Beim Gothic-Friday geht es diesen Monat um ganz besondere Erfahrungen auf Konzerten und Festivals. Ein Thema, bei dem sich vermutlich der gemeine Grufti (und sicherlich nicht nur der) dumm und dämlich schreiben könnte. Ich für meinen Teil muss allerdings mit einem Geständnis anfangen das einige sicherlich nicht werden nachvollziehen können, denn ich steh‘ eigentlich nicht so sehr auf Live-Konzerte… Ja, ich bin ein Konzertmuffel!
Ich weiß wie komisch das ist, gerade auch als Musiker. Und ich kann auch nicht wirklich sagen warum das so ist, aber irgendwie zieht es mich nicht so in die Konzerthallen. Aversion gegen Menschenmassen vielleicht ein Stück weit, das liebe Geld auf der anderen Seite. Alles in allem beschränke ich meinen Musikgenuss ganz gerne auf die Konserve, auch wenn mir die Konzerte auf denen ich war natürlich immer Spaß gemacht haben.
Als ich angefangen habe Konzerte zu besuchen war ich mitten in meiner tiefsten Metal- und Folkrock-Phase und war damals top-motiviert mir verschiedene Bands immer und immer wieder anzusehen (allein Subway to Sally und Schandmaul habe ich je fünf mal gesehen), aber je dunkler und ruhiger mein Musikgeschmack wurde, desto weniger hat mich das Verlangen überkommen vor einer Bühne stehen zu müssen um den Musikern zuzuschauen. Meine absoluten Lieblingsbands werde ich auch aus nachvollziehbaren Gründen ohnehin niemals sehen können, denn Joy Division und Grauzone gibt’s seit knapp 30 Jahren nicht mehr, und wer kann sich schon noch Cure-Tickets leisten? ASP habe ich mal gesehen, aber es war mir zu voll – Qntal habe ich gesehen, aber der Ton war zu schlecht – Fliehende Stürme habe ich gesehen, aber da kam keine Stimmung auf (WGT, Agra-Halle…). Einzig Coppelius habe ich mir in den letzten Jahren noch mehrfach angesehen und kann sie aufgrund ihrer absolut grandiosen Bühnenshow nur jedem ans Herz legen, der viktorianische Rockmusik gut finden könnte :)
Mein vermutlich bestes Konzert war entsprechend auch fast unbeabsichtigt…
Und zwar war ich im Jahr 2008 mit meiner Mittelalter-Gruppe bei den Ritterspielen Freienfels zugegen, und wir lagerten dort wie man es halt meist so macht als Darsteller. Dabei gab ich mir redlich Mühe, den nervtötenden Sackpfeifen-Lärm von Corvus-Corax-Klon no. 529 zu ignorieren und mich nicht all zu sehr über die böser-Spielmann-aus-der-Hölle-Attitude von Pseudo-Mittelalter-Suppenkaspern wie etwa Marcus van Langen aufzuregen.
Mein musikalischer Lichtblick war die Aussicht, am Abend Faun einmal live sehen zu können. Die haben zwar mit dem Mittelalter auch nicht mehr zu tun als die erwähnten Hanseln, aber sie geben es eben auch nicht vor und sind musikalisch einfach in einer ganz anderen und eigenen Liga.
Ich kannte sie nur von CD, freute mich an sich schon, erwartete aber nicht so wahnsinnig viel – und in erster Linie war ich ja für’s Reenactment vor Ort – und als die Organisatoren es dann auch erstmal nicht auf die Reihe bekommen haben die vor Ort lagernden Darsteller umsonst auf das Konzertgelände zu lassen (wie angekündigt) war ich schon kurz vor der Rückkehr ins Lager wo immerhin nette Menschen und Bier in großen Holzgefäßen wartete. Doch irgendwann bekam doch jeder Darsteller sein Armbändchen mit dem er hämisch grinsend an den brav in der Reihe anstehenden normalen Konzertbesuchern vorbei spazieren durfte. Und das war ein Glück!
Denn selten habe ich in so einem schlichten Umfeld eine so unter die Haut kriechende Atmosphäre erlebt. Die Bühne war klein und direkt neben einem Reit- und Turnierplatz. Die Musiker hatten keinen richtigen Backstage-Bereich und sind neben der Bühne zwischen den Fans herumgestromert, was dem ganzen einen sehr familiären Touch gegeben hat. Man konnte sich für Konzertverhältnisse angenehm frei und unklaustrophobisch bewegen, sodass ich meist in toller Position in dritter, vierter Reihe verbracht habe, manchmal weiter hinten, und trotzdem war man mitten drin in der Atmosphäre.
Was für eine angenehme Abwechslung nun hypnotische Stimmen, sanfte Saiteninstrumente und ätherische elektronische Untermalung und Beats in sich hinein kriechen lassen zu können, während es dunkel wird und die Burgruine beleuchtet wird. Und so habe in meinen Schuhen mit der dünnen Ledersohle und den darunter geschnallten hölzernen Trippen nicht nur unerwartet lange ausgehalten, ich habe sogar damit getanzt, denn dem konnte man sich einfach nicht entziehen.
Die Musiker schienen aber auch einfach so eine Freude daran zu haben auf der Bühne zu stehen! Das habe ich beim besten Willen schon ganz ganz anders erlebt… Mit allerlei munteren Ansagen haben sie die Stimmung immer noch weiter aufgebessert oder einen auf die getragene Stimmung einer Ballade vorbereitet.
Besonders knuffig fand ich als Nil Mitra, der Mann an der Elektronik, vom Sänger als ganz besonders tapfer gepriesen wurde, da er es seit Jahren schafft als Musiker über Mittelaltermärkte zu ziehen dessen einziges Instrument ein Laptop ist, und er noch nicht gelyncht wurde :)
Tja, so grandiose Musik wertzuschätzen fällt eben wohl leicht, und wer sich für diese Art von Musik auch nur irgendwie erwärmen kann, der sollte es nicht verpassen irgendwann einmal ein Faun-Konzert zu besuchen. Von erwähntem Konzert gibt es leider keine Video-Aufnahmen die ich kennen05 würde, aber einen Mitschnitt eines anderen Konzertes möchte ich an dieser Stelle dennoch präsentieren, um euch zumindest einen kleinen Einblick zu gewähren.