Neuer Monat – neues Thema beim Gothic Friday. Ein Thema, bei dem ich erstmal ordentlich schlucken musste. Tausend Bands und Lieder wanderten spontan durch meinen Kopf – ich hoffe, ich kann das ansatzweise zu Papier bringen. Mehr Artikel zu dieser Reihe findet ihr bei Robert auf spontis.de – lesen lohnt sich. (Ich versuche immer erst dann bei anderen zu lesen, wenn mein eigener Artikel veröffentlicht ist – sonst werde ich nie fertig, weil weitere tausend Bands durch meinen Kopf zucken.)
Das Thema ist in drei Abschnitte aufgeteilt: Vergangenheit – die Tiefe – das Hier und Jetzt. Ohne Aufteilung wäre ich vermutlich schon jetzt gescheitert.
Die Vergangenheit
Meine Einstiegsdroge in die schwarze Szene war die Mittelaltermusik. Musik hat bei uns in der Familie schon immer eine große Rolle gespielt. Mein Papa hat eine sehr umfangreiche CD-Sammlung und ich habe oft als kleines Kind bei ihm im Arbeitszimmer gespielt, während die Ärzte, die toten Hosen oder Rammstein liefen. Die Grundrichtung war also ein wenig vorgegeben. Über die Mittelaltermusik schwappte mein Interesse dann zu Bands wie Subway to Sally, Schandmaul und irgendwann zu ASP. Mir gingen (und gehen immer noch!) die Flöten in der Mittelaltermusik dermaßen auf den Geist, dass ich nach anderen Bands suchte. Zu der Zeit habe ich erst als Hörerin, später auch als Moderatorin in einem Webradio meine Abende verbracht. Meine Liste mit interessanten Bands wuchs und wuchs – auf Myspace gab es zumindest ein bisschen was zum anfixen – mit Glück ein paar Clips auf Youtube. Die ein oder andere Youtube-Playlist hat das auch noch meinen Horizont erweitert. Durch mein erstes ASP-Konzert lernte ich Seelenzorn* kennen und damit dann die „elektronischere“ Seite der Musik. Durch meinen sich langsam erweiternden Freundeskreis ging es in die Clubs in der Umgebung. (Haha, wie niedlich Umgebung klingt. 100 km Fahrt eine Tour sind es immer gewesen.) Wir haben so einige Nächte durchgetanzt und dank dem Wissen meiner Freunde wanderte die ein oder andere Band auch in mein CD-Regal.
*(Bei den Recherchen zu diesem Artikel habe ich leider lesen müssen, dass der Sänger von Seelenzorn letztes Jahr verstorben ist. Ich habe sie zwar nur zwei Mal sehen dürfen, aber er und der Rest der Band haben mich schon beeindruckt. RIP Jens.)
Das war alles ein sehr schleichender Prozess. Es gab keinen Schalter, der umgelegt wurde. Viele Bands, die mich am Anfang faszinierten, mag ich inzwischen nicht mehr. Wobei das eher die Alben oder die Äußerungen der Bandmitglieder sind. Samsas Traum habe ich mit a.Ura und das Schnecken.haus kennen gelernt. Malerische, tolle Texte voller Phantasie… Mit dem Metal-Geschrammel danach war meine Begeisterung völlig weggeblasen. Nach zwei enttäuschenden Konzerten und zwei weiteren mittelmäßigen Platten habe ich mit dieser Band abgeschlossen. Die alten CDs höre ich noch gerne, die Ansichten von Kaschte und die neuen Sachen interessieren mich einfach nicht mehr. Ab und zu schwappt noch mal ein neuerer Song in meine Playlisten, schockverliebt war ich lange nicht mehr. Auch meine unglaubliche Liebe zu ASP ist deutlich abgekühlt. Das aktuelle Album habe ich noch nicht so häufig gehört, vielleicht muss sich das auch erst entwickeln.
Kurzzeitig ist die Industrial- und EBM-Musik in meinen Mittelpunkt gerückt. Combichrist, Wumpscut, die Krupps, Suicide Commando – alles was knallt und gut tanzbar ist. Höre ich auch jetzt noch – aber nur mal einen Song und dann ist auch wieder gut. Nachtmahr tauchte mit „Mädchen in Uniform“ genau dann auf, als ich sehr viel tanzen war. Inzwischen macht mir die Band und alles drumherum Angst. Das geht in eine gruselige Richtung. Dazu haben andere allerdings schon ausführlicher geschrieben.
Hängen geblieben bin ich eigentlich bei den klassischen Bands – Sisters of Mercy, the Cure, Silke Bischoff – aber auch Oomph!, L’Âme Immortelle, Covenant, Heppner, Solar Fake und Welle:Erdball. Ich bewegen mich auch noch gerne im Bereich Neue Deutsche Härte – das ist sehr tagesformabhängig.
Seit 2006 scrobbel ich meine gehörten Titel zu Last.fm – leider klappt das nicht so zuverlässig, wie ich mir das wünsche und natürlich sind da auch nicht die Tracks drin, die ich über meine große Anlage höre – aber dort findet sich eine schöne Übersicht über meine Musikvorlieben.
Die Tiefe
Manchmal möchte ich schreien, wenn im Radio Songs lustig daherplätschern, im Text aber (auf Englisch) nur über verschiedene Probleme mit Sex gesungen wird. Im normalen Programm. Texte sind so unglaublich bedeutend! Dass der Großteil der Radiohörer nunmal kaum richtig hinhört oder kein Englisch spricht, ist wohl das Glück der meisten Interpreten.
In 90% der Fälle sind für mich Text und Musik wichtig. Mein Englisch ist ausreichend, um zu verstehen, um was es in den meisten Songs geht. Wenn das nicht der Fall ist, suche ich mir auch die Texte und übersetze sie. Was vielleicht auch ein Grund dafür ist, dass ich mit französischen, spanischen oder anderen Texten nicht viel anfangen kann. Wer weiß, worüber die da singen?
Ich bin kein Stück musikalisch – kann mich aber sehr gut in Melodien oder Rhythmen oder Stimmen verlieben. Es muss alles zusammen passen. Bevorzugt sind Bands mit männlichen Gesangsstimmen, Songs mit Text und ohne elendig lange Instrumentalteil. Ein treibender Beat ist schön – muss aber nicht immer sein. Was Instrumente angeht: Flöten nein danke. Streichinstumente, Klavier… [insert schnurren hier]
Für den Grafen und mich hat ein Song eine ziemlich besondere Bedeutung: Werben von ASP. Ich erinnere mich immer noch sehr daran, wie er mir beim Konzert im Kieler Schloss 2010 in die Augen sah und wir zusammen gesungen haben. Die Zeile „Für immer wir“ ist in unsere Verlobungsringe graviert. Der Song lief natürlich auch bei unserer alternativen Trauung.
Das Hier und Jetzt
Seit ein paar Jahren bin ich ziemlich Solar Fake verfallen. Das aktuellste Projekt von Sven Friedrich ist für mich eine gelungene Mischung aus Beats, Texten und seiner Stimme. Auch aus der Steampunk-Ecke kommt immer wieder Musik, die mir nicht mehr aus dem Kopf geht. Abney Park dürfte ja inzwischen bekannt sein, Steam-Powered Giraffe sind aber auch auf jeden Fall hörens- und sehenswert. Die Videos der Band sind großartig!
Zu meinen Everblacks gehören auf jeden Fall Stücke von den Sisters of Mercy, the Cure, Depeche Mode, Deine Lakaien oder Wolfsheim. An bestimmten Songs kann ich das gar nicht direkt festmachen. Ich freue mich immer wenn ich tanzen kann – oder wenn es mal einer dieser Songs ins Radio geschafft hat, wenn ich im Auto unterwegs bin.
Totgespielt in Clubs ist für mich eindeutig „Ich will brennen“ und „Schwarzes Blut“ von ASP. Wobei ich das auf Konzerten noch gerne höre. Ansonsten bin ich echt allergisch gegen Blutengel und alles, was nur stumpf aus 2-3 Textzeilen besteht. Noisuf-X gehört da teilweise zu oder x-Rx. Beleidigungen müssen irgendwie nicht unbedingt sein. Vorallem, wenn das dann auch noch auf jeder Party hört.
Meine aktuelle Top 5
Steam Powered Giraffe – Saturday Night
L’âme Immortelle – Fear
Oomph! – Jede Reise hat ein Ende
Avantasia – Draconian Love
Welle:Erdball – Die Liebe der 3. Art
Ewigen Top 5
Wolfsheim – The Sparrows And The Nightingales
Silke Bischoff – On the other side
Sisters of Mercy – You don’t see me
Abney Park – Airship Pirate
Covenant – Call the Ships to Port
Flop 5
Unheilig – alles ab 2010
Blutengel – alles. Damit eingeschlossen auch die anderen Bands um Chris Pohl.
Samsas Traum – Heiliges Herz
Welle:Erdball – 1000 Engel
Nachtmahr
Mit den Flop 5 habe ich mich sehr schwer getan. Wenn ich etwas nicht mag, höre ich auf es zu hören. Es gibt genug gute Musik, da bin ich nicht gezwungen, etwas mittelmäßiges abzuspielen. Bei manchen Bands bin ich nach wie vor traurig, wie sie sich entwickelt haben – dafür sind andere jetzt eher mein Fall. Auch mein Geschmack verändert sich. Das ist auch gut so! Viele Bands sind schon länger aktiv als ich Jahre alt bin. Wenn da nicht ab und zu etwas Neues in meine Playlisten kriechen würde, wäre ich sehr traurig.
Wer noch immer nicht genug hat, hier habe ich vor fünf Jahren über meinen Musikgeschmack geschrieben: Gothic Friday 2011 Februar: Musik und Leidenschaft.
(Am Samstag gehe ich mit meinem Papa zu L’âme Immortelle – Erziehung in Sachen Musik geht also auch in die Richtung, hihi.)