Jeder, der das verlassene Kloster am Uhlberg in den vergangenen Jahren besuchte, berichtet von dieser unheimlichen Stille, die den Ort in einen gespenstischen Nebel der Geräuschlosigkeit hüllt. Der Wald, so berichten Besucher, macht hier keine gewohnte Geräuschkulisse und die Tiere des Waldes scheinen diesen Ort zu meiden. Alles Humbug?
Der Uhlberg (Eulenberg) wird 1144 erstmals urkundlich erwähnt, liegt unweit der Ortschaft Treuchtlingen (Bayern) und ist dunkle Heimat der vergessenen und entweihten Kapelle St. Ulrich. Erstmals gründeten Benediktinerinnen um das Jahr 1200 ein Kloster auf dem abgeschiedenen Berg. Wie damals üblich, siedelten auch einige Bauern im Umkreis des abgelegenen Klosters, die Siebeneichenhöfe am Fuße des Hügels, zeugen noch heute von dieser Zeit. Möglicherweise waren es die Ordensfrauen, die im Kloster eine Madonnenfigur, die sogenannte „Mondsichel-Madonna“, aufstellten und den Berg damit im Laufe der Jahre zu einem immer bekannter werdenden Wallfahrtsort machten. Auf Veranlassung des Papstes ersetzte man das Bauwerk 1466 durch ein größeres, deren verfallenen Überreste jetzt im Wald zu finden sind.
Während des Bauernkrieges im Jahre 1525 wurde das Kloster zerstört, vermutlich war es der wütende Mob der seinem Zorn auf den Klerus und die Obrigkeit auf dem Uhlberg freien Lauf ließ. Am 1. Mai 1525 wurden die Ordensfrauen durch lautes Glockengeläut eines entfernten Klosters vor den herannahenden Bauern gewarnt. Sie brachten in aller Eile die Kostbarkeiten des Klosters in Sicherheit und flohen. Das Kloster brannte bis auf die Grundmauern nieder. Zwar beantragte man 1629 den Wiederaufbau des Klosters, doch das Aufbegehren blieb ungehört. Seit dem ranken sich unzählige Sagen um den verwunschenen Ort
Von etwa 1724 bis 1731 war die Ruine auf dem Uhlberg Versammlungsort einer evangelisch-pietistischen Sekte, die von verschiedensten Erscheinungen auf dem Uhlberg predigte. Nachdem aber der bischöfliche Generalvikar von der Sache erfuhr, ließ der den Prediger verhaften und stellte diesen mit einer schwarzen Kerze vor die Kirchentüre zu Wolferstadt um die Bürger vor den Blendern zu warnen. Im Jahre 1874 berichtete ein Tourist einer Zeitung, dass Schatzgräber eine weiße Gestalt gesehen haben, die den Schatz beschützt und den Wiederaufbau des Klosters prophezeite und den Suchenden immer wieder schwarze Raben schickte, um sie in ihrer Nachtruhe auf dem Uhlberg zu stören. Was die Schatzsucher um das Kloster vermuteten, kann nur spekuliert werden. So befindet sich unweit der Ruine der Klosterbrunnen, in dem die Ordensfrauen bei ihrer Flucht die Glocke und ein Altarbild versenkt haben sollen. 1937 grub man, so belegt der örtliche Heimatbote, bis auf eine Tiefe von 2,5m ohne jedoch etwas Nennenswertes zu finden, tiefere Ausschachtungen wurden von den immer wieder einstürzenden Rändern des Brunnens unmöglich gemacht.
Auf älteren Karten der Gegend ist die Stelle, an der heute unweit der Ruine ein verlassenes Forsthaus steht, ein Tempel eingezeichnet. Das würde die Vermutung bestätigen, dass der Uhlberg auch die Heimat einer keltischen Ringburg oder einer germanischen Kultstätte gewesen ist, da er auch als Durchgangspunkt der astronomischen Sonnen- und Mondwendelinien gilt. Das heutige „Jägerhäuschen“ wurde im Jahre 1800 von einem Förster gebaut, der die Hütte als abgeschiedenen Platz zum Feiern nutzte. 1945 versteckten sich in ebendiesem Forsthaus der nationalsozialistische Bürgermeister von Treuchtlingen vor den nahenden Amerikanern, um sich einer möglichen Anklage zu entziehen. Er wurde jedoch gefasst und zu dreieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt.
Seitdem ranken sich unzählige Sagen um den verwunschenen Ort, die sie immer noch zum Anziehungspunkt für dunkle Mystiker macht. Im 18. Jahrhundert war sie vermutlich Versammlungsort einer peitistischen Sekte und kam auch 1945 in die Schlagzeilen, als sich führende Nationalsozialisten im nahe gelegenen Jägerhaus vor den vorrückenden Amerikanern versteckten. Seit Jahren ist das vergessene Kloster auf dem Uhlberg ein Anlaufpunkt für mutige Jugendliche, die sich bei Vollmond dort versammeln und auch Satanisten sollen hier ihre Spuren hinterlassen haben. Eine neue Madonnenfigur, die erst 1989 im Inneren aufgestellt worden war, fand man wenig später zerstört auf dem Boden wieder. Vor dem ehemaligen Eingang liegen oft zwei Äste in Form eines umgedrehten Kreuzes auf dem Boden, Drudenfüße zieren die Wände der Kapelle und auf der Hinweistafel finden sich Blutspuren. Blutige Rituale religiöser Sekten?
Die originale und verschollene Mondsichel-Madonna fand man übrigens vor einigen Jahren im Schlafzimmer einer Bauernfamilie, sie kann heute im Diözesanmuseum zu Eichstätt besichtigt werden. Vermutlich war sie seit den Bauernkriegen als Beutekunst im Besitz der Familie, die das Geheimnis fast 500 Jahre bewahren konnte.
Mehr erfahren? Mysteryhunter, Augsburger Allgemeine, Sagen vom Uhlberg