Ein Leichenwagen ist die adäquate Form der Fortbewegung Automobiler Gothics – finden jedenfalls viele US-Amerikanische Gruftis und gründen bereits erste und dunkle Leichenwagenclubs. „By driving the most gothic car in the world, you can expect the same remarks as you get from people who dont like or understand the gothic subculture […] The funniest thing you can ever do is to tell them that you have a PhD = Professional Hearse Driver.“ 1 Die Ägypter machte es zur Sitte, das ihre Verstorbenen eine geheiligte Stätte besuchten, bevor man sich in ihrer Heimat beerdigte. Manche wollten gar in Abydos beigesetzt werden, wo man das Haupt des Osiris bestattet glaubte. Das erforderte eine ausgeklügelte Transportlogistik und man erfand die Totenbarke, den Vorläufer des Leichenwagens.
Im Mittelalter entdeckte man die Egge als Leichenwagen. Das landwirtschaftliche Gerät, das wie eine überdimensionale Harke funktioniert, wurde umgedreht und die Spitzen der Harken dienten Kerzen als Halterung und der Sarg wurde während der schon damals üblichen Todesmesse darauf gestellt. Später schmückte man dann die Egge mit Tüchern und Blumen und nutzte die freien Spitzen um dem Toten letzte Grüße mit auf den Weg zu geben. 2 Das englische Wort für Leichenwagen „Hearse“ hat auch hier seinen Ursprung, denn es ist vom französische Wort für die Egge herse abgeleitet., das E Später machte man dann Kutschen daraus, die dann nach und nach durch motorisierte Exemplare ersetzt wurden.
Erstaunlicherweise ist der Leichenwagen als solcher die einzige konstante in vielen Kulturen dieser Erde. Denn obwohl sich die Rituale zu Beerdigung teilweise gravierend voneinander unterscheiden, nutzen viele Völker den Leichenwagen um ihre Verstorbenen zu transportieren. Was nun die Faszination als Fortbewegungsmittel ausmacht, ist schnell geklärt. Es ist die perfekte Möglichkeit individuell von A nach B zu kommen. Die Seite leichenwagen.de schreibt: „Ein Leichenwagen ist etwas sehr Besonderes, zum einen kulturell, zum anderen technisch. Bestattungsfahrzeuge spiegeln, genauso wie Bestattungsrituale, die Kultur einer Gesellschaft wider, wie sie mit dem Tod und den Verstorbenen umgeht. Auch die geschichtliche Entwicklung des Umgangs einer Gesellschatft [sic!] mit dem Tod findet sich in den Bestattungswagen. Technisch sind sie seltene und besondere Fahrzeuge, da sie im Regelfall Einzelstücke sind, die von kleinen Firmen in Handarbeit hergestellt werden.“
Dass Menschen, die Gothic zur Lebensphilosophie erklärt haben, einmal einen Leichenwagen als Möglichkeit der Abgrenzung zum „Golf-Fahrer“ sehen würden, war nur eine Frage der Zeit und sicherlich auch eine unausweichliche Entwicklung. Die Jugendkultur der 80er macht nun mal irgendwann mal den Führerschein. Für manche ist das sicherlich die Lächerlichkeit der eigenen Szene-Zugehörigkeit und polarisiert durchaus die Gemüter. Ich finde einen gewissen Hang zur Selbstironie immer erfrischend, extreme Ernsthaftigkeit der eigenen Szene gegenüber führt nicht selten zu einem Tunnelblick, der die Fähigkeit des kulturellen Weitblicks ungemein einschränkt.
Ich finde diese Automobile Außergewöhnlichkeit faszinierend, obwohl ich mir selbst ein solches Gefährt wohl nicht zulegen werde. Ich liebe den subtilen Charme den diese Fahrzeuge verströmen, denn sie bringen das morbide auch über die Friedhofsgrenzen hinaus. Die in loser Folge chronologisch sortierten Bilder sollen euch einen kleinen Einblick in die Geschichte des „modernen“ Leichenwagens geben:
Einzelnachweise
- Quelle: Gothic Portal – Gothic Hearse Cars[↩]
- Vergleiche dazu den Artikel Leichenwagen auf Wikipedia, leider ohne weitere Quellenangabe[↩]
Wizard of Goth – sanft, diplomatisch, optimistisch! Der perfekte Moderator. Außerdem großer “Depeche Mode”-Fan und überzeugter Pikes-Träger. Beschäftigt sich eigentlich mit allen Facetten der schwarzen Szene, mögen sie auch noch so absurd erscheinen. Er interessiert sich für allen Formen von Jugend- und Subkultur. Heiße Eisen sind seine Leidenschaft und als Ideen-Finder hat er immer neue Sachen im Kopf.
Also ich bin zwar absolut kein Fan von Friedhöfen aber ein „gepimpter“ Leichenwagen hätte etwas mit Sitzbank und Tisch und kleinen Spielereien wie Licht im hinteren Teil, damit man irgendwo im Nirgendwo gemütlich Karten spielen kann, wenn es draußen regnet..
Interessant, interessant… ^^
Heute abend bin ich auch wieder in einer Kneipe deren Besitzerin einen Leichenwagen fährt (ich glaube ein ziemilch alter Mercedes, mit H-Kennzeichen). Meine Freundin konnte ich aber von der Idee nicht überzeugen, dass wir unbedingt irgendwann auf einen Leichenwagen umsteigen müssen… :)
Naja, ich würde mich ja auch mit dem „Munster Koach“ zufrieden geben:
;)
„Erstaunlicherweise ist der Leichenwagen als solcher die einzige konstante in vielen Kulturen dieser Erde.“
Ach ja? Wo denn? Die christliche Begräbniskultur sehe ich jetzt mal als eine Kultur.
da machste schon nen beitrag über leichenwagen, und bindest den geilsten leichenwagen aller zeiten nicht als bild ein – also wirklich robert! ;)
@Moonica: In der Tat, eine solche Idee fände ich auch äußerst ansprechend. Würde sich auch anbieten damit auf einen Camping-Urlaub zu fahren und im hinteren Teil zu übernachten, natürlich ohne Sarg, man muss ja nicht gleich jedem Klischee gerecht werden :)
@Vizioon: Die Buddhisten benutzen beispielsweise ebenfalls einen Leichenwagen. Der sieht zwar etwas anders aus, ist aber trotzdem ein Leichenwagen. Auch innerhalb der christlichen Kirche gibt es immer wieder Unterschiede in der Art der Bestattung und der Form des Totenkultes. Daher halte ich den Leichenwagen für eine Konstante, ich hatte eigentlich gedacht man würde mehr Unterschiede im Transportverhalten seine Verstorbenen erkennen.
@tobi: In der Tat, ein Versäumnis. Ich bin untröstlich und werde das bei Gelegenheit nachholen. Gibt es eigentlich einen Enthusiasten der dan Jaguar 1:1 nachgebaut hat? Danke für den Link :)
Ja, der letzte Wagen ist immer ein Kombi…
Tolles Thema und guter Bericht mit Hintergrundinfos, Robert. Das mit der Egge wusste ich z.B. nicht. Und der „Munster Koach“, den von Karnstein gepostet hat, ist ja sehr geil. Man sieht ja auch jedes Jahr aufm WGT solche Karossen, aber sooo schöne wie hier im Beitrag leider nicht.
Passend zum Thema ein nettes Liedchen mit extrem lustigen Video:
http://www.youtube.com/watch?v=VB-D0_-6tog
Das eigentliche Musikvideo geht so ab 2:00 los.
… Ich finde es ist ein echter Ohrwurm!
;-)
@Robert: Echt? Es gibt eine ziemliche Bandbreite im Buddhismus, aber eigentlich sollte es nur um den Übergang zwischen den „Seinsformen“ gehen. Weswegen der sterbliche Körper eigentlich keine Rolle spielen sollte.
Und überhaupt: Ich tue mich mit jeder Art von Totenkult eh schwer. Denn irgendwie bleibt nach dem Tod nur eine Menge vergärender Biomasse übrig. Und Erinnerung.
@shan_dark: Stimmt, auf dem WGT habe ich auch einen gesehen, jetzt wo du davon sprichst, fällt es mir wieder ein. Vielleicht liegt es auch an den Kulturellen Unterschieden, das ein Auto hier anders betrachtet wird oder einfach an den Spritpreisen, die uns kleine und sparsame Autos fast aufdiktieren :)
@Synapsenpogo: Wirklich ein gutes Video, obwohl die Musik ja nicht so wirklich in die Klischeevorstellung von „schwarzer Musik“ passt. Aber vielleicht mal eine gelungene Bereicherung für die Gothic-Szene. „Country-Goth“, yeah!
@Vizioon: Auch ich kann mich nicht wirklich mit einigen Formen des Totenkultes anfreunden, aber du sprichst das an, was für mich wirklich wichtig ist. Erinnerung. Das ist das was wirklich zurückbleibt (außer den Knochen) und zurückbleiben sollte. An die guten und die schlechten Zeiten. Manche brauchen Gräber und Gedenktage sich zu erinnern, ich brauche dazu nur das Foto meiner verstorbenen Mutter.
@Robert:
Naja, EJ Wells verfolgt scheinbar auch in weiteren Songs eine gruftige Thematik:
„Something in the graveyard“
http://www.youtube.com/watch?v=GPNicNQIbA4
Was den musikalischen Bezug zur Schwarzen Szene angeht, so könnte man mit gutem Willen damit argumentieren, dass die Genres Rocka- und Psychobilly mittlerweile durch das Horrorpunk-Revival auch recht Szene-nah stehen.
Die Verbindung ist da die Thematik.
Naja und wenn man sich Bands wie The Cramps anschaut, die sich ja immer in mehreren Szenen gleichzeitig einer gewissen Bliebtheit erfreuten …
@Synapsenpogo: wow, das Video ist ja echt grauenhaft, und das meine ich nicht im guten Sinn.
@Robert: Was den Totenkult angeht, ich glaube nicht, daß die Toten irgendeinen Einfluss auf uns haben, was über den Tod hinausgeht. Aber schon, wenn an die Erinnung geht. Ich träume z.B oft von meiner verstorbenen Großmutter. Und interessanterweise trauere ich nur in diesen Träumen.
@Synapsenpogo: Durchaus, da muss ich Dir zustimmen. Dieses Verquickung der Genre Psychobilly-Horrorpunk-Gothic-Rock finde ich ebenfalls sehr attraktiv und würde das als Gegensatz bezeichnen aber als Bereicherung ansehen. Und mit The Cramps oder auch der Fluch hast sicherlich die Brückenschläger zu diesen Genre genannt.
@Vizioon: In der Tat, die Formen der Trauer sind sehr verschieden. Ich lasse mich da auch gerne keine Diktat unterwerfen. Den gerade in familiären Kreisen existiert da oft eine Erwartungshaltung die ich nicht erfüllen kann und erfüllen will.
hallo
habe was ganz nettes weiß aber nicht wo ich es verkaufen kann …
es ist ein kleiner 70x200m anhänger blattferung feste achse hinten .
damit sind die särge überfriedhof gefahren oder besser geschoben worden….
also gans was seltenes
kann mir einer sagen wo ich das an richter stelle verkaufen kann…