Gothic Friday Juni – Resümee

Konzerte brauchen Fans. Menschen, die erwartungsvoll vor der Bühne ausharren und darauf warten ihre Lieblingsband, ihr Idol oder auch ihren Schwarm aus dem Dunkel der Bühne auftaucht, durch den Nebel ins Licht schreitet oder hinter dem sich öffnenden Vorhang erscheint. Sie genießen es, hautnah dabei zu sei und die besondere Atmosphäre zu spüren, das Arrangement der Stücke, die Live-Performance der Lieder und die Darbietung der Künstler.

Der Gothic Friday im Juni, der im Schatten des Wave-Gotik-Treffens reifte, fragte nicht ohne Grund nach dem schönsten Live-Erlebnis, denn das verhilft dem ein oder anderen vielleicht zu einer Neuentdeckung im noch reich bestückten Festivalsommer 2011.

Besondere Konzerte bleiben in Erinnerung, sie werden einmalig. Nrsss schreibt:  „Im Dezember des gleichen Jahres war ich in Köln bei Combichrist. Irgendwie zeichnen sich diese Konzerte nicht durch die Musik aus. Sie werden erst danach zu etwas Einmaligem.“ – Manche würden für eine ähnliche Erinnerung ihr letztes Hemd verschenken, wie Tobikult bei Björk eindrucksvoll schreibt: „Ich erinnere mich, dass ich aus dem Konzert ging und zu  meiner Freundin sagte: „Wenn mir versprochen wird, dass ich einmal im Jahr ein solches Konzert erleben darf, verschenke ich dafür meine CD-Sammlung.“ Das Angebot mit der CD-Sammlung steht übrigens nicht mehr! Ich habe aber auch kein vergleichbares Konzert seitdem wieder erlebt.

Oder auch Sibel, die keine Kosten scheuen würde: „Rammstein. Muss man live erlebt haben. Und wenn sie das nächste mal das dreifache an Eintritt verlangen. Ich werde wieder dabei sein.“ sowie Schatten der zu The Murderous Mistake schreibt: „Ganz entgegen dem Bandnamen war dieses Konzert kein Fehler und schon gar keine mörderischer. Wer auf eine gekonnte Mischung aus Oldschool und elektronischem steht dem sei diese Band ans Herz gelegt.“

Für manche werden lang gehegte Träume endlich Realität, denn oft genug sind Konzerte unerschwinglich, ausverkauft oder einfach in unerreichbare Ferne gerückt. TKindchen bei HIM: „Die Karte bekam ich zu Weihnachten geschenkt, nachdem ich soooo lange davon geträumt hatte. Meine Schwester und ich wurden also drei Stunden durch den Schneesturm kutschiert und wegen des besagten Schnees standen wir auch bis 5Minuten vor Konzertbeginn im Stau. Ich erinner‘ mich noch genau, welche Höllenqualen ich im Auto durchleben musste…

Großartige Konzerte haben die Eigenschaft, Zuhörer und Fans in ihren Bann zu ziehen, sie zu hypnotisieren und einzuhüllen. So erging es auch Kotzarella bei Placebo: „Ich stehe meistens da, blende alles aus, singe mit und genieße einfach nur. Als dann Steve, Stefan und schließlich auch Brian auf die Bühne kamen hab ich nichts mehr wahrgenommen außer sie…es war als wäre ich in einem Traum…ich hab nur sie gesehen und gehört,nichts sonst habe ich wahrgenommen.“ Oder Pixella Panik bei Roger Waters „The Wall“: „Ich stand da, mit Kloß im Hals und Tränen in den Augen, so Eindrucksvoll war diese Darbietung. So ein Konzert hatte ich noch nie erlebt. Fear builds walls.Break this walls!“ Auch Melle Noire erlebte das im Konzert von Predominance: „Die Atmosphäre war der absolute Wahnsinn, ich fühlte mich, als hätte man mich in eine völlig andere Welt gebeamt. Es war schlichtweg phantastisch ! Sehr surreal irgendwie.

Echten Fans werden die Idole von einst nie überdrüssig. Guldhan schreibt: „»Das Ich« ist und bleibt mit eine der besten und ganz großen. Die auf der Bühne nie enttäuschten, aber dafür stetig berauschten. Egal in welcher Besetzung, egal in welcher Kulisse und egal bei welchem Wetter. Fast die Hälfte meines Lebens begleitete mich diese Band. Schätzungsweise 18 Jahre. Leitete mich durch die Zeit und ließ diese bei Festivals und Konzerten an unermesslichen Wert gewinnen.“ – Marcus Rietzsch der seit nunmehr 25 Jahren auf die New Model Army steht: „Fast kein NMA-Konzert ohne die nicht nur auf den Schulter sitzenden, sondern teils auch stehenden Fans, die jedes gesungene Wort zelebrieren, theatralisch die Arme bewegen und vollkommen in dem jeweiligen Song aufzugehen scheinen.

Shan Dark und Rosa Chalybeia begeistern sich beide – ohne sich vorher abgestimmt zu haben – für die Konzert-Performances der französischen Band Rosa Crux: „Wirklich passend beschreiben kann man die Stimmung eines Rosa Crux Konzertes nicht. Es ist auf jeden Fall sehr intensiv, finster, morbide und einfach irgendwie ganz anders. Tatsächlich hat die Darbietung etwas von einem Ritual, es ist sehr archaisch – man findet sich in Zeiten weit weit vor dem Mittelalter wieder, aber in einer Parallelwelt. Oder vielleicht auch schon halb in der Anderswelt.“ (Rosa) – „Rosa Crux waren die totale Reizüberflutung und boten ein perfektes Zusammenspiel von Klängen, eigenartigen Instrumenten, Bühnenshow, Choreographie, Licht und Künstlern. Die sich die Bezeichnung „Künstler“ wirklich mehr als verdient haben und nicht nur in musikalischer Hinsicht.“ (Shan Dark)

Auf männlicher Seite sprechen Karnstein und Robert ebenfalls mit der gleichen Farbe über Faun: „Was für eine angenehme Abwechslung nun hypnotische Stimmen, sanfte Saiteninstrumente und ätherische elektronische Untermalung und Beats in sich hinein kriechen lassen zu können, während es dunkel wird und die Burgruine beleuchtet wird. Und so habe in meinen Schuhen mit der dünnen Ledersohle und den darunter geschnallten hölzernen Trippen nicht nur unerwartet lange ausgehalten, ich habe sogar damit getanzt, denn dem konnte man sich einfach nicht entziehen.“ (Karnstein) – „Ich kann mir nicht hel­fen, aber Faun schafft es immer wie­der mich in Win­des­eile ein­zu­fan­gen um mich mit ihren Klän­gen und ihrer Musik zu packen, sanft auf den Boden zu stel­len um mich nur Minu­ten spä­ter in die Höhe zu heben.“ (Robert)

Wie Mähnenwolf und Der Karl zeigen, können auch Mann und Frau in einer überzeugenden Einigkeit über ein Erlebnis schreiben. Über ihre Konzert bei ASP schreiben sie: „…wirklich beschreiben kann ich den Zauber nicht, den der ehemals schwarze Schmetterling von der Bühne aus auf seine Zuschauer und Hörer wirkt, auf jeden Fall konnte ich mich ihm nicht entziehen. Wenn ich mir wirklich ein paar Worte der Beschreibung abringen muss, so wären es: intensiv, träumerisch, mitreißend, unvergesslich.“ (Mähnenwolf) – „Wobei ich hier im Vorfeld auch ein wenig zwiegespalten war, immerhin kannte ich ihre Musik bis dahin ja nur in eher rockigerem Gewand. Das Konzert im Capitol in Offenbach war aber sagenhaft toll, es wird mir sicher auch noch lange in Erinnerung bleiben.“ (Der Karl)

Einige Teilnehmer sahen sich außerstande sich bei den vielen erlebten, wunderschönen Konzerten für eines zu entscheiden. „Abertausende, winzige Erinnerungen and lustige Begebenheiten, Gänsehautmomente oder Bands die einem, gelinde gesagt, einfach mächtig “in den Arsch getreten” haben. Ich mag generell keine Entscheidungen und ich drücke mich auch gerne davor.“ (Simone) – „Ich war schon wirklich auf vielen Konzerten. Mit nur wenigen Besuchern bis hin zu 80.000. Für lau oder für 120€. Im Freien. In der Halle. Im Schwimmbad. Alleine. Zu zweit. Mit Freunden. Mit Fremden. Mit Familie. Ich kann jetzt wirklich nicht sagen, welches das schönste Erlebnis war.“ (Traumverliebt) – „Viele wundervolle Erinnerungen, Gänsehaut pur, dämliche Pannen und lustige Ereignisse verbinde ich mit allen Konzerten, von denen ich heute noch zehre und ich kann mich beim besten Willen nicht entscheiden welches nun mein “schönstes” Live-Erlebnis war, denn wie Anfangs erwähnt, haben alle etwas ganz Besonderes.“ (Stoffel)

Live-Erlebnis mit Bandkontakt. Green Finch und Datarock.

Green Finch gelingt ein ganz besonderer Beitrag, denn sie hat gleich 5 unvergessliche Live-Erlebnisse unvergleichlich zusammengestellt: Das allererste Live-Erlebnis überhaupt, das erste, was wirklich super war, das erste Live-Erlebnis mit Körperkontakt, das mit dem besten geschossenen Foto und last but not least das Live-Erlebnis mit Bandkontakt. Ihr Super-Konzerterlebnis waren Die Ärzte: „Das Konzert erlebte ich mit jugendlicher Vorfreude, mit zarten 17 Jahren und mordsmäßiger Euphorie. Schon in Frankfurt überkam mich eine Ehrfürchtigkeit, weil ich gerade in derselben Stadt war, wie meine Helden. Das war schon ein ganz besonderes Gefühl, was ich danach eigentlich nicht mehr hatte, denn leider war dann die Pubertät vorbei und so richtig ehrfürchtig bin ich vor keinem meiner Lieblingsmenschen. Es sei denn, sie stehen in meinem Zimmer. Dann würde ich wahrscheinlich auch stottern, zittern und schwitzen. Aber ich hätte nichts dagegen.

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Kommentare

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stoffel
stoffel(@stoffel)
Vor 13 Jahre

Es ist immer wieder ein Genuß neben den Beiträgen auch das Resümee zu lesen … Danke :)

Celina
Celina (@guest_15687)
Vor 13 Jahre

Ach herrlich zu lesen, wie viel Euphorie Bands jedes Mal auslösen. Musik ist immer noch so das letzte Erlebnis, was Menschen verbindet.

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