Der Teufel liegt im Detail und ist verborgen unter undurchsichtigen Begrifflichkeiten. Gothic ist eine zertretene Floskel, die mittlerweile allem aufgedrückt wird, was den Klischeevorstellungen einer breiten Masse entspricht. Als ich vor etwa 6 Jahren wieder damit begann mich auch äußerlich dem Erscheinungsbild der Subkultur anzugleichen, fragte man mich: „Bist du jetzt ein Gothic oder was?“ – diese Frage habe ich immer verneint. Ich wollte mich nicht unter einen Begriff stellen, der mittlerweile zum Modebegriff verkommen war und als verkaufsförderndes Argument auf Kleidung, Musikalben und Einrichtungsgegenständen klebte. Ich habe mich nie als Gothic gefühlt, denn als ich 1987 erstmals begann, mich für das Unbekannte in Schwarz zu interessieren, bezeichnete man damit immer noch eine Musikrichtung. Doch das Erklären meiner Interessen und Vorlieben brachte nicht den gewünschten Erfolg, immer noch versuchte man mich vehement in eine Schublade zu drängen.
Der Erklärungen müde fand ich mich damit ab, für andere ein „Gothic“ zu sein. Es ist einfach leichter jemanden mit „Ja, ich bin ein Gothic.“ abzuspeisen, als für eigenen Definitionen zu sorgen, die niemand hören will. „Ist Gothic (D)ein Lebensstil?“ Die Frage erscheint paradox, lehne ich den Begriff doch eigentlich für mich selbst ab. Warum heißt der Gothic Friday dann so, wie offenbar niemand genannt werden möchte?
Als Shan Dark und ich zusammengesessen haben, um über ein Konzept für den Gothic Friday zu beraten, blieben wir nicht unerwartet an diesem Begriff hängen. Wie passt denn das zusammen? Ich möchte nicht als Gothic gesehen werden und schmücke mich und dieses Projekt dennoch mit eben dieser Begrifflichkeit? Wir wissen beide um den Marktwert des Begriffes, der die Kraft besitzt, eine viel größere Zahl von Menschen anzusprechen, als jeder Versuch die eigene Existenz in nebulöse Wortgebilde zu verkleiden. Gothic ist der Einstieg, wir wollen den Besucher locken und zeigen, dass dahinter mehr ist als Musik und schwarze Klamotten. Der Suchende geht immer vom größten gemeinsamen Nenner aus und der ist in diesem Fall eben dieser Begriff.
Doch was ist Gothic denn nun für mich, wenn Klamotten und Musik als Zusammenfassung nicht ausreichen?
Ein Stil, kein Lebensgefühl und keine persönliche Einstellung
Gothic kann durchaus als Lebensstil sein und viele Interessen, Überzeugungen, ästhetische Geschmäcker und Vorlieben auf einen gemeinsamen Nenner bringen. Man findet schnell gleichgesinnte innerhalb der Szene, die eine bestimmte musikalische Facette teilen, sich mit Vorliebe schwarz kleiden oder von einer etwas morbiden Form der Kunst angetan sind. Ich denke, der persönliche Geschmack für Dinge außerhalb des Mainstreams drängt uns in eine zunächst gewollte Form der Isolation, in der wir aber dennoch bestrebt sind, uns mit Gleichgesinnten auszutauschen.
Die Wahrscheinlichkeit, innerhalb einer Gruppe von Menschen mit gleichem Geschmack oder ähnlichen Interessen, diejenigen zu finden, mit denen man auf gleicher Wellenlänge gleiten möchte, ist einfach höher. Man lernt sich leichter kennen, findet einfacher den Zugang zueinander und kommt leichter ins Gespräch, weil Dinge, für die wir uns interessieren, immer ein gemeinsames Thema sind. Wir haben einen ähnlichen Lebensstil.
Lebensstil beschreibt für mich genau das: Wie das eigene Leben aussieht. Schwarze Kleidung, ein mitunter sehr eigenwilliger, für die Umwelt besorgniserregender Musikgeschmack, die Vorliebe für Friedhöfe, Burgen, Schlösser und verfallene Gemäuer, das Interesse an Okkultem, an Übernatürlichem und an Mythischem und ein ausgeprägtes Interesse an Romantik, vergangener Ästhetik, Kunst und Kultur, sowie das Lesen in längst gelesenen Büchern. Nichts davon beschreibt jedoch das, was mich durch das Leben führt. Die persönliche Einstellung zum Leben, Wert- und Moralvorstellungen und ein ausgeprägtes Lebensgefühl sind höchst individuell. Sie bilden das komplexe Spinnweben unserer eigenen Existenz.
Der Lebensstil ist „schwarz“, aber man muss nicht zu einer Szene gehören. Gleichgesinnte für sein persönliches Puzzle aus Interessen und Vorlieben findet man überall, vorausgesetzt, man möchte überhaupt seinen Stil mit jemandem teilen.
Die Szene. Um zu beschützen, was man als wertvoll erachtet.
Ich grenze mich aus, schon rein optisch und das völlig bewusst. Begriffe wie Flucht liegen mir persönlich näher als der Angriff, Ruhe ist schöner als Lärm, schlicht ist besser als grell und allein sein ist viel besser als mit einem Haufen anderer. Ich lehne häufig ab, was andere akzeptieren. Mit dieser Abgrenzung und einer auch optisch ablehnenden Haltung gegenüber meiner Umwelt schaffe ich mir mein eigenes Refugium, einen Zustand oder auch einen Ort, in dem ich so sein kann wie ich bin.
Immer schon hat man versucht, seine Rückzugsorte zu schützen, wollte unter sich bleiben, weil man keine Lust auf die Fragen der anderen hatte und mit den meisten nichts zu tun haben wollte. Eine Szene grenzt sich nach außen hin ab, sie zieht einen schützenden Kreis um sich, in dem es selbst nur ähnliche Lebensstile gibt. Bei der Gothic-Szene ist das schwierig geworden, denn ihre Ränder sind im Laufe der Jahre ausgefranst und brüchig geworden. Um den Kern nicht ausbluten zu lassen, bricht das Gefüge auf, neue (alte) Szenen bilden sich und setzen neue Abgrenzungen um sich innerhalb einer akzeptierten Subkultur weiter zu differenzieren.
„Die Abkehr von der bunten Spaßgesellschaft.“ Damit lehnte ich damals ab, was andere gut fanden. Durch die Gemeinsamkeit entstand auch innerhalb der schwarzen Szene ein starkes WIR-Gefühl. Ich sah die Ausgrenzung immer als Mittel an, das vor dem Rest zu schützen, wofür ich mich begeisterte. Ich wollte nicht auf überlaufenen Friedhöfen spazieren, ich wollte nicht mit vielen anderen das gleiche Lied summen, ich wollte die schönen düsteren Dinge und Kleinigkeiten für mich behalten. Sie waren und sind immer noch etwas Besonderes. Und ich denke, das geht den meisten so, die sich mit mir in der Szene bewegen.
Das sorgte – und sorgt immer noch – für eine gewisse Arroganz, die Szenemitglieder nach außen tragen. Ungeschriebene Gesetzte regeln die Höhe imaginärer Hürden für eine Zugehörigkeit. Wollte man dabei sein, musste man sich beweisen und eine gehörige Portion Ausdauer und Willenskraft aufbringen, um in den elitären Kreis aufgenommen zu werden. Ist man einmal ein Teil einer Szene, in der man sich wohlfühlt, beginnt man sich zu integrieren. Kurioserweise sind Verhaltensweisen innerhalb der Szene eine für mich sehr interessante Sache, die über einen Lebensstil hinausgehen und vielleicht auf eine andere Art für Gemeinsamkeiten sorgen.
Ich bin Goth und Du? Von Verhaltensweisen außerhalb des Lebensstils.
In der Gothic-Szene gibt es einige sehr interessanten Verhaltensweisen, die für mich über die Pflege eines Lebensstils hinausgehen und eine ganz besondere Faszination auf mich ausüben. Ich behaupte, es gibt kaum eine andere Szene, in der man so friedlich und höflich miteinander umgeht, wie die Gothic-Szene. Kritiker mögen mich in der Luft zerreißen und jüngste Entwicklungen durch immer neue Strömungen geben ihnen auch noch recht. Und dennoch: Auf Tanzflächen wird nicht gerempelt, man wartet, anstatt sich vorzudrängeln, man bietet seinen Sitzplatz an, wenn Bedürftige da sind. Auf Konzerten fliegen keine Biergläser und Rettungswagenbesatzungen sitzen oft gelangweilt herum, keine blutigen Nasen, keine Schürfwunden an den Händen und keine Platzwunden am Kopf. Man hilft sich untereinander, ist weniger Egoist als Teil einer schwarzen Gemeinschaft. Kaum jemand grölt, keiner schreit, Gruppendynamik scheint nicht zu entstehen. Unangepasst und bewusst unauffällig und höflich, ist das Gothic?
Mit Sicherheit nicht, aber ein sehr angenehmer „Verhaltenskodex“, den ich bislang in keiner anderen Szene beobachten konnte.
Diese Erfahrungen mache ich, seit ich mich in der Szene bewege. Ein wichtiger Wohlfühlfaktor, der für mich über einen Lebensstil hinaus geht. In den letzten Jahren hat dieses Gefühl gelitten, ich befürchte, die immer niedrigeren Hürden der Zugehörigkeit und ein gewaltiger Schub an Popularität haben dafür gesorgt, dass immer mehr Stile unter den Schirm der schwarzen Szene gestopft werden. Man beginnt wieder damit, sich innerhalb der Szene auszugrenzen, weil man mit den Verhaltensweisen und Lebensstile der anderen immer weniger anfangen kann.
Es wird immer schwieriger, den Kern seiner eigenen Zugehörigkeit zu sehen, zu viele Strömungen und eine massive Kommerzialisierung zerstören wichtige Faktoren des Zugehörigkeitsgefühl. „Lieber allein, als zu irgendetwas dazu zu gehören, was sich immer weniger nach Heimat anfühlt.“ Deshalb werden Begrifflichkeiten und Definitionen schnell zum kontroversen Zankapfel, weil man meiner Meinung nach den neuen Dingen, die von außen in seinen Schutzraum hineingetragen werden, sehr skeptisch und ablehnend gegenübersteht.
Es kann aber nicht der Weg sein, die Dinge aufzugeben, die man sich einst schuf. Rückzugsgebiete und Gemeinschaft mit Gleichgesinnten muss man erhalten, man wird sie immer brauchen, wenn man so bleibt wie man ist. Und wenn der Begriff „Gothic“ notwendig ist, um Menschen mit ähnlichen Lebensstilen anzulocken, zum nachdenken anzuregen um sie dann hinter die Kulissen zu führen, dann ist mir auch dieses Wort mehr als recht.
Danke, Robert! Du hast mich auf einen ganz wichtigen Gedanken gebracht, den ich schon völlig verdrängt hatte: das Ablehnen der Spassgesellschaft und dagegen eigene Schätze nur für sich alleine zu haben. Dieses Gefühl hatte ich vollkommen vergessen. Damals war ich noch in der Schule und durfte mir daraufhin auch anhören, ich sei arrogant. Ich habe bei meinen (Schul-)Freunden Vorlieben gesehen, die ich beim besten Willen nicht teilen konnte z.B. eine/n Freund/In haben zu müssen, alles aus Amerika toll zu finden (Mode, Lifestyle …), Karrieregeilheit.
Mensch, das hätte ich alles in meinen Beitrag schreiben können.
Ich wollte nie Karriere machen und finde die Ellenbogentaktik, die in manchen Firmen unter den Azubis beinahe schon Pflicht ist, schrecklich.
Ich hoffe sehr, dass ich beim einem nächsten Gothic Friday etwas mehr in mich gehen kann!
Hm, irgendwie hat mich das Ende Deines Beitrags traurig gemacht. Dieses Stück für Stück differenzieren innerhalb der Szene – notwendig aber auch echt schade! Man müsste doch meinen, dass wir in einer Subkultur aus individualistischen Alleingängern auch ohne weitere Gruppierungen koexistieren und zusammen Musik hören könnten…
Aber schön auch mal wieder daran erinnert zu werden, dass der gesunde Egoismus und die „Das-ist-aber-meins!“-Mentalität immer noch mancherorts hochgehalten wird und doch häufig nur von Außen belächelt wird. Schließlich mussten viele von uns hart für ihre kleinen Besonderheiten kämpfen – sei es nun gegen die Familie oder unsere Altersgenossen – da sollten wir sie doch auch für uns in Ehren halten dürfen!
Die Frage ist doch, ob Gothic ein Lebensgefühl oder ein Lebensstil ist, den man annimmt, wenn man auf die „Szene“ trifft, oder ob Gothic nur ein geeigneter Rahmen für das Lebensgefühl/den Lebensstil ist, der unabhängig davon entstanden ist und auch unabhängig von der Szene existieren würde. So ganz wird mir das aus deinen Ausführungen nicht klar. Wenn ich auch in den meisten Punkte zustimme…
„Ich denke, der persönliche Geschmack für Dinge außerhalb des Mainstreams drängt uns in eine zunächst gewollte Form der Isolation, in der wir aber dennoch bestrebt sind, uns mit Gleichgesinnten auszutauschen.“
Eine treffend formulierte Essenz, die für mich die These „Lebensstil und Szene sind zwei unterschiedliche paar schwarze Schuhe“ beweist.
Du hast für mich sehr gut nachvollziehbar und angenehm emotional herausgearbeitet, warum Dir die Szene wichtig aber auch ’nicht alles‘ ist. Ich würde mich da vorbehaltlos anschließen…
@Merlyn: Das Ablehnen der Spaßgesellschaft habe ich schon immer als wichtig empfunden. Auch wenn dies ein Haltung oder Anschauung ist, bin ich kein Freund davon, das als „Gothic“ zu betrachten. In vielen Kommentaren und anderen Beiträgen ist zwar herausgekommen, dass viele so denken, aber dies nicht als pauschal hingestellt werden kann. Darüber hinaus existiert diese Ablehnung auch außerhalb und völlig losgelöst von der Szene. Vielleicht kann man von einer höheren Dichte sprechen, nicht aber von einer Signifikanz.
@maehnenwolf: Traurig sollte Dich das nicht machen, eher hoffnungsvoll. Ich finde, das im Moment alles ein wenig „too much“ geworden ist und ich mit der Fetisch, Gasmasken, Uniform und Cyberfraktion einfach nichts anfangen kann. Leider kannst du keine Seite eines „Szenemagazins“ mehr umblättern ohne darauf zu stoßen, kein Festival ohne Menschen, die sich an Leinen über das Gelände führen lassen und aus manchem Boxen dröhnt nur noch Krach. Es geht genau um die Besonderheiten, die man sich erhalten sollte.
Orphi: Für mich steht fest, das es sich bei „Gothic“ um einen Lebensstil handelt. Für mich persönlich auch in manchen Dingen ein Lebensgefühl, aber das ist individuell und lässt sich (im Gegensatz um Stil) nicht auf andere nahtlos übertragen. Gothic ist meiner Ansicht nach die Basis, der Rahmen in der Gefühl und Einstellung entstehen kann. Lebensgefühl und Lebenseinstellungen entwickeln sich immer weiter, aus einer schwarzen Basis heraus sind sogar einige Dinge davon deutlich „schwarz“ gefärbt, aber das muss nicht sein.
@shan_dark: Ich bin ein Mensch der Gedankenfetzen, daher fehlt ein wenig der rote Faden innerhalb meiner Ausführungen. Ich hoffe aber, das lässt ein wenig Interpretationsspielraum und lässt Platz für eine angeregte Diskussion :)
@Robert: öhm, ich hatte nix von einem fehlenden roten Faden angemerkt – ganz im Gegentum, fand deine Ausführungen sehr gut nachvollziehbar.
Ich gebe Dir Recht wenn Du schreibst: Es kann aber nicht der Weg sein, die Dinge aufzugeben, die man sich einst schuf. … Und wenn der Begriff »Gothic« notwendig ist, um Menschen mit ähnlichen Lebensstilen anzulocken, zum nachdenken anzuregen um sie dann hinter die Kulissen zu führen, dann ist mir auch dieses Wort mehr als recht.
Jedoch wer beurteilt was „ähnliche Lebensstile“ sind und was nicht? Ist das dann nicht eine Art „Selektion“ nach dem Motto: „Du darfst“ und „Du darfst nicht“ aus welchen Gründen auch immer? Oder habe ich Dich komplett falsch verstanden?
Stoffel schrieb:
Jedoch wer beurteilt was »ähnliche Lebensstile« sind und was nicht? Ist das dann nicht eine Art »Selektion« nach dem Motto: »Du darfst« und »Du darfst nicht« aus welchen Gründen auch immer? Oder habe ich Dich komplett falsch verstanden?“
@ stoffel: Ich denke, als wir jünger waren, war all das einfacher zu selektieren. Nicht weil die Menschen anders waren, sondern weil wir einfacher waren. Man toupierte sich die Haare, steckte sich ins Schwarze und erkannte sich untereinander… verbunden mit dem Gefühl, zueinander zu gehören. Heute und mit den Jahren ist das Ganze komplexer… Erfahrungen und Zeit haben grundsätzliche Runzeln auf all den alten schwarzen Stirnen hinterlassen. Man schaut genauer hin und urteilt härter. Nicht um ein- und auszusortieren. Darum geht es nicht. Es ist vielmehr die Überzeugung und der feste Glaube daran, dass hinter all den inflationär-dunklen Hüllen eben hier und da Menschen zu finden sind, die sich nicht einfangen lassen von einer Welt, die sich dreht und dreht und dreht… Menschen, die anhalten können und darin ihre Wirklichkeit sehen.
@Robert: „Das Ablehnen der Spaßgesellschaft habe ich schon immer als wichtig empfunden. (…) Vielleicht kann man von einer höheren Dichte sprechen, nicht aber von einer Signifikanz.“ – Ist aber nicht die Ablehnung der Spaßgesellschaft eine Art Eckpfeiler dieser Subkultur, somit also durchaus signifikant (ohne dadurch ein Alleinstellungsmerkmal zu sein)?
Steffi: „Jedoch wer beurteilt was »ähnliche Lebensstile« sind und was nicht? Ist das dann nicht eine Art »Selektion«…?“ – Diese Beurteilung muss jeder Einzelne treffen. Hier wird es sicherlich unterschiedliche Anschauungen geben. Was für den einen akzeptabel ist, wird der andere vehement ablehnen. Letztendlich entscheiden die eigenen Präferenzen und die persönliche Definition von „Gothic“ oder wie man das Ganze auch immer nennen mag.
@Shan Dark: Du hast auch ein eindeutiges Lese-Talent :-) Ich bin mir sicher du kennst aber das „Gefühl“ wenn man nach dem Schreiben anfängt, sich selbst zu korrigieren.
Steffi: Ja, eine Selektion. Ich werde mich nicht die Mühe machen Menschen, die mit den Elementen des persönlichen Lebensstils nichts anfangen können und wollen, etwas von dem zu zeigen, was für mich besonders ist. Dafür ist mir das ganze zu schade. „Gothic“ ist zunächst der Begriff, der anzieht, weil sich die meisten damit auseinandersetzen. (Aufgrund der Popularität) Wenn ich dann echtes Interesse erkenne und die Bereitschaft zuzuhören, dann lasse ich mich sehr gerne darauf ein. Wer aber nach „Gothic“ sucht um für die nächste Halloween-Party ein passendes Kostüm zu finden, dann sage ich ganz deutlich: „Du darfst nicht.“ Es geht nicht um eine äußerliche Beurteilung, sondern um die Einstellung zur Sache selbst.
Niemand der neugierig ist und erfahren möchte wird abgewiesen. Wenn ich merke das es nicht ankommt, oder derjenige schon nach 2 Sätzen die Lust verliert zu lesen oder zuzuhören, selektiere ich.
@Katrin: Ein richtiger Punkt. Über Äußerlichkeiten präsentierte man Zugehörigkeit, dass meine ich mit „ähnlichen Lebensstilen“ doch wenn darüber hinaus nicht mehr viel mehr kommt, blocke ich ab. Ich vermeide Vorurteile (was mitunter schwer fällt) und gebe jedem ein „Chance“, das ist einfach meine Art. Es ist eben nicht leichter geworden, Menschen zu finden, „die sich einfangen lassen“, sondern sehr sehr viel schwerer.
@Marcus: Gute Frage. Meine Eindrücke der aktuellen Szene vermitteln ein zerfetztes Bild, ich vermag nicht zu sagen, ob die breite schwarze Masse, die auf Festivals exzessiv feiert, nicht längst selbst zur Spaßkultur geworden sind. Ich gebe Dir Recht, diese Ablehnung sehe ich auch als Eckpfeiler der Subkultur, doch bezogen auf das heutige Bild vermag ich kaum noch zu erkennen, wer diese Ansicht teilt. Deshalb fällt es mir schwer, von Signifikanz zu sprechen. Ich glaube, das bezogen auf andere Subkulturen durchaus mehr „schwarze“ das ablehnen, doch wichtig scheint es schon lange nicht mehr zu sein, was ich sehr schade finde.
Ein wundervoller Artikel, Robert, der es meiner Meinung nach auch sehr auf den Punkt bringt. Und das zu einem Thema was ja nun wirklich schon sehr platt getreten ist.
Besonders schön finde ich den Satz „Die Szene. Um zu beschützen, was man als wertvoll erachtet.“
Ich sehe somit meine These untermauert, dass es sich nicht um einen Lebensstil sondern vielmehr um eine „Lebensart“ handelt.:) Gerne nutze ich auch den Begriff „Gegenkultur“ der „früher“ Verwendung fand.
Um nochmal was zu dem Begriff „Lebensstil“ zu sagen….den finde ich nicht ausreichend. Die Begründung hierfür sehe ich darin, dass die Vorliebe für die gleichen Dinge auch zumeist eine zumindest ähnliche Wesensart beinhaltet, gleiche oder ähnliche Ansichten, Sichtweisen. Einen bestimmten Menschenschlag – wie Robert es hier auch sehr schön in seinem Artikel ausführt. Und das geht für mich über den Begriff „Lebensstil“ hinaus.