Das ist jetzt wirklich und ganz sicher einer der letzten Beiträge zum diesjährigen WGT für die nächste Zeit. Alle, die schon die Schnauze voll haben können jetzt tief durchatmen und der Rest noch ein letztes Mal in der Post-WGT-Depression versinken, bevor sie mit dieser allein klarkommen müssen.
Beim Gothic Friday im Juni drehte sich alles um das WGT, Konzerte und Festivals. Das WGT ist das größte Treffen der Szene und wird von vielen Menschen, welche sich der schwarzen Szene zugehörig fühlen oder deren Musik genießen, herbei gesehnt und zelebriert. Andere wiederum können der ganzen Sache wenig abgewinnen oder bleiben aus anderen Gründen zu Hause. Wieso, weshalb, warum (nicht), wie was war, was es bedeutet und was andere Veranstaltungen sind, welche nur empfohlen werden können, haben vierzehn Spontis-LeserInnen diesen Monat in Worte gefasst. Dabei wird vor allem eines deutlich, viele Ansichten und Gefühle sind deckungsgleich und so manches findet wieder keine Entsprechung in den Texten anderer.
Warum fährst Du zum WGT? Oder warum fährst Du nicht?
Die Frage, warum man viele der Schreiber des diesmonatigen Gothic Fridays an Pfingsten in Leipzig findet, lässt sich wohl am besten mit einem Zitat von Robert zusammenfassen „Es sind die Menschen, die es besonders gemacht haben.“ Menschen wiedersehen, kennenlernen, reden, Spaß haben, sich austauschen und sich wohl unter Gleichgesinnten fühlen, so sein zu können wie man ist und Gruftisness in all ihren Facetten auszukosten sind auch für Kathi Traumtänzerin, Dennis, Ines Flederflausch, Shan Dark, Svartur Nott, Ronny, Markus und Fledermama Gründe um das WGT zu besuchen. „Wiedersehensfreude, Umarmen, “meine” Menschen und – ja, ich kann es nur immer wiederholen, so pathetisch und abgedroschen es klingen mag – nach Hause kommen.“ (Flederflausch). Und Gruftfrosch fasst es wie folgt in Worte: „Menschen, die man nur selten sieht, treffen die Atmosphäre“ sind für ihn Gründe einen Besuch des WGTs und SoEstacado erlebt das WGT immer als „schön, nett, freundlich und ungezwungen.“
Dennis hingegen begründet sein Fernbleiben die letzten beiden Jahre mit den „fragwürdigen Symbolen der Eintrittskarten, aber nun ist es eher die Frage, wie wichtig mir die Konzerte im Verhältnis zum Ticketpreis sind. Und es gibt ja so viel drum herum, so viele freie Veranstaltungen, dass auch so keine Langeweile aufkommen würde.“ Malte hingegen ist regulär an Pfingsten zum Klassentreffen verplant und Caro Tanzfledermaus hat vielfältige Gründe nicht zum WGT zu fahren unter anderem: „Es wurde einfach zu groß, zu unübersichtlich, zu unfamiliär und zu verwässert. Verwässert in dem Sinne, dass es sich immer mehr von den beiden “Kernen”, Wave und Gothic, entfernte. […] Zu wenig Anreiz, zu viele Menschen, zu wenig echtes Szenefeeling, zu stressig und zu teuer.“ Auch Svartur Nott fühlt sich in den großen Menschenmassen zum WGT nicht wohl und möchte mit einigen der Gestalten dort schlicht nichts zu tun haben. Guldhan kann mit dem ganzen Zirkus ebenso wenig anfangen und fährt eigentlich nur für seinen jährlichen Artikel im Pfingstgeflüster zum WGT.
Wie war dein letztes WGT?
Die Berichte zum letzten WGT – unabhängig davon, ob dieses letztes Jahr oder vor 15 Jahren war – sind weitgehend positiv.
Kathi Traumtänzerin fiel es dieses Jahr trotz guter Gesellschaft und der Freude über diese zunächst schwer in der schwarzen Leipziger Welt anzukommen. Doch ebendiese, die Möglichkeit sich äußerlich ganz so zu geben, wie sie sich fühlt und gute Konzerte verhalfen ihr dann doch zu einem guten Gefühl. „Die Quintessenz des Freitags waren wie immer schöne Begegnungen, das erste Mal ordentlich toupiert werden, dadurch sehr viel mehr wohlfühlen und gute Gespräche“. Versumpfen, sich mitziehen lassen, Menschen treffen, neues entdecken, Austausch, das macht für sie ein gutes WGT aus. Ähnlich ging es auch Ines Flederflausch: „Etwas stimmte nicht. Ich fühlte mich fremd in meiner eigenen Welt, ratlos zwischen authentisch zelebrierter Gruftiness und Karneval mit Schützenfeststimmung. Wo war sie “meine Szene”?“. Diese fand sie letztlich doch bei wunderbaren Begegnungen, mit schönen Menschen und guter Musik. Ronny, war wie jedes Jahr begeistert, auch wenn er wie jedes Jahr vieles nicht schaffte und sich nur allzu oft festquatschte, was ihm aber Stunden bescherte, die er nicht missen möchte. Für Markus stand das WGT dieses Jahr „ganz im Zeichen des Pfingstgeflüsters“ und Konzerte rücken für ihn zunehmend in den Hintergrund. SoEstacados war dieses Jahr nicht nur von der Eröffnungsfeier im Belantispark begeistert, sondern hat neben Konzerten auch die Atmosphäre des Heidnischen Dorfes genossen und Lydia Benecke bei einem Vortrag gelauscht.
Malte findet man zu Pfingsten normalerweise traditionell bei sich im Haus mit einer Vielzahl alter Klassenkameraden, doch beim letzten WGT-Besuch 2008, stand er sogar mit einer befreundeten Band auf der Bühne – um dann gleich wieder zurück zum Klassentreffen zu eilen. Dennis war schon die letzten beiden Jahre nicht auf dem WGT und nutzte diesen Umstand für ein Resümee. Caro Tanzfledermaus war das letzte Mal vor dem Chaos-WGT 2000 zu Pfingsten in Leipzig:, herum streifen, Leute an der Parkbühne treffen und vor allem der Auftritt von Clan of Xymox blieben ihr in Erinnerung
Die Parkbühne war damals ein guter Treffpunkt. Ich streifte viel allein herum und habe mich zum ersten Mal getraut, auch ein paar Besucher um Fotoerlaubnis zu bitten. […] Ich freute mich tierisch über den ersten Live-Auftritt von Clan of Xymox seit langem, da kullerten auch ein paar Emotions-Tränchen bei den alten Hits.
Robert hingegen suchte nach Worten um seine Erlebnisse in Worte zu fassen und beschreibt es letztlich mit: „Super. Großartig. Unglaublich. Intensiv. Spannend. Interessant. Lehrreich. Berührend. Emotional. Authentisch. Wirklich. Echt.“ GGP und das Spontis-Treffen gehörten nicht nur für ihn, sondern auch für Kathi Traumtänzerin, Ines Flederflausch, Shan Dark und Fledermama zu den Highlights. Für Fledermama, war dieses Jahr durch die Elternschaft alles anders und wieder einmal viel zu kurz, trotzdem konnte auch sie wieder viele lieben Menschen treffen und Shan Dark beschreibt das WGT 2016 als „guten Flow“. Allein Guldhan konnte sich im allgemeinen WGT-Freudentaumel nicht wiederfinden. Ihn trieb die Pflicht einen Artikel für’s Pfingstgeflüster zu schreiben nach Leipzig, vom Festivaltreiben nahm er nicht viel mit und verzog sich recht bald wieder nach Hause.
Wie Dein Erstes?
Das erste WGT ist für viele der erste Eintritt in eine wunderbare Welt, in die man immer wieder zurückkehren möchte, welche gespickt ist mit wunderbaren Erlebnissen und Erfahrungen. Für Gruftfrosch war alles neu und aufregend, überwältigend empfand er die schwarzen Massen. Ähnlich ging es auch Robert, Ines Flederflausch und Kati Traumtänzerin. Letztere beschreibt wie sie oft in der Agra versumpfte und dennoch viele faszinierende Menschen kennenlernte. Robert und Markus waren schlicht beeindruckt von den vielen dunkelgewandten Menschen und überwältigt von dem Treffen und der Welt de sich dort auftat, während Ines Fledeflausch sich von den Massen an Menschen überfordert sah und vieles nicht ganz so optimal ablief. Nicht nur die riesen Anzahl an Besuchern, sondern auch die endlos erscheinende Auswahl an Veranstaltungen kann überfordert, so ging es etwa Dennis: „Nirgendwo kann man so viele tolle Dinge gleichzeitig verpassen wie auf dem Wave-Gotik-Treffen in Leipzig.“ Nicht nur er, sondern auch Robert erlebte sein erstes WGT teilweise als hektisch, da der Fokus noch auf den Konzerten lag. Malte hingegen berichtete, dass bei seinem WGT 1992 das Treffen mehr zählte als die Konzerte und er eigen großartigen Zusammenhalt erlebte „Wir drei fuhren zwar neben Verpflegung mit Schlafsäcken und Luftmatratzen los, jedoch ohne Zelte. Die Finsterwalder Freunde meinten im Vorfeld einfach nur, dass wir schon in irgendeinem Zelt mit unterkommen könnten und dass sich das schon ergeben würde. Genauso war es dann auch: Schlafplätze für uns wurden bereitwillig freigeräumt, teilweise auch von Leuten, die wir (noch) nicht kannten.“
Ähnliches erlebte auch Caro Tanzfledermaus 1993. Überschaubar und familiär sei es gewesen. Guldhan’s Zeltkreis hatte 1996 nur Blödsinn im Kopf, war impulsiv und selbstzerstörerisch. Fledermama hingegen erinnert sich an ein extrem anstrengendes erstes WGT 1997, welches mir vielen Anfängerfehler (zelten, obwohl man zelten nicht mag und lediglich ein Paar Schuhe mitnehmen) und Shan Dark war 2001 meist allein unterwegs und bereut heute, dass sie nicht mehr daraus gemacht hat.
Was ist Dein schönstes Festivalerlebnis?
„Sind es die immer wieder schönen Spontistreffen, die ungezwungenen Gespräche, die sich einfach so ergeben und den Horizont erweitern? Die lustigen Szenen und Bemerkungen nachts in der Tram?“ (Gruftfrosch) Es fiel allen schwer ihr schönstes Festivalerlebnis zu benennen, nichtsdestotrotz tauchten immer wieder die gleichen Schlagworte auf: Spontistreffen, Gespräche, die Menschen und die Erlebnisse mit diesen wurden immer wieder benannt. So Ines Flederflausch: „Es sind die Menschen und Begegnungen, die diese Momente prägen, die einem in Gedanken und im Herzen bleiben, die menschliche Wärme und Unmaskiertheit von Menschen, die mir begegnet sind, die ich meine Freunde nennen darf und solcher, die sich trotz aller Entfernung einem Platz im Kreis meiner Lieblingsmenschen und interessanter Bekanntschaften gesichert haben.“
So nennt auch Robert das Kennenlernen von Silvia, die Gespräche mit Aristides neben der Führung auf dem Südfriedhof und die blaue Stunde als seine Highlights. Ebenso wie das Blackfield 2008 als erstes schwarzes Festival nach langer Abstinenz, oder der Sonnenuntergang auf den Liegestühlen beim Amphi 2011. Die blaue Stunde bescherte auch Markus immer wieder schöne Erinnerungen, wie auch die unerwartete Entdeckung unbekannter Band, Abende im Werk 2 und Lachanfälle – aus gelöst durch zwei Radfahrer und dadurch gesponnene Verrückte Theorien – die die Tränen in die Augentrieben. SoEstacado denk gerne an des Summer Breeze zurück auf welche sie Arm in Arm mit ihrem Freund ASP lauschte und Guldhan erinnert sich gerne daran, wie er bei einem WGT einem hübschen „Mädel“ näher kam (auch wenn es eider kein Happy End gab) und sich als attraktiven Mann wahrgenommen fühlte. Für Fledermama und Ronny sind die besten Erinnerungen mit ihren Partnern verbunden.
Fledermama kaufte damals auf einem WGT die Verlobungsringe mit ihrem Mann und für Ronny war das eindrücklichste Erlebnis das letzte WGT mit seinem nun verstorbenem Mann „Das letzte mit seinem Mann Das schönste – das bewegendste , das emotionalste – so würde ich es eher beschreiben – als es nur das Schönste zu nennen.“ Malte schilderte seine Erlebnisse des Chaos-WGT 2000 und dessen friedliche Selbstorganisation „DAS war Szene, DAS war „independent“ (ich bitte um Entschuldigung für diesen einen Anglizismus, den ich jedoch mangels Alternative bringen muss). Die daraus resultierende Atmosphäre und Stimmung bei den Konzerten waren genauso einmalig. Was wichtig war: Spaß haben und etwas für die Gemeinschaft zu tun.“ Caro Tanzfledermaus erinnert sich am liebsten an die Herbstnächte auf der Burg Rabenstein und die Indie-Tours.
Was war Dein eindrücklichstes Konzert?
Die Bands die für die SchreiberInnen des Gothic Friday im Juni am eindrücklichsten aufspielten sind sehr unterschiedlich, aber eines haben all diese Konzerte gemeinsam – dass sie es schafften die Zuhörer im Innersten zu berührten. Gruftfrosch erinnert sich nur zu gut an die Gänsehaut und die andächtige Stimmung die in der Krypta herrschte als win Stück Mozarts auf geführt wurde – es hätte wohl kaum einen besseren Ort zur Darbietung dieses Stückes geben können und auch Dennis beschreibt die Symbiose von Raum und Klang: „Lindenfels Westflügel. Es war die herrliche Musik, der wunderbare, alte, verfallene Ballsaal, und es muss wohl eine melancholische Grundstimmung hinzugekommen sein, jedenfalls habe ich in diesem Konzert geweint vor Freude.“ Beeindruckt haben ihn auch die Bühnenshow von Coppelius und die Darbietungen von Lambda und Saeldes Sanc. Gefühl und Atmosphäre waren es auch die Goethes Erben bei ihrem Auftritt auf dem Amphi 2015 für Svartur Nott unvergesslich machten. Ebenso wie ein „Gig im Dezember letzten Jahres in Stuttgart, bei dem Nim Vind, Argyle Goolsby, The Other und Christian Death aufgespielt haben. Die ersten drei Bands sorgten für ordentlich Stimmung im ‘Universum’.“ Caro erinnert sich immer wieder gerne an ein Konzert ihrer Lieblingsband
The Chameleons und wie sehr der Sänger sich in seine Musik fallen lassen konnte und Markus schreibt von The Cassandra Complex, welche nach langer Abwesenheit wieder auf der Bühne standen: „Verhalten, schüchtern, ja, fast ein wenig unsicher stand Rodney Orpheus auf der Bühne des Kohlrabizirkus. Mit Erstaunen stellte er fest, dass ihn die Menschen nicht vergessen hatten. Im Gegenteil: Die große Begeisterung der Zuhörer zauberte ein kindliches, fast ungläubiges Lächeln in sein Gesicht. Wie beflügelt gestaltete er seinen Auftritt mit gesteigertem Feuer. Eine wunderschöne Zwiesprache zwischen Musiker und Publikum.“ Unvergesslich für ihn auch das Erste Monumentum am Völkerschlachtdenkmal 2001. SoEstacados beschreibt das Konzert von Welle:Erdball beim diesjährigen WGT „Diese ganzen riesigen Luftballons bei „Schweben, Fliegen, Fallen“ hatte was ästethisches, das hat sich mir in die Netzhaut gebrannt.“ Robert berichtet zu dem von der unglaublichen Stimmung bei einem Konzert von Das Moon und einem sehr intensiv empfundenen DAF Konzert. Fledermama hingegen erlebte ihr beeindruckenstes Konzert bei einer Band, zu der sie eigentlich gar nicht wollte und wo sie nichts erwartet hatte: Lustmord „Ich hatte also eigentlich gar keine Erwartungen. Dann jedoch wurde ich von diesem Klangteppich so in den Bann gezogen, dass ich richtiggehen geflasht war. Die Musik versetzte mich tatsächlich in einen fast schon meditativen Zustand, den ich so noch nie zuvor erlebt hatte.“ Und auch Ines Flederflauch wurde bei den Krupps, zu denen sie sich auch nur hatte mitschleifen lassen von der Bühnenschau und der Gewalt der Darstellung in den Bann gezogen, zu ihren schönsten Konzerterlebnissen zählt sie auch Hante und Escape with Romeo. Für Guldhan war es weniger eine bestimmte Band oder deren Musik sondern eher die Konzerte welche er angeschmiegt an seine weibliche Begleitung erleben durfte. Kati Traumtänzerin kann ebenfalls kein Konzert nennen, welches sie am beeindruckensten fand sondern zählt die Auftritte von Otto Dix 2015, The Fields of the Nephelin, Sweet Ermengarde, Sieben, Darkwood und Skeletal Family zu ihren liebsten Konzerterinnerungen. Während Shan Dark sich gerne an Rosa Crux und Sleeping Dogs Wake erinnert hat Ronny seine liebste Konzerterinnerung an Diamanda Galas
Und: welche Festivals sind noch Teil Deines schwarzen Planeten?
Große wie kleine, gegenwärtige und vergangene Festivals werden genannt, bei der Frage nach den Events neben dem WGT. Gruftfrosch, Ines Federfausch, Robert, Markus und Kathi Traumtänzerin nennen unter anderem: Dark Spring Festival, Melting Sounds, Young and Cold, Gothic Pogo Party, Campus Noir und Nocturnal Culture Night als gern besuchte kleinere Veranstaltungen. Amphi, Blackfield und Mer’a Luna hatte Robert schon besucht und Guldhan war ebenfals schon auf dem Amphi und – ebenso wie Fledermama – auf dem Mer’a Luna zu finden gewesen. Früher besuchte er auch gerne das Dark Storm, das Zillofestival und das Woodstage und kann sich vorstellen in Zukunft dem Elektroanschlag, dem Familientreffen oder dem Runes and Man einen Besuch abzustatten. Shan Dark erinnert sich gerne an das BIM in Antwerpen und das Rosa Crux Festival. Das Bizarre Open Air hatte Markus immer recht gerne besucht und Ronny war früher auf dem Woodstage zu finden. Ebenso wie Malte, der früher zum Festival of Darkness pilgerte und Caro besucht er heute lieber einzelne Konzerte, denn Festivals.
Vielen Dank für die Mühe Flederflausch. Das Konzert in der Krypta damals war allerdings kein Konzert von Lacrimosa, sondern ein klassisches Konzert mit Orchester mit der Darbietung des Stückes von Mozart, nach dem sich Thilo Wolffs Band benannte.
Mist, ich wusste ich wollte nochmals etwas nachschauen -.-
Ein sehr schönes Resümee. War mir beim durchlesen auffällt, ist die Tatsache, wie wenig man sich mit der äußerlichen Komponente auseinandersetzt sondern die Musik im Vordergrund zu stehen scheint. So hätte ich vielleicht auch erwartet, dass unter „schönstes“ Festivalerlebnis auch aufwendige Outfits eine Rolle spielen. Von einigen Teilnehmer weiß ich, dass sie sich in der Vorbereitungen zum WGT wahnsinnig viel Mühe mit der Auswahl und Anfertigung ihrer Klamotten beschäftigen, doch das Ausführen und herumzeigen scheinen dann doch keine positiven Erlebnisse zu sein. Ist das zu oberflächlich oder ist es gar wirklich so, dass viele gar nichts herzeigen wollen, sondern sich einfach nur ausleben möchten?
Weiterhin fällt mir auf, dass die Rückblicke und Erinnerung durchweg positiv zu sein scheinen, es wird wenig gemeckert, kritisiert und schlechte Erlebnisse scheint es kaum zu geben. Verwunderlich, denn wirft man einen Blick in die Live-Berichterstattung während der Pfingsttage in Leipzig gab es doch einige kritische Stimmen hinsichtlich der Überfüllung einiger Locations, der Entfernung der Stätten untereinander und auch einzelne Veranstaltungsorte wurde scharf für ihre Vorgehensweise bei schwarzen Veranstaltungen kritisiert.
Wie war also Dein letztes WGT? Positiv? Ich komme wieder? Beginnt man sogar jetzt schon damit, sie die Erlebnisse „schönzufärben“? Ich will mir da auch an die eigene Nase fassen, keine Frage. Bei mir überwiegt einfach der positive Eindruck so stark, dass ich die negativen Erlebnisse schlichtweg vergesse, verdränge und ausblende. Wie geht es den anderen?
Eine interessante Beobachtung, die du herausstreichst. Es gibt sicher viele Besucher, die deutlich mehr Zeit und Geld und sorgfalt in ihr Outfit investieren als ich und trotzdem kann ich für mich nur sagen, dass diese Gedanken und Vorbereitungen bezügich des Äußeren für mich Teil eines Rituals und einer Einstimmung auf das Treffen sind und beim Tragen letztlich nur das Gefühl komplett ich selbst und im Einklang mit der Atmosphäre, der Stimmung und mir selbst zu sein. Passend einfach. Sicher genieße ich es, wenn ich positiv auf mein Äußeres angesprochen werden, im Endeffekt gibt mir das jedoch nicht annäherend das, was ein gutes Gespräch, das Kennenlernen einer interessanten Persönlichkeit, die Musik, das Zusammensein mit Freunden und Bekannten mir gibt. Für mich persönlich ist es etwas, was ich für mich selbst tue und was dann keiner Aussage mehr bedarf und in den Hintergrund tritt hinter den Erlebnissen.
Ich denke es ist durchaus so, dass man Erinnerungen „beschönigt“ beziehungsweise sich eher an die positiven Aspekte erinnert (erinnern möchte). Erinnerungen sind ja immer auch abhängig von der Interpretation und was einem in der Situation oder kurz danach als negativ herausstreicht, sieht man mit einigem zeitlichen Abstand anders oder entspannter.