Kathi, die in ihrer Freizeit auch mal gerne Leute im Filmpark Babelsberg erschreckt, ist eine der treuesten Spontis-Leserinnen und Teilnehmerinnen des Gothic Fridays. Dass die Berlinerin, die immer wieder bei Demonstrationen in Berlin ihrer Meinung Nachdruck verleiht, zum aktuellen November-Thema etwas schreiben wollte, ja schreiben musste, liegt daher auf der Hand. Ich freue mich sehr, das sie es trotz einiger Unwägbarkeiten in ihrem Leben doch noch geschafft hat, ihre Sicht der Dinge beizutragen:
Ehe man andere beurteilt, sollte man bei sich selbst anfangen. So sehe ich das jedenfalls. Ich kann daher Rilkes Aussage, die auch die Überschrift zu meinem Beitrag spendet, zu hundert Prozent unterschreiben. Abgesehen davon, dass ich noch nicht lange genug dabei bin, um zu beurteilen, wie unsere Subkultur in Sachen Veränderungswillen aufgestellt ist. In der Gothic-Szene habe ich Solche und solche Menschen kennengelernt. Die meisten Menschen, die etwas verändern wollen, lerne ich auf der Straße bei Demonstrationen kennen und da sind die Gruftis eher in der Minderheit.
Welche Verhaltensweisen und Normen eurer Umgebung oder der Gesellschaft lehnt ihr ab und sind dies Eurer Meinung nach szenetypische Ansichten oder Eure ganz persönlichen?
Wie ich auch in den Sozialen Netzwerke immer wieder schreibe, stört mich die zunehmende Kälte und Verrohung der Gesellschaft. Ich bin ein Kontaktmensch, der gerne an sich arbeitet und dabei aber nie den Rest der Welt aus den Augen verlieren will. Was mich freut, ist der Umschwung, der gerade stattfindet, gerade was Themen wie TTip angeht, das schließlich uns alle etwas angehen sollte. Ich habe das Gefühl, das auch immer mehr Menschen gern mal auf die Straße gehen, um für ihre Ansichten zu demonstrieren. Hier sollte noch viel mehr passieren. Das sind wohlgemerkt meine persönlichen Ansichten und die generelle Einstellung der Szene. Denke ich jedenfalls.
Ist Euer Kleidungsstil, Euer Styling und Euer Körper Ausdrucksmittel einer Rebellion oder wollt ihr Euch nur wohlfühlen?
Alles in allem bin ich inzwischen an dem Punkt angekommen, dass sich meine Kleidung mit „Wohlfühlfaktor mit einzelnen Protestelementen“, wie zum Beispiel einem Anti-Nazi-Patch, beschreiben lassen könnte. Denn, ohne Wohlfühlfaktor geht auch andauernde Veränderung nicht :)
Tut ihr etwas dagegen? Wenn ja, was? Und wenn nicht, warum nicht? Wo seht ihr euch mit Widerständen konfrontiert?
Als allererstes bin ich gerade dabei Dinge zu ändern, die mich an mir selbst stören und die nicht mit meinen Ansichten in Einklang zu bringen sind. Dort hab ich auch die größten Widerstände zu bekämpfen – Ein Kampf gegen mich selbst. Ein Kampf gegen meine eigenen Hang zur Resignation, Disziplinlosigkeit und psychische Dinge. Ansonsten gehe ich inzwischen gerne auch mal auf die Straße, um für oder gegen etwas zu demonstrieren was ich gut finde oder was mich stört und jeder der mich bei Facebook hat kennt mein Profilbild, mit dem ich für den Kältebus bei uns in Berlin werbe.