Die Gothic-Szene ist eindeutig männlich dominiert. Jedenfalls auf der Bühne. Das klingt logisch, denn die Szene selbst zählt nach einschlägiger Fachliteratur und eigener Erfahrung mehr Frauen als Männer. Die Konsequenzen: Auf der Bühne dominiert das männliche Geschlecht als Überbringer des Gothic-Gedankens. Werfen wir ein Blick in die aktuellen Deutschen Alternative Charts, scheint sich das Bild zu bestätigen. Deine Lakaien, Schandmaul, Blutengel, Hocico oder auch der auferstandene Robert Smith, der bei den Crystal Castles behauptet, er sei nicht verliebt. Alles Bands, bei denen ein Mann als schwarze Galionsfigur die überwiegend weibliche Szene begeistert.
Heute ist Weltfrauentag und tatsächlich gönne ich den Frauen eine Szene, in der sie dominieren. Ja, ich gehe sogar noch einen Schritt weiter, ich möchte noch mehr Frauen! Vor allem auf der Bühne, denn da sieht es, wie Eingangs erwähnt, ziemlich männlich aus. Adrian Hates, Ville Valo, Johan Edlund, Chris Pohl oder Sven Friedrich – es regiert dunkles, düsteres, androgynes und blasses Testosteron, Frauen werden meist in die zweite Reihe verbannt oder sind dazu verdammt, lasziv zu präsentieren wie eine weiblich dominierte Szene auszusehen hat. Östrogene, die weiblichen Sexualhormone, sind am Mikrofon unterrepräsentiert.
Erinnern wir uns an die frühen 80er, zeigte sich ein subjektiv anderes Bild. Im Zuge des Punk (jeder kann Musik machen) und der Neuen Deutschen Welle (nicht jeder kann Musik machen) entwickelten sich einige vielversprechende Bands, die nicht nur optische durch ein Frau repräsentiert wurden (Siouxsie Sioux, Anja Huwe) sondern die auch hauptsächlich aus Frauen bestanden (Malaria!). Manch andere benannten sich auch gleich nach dem, was sie auf der Bühne verströmten.
Und heute? Vielversprechende Frontfrauen sind vorhanden, leider scheinen die kaum präsent zu sein, wenn man von einzelnen Ausnahmen im Genre Gothic-Metal absieht, wo Frauen nicht nur Stilmittel der Musik sondern auch Vermarktungsinstrument einer neuen Weiblichkeit sind. Zynisch gesprochen. Mit Zola Jesus, Emilie Autum (die nenne ich nur der Quote wegen), Lisa Gerrad oder Monica Richards gibt es durchaus vielversprechende Frauen, die nicht nur gut dastehen, sondern auch pures Östrogen ins Mikrofon hauchen. (Bis auf Emilie Autum, die nannte ich nur wegen der Quote). Nehmen wir die aktuelle Auswertung zum Gothic Friday zur Hand, so zeigt sich das die meist gefragtesten Leute aus der Szene Männer sind, selbst Gothic-Männer wollen mit männlichen Ikonen reden. Das könnte an der jahrelangen Konditionierung liegen, wer weiß. Ist es die sexuelle Komponente das Männer auf der Bühne dominieren um den weiblich dominierte Szene in Verzückung zu versetzen? Mag sein.
Andere Szenen haben es besser. Wirklich. Das mag daran liegen, das dort das meiste Testosteron VOR der Bühne von der Decke tropft. Heute ist Weltfrauentag, ich erwähnte es bereits beiläufig. Liebe Gothic-Frauen, macht was draus! Ihr habt es in der Hand zu zeigen, das ihr euch nicht unbedingt in Fummel aus Lack und Leder zwängen müsst um auf der Bühne Aufmerksamkeit zu erhaschen während ihr das Tanzbein schwingt. Viele talentierte Frauen auf der Bühne spiele Instrumente, gründet doch mal eine eigene Band, Sängerinnen findet ihr reichlich: Shan Dark, TKindchen, Koffinkitten, Melle Noire, Simone, Grabesmond, Madame Mel, Sibel oder auch ASRIanerin haben sich dazu schon bereit erklärt.
Ich wäre bereit. Erwartungsvoll. Neugierig. Auch wenn dieser Artikel sich von einer gewissen Ironie nicht freisprechen kann, so schwingt zwischen den Zeilen viel Meinung mit. Eure eigene Meinung dazu könnt ihr euch selbst bilden, besser noch: Schreibt sie als Kommentar unter diesen Artikel. Frauen und Männer gleichermaßen, denn Spontis ist geschlechtslos, ich schreibe hier nur öfter.
Sag mal, bist du eigentlich wahnsinnig?! :-) Ich will keine Frauen auf der Bühne. Ich will Sven Friedrich und Adrian Hates und vor allem Peter Spilles anschmachten. Was habe ich davon, wenn da ein Weib steht und mich mit ihrer hohen Stimme quält? Nein, nein, nein. Ich nutze den Weltfrauentag, um mein Recht auf männliche Gothic-Götter mit kellertiefen Stimmen einzufordern. Jawoll!
Och, mich würden mehr Frauen auf der Bühne auch nicht stören *gg*, aber was mich schon lange wundert ist daß hauptsächlich XY-Träger sich gern androgyn präsentieren, während bei der Doppel-X Fraktion das eher selten ist.
Schade auch irgendwie.
Mag aber Ansichtssache sein, ich bin ja bekanntlich kein so großer Freund der Heteronormativität ;)
BTW hab ich zu dem Thema grade ein recht gutes Buch von Dunja Brill rumliegen, wen ich mich mal durchgekämpft habe gibts auch ein paar Worte dazu :)
Also erstmal Danke für diesen Frauentagsartikel. Das hat was! Ich find es interessant, das mal so zu betrachten und auch das Ergebnis ist doch irgendwie verblüffend: mehr Frauen in der Szene, aber weniger Frauen auf der Bühne. So hab ich das noch gar nicht gesehen ,aber wenn ich drüber nachdenke, hast du da mit letzterem definitiv recht. Ich hätte allerdings gedacht, dass es in der Szene doch irgendwie ausgewogen ist. Jedenfalls kann ich da in Discos und bei Festivals/Konzerten keine weibliche „Übermacht“ entdecken. Sind natürlich keine repräsentativen Stichproben ;o) sondern nur eine subjektive Beobachtung, ein Gefühl.
Was Bands angeht, so macht es die Mischung. Wenn ich Dead Can Dance höre und Faith and the Muse sehe, dann bin ich genauso glücklich wie mit tiefen männlichen Stimmen und Frontmännern. Ich will nicht nur Männer wie Orphi, es müssen aber aus meiner Sicht auch nicht zwangsläufig mehr Frauen werden. Also, ich habe da bisher nichts vermisst. Aber deine Forderung nach Östrogen, Robert, war ja auch ironisch und im übertragenen Sinne und auf der Frauentags-Metaebene gemeint ;o)
Ich bin noch immer entsetzt, paralysiert, quasi völlig aufgelöst wegen dieses Artikels. Das könnt ihr doch nicht machen. Bitte keine Frauen auf die Bühne!
@Rosa
Androgyne Männer finde ich mitunter richtig toll. Frauen mit androgyner bis männlicher Ausstrahlung finde ich jedoch einfach nur gruselig. Begründen kann ich das allerdings nicht. Welches Buch ist das denn? Würde mich interessieren.
@shan dark
Mensch, ich dachte, wenigstens DU unterstützt meine Gegenkampagne „Pro männliche Gothic Götter“. ;-) Die Männer können doch das Publikum anschmachten – da gibt es offensichtlich überwiegend Frauen, was ich ja nicht bemerke, weil das Testosteron auf der Bühne meinen Blick einfängt.
Und da soll die holde Weiblichkeit noch einmal sagen, sie wäre benachteiligt.
Doch auch ich falle der geschätzten orphi mit bewusster Bösartigkeit in den Rücken und bekenne mich zum privaten Boykott der »Pro männliche Gothic Götter«-Kampagne. Was nützt es mir im Publikum einige interessante Blicke einfangen zu können, wenn man aufgrund von dicht gedrängten Menschenmassen und dem Bühnenprogramm ohnehin nicht wirklich etwas davon hat.
Und derartige Schmachtbubis wie Ville Valo und Chris Pohl kann ich eh nicht an Vertreter ernst nehmen. Die Mädels können dahingehende Reize auf den Konzerten aufschnappen und mit in die Atmosphäre einweben und unsereins….unsereins kann von Glück reden, wenn der Knabe auf der Bühne wenigstens Charisma besitzt. Ansonsten bleibt einzig und allein die Musik. Außer man ist schwul. Dann hat man natürlich den Hauptgewinn. Begeistert die Mädels aufgrund seines unvoreingenommenen Charakters und kann sich an der Testosteronentladung auf der Bühne erfreuen.
Es wirklich allzu schade, dass sich nicht mehr Mädels auf die Bühne trauen. Zwar bin ich schon froh, dass es einige gelungene Duette gibt. Da ich dieses reizvoller finde als alleinigen Freuengesang, aber dennoch kann man die Projekte mit der Lupe suchen, in denen eine Frau das Zepter führt.
Warum eigentlich? Ist das Wesen der Musik und der Bühne für die weibliche Mentalität zu aggressiv oder zu extrovertiert? Oder sind alle zu sehr damit beschäftigt im Publikum die Männlichkeit anzuhimmeln. Vielleicht ist das als Umkehrschluss der Grund dafür, weshalb so viele Kerle Musiker werden wollen…
zu Rosa Chalybeia:
[…]aber was mich schon lange wundert ist daß hauptsächlich XY-Träger sich gern androgyn präsentieren, während bei der Doppel-X Fraktion das eher selten ist.[…]
Ich hatte da mal eine Theorie zu. Womöglich ist es aufgrund evolutionärer Polung so, dass die Weiblichkeit an sich als Symbol des Feinsinnigen und Schönen gilt. Der Sinnlichkeit und Beschwingtheit. Während der Mann einfach nur der war, der die Mammuts angebrüllte und dessen Körperbehaarung permanent nach Langlauf stank.
Und gerade der Aspekt der Sinnlichkeit ist in jener Szene stark vertreten. Frauen besitzen dieses von Grund auf, grobschlächtige Mannsweibern einmal außen vor genommen. Und wenn ein Mann dieses Ideal vertreten will, so wandelt sich dieser zwangsläufig zum androgynen Wesen. Da das Feinsinnige das männlich markante neutralisiert. Ansonsten einmal solche Knaben fragen, die werden so wissen…mit viel Glück.
Das was mich immer wunderte ist, dass man kaum Schränke (Typen mit über dem Durchschnitt liegender Muskelmasse) sieht. Selbst unter martialischen Uniformen verbergen sich oft genug nur Suppenkasper. Man findet dürr, wobei mir Kerle Angst machen, deren Oberarme denselben Durchmesser besitzen wie meine Handgelenke, man findet schlaksig, normal, speckig in allen Variationen. Man findet mit viel Glück drahtig…aber Schränke findet man in dieser Szene kaum. Vielleicht ist das dem geneigten Goth-Girlie auch zuwider.
Übrigens ein Kritikpunkt, den ich an alle paramilitärischen Szenekasper stelle. Kampfcyber, Uniformierte oder Kommando-Parodien wirken einfach nur lächerlich, wenn man der Gestalt unter der Klamotte ansieht, dass dieser nicht einmal einen Kasten Wasser die Treppe hoch tragen kann, ohne zusammenzubrechen.
Die Feinsinnig-Schön-Theorie klingt schlüssig. Die perfekte Mischung wäre nun feinsinnig, schön und Mammuts anbrüllen. :-) Das mit dem Suppenkaspar in Uniform ist etwa so albern wie das mit dem grauen Mäuschen im Lack-Minirock. Es passt halt nicht zusammen und – ich wiederhole mich – sieht nach Karneval aus.
Ich kenne übrigens eine ganze Menge Sängerinnen aus dem Rock-Genre. Sie haben alle einen ziemlich rustikalen, männlichen Touch a la Doro. Zufall?
zu orphi:
[…]Die perfekte Mischung wäre nun feinsinnig, schön und Mammuts anbrüllen[…]
Könnte sogar als Jagdstrategie funktionieren, man muss dabei nur lange genug warten und ernst gucken, bis sich das Mammut totgelacht hat. Wäre zumindest nicht so ansträngend wie brüllen und hinterher rennen. Oder in die Enge treiben.
[…]Ich kenne übrigens eine ganze Menge Sängerinnen aus dem Rock-Genre. Sie haben alle einen ziem¬lich männlichen Touch a la Doro. Zufall?[…]
Mit Rock habe ich mich noch nicht beschäftigt, da ich kein großer Freund von Röcken bin. Aber vielleicht ist wirklich etwas dran und Frauen brauchen eine gewisse Anbrüllmentalität, um auf die Bühne zu wollen. Zumindest außerhalb der feinsinnigen, zierlichen Klängen.
[…]Das mit dem Suppenkaspar in Uniform ist etwa so albern wie das mit dem grauen Mäuschen im Lack-Minirock[…]
Dito. Man müsste es jenen einmal schonend beibringen.
Orphi + Guldhan: Sehr amüsant, Euer kleiner Schlagabtausch, hihi.
Zu warten bis Mammuts sich totgelacht haben, das wäre doch mal eine Idee für eine Szene in „Ice Age“.
Doro finde ich allerdings nicht männlich vom Aussehen her, höchstens von der Stimme. Ich find sie sogar weiblich, eben in ihrem Genre vom Stil her. „Männlich wirkende“ Frontfrauen sind für mich eher die von Skunk Anansie oder von den Guano Apes. Die haben auch die „Anbrüllmentalität“.
Als Schrank fällt mir nur einer ein: Rummelsnuff. Den Typ find ich aber eklig. Ansonsten machen auf mich die Jungs von Nitzer Ebb einen recht schrankhaften Eindruck, wiederum im positiven Sinne… Und der Sänger von Laibach & Portion Control, die sind jetzt auch nicht so die dünnen Bürschchen.
Ich glaub, wir schweifen hier schon wieder ab…
Muss ich jetzt dein ganzes Blog durchlesen um zu erfahren warum meine göttliche EA bei dir nur zur Quote taugt? :-)
Wie war ich froh als ich Lisa Gerrard und Monica Richards gelesen habe:) Doch warum taucht denn Elena Fossi nicht auf? *große Augen macht* Faith and the Muse und Kirlian Camera waren für mich mit Abstand die besten Bands des letzten WGT´s. Das mit der Quotenfrau kann ich bei EA durchaus nachvollziehen;)
Dunja Brill hat auf dem letzten WGT auch einen Vortrag zu diesem Buch gemacht (Gothic und die Utopie der Geschlechtslosigkeit) und das war wirklich interessant und empfehlenswert (BTW sie hat auch ein Buch über die kommerzialisierung der schwarzen Bravos).
Dass das Weibliche von Natur aus schöner ist, ist für mich auch ein Fakt, nicht umsonst sind weibliche Akte viel beliebter als männliche. Deshalb ist es für mich auch etwas sehr positives etwas „Androgynität“ in die Materialistisch-Praktische-„Männerwelt“ zu bringen. Wobei man sich auch fragen muss ob Schminke und Schmuck generell etwas weibliches ist.
Doch warum es verhältnismäßig wenige Frauen auf der Bühne gibt kann ich auch nicht wirklich nachvollziehen… Gut im EBM/Industrial/Neofolk Bereich kann ich das schon verstehen, weil die ja doch oft sehr martialistisch daherkommen (Ausnahmen bestätigen die Regel).
Doch dem gegenüber gibt es im Batcave und Neoklassik Bereich durchaus eine recht ausgewogene Mischung würde ich mal behaupten.
Doch können wir doch wirklich froh sein, dass es in der schwarzen Szene allgemein sehr ausgewogen zu geht. Schaut da mal in Metal oder Punk-Kreisen;)
Ich habe eine andere Theorie, was die Damen an den Mikrophonen in der (musikalischen) Szene angeht, denn ich empfinde Männer-stimmen als wesentlich düsterer. Meiner Meinung nach transportiert eine dunkle, tiefe Stimme (z.B Sisters of Mercy) einfach besser morbide Texte und Atmosphäre. Frauenstimmen hingegen assoziiere ich entweder mit Verzweiflung in der Herzschmerz-richtung oder symphonisch-unterlegtem Pathos (siehe die Symphonic-Metal Ecke).
Aber das ist wohl eine eher subjektive These..
@Foxxi: Das will ich aber auch wissen! ;)
Hi!
Mir ist es eigentlich ziemlich wurst,
ob auf der Bühne nun ein Mann
oder eine Frau steht. Hauptsache,
die Musik gefällt mir. :)
Dunkle Grüße
Melle
Orphi: Ich hoffe die Frage, ob ich Wahnsinnig bin, hast du Dir inzwischen selbst beantwortet. Meine Forderung nach mehr Östrogen auf der Bühne bleibt bestehen. Erst wenn du dich davon frei gemacht hast den Sänger anzuschmachten, kann der Text seine volle Wirkung entfalten und du gewinnst ein Stückchen Objektivität zurück. Aber bitte, wenn du weiterhin Kellertiefe Stimmen auf der Bühne anschmachten willst, schmachte ich Zola Jesus an und ergebe mich meiner Subjektivität :)
@Rosa: Androgyn ja, bis zu einem gewissen Grad. Bei vielen artet der Wunsch danach schnell in kranke Gefilde ab. Ansonsten stimme ich Dir zu, die typischen Geschlechterrollen sind überholt, das Spiel damit kann interessant und aufregend sein.
@Shan Dark: Bitte. Frauentagsartikel üben auf mich einen ganz besonderen Reiz aus. Bin ich doch selbst zu 56% weiblich (ein Test im Internet hats verraten!) und gehöre einer von Frauen dominierte Szene an. Zu allem Überfluss beneide ich Frauen auch noch um die Auswahl an Kleidungsstücken die man ihnen feil bietet. Wenn man also so möchte, ist ein Frauentagsartikel ganz in meinem Sinne :)
Guldhan: Endlich ein Mitstreiter! Habt Dank! „Während der Mann einfach nur der war, der die Mammuts angebrüllte und dessen Körperbehaarung permanent nach Langlauf stank.“ Ich brülle heute auch noch Mammuts an, aber ich benutze Rasierer und Deodorant :) Suppenkasper in Uniformen leiden unter einem ganz anderen Phänomen, das unter die Kategorie Push-Up BH fällt, oder wie früher: Socken in der Unterhose. Wohlmöglich leiden die unter ihrem schmächtigen Dasein so sehr, das sie durch die Klamotte versuchen, den letzten Rest Männlichkeit nach außen zu transportieren. Obwohl man an diesem Punkt sicherlich ausdiskutieren könnte, wie Männlichkeit zu definieren ist. Aber das, ist sicherlich Stoff für einen weiteren Beitrag.
@Foxxi: Nein, musst du nicht, solltest du aber :) Ich kann Dir meine Meinung auch in Kurzform präsentieren: Ich halte Emilie Autum für gnadenlos überschätzt.
@Epitaph: Elena Fossi? Wenn, dann habe ich sie vergessen. Sicherlich habe ich auch einige andere Lichtblicke vergessen. Meine Aufzählung ist nicht vollständig und lückenhaft recherchiert. Was hälst du von Elena Fossi’s Soloprojekt „Spectra Paris“? Ich bin mir nicht sicher ob ich die Frau nur bei KC gut finde ;)
@Mophelia: Das sehe ich nicht so. Ich finde den Kontrast zwischen der Weiblichkeit und dem Morbiden genau das Reizvolle. Im Prinzip folgen wir doch bei unserer Einschätzung, Männer=Düster, Frauen=Herzschmerz, genau den Geschlechterspezifischen Rollen, die wir eigentlich doch gar nicht mögen, oder? Ich halte „Kellertiefe“ Stimmen und morbide Thematik für ein Klischee, das es aufzubrechen gilt. Frauen, oder weibliche Stimmen, können ebenso für Poesie, Lyrik oder Romantik stehen, die in vielen Bereichen der Szene weit verbreitet sind. Nico – Das Lied vom einsamen Mädchen Nico ist für mich der Vorreiter genau dieser Verbindung.
Ach so… :-)
zu Shan Dark:
[…]Als Schrank fällt mir nur einer ein: Rummelsnuff. Den Typ find ich aber eklig. Ansonsten machen auf mich die Jungs von Nitzer Ebb einen recht schrankhaften Eindruck, wiederum im positiven Sinne… Und der Sänger von Laibach & Portion Control, die sind jetzt auch nicht so die dünnen Bürschchen[…]
In Ordnung. Der drollige oder eher trollige Rummelsnuff ist ein Schrank. Doch dieser ist auch nicht wirklich ein Inbegriff des Szeneinterpreten. Ich würde sein Projekt, trotz gelegentlich recht guter musikalischer Klänge eher dem ähm…was auch immer ein einordnen. Punk? Oder einfach nur Rummelsnuff.
Nitzer Ebb, nun sportlich, athletisch womöglich oder auch drahtig, aber kein Schrank. Und der Sängerknabe von Laibach? T´schuldigung, aber das ist ein dünnes Bürschchen ;) Nicht schmächtig, aber dünn.
zu Epitaph
[…]Doch warum es verhältnismäßig wenige Frauen auf der Bühne gibt kann ich auch nicht wirklich nachvollziehen… Gut im EBM/Industrial/Neofolk Bereich kann ich das schon verstehen, weil die ja doch oft sehr martialistisch daherkommen[…]
Und gerade das wäre einmal reizvoll. Zwar gibt es dahingehend im Elektro schon einige mit gutem Ruf. Ich schätze mal Anne Clark, Sara Noxx und Elena Fossi sind hierbei auch nicht unbekannt. Doch das was für mich Mangelware darstellt sind jene, die wirklich einmal den Wüterich auf der Bühne loslassen und nicht nur permanent in weiblicher Zurückhaltung und Sinnlichkeit schwelgen.
Einfach als Kontrast, damit man sich beim pogen nicht so ungehobelt vorkommt oder im übertragenen Sinne einfach einmal denken kann: »Wie geil ist das denn« Schließlich funktioniert es ja. Cat rapes dog, ATR und Feshfield mach(t)en es ja vor oder jene fertigen Gestalten. Es muss ja nicht rumgeprollt werden, aber einfach mal die energische Amazone raushängen lassen.
zu Mophelia:
[…]Meiner Meinung nach transportiert eine dunkle, tiefe Stimme (z.B Sisters of Mercy) einfach besser morbide Texte und Atmosphäre. Frauenstimmen hingegen assoziiere ich entweder mit Verzweiflung in der Herzschmerz-richtung oder symphonisch-unterlegtem Pathos[…]
Das klingt in der Tat plausibel. Aber gerade da könnte man einen guten Kontrast schaffend. Doch andererseits. Würden wieder mehr Mädels über die Bühne toben, so wäre das nichts besonderes mehr.
zu Robert:
[…]Was hälst du von Elena Fossi’s Soloprojekt »Spectra Paris«? Ich bin mir nicht sicher ob ich die Frau nur bei KC gut finde[…]
Da gebe ich auch einmal meinen Senf dazu. Spectra Paris ist definitiv hörenswert. Zwar bin ich bzgl. des Albums »License to kill« noch unschlüssig, aber »Dead models society« war definitiv eines der besten Neuentdeckungen des Jahres. Auch wenn das gesamte Projekt recht poppig daherkommt, und bei dem License-Album wohl dann doch zu poppig. Allerdings merkte man auch die Kirlian Camera-Prägung an. Und sie sagte ja auch selbst, dass sie viel von Angelo Bergamini lernt und an Inspiration mitgenommen hat. Jedenfalls sollte Elena Fossi nicht nur mit dem Schatten von Kilian Camera gesehen werden.
[…]Suppenkasper in Uniformen leiden unter einem ganz anderen Phänomen, das unter die Kategorie Push-Up BH fällt[…]
Ich befürchte da hast du recht. Wahrscheinlich lasen die einmal in der Brigitte oder BravoGirl, dass Frau auf den Kämpfertypen steht und unbewusst von der Uniform an sich schon angezogen wird. Um nun einmal vollends den Stereotype zu mimen. Es muss passen. Und wenn ich mich schon in martialische Kleidung oder das Tank-Top hüllen will, dann sollte ich schon schauen, dass ich da auch hineinpasse.
[…]Aber das, ist sicherlich Stoff für einen weiteren Beitrag.[…]
In Ordnung, ich arbeite dann schon einmal an dem Aufsatz für den Kommentar…
@Robert: In Spectra Paris habe ich mich noch nicht sooo stark reingehört, dass was ich kenne gefällt mir aber ziehmlich gut, allen voran das „Mad World“ Cover mag ich sehr gern. Ich weis, dass du nicht alle aufgezählt hast, aber diese Frau musste ich einfach noch erwähnen;)
Achja und *klugscheiß Modus an* im Gothic Metal Bereich gibt es nicht viele Frauen auf der Bühne, wie man bei den größten Bands Paradise Lost, Tiamat und Type O Negative ganz gut sehen kann, denke du meinst Symphonic Metal, ist für mich schon ein Unterschied *klugscheiß Modus aus*
Guldhan:
„Doch das was für mich Mangelware darstellt sind jene, die wirklich einmal den Wüterich auf der Bühne loslassen und nicht nur permanent in weiblicher Zurückhaltung und Sinnlichkeit schwelgen.“
Es gibt aber doch allgmein gesehen nicht allzu viele Bands im schwarzen Kosmos die wirklich loswüten auf der Bühne. Da fällt mir grad ne Band ein:
http://www.youtube.com/watch?v=qSB0dQbdu_o
Die Band mag ich zwar auch, aber ich möchte nicht auf einmal nen neuen Trend solcher „Wutfrauen“ haben;) Aber auch das bleibt letztendlich wieder Geschmackssache
@Epitaph
Die Genitorturers haben auch eine ziemlich heftige S/M Bühnenshow. Darf man da überhaupt unter 18 zum Konzert? Ich glaube nicht :-).
Wir haben also bisher Mannsweiber, Wutfrauen, Quotenfrauen und die Metal-Ecke, in der sich die eine oder andere Frau operngleich austobt. Dann noch vereinzelt ein paar Künstlerinnen wie Zola Jesus, die Robert künftig subjektiv anschmachten wird :-). Reicht doch, oder?
Ich kann Mophelia nur zustimmen: „Frauenstimmen hingegen assoziiere ich entweder mit Verzweiflung in der Herzschmerzrichtung oder symphonisch-unterlegtem Pathos“
Um den Herren aber einen Gefallen zu tun, kann ich noch Leandra empfehlen. Speziell „Art of Dreaming“. Es ist selbstverständlich reiner Zufall, dass Sven Friedrich mitsingt. :-)
zu Epitaph:
[…]Es gibt aber doch allgmein gesehen nicht allzu viele Bands im schwarzen Kosmos die wirklich loswüten auf der Bühne.[…]
Allgemein nicht, das stimmt. Bezieht man es rein auf gothicverwandte Bereiche, so wird sich wirklich in Zurückhaltung geübt.
Doch betrachtet man die Sparte losgelöst von der Masse, so besitzt beispielsweise im Bereich des Elektrokrachs à la EBM und Komplizen jede zweite Band eine solche Mentalität. Und wenn nicht, dann zumindest doch die Groupies. Sowie all jene, die mit dem Sammelbegriff »Neue Deutsche Härte« beleidigt werden, auch nicht gerade mit Schüchternheit agieren.
zu orphi:
Zufälle gibt es, ich bin immer wieder auf´s Neue verblüfft.
Guldhan: Wenn du einmal Geburtstag haben solltest – und ein mal im Jahr ist es soweit – schenke ich Dir eine Tastatur, weil ich schätze dass du einer der wenigen bist der sie schlichtweg verbraucht, anstatt sie mit Kaffee und anderen Nicht-Kompatiblen Flüssigkeiten ruiniert.
Spectra Paris höre ich mir auch gerne an, habe sogar die Debüt-Scheibe erworben, aber ich kann mich immer noch nicht entscheiden in welcher Rolle ich Fr. Fossi besser finden soll. Die poppige, unkomplizierte Ausrichtung macht den Zugang einfacher, worunter Inspiration und Gehalt leiden. Ich weiß es einfach nicht :)
@Epitaph: Der Gothic-Metal Bereich, ist, wie bereits erwähnt, in der Tat Frauenlastiger. Da ich dieses Genre aber nicht wirklich zum Gothic zähle, sondern viel mehr als lebendige Crossover-Kultur zwischen den beiden „schwarzen Welten“ kann ich mich logischerweise mit einer Vereinnahmung nicht recht anfreunden. „Wutfrauen“ ist eine Interessante Wortschöpfung, die einen zunehmenden Trend in der Branche sehr gut abzeichnet, wie du bereits geschrieben hast. Du kennst Flyleaf? Als Beispiel, womit wir aber wieder beim Metal wären. Bleiben wir aber beim Gothic im klassischen Sinne sieht es dünn an der Frauenfront aus, immer noch.
Orphi: Zufälle gibts. Ich gehe als recht in der Annahme das du Frauen als Duettpartner noch duldest? Vielleicht sollten wir dann Zola Jesus und Sven Friedrich zusammen singen lassen, dann wäre alles prima, oder?
Krankheitsbedingte Selbstzerstörung ist nie gut, nur ob der Wunsch nach einem androgynen Erscheinungsbild da so der Hauptfaktor ist denke ich nicht. Bei vereinzelten Leuten sicher, wer sich so eine Krankheit eingefangen hat, leidet eh unter verzerrter Selbstwahrnehmung, bestes Beispiel sind Aussagen betroffener die, obwohl schon auf Haut und Knochen abgemagert, sich im Spiegel immernoch als zu dick empfinden …
Mir fiel generell nur auf daß biologische Männchen in der Szene eher dazu neigen sich ein androgynes Erscheinungsbild zuzulegen, Frauen hingegen sehr selten, da wird eher die Weiblichkeit noch mehr betont. Freilich nichts dagegen, ist nur ganz neutral eine Feststellung.
Androgyne Frauen mpüssen ja auch nicht gleich dem Typus g’standenes Mannsweib entsprechen, auch wenn die Sorte sicher auch irgendwie da drunter fallen mag.
Man sehe sich Annie Lennox an, als Beispiel …
Ja, bei dem genannten Buch von Dunja Brill handelt es sich um dieses: https://www.amazon.de/Goth-Culture-Gender-Sexuality-Style/dp/1845207688/ref=sr_1_2?ie=UTF8&s=books-intl-de&qid=1299753440&sr=8-2
Ich bin auch durch den Vortrag am letzten WGT drauf gekommen, den Vortrag selbst habe ich zwar nicht gesehen – war zu dem Zeitpunkt beschäftigt, aber ich hatte dann aufgeschnappt daß es sich beim Vortragsinhalt eben um Themen aus diesem Buch handelt, da mich solche Thematiken an sich eh interessieren habe ich e smir zugelegt. Ist aber durch die Fachsprache schwer zu lesen, obwohl ich mein Englisch als recht gut einschätzen würde …
Interessantes Buch! Ich glaube die Thematik ist deutlich unterrepräsentiert, ein Buch zu diesem Thema erscheint wie ein Wohltat. Vielleicht werde ich mal einem spontan Kaufrausch nachgehen und mir dieses Buch zulegen, auch wenn ich fürchte, das mein Englisch verbesserungswürdig ist und dem Buch beim ersten lesen nicht gerecht wird :)
Guldhan: „Spectra Paris ist definitiv hörenswert.“ – Kennst Du das Weihnachtsalbum „Christmas Ghouls“? Frau Fossi singt darauf „Stille Nacht“. Ich konnte damit bisher nicht wirklich warm werden.
Schränke im erweiterten gotischen Bereich fallen mir auch nur zwei ein: Peter Steele (der aber ja nicht mehr unter den Lebenden weilt) und Glenn Danzig (wobei ich nicht weiß, ob der ehemalige Misfits-Frontmann heutzutage immer noch so aufgepumpt wie früher aussieht).
Holde Weiblichkeiten hinter dem Mikrophonständer kommen mir hingegen einige in den Sinn: Candia Ridley (Inkubus Sukkubus), Eveghost (Scarlet´s Remains/Christ vs. Warhol), Dinah Cancer (45 Grave), Claire Bannister (Skeletal Family), Lene Lovich, Debra Fogarty (Diva Destruction), Mary Komplikated (Katzenjammer Kabarett)… sicherlich dürften es trotzdem ein paar mehr sein. Ich sehe Frauen am Schlagzeug aber deutlich unterrepräsentierter. Wo sind die Damen, die den Rhythmus vorgeben?
Das Album »Christmas Ghouls« ist ruhig. Wirklich ruhig. Und fast schon zu dünn, um auch außerhalb der Momente friedlicher Weihnachtsidylle Atmosphäre zu besitzen. Doch als entspannende Hintergrundmusik ist es nicht verkehrt.
Und was »Stille Nacht« anbelangt. Nun…seit dem »Frohen Fest« von Unheilig, bei dem ich von meiner Erwartung bösartig betrogen worden war, schockt mich dahingehend so schnell nichts mehr.
Doch es besteht wirklich die Gefahr, dass deren Debüt das einschlägigste Album gewesen sein wird. Ich hoffe einmal nicht, dass dem so werden wird.
Sollte sich allerdings weiter von »Dead Models Society« entfernt und immer weiter in die (Synthie)Poprichtung von »License To Kill« gegangen werden, so werde ich das »Spectra Paris ist definitiv hörenswert« für mich Relativieren müssen. Wäre das dann doch alles zu glatt.
@Marcus: Einige der holden Weiblichkeiten kenne ich auch, leider ist von den meisten nicht viel zu hören oder sie ersticken in halbherzigen Reunions. Wie dem auch sein – und letztendlich ist auch Geschmackssache dabei – finde ich Frauen immer noch deutlich unterrepräsentiert, gerade in den Playlisten der Tempel oder auf einschlägigen Festivals tauchen Namen wie Lene Lovich, Skeletal Family oder auch 45 Grave eher seltener auf. Daher ein vorsichtiges: Ja, es gibt durchaus Sängerinnen, doch wo sind sie nur?
Ich finde ja die Ausstrahlung, die etwa Hurts hat, nicht besonders schön. Das hat sowas Hartes, Konservatives. Mit Gesellschaftskritik hat das dann irgendwie nicht mehr viel zu tun. Mir gefällt eher eine extravagante, romantische Ausstrahlung, wie sie Emilie Autumn, Jessicka oder Siouxsie an den Tag legen.
Spartak hatten mal ’n Weibchen am Mikro, unterlegt mit EBM-Geblubber (Religion, Pour le Grec). Ist aber auch schon 20 Jahre her.
Und dann fehlen mir hier die ganzen Goth-/Wave-Tanten der 80er und 90er. Liz Fraser von den Cocteau Twins gehört da genauso mit rein wie Julianne Regan von All About Eve.
Außerdem noch Leningrad Sandwich, The Vyllies, Malaria, Stimmen der Stille, Asmodi Bizarr, Astaron, Clan of Xymox, Mephisto Walz, Toys Went Berzerk, Requiem in White, Mors Syphilitica, Faith & Disease, The Shroud, Love Spirals Downwards, Lycia, Trance to the Sun, This Ascension, Siddal, Ostia, Dead Souls Rising, The Machine in the Garden, Switchblade Symphony, Diva Destruction, Hatesex, Gille’Loves, Derrière le Miroir, Aurora Sutra oder Passion Noire mit Ulrike Haas. Wenn ich länger darüber nachdenke, fallen mir sicher noch mal so viele ein. Ich kann nicht behaupten, dass es an Damen mangelt(e).
Nicht wieder diese sinnlose Frauen-Quote!
Es ist KEINE Gleichberechtigung, wenn eine Dominanz der Frau gefordert wird
Wenn mir jetzt noch erklärt wird, was eine Frauenquote mit der Dominanz der Frau zu tun hat, ohne dass ich darüber lachen muss, dann winkt sogar ein Leckerli. Und wenn es eine Frage der Kompetenz ist, dann dürfen Frauen gerne dominieren. Zumal dieses am Arbeitsplatz ohnehin der ästhetischere Anblick wäre.
In einem könnte ich allerdings Recht geben: Das System der Frauenquote ist im beruflichen Umfeld eher fragwürdig. Sei es als relative oder gar absolute Regelung. Ist dieses doch der gleiche Sexismus, nur von der anderen Richtung. Da dieses besagt, dass Qualifikation weiterhin dem Geschlecht ungeordnet zu sein hat. Aber solang es die Menschheit noch immer nicht kapiert, dass die Frage nach der Größe der Oberweite einfach nur für´s Bett relevant ist und nicht für den Chefsessel, bedarf es eben solcher Spielchen.
Wieso Gleichberechtigung? Ich fordere weibliche Dominanz! Mir sind Quoten eigentlich ziemlich egal, mir ist nur aufgefallen, dass das musikalische Genre sehr Männerlastig ist, vielleicht weil Moll besser ins Gruftie-Konzept passt. Mir hängen aber die Sonnenbrillentragenden, Cowboybehuteten und Stiefelbekleideten Kerle auf der Bühne zum Halse raus ;)