Emos sind keine Kuscheltiere, die bei Berührung nach Nahrung verlangen, sondern eine Jugendkultur, die besonders zur Jahrtausendwende von sich reden gemacht hat. Emo ist die Abkürzung für Emotional Hardcore, einer Musikrichtung die ihre Entstehung in den USA der frühen 90er-Jahre feierte. Die als mehr emotionalere und gefühlvollerer Version des Hardcore Punks mit anspruchsvolleren Texten rund um Liebe und Verzweiflung gedachte Musikrichtung fand schnell viele Anhänger, gerade in der Generation der Jugendlichen. Mit den Emos selbst hat diese Musikrichtung aber nur am Rand zu tun.
Mit Titeln wie „Cemetery Drive“ oder „Roses for the Dead“ gibt sich die Musik morbide, hat aber mit Gothic nicht viel zu tun. So ziemlich jeder Emo verwechselt die eigenen hormonbegründeten Problemchen mit tiefem Weltschmerz und lebt diesen hemmungslos aus. Im abgedunkelten Zimmer sitzend werden traurige Gedichte verfasst, die größtenteils in Metrik und Semantik ebenso gruselig sind wie in der dunklen Wortwahl.
Es wird wohl 2000 gewesen sein, als sich Emo auch als Stilausprägung der jugendlichen Mode etablierte, letztendlich wird sie auch darauf von den meisten reduziert. Dabei werden viele Stilarten zu einem ganz neuen individuellen Stil gemischt. Die Szene greift Elemente aus Bewegungen wie Punk, Gothic, Metal, Rockabilly und Visual-Kei auf und kombiniert das ganze auf neue Art. Röhrenjeans, Hoodys, Vans und Chucks gehen als eindeutige Merkmale dieses Genre durch. Die Haarfarbe ist meist schwarz, kombiniert mit grünen, blauen oder lila farbenen Strähnen, der in dem Markenzeichen der Emos endet, dem langen Pony der üblicherweise ein Auge bedeckt.
Offensichtlich ist die Emo-Szene auch äußerst unbeliebt, sei es von Punks oder Gothics, die sich ihrer Stilelemente und Ideale beraubt fühlen. Diese Abgrenzung innerhalb einer existierenden Szene macht sie wiederum beliebt bei denen, die anders sein möchten als die anderen und sich von den Abgegrenzten nochmals abgrenzen möchten, eigentlich wie immer in den Jugendkulturen. Klingt jetzt komisch, ist aber so. Mittlerweile gibt es unzählige Seiten und Videos gegen Emos, man könnte von einer Anti-Emo-Welle sprechen.
Vorwürfe mache ich der Szene eigentlich nur wegen ihrer selbstzerstörerischen Tendenzen, wie das Abmagern vor allem bei Jungen, dem exzessiven Konsum von Alkohol, um der Realität zu entfliehen und mit sich selbst klarzukommen und der Degradierung des Borderline-Syndroms als Modeerscheinung (Ritzen). Das kann man allerdings nicht pauschalisieren. Sie haben von allem etwas und nichts richtig, sind unpolitisch, haben selten eine Meinung zu Gesellschaft widmen sich dem Weltschmerz und leben Ihre Ängste und Selbstzweifel aus. Witzigerweise distanzieren sich inzwischen viele der „Emo-Bands“ von diesem Trend, der von einer Musikrichtung zu einem Style-Guide in der Bravo mutiert ist.
Mir sind sie eben unsympathisch. Sie sind für mich die Trittbrettfahrer bestehender Subkulturen die sich von allem ein wenig abschneiden, ohne selbst Stellung zu beziehen. Ihr introvertiertes Verhalten, das mit einem gleichzeitig extrovertiertes Auftreten einhergeht, sowie ihr egoistisches Verhalten ist beim Abbau von Vorurteilen nicht sonderlich hilfreich. Emo ist noch lange keine Subkultur, höchstens eine Modeerscheinung die hoffentlich bald als Aufhänger in den Medien verschwunden ist.
Schau dir dazu, den imho sehr gute Artikel aus dem magazin an:
Vielen Dank für deinen Verweis. Ich habe mir den ganzen Bericht aufmerksam durchgelesen und er deckt sich im groben mit meinen Ansichten. Ich persönlich halte EMO für eine neue Szene in einer bestehenden Jugendkultur, die sich immer wieder neu formiert und wie ein Strom aus Lava pulsiert. Mich persönlich regen die Szenetypischen Verhaltensweisen auf: Ritzen weil es cool ist, saufen, weil es die anderen ja auch machen und die Zukunft ist eh für den Po. Die Punks zum Beispiel sind schon 1980 drauf gekommen, das sich „No Future“ nicht rentiert. Aber ich war als jugendlicher auf nicht viel besser ;)
Wobei man den Vorwurf des jugendlichen Weltschmerzes, der sich in grauslig platten Gedichten manifestiert, wohl problemlos auch den jüngeren Mitgliedern der Gothicszene machen kann. *g*
In der Tat Anne, das schließt so machen Randgruppenerscheinung mit ein. Wenn ich was gut gereimtes sehen will, schaue ich mir alte Folgen vom pinken Panther an. ;)
Ob da manche unbedingt bloß deshalb ritzen, weil „cool†ist, bezweifle ich. Ich glaube eher, dass die Betreffenden ihrem Ritzen den „Cool-Stempel†aufdrücken um sich wenigstens irgendwie damit vor die Tür zu trauen. Nicht alle Jugendliche haben nur irgendwelche (vermeintlichen) Kinkerlitzchen als Probleme und im Prinzip fängt´s klein an und wird irgendwann vielleicht echt scheiße, weil eben die Umwelt glotzt, mault und wieder wegschaut. Ok, Selbstverantwortung ist out, aber allen Seiten würde vielleicht ein Kompromiss gut tun.
Es wird zwar gerne darauf geschimpft, dass man als „Subkultur-Anhänger welcher Art auch immer†oft auf die Klamotten reduziert wird und das Gejammer ist dann groß â€¦ Aber da sag ich bloß: Mach´s selber besser. Die Kiddies tun keinem was damit, wenn sie vorhandene Stile irgendwie zu was eigenem mixen. Schwarze Klamotten gab´s ja auch schon vor dem Aufkommen der Gruftie-Szene und die Punks haben ihre Lieblingsfrisur auch nicht selber erfunden. Vielleicht mal an die eigenen Anfänge denken und sich erinnern wie bekloppt die Umwelt da vielleicht reagiert hat. Heute seid ihr genauso.
PS.: Soll sich nur angesprochen fühlen, wer will.
Stimmt, das ist auch eine Möglichkeit und sicher eine wahrscheinlichere. Denn ich wage zu bezweifeln, das es den „coolen“ Ritzern nach ein paar Schnitten immer noch Spaß macht. Ich finde es aber nach wie vor erstaunlich, warum sich viele Menschen mit tendentiell selbstverletzendem Verhalten in der Gothic Szene sammeln. Auf dem Mera Luna 2009 kam es mir jedenfalls so vor.
Yop, auch ein Verhalten kann zur Sucht werden. So viele davon in der Gothic-Szene? Blut hat ja auch da oft seine (wie beim einzelnen auch immer geartete) Bedeutung, so gesehen passt´s vielleicht zusammen. Ritzen und andere Arten der Selbstverletzung verschaffen ja evtl. vorübergehend Erleichterung, z. B. dass man sich nicht mehr so „fremd“ fühlt (Depersonalisation) oder auch um Dissoziation (etwas härteren Grades als bloß in ein Buch abzutauchen) zu vermeiden. Und Gothics schaun ja oft auch recht „strange“ aus. Über die „Denkbrücke“ find ich´s durchaus nachvollziehbar.
Was vielleicht manche (Ritzer sowie Nicht-Selbstverletzer) vielleicht noch nicht ganz gerallt haben: Das eine schließt das andere nicht zwangsläufig mit ein, aber da wären wir schon wieder beim Thema „Vorurteile“, aber die entstehen auch bloß aus Unkenntnis oder weil man sich vielleicht auch mit sich selber auseinandersetzen müsste, wenn man sich tatsächlich über „sowas, herrje …“ informiert und da sind viele einfach zu feige, nachdem sie vielleicht die Faulheit überwunden haben.
*jetzt aber schluss mit referieren, ächz* :D
Klingt durchaus plausibel. Bisher war ich immer von einer stark depressiven Ader ausgegangen, die man offenbar in der Gothic Szene besonders gut ausleben kann, obwohl ich das persönlich nicht nachvollziehen würde, was aber sicherlich an meiner Sichtweise der Dinge liegt. Jeder hat doch andere Parallelen mit der Gothic-Szene die in dort „heimisch“ machen. Es gibt unzählige Leidenschaften unter den Anhängern, was jemand veranlasst sich Zugehörig zu zeigen ist (gerade bei älteren Grufties) sehr unterschiedlich.
Doch wie in jedem Verhalten liegt auch hier ein Suchtpotential, wie du schon erwähnt hast, deshalb würde ich vielleicht nicht von Faulheit sondern eher von Gewohnheit oder auch Sucht sprechen.
Die Sucht sich nicht informieren zu wollen? Ööhm … vieleicht gab´s da ein Missverständnis. Ich weiß bloß noch nicht welches. *oops*
Ja, bunt ist sie auf alle Fälle, die schwarze Szene. ^^ Wahrscheinlich kann da echt jeder irgendwen finden, der nicht „echt“ genug ist und zu den Poppern gehen soll. Oder was weiß ich wohin. Hehe …
Habe mich vielleicht, nein, sogar höchst wahrscheinlich blöd ausgedrückt. Ich meine das die, die ihre Vorurteile mit Information bekämpfen, sie aber dennoch nicht ablegen, weil sie sich dran gewöhnt haben.
Aso. Wollen halt irgendwas an sich selber nicht wahrhaben. However, Grufties sind da halt ein praktischer Treteimer, wie die schon rumlaufen … *blabla* – Aber wär´s wirklich ´ne Sucht, Grufties zu beschimpfen usw. obwohl´s manche vielleicht besser wissen … dann wären ganz schon viele Leute wegen „Tourette-Syndrom“ behandlungsbedürftig. *isdochwahr*
Ich spiel mal den Leichenschänder und grab diesen Blogeintrag bzw. die Diskussion zu diesen wieder hervor. ;)
Hierzu fällt mir nämlich ein Spruch ein, den ein Bekannter vor einiger Zeit mal gerissen hat und den ich immer wieder gern rezitiere: „Gruftis sind auch nur die besseren Emos“.
Was auf dem ersten Blick rabiat selbstironisch klingen mag, verbirgt meiner Ansicht nach doch eine gewisse Tiefe. Wenn man den zeitlichen Kontext und die grobe Pauschalisierung außer acht lässt, befindet sich vielleicht doch ein wenig mehr als nur ein Fünkchen Wahrheit hierdrin.
Inwiefern, darf jeder für sich beurteilen.
@TheRisen: Es gibt keine Leichen, nur verschobene Diskussionen :) Im Prinzip hat dein Bekannter ja auch Recht, denn Emos nehmen eine Facette der bekannten schwarzen Lebenseinstellung, verzerren die aber bis zu Unkenntlichkeit. Das einige dabei psychologische Störungen als Zugehörigkeitsmerkmal annehmen macht diese Gruppe der Jugendlichen so bedenklich. Ein später Tribut an unsere Gesellschaft, denn auf Jugendlich müssen immer extremer rebellieren um Aufmerksamkeit und Anerkennung zu erfahren.
Ich freue mich außerdem über weitere Leichenschändungen, schließlich entspricht das als Gruftie meinem Klischee ;)
@Robert: Nö, tust Du nicht, denn Du hast Dich ja schon mal als Trad-Goth geoutet. Und was soll an Emos extrem sein? Das Aussehen? rofl. Und richtig, psychlolgische Störungen sind keine Kultur, sondern krank. Und was das rebellieren angeht, Aufmerksamkeit, vielleicht, Anerkennung, dafür muß man schon mehr tun.
Ich denke ihre Anerkennung erhalten sie durch die, die genauso sind. Ich halte sich ebenfalls nicht für eine Subkultur, sondern für eine Randerscheinung die sich sicherlich bald relativieren dürfte. Meiner bescheidenen Meinung nach ist der Trend auch eher rückläufig.
Ja, Anerkennung innerhalb der Szene habe ich tatsächlich verdrängt. Und glaube ich auch, weil irgendwie vermisse ich die Inhalte.
Ich bin mir aber sicher, das dafür bald neuer Erscheinungen auftauchen. Wie zum Beispiel die neue Form einer Vampir-Kultur, oder auch Werwölfe – schließlich kommt Twilight bald in die Kinos, glücklicherweise zum letzten mal :)
Huhu ^^ ich weiß, bin ziemlich spät dran mit antworten (4 Jahre, *schluchz*), aber wollte doch mal meinen Senf dazugeben, denn leider finden sich hier mal wieder fast ausschließlich Vorurteile und Klischees *seufz* Vielleicht sieht das ja noch wer, der dann aufgeklärt werden kann ;D
Vielleicht sollte man erstmal genau wissen, was Emo wirklich ist.. es ist einfach die Musikrichtung Emocore/ Screamo. Die Kiddies mit dem Styling sind *Scene* (=eine reine Stylingkultur). Wodurch das vermischt wurde zu einem Gesamtbild… die bösen Medien?! Viele der Emos sind auch (teilweise) Scene, es gibt aber auch Leute, die nur Scene sind ;) Die, die denken sie wärn Emos durch SVV sind Wannabes (ja, bei den Emos gibt es auch Wannabes, genau wie in der schwarzen Szene. Ihr seid nicht die einzigen, die dieses Problem mit uninformierten Kindern haben.), die glauben den Klischees der Medienverbreitungen entsprechen zu müssen damit sie ein Zugehörigkeitsgefühl haben oder wieso auch immer man derartiges tut. Ritzer mit wirklichen Problemen gibt es sicherlich auch bei den ‚truen‘ Emos, aber die gibt es überall, in der schwarzen Szene sowie beim Mainstream… Ich kann mir vorstellen, dass es allerdings sehr viele Ritzer mit richtigen Problemen bei den Scenes gibt, aber das ist auch kein Wunder, so wie die fertig gemacht werden. Aber dazu weiter unten noch was…
Nach dieser Trennung sieht das alles doch ganz anders aus. (Ich denke, man muss nicht noch erklären, wie hirnlos es ist, jemanden wegen seinem Musikgeschmack runterzumachen. Emo ist wie Metal eine Musikrichtung bzw. Musikkultur. Das ‚rumflennend in Ecken sitzen‘ ist auch nur ein Klischee und trifft eher auf Wannabes zu, die denken das muss so sein. Und alle sagen, das wär Emo. Riesen-Verwechslung!) Man sieht, *wahre* Emos haben jetzt auch dieses Problem wie die ‚Schwarzen‘ mit diesen Klischees, Wannabes und der Uninformiertheit so vieler (sorrey!) Deppen, die einfach nur irgendnen Stuss nachplappern, welchen sie mal irgendwo aufschnappten.
Wer nicht will, dass die Anderen Klischees über die Szene, in der man ist, verbreiten, sollte dies auch selbst nicht über andere Szenen tun. Sowas ist, gelinde gesagt, einfach nur hässlich. Pfui!
Hoffe, ihr fühlt euch nicht beleidigt, denn das ist nicht mein Ziel, aber irgendwie muss ich die Emos einfach auch mal in Schutz nehmen. Über kaum eine Szene findet man so viel gequirlten Bockmist im Internt wie über diese. Zugegeben, ich dachte bis vor kurzem auch noch, dass Emo Immer die Musikrichtung und das Styling, also nur beides zusammen, ist, aber stimmt ja gar nicht :o Traurig, aber es gibt auch schon ‚Mainstream-Lieder‘, in denen Klischees über diese Szene verbreitet werden. Das hören dann natürlich sehr viele, und glauben den Quatsch, weil das ja berühmte Sänger sind, die müssen ja Ahnung haben… Tzzz, völliger Schwachsinn! Schlimm finde ich, dass viele Schwarze auch noch auf Emos rumhacken, und damit kein Deut besser sind, als die, die die Grufties niedermachen, weil sie nichts drüber wissen. Obwohl das eigentlich sogar noch schlimmer ist, weil man ja meinen könnte, Schwarze würden es besser wissen… Auch dafür, auf Mitglieder der Scene-Szene (haha ^^) rumzuhacken gibt es Keinen einzigen Grund. Das müssten die Schwarzen doch am bessten wissen, wie das ist wegen dem *Anders aussehen* niedergemacht zu werden?! Oh mein Gott, eine Szene, die gesellschaftlich niedergemacht wird, trägt schwarz, und ihr auch! :O jetzt müssen wir sie auch niedermachen um zu zeigen, wir haben nichts mit diesen Nachmachern zu tun, weil es ja noch nicht genug von diesen Leuten gibt, die das machen oder wie?! Hallo, Leute was ist los mit euch?? Zu viel Blut gesoffen?(haha, Klischeeee) Jeder darf ja wohl anziehen was er will. Karomuster gab es auch schon vor den Punks, schwarz vor den Gothics, und Hello Kitty..meine Güte, kann doch jeder selbst entscheiden, ob er sich mit sowas schmückt. Sie behaupten ja nicht, Erfinder dieser Sachen zu sein, und sowieso, niemand hat das Recht solche ‚Merkmale‘ allein für seine Szene zu beanspruchen. Und selbst wenn die Scenes, die ja immer mit Emo verwechselt werden, sich von den Szenen wie Punk, Visuel Key etc. inspirieren lassen, freut euch doch, dass es ihnen so gut gefällt!
Wie war denn das eigentlich nochmal mit der Tollerant, mmh? Lockert mal euer Korsett…
Es ist doch schon schrecklich genug, dass in manchen Ländern Emos bzw. Scenes wegen ihrem Geschmack/Style getötet werden. Ja, GETÖTET! Und sowas ist in manchen Regionen völlig normal, teilweise wurden die ja auch von Staatsbeamten niedergeschossen. Versteht ihr, was das bedeutet? Habt ihr überhaupt kein Mitleid oder sowas? Das sind Kinder, die aufs übelste fertig gemacht werden. Das ist absolut grausam was mit denen teilweise dort passiert, nur weil sie zu sich stehen. Es gibt weltweit dutzende Hetz-Websiten, als Beispiel für Deutschland die Seite Anti-Emo. Da wird dazu aufgerufen, Emos umzubringen! In der Schule werden viele Scenes/Emos stark gemobbt und nicht selten verprügelt. Durch pubertierende Vollidioten.
Ihr seid doch viel niveauvoller als die breite Masse, oder? Dann benehmt euch auch so.
Ich hoffe, dass ich ein paar Leuten die Augen öffnen konnte… In dem Sinne, liebes Grüßlein.
PS: nein, ich bin weder Emo, noch Scene. Habe mich aber in den letzten 5 Monaten seeehr intensiv mit der schwarzen Szene und der Emo-Szene außeinander gesetzt, weil ich die Musik der schwarzen Szene höre, fast nur in schwarz rumlaufe, und viele Gleichgesinnte im Internet gefunden habe, die so ähnlich denken wie ich, und schwarz sind. In meiner Umgebung werde ich nicht gerade sehr gern gesehen, mir wird „Emo“, „geh dich ritzen“, „Blutsauger“, „Iih guck mal das Mädchen da!“ etc. nachgerufen, wurde auch schon von der Treppe runtergeschubst, eine gute Internetfreundin wurde sogar von Mitschülern vor die Straßenbahn geschubst. Dementsprechend weiß ich, wie sicherlich viele von euch, auch wie das ist, wegen Uninformiertheit bzw. pubertärem Verhalten, andere runterzumachen um höher zu stehen, fertig gemacht zu werden. Klar, machen mich 5 Monate intensive Recherche nicht zum absoluten Pro, jedoch habe ich Kontakt mit Emos, Scenes, Metaler, Gothics etc., die mir auch schon einige Erfahrungen mitgeteilt haben. Ich bin auch nicht erst 5 Monate so wie ich bin (abgesehen vom Styling, aber das hängt mit meinen Möglichkeiten als 15 Jähriges Scheidungskind mit einer nicht gerade wohlhabenden Mutter zusammen) sondern schon sehr lange. Ich war schon immer ein Rebell, und als solcher hat man es nicht immer leicht.
Dabei will doch nur jeder glücklich sein (der Großteil der Bevölkerung auf jeden Fall ^^). Und macht es euch glücklicher, jemanden zu ‚hassen‘ (mir ist klar, dass nicht alle sie hassen, aber dennoch ein ziemlich falsches Bild von ihnen haben) wegen seinem Aussehen (nebenbei, wie oberflächlich, über Menschen nach dem Aussehen zu urteilen…) und ihm ein schlechtes Leben zu machen? Nein. Das einzige, was damit erreicht wird, ist, dass sich andere unglücklich fühlen. Durch Euch. Ihr werdet euch nach nem Jahrzehnt nicht mehr daran erinnern was ihr ihnen angetan habt. Aber sie sich. Sie werden sich ihr Leben lang daran erinnern. Sie müssen ihr Leben lang diese Erinnerungen mit sich rumschleppen. Anderen das Leben zu erschweren, ist nicht schön, und macht die Widersacher nicht glücklicher oder irgendwie besser als andere. Ganz im Gegenteil.
Ich will damit nicht behaupten, dass die, die in diesem Forum vor mir was geschrieben haben bzw. der Themenersteller Emos verprügeln, aber Vorurteile und Klischees zu verbreiten ist genauso blöde.
Das einzige, was ich euch noch sagen will: Stellt euch bitte nicht mit solchen Pfosten auf eine Stufe, die anderen das Leben schwer machen.
2. PS: Mein ‚Euch‘ bzw. ‚Ihr‘ richtet sich an die, die sich angesprochen fühlen ;) Wie gesagt, mein Ziel war es niemals, jemanden zu beleidigen, sondern denen die Augen zu öffnen, die keine Ahnung haben.
Damit wir alle friedlich nebeneinander leben können ;D Und dieses Rumgehate ein Ende nimmt.
Dabei muss man halt manchmal einen etwas schärferen Ton einschlagen… Hoffe, dass es mir niemand böse nimmt. Bin nämlich eigentlich ein ganz liebes Wesen, was sich für die einsetzt, die von anderen (grundlos) runtergemacht werden. Hab da einfach so einen.. *Beschützerinstinkt* =^.^=
*laber laber laber* Diesen halben Roman musste ich jetzt einfach mal loswerden, in der Hoffnung, dass sich das jemand zu Herzen ndhmen wird…
Diejenigen, die zum Zeitpunkt des Artikels „Emo“ waren, sind jetzt zu Hipstern mutiert :)
Hallo Tubbitoast,
vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar. Zunächst einmal, ja, der Beitrag ist 4 Jahre alt und einige meiner Sichtweisen sind ein wenig differenzierter geworden. Würde ich „EMO“ heute als Subkultur bezeichnen? Jein, den wie du bereits erwähnst, müssen wir trennen. Zwischen Musik (mit der beschäftige ich mich hier nicht) und der damit verbundenen Szene. Mittlerweile ist der Hype um diese Jugendkultur ein wenig „verflogen“ und es bleiben anscheinend einige wenige zurück, die die Fahne in den Wind halten.
Prinzipiell hat sich meine Sichtweise zu Klischees ein wenig verändert, denn ich empfinde solche Dinge nicht mehr als „schlecht“ sondern als Nebenerscheinung, die manchmal sogar schön sein kann. Ich lebe einige der Gruftie-Klischees auch mit vollen Atemzügen und das gestehe ich natürlich auch allen anderen Subkulturen zu. Darüber hinaus sind doch Klischees und Schubladendenken willkommene Einladung „uns“ oder „euch“ in Ruhe zu lassen. Und ehrlicherweise muss man sich fragen: Wollen wir das nicht auch?
Ich für meinen Teil verurteile das „herumhacken“ auf anderen Subkulturen als überflüssig, auch wenn ich mich selbst gelegentlich in Lästereien wiederfinden. Die berühmte eigene Nase ist wohl die Größte. Ich bestreite aber, dass man die „schwarzen“ über einen Kamm scheren kann, genausowenig wie die Emos. Ich glaube diesen „Streit“ oder dieses „Dissen“ ist der Tatsache der Jugendkultur geschuldet.
Gruppierung X findet Gruppierung Y scheiße und zeigt das dann eben auch. Mit jugendlichen Leichtsinn, Elan und Energie. Nichts (solange keine Gewalt oder gezieltes Mobbing im Spiel sind) besorgniserregendes. Ich finde, das gehört doch irgendwie dazu, oder? Alles was darüber hinaus geht, verurteile ich. Egal von wem oder welcher Szene. Dazu zähle ich auch „Hetz-Seiten“ und Aufrufe in sozialen Netzwerken. Hier ist jeder aufgerufen, seine Stimme zu erheben, egal welcher Szene er angehört.
Toleranz ist ein zweischneidiges Schwert, an dem sich letztendlich jeder Subkultur schneidet. Der Grat zwischen Abgrenzung und Offenheit ist schmal. Ist man zu tolerant, verwäscht sich der Inhalt. Daher sollte man mit seiner Toleranz sehr vorsichtig umgehen und klar sagen, wo die Grenzen liegen. Wenn ich mir beispielsweise die Militär-Uniformen-Leute in der schwarzen Szene ansehen, wird mir kotzübel.
Jeder soll sein eigenes Ding machen, das gilt auch für die EMOs. Es freut mich immer sehr, wenn sich der „Modetrend“ den ich 2008 dahinter vermutete auflöst und Substanz (so wie bei Dir zurückbleibt). Ich glaube, mittlerweile sind Emos organisiert genug um etwas auf die Beine zu stellen.
Ich bin jedenfalls froh über deinen „Beschützerinstinkt“ und deinen Roman, der sicherlich ein paar Augen geöffnet hat. Es tut gut, wenn man aus erster Hand erfährt, dass man sich in manchen Dingen geirrt hat ;)
Danke, dass du dir die Mühe gemacht hast, meinen Beitrag zu lesen und zu beantworten :) Hach, ich konnte jemanden erfreuen… Freut mich ^.^
Bei den Klischees scheinen wir ja eine Gemeinsamkeit zu haben, manchmal finde ich die nämlich auch ganz amüsant und auch praktisch, um andere auf Distanz zu halten. ;)
Nur wenn durch solche Klischees Leute verprügelt werden, hört eben der Spaß auf.
Deshalb musste ich das unbedingt loswerden.
(Als Subkultur würde ich diese ‚Gruppierung‘ aber auch nicht bezeichnen, sondern eben nur als Szene, nicht mehr und nicht weniger.)
/Wegen den Militär-Uniformen musste ich erstmal googlen.. Ich find die ja echt schick ^^
Was daran findest du denn so abstoßend?
Uniformen in der Szene sind so alt wie die Szene selbst und sollten als Provokation gesehen werden. Man muss sie nicht mögen, aber sie sind ein Teil der Szene und zur Zeit die wirkliche letzte funktionierende Provokation, wie man an der Aufgeregtheit szenefremder Spießer sehen kann.
In meinen über 25 Szenejahren ist mir kein einziger erfolgreicher Politisierungsversuch irgendwelcher linker oder rechter Politakteure bekannt geworden. Sie scheitern alle am geschlossenen Desinteresse und das ist gut so.
alles Nazis??
http://www.highdive.de/over/stern1.htm
Ich mochte Uniformen noch nie und werde sie nie mögen, egal wie lange sie schon in der Szene „umhergeistern“. Ich möchte aber nochmal betonen, dass es mir um ganze Uniformen, am besten möglichst historisch und Detailgetreu geht, nicht um z.B. Jacken, die im eigenen Stil verwendet werden. So finde ich eine mit Nieten besetzte Militärjacke tatsächlich als gelungene Provokation. Vielleicht ist diese Ansicht etwas „veraltet“ und lockt heute niemanden mehr hinter dem Ofen hervor. Doch was drückt eine komplette und möglichst korrekte Uniform aus? Ich verstehe hier die Provokation nicht.
Traurig genug, dass das die einzige Provokation sein soll, die noch funktioniert. Für mich müssen es auch nicht zwanghaft neue Provokationspotentiale sein, nur weil die „alten Provokationen“ nun niemanden mehr aufregen. Schwarz als Gegenentwurf zur „bunten“ Gesellschaft funktioniert für mich immer noch prima.
Auch mir ist noch keine erfolgreiche politische Vereinnahmung der Sezen zu Ohren gekommen, weder von Links noch von Rechts noch von irgendwas. Und das sehe ich ähnlich: Das ist gut so.
Ergänzung zum Link: Ich gebe zu bedenken, dass es hier um Punk, nicht um Gothic geht. Auch wenn das eine aus dem anderen „geboren“ wurde ist hier eine Vermischung nicht sinnvoll. Uniformen sind daher ein Relikt aus der Punk-Szene und funktionieren in diesem Umfeld, allein schon weil Punks durchaus eine politische (Anti) Haltung vertreten.
Uniformteile haben tatsächlich eine urlange Tradition. Aber da ging es eigentlich immer auch darum, die Sachen in einen anderen Kontext zu stellen und damit ihrer eigentlichen Funktion zu berauben. Sie abzuwerten. Nicht ernst zu nehmen. Das kommt aber noch aus einer Zeit, als Vattern noch stolz war, wenn der Jung am Wochenende in Uniform vom Bund kam. Und ging generell gegen Militarismus und alles was damit verbunden ist, insbesondere gegen diesen komischen Wertekanon, der Disziplin und Gehorsam als Wert ansich feiert.
Jetzt haben wir nicht mehr 1980, sondern 2014. Wer da noch wen weshalb mit kompletten und historischen (!) Uniformen provozieren will, ist mir nicht verständlich. Ich finde das als Argument fragwürdig und kann diese Leute außerdem gut weg ignorieren.
Bei SS-Uniformen* und dergleichen ist bei mir allerdings der Ofen aus. Ob das jetzt politisch ist oder reine Provokation (natürlich unpolitisch) oder ein Fetisch-Ding: Ich kann mich nicht in der Nähe von Leuten aufhalten, die sich wie Leute kleiden, die vor drei Generationen meinesgleichen in Lager gesteckt haben.
*Ja, ich weiß, wie die aussehen. Ist keine Einbildung.
@robert.. den punklink brachte ich, weil im vorgängerpost „punk“ als beispiel herbeigeholt wurde genau deshalb keine uniformen zu tragen. das sahen die echten punks damals wo anders :)
wie oder mit was oder ob man überhaupt provoziert ist meiner meinung ja jedem selbst überlassen. mir ist noch keine szenerichtlinie bekannt was man darf, oder was man nicht darf. klar es gibt rechtliche beschränkungen, da sind veranstalter halt in der pflicht einzuschreiten.
mir gefallen die uniformen aus dem 2.wk halt aus ästhetischen gründen nicht, das ist mir alles zu modern, zu heute zu ungruftisch. aber das ist halt nur mein persönlicher geschmack.
Natürlich bleibt es jedem überlassen, wie er provozieren möchte, es gibt keine allgemeingültige Szenerichtlinie der Provokation. Und das ist – mal wieder – auch gut so.
Dennoch gebe ich etwas zu bedenken: Provokation verlangt für mich persönlich immer nach Inhalt, nach einer Motivation den anderen „wachzurütteln“ und nach einer Meinung. Wenn dazu Uniformen in einem destruktiven Kontext gesetzt werden, ist für mich die Situation klar zu definieren. Mir erschließen sich die Beweggründe für komplette Uniformen leider nicht.
Okay, die Provokation hat funktioniert, denn ich fühle mich provoziert, doch wo bleibt der letztendliche Gedankenanstoß? Fragt man die Betreffenden oder liest, was sie anderswo schreiben, geht es vielen um „sieht hald geil aus“ oder „mir gefällt es eben“. Fetisch Uniform? Macht das doch bitte zu Hause und nicht in der Szene, denn da gehört es meiner Ansicht nach nicht hin. Dabei geht es mir noch nicht einmal um rechtliche Beschränkungen, sondern einfach um den Sinn.
„Geil aussehen“ ist für mich keine gelungene Provokation, sondern einfach hirnlose Selbstdarstellung um jeden Preis.
Das ist mehr eine Frage von Reaktion und Gegenreaktion und dem Anschein nach provoziert es viele Leute.
Mal ganz weit an den Haaren herbeigezogen vielleicht über das Verhältnis äußerer Erscheinung und tatsächlicher innerlicher Einstellung bzw. Gehalt/Wahrheit über Symboliken und deren Tragweite? Umgekehrt schmücken sich ja auch viele Menschen mit positiven Symbolen sind menschlich aber das Gegenteil und machens auch nur aus Modegründen oder weil sie ablenken und sich in ein gutes Licht stellen wollen.
Ich weiß das darf man kaum sagen, aber ich finde sie rein ästhetisch unglaublich schick im Sinne von Form, Farbe, Schnitt,…etc. und so denken viele. Nichtsdestotrotz hängt dem kulturell eine Aussage an deren man sich bewusst werden muss und viele nutzen die tolerante Haltung der Gothicszene um unüberlegt mit Nazisymbolen zu spielen. Ich sehe keine direkte rechte oder linke Unterwanderung, aber je mehr sich so was verbreitet kann es passieren, dass sich die falschen Leute angesprochen fühlen und hinzuströmen. Wer wirklich meint er müsse fast original erscheinen (wobei dazu doch wirklich historische Militärtreffen geeigneter wären), der muss irgendwo deutlich machen, dass er keineswegs rechte Gesinnung folgt (z.B. der Vorschlag aus dem Form sich mit dem Zeichen der weißen Rose/Peace oder ähnliches zu schmücken). Wems wirklich nur um den military look geht, der hat schon Spielraum das Ganze zu entfremden bzw. abzuändern wie Roberts Beispiel mit der Nietenmilitärjacke.
Wundervoll in zwei Sätzen auf den Punkt gebracht :)
@Tubbitoast
Interessant die Emodebatte nach so lange Zeit nochmal aufzugreifen. Was für mich im Umgang mit „der Emoszene“, sei jetzt muskikalisch oder auch nur der wannabe-modestil, besonders bedeutend ist, ist der gesamtgesellschaftliche Umgang mit deren Anhängern. Nachdem seit den 90ern ein tolleranteres Klima um sich griff zeigt die massive Hetze gegen emos (die du ja ausführlich beschreibst) eine in der Intensität neu aufblühende Form von Gewalt und Hass, vor allen Dingen von jungen Menschen. Nicht (pseudo-)inahtlich begründet wie von manchen religiösen oder politischen Fanatikern, sondern einfach aus purer Langeweile und individuellem Nichtmögen. Und das auf Menschen die dem Klischee nach ja wirklich ‚emotionaler‘ sind, aber gerade mit denen kann mans ja machen. Vor Punks und Gothics haben Lischen Müller und Kevin-Jason-Noel Meier ja teilweise noch Schiss gehabt und man hatte seine Ruhe.