Über die Ausstellung „Tod und Teufel“, die noch bis 21. Januar 2024 im Kunstpalast Düsseldorf zu sehen ist, haben wir bereits in diesem Beitrag berichtet. Der Leipziger Herrenausstatter Mey&Edlich, der die Ausstellung als Partner unterstützt, hat dazu auch eine Podcast-Reihe mit dem Namen „Memento Macabre“ begonnen, in der ich in der aktuellen Folge „Kinder der Nacht“ Fragen zur Szene beantwortet habe.
„In insgesamt 12 Folgen entführen Kultur- und Literaturwissenschaftlerin Dr. Rahel Schmitz und Jamie Ellrich aus dem Mey & Edlich-Team in die unwiderstehliche Welt des Horrors. Was macht die Figur des Teufels eigentlich so faszinierend, dass sie inzwischen ein Teil der Popkultur ist? Mit welchen Symbolen wird der Tod in der Kunst dargestellt? Und was zur Hölle hat das eigentlich mit dem Thema Männermode zu tun?“
Die beiden Moderatoren der Sendung versuchen herauszufinden, was die Gothic-Szene, die in der Ausstellung in einer ganzen Abteilung thematisiert wird, mit „Tod und Teufel“ zu tun hat. Vor ein paar Wochen wurde ich dann von Jamie Ellrich angesprochen, ob ich nicht Lust hätte, ein paar Fragen im Podcast zu beantworten. Nachdem ich ein paar Ängste abgelegt und mir ein neues Mikrofon zugelegt hatte, habe ich zugesagt.
Eine ganze Stunde lang sinnieren die beiden mal treffend, mal weniger treffend über unsere Subkultur. Gleich bei Minute 2:12 mussten wir eine Pause der Aufregung einlegen, denn das erwähnte „Viktorianische Picknick“ ist für die meisten Menschen in der Szene ein Kostümball, der mit der Szene nichts zu tun hat. Das geht ja gut los!
Es wird im Verlauf des Gesprächs zwischen den beiden deutlich besser, soviel kann ich spoilern, sodass ich mit der Platzierung meiner Wortbeiträge nicht unglücklich bin – im Gegenteil. Tatsächlich sind hier und da ein paar spannende Ansichten zu hören, die stellenweise die Betrachtung der eigenen Subkultur beeinflussen können. Es kommt ja nicht häufig vor, dass sich szenefremde Menschen eine ganze Stunde lang damit beschäftigen, was „Gothic“ nun ist, und woher unsere Nähe zu „Tod & Teufel“ kommt.
Auch die andere 8 Episoden der Podcast-Reihe beschäftigen sich mit „düsteren Theme“, ohne dass man das Gefühl bekommt einer Werbeveranstaltung zu besuchen, denn vom Herrenausstatter, der als Unterstützer der Ausstellung auftritt, wird kaum geredet. Sehr angenehm.
Vielleicht ist das ein bisschen Futter für die zahlreichen Podcast-Fans unter unseren Leser und meine Generalprobe, in Zukunft öfter das Mikrofon in den Vordergrund zu zerren, um beispielsweise das Spontis-Radio damit zu beglücken. Ihr könnt ja mal kommentieren, ob ihr das gut finden würdet.
Oooooh das klingt vielversprechend! Der Wizard of Goth himself im O-Ton in einem Podcast, und dazu noch Rahel Schmitz die mir in anderen Podcasts auch schon ein paar mal begegnet ist, hat sich bisher immer gelohnt ihr zuzuhören. :)
Vielen Dank für den interessanten Beitrag. Eine wirklich tolle Diskussion, aber eben vieles was für uns wohl schon bekannt ist oder selbst bei Spontis diskutiert wurde. Manche Themen konnte ich nicht ganz zustimmen, besonders die Sicht auf die heutige Szene.
Die Statements von Robert haben mir sehr gut gefallen. Besser wäre gewesen, man hätte unseren Wizard of Goth noch mehr an der Diskussion teilhaben lassen. Vieles war mir persönlich von den beiden zu allgemein, aber vielleicht hat dafür die Zeit nicht ganz gereicht oder es hätte den Rahmen gesprengt.
Was das Radio betrifft, die Generalprobe hast Du definitiv bestanden! Wir hören Dich dann bald im Radio. ;)
Naja, Rahel Schmitz sieht den Ursprung im Punk in den 80ern. Das sehe ich nicht so. Der Ursprung war der Post-Punk Ende der 70er. Der Punk war in den 80er Jahren in England in der Krise und der Hype schon vorbei. Der Punk hat durch den Post-Punk neuen Schub bekommen und ist dadurch von den drei Akkorden weg gekommen und hat mehr Tiefe bekommen. Der heutige Punk ist ein Nachfahre des Post-Punk, so wie auch Goth. Punk war ursprünglich gar nicht politisch. Schlachtruf war No Future und das wiederum kann man nur im Hintergrund des Kalten Krieges verstehen.
Post-Punk und New Wave haben sich parallel entwickelt und haben sich auch gegenseitig beeinflusst. Gothic entstand aber primär aus dem Post-Punk, erst mal als Goth-Rock. Die New Wave Elemente kamen kurz nach dem Goth-Rock hinzu.
Aber solche Feinheiten werden von Nachgeborenen schnell übersehen.
Das ist nicht ganz korrekt. Der frühe Punk in England war sehr wohl politisch, eine Protestbewegung. No Future bezog sich nicht nur auf den Kalten Krieg, sondern auch auf die hohe Arbeitslosigkeit und die zunehmenden sozialen Probleme, die u.a. mit der Thatcher-Ära einhergingen.
Heute Abend habe ich es dann auch mal geschafft mir das ganze anzuhören.
Insgesamt eine durchaus ordentliche Ausgabe, die man sich gut anhören kann. Doch ich muss Gruftwurm einerseits hier wirklich Recht geben: Auch ich finde: Es hätte dem Thema vielleicht gar nicht so schlecht getan wenn du, lieber Robert, als dritte Person im Bunde die ganze Zeit dabei gewesen wärst. Ein paar mal eierten die beiden doch etwas hilflos um das Thema Gothic und Schwarze Szene herum und im Bezug auf die Begeisterung über Einflüsse wie das viktorianische Picknick, irgendwelcher Fetischkram oder Knicklichtgrufties rollten sich mir schon auch etwas die Fußnägel hoch.
Andererseits… Vielleicht ist es auch gut so wie es ist. So bleibt zumindest die Membrane intakt, welche in den tieferen Schichten der Szene doch noch für ein Klein wenig Zuflucht sorgt, indem sie die Hauptaufmerksamkeit auf die schwarze Oberfläche und ihre verschiedenen (teils kuriosen) Spielarten lenkt. ;-)
Ja, genauso würde ich das auch betrachten. Ich habe nämlich gar keine Lust, die tieferen Schichten zu erklären, weil das die Hörer (jedenfalls die Zielgruppe dieses Podcasts) gar nicht interessiert. Gothic war nur ein Teil dieser Ausstellung und beschäftigt sich lediglich mit der ästhetischen Wirkung, nicht aber mit den Beweggründen. Etwas tiefer einsteigen kann mit dem Buch zur Ausstellung und mit dem Interview, das ich dafür gegeben haben und das nun auch im Spontis-Magazin zu finden ist.
Das eventuell nicht vorhandene Interesse von Außenstehenden ist das eine. Ich denke viele würden die Szene schlichtweg auch gar nicht verstehen. Die fressen das, was die Medien ihnen über die Schwarze Szene vorsetzen und das ist zu Pfingsten leider nun Mal das viktorianische Picknick. Wenn ich sagte, ich fahre nach Leipzig, dann dachten die Leute anfänglich, ich laufe genauso aufgerüscht rum. Sahen sie dann Bilder von mir, war die Ernüchterung groß, weil da kein großer Unterschied zu meinem Alltagslook ist 😂.
Die Szene ist in meinen Augen etwas, was man nicht Mal so zwischen Tür und Angel begreifen geschweige erklären kann, dafür ist sie zu komplex.
Zustimmung auf ganzer Linie. Ich finde allerdings, dass es sich unter der glänzenden, funkelnden und aufgerüschten Oberfläche der Szene ziemlich gut leben lässt. Mir ist aufgefallen, dass es die meisten Menschen auf schlichtweg nicht interessiert, um was für einen Menschen es sich handelt. Die wollen nur ihr Bild bestätigt sehen. :-)
Ja, es muss für manche schon sehr schwer sein, wenn ihr WeltBILD zu bröckeln beginnt, weil sich der vermeintliche kinderfressende Satanist von nebenan plötzlich als total normaler, netter Mensch entpuppt ;-)
Nachdem ich mir das schon eine ganze Weile zur Seite gelegt hatte, habe ich mir gestern nun Mal eine Stunde genommen gehabt und die Folge des Podcast gehört. Ich weiß nicht ob es an meiner verminderten Aufnahmefähigkeit gestern lag, aber so wirklich habe ich den Sinn der Folge nicht verstanden gehabt. An manchen Stellen wirkte es auf mich, als würde der Blinde von der Farbe reden. Mir war das auch alles so sprunghaft. Mal ging es um Goth, dann um Schwarze Szene und dann plötzlich wieder um Gothic. Ich denke manche werden es so wie ich sehen, dass es nicht alles ein und das selbe ist. Viele verwenden „Schwarze Szene“ als Überbegriff für die vielen kleinen Strömungen, die zusammen kommen, während viele mit Goth die frühen Anfänge verbinden und bei Gothic man eher an die 2000er denkt, mit dem Bezug auf Schauergeschichten ect.
Und auch die Abarbeitung der Punkte Optik, Musik ect. wurde mir irgendwie zu querbeet behandelt. Leider konnten die zwei Einspieler, mit Roberts Wissen, das Ruder nicht rum reißen. Vll. wäre es besser gewesen, Robert mehr ins Boot zu holen, statt da im trüben zu fischen und ihm, als Kenner, eine Rolle als Randfigur zu geben.
Ehrlich gesagt hätte ich schon am liebsten nach den ersten Minuten abgeschalten, als das vik. Picknick mit dem WGT in ein Topf fiel. 🙈
Ja, das stimmt. Das war auch die Stelle, wo wir pausieren mussten, als das in einen Topf geworfen wurde. Weil ich aber neugierig war, wie es weitergeht und wie man mich präsentierte, habe ich weitergehört.
Es war bemüht, aber eben nicht vollumfänglich – das habe ich auch nicht erwartet, schließlich ist der Rahmen, in dem das ganze stattfindet, ein völlig anderer. Im Zusammenhang mit der Ausstellung passt das schon, aber für richtige Szene-Mitglieder war das natürlich viel zu dünn.