Lässt sich unsere Gruppenidentität nur auf das Äußere reduzieren? Für eine E-Mail Anfrage des Jugendmagazins „Bento“ habe ich mich jüngst mit dieser Frage beschäftigt. Ich sollte eine kurze Stellungnahme dazu abgeben, ob sich Subkulturen nicht ihrer Gruppenidentität beraubt fühlten, wenn sich die Modeindustrie an ihren Stilen bedient, ohne die Bedeutung zu übernehmen. Leider kommt der nun erschienene Artikel „Was es für BDSMler bedeutet, wenn plötzlich alle Choker tragen“ ohne meine Gedanken dazu aus, woran das liegen könnte, möchte ich herauszufinden.
Gothics, soviel dürfte uns klar sein, haben eine Art Dresscode, der einen ästhetischen Rahmen festlegt, mit dem wir unsere Zugehörigkeit zur Szene demonstrieren und der uns vom Rest der Gesellschaft abgrenzen soll. Doch diese Mischung aus schwarzen Klamotten, Make-Up, Symbolen und Frisuren, die uns äußerlich definiert, ist längst nicht mehr nur uns bekannt. Wie bereits vor ein paar Wochen berichtet, nimmt sich die Modeindustrie das, was sie als angesagt empfindet und macht daraus einen Trend. Lucie Wittenberg, Autorin des Artikels, zitiert dazu eine Expertin:
„Subkulturelle Welten üben immer eine Faszination auf die Menschen aus“, erklärt Antonella Giannone, 48. Sie ist Professorin für Modetheorie und -geschichte und Bekleidungssoziologie an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. „Deswegen hat man angefangen, sie zu imitieren und ihren Stil einer breiten Masse zur Verfügung zu stellen.“
Den Subkulturen gefällt es natürlich nicht, zum Modetrend zu werden. Das liegt auf der Hand. Wenn die Eltern und Erwachsenen genauso rumlaufen wie die Jugendlichen, die sich eigentlich damit versuchen von ihrem Umfeld abzugrenzen, verliert die Subkultur ihre ästhetische Macht. Gothic Nic (21), der nun im Artikel zitiert wird, kritisiert, „dass dunkle Kleidung, Netzstrumpfhosen, Plateauboots und schwarze Lederhosen auf Instagram als „Edgy Style“ verkauft würden, aber für ihn einen Teil seiner Identität ausmachten.“
Er macht aber nicht nur die Modeindustrie dafür verantwortlich, sondern auch die Menschen, die sich dann so herumlaufen und das nur als Teil ihrer Selbstinszenierung sehen würden.
Gemeine Modeindustrie, doofe Menschen, armer Nic?
Für den Gothic, der schon in den 80er dabei gewesen ist, klingt das alles wie ein alter Hut. Spätestens mit den ersten Artikeln in der Jugendzeitschrift Bravo und den Katalogen des Mailorder-Versenders „Bogeys“, war bereits 1989 ein Grad der Kommerzialisierung erreicht, der ständig neue „Poser“ in die Szene spülte. Schon damals. Mitunter leicht zu erkennen an fehlender Kompromisslosigkeit hinsichtlich Haarfarbe, ausrasierten Seiten, Piercings, Tattoos oder bestimmter Kleidungsstücke.
In den folgenden Jahren begann ein stetes Wettrennen zwischen Modeindustrie, gesellschaftlicher Akzeptanz und den Gothics, die durch immer neue Experimente und Extreme versuchten, ihre so heiß geliebte Abgrenzung aufrecht zu erhalten. Heute erleben wir, dass man sich rein äußerlich kaum noch vom Mainstream abgrenzen kann, denn mittlerweile ist nahezu alles, was der Gothic in seinem Kleiderschrank hängen haben könnte, auch in den bunten Schränken der Nation zu finden. Vor allem im Alltag, wenn der Gothic nicht durch beeindruckende Skills wahre Kunstwerke in Gesichter zaubert oder in selbst geschneiderten und aufwändigen Roben durch die Weltgeschichte schreitet.
Das erkennt auch der Artikel und schlussfolgert: „Wir gehen morgens im Büroutfit zur Arbeit und abends im Gruftilook zu einer Szeneveranstaltung. Früher bedeutete Punk oder Goth zu sein, sich insgesamt der Kultur zu verschreiben. Man zog die Plateauboots und den Ledermantel an wie eine zweite Haut. Die man erst ablegte, wenn sich die eigene Identität veränderte – aber nicht nur, weil Feierabend war.“
Doch wie bereits erwähnt und auch in meiner Stellungnahme geschrieben, das ist nichts neues. Schon mit den Punks standen die ersten Poser auf Matte. Malcom McLaren und Vivienne Westwood waren die erste Designer, die daraus Ende der 70er Jahre einen Trend formten. Es erscheint mir also schon ein wenig nostalgisch, wenn Gothic Nic das kritisiert und die zweite im Artikel aufgegriffene Subkultur der BDSMler (was ja eigentlich eine sexuelle Spielart ist) es wichtig findet, die „Echten“ von den anderen zu unterscheiden. Alte Probleme, neue Namen.
Warum das Äußere schon lange nicht mehr reicht, sich abzugrenzen
Warum beschweren sich die Subkulturen also, wenn alles schon mal dagewesen ist? Und: Reicht das Äußere überhaupt aus, um sich eine Subkultur zugehörig zu fühlen?
Ich würde meinen: Das reicht schon lange nicht mehr aus. Eigentlich hat es noch nie ausgereicht. Den Kampf, durch das Äußere die Erwachsenen auf Distanz zu halten, die Eltern zu schocken und zu demonstrieren, das man sich anders fühlt, ist schon lange verloren. Der KIKA zeigt in seiner eingekauften Serie „Die Regeln von Floor“ eindrucksvoll, wie sinnlos das ist.
Die Gothics erkannten früh, dass sich ihr Äußeres auch mit Inhalten und Verhaltensweisen füllen mussten. Mit Kruzifixen um den Hals und Pentagrammen als Schmuck konnte man schnell die Religionswächter und besorgte Eltern auf den Plan rufen, später posierte man dann mit Särgen, auf Friedhöfen und beschäftigte sich mit allerlei abseitigem und morbidem Gedankengut. Alles was tot ist, fand man toll, Horrorfilme waren cool und romantisch-blutrünstige Vampirfilme hinreißend. Und ja, natürlich, da war dann auch noch Musik! Melancholie und Todessehnsucht!
Gothic ist 2019 keine Jugendkultur mehr, sondern eine Subkultur, die über das Äußere weit hinaus geht. Natürlich, über das Äußere symbolisieren wir eine Art von Zugehörigkeit, aber die Gruppenidentität beruht heutzutage nicht mehr allein auf dem Äußeren. Vermutlich hat sie das sogar noch nie. Es geht dann doch ein bisschen mehr dazu, einen „Wellenlänge“ zu finden, auf das Gleiche gemeinsam neugierig zu sein, sich mit den selben morbiden Dingen auszukennen und zu den gleichen Liedern auf der Tanzfläche umherschlurfen, um die Musik „ganz tief in sich reinkriechen zu lassen„. Alle die, die sich mit ein bisschen Schminke und schwarzen Klamotten „Gothic“ fühlen, sind es nicht, sie sehen nur so aus.
Ihr wisst schon, was ich meine. In der Summe der Dinge können wir uns immer noch ganz prima abgrenzen. Was meint ihr, wird unsere Gruppenidentität wirklich dadurch gefährdet, das der Mainstream sich am Wochenende in ein „Gothic-Outfit“ wirft?
Antonella Giannone spricht im Bento-Artikel von „Part-Time-Subkultur“ und vermutet einen Zwang, mehrere Identitäten zu pflegen. Ich kann dem nicht wirklich zustimmen und tatsächlich finde ich den Artikel auch ein wenig oberflächlich. Und das sage ich nicht nur, weil mein Stolz gekränkt ist, weil man meine Stellungnahme nicht erwähnt hat.
Ich vermute einfach, meine Stellungnahme blieb unberücksichtigt, weil sich nicht zum Tenor des Artikels passt und nicht eindeutig sagte: „Wir sind unserer Identität beraubt wurden!“ Sind wir nämlich nicht.
Traurig finde ich allerdings, dass das Archiv der Jugendkulturen auf seiner FB-Seite den Artikel unkritisch übernimmt, denn die sollten solche Dinge doch ein wenig differenzierter sehen. Da ist dann mein Stolz allerdings etwas gekränkt, denn schließlich schreibe ich seit einigen Jahren immer wieder über Jugend- und Subkulturen und ganz ähnliche Themen, bis selbst Mitglied des Archivs und werde nirgendwo mit einer Silbe erwähnt.
desto älter ich werde, desto weniger messe ich einem Outfit Bedeutung bei. Ich kleide mich so, wie ich mich fühle, wie es mir angenehm ist. Da haben Mützen mit Hörnern, aufwendige Frisuren und barocker Schick keinen Platz. Ich trug nie Pikes, ich fand „steht mir nicht“. Ich trug nie XXXXL Boots, steht mir nicht. Wenn mir etwas steht, zieh ich es an- wenn nicht, dann nicht. All die Jahre, konnte ich beobachten, wie sich Gothics gegenseitig an Outfits selbst übertrafen. Aber macht dies die Gothic(anti)kultur aus? Das würde ich inzwischen eher verneinen. Die ersten Gothics die ich kennen lernte, waren nur Partygrufts. Sahen toll aus, waren aber elitär und bisschen arrogant, richtige echte Gruftis. Inzwischen sind die alle nette bunte Menschen, die artig jeden angesagten Schick der 08/15 Modewelt mit machen. Wenige Jahre später, gab es eine Generation, die waren im Durchschnitt 2 Jahre jünger als ich, die hauptsächlich melancholisch veranlagt waren. Nach meinen Beobachtungen, begann kurz nach dieser Generation, der Wandel zur reinen Outfitkultur. Ich selbst, brauch all diesen Schick nicht mehr. Schwarze Hose, schwarzes Oberteil, ohne Besonderheiten. Reicht mir völlig aus. Ich hab auch beobachtet, desto extremer das Outfit, desto weniger steckt dahinter. Ich bin unauffällig, seit ich 16 bin. Die Band Rosa Crux ist seit Mitte der 80ger Jahre unauffällig und immer noch da, während die ganzen aufgesetzten trendy modechicks immer nur paar Jahre dabei sind. Klar es gibt immer Ausnahmen. Ich find halt, dieser ganze Outfitwahn, desto extremer desto besser, ist Zeitverschwendung und macht die Leut die sich so präsentieren, noch unglaubwürdiger. Nema :D
Ich messe dem Outfit Bedeutung zu. Denn ob es Derjenige will oder nicht, es sagt etwas über ihn aus, und sei es nur „Ich interessiere mich nicht für Mode“ oder „Ich bin gerne unauffällig“. Und diese Sätze passen beim besten Willen NICHT zu einem Grufti alter Schule. Muß natürlich auch keiner sein.
Einen schicken Namen haben sie da bekommen, die „Part-Time-Subkulturisten, wir nannten sie früher einfach „Pseudos“. Wie umfassend Jemand Lust hat eine Subkultur auszuleben, sei ihm belassen, es ist jedoch zu viel verlangt, wenn die „Verkleidungskünstler“ dann noch Ernst genommen werden wollen oder sich anmaßen für die Szene zu sprechen. Echte Szene erkennt sich zwar eh immer gegenseitig, aber die Poser und „Ich mag nur die Outfits“- Menschen sind zahlenmäßig mittlerweile leider als Massenphänomen einzustufen. Einziger Trost: Die globalisierten Instagram- People machen es nicht nur mit der Gothic-Szene so, sondern eigentlich mit allem. Heute veganer Hipster, morgen verruchter BDSM-Goth. Verwirrt, verloren: Alles ist verfügbar, aber nichts wird wirklich gefühlt. Darum auch so schnell wieder ausgetauscht. Optische Perfektion gegen innere Leere.
Gott sei Dank bin ich altmodisch! Ich fühle es – seit Jahrzehnten – und darum erstreckt es sich auch DAUERHAFT auf ALLE Lebensbereiche – geht gar nicht anders :smile:
Robert, ich gebe dir absolut Recht. In der Summe können wir uns nach wie vor prima abgrenzen, denn erst das Gesamtpakt aus Aussehen, Interessen und Verhaltensweisen, usw macht uns doch zu dem, was wir sind und sein wollen. Das Aussehen alleine kann und darf doch nicht der Messwert sein, durch den wir uns von der breiten Masse zu unterscheiden versuchen.
Umso weniger verstehe ich es, wenn Mitglieder einer Subkultur konsequent vor dem zu fliehen versuchen, was die bunte Modewelt sich aus einer Szene herauskopiert und als Trend im Mainstream zu verankern sucht. Ich gebe zu: Auch ich knirsche das ein oder andere mal leicht genervt mit den Zähnen wenn ich bei meiner Arbeit oder in der Freizeit Menschen der bunten Masse begegne, die sich allein durch das tragen ihrer Doc Martens und einer Lederjacke total rebellisch fühlen, obwohl beides schon in den frühen Jahren unserer Szene quasi zur Standartausrüstung gehörte. Genauso verdrehe ich die Augen, wenn ich Videos vom WGT oder so sehe, in denen Leute präsentiert werden, die ganz offensichtlich nichts mit der Szene zu tun haben und das WGT lediglich für eine zweite Karnevalsveranstaltung zu halten scheinen. Aber daraus als Konsequenz zu schließen, dass ich jetzt meine „zweite Haut“ in die Ecke knüllen und mir was neues aus den diversen Szenekatalogen aussuchen muss, um mich wieder abzugrenzen, erscheint mir doch etwas wirr. Um nicht zu sagen, wäre dies für mich ähnlich dem Zwang stets dem aktuellen Trend hinterher zu hetzen. Nur halt irgendwie anders herum, indem man stets davor flieht. Ich hoffe du verstehst, was ich damit versuche auszudrücken ;)
Damit will ich jetzt übrigens nicht sagen, dass ich strikt gegen Veränderungen des eigenen Outfits bin. Wenn dies geschieht, weil sich der Geschmack im Lauf der Jahre verändert hat, dann habe ich damit per se kein Problem. Ich finde es halt nur falsch zu glauben man müsse dies tun, da man sich sonst nicht mehr vom bunten Mainstream abgrenzt. Zumal wir doch alle mehr oder weniger die Erfahrung gemacht haben dürften, dass Trends der Modewelt selten auf Ewig erhalten bleiben. Will heißen: Früher oder später grenzen wir uns auch optisch ganz von alleine wieder von den anderen ab.
Um damit abschließend noch deine Frage zu beantworten: Nein, der Mainstream kann unsere Gruppenidentität nicht gefährden, selbst wenn er sich am Wochenende in ein Gothic-Outfit schmeißt. Die Gruppenidentität können wir uns höchstens selber kaputt machen, indem wir uns immer wieder von neuem auf den Wettlauf mit der gesellschaftlichen Akzeptanz und der Modeindustrie einlassen, anstatt einfach das zu tun, was wir schon immer getan haben: Unser Ding durchziehen. :)
Nossi : Wenn wir aber nun – spinnen wir Deine Idee weiter – völlig ohne einen Äußeren „Code“ dastehen, verlieren wir dann nicht als Subkultur an Bedeutung? Verschließen wir nicht den Weg für diejenigen, die über den Wechsel ihrer Garderobe letztlich den Weg in die Subkultur gefunden haben? Und – um auf das einzugehen was BlueLotus so treffend anmerkt – berauben wir uns damit nicht unserer eigenen Botschaft?
Lasst uns Ruhe! Sprecht uns nicht an! Wir haben nichts zu lachen! Die Welt ist so schlecht, dass man jeden Tag Trauer tragen muss!
Auffallen um abzuschrecken ist tatsächlich ein ganz wichtiges Element der Gothic-Szene. Sie bestimmt zwar (nicht mehr) die Gruppenidentität allein, dürfte jedoch als wichtiger Eckpfeiler gelten. Abgesehen von Partys, auf denen die Poser herumtreiben und den Festivals, die von Karnevalisten überflutet sind, haben wir ja noch den Alltag. Und da funktioniert der Gothic-Style dann doch noch sehr gut, wie ich finde. Ich bekomme bis heute nichts von Werbeständen im Supermarkt angeboten. ;)
Robert wie so oft, habe ich mich vermutlich mal wieder nicht deutlich genug formuliert. Interessiert man sich für gewisse Dinge, sind gewisse Dinge wohl selbstverständlich. Das ein Nossi wild und finster ist, versteht sich von selbst :D Ich wollte lediglich anregen, nicht alles wo „gothy markenklamotte“ drauf steht, sieht schick aus, im Gegenteil, richtig bescheiden sogar. Nicht jeder muss wie ein typischer barockgraf, deathrocker, ebmler etc aussehen und genau hier liegt der Hund begraben. Es gibt immer noch zu viel Nachgeäffe, ich bin für uneingeschränkte Individualität und die sehe ich bei Gleichaltrigen oder jüngeren immer seltener. Style XY – fertig. Das hat Blue Lotus schon sehr trefflich formuliert. Es wird nicht mehr gelebt, es wird nur noch gekauft. Kauf dir dein Gothdasein. Du brauchst dein Gehirn nicht anzustrengen, brauchst dich nicht selbst finden, kauf dir deine Individualität. Es spielt doch überhaupt keine Rolle, ob du dir ein schickes Seidenhemd ohne Barock und ohne gothicana Etikett im beliebigen Bekleidungsgeschäft käufst oder ob du die neueste Killstarcollection trägst. Es spielt keine Rolle. Auch die Frage des Haarschnittes spielt keine Rolle. Dir steht sidecut/undercut nicht? Alles gut, dann lass es auch. Da fällt mir ein, darf man nur unauffällig herum laufen, wenn man Musiker ist? Ich denke da an Goethes Erben, Nosferatu oder Garden of Delight /aka Merciful Nuns. Dezent Noir geht auch. Es muss nicht immer gleich Zombie-boy extremo sein. Mir ist aufgefallen, das doch recht viele mit meiner Bekleidung Probleme haben, eben weil ich keinen aktuell trendy schick habe und auch keinen Bock drauf habe – / lange wilde Haare, dezent bleich, nicht zu stark, meine Lieblingshose ist übrigens vom Bekleidungsgeschäft neben an, sehr edle robuste Anzugshose, die Budapester sind aus England, die Ringe sind aus China und Frankreich, die Totenkopfjacke hat mir meine Freundin gemacht :D steht mir hervorragend. Ich brauch keinen Dutt, keine „gothy schick herbstkollektion von firma xy“ und schon gar keine barocken Grafengewänder und das man anno 2019 noch aussehen muss wie Johnny Slut, …kann man, muss man aber nicht, man kann auch seinen eigenen Stil finden, kopieren, ist langweilig.
Warum trage ich keine hellen Farben?
Weil ich die Welt, mich selbst und das Leben nicht in hellen Farben sehe.
Nossi : Da bin ich völlig bei Dir. Unsere Wellen schwingen in der selben Frequenz. Faustregel: Wenn der Stand im Supermarkt allen Kunden ein Stück Ananas anbietet, nur Dir nicht, hast du alles richtig gemacht. Wenn die Leute Dich nicht ansprechen, was auch immer sie zu vekaufen haben, hast du alles richtig gemacht. Egal welche schwarzen Klamotten du anhast. Und hey! Wenn du selbst in deiner Arbeitskluft, die bei mir aus einem blauen Overall besteht, als Gothic identifiziert wirst, hast du alles richtig gemacht :-)
Yorick : Hugh! Yorick hat gesprochen, wo darf ich Deine Petition der Düsternis unterschreiben? Ist es vielleicht sogar genau das was uns von denen untescheidet, die sich schwarz anziehen, weil es „Edgy“ aussieht?
@Robert:
Nix gegen edgy per se.
Aber es besteht ein Unterschied zwischen edgy aussehen und edgy sein.
Ich sehe es genauso wie die Mehrheit hier: nicht die Kleidung allein macht den Grufti, andererseits macht der Grufti mit seiner Kleidung (und sonstigem Äußeren) meist Dinge, die den Grufti also solchen identifizierbar machen, selbst wenn nicht alles schwarz ist. Karnevals-Pseudo-Goths sind im Alltag schnell enttarnt, Szenezugehörigkeit wird im Umgang miteinander oft schon nach sehr kurzer Zeit offenbart, weil eben mehr als nur die Kleidung dazugehört und man als Szeneangehöriger die Signale zu lesen weiß (sofern man lange genug dabei ist). Hipster oder Fashion Victims können noch so viel Schwarz tragen, man erkennt sie trotzdem sehr schnell als das, was sie sind.
Ich selbst trage im Alltag aus Bequemlichkeit, Altergründen und weil ich gelegentlich auch mit Kunden zu tun habe, eher das, was man vielleicht als „corporate goth“ bezeichnen könnte, fast ohne Schmuck oder sonstige Szenesymbole. Allerdings ist mein Kleiderschrankinhalt so schwarz, dass ich selbst mit viel Licht nur die Hälfte klar sehe, mit kleinen Ausnahmen in der Socken- und Accessoires-Schublade. Das reicht mir aus, um mich äußerlich von der Mehrheit der Gesellschaft abzugrenzen. Und ich werde wirklich nicht oft angesprochen. Kann aber auch an meinem Gesicht liegen…
Und auf der anderen Seite bediene ich mich dann auch gern mal aus dem Angebot des neuesten „gothic“ Trends der Modewelt, denn wer sagt, dass die Sache nur in eine Richtung funktioniert? ;)
einen vorteil hat’s doch wenn „gothic“ modern ist, mann findet dann auch größeren größen was bei c&a und co. für mich, auch wenn es doch nur schwarze jeans und schwarzes band t-shirt im alltag sind, hat es schon eine bedeutung. eine gewisse abgrenzung und manchmal die leise hoffnung, wenn jemand im band t-shirt rumläuft, sich auch für diese musik interessiert und man sich darüber unterhalten kann. kann natürlich auch nach hinten losgehen und man trifft auf jemanden der von musik gar keine ahnung hat. aber um auf das eigentliche thema zurück zu kommen. Sich anders zu kleiden gehört für mich als ausdruck meiner haltung einfach dazu.
gagates : Ich finde es aber fast spannender Dinge zu „Gothic“ zu machen, wo nicht „Gothic“ drauf steht. C&A ist da (war früher noch besser) eine super Quelle für derartige Suchaktionen. Außerdem muss ich gestehen, dass mir die meisten Sachen wo „Gothic“ draufsteht zuviel Dinge drin sind, die ich am Outfit nicht mag. Cargohosen mit D-Ringen oder künstlich zerstörte Pullover und Hemden :)
Oh ja, das geht mir häufig ähnlich. Da werden dann auf an und für sich schicke Sachen ganz klischeehaft Totenköpfe, Fledermäuse, Kreuze oder Pentagramme drauf gedruckt, oder ein paar platte Sprüche, und schon hab ich keine Lust mehr, das Teil zu kaufen. Oder bei Schuhen, die eigentlich ganz cool aussehen, werden viel mehr Nieten oder anderer Schnickschnack als nötig untergebracht. Manchmal ist mehr eben weniger…
Und das ist genau der Grund, warum sich in meinem Schrank nur genau 1 Teil aus einem Gothic Shop befindet. Das Teil ist so schlicht, dass man es auch bei C&A verkaufen könnte :D