Für das Januar-Thema des Gothic Friday 2011 habe ich die Ehre, einen Beitrag von Grabesmond veröffentlichen zu dürfen. Ich habe am Text nichts verändert, mir jedoch erlaubt, für eine bessere Lesbarkeit Absätze einzufügen und den Text mit den erwähnten Videos aufzulockern. Ich hätte niemals gedacht, dass Herr Henke mal in meinem Blog auftaucht. Zumindest nicht in positiver Erwähnung. Aber dies hier ist nicht meine Geschichte. So soll es also sein: Vorhang auf für Grabesmond und ihre Geschichte vom Szeneeinstieg.
Wie ich zur Szene gefunden habe?
Ohje, ich vermute das ist eine lange Geschichte- sowohl aus musikalischer als auch persönlicher Sicht. Sagen wir mal so ganz pauschal, das ich von klein auf aneckte, bzw. nicht so recht zu den anderen Kindern passte, da es mich einfach nicht interessierte, womit sie sich in ihrer Freizeit beschäftigen, was sie toll finden und was sie für Musik hören. Mich interessierte Oberflächlichkeit einfach nicht und ich habe mich schon bald damit abgefunden, das ich mit meinen Gedanken und Ansichten und Geschmäckern allein bin- so bevorzugte ich dann auch lieber das Alleinsein und die Abgeschiedenheit. Ich liebte stattdessen Burgen und Ruinen, das düstere Mittelalter, Geschichten aus fernen Ländern, Sagen und Schauermärchen. Schwarz habe ich da allerdings noch nicht getragen, sondern ganz normale, bunte Klamotten. Markenklamotten kannte ich gar nicht, weil meine Mutter der Meinung war, das ich das nicht bräuchte. Ist vielleicht auch gut so, denn ich glaube das hat dazu geführt, das ich nicht markenverwöhnt bin :)
Fangen wir jedoch jetzt mal mit dem musikalischem an: Im Alter von 12 waren Limp Bizkit und Linkin Park meine Favoriten, deren Lieder ich aber nur aus dem Radio kannte, bzw. die Lieder auf Kassette überspielte, da es mir an Geld mangelte, mir die Alben zu kaufen. Bald folgten Bands wie Korn, Orgy und überlebenswichtig zur damaligen Zeit war auch Viva Zwei (Ja, das gute alte Viva Zwei, das so herrlich abgedreht sein konnte), den dieser Sender versorgte mich kostenlos mit einer Menge Neuentdeckungen. Mein Musikgeschmack glich dann teilweise der Playlist bei Viva Zwei :D also alles sehr bunt gemischt, von Johnny Cash über Björk, Linkin Park und da habe ich auch zum ersten Mal Videoclips von Wolfsheim gesehen, besonders „Once in a lifetime“ avancierte zu meinem Lieblingslied.
Zu allerst habe ich viel Metal gehört (man brauchte ja eine kleine Steigerung zu dem bisherigen). Um 2000 rum kaufte ich mir meinen ersten Metal HAMMER und von der mir da angebotenen Musikauswahlwar ich mehr als überwältigt. Den beigelegten CDs sei dank konnte ich in die verschiedensten Metalstile reinhören und besonders hat mir schon damals Blackmetal, aber auch Metal mit Frauengesang gefallen. Eine kurze HIM-Phase hatte ich ebenfalls, was mich dazu verleitet hat, mir zum ersten Mal die Zillo zu kaufen- einfach nur weil Ville Valo auf dem Cover war. Das muss nach Pfingsten 2001 gewesen sein, denn ich kann mich noch deutlich daran erinnern, das eine Sonderbeilage über das WGT beigelegt war und ich von den Besucherbildern sehr beeindruckt war, und überhaupt wirkten sie gar nicht abstoßend oder gar fremd auf mich. Und ein Artikel über Sopor Aeternus war ebenfalls in dieser Zilloausgabe drin und kennt jemand das Bild, wo Anna nackt vor einem Baum mit Vogel im Mund posiert? Ich hatte natürlich damals keine Ahnung von Sopor Aeternus bzw. hatte es noch nie in meinem Leben gehört, aber dieses verstörend-schöne Bild sprach mich derart an und wirkte so unverständlich vertraut, das ich es kurzer Hand in mein Zimmer hängte. Ich glaube ich muss nicht erwähnen, wie abstoßend meine Mutter das Bild fand.
Aber meine erste „Stilikone“ war Tarja Turunen- was fand ich diese Frau im Alter von 15 toll! Und so kam es, das ich dann im Oktober 2001 endlich „Wishmaster“ in den Händen halten durfte, das ich mir so innig zum Geburtstag gewünscht habe und auch kurz darauf folgte „Oceanborn“.
Dann aber im November 2001- kam etwas völlig anderes. Wie immer schaute ich Viva Zwei, als ich von einer Formation namens Goethes Erben den Videoclip zu „Glasgarten“ sah und nachdem er zu ende war, war mir klar: „Das ist es, diese Single muss ich haben“. Und ein Klassenausflug nach Köln bot auch die perfekte Gelegenheit mir dieses Lied zu kaufen. „Böserweise“ klinkte ich mich vom Rest der Gruppe aus, lief schnurtracks in den nächsten Plattenladen und keine 10 Minuten später war die Single mein. Aber irgendwie wollte ich mehr über Goethes Erben wissen, und so stieß ich in einem Bahnhofskiosk auf den Orkus, natürlich mit Oswald Henke und Ernst Horn auf dem Cover.
Ich habe mich mit unheimlich großer Faszination durch das Magazin geblättert- gut die allermeisten Musiker kannte ich nicht, aber es wirkte dennoch alles so vertraut und und bekannt, so als wäre ich zuhause und angekommen. Ich tapezierte bald darauf mein Zimmer mit Bildern aus dem Orkus- die Untoten, Sopor Aeternus, Lacrimosa, aber auch Friedhofsbilder und Gedichte fanden ihren Platz an meinen Wänden, und auch immer mehr Kerzen und Räucherstäbchen hielten Einzug in mein Zimmer; gegen Silvester wurden dann auch alle bunten Klamotten in die hinterste Ecke meines Kleiderschrankes verbannt. Und was ich im Nachhinein erstaunlich und schön finde ist, das dies von mir allein aus geschah, auf Eigeninitiative heraus. Denn oftmals habe ich das Gefühl, das es heutzutage eher verbreitet ist, das z. B. Einer aus der Clique es vormacht und alle machen es nach, ohne wirklich darüber nachzudenken, warum eigentlich.
2002 war das Jahr, in dem ich richtig aufblühte. Zwar hatte ich schon die meisten bunten Kleidungsstücke in die hinterste Ecke meines Kleiderschrankes verbannt, aber auf Druck mütterlicherseits musste ich dennoch schwarz-bunt anziehen- besonders wenn es galt die Verwandtschaft in der thüringischen Provinz zu besuchen. Die Haare durfte ich mir bis zu meinem 18. Lebensjahr nicht schwarz färben, bis dahin musste aubergine herhalten.
Da ich im Gegensatz zu den meisten heute 15-jährigen keinen PC und demnach keinen Internetanschluss hatte, trat ich via Briefwechsel mit Gleichgesinnten in Kontakt. In den Orkus-Kontaktanzeigen wurde ich auch bald fündig und so pflegte ich eine lange Brieffreundschaft mit Vanessa aus Beckum und Diana aus Ingolstadt. Beide waren über 20 und alles andere als Neulinge.
Ich hatte vor ihnen viel Ehrfurcht und Respekt und beide beantworteten geduldig alle meine Fragen und empfahlen mir zudem eine Menge Bands. Durch Diana hatte ich sogar kurzweilig Kontakt zu einem selbsternannten Satanisten- denn mir war klar, was die Presse über den Fall Ruda und Satanismus berichtet, konnte nicht wahr sein und daher wollte ich eine „Expertenmeinung“. Diesr „Satanist“ entpuppte sich allerdings als Psycho- denn mal ehrlich, welcher 38-jährige schreibt einer 15-jährigen: „Wenn du mich besuchst, bin ich dir nicht böse, wenn es nur beim kuscheln bleibt“?
Abgesehen von diesem seltsamen Zwischenfall, wuchs ungeachtet dessen meine Musiksammlung langsam aber stetig. Auch wenn der Metaleinfluß immer noch vorhanden war, entdeckte ich immer mehr Musikstile im Gothbereich, besonders auf Sampler, wie „Orkus presents the best of 2001“, „Der Seelen Tiefengrund“ und „Künstler zum 9. Wave Gotik Treffen“. Kurz darauf durfte ich „Stille“ von Laccrimosa mein eigen nennen, von dem ich noch bis heute die meisten Lieder mitsingen kann.
Da ich damals noch recht wenig Taschengeld erhielt, kam Mode aus dem Katalog für mich nicht in Frage, demnach hieß die Devise „Sparen, nähen oder improvisieren“. Einmal hatte mir mein Vater von einem Flohmarktbesuch ein wadenlanges, schwarzes Kleid aus Taft mitgebracht, das über und über mit Spitze bezogen war- ich glaube man kann sich vorstellen, wie sehr ich mich darüber gefreut habe. (Mein Vater nahm meine Entwicklung viel lockerer hin als meine Mutter)
Ein weiterer Höhepunkt war im Sommer eine Sprachreise nach Torquay, Südengland. Nicht nur das ich in dem lokalen Gothladen an Reizüberflutung und aus der Begeisterung nicht mehr herauskam, auch die Friedhöfe mit ihren herrrlich alten Grabsteinen, auf denen die Schrift verwittert war und die wunderschönen Engelsskulpturen begeisterten mich. Während dieser Sprachreise wurde ich auch zum ersten Mal gefragt ob ich ein Satanist sei, eine Frage die mir in den kommenden Jahren immer wieder gestellt wurde.
Ein weiteres Mal im Rahmen der Sprachreise besuchte ich Camden Town und zum ersten Mal fühlte ich mich nicht mehr als „bloßer“ Bewunderer und Außenstehender- ich fühlte mich den dortigen Massen an Goths (so viele hatte ich bisher noch nie gesehen) zugehörig. Ich verließ Camden Town mit einem Samtkleid, zwei Oberteilen und einem Nietenhalsband (eins mit richtig langen, nicht eins mit diesen popligen Pyramidennieten) im Gepäck und konnte es natürlich kaum abwarten das Kleid an zuziehen und damit im Torquay spazieren zugehen. Einer sagte zu seinem Freund, als ich an ihnen vorbeiging „Look, what a nice Goth“- und ich musste über diese Aussage breit grinsen.
Einen großen Einfluß übte auch mein damaliger Freund auf mich aus. Er hatte sich nach Jahren in der Blackmetalszene, dieser abgewandt und schließlich der schwarzen Szene zugewandt, und dadurch dass er wesentlich älter war als ich, kannte er sich besser aus und hatte viele Schätze aus den 90ern in seinem CD-Schrank. Immer wenn wir uns getroffen haben (wir wohnten knapp 500 km auseinander), durfte ich mir ein paar CDs mitnehmen und daheim auf Kassette überspielen.
Meine damaligen Lieblingslieder aus dieser Zeit waren bzw. sind es immer noch:
Sanguis et Cinis – Teufel an der Wand, Personenkult
Other Day – Bleibende Schatten
Sea of Tranquility – Engellied
Second Decay – Anders sein
Die Form – La jeune fille et la mort
Grabesmond – Multiscum lacrimis
Pilori – Das Heydenkreutz
Lacrimosa – Vermächtnis der Sonne
Im Herbst 2002 bekam ich Besuch von meiner damaligen Brieffreundin Daniela aus Görlitz und wir verbrachten ihren dreitägigen Besuch damit, stundenlang der Musik von Sopor Aeternus, Untoten und Lacrimosa zu lauschen, uns gegenseitig auf dem Friedhof zu fotografieren (auch nachts), gemeinsam in Düsseldorf bei WOM nach neuen CDs zu stöbern und natürlich wurden dort von anderen Jugendlichen angefeindet- wir nahmen es aber mit einem Grinsen hin.
Meinem Umfeld machte ich auch zunehmend meine Einstellung deutlicher und ich erschien in der Schule so gut wie nie ohne schwarzes Make-up, Samtrock- und Oberteil bzw. ohne Rock und Stiefel. Nicht zu vergessen die obligatorische Patchouliwolke. :)
Als ich dann an Weihnachten „Todeswunsch“ von Sopor Aeternus erhielt, dieses natürlich dann bei mir rauf und runter lief (und in voller Lautstärke), und sich mein Zimmer immer mehr zu einer kleinen Minigruft entwickelte- ich glaube, da hatte sich meine Mutter sicherlich nicht zum ersten Mal gewünscht, ich sei normal.
Mit ihr und meinem Stiefvater gab es 2003 besonders viel Zoff über das was ich hörte und wie ich mich kleidete. Es war damals ganz üblich das ich mich nochmal umziehen musste, bevor ich zur Schule ging, wenn mein Outfit nicht akzeptabel war. Einmal schmiss meine Mutter auch meine mühevoll zusammengetragene Sammlung an zerrissenen Strumpfhosen und Halterlosen weg und ich schäumte natürlich vor Wut. Auf Familientreffen erschien ich aber dennoch so wie immer, auch wenn sich dann meine Mutter Kommentare wie „Schmink dich nicht immer so“ oder „Zieh dich nicht schwarz an, wir gehen nicht zu einer Beerdigung“ nicht verkneifen.
Die klassischen Bands á la Sisters of Mercy, Siouxsie and the Banshees habe ich überings alle erst später kennen und lieben gelernt :) wobei meine absoluten Favoriten Fields of the Nephilim sind- auf die bin ich 2004 aufmerksam geworden, als damals auf onyx das Video zu „Moonchild“ lief.
Und durch meine damalige Kunstlehrerin habe ich auch Joy Division und die Einstürzenden Neubauten entdeckt. Wir hatten uns über Musik unterhalten, und sie meinte „Als ich damals ein Teenager war, habe ich viel The Cure, Joy Division, Sisters of Mercy und Einstürzende Neubauten gehört…aber Gothic nannten wir das damals nicht, sondern Indie“. Zum Glück hatte sie all die CDs aus ihrer Jugend noch, und die durfte ich mir dann auf Kassette überspielen. Ich habe mich damit revanchiert, dass ich ihr ein paar Sachen von Goethes Erben mitbrachte, das fand sie aber vom sprachlichen her „zu hart und zu gewollt“ ^^
In den darauffolgenden Jahren experimentierte ich viel- ich hatte einen Undercut (sehr zum Unmut meiner Mutter), rote oder blaue Rastazöpfe, diverse, bunte Kunsthaare in mein Haar geflochten, die Haare regelmäßig toupiert, mal nur pink-schwarz getragen, mal recht wenig ^^, zerrissene Strumpfhosen und Spinnennetzmusteroberteil, mich daran versucht Röcke selbst zu machen, Militärlook, den Ledermantel selbst im Hochsommer nicht abgelegt, bunte Haare, mal nur Schottenröcke getragen, kurzweilig ein paar Dreads im Haar gehabt, mal nie ohne Schleier bzw. Tücher Haar das Haus verlassen, überall Glöckchen getragen, eine Zeit lang nur zu Noise „getanzt“, mal nur Bands á la „Frankenstein Dragqueens from Planet 13“ und Punk gehört“, und auch mal keine Lust auf Styling gehabt und stattdessen nur Hose und Bandshirt getragen.
Und jetzt?
Jetzt ist es fast genau 10 Jahre her, das ich zur Szene gefunden habe, in ihr aufblühte, experimentierte, mich auch mal von ihr zurückzog, weil mich so viel nervt(e), ich aber immer wieder zurückkehrte.
Abschließend kann ich sagen, das mir Goth gezeigt hat, wer ich sein möchte, was für einen Weg ich gehen und wie ich mein Leben gestalten will. Aber kann man man letztendlich in einem Wort beschreiben, wie man sich fühlt, was man denkt, wohin man sich hingezogen fühlt? Reicht dafür ein Wort, ein Stempel?
Es grüßt, Grabesmond
Dann möchte ich auch gleich den ersten Kommentar hinterlassen, denn ich habe den Beitrag natürlich sehr aufmerksam gelesen. Hervorragend erzählte Erinnerungen und auch einmal ein Einblick in den Kampf zwischen „Normal“ und „Individuell“. Wie schön, dass du dir selber über die Musik ein Stück näher gekommen bist. Es ist nicht meine Musik, aber diese Suche und dieses von einer Band zur anderen hangeln und kleine Schätze finden, ist mir sehr vertraut. Herrlich auch die Einwürfe, wie du die Single gejagt hast, das Experimentieren mit dem Outfit und nicht zuletzt die treffende Schlussbemerkung. Nein, Worte reichen nicht und ein Stempel schon gar nicht.
Düstermetal scheint mir doch eine Musikrichtung zu sein, die ganz gelungen auf Gothic vorbereitet ;o) …naja, beides hat ja auch Wurzeln im Düsteren und huldigt diesem.
Danke für deinen Einblick und interessanten Artikel.
Deine Erfahrungen im Elternhaus klingen schwer nach „Kampf“, Du hattest es ja wirklich nicht leicht.
„Abschließend kann ich sagen, das mir Goth gezeigt hat, wer ich sein möchte, was für einen Weg ich gehen und wie ich mein Leben gestalten will.“
Das ist wunderschön gesagt und zeigt, dass es auch für Dich zu einem „Lebensstil“ und vllt. auch schon einer inneren Heimat geworden ist.
Orphi: Ich musste ja sehr lachen über „Ich habe den Artikel gefunden – er ist auf meinem Blog ;o)“…hihi
Danke erst einmal für das Veröffentlichen auf deinem Blog Sabrina, und für das lieben Kommentare sowie das Einfügen der passenden Videos :)
@shan_dark: Ja, das war schon ein Kampf im Elternhaus, zumindest meine Mutter hat sich immer, bzw. stört sich wohl immer noch daran wie ich mich entwickelt habe. Gut, wenn in der Presse Bilder vom WGT auftauchen, dann findet sie die Damen im Reifrock hübsch, aber alles was andere wie z. B. die Batcavefraktion findet sie eher abstoßend.
Und ich glaube, manchmal denkt sie immer noch, das sei nur eine „Phase“ und ich würde schon noch vernünftig und erwachsen werden :D
Das mit der inneren Heimat stimmt; selbst wenn ich mal weniger Lust auf die Szene hatte bzw. mich so viel gestört hatte, das ich mich zurückgezogen habe- das Gefühl, die Ansichten und all das blieb (auch wenn ich dann mal etwas bunter angezogen war *hüstel* aber man kann ja immer wieder zurückkommen)
Deiner Kunstlehrerin gebührt Lob, Preis und Ehre für ihre Unterstützung!
Und: Wann startest Du Deinen eigenen Blog?
Oh so ein toller Beitrag, gefällt mir total :)
Ein schöner Beitrag Grabesmond.
Musste grinsen, weil ich (ungefähr im gleichen Alter) bei der gleichen Band und CD gelandet bin, was so die Anfänge betrifft :D
Jau, das geht :) Egal, ob Goth oder Wave etc… Wir sind, sehen, hören, riechen, tragen und fühlen schwarz.
@Ian: ? Das musst du mir erklären. Was meinst du mit sehen, hören, riechen, tragen und fühlen? Was ist Dein schwarzes Lebensgefühl? Die Frage ist doch vielmehr, ob wir uns dem einem einzigen Wort unterordnen können und wollen.
Es ist erstaunlich, dass es viele gibt, die vom Metal irgendwann zur schwarzen Musik fanden. In meinem Freundeskreis gab es bei ein paar wenigen Leuten die umgekehrte Richtung. Speziell eine ehemalige Brieffreundin, die ich 1992 über’s Zillo fand und die seit Anfang der 80er Waver und Grufti war, landete Ende der 90er plötzlich beim Metal und hört seitdem fast nur noch die finsteren Metal-Stile. Gothic und Wave wurden ihr mit der Zeit zu „soft“.
Meine Mutter war anfangs auch etwas verstört und versuchte optische Veränderungen wie Haarfärben zu unterbinden. Einmal habe ich sie ziemlich erschreckt, als ich im Dunkeln in meinem Zimmer zu „new day“ von The Cure wie in Trance tanzte. Da dachte sie, ich stehe unter Drogen. Dabei habe ich nie Drogen genommen.
https://www.youtube.com/watch?v=v1_XlrEQ-kM
Allerdings ist meine Mutter auch recht tolerant und humorvoll, sie nahm es irgendwann mit Humor und ich habe ein lustiges Foto von ihr, wo sie einen schwarzen Pulli von mir trägt, dazu Kajal und Lippenstift und auf ihre Weise Robert Smith imitiert. Ja, nachdem die Sorge verschwand, ich könne in einer Sekte oder Drogenclique gelandet sein, entspannte sie sich zum Glück rasch und ich bekam dann auch fast nur noch schwarze Sachen geschenkt. Gerade heute ergab sich die Situation, dass ich bei einem Besuch bei ihr einen sehr coolen schwarzen Pullover mit schrägen Reißverschlüssen trug, den sie mir vor 11 Jahren zum 30. Geburtstag geschenkt hatte und mit dem sie wunderbar meinen Geschmack getroffen hat. Trotzdem versucht sie mich immer wieder zu Stino-Kleidung zu bekehren, weil ich ihrer Ansicht nach nicht altersgemäß herumlaufe.
Mein Vater war anfangs der Ansicht, meine bunten Haare wären das erste Anzeichen dafür, dass ich bald die Schule schmeißen und auf der Straße landen würde – bis er meine schwarze Clique kennen lernte und seine Meinung radikal änderte. Vorurteile sind schon was Blödes – da hilft scheinbar nur Aufklärung durch einen Schritt auf die Menschen zu ;-)