Am 11. November 1918 schwiegen die Waffen, der erste Weltkrieg wurde beendet. Zurück blieben 17 Millionen Tote und Zerstörung. Das deutsche Kaiserreich endet im Chaos, die Monarchie hatte sich mit der vorauszusehenden Niederlage endgültig erledigt – das Volk ist enttäuscht, verbittert und hoffnungslos. 1919 entlässt die Nationalversammlung in Weimar die Deutschen in eine parlamentarische Demokratie. Bereits zu diesem Zeitpunkt ist die deutsche Mark nur noch die Hälfte wert. Um die Staatsschulden, die der Krieg in Form von Reparationszahlungen hinterlassen hatte in den Griff zu bekommen, erhöhte man die im Umlauf befindlich Geldmenge drastisch. Der Beginn der Hyperinflation, denn mangelnde Versorgung mit Sachgütern verschärften das Problem. Im Oktober 1921 war die Mark nur noch ein Hundertstel, im Oktober 1922 nur noch ein Tausendstel wert.
In Wäschekörben trugen die Bürger ihre wertlosen Geldscheine in die Läden. 105 Milliarden Papiermark kostete ein Brot, ein Ticket für die Straßenbahn für schlappe 150 Milliarden – es war sogar billiger, sich die Wände mit den gedruckten Scheinen zu tapezieren, als die eigentliche Tapete dafür zu kaufen. 1924 dann die erlösende Währungsreform zur Reichsmark, die als „Wunder der Rentenmark“ in die Geschichte eingehen sollte.
90 Jahre später erinnert das Design der Eintrittskarte des Wave-Gotik-Treffens an den 20-Reichsmark-Schein, der im August 1924 vom der deutschen Reichsbank herausgegeben wurde. Die gute Elsbeth Binsenstock, porträtierte Ehefrau des Maler Hans Holbein, wurde gegen das typische WGT-Logo ersetzt, Typografie und Form entsprechen dem Original, die „20“ wurde logischerweise durch die „23“ ersetzt. Anstatt der Mitglieder des Reichsbankdirektoriums weisen jetzt die drei Namen Hans Römergott, Mick Muehsal und Hagen U.H. Serpentin die vermeintliche Urheber dieser Eintrittskarte aus. Ob es sich dabei um Anagramme handelt, die die eigentlichen Namen der Veranstalter Thomas Görnert, Sven Borges und Michael Schorler verbergen, vermag ich nicht festzustellen. Anspielung auf den Römergott „Sol Invictus“ oder die gleichnamige Band von Tony Wakeford sind ebenso an den Haaren herbeigezogen wie der Schlangenstein „Serpentin“ aus der germanischen Mythologie – welch ein Muehsal den Verschwörungstheorien auf den Grund zu gehen!
Erstaunlich ist jedoch, dass die Eintrittskarte frei von klischeehaften Anspielungen auf das dritte Reich ist. Stattdessen widmet man sich im weitesten Sinne der Inflation, oder – frei interpretiert – der Macht des Geldes. Vorbei sind die Zeiten von schwarzen Sonnen und Riefenstahl-Anleihen. Ja, diesmal ist die Eintrittskarte sogar frei von sämtlichen Bezügen zur aufgedruckten „Wave-Gotik“-Szene. Oder vielleicht doch nicht?
Auch die regelmäßige Verbreitung der Wortfetzen mit dem Treffen-Weltboten gibt wenig Anlass zu wilden Spekulationen: „Mit dem Fortschreiten der Inflation war bei den Banken das reguläre Kreditgeschäft immer stärker in den Hintergrund gedrängt worden. An seine Stelle war weitgehend das Effekten- und Spekulationsgeschäft getreten. Die allgemeine Flucht in die Sachwerte ließ weite Kreise aus Depositeneinlegern Effektenbesitzer werden.“
Dabei handelt es sich um Auszüge aus einem Text „Stabilisierung und Sicherung der Währung“ von Dr. Friedrich Müller aus dem Jahr 1933 der sich mit der Frage beschäftigt, wie es überhaupt soweit kommen konnte. Vermutlich ist den Designer der Eintrittskarte in diesem Jahr wieder wichtig, der „allgemeinen Flucht in Sachwerte“ eine subtile Forderung nach mehr Transzendenz entgegenzusetzen. „Oculus non vidit, nec auris audivit!“ (Was das Auge nicht gesehen, noch das Ohr gehört hat) – Dieses Zitat macht übrigens aus einem Realschüler mit Internetzugang einen Latein-Profilierer. Zurück zum Thema.
Keine Bezüge zur Szene?
Wir bleiben bei Theorien. Die Szene ist kommerziell geworden. „Sachwerte“ bestimmen den Grad der Szenezugehörigkeit, seine „Trueness“ kann man sich spielend im Internet zusammenkaufen. Das Geld jedoch ein wackliges Konstrukt aus fiktivem Besitz sein kann, beweisen Finanzkrise, Börsencrashs und nicht zuletzt die Hyperinflation aus dem Jahre 1923. Wenn man so möchte, ein subtile Provokation der Besucher des WGT und interessanter Kontrast zu jährlich wachsenden Anzahl ausstellender Händler in den AGRA-Messehallen.
Dabei ist das WGT überhaupt nicht kommerziell. Der Eintrittspreis gemessen an den Leistungen ist sehr niedrig und seit Jahren scheint die Treffen & Festspiel Gesellschaft für Mitteldeutschland mbH nicht sehr lukrativ mit dem Wave-Gotik-Treffen umzugehen – diesen Anschein erwecken jedenfalls die Auszüge aus dem Handelsregister. Dem Veranstalter kann man demnach nicht vorwerfen kommerziell zu sein, bleiben als nur noch die Besucher?
Die Besucher zeigen sich angesichts des Kartendesigns allerdings entspannt, die Diskussion im offiziellen Wave-Gotik-Forum ist frei von wilden Verschwörungstheorien, vielleicht sogar zu frei von Provokation, denn wenn wir wirklich etwas „hintergründiger“ sein wollen und eben nicht nur in schwarzen Klamotten über das Gelände stolzieren wollen, müssen wir handeln. Vielleicht müssen wir aus der Theorie eine Praxis machen. Es muss ja nicht gleich die Abschaffung des Privateigentums sein. Dass Bedarf besteht, zeigt beispielhaft dieser Eintrag in der Diskussion des Forums: „ma, wie primitiv seis ihr………karten sind karten, egal design…….wgt, der rest ist doch egal!!!! wie die karten aussehen ist doch sowas von….pffffffft„
Ich finde die neue Eintrittskarte geschmacklos. Ich wäre sowieso nicht aufs offizielle WGT gegangen, aber das hier lässt mich echt Fußpilz bekommen.
Hm, also ich muss sagen dass ich es passender gefunden hätte, wenn man schon einen Geldschein nimmt, nicht ausgerechnet diesen Gelschein zu nehmen. An sich verstehe ich schon die Idee des Gelscheins als Eintrittskarte und die Anspielung die dahinter steckt, aber ich finde es schon gelinde gesagt nicht so unbedingt prickelnd dass hier die Währung der NS-Zeit gewählt wurde. Das setzt das „Kartenbild-Disaster“ meiner Meinung nach fort. Warum nicht einfach einen falschen Euro- oder DM-Schein? Von mir aus auch die bis 1923 gültige Papiermark als Anspielung auf die Inflationszeit? Warum musste es unbedingt ausgerechnet die Reichsmark sein? Was ist der Hintergrund?
Na gut man könnte jetzt sagen es war eine seit 1924 gültige Währung und nicht nur während der NS Zeit. Fakt ist aber dass sie nach dem 2. Weltkrieg abgeschafft wurde, die N. nicht erst seit 1939 an der Macht waren, und somit auf eine Art und Weise auch ein Symbol dieses Krieges und dieser Zeit ist.
Ja, ich weiß dass Anfang der 80ger auch von einigen Punks und in den „Anfängen der Szene“ mit rechten Symbolen provoziert wurde um die Gesellschaft auf Missstände wie die noch in hohen Positionen befindlichen ehemaligen N. aufmerksam zu machen – gut finde ich aber schon diese Idee von damals nicht und halte sie eher für kontraproduktiv. Geistig nicht so helle Menschen verstehen so eine gegenteilige Ablehnung nämlich definitiv nicht und halten sie für eine Pro-Bekundung.
Alles in allem – bis hier eine vernünftige Begründung kommt zumindest – sage ich erst einmal: mehr als geschmacklose Idee!
Eule: Das ist mitnichten die Währung der NS-Zeit, sondern die der Weimarer Republik. Dennoch gibt es andere Möglichkeiten der Kapitalismus-Kritik, dazu muss man nicht immerfort die 20er-40er auseinanderpflücken…
Wieso nicht einmal Jugendstil oder das 19. Jahrhundert?
Ein „alter“ 5-Euro-Schein hätte es auch getan…
Ah, ich habe schon auf deinen Text zur Karte gewartet.
Ich hätte allerdings tatsächlich, auch im Forum etc, mit den wildesten Spekulationen gerechnet.
Für uns steht dieses Mal, nun das 2te Jahr in Lpz wohnend, fest, uns ein WGT fernab des Agra-Karnevals zu bauen.
Vielleicht schaff ichs ja mal zum Spontis-Treffen, auch wenn ich hier nicht sehr aktiv bin.
@Ian: Teilweise richtig.
(Zitat-Quelle: https://web.archive.org/web/20170617145659/http://www.wasistwas.de:80/archiv-geschichte-details/hitlers-machtergreifung.html
Die NSDAP war zu dieser Zeit schon existent und im Reichstag vorhanden.
Korrektur pro Forma. :) Im Prinzip haben wir ja beide Recht. :)
Sorry für die Klugscheißerei…….aber somit darf ich auch Robert korrigieren:
(Quelle: Wikipedia)
Also:
bis 1923 Papiermark
1923 – 1948 Rentemark
1924 – 1945 Reichsmark
Es gab die Reichsmark zusätzlich zur Rentemark die nach der Inflation zur Stabilisierung eingesetzt wurde.
Die Währung der Inflation 1919 bis 1923 war die Papiermark.
Ok, genug Klugscheißerei für einen Abend :)
@kleine Eule: Überhaupt kein Problem, wenn ich etwas nicht richtig gemacht habe, bin ich durchaus Kritikfähig. Die entsprechende Formulierung wurde überarbeitet und sollte nun richtig genannt werden. Überall wo „Mark“ oder „deutsche Mark“ steht, darf man sich anhand von der kleinen Übersicht, die die Eule gepostet hat den richtigen Begriff hernehmen.
Eine vernünftige Erklärung seitens der Veranstalter wird es nicht geben. Das wäre ganz was neues. Die hat es bei vergangenen Karten mit deutlich eindeutigerer Symbolik auch nicht gegeben. Dieses Verhalten finde ich im übrigen immer noch höchst bedenklich.
Anleihen zu den Nationalsozialisten halte ich im übrigen für zu Weit hergeholt. Nach meinem Wissen brachte die NSDAP mit ihrer Machtergreifung auch neue Scheine in den Umlauf, die hier aber nicht zur Debatte stehen. Zu Beginn der Weimarer Republik waren die Nationalsozialisten eine Partei, wie beispielsweise die Republikaner.
Das Kartenbild-Desaster liegt vielen hier schwer im Magen, dennoch sollten wir versuchen sachlich zu bleiben und nicht in platte Polemik zu verfallen. Ich finde solche Anleihen auch ziemlichen Mist, es gäbe x-verschiedene Symboliken, die eine ähnliche Wirkung erzielen würden. Viele bedenklicher finde ich es jedoch, dass seit Jahren dazu nie eine Erklärung kommt, sondern solch ein Unsinn einfach losgelassen wird.
Erschreckend finde ich allerdings die „ist doch egal“ Einstellung. Wegschauen, hinfahren, abfeiern. Ich kann mich gerade auch nicht wirklich entscheiden, was schlimmer ist.
Man hat ja auch wenig bis gar keine Möglichkeiten, etwas gegen das Kartendesign zu unternehmen. Im letzten Jahr haben wir (Tobi war das -glaub ich) Anti-Wagner-Buttons gebastelt und einen entsprechenden Artikel im Spontis-Magazin veröffentlicht. Bescheidene Mittel eben. Bleibt also wie immer die Frage: Wegen der Karte das WGT boykottieren?
Und wiedermal ist Murmeltiertag. Kein Jahr in den das Kartendesign vom WGT bis aufs Kleinste in einer dynamischen Gruppendiskussion demontiert wird :)
Wenn der Veranstalter es jeden recht machen sollte gibts ab nächstes Jahr als Ticket nur noch ein simples Stino PDF zum Download. Times New Roman auf Standard DIN Briefvorlage, basta!
Naja. Im Prinzip ist die ganze Geschichte ja schon 2009 durchdiskutiert worden und dreht sich seitdem im Kreis. Wobei – eine seltsame Diskussion, wenn sich die Verantwortlichen da weitestgehend heraushalten. Weshalb es kaum Argumente gab und gibt, sondern im wesentlichen Spekulationen. Was äußerst schade ist, weil so etwas in der Regel bedeutet, dass sich an den Umständen nichts ändern wird. Q. e. d. since 2009. Wie gesagt.
Seit 2009 überlege ich jedes Jahr, ob ich zum WGT fahre oder nicht. Ich sehe, welche Bands bestätigen, bekomme mit, welche oft weit entfernt von mir wohnende Freunde und Bekannte fahren und denke mir: Na gut. Letztlich gibt es da nichts Handfestes, was man den Veranstaltern vorwerfen könnte und wenn ich das ganze Jahr über für Meinungsfreiheit bin, dann kann ich mich zwar über den VAWS-Stand tierisch aufregen, aber schlecht dafür plädieren, dass man die Leute aus der AGRA schmeißt, solange sie nicht explizit zu Diskriminierung und Gewalt aufrufen.
Aber dann fahre ich doch nicht. Es ist einfach ein großes Unbehagen da, wenn ich mir anschaue, was und wer da unterwegs ist, auch wenn es im Großen und Ganzen nicht fassbar ist. Es ist einfach nicht meins. Ein leider viel zu großer Teil des Publikums nicht und die Ästhetik und die angedeuteten Traditionslinien, in der Veranstalter die „Gothic-Kultur“ anscheinend sehen, auch nicht. Das verdirbt mir persönlich den Spaß und stattdessen besuche ich lieber Veranstaltungen, bei denen ich mit dem Mist nicht konfrontiert werde. Klar, die gibt es in Leipzig auch, abseits des offiziellen WGT. Aber dafür ist mir wiederum der Aufwand zu groß, was dann überhaupt nix mit Politik und Moral zu tun hat, sondern schlicht mit Geld, Kilometern und Faulheit.
Ich schäme mich als Franke für eure Ignoranz
gegenüber den Leistungen und der Kunst Wagners. Ich schäme mich dafür, dass ihr Schmierfinken versucht – besonders vor dem Leipziger Treffen – die Szene auf (Antifa-)Linie zu bringen. Ich schäme mich dafür, dass ihr alles zugunsten eurer linksverwässerten Ideologie analysieren müsst. Ich schäme mich dafür, dass ihr vorgebt, ein Teil der Szene zu sein.
Schade ist es, dass es keine Stellungnahme zum Design gibt, das stimmt. Jedoch habe ich die Aufregung um den Wagner-Druck 2013 schon nicht verstanden. Kulturveranstaltung meetz Kulturveranstaltung. Warum nicht miteinander verbinden, wenn Leipzig doch beides verbindet? Den tieferen Sinn der 2014 Karte verstehe ich nicht – man kann nur spekulieren, was der Künstler uns damit sagen will. Ich hätte selbst ja noch nicht einmal gemerkt, dass hier schon wieder irgendeine Symbolik dahintersteckt. Ich fand/finde die Karte hübsch. Darf ich das überhaupt noch? Darf ich mich nun überhaupt noch aufs WGT freuen? Keine Ahnung. Nennt mich oberflächlich und dumm, aber davon lass ich mir Pfingsten jetzt einfach mal nicht verderben.
@Curechen:
Ich war gerade kurz versucht, auf Deinen Kommentar mit Ironie und Spott zu antworten. Dann habe ich mich daran erinnert, dass ich hier auf diesen Seiten nur zu Gast bin und es den Gastgebern gegenüber mehr als nur unhöflich ist, sich in deren Räumlichkeiten auf eine Rauferei einzulassen.
Jedenfalls illustriert Dein Kommentar recht gut, was ich oben mit „Unbehagen“ meinte.
@fxsend Curechen kann eh gerade nicht zuhören (mitlesen). Curechen muss sich ganz doll schämen.
Orphi: Diese Frage stellt sich mir nicht. Natürlich fahre ich zum WGT, nicht zuletzt um vor Ort mich den Gegebenheiten zu stellen, vielleicht Gespräche miteinander anzuregen und der ständig geforderten „Tiefe“ auch ein Gesicht zu geben. Ich könnte noch 100 Gründe nennen, trotzdem zu WGT zu fahren. Ein Grund ist jedoch sicher, der Protest vor der heimischen Monitor, das Fernbleiben von solchen Veranstaltungen bewirkt NICHTS.
@NorthernNephilim: Die Veranstalter haben sich sehr viel Mühe mit dem Kartendesign gegeben und sich „Bedeutungsschwanger“ gemacht. Die Diskussion um das Design sehe ich als Anerkennung für diese Arbeit, denn schließlich gibt man sich nicht umsonst so viel Mühe. Ich glaube es wäre „schlimmer“ wenn sich niemand mehr um das Design, um eine vermeintliche Botschaft oder Verschwörungstheorie kümmern würde. Dann sehe ich die Gefahr viel höher bald ein Ticket mit Strichcode zu bekommen.
@Curechen: Ignoranz? Ich glaube das Gegenteil ist der Fall. Ist es nicht ignorant alle Gegebenheit hinzunehmen und sich nicht für Zusammenhänge und Hintergründe zu interessieren? Darüber hinaus hat die Kunst Wagners NICHTS mit der Szene zu tun und war auch nie Gegenstand einer Diskussion. Es ging und geht nur um das Kartendesign und die damit verbundenen Fragen.
Wir versuchen das WGT auf überhaupt keine Linie zu bringen. Weder links noch rechts. Es geht um das Gleichgewicht. Und wenn ich sehe, dass Inhalte aus dem rechten Spektrum immer mehr Platz erhalten, muss ich natürlich nach links lenken um dagegen zu steuern. Mir persönlich wäre es am liebsten das WGT völlig frei von solchen Einflüssen zu sehen. Aber vielleicht ist das Utopie, denn wo Menschen sind, sind auch Ideologien.
Mich würde vielmehr interessieren wie Du die Sache siehst und welche Ideologie du gut findest und wie du Dir Deine Szene im Bezug auf solche Symboliken vorstellst.
@FrauFledermaus: Kultur meets Kultur? Ich glaube, hier wurde ein Zusammenhang geschaffen, wo kein Zusammenhang ist. Was hat Wagner mit Gothic zu tun? Ich fühle mich einfach unwohl damit, mit einem kulturellen Erbe in Verbindung gebracht zu werden, mit dem ich nichts zu tun haben will. Aufregung um den Wagner Druck? Eher ein hinterfragen des Wagner-Drucks. Ein diskutieren und ein kleines Statement dazu. Mehr nicht. Solange das WGT nicht erklärt und Inhalte bietet, bleibt Raum für Spekulationen.
Und natürlich kannst du die Karte hübsch finden! Glaubst du jedoch nicht, dass es dem Designer nicht nur um „hübsch“ geht? Und glaubst du ferner nicht, dass die ganzen Bezüge zu diesem Ereignis etwas ausdrücken möchten? Hübsche Karten kann man auch anders gestalten. Belangloser, oberflächlicher. Das möchte das WGT offensichtlich nicht. Das ist auch soweit in Ordnung, doch dann muss auch eine „Aufregung“ erlaubt sein.
Und zu guter letzt: Natürlich darf man sich auf das WGT freuen! Vielleicht ist die Karte und dieser Artikel nur ein Gedankenanstoß um die Lücke zu füllen, die seit Jahren immer größer wird. Keine Tiefe, kein hinterfragen, keine Kritik. Nur noch konsumieren?
Da würde ich an Deiner Stelle aber noch mal genauer hinschauen/-hören.
Dankeschön, das hat mich an diesem grauen Morgen doch sehr zum Schmunzeln gebracht.:)
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Abgesehen davon finde ich es durchaus wichtig, Dinge zu diskutieren, grade um dem individuellen Bedürfnis nachzukommen sich auszutauschen.
Die fehlende Stellungnahme finde ich mehr als schade und ich würde es auch bedauern wenn die Diskussion hier in eine Schlammschlacht umschwingt. Denn die wieder einmal abgesehen vom Kartendesign leicht aufkommende WGT-Diskussion zeigt sich an anderer Stelle doch oft recht unschön und sollte ggf. aussen vor bleiben – da kochen ja immer sehr die Emotionen hoch. ;)
@Death Disco: Habe ich. Ich kann nichts von Gothic oder Wave hören und aus meiner bescheidenden Sicht auch nichts erkennen. Ich weiß, dass du sicherlich exakt darlegen könntest, welche musikalischen Gemeinsamkeiten die Werke von Wagner haben. Doch ich bin mir sicher, dass könnte man bei vielen anderen Musikstilen auch. Und nein, Neoklassik und der ganze andere Kram ist nicht mein Geschmack und auch nicht meine Szene. Liegt wohl daran, dass Musik dem persönlichen subjektiven Geschmack folgt.
Um die Formulierung entsprechend deinen Einwänden zu gestalten bitte ich um Kenntnisnahme folgender Korrektur: „Für mich hat die Kunst Wagners NICHTS mit der Szene zu tun.“
@kleine Eule: Nicht das man mich falsch versteht, auch ich habe geschmunzelt ;-) Ich versuche nur das Thema sachlich zu behandeln und auf Emotionen zu verzichten, damit hier nichts hochkocht, was nicht in den Topf gehört.
@ Robert: Was hat Leipzig mit Gothic zu tun? 2013 gab es sehr wohl einen Zusammenhang. Wagners Geburtstag fiel mit dem WGT zusammen, beides hat Leipzig (jeweils als „Geburtsstadt“) gefeiert. Genauso wenig gehörte demzufolge das Völkerschlachtdenkmal auf die Eintrittskarte. Davon abgesehen mag ich die doch sehr düstere Stimmung bei den Wagner-Opern, ebenso existiert der Bezug zur nordischen Mythologie. Das sind Elemente, die auch in der Szene aufgegriffen werden. Für mich existiert ein Zusammenhang. Ich müsste mich eher fragen, was ein Stricknachmittag am WGT verloren hat oder eine Einführung in die Buchbindekunst.
Wie gesagt, zu diesem Jahr kann ich wenig sagen, da ich bis gestern keine Ahnung hatte wie Reichsmarkscheine aussahen. Ich werde mich informieren und mir eine Meinung bilden, allerdings ist dieses Thema grad richtig neu. Klar wäre mir hübsch ohne so einen fragwürdigen Hintergrund lieber…
@FrauFledermaus: Leipzig hat mit Gothic eben sowenig zu tun. Leipzig ist – wie du bereits sagst – die Geburtsstätte des WGT und als Veranstaltung in dieser Stadt ließe sich eine Gemeinsamkeit erkennen. Doch mit „Gothic“ hat weder Leipzig noch – und bevor ich wieder falsch formuliere – meiner Ansicht nach Wagner etwas zu tun. Das Völkerschlachtdenkmal, als Monument gegen das Vergessen von 92.000 Toten bei der gleichnamigen Schlacht, weißt zumindestens Bezüge zur Todesthematik, Symbolik und Mythologie auf.
Und nein, es geht mir nicht um Wagners Kunst, seine Musik, sondern um ihn als Mensch: Er schrieb beispielsweise: „..die jüdische Rasse für den geborenen Feind der Menschheit und alles Edlen in ihr: daß namentlich wir Deutschen an ihnen zugrunde gehen werden, ist gewiß, und vielleicht bin ich der letzte Deutsche, der sich gegen den bereits alles beherrschenden Judaismus als künstlerischer Mensch aufrechtzuerhalten wußte“ Daher sehe ich seine Kunst sehr ambivalent und nehme mir das Recht heraus, ihn als Person abzulehnen. Und der bekennende Antisemit als Galeonsfigur des WGT fand ich fragwürdig.
Düstere Stimmungen finden sich auch in unzähligen anderen Opern, Musikrichtungen und bei anderen Künstlern und für Bezüge zur nordischen Mythologie brauche ich Wagner nicht. Aber ich gebe Dir vollkommen Recht. Auch ein Stricknachmittag oder die Einführung der Buchbindekunst sind nicht unbedingt passend. ;-)
Ich frage mich eben, ob „Das Judenthum in der Musik“ und seine Briefe an Ludwig II. heute so bekannt wären, hätte nicht ein durchgeknallter Österreicher Wagner für seine Zwecke missbraucht. Versteht mich nicht falsch, ich verabscheue alles Braune! Natürlich unterstütze ich solche Aussagen (Roberts Zitat) nicht, ich finde es nur schade, ein Musikgenie auf dumme Schriften und Briefe zu reduzieren. Wir bewerten mit dem Wissen von heute – die Briefe wurden Ende des 19. Jhd. geschrieben. Den Unterschied sollte man schon machen. Wagners Werk hängt nun mal direkt mit der Person Wagner zusammen.
Mann, das wurde jetzt schon ziemlich OT. Ich hör schon auf.
Wie Robert schon sagte: Es ging niemals um Wagner. Es ging darum, dass Wagner nichts mit dem WGT zu tun hat. Aber das hatten wir im vergangenen Jahr schon ausgiebig auseinandergepflückt.
Das muss man alles im zeitlichen Rahmen betrachten. Heute würde er sich dafür vermutlich schämen, würde er noch leben. Damals gehörte Antisemitismus zum „guten Ton“. Ich denke, irgendwo wussten es die Menschen auch nicht besser. Man könnte sicher an die hundert Künstler, Maler, Dichter/Schriftsteller, Komponisten aufzählen, die noch heute verehrt werden, aber die ganz klar judenfeindliche Züge aufwiesen. Niemand käme auf die Idee, sie nun auf diese negativen Eigenschaften zu reduzieren.
Meine Vermutung ist ja, dass die Köpfe dahinter aus dem Neofolk-/Martial-Industrial-Bereich kommen. Da ist man natürlich angeschmiert, wenn man nur Gotenrock und ’80s Wave hört und mit der Sache nichts zu tun haben will. Aber sowas bringt „Szenevielfalt“ eben mit sich. ;-)
@ Death Disco: danke, hab mich nicht getraut, das so direkt zusammenzufassen. Dass Judenfeindlichkeit zum „guten Ton“ gehörte, hab ich auch gelesen. Heute wissen wir es eben besser. Konsequenterweise müsste man ja auch im Fall der Fälle seine Großeltern verurteilen. Und meine Oma hab ich ohne Wenn und Aber sehr lieb gehabt.
ein Geldschein aus dem goldenen, verückten Zwanzigern? Ich find da nix schlimmes bei.
kaum hält einer das „Politstöckchen“ hin, ist User Axel wieder mir dabei.
Natürlich weiß er auch ganz genau was einen intelligenten Menschen ausmacht, gehören da auch selbtserfundene Geschichten über Veranstaltungen dazu? Wo bleibt deine Richtigstellung zu deinem Märchen hierunter Punkt 47: https://www.spontis.de/vernetzt/wochenschau-01-2014/#comments
@FrauFledermaus: Um diesen Strang zu beenden: Ich reduziere Wagner nicht auf seine Schriften, doch das ist eben ein Teil des Wagners, den viele ausblenden. Ich respektiere seine Musik und seine Kunst. Sie hat nach meinem empfinden aber nichts mit Gothic zu tun und ich verstehe auch nicht, warum sich das WGT zwanghaft mit ihm schmücken muss. Es gibt andere Dinge aus Leipzig, mit denen man sich schmücken könnten. Leipzig war 2013 beispielsweise eine der vegansten Städte Deutschlands. (Link) Oder wie wäre es mal mit Gottfried Leibniz, oder Nietzsche oder auch Werner Heisenberg? Leipzig hat so viel mehr zu bieten als Wagner.
@Death Disco: Allein die Tatsache, dass so etwas zum „guten Ton“ gehörte ist schon traurig genug. Man könnte sicher auch an die hundert Künstler, Maler, Dichter und Komponisten aufzählen, die eben nicht in das gleich Horn tröteten. Sicher sind da auch ein paar Leipziger dabei, die man gerne mal auf eine Eintrittskarte bringen könnte.
„Szenevielfalt“ ist ja auch schön und gut, ich muss aber nicht alles gut finden. Was für mich dazugehört und was nicht, entscheide ich immer noch selbst :-) Und ich lasse es mir nicht nehmen, trotzig auf den Boden zu stampfen und zu sagen was ich gut- oder schlecht finde. Und selbstverständlich bin ich gerne bereit auch sachlich zu diskutieren und andere Meinungen zuzulassen. Auch deine. :-)
@Kara Ben Nemsi: Auch wenn der Artikel und vor allem die Kommentare etwas anderes suggerieren könnte. Ich finde auch nichts schlimmes an der diesjährigen Eintrittskarte. Ist das in meinem Artikel nicht rausgekommen?
@ Robert: ja, Leipzig hat mehr zu bieten. Darum ist der gute Richard ja auch nur 1x in 23 Jahren auf der Karte gelandet :oP
Ne Karte mit Vegan-Logo wäre toll, nur fürchte ich, das würde zu ausartenden Diskussionen á la Grüne und Veggitag führen (und außerdem war der durchgeknallte Ösi ja angeblich Vegetarier – da haben wirs wieder *ironie off*). Und selbst auf mein Nietsche-Shirt bin ich in ner Gothic/Metal-Kneipe schon blöd angeredet worden. Es ist vollkommen egal, welchen Hintergrund die Karte hat – gemotzt wird doch immer.
So, und jetzt stampf ich auch nochmal auf, weil ich Wagners Kunst immernoch mag, sage laut „pföh“ und wünsche allen Beteiligten noch einen schönen Nachmittag. Vielleicht sollten wir bei Gelegenheit mal eine Logo-Ideensammlung starten und den Veranstaltern mit zugehörigen Unterschriftenlisten vorlegen. ;o)
Schlimmer noch… *g*
EDIT: Sehe gerade, dass Du’s schon ergänzt hast.
… ja, ohne die Bearbeiten-Funktion (danke, dass sie existiert) gäbs von mir ziemlich viele Edit-Posts. ;o)
Na da kommen wir der Sache doch schon näher… Was für ein Possenspiel machen die Verantwortlichen des WGT Jahr für Jahr? Es werden Texte unters Volk gebracht, die mit einem Szenetreffen NICHTS am Hut haben und mindestens fragwürdig sind, es werden Symbole und/ oder Personen auf Eintrittskarten gepappt, die ebenfalls mit einem Szenetreffen dieser Art NICHTS zu tun haben. Wären es Gänseblümchen und Texte zum korrekten Verzehr von Currywürsten, könnte man das vielleicht lächerlich finden… aber es geht eben nicht um lediglich Lächerliches oder Geschmackloses. Betrachtet man jeden der gewollten Ausrutscher für sich, lassen sich natürlich Entschuldigungen und Erklärungen finden. Aber klar: So einfach ans Bein pinkeln lassen sich die WGT-Verantwortlichen dann auch nicht. Man braucht ja nur mal die aufgeriffenen Schlagworte der vergangenen Jahre aneinanderreihen – und sorry, aber ich kriege da das kalte Kotzen:
Schwarze Sonne, Riefenstahl, Reichsmark, Bedarfsschein, Römergott, Richard Wagner, Reichsbank, Hans, Hagen…
(Zu „Hagen“, weils vielleicht nicht so geläufig ist: Zu Beginn des Ersten Weltkrieges bezeichnete das Schlagwort der „Nibelungentreue“ die Verbindung des Deutschen Reiches mit Österreich-Ungarn, im Zweiten Weltkrieg die Bindung der Deutschen an Hitler. Es bezieht sich auf die absolute Treue Hagens zu seinem Herrn Gunther und umgekehrt. Die Germanenpropaganda des Nationalsozialismus pries nach der Niederlage von Stalingrad demgemäß Hagen – und nicht mehr wie vorher Siegfried.)
Und so läßt sich anhand jedes noch so kleinen und subtilen Schnipsels eine Verbindung herstellen zu einem politischen Kernthema, das jedenfalls ICH in Zusammenhang mit einem unpolitischen (!) Treffen von „Schwarzen“ NICHT sehen möchte. Letztlich sollte jedem, der aufs WGT fährt bewusst sein, vor welchen Karren er sich da spannen läßt.
Da kann man den WGT-Machern wohl nur gratulieren: Die schaffen es einfach jedes Jahr, der Veranstaltung einen geheimnisumwitterten Nimbus zu verpassen, zu provozieren und Verwirrung zu stiften. Übrigens alles Attribute, für die die schwarze Szene dereinst mal zuständig war, die aber in den letzten Jahrzehnten einer Habt-uns-doch-lieb-Gefühlsduselei gewichen sind.
Heute bekommt man für gewöhnlich zu Düster-Partys Flyer mit halbnackten Frauen in die Hand gedrückt. Da frag ich mich auch manchmal, was daran jetzt so gruftig ist. Und provozieren kann man mit Lack und Titten heutzutage auch niemanden mehr.
Ich fände es übrigens etwas komisch, wenn das WGT zu seinen Tickets eine Gebrauchsanweisung mitliefern würde, wie es sich hier offenbar viele wünschen. Machen umstrittende Künstler wie Laibach oder Kirlian Camera ja auch nicht.
Vielleicht doch besser Eintrittskarten mit Titten drauf oder ganz viel Blut. Da meckert keiner, das finden auch ASP-Fans irgendwie krass-cool und wir müssen nicht jedes Jahr vor Pfingsten so viel nachdenken.
Ich hätte zum 23. ja lieber was mit ordentlichen Verschwörungstheorien gehabt, so, wie es sich für diese Zahl gehört. Da haben die WGT-Verantwortlichen eine große Chance vertan. Aber gut, dann eben Reichsmark und keine Illuminaten.
Die Diskussion läuft unterdes schon wieder so ab wie letztes Jahr… Gut, wenn man ein wenig im von Death Disco schon erwähnten Neofolk/Martial-Industrial-Umfeld unterwegs ist, bringt einen ein Wagner auf einer Eintrittskarte in der Tat nur noch zum Schmunzeln.
Ich behaupte ja, wenn die Leute, die das so furchtbar schlimm finden, bei „mainstreamigerer“ „Kultur“ genau so streng wären, hätten sie überhaupt keine Zeit mehr, sich über alle Bösartigkeiten dieser Welt aufzuregen. Gut, muss man natürlich nicht, wenn es einen weniger tangiert als das WGT. Nur schüfe das vielleicht die richtige Perspektive.
Wie eben schon bei Wagner: Dass Antisemitismus damals zum „guten Ton“ gehörte, macht die Sache nicht besser. Aber weniger außergewöhnlich und damit eben zu keiner Wagner besonders auszeichnenden Eigenschaft.
Was das Thema der Eintrittskarten und deren Bezug zur Szene angeht: Ach je, jedes Jahr eine Karte in Grabsteinform wäre ja auch irgendwie langweilig, oder nicht? ;) So lange die Karten außergewöhnlich und aufwändig gestaltet sind, ist mir ein Bezug zur Szene nicht wichtig.
Alles besser als Pappausdrucke von Eventim mit dreiundzwanzig Sponsoren auf der Karte.
Och… einfach mal „Reichsbank“ und „Illuminaten“ zusammen bei Google eingeben. ;-)
@Frau Fledermaus:
Richtig so! Es ging ja auch nie darum, dass Du Wagner oder das WGT verteufelst. Du hast Dich mit dem Thema beschäftigt und eine Meinung gebildet. Das ist so unglaublich viel besser, als alles mit „Blödsinn“ oder „interessiert mich nicht“ abzutun. Ob die Veranstalter darauf reagieren halte ich für zweifelhaft. Die zeigten sich in den vorangegangenen Jahren ziemlich resistent gegen kritische Fragen zu der teilweisen provokativen Gestaltung.
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An dieser Stelle möchte ich mal zwei Meinungen gegenüberstellen, die Beide nicht von der Hand zu weisen sind:
Einmal den Kommentar von Katrin:
Und den von Pitje:
Ich finde beide Sichtweisen, obwohl sie irgendwie in Konkurrenz stehen, richtig. Ich kann diese ewigen Bezüge zu diesem kleinen Abschnitt der Menschheitsgeschichte auch nicht mehr leiden. Warum muss es immer wieder „um das eine drehen“? Ich glaube es gibt unzählige Ereignisse und Dekaden die ebenfalls provozierend sein können. Was genau macht diesen Zeitraum für den Designer der Karten so interessant?
Auf der anderen Seite stimme ich Pitje vollkommen zu. Er hat die Sache prima auf den Punkt gebracht. Eine aufgezwungene „Political Correctness“ auf Kosten von Inhalt und Provokation? Ich stelle mich nackte Frauen in Lack und Leder als Logo ebenso gruselig vor.
Ich würde für mich festhalten wollen, dass ich auch (wie Irmin) schön gestaltete Karten bevorzuge, die auch gerne provokativ sein dürfen oder zum nachdenken anregen sollen. Denn das möchte der Designer doch erreichen, warum würde es sich sonst soviel Mühe machen einen Bezug zur Vergangenheit herzustellen? Und solange wie uns echauffieren oder solidarisieren hat man doch das Ziel erreicht. (Aus Sicht des Designers) Schade finde ich allerdings den einseitigen geschichtlichen Bezug. Es gibt unzählige Ansätze auf ganz ähnliche Weise zum grübeln zu bewegen.
Wenn ich davon ausgehen würde, dass meine Bemühungen das Thema „Murmeltiertag“-mäßig auf den Plan zu rufen in einem weißen Eventim-Ticket oder in der Abbildung eines Fetisch-Models enden würden, müsste auch ich mir Gedanken über mein Handeln machen.
@Pitje und @Katrin: Wie seht ihr die Meinung des anderen?
Grundsätzlich richtig, aber im Zusammenhang falsch. Provokation diente einst der Abgrenzung zum Rest der Gesellschaft. Die WGT-Provokationen erreichen aber jene „Gesellschaft“ gar nicht, sondern provozieren jene, die eben jenes Event besuchen. Längst nicht alle und um viele weniger, als ich mir wünschen würde.
@Robert:
Nur kurz zur Klarstellung bzw. zum Verständnis: Bemängelst du, dass sich in den letzten Jahren meist auf etwas in der Vergangenheit liegendes, und damit Geschichtliches bezogen wurde (weil man alternativ auch „zeitlose“ Motive wählen könnte) oder meinst du, dass die Bezüge immer zu einem bestimmten Abschnitt der Geschichte hergestellt würden?
Ich weiß, dass du ein paar Zeilen weiter oben Letzteres schreibst, kann das aber nicht ganz nachvollziehen. Die Weimarer Republik ist schließlich gerade nicht diese Zeit und die Einführung der (neuen) Reichsmark markierte doch (wenn auch nicht ursächlich) eine zwar kurze, aber recht progressive Periode der deutschen Geschichte. Wenn ich mich als jemand, der ein geschichtliches Motiv sucht, auf irgendwas aus der deutschen Geschichte beziehen möchte, dann doch gerade auf die Weimarer Republik.
Solang ich hier gegen „schönes Design“, „blanke Titten auf Flyern“ und ein „Murmeltier“ argumentiere, werde ich wohl gegen Wände laufen… Schade, aber muss ich wohl so hinnehmen. Nur eine Frage: Wenn all der Wirbel sich um ein kleines Nichts drehte, wieso erklärt sich seit Jahren dazu niemand jener WGT-Macher?
Als wenn es darum ginge… Aber erkläre mir gern den Zusammenhang zum WGT 2014. Ich bin insoweit offenen Auges. ;-)
Wenn man sich die Tickets genau anschaut, dann ist das WGT-Kartendesign doch wohl von den Reichsmarkscheinen abgekupfert, wie sie in den 1920er Jahren gedruckt wurden. Das war damals die Weimarer Republik. Und in dem Spruch, der über den Weltboten verbreitet wurde, geht es um Währungsstabilität.
Darum sehe ich diese Emblematik nicht in einer Reihe mit schwarzer Sonne und Leni-Riefenstahl-Bildern, so wie es Katrin anprangert. Obwohl ich natürlich weiß, dass gewitzte Indiymedia-Demagogen da im Null-Komma-Nix eine Verbindung konstruieren könnten ;-)
Was das ganze mit WGT und Gothik zu tun hat, weiß ich auch nicht. Muss es das überhaupt? Sind Spinnennetzte, Gasmasken, Blut oder Lackmodels Gothic?
Und das lezte was ich möchte, ist eine Erklärung von den WGT-Veranstaltern!
Katrin „wieso erklärt sich seit Jahren dazu niemand jener WGT-Macher?“
Verlangst du von jeden VW Fahrer dass er ne Stellungname macht warum er ein Auto fährt dessen Konzern in diesen zweifelhaften Jahren gegründet wurde. Bzw von Wolfsburg selbst?
Man kann es ja auch anders aufziehen wer unbedingt nach eindeutiger Symbolik suchen möchte, da das WGT dieses Jahr mit der AMI zusammenfällt, wäre auf der Karte das Konterfei von Ferdinand Porsche zu finden der den Auftrag bekam die Reichsmacht zu mobilisieren – kdf Wagen – später Käfer …
siehe http://de.wikipedia.org/wiki/VW_Käfer#Entwicklung
Ist jeder Käferfahrer oder VW Fahrer nun ein Nazi? Der VW Stand auf der AMI ist mit der Größte das muss eine Verschwörung sein auf jeden Fall!
Da muss ich den Kommentar von Pietje zustimmen, was hat zum Beispiel der Becks Aufdruck beim Mera Luna Bändchen mit Gothic zu tun? Ich reduziere das WGT auf das musikalische Angebot als irgendwelche Konterfeis auf den Eintrittskarten (abgesehen davon das ist die reine Gestaltung des Wagner Konterfeis hässlich fand auf der WGT Seite), und bei den musikalischen Angebot ist das WGT noch Meilenweit vor anderen Festivals ..
Moment „meilenweit“ .. „er läuft und läuft und läuft und läuft und läuft und läuft und läuft und läuft und läuft und läuft…. “ Tatsächlich wäre VW Werbung auf den Ticket gar nicht so verkehrt!
Das greift zu kurz. Das ist der allgemeine Trugschluss, unappetitlichen Dinge hätte es nur in den 1000 Jahren zwischen 33 und 45 gegeben. Genauso wie man es sich zu einfach macht, wenn man heute innerhalb der Szene überall nur noch Nazis sieht.
Natürlich wärmen die sich auch gerne an den Lagerfeuern, die man gar nicht für sie angezündet hat. Das liegt aber in der Natur der Sache, dass sich Leute dort willkommen fühlen, wo sie sich selbst wieder erkennen. Und wenn es nicht die gemeinsame Ideologie ist, so doch zumindest eine verwandte Ästhetik.
Ideologisch sehe ich T e i l e der Szene eher in anderen Traditionslinien, die viel mehr mit den zwanziger Jahren als mit den Dreißigern zu tun haben. Das sind Leute, die sich weder als Nazis verstehen, noch mit denen kuscheln wollen, weil sie sie auch schlichtweg für zu primitiv halten.
Nichtsdestotrotz geht es da um eine elitäre, antidemokratische und reaktionäre Haltung, kurz um Leute, mit denen ich wiederum nicht kuscheln möchte.
Das ist der Segen, dass es übers Jahr vielfältige Veranstaltungen gibt und es sich jeder aussuchen kann, wo und mit wem er sich rumtreibt.
Aber um noch einmal auf den Komplex Kunst, Ästhetik und Ideologie zurückzukommen, wie er oben im Zusammenhang „Wagner“ angesprochen wurde:
Ich bin durchaus der Meinung, dass ein Kunstwerk auch unabhängig vom Künstler existiert. Deshalb kann ich auch Ernst Jünger lesen und ästhetisch und intellektuell meine Freude daran haben.
Auf der anderen Seite würde ich mich aber trotzdem fragen, ob Veranstalter noch alle Latten am Zaun haben, wenn sie ein Jünger-Jubiläum auf ihren Eintrittskarten feiern würden.
Denn was heißt das denn in Kurzform für ein bestimmtes Klientel? Eben.
Oh, bitte nicht falsch verstehen. Ich verlange gar nichts. Ich gebe nur zu bedenken, dass, wenn man sich bedeutungsschwangerer Symboliken bedient und diese nicht erklärt, man eben damit leben muss, für Diskussionen zu sorgen. Und das WGT betreffend wird eben seit Jahren seitens der Kritiker eine rechte Gesinnung der Veranstalter vermutet und kritisiert. Meiner Ansicht nach zu Recht. Warum äußern sich die Veranstalter dazu nicht? Weil es eben entweder nichts zu entkräften gibt oder jene über einen für meinen Geschmack seltsamen Humor verfügen und sich daran ergötzen, wie Jahr für Jahr das zitierte Murmeltier grüßt. ;-)
@NorthernNephilim
Genialer Kommentar :D
Gut auf den Punkt gebracht!
Da scheiden sich dann halt die Geister. Ich verstehe deinen Standpunkt, kann den riesen Aufschrei darum aber nicht beipflichten. Wie schon geschrieben wurde gehts dabei wohl eher darum Provokation und Verwirrung zu stiften – wenn die Veranstalter sich dazu äußern würden wäre das ja weg ;-) Ich persönlich mag diese Spielerei auch nicht und fände es besser wenn sie es lassen würden oder wie Robert es so schön auf den Punk gebracht hat:
Zur Frage: Wieso besteht denn da überhaupt ein zwingender Zusammenhang? Wenn sich keiner erklärt, ist automatisch was dran? Das sehe ich nun überhaupt nicht so. Im Gegenteil, warum sollte man überhaupt eine kommentierte Version dessen herausgeben, was man so tut? Die Interpretation des Empfängers ist Teil der Inszenierung.
Ich möchte dir gar nichts unterstellen, aber gäbe es überhaupt eine Erklärung, die für dich glaubwürdig wäre? Ich meine schon eine, die den Vorwurf, die Symbolik würde aus einer politischen Überzeugung heraus gewählt, entkräftet, nicht bestätigt ;)
Es soll ja durchaus schon vorgekommen sein, dass es völlig egal war, ob man sich erklärt oder nicht, oder schlimmer noch, dass die Erklärung als Bestätigung des Gegenteils angesehen wurde. Bei Bands, bei denen ein solcher Vorwurf nun wirklich völlig absurd ist, wie z. B. :Of the Wand & the Moon:. Klar, nicht jeder Vorwurf steht auf den gleichen tönernen Füßen, aber ich sehe außer wortwörtlicher Symbolpolitik bei den WGT-Veranstaltern einfach keine Hinweise auf eine rechte Gesinnung. Oder sagen wir es so: Ich kann alle „Vorkommnisse“ auch problemlos anders erklären. Selbst den VAWS-Stand. Gerade der zeigt eigentlich wunderbar, wie gut man doch zwischen mit Symbolik spielenden Leuten und denen, die mehr damit ausdrücken wollen, unterscheiden kann. Gut, so mancher würde vermutlich auch die Auswürfe eines Josef Klumb verteidigen, aber damit muss man sich ja nicht gemein machen…
Bleibt der Wunsch danach, dass die WGT-Veranstalter, selbst, wenn sie gar keine rechte Gesinnung ausdrücken möchten, sich doch einfach mehr auf der hellen Seite des Graubereichs aufhalten sollten (oder der dunklen? Na, was auch immer die gute Seite ist ;)). Das verstehe ich gut, auch, wenn es mir persönlich egal ist. Gerade deswegen aber verstehe ich diesen Satz nicht:
Nein, zu Geldscheinen der 1920er gibt es beim WGT in der Tat keinen Zusammenhang, aber ich bin doch sehr verwundert, warum hier zu diesem Motiv überhaupt wieder eine Diskussion entsteht. Das ist doch genau die harmlose Symbolik, die so häufig gefordert wurde. Und ja, die Weimarer Republik ist harmlos. Ansonsten sollten bitte auch das Heidnische Dorf und das Viktorianische Picknick verschärft unter Beobachtung gestellt werden.
Hätte ich eine diesbezügliche Erklärung, hätte ich ja höchstwahrscheinlich schon jetzt einen anderen Reim auf die Sache. Im Übrigens steht hier mehr als nur ein (zum Beispiel) Current93 Album rum, ich bin ergo weit entfernt davon, komplett humorlos zu sein, was Neofolk und Co. angeht. Wie interpretierst Du denn die Verwendung der Symbole und Texte der vergangenen Jahre? Und nein, ich meine nicht jedes Einzelne in seiner leicht zerpflückbaren Belanglosigkeit, sondern alle in der Gesamtheit betrachtet. Warum schmückt das WGT seine internationale Besucherschar damit?
Ich bin übrigens im weitesten Sinne ein unpolitischer Mensch. Und da ich davon ausgehe, dass die Mehrheit der WGT Besucher das auch ist, finde ich es ziemlich ignorant seitens jener WGT-Verantwortlichen, immer wieder politische Themen als Aufhänger zu wählen, aus welcher Motivation heraus auch immer.
Tja, eine gute Frage. „Warum nicht?“ ist eine vermutlich eher unzureichende Erklärung. Auch eine Argumentation in Richtung „Bands machen das ja auch so“ könnte man zwar vertreten, aber so ein
FestivalTreffen ist ja, wie du ganz richtig sagst, etwas, das durchaus auch auf die Besucher „abfärbt“. Die letzte Frage kann ich dir also nicht beantworten. Höchstens mit einer Gegenfrage, weil ich diesen Aspekt eigentlich auch vorher schon ansprechen wollte: Ist das für die internationale Besucherschar überhaupt ein Problem? Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, was Nicht-Deutsche zu dieser Symbolik sagen. Gut, sie müssten sie natürlich erst einmal (er)kennen. Ich möchte für die Beantwortung dieser Frage nicht schon wieder auf angesprochene Bands ausweichen, aber zumindest deren Konzerte sind ja im Ausland viel weniger ein Problem als hierzulande.Was meine eigene Interpretation angeht, so sehe ich dahinter tatsächlich einfach nur den Willen der Provokation oder der, nun, Anregung von Diskussionen. Diese Interpretation des Verhaltens hat für mich erst mal nichts mit der Frage zu tun, ob man so etwas als Veranstalter für 20.000 Besucher tun sollte. Was die gewählte Thematik angeht: Das ist vermutlich das, was am Besten zieht. Und ja nun auch nicht so ungewöhnlich, selbst bei Bands wie Rammstein und deren erstem Albumcover bzw. dem Riefenstahl-Video.
Mag sein, dass meine Interpretation zu naiv ist und da tatsächlich mehr dahinter steckt. Ich weiß es nicht, und darum gehe ich lieber davon aus, dass dem nicht so ist (wenn man so will, eine Abwandlung von Hanlon’s Razor). Ich würde mich übrigens als durchaus politischen Menschen betrachten, der sich sicherlich nicht auf der rechten Seite des politischen Spektrums befindet. Ich versuche nur, Politik soweit wie möglich aus Dingen herauszuhalten, in denen sie nichts zu suchen hat (oder sagen wir, bestimmte Arten der Politik – politisch ist aus meiner Sicht Vieles im Leben, und manche Aspekte sollten auch für den gemeinen WGT-Besucher wichtig sein). Hereintragen kann man politische Themen meiner Meinung nach von beiden Seiten der aktuellen Debatte: Durch diejenigen, die die Symbolik verwenden und diejenigen, die sie interpretieren. Was nicht heißt, dass ich nur der einen oder anderen Seite die Schuld dafür in die Schuhe schieben möchte. Ich sehe allerdings schon eine Art gemeinsamer Anstrengung, um es mal so auszudrücken. Was wiederum nicht heißt, dass ich beide Seiten für gleich „schuldig“ halte. Und ja, ich finde, die Anstrengungen der Veranstalterseite lassen sich ganz gut ignorieren.
Da bin ich nur einen Tag nicht online, und schhon verpasse ich diese hitzige Diskussion – verdammt. Ich wollte unbedingt auch meine Meinung zum Post und zur Karte schreiben, jetzt sind schon alle Argumente ausgetauscht, erdolcht oder beklatscht worden. Es gibt tatsächlich ein „zu spät“ im Leben…
Ach, falls es noch jemanden interessiert: mir gefällt die Eintrittskarte. Ich mag Adaptionen und finde diese hier auch gestalterisch gut umgesetzt. Da gab es aus handwerklicher Sicht in den vergangenen Jahren schon echte Zumutungen aus Leipzig. Mich amüsiert es eher, wie dieser Veranstalter es schafft, so zu tun, als hätte er mit der Schwarzen Szene nichts am Hut und konsequent die vielen Stilmittel mit Wiedererkennungswert ignoriert und sich stattdessen historistischen Firlefanz als Vorlage wählt – mit Fettnäpfchengarantie.
Und ich mag die Karte natürlich auch deshalb, weil ich keine habe *heul. Das erste Mal seit 9 Jahren werden Parasita und ich wohl das WGT verpassen und lassen jetzt schon unsere daraus resultiende Depression behandeln…
Habe meine nun auch erhalten. Und sie ist wirklich schön. Dagegen kommt die Plüschkarte vom letzten Jahr sowie die schwarze vom vorletzten Jahr gar nicht an.
Da grübelt man ja schon übers Bändchen. Sieht bestimmt aus wie der Sicherheitsfaden im Geldschein x)
Als gebürtige Wolfsburgerin, die ihren Polo gerne über deutsche Autobahnen führt, würde ich mich ja glatt angesprochen fühlen – wäre es nicht so absurd.
Ich finde die Diskussionen um die Karten seit Jahren recht interessant. Persönlich bin ich mittlerweile dazu über gegangen, bei Massenproduktionen (wie es eben auch eine Eintrittskarte ist) nicht mehr darüber zu grübeln, was der Künstler wohl gemeint haben könnte. In dem Punkt glaube ich nämlich, dass der Grafikdesigner sich zum einen nicht mit der Szene auskennt und zum anderen vermutlich einfach nur den Auftrag bekommt, eine Karte zu konzeptionieren, die mystisch, modern, schön, „state of the art“ und dennoch altmodisch ist. Und am besten noch aus Licht besteht. Oder so.
Fraglich, ob man dem Designer da einen Vorwurf machen kann – vor allem, wenn er von den zuvorigen Diskussionen auch nichts mitbekommen haben könnte. Fraglich bleibt auch, ob jene Person, die das Design abnickt, abschätzen kann, was der Endverbraucher in das Design hineinzuinterpretieren in der Lage ist.
Es finden sich einfach zu viele Anekdoten fern des WGTs, bei denen fragliche Designs in den Verkauf kommen – zuletzt erst im Weser-Ems-Dunstkreis. Da wurden in einem Möbelhaus herrlich kitschige Kaffeetassen verkauft. Mit Rosenmotiv, einem englischen Gedicht, aufgedruckter Spitze – und dummerweise mit einer Briefmarke und einem Stempel aus dem sogenannten dritten Reich.
Diese Tassen wurden in China produziert, der Einkäufer hat vermutlich nicht so aufs Detail geachtet. Und schon gibt es eine Delmenhorster Tassenaffäre. Die der fleißige Designer im fernen Asien aber vermutlich noch nicht einmal im Ansatz erahnt hatte – dieser hat beim Design vermutlich einfach nur eine Suchmaschine zu Europa im besagten Zeitraum befragt.
Verfehlungen im Design gibt es überall. Oft auch einfach unbedacht.
Die Tassenaffäre kann ich wirklich nur mit Humor betrachten. Für das Kartendesign wünsche ich mir einfach, dass der Trend mit der Symbolik aus den Anfangsjahrzehnten letzten Jahrhunderts in den nächsten Jahren entschwindet. Nur weil ich das Design toleriere, heißt dies noch lange nicht, dass ich es auch akzeptiere.
Der begnadete Typograf und Grafikdesigner Kurt Weidemann sagte einst: »Der Künstler macht was er will. Der Designer will was er macht.« Und als Vertreter der Designerzunft finde ich die Fragen oder Diskussionen über Gedanken oder Nichtgedanken zur Herstellung des Designs abstrus. Natürlich wurden sich darüber Gedanken gemacht. Natürlich geschah das mit Willen und strikter zielorientierter Planung. Sonst würde ein Design im ersten wie im letzten Moment nicht funktionieren. Und dass es funktioniert zeigt schon alleine wieder diese Debatte. Allerdings ist ein Designer nur einem Rechenschaft schuldig: seinem Auftraggeber. Und dieser wiederrum schuldet niemanden außer sich selbst Antwort.
Natürlich kann auf der WGT-Seite ein ausufernder Essay über Ästhetik, Wollen, Sinn und Hintergedanken des jeweiligen Kartendesigns auftauchen. Lang und breit erklärten, damit es auch jeder Cyber versteht oder jeder EBM´ler in seine Bierrübe bekommt und zustimmend grunzen kann. Aber eben-so-gut darf die Eintrittskarten auch nur einem dienen, dem Betreiber, Initiator, Fädenzieher des WGTs. Es ist dessen Veranstaltung. Freilich an das Publikum gerichtet, keine Frage, aber dennoch ist es sein Gesamtkonzept.
Und das sage ich, weil ich es selbst leid bin, mich zu erklären. Und nicht im Geringsten auf die Idee käme, meinen Zynismus, Sarkasmus oder einste Satire auch nur im Geringsten vorzuverdauen. Die Erklärung ist der Hobel, der den Charakter ausmerzt. Aus einem Ding, das man wegen seiner Ecken und Kanten schätzt, wahrnimmt und faszinierend findet, etwas macht, dass so rundgelutscht und glattgezogen wirkt, wie jeder andere Scheiß, der im Biedertun oder der Spießbürgerlichkeit existieren könnte.
Wer das möchte und sich mit ungelösten Konflikten unwohl fühlt, der darf gerne bei der grauen Masse Schlange stehen. Wer es nicht mag, dass er in einer eigentlich unkonventionellen Szene eben auch einmal Opfer von Unkonventionellem wird, der sollte sich fragen, ob er nicht lieber bei VIVA-Sommerfesten dem kantenlosem Spaßprogramm frönen sollte. Überspitzt gesagt.
Ich mag die Karten, auch wenn sie aus gestalterischer Hinsicht an manchen Stellen inkonsequent wirken. Und nicht nur jene von diesem Jahrgang. Dennoch, sie werden eben wahrgenommen.
Wie hier schon erwähnte wurde, gäbe es ohnehin nur eine Chance, um jeglichem Individualitätszwang der Festivalskundschaft gerecht zu werden: Ein Optimum an Neutralität, bzw. Minimum an Design. Papierene ungefärbte Karte mit einem statisch platzierten Schriftzug. Am besten noch in Arial oder Helvetica gesetzt. Aber auch dann werden die ersten über diese lieblose Einfallslosigkeit maulen.
Ich sehe in der Karte jedenfalls einen Geldschein aus den 20´er Jahren. Alles andere wäre meiner Wesensprägung verschuldet und damit nicht automatisch Idee des Designs. Und wer meint, ein allgemeingefälliges kritikbefreites Design zu erstellen läge im Bereich des machbaren, der darf mich gerne anschreiben.
Kontra. Man ist vorbelastet. Die Gedanken schwirren noch immer um das Thema 3tes Reich, wie die Wespen um ihr Nest. Es ist nicht der geschichtliche Bezug, der einseitig ist, sondern unsere Assoziation. Unser immer währendes aufstacheln am wesentlichsten Merkmal und Unvermögen querzudenken. Warum brechen wir nicht aus dieser Plumpheit aus und denken weiter. Was hindert daran, das Element nicht einfach einmal als Metapher, als Symbol, Euphemismus, Pseudonym oder was auch immer zu nehmen. Die Tatsache, dass wir es nicht wollen, es nicht sehen wollen und nicht anders denken wollen. Weil es uns indirekt Spaß macht, uns immer mit dem gleichen Thema konfrontiert zu sehen. 20´er Jahre, Deutschland und Geld. Was gäbe das in einer Gruppe für ein faszinierendes Sammelsurium an Assoziationen. Wenn man einmal das scheinbar wesentliche außen vor lassen würde und ungezwungen den Gedanken ihren Freiraum lässt. Man will sich ärgern lassen, somit wird man geärgert. Murphys Gesetz lässt grüßen…
@NorthernNephilim:
Der Vergleich hinkt. Ich wünsche mir lediglich eine Stellungnahme der Veranstalter und/oder Designer der Karte. Jedem Kartenbesitzer eine Erklärung abzuverlangen ist nicht sinnvoll. VW ist sich seiner Vergangenheit (Zwangsarbeit) sehr bewusst und ist aktiv in dessen Bewältigung unterwegs. Darüber hinaus finden immer wieder klare Positionierung Gehör:
Und hier ist die eigentliche Kritik. Auf dem WGT gibt es regelmäßig Symbolische Merkwürdigkeiten und auch der Stand der „VAWS“ ist regelmäßig umstritten. Doch die Veranstalter hüllen sich in Schweigen. Sie erklären nicht, rechtfertigen nicht und beziehen keine Stellung und das wäre meine Ansicht nach sehr wichtig, wenn man sich mit solch politischen Symboliken schmückt.
@Irmin:
Nun, warum sollten wir nicht darüber diskutieren? Ist daran etwas schlechtes? Der Designer hat sich redlich Mühe gegeben, die Karten zu gestalten und mit kleinen Rafinessen zu versehen. Ich glaube der freut sich über die ausgelöste Diskussion und ich unterstellen, die war auch das Ziel. Diese „Diskussion“ ist ja nicht schlechtes, ich habe ja schon in meinem Artikel eine sehr neutrale Haltung gegenüber des Designs eingenommen. Ich bin froh, dass die Leute eine Meinung haben und zur Diskussion beitragen. Das ist mir lieber als stilles Einvernehmen und unreflektiertes zustimmen.
Ich denke das „heraushalten“ gilt für alle Seiten, auch für die Veranstalter. Solche Symbole mit politischen Aufladungen oder Aussagen haben auf Eintrittskarten NICHTS verloren. Die Veranstalter sollten die künstlerische Aufarbeiten den Künstlern auf der Bühne überlassen. Ignorieren möchte ich das Ganze nicht. Ich finde es ist wichtig, „Murmeltierartig“ über das zu berichten und nachzudenken was einen umgibt. (Im speziellen das WGT)
Tobikult:
Die Depressionen sind nicht nur auf Deiner Seite.
Ich binWir sind sehr traurig, dass ihr nicht kommen werdet.IchWir glauben, dassmuss ichmüssen wir mal wieder mit einem Besuch in Heidelberg kompensieren! (Anm. d. Verf.: Aufgrund eines gedankenlosen Ego-Trips habe ich Frau Eulenforst ihres „Wir“-Gefühls beraubt, ich habe das umgehend behoben und bedauere den Vorfall zutiefst.)@Mela:
Ich finde die Diskussionen um die Karten seit Jahren recht interessant. Persönlich bin ich mittlerweile dazu über gegangen, bei Massenproduktionen (wie es eben auch eine Eintrittskarte ist) nicht mehr darüber zu grübeln, was der Künstler wohl gemeint haben könnte. In dem Punkt glaube ich nämlich, dass der Grafikdesigner sich zum einen nicht mit der Szene auskennt und zum anderen vermutlich einfach nur den Auftrag bekommt, eine Karte zu konzeptionieren, die mystisch, modern, schön, “state of the art” und dennoch altmodisch ist.
Der Designer der Karte hat unmittelbar mit der Szene zu tun. Hinter dem vermerkten Designer „goeart“, der auch die Karten der letzten Jahre entworfen hat, steckt vemutlich Thomas Görnert, der das WGT auch mit-veranstaltet. Ich unterstelle, dass er sich sehr bewusst ist, was er dort macht und die Diskussionen entsprechend verfolgt.
Guldhan (nachträglich):
Re. Was ist mit Kirche, dem Tod selbst, der Ausbeutung des Planeten? Wenn ich mir die Protestbewegungen der letzten Zeit anschaue, gäbe es unzählige Dinge, die uns bewegen. Warum immer das dritte Reich? Warum immer diese Epoche? „Rechts“ ist unglückerlicher Weise zeitlos.
Warum provoziert uns man nicht mal mit Dingen die einfach so ausgeblendet werden? Atomare Bedrohung, wäre doch ebenso zeitlos. Man muss das Maß finden. Dauernde Provokation führt zu Abstumpfung, vielen wird das Kartendesign von Jahr zu Jahr egaler.
Und nein, es macht mir keinen Spaß mich immer mit dem gleichen auseinanderzusetzen. Ich habe diese Epoche durch, mir meine Meinung gebildet und einen Standpunkt eingenommen. Viel lieber würde ich eine an die ägyptische Mythologie erinnernde Karte entschlüsseln und deuten, oder meinetwegen (wie in den Kommentaren angesprochen) auch über die Illuminaten.
Ich will ich nicht ärgern lassen, sondern inspirieren. Doof ist, wenn die Inspiration mich ärgert.
@Robert:
Oh, verstehe mich nicht falsch. Deinen Artikel zur WGT-Karte finde ich gut und informativ, daran habe ich überhaupt nichts auszusetzen. Ich frage mich nur, ähnlich wie Guldhan, warum die Diskussion darunter wieder in dieselbe alte Richtung abdriftet, in die sie – das Murmeltier lässt grüßen, wie du selbst sagst – in den letzten Jahren desöfteren abgedriftet ist. Genau das hier sehe ich nicht:
Ich sehe in einem Geldschein aus den 1920ern einfach überhaupt keine politische Aufladung. Wenn ich es gemeiner formulieren wollte, würde ich schreiben: Den muss man schon sehen wollen. Insbesondere irgendeinen Bezug zur Zeit danach.
Nur um das klar zu stellen: Ich verstehe, wenn man sich fragt, was das soll und was das WGT denn bitte mit Geld oder den 1920ern zu tun hat. Ich verstehe nicht, wenn man darin ein politisches Symbol sieht. Deine Frage „Warum immer das dritte Reich? Warum immer diese Epoche? “Rechts” ist unglückerlicher Weise zeitlos.“ würde ich mit „Es ist doch eher selten das Dritte Reich“ beantworten. Zuletzt bei der vielbesprochenen Schwarzen Sonne. Ja, natürlich kann man in Wagner (oder offensichtlich in Geldscheinen aus den 1920ern) Anspielungen auf das Dritte Reich sehen, aber an dieser Stelle möchte ich Guldhan zitieren: „Es ist nicht der geschichtliche Bezug, der einseitig ist, sondern unsere Assoziation.“ Ich schrieb schon vorher, dass ich leider nicht weiß, was ausländische Besucher des WGTs von dieser Symbolik halten, aber meine Vermutung geht dahin, dass sie überhaupt kein „Großes Ganzes“ zwischen Wagner, Geldscheinen und meinethalben der Schwarzen Sonne sehen würden. Das ist kulturelle Prägung.
D’accord, man könnte definitiv auch andere Dinge in den Karten verarbeiten, und sicherlich wäre eine solche Karte dann „gotischer“. Allerdings ist die Wahl der Themen nicht allein deswegen eintönig, weil man bei der Interpretation mit möglichst breitem Pinsel malt.
@Irmin:
Stimmt, im Grunde hast du Recht. Etwas stört mich jedoch, vor allem wenn ich Guldhan in einem Boot mitzitiere: „Es ist nicht der geschichtliche Bezug, der einseitig ist, sondern unsere Assoziation.“
Ist es wirklich unsere Assoziation? Waren es nicht eben die Nazis, die die schwarze Sonne in einen merkwürdigen Zusammenhang brachten? Wagner, ein Rassist seiner Zeit, ebenfalls vom dritten Reich zu neuen Ehren erhoben. Unsere Assoziation? Ich glaube dass erst das dritten Reich vielen Dinge zusammengeführt hat, die sonst losgelöst hätten betrachtet werden können. (Die Swastika als prominentes Beispiel). Können wir diese Assoziation denn außer Acht lassen und auf „andere Zusammenhänge“ berufen, wenn so ein dunkles Kapitel der deutschen Geschichte zu unmittlerbar zu Assoziation aufruft?
Ob die Verquickung mit der Reichsmark-Symbolik unpolitisch ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Für mich persönlich deutet das Ganze jedenfalls in eine Richtung, mit der ich nichts anfangen kann. Kommerzialisierung, Inflation, Armut, „die Macht des Geldes“, Sozialismus, Regierungsform. Alles scheint möglich. Und das ist auch das „gefährliche“ daran, denn der umfangreiche Interpretationsspielraum, der durch fehlende Hintergründe seitens der Veranstalter riesig groß ist, lädt ja dazu ein, „Murmeltierartig“ Bezüge aufzuspannen. Es wundert mich also wenig, wenn bei den Kommentaren gerne wieder „alte Schuhe“ angezogen werden.
@Robert:
Nicht alle genannten Beispiele sind meiner Auffassung nach gleich weit von den Nazis entfernt, das habe ich vielleicht nicht eindeutig formuliert. Bei der Schwarzen Sonne halte ich die Assoziation mit den Nazis, zumal ohne viel Kontext, für absolut nachvollziehbar. Wenn ich irgendein Motiv der WGT-Eintrittskarten kritisiere, dann dieses. Ja, auch dieses Symbol hat eine deutlich längere Geschichte, aber manche Symbole sind eben doch durch die Nazis „verbrannt“, zumindest, wenn man sie ohne Erklärung verwenden möchte. Gleiches gälte aus meiner Sicht z. B. auch für die Verwendung einer oder gar zweier Sig-Runen*.
Aber das andere? Wagner? Geldscheine aus den 1920ern? Nein, wirklich nicht. Das funktioniert nur so gut, weil es einen Präzedenzfall gab. Zumal ich die Verbindung von Wagner zu den Nazis einfach nur unfair finde, schließlich war der gute Mann da schon eine Weile tot und konnte sich gegen die Vereinnahmung nicht wehren. Ob er das überhaupt getan hätte? Keine Ahnung, vielleicht nicht. Aber es ist nun nicht so, dass Wagners Antisemitismus notwendiger Bestandteil seiner Kunst ist.
Um also deine Frage zu beantworten: Es kommt darauf an. Es gibt ein paar Symbole, die in der Tat, vor allem kontextlos, die Assoziation mit den Nazis rechtfertigen. Allerdings sind das aus meiner Sicht nicht so viele, und ich glaube, genau diese Frage der Anzahl der „betroffenen“ Symbole ist der eigentliche Punkt, an dem wir auseinanderliegen. Zumindest nehme ich an, dass du für Runen ja auch argumentieren würdest, dass die für sich genommen gar nichts Schlimmes sind, auch, wenn sie ganz gern von den Nazis verwendet wurden. Ich sehe das eben auch für Dinge wie Wagner so, und ja, in gewisser Weise sogar für Leni-Riefenstahl-Ästhetik.
Ich breche das Zitat mal an der Stelle ab, weil ich genau den Punkt anders sehe: Das ist das Gute daran. Wenn alle zu derselben Interpretation kämen, wäre das doch langweilig.
*Was wiederum nicht heißt, dass eine WGT-Eintrittskarte in Form eines Runensteins und ausschließlich mit Runen beschriftet nicht meine Zustimmung fände. Natürlich gingen dann wieder die Diskussionen los, wie weit verbreitet Gruftis denn wohl zur Wikingerzeit waren… ;) Aber das wäre bei deinen vorgeschlagenen Themen z. T. ja auch nicht anders.
Sorry, mein Freund, aber da hast du mich missverstanden und argumentativ genau in die Kerbe geschlagen, die ich anprangerte. Man sieht in dem Geldschein eine Anspielung zum 3ten Reich, weil man es sehen will. Dahingehend vorbelastet ist. Schaue ihn dir doch mal genauer an…
Du sprachst von einigen Assoziationen, Kirche, Tod… und dass man diese auch dieses Jahr vermissen muss. Nein, das muss man durchaus nicht.
Der Schein ist angelehnt an die 20´er Jahre. Eine Zeit der Wandels und definitiv eine Zeit, die einst die Gegenwart darstellte. Ich werde zumindest recht melancholisch wenn ich Photographien, Zelluloidaufnahmen oder Filme aus der Zeit, bzw. den 30´ern und 40´ern sehe. Denn egal, wer dabei ins Bild spaziert, grüßend die Hand hebt oder ausgelassen in die Kamera grinst. Jeder sah nun schon das Tor zur Vergänglichkeit. Damit hätte man Anhaltspunkte für den Tod selbst.
Der große Kritikpunkt der Kirche ist noch immer die staatlich organisierte Gebühreneintreibung. In der Weimarer Republik (20´er Jahre) wurde die Kirchensteuer erstmals verfassungsmäßig verankert. Damit hast du deine Kirche.
Womit kann man die Ausbeutung des Planeten besser darstellen als mit Geld. Und zynischer Weise sogar noch mit einer der letzten legetimen Währungen, bevor sich das Kapitalsystem im Zuge einer radikalen Inflation selbst ins Aus katapultierte.
Und was die Illuminaten angeht. Bzw. die 23 auf dem Geldschein… da darf nun Eure Fantasie walten.
Ich wollte nur gesagt haben, dass man auch einmal seine NS-Scheuklappen ablegen darf, um zu sehen, dass hinter mancher platten Fassade mehr steckt als nur der Hang zum Nazideutschland.
In meinem Kommentar ging es nicht um den Schein, sondern eine Reihe von anderen Karten. Entschuldige, wenn das nicht klar herausgekommen ist. Ich sehe in dem Schein keine Anspielung auf das dritte Reich. Es ging mir vielmehr um die Gesamtheit und die Spitze der Provokationen, die erst richtig „zünden“ wenn sie sich um das dritte Reich (oder in dessen begrifflicher Nähe) drehen.
Und ja, ich bin ganz bei Dir wenn du forderst, die NS-Scheuklappen abzulegen. Das sollte man aber (und das gilt nicht für Dich) nicht mit Gleichgültigkeit, wie in dem Artikel angesprochen, verwechseln. Soviel Hintergrund zu einzelnen Themen wie du ist selten, deshalb seien mir platte Forderungen nach Auseinandersetzung erlaubt. Das WGT steht im Kreuzfeuer politischer Ideologien. Jeder beansprucht den schwarzen Kuchen für sich. Links oder Rechts. Keiner will begreifen, dass der Kuchen unpolitisch sein will. Eigentlich. Hoffentlich.
Ein User lichtjunkie hat im WGT-Forum nun auch eine Abbildung der aktuellen Obsorgekarte verlinkt. Und da zeigt sich, daß auch dieses Jahr die „Gestaltung“ der Karten fest zum WGT-Gesamtdesign paßt.
Oder wie es lichtjunkie formuliert: „Leider geht es wohl nicht Ohne….“.
Ein Verweis auf eben diese Abbildung wäre ja echt hilfreich gewesen… ;)
Also, hier ist das gute Stück.
„Leider geht es wohl nicht ohne“ bezieht sich übrigens auf eine Anspielung auf die Illuminaten, nicht, wie dieses so aus dem Zusammenhang gerissenes Zitat suggerieren könnte, auf Anspielungen auf das Dritte Reich.
Allerdings muss ich da dem Herrn lichtjunkie widersprechen, die Illuminaten konnte man einfach bei der 23 nicht ignorieren.
„Anspielung auf die Illuminaten“ – wegen des Auges?
Wie ein Allsehendes Auge – das Symbol der Illuminaten – sieht mir das überhaupt nicht aus, so daß ich auf diesen Bezug gar nicht gekommen bin!
Das Allsehendes Auge ist ein Auge im Strahlenkranz, typischerweise von einem Dreieck umschlossen.
Nichts davon ist hier der Fall.
Aber gut möglich, daß User lichtjunkie tatsächlich ein Illuminatensmbol gesehen haben will.
Die Ähnlichkeit zur Obsorge 2009 ist jedenfalls deutlich, man vergleiche die Augenbrauen und die hellen Flecken auf der Pupille, daß ist praktisch identisch.
Also ich hab das Auge als offizielles Logo fürs KGT gebastelt :) Ich fand’s jedenfalls ganz witzig…
Wo denn? Ach so, auf startnext!
Das ist aber wieder ein ganz anderes Symbol, nämlich das Horusauge.
Mit Illuminaten- oder Obsorge-Augen eher nicht zu verwechseln…
Das ist in der Tat das gleiche Auge, bis auf die Iris ;)
Neben des von dir angeführten Grundes könnte es aber auch an etwas viel Simplerem liegen: Was man an Designelementen hat, möchte man auch wiederverwenden. Sprich, man möchte ein echtes menschliches Auge benutzen und bedient sich deswegen aus dem Vorrat. Damit muss man das nicht neu aufnehmen oder von dritter Stelle lizenzieren. Bleibt die Frage, warum man auf der Obsorgekarte unbedingt ein Auge braucht. Ich zelte nicht, darum kenne ich die anderen Designs nicht – ist das vielleicht öfter so?
Das soll nicht heißen, dass deine Begründung nicht doch zutrifft. Aber es ist nicht gesagt, dass es nur so sein kann.
Mal nebenbei erwähnt: Jetzt, wo ich die berühmt-berüchtigte Obsorgekarte von 2009 mal wieder sehe, muss ich schon sagen, dass sie rein von gestalterischen Aspekten her richtig gut aussieht.
Naja. Die Entrittskarte vielleicht, aber die Obsorgekarte hält sich schon allein wegen der Anordnung Typographie und Grafik an keinerlei Gestaltgesetz. Vielleicht war das aber auch beabsichtigt. Abgesehen davon, dass das mit der schwarzen Sonne eine doofe Aktion war, sieht das Design für WGT-Verhältnisse echt hingerotzt aus.
Gestaltungstechnisch kommt die Obsorge nicht wirklich an die Karte ran. Warum man das Auge genommen hat? Evtl weild er Designer kein Bock mehr hatte der Mist muss fertich! :)
Robert:
VW ist sich seiner Vergangenheit (Zwangsarbeit) sehr bewusst und ist aktiv in dessen Bewältigung unterwegs.
Na gut dann ist man sich in Wolfburg doch wenigstens der Vergangenheit bewusst. Könnte jetzt noch weiter das Autothema fortsetzen das z.B. auch Henry Ford sich zum Antisemitismus bekannte.
https://de.wikipedia.org/wiki/Henry_Ford
Von dem Veranstalter des WGT wirst aber keine Antwort bekommen – eher noch vom VW oder Ford Konzern – vermutlich weil schon das zum bewussten Spiel des Veranstalters gehört – jedes Jahr aufs neue eine Karte loszulassen und die Leute zum Diskutierclub einzuladen … besseres als verbales Marketing gibts nun mal nicht. :)