Via E-Mail erhielt ich von Katrin einen Gastbeitrag zur entspannenden April Ausgabe des Gothic Friday 2011, bei dem es darum ging, seine Top 5 aus zwei Möglichen Themengebieten zu präsentieren. Die Entscheidung ist ihr offenbar nicht schwer gefallen und für die Entscheidung sich bei dem Projekt einzubringen finde ich darüber hinaus noch viel besser. Text und Ausführung wie immer im ursprünglichen Zustand, nur die Form wurde angepasst und die Videos eingebunden.
„Welche 5 Cover-Songs findet ihr besser als das Original ?“, so die Fragestellung des aktuellen Gothic Fridays, dem ich als begeisterter Leser von Anfang an folge und lediglich meine rare Zeit hielt mich bisher davon ab mich der schreibenden Zunft anzuschließen.
Coverversionen haben es schwer: Beinahe zwangsläufig ist der Hörer geneigt, mit dem Original zu vergleichen, und allzu oft sind Cover leider nur ein müder Abklatsch genialer Songs, die nicht mehr vermögen, als das Ego des covernden Künstlers zu streicheln. Und doch hält das Wissen um eben jene Tatsache Künstler in eher seltenen Fällen davon ab, Songs zu covern und sich damit auf gefährliches Glatteis zu begeben… schlechte Beispiele gibt es Unzählige, aber eben auch wirkliche Meisterwerke, die sich dadurch auszeichnen, dass der Künstler den gecoverten Song zu seinem eigenen zu machen weiß… Hier meine TOP 5:
Mein Platz 1 geht an The Sisters Of Mercy „Emma“, welches im Original von Hot Chocolate stammt.
Andrew Eldrich, der Meister der gelungen Cover. „Emma“ scheint mir am eindrucksvollsten gelungen. Emotional, eindringlich und letztlich dadurch ein Sisters Song erster Klasse, das Original wirkt daneben mehr als blass, Herr Chocolate mag mir verzeihen.
Mein Platz 2 geht an Goethes Erben „Sitz der Gnade“, eine Cover Version des Nick Cave Klassikers „The Mercy Seat“.
Großer Song, den Mr. Nick Cave uns da beschert hat, und welcher unzählige Male gecovert wurde. Am bekanntesten dürfte die Version von Johnny Cash sein. Doch mein liebstes Cover ist jenes von Goethes Erben. Den Text ins Deutsche zu transportieren und das Ganze so unhölzern und nach Goethes Erben klingen zu lassen, ohne dabei das Original gänzlich über Bord zu werfen, empfinde ich als großartig.
Platz 3 vergebe ich an Siouxsie And The Banshees „Dear Prudence“, im Original von The Beatles.
Für mich eines der Cover, welches „in unseren Kreisen“ am Wenigsten mit dem Original in Verbindung gebracht zu werden scheint. Das ist Siousxies Song – einer der Bekanntesten darüber hinaus. Einfach genial. Punkt. :-)
Meinen 4. Platz nehmen Fields Of The Nephilim „In Every Dream Home a Heartache” ein, welcher im Original von Roxy Music stammt.
Einfach nur Gänsehaut… ein schon im Original wunderbarer Song, welchem durch den emotionalen Vortrag von Carl McCoy und der grandiosen Instrumentierung die Krone aufgesetzt wird. Eine sehr schöne Cover Version existiert auch von Rozz Williams und Gitane Demone.
Verflixt, schon bei Platz 5… Nun wird’s schwer… Wen schmeiß ich raus?
Love like blood´s wunderbares „Heroes“ (Original: David Bowie), Merciful Nuns´ „The Eternal“ (Original: Joy Division) oder gar Diamanda Galas´ „Gloomy Sunday“ (Original: Rezső Seress)…? Keine leichte Entscheidung, aber ich treffe sie und vergebe Platz 5 an Merciful Nuns “The Eternal”.
Joy Division sind ohne Frage Helden. Daran sollte man nicht rütteln. Wenn aber ein Cover so respektvoll und wunderschön gemacht ist, dann kann ich das nur großartig finden.
Welch ein Hörgenuss! Vor allem, weil ich es mir noch im Büro „gegeben“ habe.
:-)
Da hat das studentische Jungvolk nicht schlecht gestaunt…
Emma ist ursprünglich von Hot Chocolate? Ach du Schande, das habe ich ja gar nicht gewusst. Ich bin entsetzt! Da habe ich doch wirklich bis heute gedacht, der Herr Eldritch hätte das selber geschrieben.
Die Coverversionen, die du gewählt hast, sind genial! Bis auf Goethes Erben, aber das kann ich gar nicht neutral beurteilen, weil ich Herrn Henke fürchterlich finde. Sisters, Siouxsie, Fields, Nick Cave, Roxy Music… Ich kann mich tobikult nur anschließen: Vielen Dank für den Hörgenuss.
Goethes Erben…da diese zu meinen Einstiegsdrogen gehören, bin ich natürlich dem »Sitz der Gnade« nicht abgeneigt. Auch wenn mir das Projekt nach »Kondition: Macht!« zu humorlos und ausdruckslos sentimental wurde.
Und ich gebe Recht. Goethes Erben hüllen das Musikstück in ihr ganz persönliches Tuch. Halten den Stoff aber dennoch transparent genug, um das Original durchschimmern zu lassen.
Doch auch wenn Oswald Henke mit jedem Wort seinen eigenen Wahn versprüht, so reicht das nicht an das dahingehend passende Wesen von Nick Cave heran. Manche Stücke kann man zwar wunderbar interpretieren, aber niemals übertreffen. Schätze bei Coverversionen von Goethes Erben wäre es genauso. Wohl einer der Gründe, weshalb das noch niemand versuchte.
Allerdings stellt sich mir am Ende eine Frage: Jene Klavierversion…War das nicht eine spätere Version seitens Nick Cave. Eine, die dem Titel seines kalten anprangernden Untertons beraubte. Ich dachte immer jenes war das Urgestein. Zumal man anhand der Videoqualität schon gut das Alter ablesen kann.
Freut mich, dass ich Euch ein paar schöne Minuten bescheren konnte, orphi & tobikult. Danke für Euer Feedback.
Guldhan: Du hast völlig recht, ich habe da eine glattgebügelte Version von Nick Caves „The Mercy Seat“ erwischt, die später entstanden sein dürfte, als das Urgestein. Dein Video ist mir bei der Suche nicht über den Weg gelaufen, danke Dir für die Verlinkung, habe es mir gleich gebookmarkt.
Nichts zu Danken. Zumal das youtube-Ding von derart unterirdischer Qualität ist, dass ich das als Vermerkt nicht so stehen lassen möchte. Hätte ich eigentlich schon gestern drauf kommen können. Hier ist eine Verknüpfung, bei der man weit mehr versteht und wohl auch lieber zuhören möchten:
https://www.dailymotion.com/video/x6lsuu
Zu finden ist der Titel als Einzeltäter übrigens auf der »5-Jahre Zillo Jubiläums-Compilation 1989-1994« Einer der Sampler, mit denen ich damals sozusagen in der Szene das Laufen lernte.