er das Anstarren empfindet und seine Begründung sprach mir aus der Seele. Wir tragen es nicht um aufzufallen, sondern weil man „so ist“ und sich darin am wohlsten fühlt.
Auch Alexandra kam mir in vielem sehr nahe. Ich teile mit ihr und Valentin die Ansicht und somit auch das Fazit von Frau Böttinger, dass ich die heutige Zeit als stillos und lieblos, kühl und nüchtern empfinde und dass zu oft auf die falschen Dinge Wert gelegt wird.
PS: Dafür ist jetzt zwar meine Mittagspause draufgegangen, aber für die Augen gab es was Gutes zu essen.
Anmerkung von Spontis: Da Alexandra nur über ein Handy verfügt, habe ich ihr angeboten einen Kommentar in ihrem Namen zu verfassen, dass ist mit dem Handy dann doch ein wenig mühseelig. Ich habe dazu mit ihr telefoniert und versuche nun, den Inhalt des Gesprächs sinngemäß wiederzugeben.
Hallo ihr Lieben!
Ich habe mich gefreut eure Kritik und Meinungen zu lesen! Ich bin auch sehr glücklich mit der fertigen Sendung, denn ich hatte große Angst, dass ich mich nicht wiedererkenne. Ich denke jedoch, man hat mich so gezeigt wie ich bin und darüber bin ich sehr froh.
Ob ich nicht bei der Sendung mitmachen wollte, wurde ich von einer Freundin gefragt, die in ihrer beruflichen Tätigkeit zufällig Kontakt mit der Redakteurin Frau Ernst hatte. Die wollte selber nicht mitmachen, hat dann aber mich vorgeschlagen und mich dann angesprochen. Ich war natürlich auch sehr skeptisch, mag aber Bettina Böttinger sehr. Die hat mir in ihrer Sendung „b.trifft“ die ich zu Zeiten in denen ich noch einen Fernseher hatte immer sehr gut gefallen. Da habe ich dann zugesagt. Neben dem Dreh auf dem WGT, bei dem Bettina Böttinger wegen eine Krankheit nicht dabei sein konnte, haben wir dann 7 Stunden hier bei mir gedreht. Ich habe dank meiner Natur sehr viel erzählt und hatte natürlich Angst, dass man nach dem Schneiden nichts mehr von dem erkennt, was ich eigentlich sagen wollte. Doch das Ergebnis finde ich super auch meine Freunde sind auch zufrieden mit der Darstellung von mir ;) Ich fand das ganze Team von der Produktionsfirma sehr nett und auch mein positiver Eindruck von Bettina Böttinger hat sich bestärkt, denn die hat während des Drehs immer darauf geachtet mit den Fragen nicht in eine Klischeehafte Schiene zu wechseln.
@Robert: Es ist tatsächlich kaum ein Problem, als schwarze Hebamme aufzutreten. Überhaupt werde ich recht selten darauf angesprochen, aber es kam natürlich schon mal vor. Übrigens bekam ich nach der Reportage von „meinen Wöchnerinnen“ nur positives Feedback! Ich denke, es hat vielen ein wenig den Schrecken genommen. Denn irgendwie sind ja Gruftis den Meisten doch irgendwie suspekt.
@Svartur Nott: Wir haben zwar beim Dreh über die Wichtigkeit der Musik gesprochen, aber vielleicht hat man es bewusst nicht mit reingenommen. Ich wurde dafür gefragt, welche Lieder man einspielen könnte und ich bin dann doch sehr erleichtert, dass fast alle meine Vorschläge angenommen wurden. Mir war das sehr wichtig, dass die „richtigen“ Lieder gespielt werden, da die Musik – und das geht im Beitrag doch ein wenig unter – für mich eine große Rolle spielt. Die Auswahl der Lieder zu meinem Beitrag spiegelt auch meinen Geschmack: Sopor Aeternus, Goethes Erben, Nick Cave und The Cure – so viel zu der Frage, was die „Protagonisten“ wohl an Musik hören.
@Grabesmond: Das freut mich sehr, dass du meine Wohnungseinrichtung so schön gefunden hast. Wenn du mich fragst, hat man die schönsten Ecken ausgelassen ;) Aber es ist tatsächlich so, dass ich meine Wohnung eigentlich für gar nicht so „gruftig“ gehalten habe, denn weiße Wände sind ja nicht unbedingt das zu bedienende Klischee. Ich fühle mich in meiner Wohnung sehr wohl und ich glaube das merkt man auch sehr deutlich. Ich stehe sogar manchmal darin und erfreue mich einfach an der Tatsache, dass ich es so schön habe ;)
@Melle Noire:
Ich bin ja zunächst einmal über den Begriff „entrückt“ gestolpert und mir war es wichtig, darauf einzugehen. Ja, vielleicht wirke ich ein wenig „entrückt“, aber ist das denn schlimm? Ich betrachte das in einem positiven Sinn. Ich habe mich beispielsweise ganz bewusst gegen Fernseher, Computer und Zeitungen entschieden. Ich fragte mich, ob ich das alles wissen muss, ob ich mich ständig mit schlechten Nachrichten und Neuigkeiten umgeben muss. Dafür ist mir die Zeit zu wertvoll, die ich sonst damit verplempern würde, dem Fernsehprogramm zu folgen – und ich habe immer noch nicht den Eindruck, dass es mir an etwas fehlt. Wenn alles so klappt, wie ich mir das vorstelle, werde ich sogar mit meinem 40. Geburtstag das Handy los, auf das ich als Hebamme noch angewiesen bin. Wir werden sehen. Ich finde es irgendwie schön, das alles nicht haben zu müssen. Wirke ich deswegen „entrückt“ auf Dich?
Ich bin auch ein spiritueller Mensch. Lustigerweise habe ich das aber vor dem Drehtag noch nie so formuliert. Ich kann mich jedoch mit dieser neuerlichen Selbsteinschätzung sehr gut anfreunden.
@ Alexandra: Nein, schlimm finde ich das „Entrückte“ nicht, das ist keine Verurteilung. Nur ist das einfach nicht so mein Fall. Ich kann damit persönlich nicht so viel anfangen, bin anders gestrickt und lebe mehr im Hier und Jetzt und bin glücklich über viele heutige Errungenschaften (was nicht heißt, dass ich vergangene Epochen uninteressant finde – auch gefallen mir teilweise zB Wohnaccessoires gut, die optisch aus dem vorletzten Jahrhundert stammen könnten oder zumindest ein wenig in diese Richtung gehen. Hier hat mich allerdings auch so mancher Film mit beeinflusst wie „Interview mit einem Vampir“ oder „Van Helsing“ oder „Sleepy Hollow“… ).
Spirituell veranlagt bin ich des Weiteren so überhaupt gar nicht – ich liebe zwar durchaus die Genres Mystery & Fantasy (ich kann davon manchmal gar nicht genug kriegen und versinke dann regelrecht darin) aber ich glaube im „richtigen Leben“ in keinster Weise an Übersinnliches, auch nicht an irgend einen Gott. Ob es so etwas wie eine Seele oder ein Leben nach dem Tod gibt? Ich fürchte nicht (ich lasse mich aber durchaus gern positiv überraschen, wenn es soweit ist und ich abtreten muss).
Das Fernsehprogramm tue ich mir übrigens auch nicht an, da läuft mir zuviel, was ich wirklich schrottig finde. Was ich mir anschaue, sind meine heißgeliebten Serien und hier und da eine interessante Doku. Die meiste Zeit aber ist der Fernseher aus.
Ohne Computer und mobiles Internet würde ich allerdings gar nicht mehr leben wollen, beides ist mir sehr wichtig (wobei ich öfter an meinem Handy hänge als am PC). Ich lese schon teilweise morgens nach dem Aufwachen im Bett die Nachrichten am Smartphone und finde es klasse, dass man sich eben mal fix und jederzeit über das neueste Weltgeschehen informieren kann. Man ist sofort im Bilde darüber, was „da draußen“ grad so los ist. Negative Meldungen gibt es natürlich manchmal und durchaus auch Beängstigendes aber im Großen und Ganzen finde ich den Nachrichtenüberblick eher spannend. Nicht selten stolpert man beim Lesen ja auch über Kurioses und Witziges. :)
Abschließend kann ich heute Nacht sagen: Jeder soll nach seiner Facon glücklich werden, leben und leben lassen (das gilt nicht nur für unterschiedlich gestrickte Grufties) ;) In meinem Freundes-und Bekanntenkreis tummeln sich ja auch die unterschiedlichsten Leute, schwarze und nichtschwarze, esoterisch angehauchte und knallharte Realisten, Gläubige und Atheisten und alles dazwischen.
Dunkle Grüße! :)
Melle
Ich habe die Sendung aufgezeichnte aber noch nicht gesehen ,deswegen gehe ich hier auch eher auf den Text von Robert ein
Meine Eltern waren sehr tolerant als ich in den 80igern mit Schwarzer Kleidung ,weissen gesicht und topierten Haaren ,das erste Mal aus meinem Zimmer kam.An der Wand hing Adama Ant und er kreischte auch aus der kleinen Anlage ,die ich hatte .Sie haben es erst als einen Splin gesehen ,späetr einafch damit gelebt und trotzdem war meine Mutter nie frei von Fragen ,zu den Themen Satanismus ,wann immer es zu Schlagzeilen kam.Und es waren einige Schlagzeilen .Ich habe jahrelang in der Pathologie gearbeitet ,eher aus der Tatsache heraus ,das es zu meinem Job gehört und ich auch keine andere Stelle bekam ,als aus der Tatsache heraus das ich ein Gruti war.ich wäre zu der Zeit nie auf die Idee gekommen ,die Bestatter zu fragen ,ob ich mal in ihren Katalog gucken kann und was bestellen kann,obwohl ich jeden Tag mit ihnen Umgang hatte .
Ich habe meine Klamotten selber genäht ,ich mache das heute noch ,wenn auch nicht mehr mit der selbe Kreativität wie früher ,aber gerade jetzt erwische ich mich dabei mich selber zu hinterfragen ,wie weit ich eigentlich noch schwarz bin .ich will hier nicht schreiben Gothic ,weil ich war und bin immer eher Grufti gewesen als Gothic.Ich stelle fest ,das ich keine Ahnung mehr habe ,was man anzieht ,wenn man aufs WGT fährt ,weil meine Klamotten schon so lange schwarz sind und ich meistens nur noch Alltagskleidung trage ,das mir jedes Gefühl für den Modern Goth verloren gegangen ist .Liegt es vllt auch am Alter ???Liegt es am Leben ,an der Erfahrung ,ich weiß es nicht .Dennoch frage ich mich warum man „unsere“Szene immer und immer wieder hinterfragt ,wie keine andere
Ich bin gespannt auf die Sendung ,auch wenn es dazu führen sollte ,das ich mich noch mehr frage ,ob ich noch zur schwarzen Szene gehöre
Endlich hatte ich wieder Internet und habe mir gleich den Beitrag angeschaut.
Ich fand ihn sehr gelungen und auch die Protagonisten sehr sympathisch, besonders Alexandra. Sie kam sehr authentisch und herzlich rüber:)
Valentin fand ich sehr angenehm. Ich fand, er wirkte kein bisschen aufgesetzt. Und seine Schneider-Leidenschaft finde ich bewundernswert (wie bei allen anderen, die ihre Kleidung selbst entwerfen und schneidern. Mit fehlt dazu die Geduld).
Hoffentlich kommen mehr solcher Beiträge (besser als andere;)).
Also ich fand den Bericht für die Kürze der Zeit doch sehr gut, klar wird ein Aussenstehender niemals komplett eine Szene von Innen erfassen, das wäre aber genauso, wenn wir eine Doku über das Christentum erstellen sollten. Was ich gemerkt habe, dass ich auch einen leichten TouchEinen Hang zum Aufbrezeln bis zum Gehtnetmehr , wenn ich weggehe aber gut und gerne 2 Stunden verbringe auch ich vorm Spiegel zum Schminken). Im Alltag bevorzuge ich es eher „einfach schwarz“ auch aus praktischen Gründen, ernte dafür auch schreckenserregende Blicke und Straßenseitenwechseln.
Danke für das Aufmerksam machen auf diese Doku.
Ich fand es sehr schön, dass es ein Vorstellen war und nicht ein zur Schau stellen von Menschen.