Erst neulich beschäftigte ich mich mit dem Phänomen Steampunk. Bei einer Recherche zu einem Artikel stellte ich fest, dass sich viele Quellen nicht einig sind, als was man Steampunk denn nun betrachten könnte. Kultur? Szene? Kunst? Trotz kontroverser Diskussion konnte ich mir kein Bild machen, womöglich weil ich nicht Teil der Szene bin. Was liegt da näher, als jemanden zu Wort kommen zu lassen, der sich selbst als Teil der Szene betrachtet? Ich bin froh, dass sich Andrea Kerlen, die mich bereits auf das Steampunk-Festival Aethercircus aufmerksam machte, bereit erklärt hat, einen Gastbeitrag zu verfassen, um das Phänomen aus ihrer Sicht zu beleuchten. Ihren Text habe ich ungekürzt übernommen, mit Links angereichert und Bildern verfeinert.
Die Vielfalt des Steampunk
Was Steampunk genau ist und wie man ihn definieren könnte, darüber diskutieren selbst eingefleischte Steampunks gern. Ist es eine Szene, eine Subkultur, ein Lebensgefühl, ein Hobby oder einfach eine besondere Kunstform? Geht man von streng soziologischen Gesichtspunkten aus, wie sie beispielsweise bei Wikipedia nachgelesen werden können, handelt es sich bei Steampunk hierzulande nicht um eine Subkultur, sondern eine Szene – denn für eine Subkultur mit festen Merkmalen ist die Gemeinde der Steampunkfans zumindest im deutschsprachigen Raum wohl zu klein und vielfältig, zumal sich fast jeder gern seinen eigenen Steampunk zurecht „bastelt“.
So ist es nicht verwunderlich, dass es keine festen Regeln oder Ansichten gibt, was Steampunk ist oder sein soll, die Szene ist sehr offen und diskutiert gern in Online-Foren und Steampunk Communities. Bei einer solchen Diskussion im Social Network „Rauchersalon“ wurden kürzlich übrig sehr viele unterschiedliche Meinungen sichtbar, was denn Steampunk sei. Einer der Mitglieder des Forums wies schließlich darauf hin, dass die Amerikaner und Briten das Thema etwas lockerer sähen als die Europäer. Gerade in Amerika seien die Begriffe „Steampunk Scene“ und „Steampunk Subculture“ durchaus vertreten und würden austauschbar verwendet. Ich möchte mir an dieser Stelle daher kein Urteil anmaßen, wie man den Steampunk einordnen sollte und möchte stattdessen lieber auf seine vielfältigen Ausprägungen eingehen.
Steampunk-Objekte, Kunst und Kunsthandwerk
Das „Basteln“ mit Do-it-yourself-Charakter unter Steampunks ist meistens verbunden mit viel Kreativität, Fantasie und handwerklichem Geschick. Alltagsgegenstände aller Art, gern auch elektronische Geräte, werden „gemoddet“, das heißt mithilfe von Elementen aus Kupfer oder anderen Metallen, technischen Ersatzteilen, z.B. aus alten Uhrwerken, Zierelementen aus dem Schmuckbereich oder gar Holzverkleidungen so verändert, dass sie aussehen wie aus einer (meistens) viktorianisch angehauchten Vergangenheit. Allerdings einer Vergangenheit, die es so nie gab, eine Parallelwelt gewissermaßen mit phantasievollen technischen Erfindungen. Die meisten dieser Kunstobjekte funktionieren weiterhin wie gehabt (beispielsweise MP3-Player, Computer oder Musikinstrumente), oder es entstehen gar Maschinen mit neuen Funktionen, doch echte neue Erfindungen sind eher selten zu finden, weil man dafür großes technisches und handwerkliches Know-How braucht, das nicht jeder Hobby-Bastler mitbringt.
Zu den bekannten Steampunk-Künstlern zählen beispielsweise Jake von Schlatt und Richard „Doc“ Nagy (auch bekannt als „Datamancer“).
Was Schmuck und Accessoires betrifft, gibt es sehr viele DIY-Basteleien, oder bereits bestehende Schmuckstücke werden mit kleinen Steampunk-Elementen verziert. Auch falsche technisch-futuristisch wirkende „Prothesen“ an Armen, Händen oder Beinen sind beliebt unter den Bastlern – bis hin zu komplexen Maschinen, die auf dem Rücken getragen werden können.
Solche Objekte sind mittlerweile weltweit auf Steampunk-Ausstellungen und Festivals zu sehen, außerdem werden sie in Büchern präsentiert wie beispielsweise „The Steampunk Bible: An Illustrated Guide to the World of Imaginary Airships, Corsets and Goggles, Mad Scientists, and Strange Literature“ von Jeff VanderMeer und S. J. Chambers (Amazon) oder auch „1,000 Steampunk Creations: Neo-Victorian Fashion, Gear & Art“ von Dr. Grymm und Barbe Saint John (Amazon). Es gibt mittlerweile auch mehrere Steampunk-Dokumentationen im TV oder Internet zu sehen.
Auf Steampunkbildern sieht man phantasievolle Luftschiffe, Roboter, androidhafte „Uhrwerksmenschen“ oder Unterseeboote (Captain Nemos „Nautilus“ lässt grüßen), elegante oder verwegene Ladies und Gentlemen, aber auch fremdartige Kreaturen wie aus dem Fantasygenre.
Mode und Accessoires des Steampunk
Hier kann man mehrere Richtungen beobachten. Zum einen gibt es deutliche Überschneidungen zur Gothic-Szene im Bereich der Neo-Victorian oder New Romantic Mode, die entweder schwarz oder in dunklen, gedeckten Farben gehalten ist, zum Beispiel anthrazit, grau oder (dunkel-)braun. Auch die mädchenhafte Lolita-Mode kann hier und da als Vorbild dienen für Steampunk-Outfits. Bei den Damen findet man häufig Korsetts und Corsagen aller Art, voluminöse Reifröcke oder die Tournüre (bei welcher der vorne eher schmale Rock über dem Gesäß auf alle möglichen Arten gebauscht wird und es dadurch optisch betont). Röcke und Kleider wirken im Steampunk oft weniger streng als bei den historischen Vorbildern, sie werden gern hochgerafft oder reichen nur bis zum Knie. Darunter kommen gern Strumpfhosen aller Art zum Vorschein, seien es Spitzenstrümpfe oder zweifarbig gestreifte. Auch Elemente aus der Burlesque-Mode finden sich hier wieder, mit Vorbildern wie dem historischen Pariser Moulin Rouge und der Mode der Cancan-Tänzerinnen.
Bei einigen Steampunks wird auch die Nähe zum viktorianisch oder edwardianisch geprägten Reenactment deutlich, also authentische historische Kostüme, die mit einzelnen Steampunk-Elementen kombiniert werden. Hierzu zählen vor allem Zylinder oder auch kleinere „Fascinators“ als Kopfbedeckung, Uhrwerks-Zahnräder und „Goggles“, also Schweißer- oder ähnliche Schutzbrillen, oder auch altmodische Fliegerbrillen oder -helme wie für Piloten des frühen 20. Jahrhunderts.
Gelegentlich wird auch die Punk-Mode zum Vorbild genommen, z.B. mit karierten Stoffen, bunt gefärbten Haaren oder einem eher etwas abgerissenen „Used“ Look. Oder aber das eher gedeckte Farbspektrum wird durch knallige Farben ergänzt – Cyberpunk meets Steampunk – frei nach dem Motto „Erlaubt ist, was gefällt.“
Die Herren tragen gern entweder elegante Anzüge, Smokings oder Fräcke mit Zylindern, Melonen oder anderen Hüten oder aber militärisch wirkende Uniformen, Pilotenkleidung oder lässigere Mode, z.B. mit Hemd, Hosenträgern, Schiebermütze und vielleicht Knickerbockerhosen. Kombiniert wird dies wie im 19. Jahrhundert gern mit Monokeln, Krawatten, Fliegen, Taschenuhren, Manschettenknöpfen, Gamaschen, eleganten Halstüchern oder Schals.
Steampunk-Musik
Nicht selten waren Steampunkbands eigentlich im Bereich der Gothic-Szene verwurzelt, wie beispielsweise „Abney Park“ , „Rasputina“ oder „The Vernian Process“. Dies zeigt sich deutlich in den häufig melancholisch oder düster wirkenden Melodien.
Andere Steampunkbands wie „The Real Tuesday Weld“, „The cog is dead“, „Sunday Driver“ oder „The Clockwork Dolls“ ziehen ihre Inspiration eher aus der populären Musik von (circa) 1850 bis 1940. Sie verarbeiten Elemente aus Ragtime, Swing, Vaudeville, Cabaret, Charleston, Zirkusmusik und Chanson bis hin zu klassischer Musik auf jeweils ganz individuelle Weise. Bisweilen kommen auch deutliche orientalische Einflüsse vor, z.B. bei „The violet tribe“ und „Sunday Driver“. Wiederum andere verwenden Anleihen aus Industrial, Punk, Electro oder Ambient-Musik, wie beispielsweise die „Unextraordinary Gentlemen“ oder auch „Life Toward Twilight“. Viele Musiker, die unter Steampunks beliebt sind, entziehen einer genauen Einordnung, darunter beispielsweise die vielseitige Emilie Autumn, deren Stil unter anderem gern als „Victorian Industrial“ bezeichnet wird oder auch die Allround-Künstlerin und Sängerin Jill Tracy.
Steampunk Literatur von heute
Diese zieht ihre Inspiration häufig aus Science Fiction, Fantasy und natürlich historischen Vorbildern wie Jules Verne. Deutschsprachige Steampunk-Romane gibt es noch nicht allzu viele, hier wurde offenbar der Trend noch nicht ausreichend gewürdigt von den Verlagen. Bekannte internationale Autoren des Genres sind zum Beispiel G. D. Falksen, Robert Rankin, James Blaylock, Stephen Hunt und Michael Moorcock.
Phantastische Technik, eine alternative Historie, politische oder gesellschaftliche Intrigen, Magie, Geheimgesellschaften, gefährliche Expeditionen oder wissenschaftliche Experimente sind beliebte Themen in der Steampunk-Literatur. Typische Charaktere sind (verrückte) Wissenschaftler, Abenteurer, Angehörige des Militärs oder der Marine, Adlige, einfache Arbeiter, Mechaniker und Ingenieure, Detektive und andere Ermittler, Bühnenmagier und Illusionskünstler, andere Künstler bis hin zu Ganoven wie zum Beispiel Luftpiraten. Frauen sind häufig recht unabhängig und meistens mehr oder wenig gleichberechtigt.
Im amerikanischen „Steampunk Magazine“ werden übrigens neben Interviews, Reviews und DIY Anleitungen übrigens Kurzgeschichten aus dem Genre veröffentlicht. Subgenres des Steampunks sind zahlreich, beispielsweise Dieselpunk (zeitlich angesiedelt in den 1920ern bis 40ern, also die Zeit, in der dieselbetriebene Automobile aufkamen), Steam-Fantasy (Steampunk mit deutlichen Fantasyelementen) und Tesla-Punk (in welchem die Elektrizität eine wichtigere Rolle als die Dampfkraft spielt).
Steampunk Rollenspiel
Während es im englischsprachigen Raum bereits viele verschiedene Rollen- und Computerspiele, Conventions und LARPS (Liverollenspiele) gibt, die sich mit Steampunk und seinen verwandten Genres befassen, ist die entsprechende Szene im deutschsprachigen Raum noch ziemlich klein. Eher finden Treffen in Kneipen oder Cafés statt, z.B. anlässlich der RPC in Köln als elegante „Soiree“. Steampunk-Liverollenspiele sind dünn gesät und finden im Vergleich zu anderen LARP Cons eher selten statt.
Das Lebensgefühl
Für viele Steampunks beinhaltet dieser ein spezielles Lebensgefühl, das allerdings ganz unterschiedlich ausgeprägt sein kann, je nach persönlichen Vorlieben. Manche schätzen beispielsweise die Steampunk-Literatur der ersten Stunde, also beispielsweise Werke von Jules Verne, oder auch jüngere Steampunk-Literatur, die oft Fantasy und/ oder Science Fiction-Elemente enthält (z.B. mit echter Magie, Raumschiffen oder gar fremdartigen Kreaturen). Andere können sich mit der heutzutage teilweise etwas altmodisch anmutenden Etikette des 19. Jahrhunderts und der damit verbundenen Höflichkeit anfreunden.
Wieder andere hören einfach gern Steampunk-Musik und lassen sich damit in eine retrofuturistische Fantasie-Welt entführen. Den meisten Steampunks gemeinsam dürfte ein mehr oder weniger ausgeprägter Hang zur Nostalgie sein, der Sehnsucht nach einer vergangenen Zeit. Dieser wird auch deutlich an einem eigenen, anachronistischem Jargon (zum Beispiel „Aether“ für „Internet“ und „Ikonograph“ für „Fotoapparat“).
Steampunk und Kommerz
Die DIY Mentalität der Steampunks verschließt sich eher vor einer Kommerzialisierung. Die meisten Basteleien, Objekte, Schmuckstücke und Kostüme sind einzigartig. Viele Steampunk-Künstler und Designer verkaufen ihre Werke zwar, doch meistens entweder als exklusive Einzelstücke oder in Kleinserien. Außerdem gibt es auch Läden und Onlineshops, die sich auf Steampunk-Waren spezialisiert haben, dies sind jedoch eher kleine Unternehmen oder Freiberufler, so dass auch hier nicht von einer starken Kommerzialisierung gesprochen werden kann.
Auf der anderen Seite findet man so manch kommerziellen Trittbrettfahrer, der auf den Trend aufgesprungen ist und seine Waren unter dem Schlagwort Steampunk anpreist, obwohl sie damit wenig zu tun haben. Das ist echten Steampunks natürlich ein Dorn im Auge. Um ein Beispiel zu nennen: Ein Objekt wird nicht einfach zu Steampunk, indem man es mit Zahnrädern verziert. In der Mainstream Mode finden sich zwar in letzter Zeit auch vermehrt Ansätze zur viktorianisch inspirierten Nostalgie, doch deutliche Steampunk Elemente wird man hier vorerst kaum finden.
Ich empfinde Steampunk als eine echte Bereicherung allgemein und für die schwarze Szene: optisch und auch inhaltlich, manchmal sogar musikalisch. So wie ich es bisher wahrgenommen habe ist das mal eine Strömung, die im Vgl. zu Punk oder Goth Rock nicht so wesentlich und intensiv auf der Musik basiert oder sich daraus entwickelt hat. Auch wenn Musik natürlich zu STeampunk gehört. Aber ich habe hier eher das Gefühl, dass Begeisterung für die geschichtliche Epoche und Vergangenheit, Literatur und Kreativität zentraler sind als die Musik. Nur weil wir das Thema ja schon öfters hatten. Musik und „Szene“ scheinen mir hier nicth so stark miteinander verwoben wie bei anderen Strömungen. Ein Steampunk-Lebensgefühl sehe ich allerdings nicht. Nur den Geschmack.
Auch wenn ich selbst kein Steampunker bin – ich finde diese Strömung in all seiner Bandbreite interessant und faszinierend.
Und der Kommerz – nunja. Wo ein Käufer, da ein Händler. Das haben wir ja nun gelernt. :D
Nun, glücklicher Weise lässt sich Steampunk nicht so leicht kommerzialisieren wie andere Dinge in unserer schnelllebigen Gesellschaft. Für mich ist Steampunk auch eine Rückbesinnung auf alte Werte, Handarbeit und authentische Materialien. Weg von Plastik, der Massenproduktion, Charakterlosigkeit und der schnellen Vergänglichkeit heutiger Produkte, hin zu Individualität. Schon allein dies schließt eine große Vermarktung und Serienproduktionen aus, weil heut zu Tage kaum einer die Arbeitszeit und den Wert der Materialien bezahlen würde.
Der Reiz des Steampunk besteht für mich vor allem auch darin, die Phantasie Realität werden zu lassen.
Ich zitiere mich hier bezüglich dem Kommerz einfach mal selbst ;)
Lustigerweise ist Verne selbst teilweise eher dem Tesla-Punk zu zurordnen ;)
Ich selbst bin dem Steampunk gegenüber sehr positiv eingestellt.
Steampunk ist auch einer der Einflüsse die mich zu der Idee brachten, nach der Schule ne Ausbildung zum Uhrmacher zu beginnen :)
Hi!
Der Begriff „Steampunk“ begegnete mir vor
etwa 2 Jahren zum ersten Mal. Inzwischen ist
das ja ein neuer großer Trend innerhalb der
Gothicszene, wie mir scheint. Vordergründig
fiel mir das zunächst auf Szenebilden auf,
plötzlich sah man immer mehr Fotos in
diesem Stil im Internet.
Schlecht finde ich Steampunk nicht.
Für mich gehört es allerdings ganz klar in
die Sparte Fantasy / Science Fiction.
Und ich denke da an Filme wie „Der goldene
Kompass“ und „Van Helsing“.
Dunkle Grüße ! :)
Melle
Nun, für mich ist klar, dass Steampunk nichts mit der Gothic-Szene zu tun hat. Die Überschneidung in Interessen und Leidenschaften machen es jedoch unausweichlich, dass man sich auf großen Festivals zwangsläufig über den Weg läuft. Das finde ich nicht weiter schlimm, ja sogar mitunter sehr bereichernd. Wenn wir ehrlich sind, würde ein reines Gothic Festival auch wegen Besuchermangel gar nicht stattfinden, schon gar nicht in einem Rahmen wie dem WGT. Jede Szene ist doch, so sehe ich das jedenfalls, nach wie vor autonom.
Steampunks sind für mich eine Bereicherung eines solchen Festivals, ebenso wie zahlreiche andere Szenen (wohlgemerkt nicht alle und schon gar nicht die, die durch Einbringung von merkwürdigen Musik-Genre meine Ohren penetrieren.) Mit anderen Worten: Ich stimme euch zu ;)
Kommerzialisierung macht vor keiner Szene halt. Es hat einen Namen, somit ist es auch vermarktbar, früher oder später, selbst dann wenn es nur noch ein Derivat ist. Und gerade dann lässt es sich sowieso am besten vermarkten. Dann gibt’s eben auch den Frack mit Maschinenradknöpfen bei X-tra-X von der Stange…
Hehe hab mich grade auf der Seite informieren wollen und schon lächelt einen überall das Sonic Seducer Logo an. Somit wäre Deathdiscos These bestätigt und das Wort zum Sonntag gesagt.
PS wird das Festival verschoben da es Probleme mit dem Veranstaltungsort gibt.
Ich konnte und kann mit Steampunk absolut nix anfangen (ich bevorzuge „Cyberpunk“ nicht zu verwechseln mit den leuchtenden Neonwürmchen die den Begriff auch oft in den Dreck ziehen).
Aber was hat die Dark-Cabaret Legende Jill Tracy mit Steampunk zu tun? *verwirrt ist*
Northern Nephilim, stimmt, das Aethercircus Festival ist leider auf unbestimmte Zeit verschoben worden, soll aber auf jeden Fall noch stattfinden. Infos dazu findet man auf der Website.
Epitaph, ich habe Jill Tracy im Artikel erwähnt, da diese bereits häufiger bei Steampunk oder „Edwardian“ Festivals aufgetreten ist und offenbar auch unter Steampunks eine Fangemeinde hat.
Ich kann mit LARP-Verwandtem allgemein nichts anfangen. Und vieles ist heute einfach nur LARP unter altbekannten Etiketten (siehe „Romantic Goth“). Ich bin nicht so der Fantasy-Typ. Und jedes Outfit mit Fantasy-Touch wirkt in der städtischen Umgebung oft deplaziert und peinlich (siehe obige Steampunk-Krankenschwester – ich muss da echt schmunzeln), so auch der aktuelle „Goth-Look“ aus der Romantik-Ecke, der häufig schon karneval-artige Züge annimmt.
Der ursprüngliche Gothstyle war eben ein „Urban Street Style“, punkig bis romantisch nuanciert, aber doch kein Puppentheater.
Das alles erinnert mich an die gute alte Handarbeit… und lässt mich auch immer wieder darüber nachdenken wie sehr es heute als selbstverständlich gesehen wird. Schade.
Mir gefällt Steampunk sehr.
Ich fühle mich da einfach mal angesprochen, Death Disco, da ich definitiv in urbaner Umgebung fehlplatziert wirke, zumindest in Alltagsklamotten.
Ich selbst bezeichne mich unter anderem als Romantiker, da zu mir die klassische
Bezeichnung eines Romantikers einfach passt und dementsprechend kleide ich mich.
Aber ich glaube nicht das die Romantik in der Szene verbreitet genug ist um von einem „aktuellen Look“ zu sprechen. Nur die wenigsten werden sich klamotten-technisch an der Mode um 1800 herum orientieren. Was oftmals einfach verwechselt wird sind Victorianik und Romantik. Und es ist eben halt nicht immer alles, was älter aussieht als die 50er etwas romantisches.
Als Fotograf mag ich Steampunk und nehme diese Randgruppe als Bereicherung jeder schwarzbunten Zusammenkunft wahr. Als stilistische Weiterentwicklung irgendeiner Facette der Schwarzen Szene taugt es für mich jedoch nicht. Meine „Schere im Kopf“ fängt schon bei goldfarbenen Schmuck und Perlenketten an. Zu blöd aber auch…
Da ich mich in den nächsten Monaten ja intensiv mit der Zeit der dampfbetriebenen Eisenbahn und deren Relikte auseinandersetzen werde, freuen mich die bisherigen Bilder der lederbraunen und gestreiften Outfits sowie der Messingbehang. Ebenso die Umbauten aktueller technischer Geräte beflügeln meine Fantasie. Inspiration ist mir immer willkommen!
Die Welt des Steampunks ist durchaus edel. Für mich die lebensfrohe Schwester des abgeklärten Cyberpunks.
Ich stieß über PC-Spiele –Arcanum, Silverfall- in die Welt der viktorianischen Hochtechnik. Und bin seither derart davon angetan, dass ich die Hauptkulisse einer meiner Geschichten unter Dampf setzte.
Doch ob jenes in die Szene passt…ich wüsste keine eindeutige Antwort.
Denn der Gerechtigkeit halber will ich hierbei nicht den persönlichen Geschmack zum Richter erheben und eingestehen, dass manches von dem, was ich an den Teletubbies auszusetzen habe, auch auf den Steampunk übertragen werden kann. Allen voran die Kritik der reinen Maskerade.
Wenn ich dann aber sehe, mit was für einer Leidenschaft eindrucksvolle Dampfmonstren in Hinterhöfen zusammengeschraubt werden und wie komplex das private Leben wahrer Steampunk-Jünger an deren Weltbild angepasst ist, dann scheine ich mit jener Gleichsetzung im Unrecht zu sein.
Doch was soll´s. Immerhin hätte ich in einem Club ganz und gar nichts gegen ein »She« oder ein »The Death of the Cog« auszusetzen. Entgegen eines »Mädchen in Uniform« oder »Krachkommando« Schon alleine aus diesem Grund seien diese Gestalten in meinem Umfeld akzeptiert. Und der Anblick eines Gentlemans im Waffenrock oder Pilotenfrack ist mir noch immer lieber, als ein Hempfling mit Plastikzotteln oder Lichterschlauch am Gebälk.
Was den Kommerz angeht.
Jegliche Richtung, die sich auslebt und somit expandiert, erweckt unweigerlich das Interesse der Marktwirtschaft. Um dem zu entgehen, müsste diese wohl entweder stagnieren oder sich ins Wesen der sturen Elite, ins elitäre, zurückziehen.
Mag sein, dass von der jetzigen Generation noch das Ideal der Individualität gelebt wird. Aber diese Generation wird nicht die einzige bleiben. Es werden spätere folgen, die das Ideal zur Nachhut werden lassen.
Und diese neue Generation könnten beispielsweise die Kleidung oder das Zubehör nicht mehr als einen Ausdruck des Lebensgefühles verstehen. Sondern den Kern jenes Lebensgefühls einzig in Kleidung und Zubehör legen. Und damit ganz unverbindlich die Pforten für die Massenkommerzialisierung aufstoßen.
Bei dem Artikel musste ich als erstes an das bereits erwähnte PC-Spiel Arcanum denken und fragte mich, ob das nicht auch zum Steampunk gehört. Das hatte auf jeden Fall genau diese Mischung aus Technik, Fantasy und viktorianischer Zeit.
Diese Szene hat etwas ganz Eigenes und Faszinierendes. Wie Guldhan schon geschrieben hat, bin auch ich völlig fasziniert davon, mit welcher Hingabe sich die Leute daranmachen, moderne Geräte in kunstvolle Antiquitäten zu verwandeln. Oder es haut mich jedes Mal vom Hocker, wenn ich kunstvoll geschneiderte Steampunkkleider sehe mit allerlei fantasivollem Zierart veredelt.
Würde statt den Bronze- und Brauntönen mehr Silber und Schwarz verwendet werden, könnte mir so ein Outfit auch gefallen. Vielleicht gibt es aber schon den „richtigen“ Gothic-steampunk und ich habe ihn nur noch nicht entdeckt.
@Wraithqueen: So sehe ich das auch. „Eine Scheibe abschneiden“ bedeutet für mich, sich etwas von der Leidenschaft des selbstgemachten Outfits zurückzuholen, anstatt die Leidenschaft damit auszuleben, hemmungslos zu shoppen. Vielleicht ist das aber auch unausweichlich. Als Gothic in den Kinderpikes steckte, gab es kaum etwas zu kaufen. Das Internet war nicht existent und die einzigen Läden nur in Großstädten oder im Ausland. Man war darauf angewiesen, kreativ zu sein, ganz so, wie es die Steampunks heute machen. Unausweichlich scheint die Kommerzialisierung. Warum nicht mit einer iPhone-Hülle im Steampunk-Design in Serie gehen und verkaufen? Warum nicht Kleidungsaccesoires in Serie fertigen lassen und günstig bei Ebay anbieten? Noch ist kein Markt da, der eine Fertigung lohnenswert machen würde. Ich glaube, wenn Gothic einmal das Interesse der breiten Öffentlichkeit verloren hat und die ersten Läden schließen oder ihr Programm ändern, sind wir da, wo die Steampunks heute sind und wo wir alle einmal waren.