Nach so viel tiefschürfenden Diskussionen ist es Zeit für etwas Aufhellung. Man nennt es Frühlingsanfang, doch das dieser Tag etwas besonderes ist, wusste man schon vor sehr langer Zeit. Auch heute noch huldigen neuzeitliche Hexen und Hexer Ostara, der Göttin des aufsteigenden Lichts. Das Ostarafest aus dem Wicca-Jahreskreis wird vom 20. März bis zum 23. März gefeiert und steht für die Tagundnachtgleiche – der Tag, an dem der lichte Tag und die Nacht gleich lange dauern. Die Tage sind nun schon spürbar länger geworden und die meisten Pflanzen erwachen langsam aus ihrem Winterschlaf. Bis Ostern, so die Metereologen, könnte es noch schneien, doch Sonne und steigende Temperaturen künden jetzt schon vom unmittelbar bevorstehenden Frühling. Ostara ist das Fest für den Frühling, ein Fest der Fruchtbarkeit und ein Fest des Wachstums.
Woher der Name Ostara stammt, ist nicht wirklich geklärt, womöglich hat die Sonne im Osten zur Namensgebung beigetragen. Eine weitere Möglichkeit der Deutung ist die germanische Frühlingsgöttin Ostara, die von einem gewissen Jacob Grimm 1835 geprägt wurde. Er verweist in seiner Arbeit „Deutsche Mythologie“ auf den Mönch Beda Venerabilis, der die Herkunft des Wortes „Easter“ (Ostern) mit einer früheren germanischen Göttin namens „Eostrae“ erklärte. Grimm, ein glühender Anhänger der deutschen Romantik, war sehr interessiert an der germanischen Religion und kam in seinem Buch über die deutsche Mythologie von 1835 zu folgenden Schluss: „Ostara, Eástre mag also Gottheit des strahlenden Morgens, des aufsteigenden Lichts gewesen sein, eine freudige, heilbringende Erscheinung, deren Begriff für das Auferstehungsfest des christlichen Gottes verwandt werden konnte„, die Erfindung der Göttin „Ostara“ des frommen Mönchen Breda lehnte er als zu unwahrscheinlich ab, offensichtlich wurde die Romantik von schnöden Indizien zerschlagen.
Ganz offenkundig ist jedoch die Verbindung mit dem christlichen Osterfest, das ebenfalls im Ostara herumgefeiert wird und den einst heidnischen Brauch vermutlich im Laufe der Jahrhunderte abgelöst hat. Das heutige Osterfest bedient sich in seiner Symbolik immer noch seiner heidnischen Abstammung, so symbolisieren die Eier Fruchtbarkeit, während die Hasen für Fortpflanzung stehen.
Während das christliche Fest seit jeher die Auferstehung Jesu (Ostersonntag) in den Mittelpunkt stellt, geht es bei Ostara um die Wiedergeburt der Natur im Zyklus der Jahreszeiten. Auch heute ist der Beginn des Frühling noch mit unzähligen Ritualen belegt. Mit dem „Frühjahrsputz“ befreien wir uns nicht nur von Dreck und Schmutz im physischen Sinne, sondern bereiten uns auch spirituell auf das Erwachen ein. Sogar der Körper reagiert, denn die „Frühjahrsmüdigkeit“ ist eine unmittelbare Folge des sich ändernden Hormonhaushaltes, wenn die Tage wieder länger werden.
Deutet man „Ostara“ mit Hilfe der Runenzeichen, lassen sich weitere Bezüge zum Frühling herstellen. Die Rune „Os“ steht für Geburt, Erde oder Entstehung, während die Rune „Tar“ auch „zeugen“ heißen kann. Im weitesten Sinne kann man also von einer Zeugung der Erde sprechen, die Befruchtung des Bodens, die letztendlich mit der Ernte abschließt.
Besonders abergläubische Bauern in manchen Gegenden unseres Landes leben selbst 2014 noch den Brauch der Feldweihe, die traditionell zu Ostara durchgeführt wird. Da der Frühling bald beginnt, segnen die Bauern ihre Felder. Dazu laufen sie um ihre Felder herum und weihen diese an allen vier Ecken mit heiligen Kräutern, wie Pfefferminze, Schlüsselblume oder Ästen des Weidenbaumes und einer Kerze, die in den Boden gesteckt wird. Damit bitten sie um eine reiche Ernte und Schutz ihrer Saat vor Unwettern.
Viele dieser Rituale und Traditionen sind im Laufe der Jahrhunderte untergegangen. Im Laufe der Menschheitsgeschichte schickten sich Religionen und Institutionen immer wieder an, diese Feiertage naturreligiöser Völker zu annektieren und für ihre Zwecke umzudeuten. In christlichen Breiten zelebrieren wir im dem Osterfest den Tod und die Wiederauferstehung Jesus Christus und folgen damit dem Ritus von Tod und Wiedergeburt, ganz so, wie Ostara es vorgesehen hat.
Doch es bleibt beim „Glauben“, denn wie es bei Traditionen, Brauchtümern und Symbolen nun mal so ist, lässt sich das Meiste nicht belegen, beweisen und für jede These gibt es unzählige Argumente und Gegenargumente. Egal welcher Religion ihr euren Glauben schenkt, egal was oder wen ihn verehrt, den Frühlingsanfang hat man immer schon zelebriert. Nehmt mit, dass im Frühling das „Neue“ wächst und gedeiht, während das „Alte“ in seine Bestandteile zerfällt. Das sollten wir mit Gedanken gelegentlich auch einmal machen.
Herrlich, so viel ernsthaftes historisch-wissenschaftliches Hinterfragen von populärem Brabsch – also sowohl des Osterfestes als auch des neuheidnischen Ostara-Pipapos. Ich glaube aber, nur in eben diesem letztgenannten ist „Ostara“ Name eines Festes.
Wenn ich mich recht entsinne, ist das Wort eigentlich nur Grimms Versuch einer etymologischen Rekonstruktion aufgrund des deutschen „Ostern“ und der erwähnten altenglischen Formen.
Achja, und schön find‘ ich den Neuheidenkram ja, nicht dass das falsch rüberkommt ;)