Friedhof Bredeney – Die Gräber der ungekrönten Barone (1909)

Ruhrbarone nannte man einst die Industriellen im Ruhrgebiet. Sie besaßen durch ihre Stahlindustrie und Bergwerke mehr Geld und Macht als alle gekrönten Häupter des deutschen Kaiserreichs. Und genau so lebten sie dann auch, und genau so ließen sie sich auch beerdigen. Der städtische Friedhof Bredeney an der Westerwaldstraße beherbergt geschichtsträchtige Ruhestätten im gleichnamigen südlichen Essener Stadtteil. Das 7,07 Hektar große Areal bietet heute Platz für 5475 Grabstätten. Zudem befinden sich hier die Grabmale der Industriellenfamilie Krupp. 1909 wurde der komplett von einer Friedhofsmauer umgebene Friedhof in der seit 1902 selbständigen Bürgermeisterei Bredeney eröffnet. 1915 wurde die Bürgermeisterei Bredeney ein Stadtteil von Essen.

Friedhof Bredeney – Familiengräber Krupp

Die Gräber der Familie Krupp, die sich heute in einem abgegrenzten Bereich – quasi einem Privatfriedhof – befinden, befanden sich zuvor ab 1910 auf dem ehemaligen Kruppschen Friedhof auf dem Friedhof am Kettwiger Tor, südlich des Essener Hauptfriedhofes. Dieser Friedhofsteil war meist verschlossen und dem städtischen Friedhof angegliedert. Wegen der Erweiterung des Bahnhofsvorplatzes musste der bisherige Friedhof vor dem Kettwiger Tor 1910 an die Hohenburgstraße weichen, von dem aus die 1850 verstorbene Therese Krupp, die Witwe des Firmengründers Friedrich Krupp, an die Freiheit umgebettet werden musste. Friedrich Krupp selbst wurde im Oktober 1826 auf dem ehemaligen evangelischen Friedhof zwischen der I. und II. Weberstraße beigesetzt, der einer neuen Bauplanung weichen musste. 1955 musste der Kruppsche Friedhof an der Freiheit städtischen Baumaßnahmen weichen.

Auf der 1955 von Aloys Kalenborn erschaffenen Grabanlage auf dem Friedhof Bredeney wurden die Gräber und Grabplatten aller Angehörigen der Familie Krupp, die zuvor im Essener Stadtzentrum lagen, zusammengeführt. Unter Anwesenheit von Direktoren des Krupp-Vorstandes wurden die Grabkammern der Krupp-Gräber am Kettwiger Tor geöffnet, wobei die Arbeiten der Umbettungen genau dokumentiert wurden. Der heutige Krupp-Friedhof in Bredeney trägt der Verbundenheit der Familie Krupp zum ländlichen Bredeney unweit der Villa Hügel Rechnung.

Grabstätten der Patrizier- und Industriellenfamilie von Waldthausen

Die meisten Ruhestätten der Familie von Waldthausen befanden sich, wie einige der Familie Krupp, auf dem alten Friedhof vor dem Kettwiger Tor südlich des Essener Hauptbahnhofs, der aus städtebaulichen Gründen 1955 aufgegeben werden musste. Der Großteil der Familiengräber der Waldthausens wurde auf den Friedhof Bredeney, in einer Reihe am südlichen Rand im Feld 22 verlegt.

Das große monumentale Mausoleum wurde aus Mainsandstein und Bronzeguss errichtet und auch 1955/1956 vom alten Friedhof am Kettwiger Tor hierher überführt. Das ursprüngliche Baudatum des Grabmals wird unterschiedlich mit frühestens 1856 bis spätestens 1884 angegeben und wurde unter Denkmalschutz gestellt. Auf den beiden jüngeren Inschriftentafeln ist das Grabmal 21 verstorbenen Familienmitgliedern mit Sterbedatum von 1856 bis 2003 gewidmet.

Friedhof Bredeney – Denkmalgeschütztes Urnengrab

Das Grabmal der Familie Müller aus dem Jahr 1914 wurde für eine der ersten neuzeitlichen Urnenbeisetzungen seit vorchristlicher Zeit im heutigen Gebiet der Stadt Essen errichtet. Es wurde 1997 unter Denkmalschutz gestellt, weil es von besonderer Bedeutung für die Geschichte der Sepulkralkultur der Stadt und des Ruhrgebiets ist.

Hier die gesamte Friedhofsgalerie:

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Kommentare

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Robert
Robert(@robert-forst)
Admin
Vor 1 Jahr

Eine Anmerkung in eigener Sache gleich vorweg. Ich werde Friedhofsgeschichte, wie diese großartige von Hagen, ab jetzt als Blogbeiträge einbinden, damit sie einfach ein bisschen mehr Aufmerksamkeit bekommen. Sie werden aber auch unter unserer Rubrik „Historische Friedhöfe“ in der Auflistung und auch auf der Karte zu finden sein.

Dort findet sich dann eine Zusammenfassung des Friedhofs und der Link zu diesem Blogartikel, um zu kommentieren oder den ganzen Text zu lesen. Danke nochmal an Hagen, der mir bereits weitere Friedhöfe in die Vorbereitung gelegt hat, die in den nächsten Tagen veröffentlicht werden.

Graphiel
Graphiel(@michael)
Antwort an  Robert
Vor 1 Jahr

Eine wirklich wunderschöne Idee, danke schon mal dafür. Ich bin jetzt mal ein wenig schreibfaul und richte meinen Dank daher an dieser Stelle auch an den werten Hagen für seine tolle Friedhofsgeschichte. Ich freue mich immer sehr über inspirierende Beiträge zu tollen Friedhöfen. Schließlich brauche ich dann und wann auch mal Ziele für eher spontane Wochenendurlaube. Zwar habe ich auch ein kleines Buch über das Thema „Deutschlands schönsten Friedhöfe“ daheim, aber leider finden sich darin auch einige, die wenig bis gar nicht beschrieben, oder gar bebildert worden sind. Da finde ich so lebhaft (komisches Wort in dem Kontext) verfasste Beiträge als Ergänzung wirklich großartig. :-)

Durante
Durante(@durante)
Antwort an  Robert
Vor 1 Jahr

Ich werde Friedhofsgeschichte, wie diese großartige von Hagen, ab jetzt als Blogbeiträge einbinden, damit sie einfach ein bisschen mehr Aufmerksamkeit bekommen.

Gute Idee! Wäre sonst definitiv an mir vorbeigegangen dieses mal (was sehr sehr schade gewesen wäre)…

Letzte Bearbeitung Vor 1 Jahr von Durante
Gruftfrosch
Gruftfrosch(@gruftfrosch)
Antwort an  Robert
Vor 1 Jahr

Ich begrüße das sehr. Ich liebe solche Beiträge. Danke Hagen.

@Robert. Ich hatte vor etlichen Jahren mal einen Beitrag mit Bildern zum Eliasfriedhof in Dresden verfasst, der leider nicht den Weg ins „Friedhofarchiv“ fand *stups* ;-)

Gruftwurm
Gruftwurm (@guest_63434)
Antwort an  Gruftfrosch
Vor 1 Jahr

Deine Bilder waren auch immer ein Traum. ;)

Robert
Robert(@robert-forst)
Admin
Antwort an  Gruftfrosch
Vor 1 Jahr

Tatsächlich? Das werde ich umgehend nachholen! Hast du noch Bilder vom Friedhof? Ich zähle hier 12 Stück? Jedenfalls danke für den Hinweis! Hier findet ihr übrigens Gruftfroschs Beitrag: https://www.spontis.de/schwarze-szene/finstere-orte/eliasfriedhof-dresden/

Gruftfrosch
Gruftfrosch(@gruftfrosch)
Antwort an  Robert
Vor 1 Jahr

Neuerdings hat der Friedhof etwas an Charme verloren, da etliche Grabmale dann doch erneuert und instand gesetzt worden sind, wofür „Wildwuchs“, also Farn und Efeu entfernt werden mussten. In „melancholischer Erinnerung“ schwelgend, würde ich es deswegen gern bei den damaligen Bildern belassen. Danke dir, Robert

Durante
Durante(@durante)
Vor 1 Jahr

Danke für diesen Bericht, für die Recherche, die Fotos… merci!

Gruftwurm
Gruftwurm (@guest_63426)
Vor 1 Jahr

Ein großes Lob und vielen Dank für diesen sehr interessanten Artikel vom Friedhof Bredeney. Die Fotos machen sehr neugierig auf einen Besuch und mein Wissen über diverse Gottesacker wurde nun um einen erweitert.
Der Bericht hat mich so beeindruckt, dass ich gleich im Internet recherchieren musste. Dabei ist mir ein Foto vom Eingangsportal aus dem Jahr 1912 aufgefallen, welches wirklich sehr imposant aussah. Ich denke mal, dass dieses Bauwerk wohl nicht mehr existiert?
Auch vielleicht interessant, die beiden Aldi Firmengründer Theodor und Karl Albrecht fanden dort auch ihre letzte Ruhestätte.
Freu mich auf mehr solcher Beiträge und das einbinden als Blogbeiträge finde ich ebenfalls als eine sehr gute Idee.  

Gruftwurm
Gruftwurm (@guest_63435)
Antwort an  das H.Gen
Vor 1 Jahr

Wirklich schade, und vielen Dank für die Info.

Marquis
Marquis(@marquis)
Vor 1 Jahr

Wie ich finde, passend zum Thema, einen Link zu Dr. Anja Kretschmer´s HP.
Sie veranstaltet Friedhofsgänge und erzähl dabei in ihrer Rolle als „Schwarze Witwe“ über frühere Bestattungsrituale und Aberglaube.
Ich fand´s super bei uns auf dem Hauptfriedhof von Kassel.
Tip: Taschenlampe mitnehmen, schütz vor Stolpergefahr ;-).
https://www.anja-kretschmer.de

Durante
Durante(@durante)
Antwort an  Marquis
Vor 1 Jahr

War leider noch bei keiner Führung von ihr dabei, habe aber schon viel gutes darüber gelesen. Müsste man echt mal irgendwie mit unterbringen…

Gruftwurm
Gruftwurm (@guest_63477)
Antwort an  Marquis
Vor 1 Jahr

Zum Thema Anja Kretschmer kann ich das alljährige Scientia mortuorum – Von der Wissenschaft der Toten empfehlen. Das kleine Festival bietet Lesungen, Musik und mehr rund um das Thema Tod an. Die Wissenschaft der Toten – Anja Kretschmer (anja-kretschmer.de)

Durante
Durante(@durante)
Antwort an  Gruftwurm
Vor 1 Jahr

„24. AUGUST 2024 – Der Ort wird noch bekanntgegeben.“ – Vielleicht mal im Auge behalten… ^^

Gruftfrosch
Gruftfrosch(@gruftfrosch)
Antwort an  Marquis
Vor 1 Jahr

Ich habe mehrere ihrer Führungen über den Leipziger Südfriedhof im Rahmen des WGT erlebt. Kann’s nur empfehlen.

Mater Lunae
Mater Lunae(@materlunae)
Vor 1 Jahr

Ich finde die Fotos einfach fantastisch und dazu noch einen interessanten Beitrag zu lesen macht es nur noch besser.
Danke dafür :)

Durante
Durante(@durante)
Antwort an  Mater Lunae
Vor 1 Jahr

Finde ich auch – Tolle Fotos sind, nunja, toll(!) ;) , aber so Hintergrundinfos dazu sind definitiv auch klasse – In Kombination wird das Gesamtergebnis so einfach größer als „die Summe seiner Teile“… :)

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