Miss Makaber ist die letzte Teilnehmerin des Gothic-Friday im Februar, für die ihr Szenedasein offensichtlich keine „Phase“ mehr ist, sondern Lebenseinstellung. Mittlerweile ist sie sogar sehr erfolgreich darin, auch das Mutter-Sein mit dem Szene-Dasein zu verbinden. Ich bin sehr froh, das Sie sich durchgerungen hat, ihr spannende und zugleich schmerzvolle Geschichte ihres Szeneeinstiegs niederzuschreiben.
So viele lesenswerte Beiträge gab es schon zum Thema „Wie kamst du zur Szene“ und ich habe lange überlegt, ob ich da noch meinen Senf zu geben möchte, ohne das ich das selbe schreibe, wie die anderen und der Leser wohl möglich noch vor Langeweile schnarchend vor dem PC zusammensackt. Heute habe ich den Entschluss gefasst,das ich es doch wagen möchte! Obwohl. Darf ich als „junges Küken“ eigentlich schon was zur „Szene“ sagen oder gibt es vielleicht ein Mindestalter, das einen erst dann dazu befugt über die wahrhaftige Gruftigkeit zu sinnieren?
Jedenfalls beginnt mein Text so: Es hat alles damals in der Schule angefangen….ja, ich weiß, das hat es wahrscheinlich bei jeden anderen auch, aber ich fahre trotzdem fort. Es hat also in der Schule angefangen, ich war etwa 12 Jahre alt und eher so der Eigenbrödler. Andere alberten mit Klassenkameraden herum, ich hingegen saß lieber alleine, zeichnete den lieben langen Tag und träumte mich ins sonst wo. Schon zu der Zeit hatte meine erdachte Welt mehr Reiz und Sinn, als die Echte.
Ich wollte nicht so sein wie die anderen und als ich eines Tages Viva schaute, sah ich „Sie“ das erste Mal. „Sie“ waren dunkel angezogene Gestalten, mit blass geschminkten Gesichtern und schwerem Gang. Ich dachte mir: „Wow! Was ist das nur?“ und war sofort fasziniert. Sie erzählten von ihrer Musik, sahen die Welt kritisch und waren gegen die Norm. Alles war gut, solange es nicht dem Einheitsbrei entsprach und ich fühlte mich direkt angesprochen. Ich wollte alles über diese Leute erfahren, was sich aber sehr schwierig in einem Kaff wie Wesel ohne aktive Szene und ohne Internet erwies. Doch dann gab es da plötzlich ein Mädchen in meiner Schule, die genauso aussah wie die Leute, die ich im Fernsehen sah.
Natürlich himmelte ich sie förmlich an, auch wenn ich zu schüchtern war, ein Mädchen das drei Stufen über mir war, anzusprechen. Die junge Dame war aber natürlich weder blind noch blöd und merkte irgendwann, dass ihr ein kleines, unsicheres Irgendwas im schwarzen Shirt, schwarzer Hose und schweren Deichmann Stiefeln (Springer waren zu dieser Zeit noch viel zu teuer für mich) hinterher huschte. Freundlich nahm sie mich zur Seite, sprach mich an und nahm mich dann unter ihre Fittiche. Als ich das erste Mal bei ihr zu Hause war, schenkte sie mir meine erste Lederjacke und mein erstes schwarzes Samt Oberteil. Sie zeigte mir Musik, die mir aus der Seele sprach, las mir Literatur vor, die melancholisch und düster war, färbte mir die Haare rot (später schwarz) und ich war plötzlich mit 14 Jahren mittendrin, statt nur hinterherzulaufen.
Ich begann die Welt mehr und mehr zu hinterfragen. War sie mir bis dahin schon nicht sehr sympathisch, stellte ich sie von nun an immer mehr in Frage. Ich wuchs in einer Nachbarschaft auf, in der jede Mutter die andere kannte und jedes schlechte Verhalten beobachtet und sofort telefonisch der eigenen Mutter mit geteilt wurde. Zum Glück machte sich meine Mutter nicht viel draus und so glaubte sie natürlich auch nicht, als ihr von irgend jemand berichtet wurde, das ich beim Rauchen gesehen wurde. Ich konnte es so also noch gut zwei Jahre geheim halten, bis sie dann schließlich einen Aschenbecher in meiner Socken Schublade fand.
Dieses aufgezwängte Nesteln der anderen Mütter widerte mich an. Sie steckten ihre Nase in alles was sie nichts anging, weil sie den lieben langen Tag nichts anderes zu tun hatten und eine Welt außerhalb der eigenen vier Wände und des Supermarktes quasi nicht existent für sie war. So wollte ich auf keinen Fall sein! Ich wollte in ferne Länder, ich wollte Sachen ausprobieren die sonst kaum einer tat, ich wollte einfach anders sein.
„Kinder können grausam sein, aber nur, weil sie es von ihren Eltern so vorgelebt bekommen.“
Und dann kam ich eines Freitags von der Schule und meine Mutter stand Kaffee trinkend und mit Folie um den Oberarm in der Küche und grinste mich breit an.
Sie hatte sich ihr erstes Tattoo stechen lassen (Ein Delfin mit Welle) und ich fand das unheimlich toll. Das war eine Veränderung weit über gefärbte Haare und Schminke hinaus und das war genau das, was ich auch wollte. Veränderung in großen Schritten und weg von meinem schüchternen, kleinen ich, auf dem alle herum trampelten. So lag ich meinen Eltern jahrelang in den Ohren, das ich auch unbedingt Farbe unter der Haut haben wollte, aber dazu später mehr. Wenigstens hatte ich nach langem Bitten und betteln dann endlich einen Nasenring und ich war Stolz wie Bolle über diese kleine Veränderung.
Die Dame, die mich an die schwarze Szene herangeführt hatte verzog leider, was einen fiesen Einschnitt in meinem Leben bedeutete. Ich war wieder auf mich alleine gestellt. Alleine und dann auch noch anders zu sein, ist eine der ungünstigsten Mischungen die man in einer Kaff-Gesamtschule an den Tag legen kann. Ich wurde gemobbt und von Beschimpfungen wie „Satanisten Fotze“, über Schmierereien auf meinem Pult, bis hin zum stehlen meines ersten Ledermantels, der dann in einer Toilette auf dem Mädchenklo lag, war alles dabei. Für mich ging das bis zur neunten Klasse so weiter und war bis dato die schlimmste Zeit meines Lebens. Ich hasste die „Normalen“ und verurteilte die Gesellschaft dafür, das sie nichts gegen solche Menschen unternahm. Ich verkroch mich immer mehr, ging schon weinend zur Schule. Kinder können grausam sein, aber nur, weil sie es von ihren Eltern so vorgelebt bekommen.
Auch von den Erwachsenen wurde ich Kopfschüttelnd angestarrt und es kam sogar vor, das eine Frau ihr kleines Kind von mir weg zog und sagte, das es von dem asozialen Mädchen weg gehen solle. All das tat mir innerlich sehr weh, da ich von Natur aus sehr emotional bin und so verstand ich endlich den Schmerz der in so vielen Liedern und Texten beschrieben wurde, die ich mochte.
Damit ich nicht weiter alleine sein musste, schloss ich mich den paar Punks an die es hier gab. Anfangs gefiel es mir dort ganz gut, schließlich waren auch sie anders und gegen das Spießertum, doch irgendwann merkte ich das es mehr Schein als sein war. Dieses ständige Rumgepöbel, die Sauferei am Bahnhof und die gröhlende Pogerei stießen bei mir auf Ablehnung und das einzige gute was ich aus dieser Zeit mit nahm, war mein erstes paar Springerstiefel und meine kleine Liebe zur Nische Horrorpunk.
Die restliche Schulzeit war nur noch grausam und irgendwann hielt ich es nicht mehr aus und wollte aussteigen…Aussteigen aus dieser Welt in der alles nur Fassade war und jeder der nicht dazu passte, zerstört wurde. Danach war das Geheule natürlich groß und keiner konnte verstehen, warum ich nur so etwas schreckliches versucht hatte. Meine Mutter fragte mich verzweifelt, warum ich mich keinem anvertraut hatte, wenn ich es ihr schon nicht gesagt hatte und als ich ihr sagte, das ich täglich zu Lehrern gegangen bin und sogar einen Termin bei der Schul-Psychologin wollte, der aber abgelehnt wurde, ging sie in der Schule auf die Barrikaden.
Zum Glück war die Schulzeit kurz danach beendet und ich war froh niemanden davon auch nur einmal in meinem Leben nochmals sehen zu müssen. Nach meinem Abschluss bekam ich dann endlich mein lang ersehntes Tattoo, da ich mit meinen Eltern einen Kompromiss gefunden hatte. Sollte ich mit einer guten Note meine Mathematik Abschluss Prüfung bestehen, würde ich die Erlaubnis bekommen. Da ich in Mathematik immer unterirdisch schlecht war, wähnten sich meine Eltern natürlich auf sicherer Seite und waren Baff, als ich dann mit einer drei bestand.
Ende gut, alles gut?
Abgemacht war Abgemacht und es ist unglaublich,was der Wunsch nach Veränderung alles bewirken kann. Mit den Wechsel auf eine Berufsschule änderte sich wieder vieles für mich. Ich lernte dort erneut eine Dame kennen, die mich von dem Zeitpunkt an jedes Wochenende mit in die umliegenden Gothic Discos mit nahm. Bei meinem ersten Besuch im Cage Club in Bottrop war ich richtig geflasht von der ganzen Atmosphäre. Es lief diese tolle Musik, es war düster und die Leute dort tanzten irgendwie Trance-artig im künstlichen Nebel. Ich haute mein komplettes Taschengeld im Trash Store auf den Kopf, badete in Patschuli Lotion und gab mich jedes Wochenende im Cage Club, Pulp und Eisenlager meiner Leidenschaft hin. Über dieses: „Das ist ja nur eine Phase“ war ich hinweg und dank meiner toleranten Eltern,durfte ich mich so ausleben wie ich wollte. Naja, bis auf die Ausnahme, das ich mir die Seiten nicht kurz rasieren durfte, was ich aber natürlich dennoch tat, aber unter meinen gefärbten Haaren gut verstecken konnte.
Danach folgte mein erstes Festival (Amphi 2007) , ich schloss Bekanntschaften und erfuhr mehr über die Szene an sich, die Entstehung und die vielfältige Musik.
Endlich hatte ich auch Internet und verbrachte Tage damit, alles wie ein Schwamm in mich einzusaugen. Diese oftmals beschriebene Tiefgründigkeit und der Umgang mit dem Tod halfen mir auch endlich über den Tod meines geliebten Opas, der von uns gegangen war, als ich dreizehn war und ich betrachtete das Sterben nicht mehr als etwas schlimmes, sondern als einen unausweichlichen Teil des Lebens an.
Jetzt könnte man ja eigentlich den Artikel mit einem friedlichen „…und so lebt sie bis ans Ende ihre Tage“ beenden, aber so war es nun mal nicht.
Genau wie damals bei den Punks merkte ich das einige mal wieder nur Schein waren oder sich wirklich nur in der so genannten Phase befanden.Freundschaften gingen kaputt, meine Beziehung zu einem „Normalo“ ging dank zu wenig Gemeinsamkeiten ebenfalls in die Brüche und als ich dann auch noch schwanger wurde, war ich mir gar nicht mehr so sicher, ob ich als Grufti-Sein mit all seinen Äußerlichkeiten so noch ausleben konnte. Ich dachte daran,das mein Sohn irgendwann gehänselt wird und wollte das alles schon hin schmeißen, auch wenn mir der Gedanke daran weh tat. Doch dann fand ich im Internet eine Gruppe von Eltern, die trotz Kinder so lebten wie sie waren. Ich veränderte mich immer mehr nach meinen Vorstellungen. Inzwischen waren viele Tattoos und Piercings dazu gekommen,ich rasierte mir Augenbrauen und Seiten komplett weg und wurde dadurch selbst bewusster und bekam ein dickeres Fell dank dem mir die Meinung anderer endlich am Allerwertesten vorbei ging.
Hatte ich mit der Gesellschaft immer noch nicht meinen Frieden geschlossen, so war ich wenigstens optisch endlich mit mir selbst zufrieden und näherte mich immer weiter meinem persönlichen Empfinden von Ästhetik. Ich erzog meinen Sohn (und auch heute mein zweites Kind) tolerant und aufgeschlossen und siehe da, Mutter sein und Grufti sein ließ sich prima vereinbaren. Ich bin dann auf viel Offenheit gestoßen und bin im Kindergarten meiner Kurzen und in der Schule meines Großen, als die Mama mit den coolen bunten Haaren und den ganzen Piercings im Gesicht bekannt.
Aber das wichtigste für mich ist, das ich mit dieser Zeit gelernt habe was im Leben wichtig ist und die schwarze Szene hat mir dabei sicherlich geholfen. Dank ihr habe ich mein wahres ich gefunden, bin zu der geworden die ich bin und habe in gewisser Weise auch so etwas wie ein Stück zuhause gefunden, in dem ich nicht mehr alleine bin und meine Zeit mit Menschen verbringen kann, die sowohl einen gleichen Musikgeschmack, als auch meine Weltanschauung und Gedanken mit mir teilen.
Natürlich ist auch hier nicht alles Friede, Freude Eierkuchen und bei manchen Leuten die sich dazu zählen denkt man sich manchmal einfach nur „Nein,Nein! Das ist hier kein Karneval und auch keine Fetisch Party, das hat hier doch nichts zu suchen!“. Aber wie sagt man so schön? Man kann sich seine Familie nun mal nicht aussuchen und man muss nicht alles tolerieren oder akzeptieren, kann sich aber damit in gewisser Weise arrangieren. Das ist dann wie mit dem peinlichen Onkel der bei jeder Familien Feier besoffen mit den Lampenschirm auf dem Kopf herum albert. Man verdreht die Augen, nimmt es seufzend hin und ist dann aber doch dankbar zum Rest der Familie dazu zu gehören. Das alles ist schließlich mehr als nur die Optik, es ist ein Lebensgefühl, MEIN Lebensgefühl und das wird mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch mein restliches Leben so bleiben.
Wohnst noch in Wesel? Falls ja: Komm‘ auf n Kaffee bei uns (ElisaDay und mir) rum.
Ein sehr bewegender Bericht!
Es stimmt, viel zu viele Menschen kennen nur ihre eigene kleine Welt und verdammen alles, was nicht in ihr enges Weltbild passt. Besonders schlimm ist es, wenn man in dieser engen weit wagt, anders zu sein. Gar ich so, wie es durch Klischees und Vorurteile in den Köpfen der Menschen zementiert ist. Was kann man nun machen? Sich selbst verraten und anpassen an ein Leben, das niemals sein wahres Leben sein kann? Das wäre eine Möglichkeit, doch daran geht man früher oder später sicherlich kaputt. Besser ist es, wenn man es sich macht wie du, Miss Makaber, und gegen alle Widerstände den eigenen Weg geht. Wenn man erkennt, dass man niemals so leben kann / möchte, wie es einem die (spießbürgerliche) Umwelt vorlebt. Du kannst mit Recht stolz auf dich sein. Und deine Kinder können mit Recht stolz darauf sein, so eine Mutter zu haben!
Tolle Geschichte und eine hübsche Frau, besonders auf dem letzten Bild. <3 Ich finde es schön zu lesen, dass es noch Menschen gibt, denen das Schwarz-Sein weit mehr bedeutet als Styling, Parties und Musik, obwohl die 3 genannten Dinge auch dazu gehören! Und bewundernswert, dass Du den Mut hast, Deinen Kindern zu zeigen, wie wichtig es ist, man selbst zu sein! :)
Das ist wieder so eine Lebensgeschichte, bei der man einen Kloß im Hals bekommt. Gerade, was das Mobbing angeht, so hat sicher so mancher von uns so seine „unangenehmen“ bis schmerzhafen Erfahrungen gemacht. Ich finde es beeindruckend, wie du dennoch deinen Weg gegangen bist und heute deine Individualität auch als 2-fache Mutter auslebst. Danke für deinen Beitrag, ohne den hier etwas beim GF gefehlt hätte.
Sehr bewegende Lebensgeschichte . Hut ab !
Schön, dass Du trotz einiger üblen Erfahrungen und persönlichen Tiefpunkten Deinen Weg gefunden hast – und nun auch Akzeptanz erhältst!
Ich bin heute erst dazu gekommen, Deine Geschichte zu lesen. Und ich bin ehrlich gesagt ziemlich schockiert, wie es auf Deiner Schule zuging. Ist das mittlerweile so (oder heute dann noch schlimmer), oder hattest du nur besonderes Pech mit Deinen Mitschülern und Lehrern? Bei uns ging es gesitteter zu, aber ich bin mit meinem Mädchen-Gymnasium in der Kleinstadt wahrscheinlich auch recht wohlbehütet aufgewachsen. Wenn mir da irgendwer eine Jacke weggenommen hätte, hätten 20 Minuten später die Eltern vorm Direktor gesessen. Vielleicht hab ich das auch falsch in Erinnerung. Ich bin nie ein Typ gewesen, dem man eine Jacke weggenommen hätte. Mich hat aber damals auch dieses Gefühl angetrieben, nicht so kleinbürgerlich sein zu wollen. Ich wollte auch in die weite Welt und raus aus dem geleckten Umfeld, das so unecht war. Meine kleine Heimatstadt kam mir vor wie eine Blase, in der ich keine Luft bekomme. Das Gefühl habe ich übrigens heute noch, wenn ich dort bin. Allerdings hat das mit der großen weiten Welt dann auch nur kurz geklappt. ;-) Das Gefühl, an der Welt zu verzweifel, kennen wir wahrscheinlich alle auf die eine oder andere Art. Und zum Glück auch das Gefühl, damit nicht alleine zu sein. Danke für Deine Geschichte. <3
Orphi:
Nicht ganz so krass, aber doch auch recht heftig ging es auch an einer der Schulen zu, die ich besucht habe. Auch wenn ich nicht immer betroffen war, so hat mich die Gemeinheit und Gedankenlosigkeit mancher Mitschüler ziemlich schockiert. Da wurden ganze Schulranzen mal eben aus dem dritten Stock in die Büsche im Hof entleert, Pausenbrote hinten ins T-Shirt gesteckt und dann auf dem Rücken verschmiert, diese ekligen Duftsteine aus den Klos in Schulranzen gesteckt usw.
Das war so die Zeit, in der ich in der 7.-10. Klasse war. Schon in der Grundschule wurde in Gruppen auf Außenseitern rumgehackt, ich selbst wurde verbal attackiert, bedroht und von einer ganzen Gruppe hin- und hergeschubst (die Aufsicht tat nichts dagegen). Das war alles Anfang bis Ende der 80er, ist also schon ein Weilchen her… Heutzutage passiert ja oft noch Schlimmeres, gerade an Schulen in sozialen Brennpunkten – ich bin froh, heute kein Schüler mehr zu sein!
Seltsamerweise erfuhr ich später mehr Akzeptanz, als ich in der Oberstufe erneut die Schule wechselte. Da bin ich dann sehr schwarz rumgelaufen, was aber akzeptiert wurde. Vielleicht hatte ich dann, als ich mich äußerlich wohler und sicherer fühlte, eine andere Ausstrahlung. Oder es sorgte für einen gewissen Respekt, wer weiß…
Miss Makaber schreibt ja auch, dass sie, seit sie ihren Stil gefunden hat und auch dazu stehen kann, mehr Akzeptanz erfährt als früher.
Oh wow! Das tut mir wirklich leid, dass Ihr sowas erfahren musstet. Dann sollte ich meiner Kleinstadt vielleicht doch dankbar sein. Kann natürlich auch wirklich daran liegen, dass ich nicht der „Opfer“-Typ war. Ich hätte jeden einen Kopf kürzer gemacht, der sowas auch nur ansatzweise versucht hätte. Aber ich glaube, auf so eine Idee wäre generell niemand gekommen. Wir haben so blöde Sachen gemacht wie Zahnpasta unter die Türklinke schmieren oder mit einer anderen Klasse die Räume tauschen und die Lehrer verwirren. Gleiche Zeit – Tanzfledermaus – aber ein anderer Ort. Wir mussten ja schon meterlange Strafarbeiten schreiben, wenn wir nur aus dem Fenster geklettert sind statt die Tür zu nehmen (war ein Umweg).
Mir ging es wie den Meisten beim lesen von Miss Makabers Bericht. Ein Kloß gepaart mit Wut und Trauer. Geblieben ist aber ein wenig Stolz, denn offensichtlich hast es die Miss geschafft, dieser schrecklichen Mühle zu entkommen und ihren Weg zu finden. Heute kommt sie ganz anders rüber und als ich die Miss im echten Leben kennenlernte, hätte ich niemals vermutet, welche Geschichte dahintersteckt.
Ein schöner Satz, der genau das auf den Punkt bringt, was ich in dieser Situation denken würde. Eindrucksvoll, wie viel Weitsicht du schon in Deinen jungen Jahren mit im Gepäck hast.
Orphi : Das muss definitiv an der Kleinstadt liegen. :-) Ich war auch immer der Junge auf dem allen rumhacken mussten. Ich weiß gar nicht mehr, wie oft ich in der Schule verprügelt wurde, oder wie oft mein Turnbeutel aus dem Fenster geflogen ist und ich weiß auch noch sehr gut, wie ich beim Schwimmunterricht gehänselt wurde. Es ist noch nicht einmal so, dass meine Eltern untätig waren, oft genug sind sie zu den Eltern der „Verprügler“ gegangen um was zu unternehmen, das hat aber die Sache eher noch blöder gemacht, hat man mich nämlich dann zwar nicht mehr verkloppt und dafür konsequent gemieden. Die ganze Situation änderte sich erst ab der 8. Klasse, als ich eben eine Art „Clique“ fand die in ihrer Gesamtheit Außenseiter an der Schulen waren, dafür aber eine intere Gemeinschaft. So lässt sich der Schulalltag dann auch viel besser ertragen ;)