Der Grufti, auch Tradgoth genannt (Traditional Gothic) ist der ursprüngliche Typ, der fest mit dem Kern der Szene verwurzelt viel von der Vergangenheit schwärmt. Er trägt selbstverständlich nur schwarz, auch im Sommer. Benutzt Kajal wie andere Leute ihre Buntstifte und hinterlässt damit fraktale Formen und Muster im Gesicht. Weiß genau wie Gläserrücken geht, findet mit Tarrotkarten heraus ob der Grufti-Partner seines schwarzen Herzens auf ihn steht und kennt sich mit Religionen besser aus als die, die an sie glauben. Rainer Maria Rilke liest er auf dem Klo, sein Deo riecht nach feuchter Friedhofserde und an den Spitzen seine Schuhe sammeln sich mit Vorliebe unschuldige Blätter.
Eigentlich ist der Grufti keine eigene Subkultur sondern nur die deutsche Version vom englischen Goth. In der Regel nennt man heute alles, was irgendwie schwarz rumläuft und traurige Musik hört Gothic, das klingt natürlich viel cooler und allumfassender. Irgendwann in der Mitte der 90er waren die Gruftis irgendwie out und alle wurden nur noch Gothics genannt. Die aktuelle dunkle Jugend fühlt sich Gothic, Grufti wird als Beleidigung empfunden. Sie wurden so genannt, weil die breite Masse der Deutschen die damals unbekannte Kultur wegen ihre Vorliebe für Morbides mit Grabschändern, dunklen Kulten und Teufelsanbetungen verwechselten. Außerdem sah man sie tagsüber nur müde und mit hängenden Extremitäten durch die Gegend laufen, in Fachkreisen auch schlurfen genannt. Hörten The Cure, Siouxsie & The Banshees, Bauhaus und Joy Division, heute hat sich daran nicht viel geändert.
Der Grufti gilt in der deutschen Szene als nahezu ausgestorben zu schlicht sein Outfit, zu schwach der Drang nach Selbstdarstellung. Er ist defensiv, Pazifist und schlägt auch nicht zurück, sie bleiben gerne unter sich und sind damit mehr Szene als die Szene selbst. Obwohl sie relativ zeitgleich mit den Punks auftauchten, teilen sie deren Hang zum lauten und ungestümen nicht. Während der Punk pogt, zeigt der Grufti den Totengräbertanz.
Der Totengräber, abfällig auch »Nord-Süd-Kurs« oder »Staubsaugertanz« genannt. Hierbei bewegt sich der Grufti drei Schritte vor, beugt seinen Oberkörper — nach links oder rechts – und bewegt sich mit ebenso vielen Schritten zurück zum Ausgangspunkt. Dabei entseht der Eindruck, der Grufti würde sein Grab schaufeln. Selbstverständlich tanzt man dabei nicht unbedingt zum Takt der Musik, extreme Formen beinhalten sogar regungsloses Herumstehen auf der Tanzfläche, meist mit geschlossenen Augen. »Man tanzt halt nicht, sondern steht auf dieser Tanzfläche und lässt die Musik so richtig schön in sich hineinkriechen.«
Schöner Beitrag zu diesem Thema. Das muss ich sagen.
Ich kenne den Schlag aber auch noch. Einige meiner Freunde sind so. Und ich habe das Gefühl, dass ich mich da immer ein wenig annähere, obwohl ich nebenbei mich auch an andere Sparten angebunden fühle.
Ich denke auch, dass es in der heutigen Zeit einfach eine größere Vielfalt gibt. Manche Gruppen fallen nicht mehr so auf, da es „Extreme“ gibt (siehe z.B. die Cyber-Bewegung), aber das bedeutet meiner Meinung nach nicht, dass dieser „Zweig“ kaum noch existent ist.
Und ich gestehe keinem Zweig zu mehr Szene zu sein als andere, weil Szene sich wandelt. Wir sind alle nur Räder in dem Uhrwerk, das sich Affe nennt. Hier kann man nicht eindeutig sagen, dass das eine mehr Gothic ist als das andere. Natürlich ist die Verwurzelung zum Beginn hin stärker, aber ist das das passende Kriterium? Ich würde das auf jeden Fall nicht direkt zu sehen und sagen. Da wäre ich doch eher vorsichtig.
Herrlich mal wieder etwas über eine Szene zu lesen, die nichts mit Gartenschläuchen auf dem Kopf zu tun hat. Da fühl ich mich doch schon wieder eher heimisch, auch wenn ich sagen muss, dass ich einige Bands aus dem Industrial-Bereich den „guten alten“ Bands wie The Cure vorziehe.
Diese absolut übertriebene Selbstdarstellung nach dem Motto „Bist du greller als ich fress ich Plutonium“ geht mir gehörig auf den Sack, gepaart wird das ganze dann noch mit Loveparade-Gehabe und fertig ist der „Gothic“ von heute. Nenn mich neophob, aber „früher war alles besser“.
Man sollte sich, wenn man die heutige Szene betrachtet, aber nicht von der Auffälligkeit bestimmter Gruppierungen blenden lassen. Es ist nun einmal ein wenig mehr auffällig als „der Rest“, aber das bedeutet nicht gleich, dass es nichts anderes mehr gibt. Man muss nur die richtigen Leute kennen und schon weiß man, dass es auch noch Gruppierungen gibt, die „den guten, alten Zeiten“ durchaus nahe kommen.
Und das früher alles besser war bezweifel ich doch stark.
Sagen wir: Früher war alles anders. Die Szenen sind im Zeitalter der Vernetzung und Kommunikation deutlich professioneller geworden. Geben heute nicht schon manche Shops vor was Mode ist? Kennt man Szenen heute nicht aus dem Fernsehen oder Internet? Ich liebe die Möglichkeiten die unsere schöne neue Welt heute bietet und möchte diese nicht mehr missen.
Früher, da waren die Outfits die getragen wurden fast jedes mal ein Experiment, heute häufig nur eine Zusammenstellung aus dem X-tra-X Katalog, meinen ersten Nietengürtel habe ich noch selber gebaut und glaubt mir, ich war furchtbar untalentiert ;) Was mir für meinen Teil auf den Sack geht, sind Möchte-Gern Szenekenner in Form von Journalisten die ihr breites Publikum mit schlecht oder gar nicht recherchierten Behauptungen konfrontieren.
Was ich sehr schade finde, dass dadurch alles viel anonymer geworden. Wer oder was heute vor dem Rechner sitzt erschließt sich nur aus dem was man zu lesen bekommt. So viele Möglichkeiten und die wenigsten machen was draus. Aber darüber muss ich mal bloggen ;)
Ich denke auch, dass sich die Szenen heute deutlich weniger unterscheiden als früher, was eigentlich schade ist, da sich die einzelnen Persönlichkeiten nicht mehr so entfalten können, gerade hinsichtlich Mode. Ich bin zwar jetzt weder Gruftie noch Goth, hatte aber alles mal ausprobiert, und das war früher wirklich schöner, weil man sich selbst ausprobieren konnte, ohne bestimmte Kleidung oder so von Shops vorgegeben zu bekommen.
Anders wird es auf jeden Fall sein. Ich denke aber nicht, dass das Internet ein zu großen Stellenwert hat, denn es liegt nun mal in der Natur, dass Veränderungen stattfinden. Die Szene ist größer geworden. Das führt zu einer Aufteilung in wieder kleine Interessensgruppen, die sich dann wieder vergrößern und andere Gruppen an den Rand drängen. So haben sich viele Szenen entwickelt. Überraschend, dass manche Szenen dies jedoch nicht erleben.
Zu den Reportern und Journalisten. Natürlich gibt es „schwarze Schafe“. Die gab es schon immer. Berichte und Reportagen von 1990 sind sicherlich nicht viel besser als das heutige Zeug. Aber das ist auch so eine Sache.
Die Anonymität… ja… das wäre mal ein Eintrag wert.
Ist mir neu, dass Grufti(e) eine Beleidigung sein soll. Streiten sich da Gothics, Punks und Emos über das alleinige Daseinsrecht? Is mir entgangen. Wundert das wen?
Ja, ich nochmal.
Mir gibt kein Shop vor, was ich anzuziehen habe. Sorry, folks, aber ihr DÜRFT selber entscheiden, wie ihr rumlauft. Sich da auszuprobieren wird NICHT strafrechtlich verfolgt … *so what?*
@´n Gruftie halt: Vielen Dank für deine Kommentare. In der Tat habe ich selbst Gruftie auch nie als Beleidigung empfunden, glaubt man aber dem Durchschnitt und einschlägiger Literatur, so haben das andere durchaus als Beleidigung empfunden.
Und selbstverständlich hast du recht, kein Shop gibt Dir vor was du anzuziehen hast, es ist vielmehr der Ideenlosigkeit, der sich viele Grufties bedienen, in dem sie nur noch nach Katalog kaufen. Vielleicht kommt der Aufruf durch, genau das zu tun was Du vorschlägst: Sich auszuprobieren!
Robert: Du siehst Gruftie doch nur nicht als Beleidigung an, weil du dich, ganz tief in deiner Seele, schon als Komposti eingeordnet hast. Somit ist jedes „Gruftie“ für dich wie ein „Du siehst aber noch jung und knackig aus“. *duck und weg*
… ooops, ich werde verfolgt. *aha*
Es erfordert halt Mut, wenn man … ich sag mal, mit knapp Dreißig (oder älter) immernoch mit totgebastelten Klamotten rumlaufen will. Was nicht ausschaut wie aus dem Ei gepellt, das bringt´s wohl nicht mehr. Wenn ich ehrlich sein soll: Ich kapier´s nicht.Schön hab ich mich nie erdacht … *heul*
:D
@Robert: Zum Thema „selbstgebauter Nietengürtel und Vergleichbares“: Ich hab mal diese neongrünen und -orangefarbigen „Stopsel“, die in den Wochen nach Silvester überall draußen rumliegen eingesammelt und mit Heißkleber auf ´ne Lederjacke gepappt. Ging gründlich schief. *aber wer will der will*
@Tears: Wie in meinem Kommentar geschrieben, empfand ich Gruftie NIE als Beleidigung. Wo ich jetzt Komposti einordnen soll weiß ich noch nicht :D
@´n Gruftie halt: Das erfordert Mut und Konsequenz :) Wenn ich mich so umschaue bin ich immer noch einer der wenigen die noch Pikes tragen, dabei ist die dunkle Schuhmode für Männer eher langweilig :) Ich bin aber bemüht auch aktuelle Klamotten zu modifizieren oder neu zu kombinieren. Meine alten Kluften sind einfach nur noch reif für den Müll gewesen, außer ein paar Pikes, die ich immer noch habe, obwohl sie mittlerweile in der Mitte gebrochen sind.
Ach du meinst die Spitzen von Raketen? Riesenplastiknieten auf der Lederjacke :) Schade das es nicht geklappt hat, hätte ich zu gerne gesehen.
Naja, allzu mutig bin ich auch nicht mehr, aber vielleicht wird das ja bald wieder. :) *nennt man wohl quarterlife-krisis*
– Genau, Raketenspitzen in zwei Farben und drei Formen. Auf ´ner beige-braunen Patchwork-Lederjacke. Das KONNTE nicht gutgehen.
Wieder gewonnener Mut kann auch leicht mit Gleichgültigkeit verwechselt werden. Was fremde von mir denken ist mir auch schon einen ganze Weile sowas von egal. :D
Ich weiß noch als ich versucht habe eine Hose selbst zu kürzen, damit die Schuhe besser zur Geltung kommen, das sah mal so richtig scheiße aus :)
Gleichgültigkeit … Das klingt so nach „kurz vor Amok“. Kann aber sein, dass ich heute aber einfach nur ECHT FINSTER drauf bin, harr harr …
Gegen ein gesundes Leck-Mich-Am-Ar…-Gefühl ist ja nix einzuwenden. ^^
Ich kürze dauernd Hosen, was bleibt der Kurzbeinigen auch anderes übrig …
Was Fremde denken, ist mir auch ziemlich wurscht. Würden sie nur einfach mal die Fresse halten … *heul* ;)
Mit einer gesunden Leck-Mich-Am-Arsch Einstellung muss natürlich auch das gewisse Da-Steh-Ich-Drüber erlernt werden. Zusammen mit einer gesunden Mischung aus Provokation und Anpassung lässt es sich meiner Meinung nach sehr gut leben, natürlich rein äußerlich. Gerade in beruflicher Hinsicht möchte man sich natürlich etwas einschränken (Piercings im Hygienische Bereich beispielsweise) oder sich einen Beruf nach dem Aussehen suchen, was ich persönlich für völlig Schwachsinnig halte.
Nicht unbedingt einfach, nö. Was das Provozieren angeht: Ich bin recht glücklich damit, wenn ich jemandem, der die Straße bei für ihn roter Ampel überquert, ein kerniges „suicide is painless“ hinterherträllern kann. Ich weiß nicht, ob das ´ne gesunde Mischung ist, aber auf jeden Fall ist es die sicherere. :D
Wenn man eigentlich einen anderen Traumberuf hat, dann find ich´s auch blöd, wenn sich wer den Beruf nach seiner Optik sucht. Ich bin schon ganz froh, dass es auch Leute gibt, die „ihren Spleen zum Beruf“ machen. ^^ Sonst müssten wir vielleicht bayerische Volksmusik hören. Oder HipHop. – Na egal. Ich glaub, ich weiß schon, was du meinst: Unter denkbar ungünstigen Bedingungen noch beruflich auf Kompatibilität zum selbstgewählten Äußeren zu achten, ist schon ein bisserl krud. Oder wenn man die Fähigkeiten in dem dann gewünschten Bereich halt einfach nicht hat. Egal wie lang man´s probiert …
Selbstverständlich. Mehr Menschen die aus ihrem Spleen einen Beruf machen! Früher gab es mal richtige Gruftiekneipen, wir mussten keine Existenz als Monatsmotto hinnehmen! Wir brauchen auch mehr Bands die sich nicht nur verkleiden sondern darstellen was sie sind!
Wobei ich mir gerade die Frage stelle, welche Berufe wohl Gruftiekompatibel sein könnten…
Keine Ahnung, ob „Sich verkleiden“ zwangsläufig zu weniger Authentizität führt … Ich glaub, viele sind ECHT so „unflexibel“ wie ihre Musik … *fies grins*
Den Beruf, der ausschließlich zu Grufties passt, kenne ich auch nicht. Müsste man noch erfinden! Ansonsten überschneiden sich die Bereiche dann doch schon ganz gut und wer Bock hat nach einer „optik-entsprechenden“ freien Stelle zu suchen … – Bitte. Nur zu … :)
Hier bei uns im Rheinland ist verkleiden sowieso Kultur ;) Im übrigen würde ich sagen das das Verkleiden nur bedingt zu weniger Authentizität führt, sich verstellen trifft da besser den Kern. Prinzipiell brezeln sich die Grufties zu besonderen Anlässen auch immer besonders auf. Die Flaniermeile auf dem WGT hat ihren Namen auch nicht von ungefähr. Liegt wohl daran, das auch die Selbstinszenierung ein Teil der Gothic Kultur (geworden) ist.
Ja, wenn man nicht merkt, dass man sich verstellt … so oder so, man weiß ja nie, was dahintersteckt, vielleicht tun sich da ABGRÜNDE auf. :) (Würde mich aber auch gar nicht bei jedem interessieren …)
Ich bin schon froh, dass ich zwei funktionstüchtige Augen habe und freu mich auch, wenn mir ein schön verziertes Individuum vor die Pupille rennt, aber nur über das „richtige“ Outfit und Schminke usw. kann man sich schlecht unterhalten. Ich weiß nicht, ob du mit „verstellen“ dasselbe meinst, ich kann ein ganz bestimmtes affektieres Getue aber nicht ab … hihi.
Ach, es geht alles. Ich bin im Herzen Grufti, vielleicht auch ein wenig vom Kleidungsstil, was die Subkultur macht oder andere von mir halten, ist mir wurscht.
Das ist jedenfalls eine interessante Darstellung, ich finde es immer interessant, Dinge über die alte Szene zu lesen. ;)
@’n Gruftie halt: Ja, das würde ich so unterschreiben. Verstellen bezieht sich durchaus nicht nur auf das äußerliche. Wobei das natürlich den ersten Eindruck ausmacht.
@ShainaMartel: Das stimmt natürlich, was andere von einem halten ist Grundvoraussetzung für ein unbeschwertes Leben. Aber letztendlich streben die meisten Menschen nach sozialen Kontakten, deswegen sollte man sich, abgesehen vom Kleidungsstil, zumindestens auf Kompromisse einlassen.
Ich geb‘ jetzt auch mal meinen Senf dazu. Ich empfinde/empfand Grfti eher als Kompliment, nach dem Motto: Das sind die ‚Alten‘, die noch in Pikes durch die Stadt laufen, die das ‚alte‘ vertreten-ich bedien‘ mich mal der Worte aus dem Artikel-defensiv, Pazifist und schlägt auch nicht zurück, sie bleiben gerne unter sich.
Ich würde es schön finden, wenn ich irgendwann mal nicht gefragt werde: „Bist du Gothic?“, sondern: „Bist du Gufti?“
Aber das ist vermutlich Ansichtssache:)
Ganz bestimmt sogar, Lilie. Ich habe Gruftie auch nie wirklich als Beleidigung empfunden, heute sogar als Kompliment. Irgendwie. Früher hatten wir aber auch noch einen ganz anderen Wortschatz und uns so zu nennen, wie es in der Bravo stand, war inakzeptabel. Jedenfalls für viele „altgedienten“, die 1988 schon ein paar Jahre dabei gewesen sind. Heute fühle ich mich eigentlich mit der Idee, dass „Grufties“ innerhalb der „Gothic-Szene“ eine Splittergruppe darstellen, recht wohl.
Wer sich nicht Gruftie nennen lassen will, ist – und war – eben keiner. ^^
Als ich 1989 zur Szene stieß, kannte ich nur den Begriff „Grufti“. Heutzutage heißt ja alles was nur entfernt schwarz angehaucht ist Gothic, da würde ich die Bezeichnung Grufti auch wieder eher für diejenigen verwenden, die dem alten Stil treu geblieben sind. Also grob beschrieben: Vogelnest- oder Turmfrisur, Pikes und schwarze 80ies-Look Klamotten mit Silberschmuck. Musikalisch dann eher Wave hörend als die später eingegliederten Stile.
Ich hab mich früher mangels Alternativbegriff selbst als Grufti bezeichnet und kann mich mit der Etikette Gothic immer noch nicht so recht anfreunden, eben weil nicht der klassische Gothic Rock dahinter gemeint ist, sondern das ganze dunkelbunte Sammelbecken, mit dem ich nur einige Schnittmengen besitze.
Zu meiner Anfangszeit 1985 hießen noch alle New Waver. Später Grufti (ohne e) oder nur die Schwarzen. Als ich ca. 1993 abtauchte, waren’s immer noch hauptsächlich Gruftis, nur selten mal Gothics. Gothic muß also nach 1993 in Mode gekommen sein. Hab ich zum Glück verpaßt. Bin also nie ein Gothic gewesen. Und wenn ich mir das Szene-Sammelsurium so anschaue, sogar stolz drauf.
Letztens meinte jemand, Gruftis seien mittlerweile die Sub-Subkultur der Schwarzen Szene. Das würde ich genau so unterschreiben. :-)
Jupp… Die peinliche, nervtötende, Nu-Metal hörende, nach Profilierung süchtige Mitschülerin aus meiner Berufsschulklasse muss ja auch ständig betonen, sie sei „gossik“… Im Kontext des heutigen Begriffs-Verständnisses betrachtet, hat sie wohl sogar Recht.
Die Abgrenzung Grufti =/= Gothic macht für mich auch Sinn. Bei „Grufti“ denke ich an 80er, bei „Gothic“ eher an Ende 90er/Anfang 2000er bis heute.
Ich fand es eh immer komisch, wenn jemand sagt, er oder jemand sei ein Gothic. „Gothic“ ist ein Adjektiv… Man kann ja auch nicht ein Dämlich oder ein Anstrengend sein.
„Ich fand es eh immer komisch, wenn jemand sagt, er oder jemand sei ein Gothic. “Gothic” ist ein Adjektiv… Man kann ja auch nicht ein Dämlich oder ein Anstrengend sein.“
Nein, der oder die „Gothic“ ist ein substantiviertes Adjektiv, sowas geht. Hab‘ ich vor Kurzem im Duden gelesen.
Was „Grufti“ resp. „Gruftie“ = 1980 angeht, d’accord. Aber bin ich sonst der Einzge hier, der bei „Gothic“ statt an 1990 an 1790 denkt? [:
Haha. Bei dem Begriff anscheinend ja.
Was bietet das allwissende Wikipedia uns denn so zu dem Begriff Gothic an?
Gothic
Gothic (englisch für „gotisch“ bzw. gothic – figurativ „düster, schaurig“) steht für:
Gothic (Kultur), Jugendkultur im Rahmen der Post-Punk- und Dark-Wave-Bewegung
Gothic Rock, Stilform der Rockmusik, Ende der 1970er-Jahre entstanden
davon abgeleitet im weiteren Sinne die gesamte Schwarze Szene bzw. szenetypische Musik
Gothic (Zeitschrift), Musikzeitschrift der Schwarzen Szene
sowie:
Gothic (Album), Album der Band Paradise Lost
Gothic (Film), britischer Spielfilm von Ken Russell (1986)
Gothic (Spieleserie), deutsche Computer-Rollenspiel-Reihe (ab 2001)
Gothic fiction, literarisches Genre, siehe Schauerliteratur
Gothland, britisches Schiff der White Star Line (1893–1926)
Raumflotte Gothic, Tabletop-Spiel von Games Workshop
Siehe auch:
Goten
Goth
Gotik
Ich selbst denke eher bei dem Begriff „Gotik“ zuerst an vergangene Jahrhunderte, Kunst, Bauwerke etc., wobei da man natürlich ein wenig weiter zurückblicken muß als 1790.
Um mal zu kontern:
Gothic klingt für mich vor Allem nach dem englischen Begriff für das, was hierzulande „Schauerromantik“ beschreibt. [:
https://de.wikipedia.org/wiki/Gothic_%28Kultur%29
–>
„Bezeichnungen und deren Herkunft
Goth(ic) (eigtl. ‚gotisch‘, hier im Sinne von ‚düster‘, ‚schaurig‘) fand Ende der 1970er für einen Stil der Rockmusik aus dem Post-Punk-Umfeld Verwendung und wurde ab 1982/1983 auf die Anhänger der dazu entstehenden Jugendkultur übertragen. Der Szene-Name geht dabei nicht direkt auf das Volk der Goten, auf die Epoche der Gotik oder auf die Gothic Novels zurück, sondern ist grundsätzlich an einen in England entstandenen Musikstil angelehnt, der aufgrund seines dunklen und dumpfen Klanges und seiner verwendeten Themen als „schaurig“ empfunden wurde.[2][3] Demgemäß existierte zwischen der Gothic-Szene und der Gotik-Epoche bzw. dem Mittelalter kein direkter Bezug, wie er in den nachfolgenden Jahrzehnten hauptsächlich von Außenstehenden fehlinterpretiert wurde.[2][4]
So titulierte 1982 unter anderem Ian Astbury, Sänger der Band The Southern Death Cult, die Fans der Gruppe Sex Gang Children als „Goths“. Nur kurze Zeit später formierte Ian Astbury aus The Southern Death Cult die Band Death Cult und absolvierte 1983 einen Auftritt in Berlin. Der Musikjournalist Tom Vague, der diesem Konzert beiwohnte, äußerte in einem Bericht in der Oktober-Ausgabe des Musikmagazins ZigZag von 1983 über das Berliner Publikum „Hordes of Goths. It could be London…“[3] (engl. ‚Horden von Goths. Es könnte London sein …‘) und versuchte damit, die Ähnlichkeiten zwischen dem Publikum beider Städte zu verdeutlichen. In den Jahren 1983 und 1984 festigte sich in Großbritannien die Bezeichnung für eine neue Jugendkultur allmählich und fand in der Zeitschrift The Face in einem Special über den Londoner Batcave-Club erneut Erwähnung.[5]
Innerhalb des deutschen Sprachraums nutzte man gleichzeitig Bezeichnungen wie „Gruftis“ oder szene-übergreifend „Schwarze“ oder „Waver“, da sich Gothic in den 1980er Jahren weder als Genrebegriff noch als Bezeichnung für eine Subkultur über britische Grenzen hinaus weitläufig durchsetzen konnte. In Kanada und den USA geschah dies erst um etwa 1988, im mitteleuropäischen Raum zu Beginn der 1990er, obgleich Gothic als Selbstbezeichnung seit 1986 in Westdeutschland[6] und seit 1988 in Ost-Berlin belegt ist[7]. Grufti, angelehnt an das Wort „Gruft“[8], galt lange Zeit als negativ behaftete Bezeichnung[9], die später bei den Szeneangehörigen jedoch zunehmend als saloppe Selbstbezeichnung Verwendung fand. Konträr dazu wurde sie mit Beginn des neuen Jahrtausends weitgehend aus dem szene-internen Sprachgebrauch verdrängt. Außenstehende verwenden sie noch heute, inzwischen größtenteils ohne negative Konnotationen.“
Ich meinte das natürlich nur in Bezug auf die Szene. Dass der Begriff in anderen Bereichen schon eine lange Geschichte hat, weiß man ja, vor allem als Liebhaber der Schwarzen Romantik. Es ging mir nur um die Selbstbezeichnung.
Ich auch, deshalb fand ich die Umbenennung des WGTs ziemlich merkwürdig. Vom Musikgenre zur Kunstepoche…
So hatte ich das auch immer verstanden… Für mich ist Gothic als Musikgenre in seiner Reinform das, was der Post-Punk an Düsterem hervorgebracht hat. Die paar Jahre Anfang der 80er, Join Hands und Juju von Siouxsie and the Banshees, Seventeen Seconds, Faith und Pornography von The Cure, etc. Was danach kam, war auch schwarz, aber ist (für mich persönlich jedenfalls), dann rein genre-technisch meist noch was anderes. Ja, ich denke in der Hinsicht in Schubladen. ;P
The Sisters of Mercy sind für mich dann zum Beispiel Gothic Rock… Muss man nicht verstehen. :P
„Goth“ fand ich als Subjekt immer angemessener als „Gothic“, ich hab auch das Gefühl, im englischsprachigen Raum wird dieser Begriff ausschließlich zur Titulierung von Schwarzen genutzt. Hab jedenfalls noch nie gehört, dass jemand als „a Gothic“ bezeichnet wurde.^^
Da ist es wirklich nur ein Adjektiv…
Ich versuche gerade, zu rekonstruieren, wann ich das erste Mal von der Bezeichnung „Gothic“ gehört habe. Leider gelingt es mir nicht mehr, mich da genau dran zu erinnern. Grufti, Waver und Schwarze waren die Begriffe, die ich anfangs kannte. Eine ehemalige Freundin, die aus Hannover stammt, erzählte, dass die Schwarzen dort in den 80ern auch als Fraggles betitelt wurden.
Dass Gothic nichts mit der Stilepoche der Gotik zu tun hat (außer die spitzen Schuhe, die es damals auch schon gab, grins), dürfte hoffentlich mittlerweile die Runde gemacht haben. Das WGT hat sich echt in Wave-Gotik-Treffen umbenannt? Ähm, ja, was soll ich dazu sagen? Das zeigt wahrscheinlich einmal mehr, dass die „neuen“ Betreiber nicht wirklich aus der Szene kommen, oder?
Die Umbenennung fand aber bereits 1995 statt als Michael Brunner noch das Zepter in den Händen hielt. Nur die ersten drei Veranstaltungen liefen unter „Wave Gothic Treffen“.
ach so, das hatte ich damals gar nicht mitbekommen :-o
Fragt sich nur, warum es überhaupt umbenannt wurde? Am Mittelaltermarkt wird es wohl nicht liegen, den gab es 1993 ja auch schon.