Traumtänzerin gehört schon seit gefühlten Ewigkeiten zur Spontis-Familie. Ich kann mir ein WGT ohne ihre liebenswürdige Aura gar nicht mehr vorstellen! Daher bin ich sehr froh, dass auch sie Zeit gefunden hat, beim Februar-Thema des Gothic Friday mitzumachen.
Für einige Minuten war ich ganz still, lauschte gebannt und im nächsten Moment machte ich meinem Ärger lautstark Luft. Der Moderator hatte wieder nicht Interpret und Titel angesagt.
So ungefähr dürfte es sich abgespielt haben, als ich drei oder vier war, einen bestimmten Titel oft im Radio hörte und nie herausfand von wem er war. Später stellte sich heraus, dass er von „The Cure“ war, Lullaby hieß und meine erste musikalische Begegnung mit gruftiger Musik gewesen ist. Sowieso, wenn ich im Endeffekt darüber nachdenke dann hab ich schon früher viel mit der Subkultur, mit der ich mich heute größtenteils identifiziere, gemeinsam gehabt. Ich mochte die gotische Architektur (damals war ich noch sehr gläubig und somit erfüllte diese Bauart für mich genau ihr Ziel: Gott näher zu sein), klassische Musik, Literatur und den makaberen Humor. Nur von Gruftis wusste ich nichts.
Im Laufe meiner Jugend entwickelte ich mich kurzfristig weg von Achtziger Rock und Klassikern hin zu einer Mischung aus Chartsmusik, Musical und modernem Metal („Nightwish“ war damals meine Lieblingsband). Darüber dann zu eher klassischem Metal der dann – genau wie der Rock von Bands wie beispielsweise Pink Floyd und Led Zepplin – bleiben sollte.
Mit 16 hatte ich die erste scheue Begegnung mit Gruftis. Ich sah sie nur aus der Ferne und war trotzdem schon fasziniert. Ich beschloss: so jemanden musste ich einfach kennenlernen.
Über den Metal lernte ich 2010 – wie das Schicksal so wollte – eine bis jetzt lieb gebliebene Freundin kennen, die mich mit ihrem damals besten Freund in die Mittelalter und moderne Gothicszene einführte. Lange befriedigte mich dieser Bereich, aber nicht. Ich merkte schnell, dass sich auch dort oftmals einfach die üblichen Trottel herumtrieben.
Außerdem bin ich von Natur aus ein neugieriges Tierchen. Also googelte ich 2011 nach „Gothic Blog“ und stolperte so über Spontis. Schüchtern wie meine Person nun mal ist, schrieb ich über das Kontaktformular eine Rechercheanfrage, die gleich mit einem kompletten Artikel und super ergänzenden Kommentaren beantwortet wurde. Vielen Dank nochmal dafür. (Gerne geschehen!)
Es kam wie es kommen musste: ich verschlang einen Artikel nach dem anderen der auf Spontis und anderen Blogs in dessen Dunstkreis gepostet wurden. Gerade der Gothic Friday sorgte für einige Stunden des gebannten Lesens. Als es hieß, es sollte ein Spontis-Family-Treffen in Frankfurt am Main stattfinden, zögerte ich nicht lange und sorgte dafür, dass ich dort dabei sein würde. Wollte ich doch endlich die Menschen kennenlernen, die mich bis dato unheimlich geprägt hatten.
Gesagt getan am 01.12.2012 machte ich mich tierisch Nervös und freudig aufgeregt auf den Weg in Richtung Frankfurt. Durch einige dumme Umstände kam ich leider nur auch tierisch zu spät. Nun gut, zum kleinen Festival im „Bett“ fand ich mich pünktlich ein und wartete aufgeregt bis ich schüchtern Adrian (zu dem Zeitpunkt noch Rosa) ansprach, ob sie zu der Spontis-Truppe gehöre. Ja hieß es und der Rest ist Geschichte. Denn ich stellte recht schnell fest: „oh ich bin ja wie die“ und fühlte mich wie zu Hause angekommen.
(Fotos by Jörg Merlin Noack Fotografik, meinem Teddy, Voluptas.it, Maria Madei und ersterem)
Heute würde ich mich mehr als Dunkelbunt bezeichnen (für die, die Zahlen lieben: Verhältnis 80 zu 20 also noch mehr Schwarz als alles andere :D) Ich liebe es selbst zu schauspielern, zu malen, zu tanzen und dabei auch das ein oder andere ungruftige Thema aufzugreifen. So fand ich mich also wieder und bin dem Ganzen treu geblieben, weil diese Subkultur so viele Menschen anzieht, die ähnlich oder genau so denken wie ich und die sich trotz der Entwicklung die ich immer noch durchmache nicht abwenden. Gothic ist für mich ein Puzzle, dass sich aus abertausend Facetten zusammensetzt und vermutlich nie fertig werden wird. Gerade deshalb so spannend bleibt.
Eben Heimat.
Danke für deinen Beiitrag, ich finde es immer wieder spannend zu lesen, wie Leute durch die Szene einen Teil ihrer selbst finden und wie die Szene den Leuten dazu verhilft aus sich rauszukommen. Ich finde auf den neuere Fotos siehst du deutlich zufriedener aus und als wärst du „angekommen“.
An die Kontaktaufnahme im „Bett“ (wie das wieder klingt …) erinnere ich mich noch ganz gut, da stand sie ne zeitlang im Eck, die Kathi, und schaute immer wieder zu uns rüber bis die Hemmschwelle endlich fiel, und ich angesprochen wurde.
Ich denke es ist irgendwo normal, sich im Lauf der Zeit auch in Teilen aus dem schwarzen „Klischee“ rauszuentwickeln, obwohl man das Zuhause dennoch immer in der Szene beibehält und der Großteil an Überschneidungen bleibt – wenn man die Veranlagung zum schwarz eben nunmal hat.
Auf jeden Fall ein schöner uns sympathischer Beitrag :)
Wow, das erste Foto, vor der Wand mit den Glasbausteinen, ist sehr cool, hat von der Inzenierung her was vom New Wave Style der 80er. Das mit dem Schlamm und der emotionalen Pose finde ich auch sehr eindrucksvoll – magst Du uns ein bißchen was dazu erzählen, wie es zu dieser Aufnahme kam? Auch wenn Schlamm und Asche sehr unterschiedlich wirken, so erinnert es mich ein wenig an die Abgüsse der Menschen, die damals in Pompeji vom Vulkanausbruch überrscht wurden und die Abdrücke ihrer zusammengekauerten Körper in der Asche konserviert wurden…
Schon erstaunlich, wie oft Nightwish eine Rolle bei den Lebensgeschichten hier spielt. Erschreckend ^^. Bin ich jetzt schon mehrfach drüber gestolpert. Und ich dachte, ich wäre alleiniger „Verwirrter“