Gothic Friday Juli – Von teuflischen Schlangen und gekreuzigten Wölfen

Das Juli-Thema des Gothic Friday geht nicht nur wieder einmal in die Tiefe, sondern behandelt darüber hinaus auch ein Thema, das mit persönlich sehr wichtig ist:. Es geht um die Symbole und Sinnbilder, die wir in Form von Schmuck am, oder auf dem Körper tragen. Nicht zuletzt ist unsere Kleidung in ihrer konsequenten Schwärzung ein eben solches Sinnbild für eine innere Einstellung. Sollte sie zumindest sein.  Mit diesem Wunsch wären wir auch gleich beim Kern des Problems, dass die Wichtigkeit dieser Thematik für mich erklärt.

Die Szene ist oftmals dazu übergegangen, Symbole unreflektiert und hintergrundlos als Accessoire einzusetzen ohne sich dessen Bedeutung, Wirkung und Aufladung bewusst zu sein. Es geht nicht mehr um Sinnbilder, sondern um Styling. Das ist zwar manchmal provokativ, aber endet mitunter im totale Chaos und Unverständnis, weil der Träger nicht in der Lage ist, die Bedeutung zu erklären um Vorurteilen und Halbwissen etwas entgegenzusetzen. Doch auch „Wissende“ können sich nicht von dem Vorwurf freisprechen, das verwendete Symbol nicht ausreichend zu erklären, zu oft ist die Kluft zwischen dem, der das Symbol falsch deutet und dem, der es trägt zu groß. Dies ist keine Anklage, sondern nur eine Anregung es besser zu machen, nicht zuletzt an mich selbst.

Warum hängt an deinem Innenspiegel ein Kreuz verkehrt herum? Sag bloß, du bist so ein Satanist?“ Mit dieser Frage sah ich mich mehr als einmal konfrontiert und stets habe ich bemüht, einfach und möglichst geistreich zu antworten. Manchmal konnte ich auch nicht über meine Schatten springen, dass Vorurteil aus Mangel an Motivation mit einem „Ja, genau.“ abzuspeisen. Die Verwendung eines Wolfskreuzes und eines Pentagramm mit Schlange bot sich daher an, der Sache für den Gothic-Friday auf den Grund zu gehen:

Nach christlicher Überlieferung handelt es sich dabei um das Petruskreuz, weil sich der Apostel, der im alten Rom gekreuzigt werden sollte nicht würdig sah, auf die gleiche Weise wie Christus selbst zu sterben. Neuzeitliche Deutungen definieren seine Verwendung anders, sie gehen davon aus, dass sich der Träger damit von der Kirche als Institution abwendet, daher liegt der Verdacht nahe, es könne sich um ein satanistisches Symbol handeln. Diese Verbindung ist aber nicht zwingend und beruht zudem auf der gleichen Grundintention, der Ablehnung der Kirche. Diese provokative Deutung teile auch ich. Doch das soll nur die Einleitung zum meinem ersten Symbol sein, denn die Deutung der Wicca liegt mir in diesem Fall näher.

Der gekreuzigte Wolf

WolfskreuzAls die Wikinger 793 in England einfielen, brachten die heutigen Skandinavier ihr ureigenes Verständnis von Symbolik in das teils noch heidnisch und teils bereits missionierte England und vermischten es im Laufe ihrer Jahre mit der dort ansässigen Symbolik. Die Kombination von Thors Hammer und die des Kreuzes, dessen längere Seite mit einem Wolfskopf abschließt, wird Wolfskreuz genannt und hat je nach Quelle eine ganze eigene Bedeutung. Die Wikinger sind für die Verbreitung über die englische Insel Zuständig und huldigen oder verspotten das Christentum, je nach dem, welcher Quelle man sich letztendlich bedient.

Für mich schlägt es zunächst die Brücke zum umgedrehten Kreuz, ist also auf den ersten Blick eine Darstellung meiner Einstellung zur Kirche. Die Deutung der Wicca und die Überführung in das sogenannte Wolfskreuz geben dem Zeichen ein tiefere und für mich viel echtere Bedeutung.

Einer Legende nach, hat sich der Gott Odin umgekehrt an einem Ast der Weltenbaumes Yggdrasil an den Füßen aufgehängt, um sich so den Elementen und den Tieren auszusetzen. Es heißt, ein Wolf brachte Odin des Nachts Nahrung, fütterte ihn und schützte ihn vor anderen Tieren, weil er erkannte, dass Odin in dieser Lage sterblich war. Es zeigt für mich die Verbundenheit mit den alten Wegen und schützt mich vor den Gefahren die von den irdischen Elementen und anderen Tieren ausgehen können, wobei man Tiere hier im übertragenen Sinne sehen sollte.

Es hilft mir, mich nicht zu verirren, es soll mich vor den Sackgassen des Lebens schützen und dabei unterstützen den richtigen Lebensweg zu erkennen. Ich kann nicht abstreiten, dass ich den provokativen Charakter einer solchen Verwendung sehr schätze, denn auch wenn die wahre Bedeutung nicht auf der Hand liegt, so ist dass ein Anlass selbst angeeignetes Wissen und Hintergrund weiter zu vermitteln, was manchmal an mangelnder Bereitschaft zuzuhören scheitert.

Die teuflische Schlange

Oft verwechselt mit dem Pentagramm wird der Drudenfuß, ein quasi umgedrehtes Pentagramm, das als Siegel des Baphomet von Anton Szandor La Vey zum Zeichen der Satanisten erhoben wurde. Daher kommt womöglich der weit verbreitete Irrglaube, ein Pentagramm sei das Zeichen des Teufel, das stimmt jedoch nicht, wenn überhaupt ein Nähe zum Teufel hergestellt werden muss, dann mit dem auf seiner Spitze stehenden Drudenfuß.

Das klassische Pentagramm symbolisiert die 4 Elemente unserer Welt (Luft, Feuer, Wasser und Erde) und ergänzt die Materie durch ein fünftes Element, den Geist – oder auch wahlweise die Seele – und symbolisiert den Menschen als Ganzes. Es dient mir als Schutzamulett und deutet in seiner Darstellung auf die Macht des Inneren hin, die über die Elemente erhaben ist, obwohl wir von ihnen abhängig sind. Ich möchte die Ausführung zum Pentagramm bewusst kurz halten und Verweise in diesem Zusammenhang auf den Beitrag von Rosa Chalybeia.

Zusätzlich windet sich eine Schlange durch das Symbol, die nicht etwa die Bedeutung des Grundsymbols verändert, sondern ergänzt. Die Schlange als Sinnbild für Weisheit deute ich als den Willen zum lernen, denn in seiner Ausführung schlängelt sich das symbolische Tier empor, also in Richtung des Geistes und umschlingt diesen. Da die Schlange oft als gefährliches Tier gesehen wird, steht sie in vielen Kulturen sinnbildlich für die Boshaftigkeit, List und Tücke. Im Pentagramm jedoch wird daraus jedoch der Schutz vor eben diesen Mächten. Sie befreit den Geist vom Trugbild seines Umfeld und schützt den Träger vor den falschen Gesichtern seiner Umwelt.

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Melle Noire
Melle Noire (@guest_15829)
Vor 13 Jahre

Hi!

Sehr schöner und informativer Artikel! :)
Umgedrehte Kreuze trug ich früher auch –
aus dem gleichen Grund wie Du. Allerdings
ist meine Protesthaltung gegenüber der
Kirche mittlerweile einer gewissen
Gleichgültigkeit gewichen. Ich denke mir
heute: Soll doch jeder glauben, woran er
möchte. Wenn es jemanden glücklich macht,
sonntags in den Gottesdienst zu gehen,
dann soll er doch! Solange er mich mit dem
Kram in Ruhe läßt… ;) *achselzugg*
So ist einer meiner besten Freunde gläubiger
Christ. Wir tolerieren uns gegenseitig in
unseren Lebensansichten und verstehen uns
bestens! Er findet es zwar zB etwas schade,
daß ich im Alltag nur in schwarz rumrenne,
ich kann seinen Glauben an Gott nicht
nachvollziehen, da ich Atheistin bin.
Aber das macht nichts. ;)

Dunkle Grüße
Melle

Graf Blackage
Graf Blackage (@guest_15996)
Vor 13 Jahre

Auch Ich habe meine geistigen Ergüsse zusammengetragen, wenn auch etwas verspätet… :)

Der Gode
Der Gode (@guest_24737)
Vor 12 Jahre

Immer Atheismus, Teufel, oder Kirche?!

Ich glaube an die Götter(die Vánen)!
Und ich trage eben ein Pentagramm und einen Anhänger in Form von Irminsul!

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