Gothic Friday: Schwarze Leidenschaft

Im März dreht es sich beim Gothic Friday um Passionen. „Erzählt von euren Facetten, euren Leidenschaften.“, fordert Robert die Teilnehmer auf und bringt sicher nicht nur mich damit ins Grübeln. Was ist schwarze Leidenschaft und was ist einfach nur Kreativität?

Schriftstellerei

Ist das Schreiben an sich schon eine schwarze Leidenschaft? Wohl kaum, wenn man lustige Funny Fantasy Geschichten schreibt. Ich hab einmal eine Vampirgeschichte für eine Anthologie geschrieben, aber auch nur, weil ich darum gebeten wurde. Das Thema war vorgegeben. Die Worte, die sich durch die Geschichte ziehen, könnten als „schwarz“ und auch als „Leidenschaft“ durchgehen:

In der Ruhe gefangen, bewegst du dich sacht. Vereint in der Tiefe, blutrot die Nacht.

Auch Szenen in der Geschichte weisen einige klassische „schwarze Leidenschaften“ auf.

Viktoria stand langsam auf und genoss es, dass er immer tiefer in die Finsternis fiel. Sein Atem ging schneller, als sie ihre Nägel langsam und gleichmäßig seinen Rücken hinab gleiten ließ. Sie sah den dunklen Strudel, in dem er sich schneller und schneller drehte, in dem er zu versinken drohte. Er ließ sich absichtlich fallen, das war ihr klar. Sie packte ihn von hinten um den Hals und drückte seinen Kopf zur Seite. Sie suchte den Weg zu der Stelle, an der das Blut am lautesten pochte, während sein Körper zu zerspringen drohte. Fast ein Flehen nach Erlösung. Ihre Zähne bohrten sich in seine Halsschlagader und das warme Blut strömte in ihren Mund, ihre Kehle, ihren Körper. Er würde sterben… Blutrausch!

Nun ja, er stirbt nicht, denn er ist ebenfalls ein Vampir, stoppt Viktoria und holt sich sein Blut auf gleiche Art und Weise zurück. In der Ruhe gefangen, bewegst du dich sacht. Vereint in der Tiefe, blutrot die Nacht. Bei dieser Vampirgeschichte ist es dann auch geblieben. Meine anderen Kurzgeschichten haben keinen Gothic-Touch. Und die Bücher?

Meine neue Zwischenwelt-Serie, die in der Schublade schlummert, spielt in einer Geisterwelt und es gibt Anlehnungen an zahlreiche Mythen und Sagen. Dennoch liegt der Schwerpunkt auf der Situationskomik, auf lustigen Dialogen und originellen Charakteren mit Macken und Kanten. Also wieder eher bunt als schwarz.

Bei meinem ersten Roman „Projekt Erde“ dienen als Hauptcharaktere unter anderem eine schwarze Göttin, ein Vampir, eine Hexe und viele andere düstere Gestalten. Doch auch diese Charaktere sind überzeichnet und handeln ganz anders als man es von „schwarzen Seelen“ erwarten würde – sie sind liebenswert und gutmütig. Außerdem besteht das „Projekt Erde“, in dem die Geschichte spielt, aus einer hellen und einer dunklen Fraktion. Hier findet sich eher die Dualität des Seins wieder als eine schwarze Leidenschaft – wenn man unbedingt interpretieren möchte.

Bleiben noch zwei Projekte, die man eventuell der schwarzen Ecke zuordnen könnte. Beide habe ich hier schon vorgestellt. Das Schwarze Kochbuch, das offensichtlich selbst schwarzen Seelen zu schwarz ist und nun auf Eis liegt. Und ein Musik-Fotografie-Geschichten-Projekt, das im ersten Anlauf nicht wirklich funktioniert hat, weil keiner mitmachen wollte. Vielleicht habe ich da den falschen Weg gewählt. Man könnte es jedenfalls noch einmal aufgreifen und anders umsetzen.

Malerei

Ist das Malen eine schwarze Leidenschaft, wenn man überwiegend mit knallbunten Acrylfarben hantiert? Nicht einmal die Motive meiner Bilder haben annähernd etwas mit Gothic zu tun. Meistens gibt es nicht einmal Motive, sondern einfach nur bunte Flächen. Hier zählt die Lust am Farbenspiel. Schwarz kommt auch zum Einsatz, aber doch eher als Akzent.

Fotografie

Ich eigne mich nicht besonders gut als Fotomodell, habe aber in der Vergangenheit doch diverse Fotosessions gemacht, die ganz klar einen schwarzen Charakter haben. Könnte auch am Motiv liegen. Ich besitze halt keine bunten Klamotten ;-). Die Fotos haben keinen professionellen Anspruch. Sie sind einfach nur aus Spaß entstanden. Hier ein paar Beispiele aus den Serien:

Orphi Eulenforst

Orphi Eulenforst

Orphi Eulenforst

Orphi Eulenforst

Und sonst so?

Hangeln wir uns mal weiter durch die kreativen Aktivitäten. Ist es eine schwarze Leidenschaft, wenn man sich Buttons selber bastelt oder T-Shirts gestaltet? Ist es eine Leidenschaft, wenn man versucht, Schmuck selber zu basteln? Nein, ich hab das alles nur ausprobiert, weil ich es in dem Moment spannend und kreativ fand. Für eine Leidenschaft zu schwach. Vielleicht ist es eine schwarze Leidenschaft, wenn man schwarze Paprika, schwarzen Mais, schwarze Blumen, schwarze Beeren und schwarze Bohnen im Garten anpflanzt.

Fließt „das Schwarze“ nicht automatisch in jeden Lebensbereich, zieht durch die Gedanken und Gefühle, so dass man es unmöglich abspalten und als eine bestimmte Passion beschreiben kann? Vielleicht ist es einfach nur meine Leidenschaft, mich mit dem zu umgeben, was auf mich Schönheit, Natürlichkeit, Intensität, Fantasie, Wahrhaftigkeit und Tiefe ausstrahlt. Und das alles ist eben zum großen Teil tiefschwarz. Manchmal ist es aber auch knallbunt.

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Kommentare

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Simone
Simone (@guest_17022)
Vor 13 Jahre

Boah bist du schnell!! *staun* Ich bin noch in der Grübelphase… *gg* she das aber schon ähnlich wie du… ich denke auch nicht dass ich tatsächlich „schwarze Passionen“ habe, aber doch in vielem aus der Richtung beeinflusst werde.

Robert
Robert(@robert-forst)
Admin
Vor 13 Jahre

Sie packte ihn von hinten um den Hals und drückte seinen Kopf zur Seite. Sie suchte den Weg zu der Stelle, an der das Blut am lautesten pochte, während sein Körper zu zerspringen drohte. Fast ein Flehen nach Erlösung. Ihre Zähne bohrten sich in seine Halsschlagader und das warme Blut strömte in ihren Mund, ihre Kehle, ihren Körper

Vielen Dank für Diesen heiß/kalten Schauer auf meinem Rücken, dieser Auszug aus deinem Text liest sich ziemlich großartig. Ich werde mir wohl ein Exemplar des Textes sicher müssen. Das die Bilder (vor allem das letzte) eine tolle visuelle Untermalung des Textes bilden ist dir sicherlich bewusst. Eine gelungene Umsetzung für den Gothic-Friday, der durch den letzten Absatz deines Artikels den Nagel auf den Kopf trifft. Die Schwarze Szene besteht nicht nur aus Klamotten und düsterer Musik.

Vielleicht habe ich da den falschen Weg gewählt. Man könnte es jedenfalls noch einmal aufgreifen und anders umsetzen.

Meine Meinung dazu kennst du, ich wäre voll dabei um Dir ggf. den Rücken zu stärken. Ich hatte Dir gegenüber auch schon eine Idee geäußert, wie man das umsetzen könnte. Vielleicht schnürst du ja einen Schuh draus, oder besser: Einen Stiefel. :)

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