Ist nicht meine Weisheit, sondern die einer großen Deutschen Jugendzeitschrift in einer Ausgabe etwa um 1986. „Warum laufen immer mehr Jugendliche in schwarzen Klamotten, spitzen Schuhen und mit hochtoupierter Mähne herum – inzwischen sogar in Kleinstädten und auf dem Land?“ Hier werden Fragen aufgeworfen, die sich viele Jugendliche in der 80er gestellt haben. Heute erscheinen solche Artikel und Berichte als fremd und lächerlich, aber die Jugendzeitschriften waren die Medien, die die Szenen in die Republik verteilten, nachdem sie sich im Untergrund formten. Solche Artikel waren für manche der Auslöser sich überhaupt der Szene anzuschließen oder sich über die Waver seine Vorurteile zu bilden.
Waver, das sind die ursprünglicheren, die direkten Ableger des Punk aus denen sich zeitgleich die unter dem heute bekannten Oberbegriff bekannten Gothic entwickelten, die gab es zu dieser Zeit noch nicht, man sprach vielmehr von den Grufties. Als ich meine ersten Platten von Depeche Mode hörte war ich 12, was das alles zu bedeuten hatte wusste ich nicht. Ich wollte es auch gar nicht wissen, ich fand es einfach geil wie die Bandmitglieder auf der Rückseite der Plattenhülle posierten. Das ich einmal so sein wollte war mir klar, das es noch lange dauern würde nicht.
Hier in der Provinz bekam man seinen Weitblick aus eben solchen Jugendzeitschriften, von denen ich einige Artikel per E-Mail bekomme habe und die es einfach Wert sind, noch einmal in Wort und Bild aufgearbeitet zu werden. Was also erfahren wir über die Waver im Jahre 1986?
„Wave ist eine Lebenseinstellung. Die Klamotten allein machens noch nicht, obwohl das richtige Styling natürlich das A und O ist„, sagt Chris (16), 9. Klasse Realschule. Sein Vater ist Chefredakteur einer Fachzeitschrift. „Wir Waver sind meist fröhlich, lustig und lachen gern. Im Gegensatz zu den Grufties, die zwar manchmal ähnlich gestylt, aber total arrogant und immer traurig und depressiv sind. Nichts ist schlimmer für uns, als Leute, die bloß rumhängen, sich mit Alk vollknallen (alkoholhaltige Getränke konsumieren, Anm. d. Red.), keinen Job und keine Zukunft haben. Das was Ratte macht 1, in einem Abbruchhaus in London leben, das ist nichts für uns Waver.“
Marc (15), 8. Klasse Gymnasium, Vater Innenarchitekt: „Was mir am meisten stinkt ist daß man von den Leuten und vor allem von Erwachsenen als Waver sofort mit Vorurteilen wie ‚asozial, nimmt Drogen, arbeitet nicht‘ belegt wird. Das ist nämlich wirklich nicht war. Wir wollen alle was aus unserem Leben machen, aber eben auf unsere Art. Und Benetton-Klamotten, Vespas und Squash-Schläger brauchen wir dazu nicht. Mein Vater findet mein Outfit übrigens ganz toll, er hat nichts dagegen.“
Pani (16), Friseuse: „Waver sind auch nicht überheblich gegenüber Normalos (Nicht-Waver, Anm. d. Red.). Wenn jemand nett ist, kann er ruhig im Jogging-Anzug rumlaufen oder im Kaschmir-Pullover. Bloß ich selbst würde das halt nicht machen. Aber deswegen akzeptiere ich den anderen als Mensch total. Klaro. Wichtig ist bloß, daß jemand darüber nachdenkt über das Leben, nicht einfach jeden Mist mitmacht.“
Vivian (13), geht in die 7. Klasse Gymnasium. Ihr Vater ist Fotograf. „Es ist eine andere Art zu leben. Wir lehnen uns auf gegen das Herkömmliche. Wir glauben wieder an übersinnliche Dinge, daran, daß wir Menschen unsere Sensibilität verloren haben, daß wir uns alles mit Technik und Wissenschaft erklären wollen und darüber die ‚Stimme in uns‘ vergessen. Die Menschen früher – die alten Ägypter oder im Mittelalter – die haben diese Stimmen geschult, haben versucht, mit überirdischen Wesen Kontakt aufzunehmen. Auch an ein Weiterleben nach dem Tod haben sie geglaubt, genau wie wir. Deshalb sind wir auch so gern auf Friedhöfen.“
Judith (17), 9. Klasse Gymnasium, Vater Autohändler: „Genau, die alten Ägypter, die finde ich toll. Ich male mir auch so Augen wie Cleopatra, weil ich das unheimlich schön finde. Das Gesicht wird so geheimnisvoll, ganz anders als mit der üblichen Schminke, die man so anbietet. Diese grellen Lidschatten, pinkfarbenen Lippenstifte – igitt!! Da wird aus jedem Gesicht ein Einheits-Gesicht, das Individuelle siehst du nicht mehr, alle werden gleichgemacht.“
Claudia (16), 9. Klasse Gymnasium: „Wave ist auch Kreativität; sich überlegen, was passt zu mir, was gefällt mir. Sicher, wir ziehen alle schwarze Klamotten an, aber wir kaufen sie nicht von der Stange. Wave heißt nämlich, individuell zu sein, ein eigenes Styling zu entwerfen, immer wieder zu ändern. Das einzige, was ich mir kaufe, sind die Schuhe, die kann ich ja schlecht selbst basteln. Aber alle anderen Klamotten stelle ich mir zusammen, such‘ sie auf dem Flohmarkt, nähe sie selbst oder so.“
Was ist „Wave“?
- Schwarze Klamotten
- Cure-Platten, Musik von „Sisters of Mercy“, „Damned“ oder „Mission“
- Haarspray
- spitze Schuhe und weite Pluderhosen
- Haare platinblond oder pechschwarz gefärbt
- hochtoupierte Haare
- manchmal rasierte Schläfen
- möglichst viel Blechschmuck, Mercedessterne, Ketten, Kreuze
- Eine Vorliebe für Friedhöfe, düstere Dinge, Okkultismus, Übersinnliches
Was mögen Waver nicht?
- Turnschuhe und Jeans
- Klamotten von Modefirmen
- Jede Art von Sport
- bunte Farben
- Dauerwellen
- Heavy-Metal-Musik
- Popper, Skins und Punks
- Motorräder oder Mofas
Fazit: Das Stärkste an diesem Bericht sind die Bilder. So viele Pikes auf einen Haufen bekommt man selten zu Gesicht. Schön zu lesen, dass Kreativität im Vordergrund steht und nicht das Tragen von gekauften Klamotten, wie es heute der Fall ist. Vielleicht aus der Not eine Tugend gemacht, denn zu diesem Zeitpunkt gab es noch keine überfüllten Internetshops. Sicher, es steckt auch viel Quatsch in diesem Artikel und die Recherche ist grauenhaft, aber genau das wollen die meisten in der Jugend lesen. Wir wollten nicht wissen, wo alles herkommt und wie alles entstand, sondern wir wollten wissen, was man gut finden muss und was nicht. Aber schreibt selbst, was ihr von diesem Bericht haltet – für mich ist er ein schönes Andenken an meine Jugend.
(Bild+Textzitate: Bravo, Ausgabe um 1985)
Einzelnachweise
- Ratte ist die Protagonistin der Bravo-Foto-Love Story Ratte macht die Fliege[↩]
Da überkommt mich wieder eine Art von Nostalgie, die man eigentlich wohl garnicht als solche titulieren kann, da ich erst 1982 geboren wurde :)
Das pseudo-tiefgründige Gelaber und die romantisiert-verklärte Vorstellung von Altertum und Mittelalter haben sich ja bis heute nicht geändert. Aber allein schon diese Optik… Wie oft sieht man es heute in der schwarzen Szene, dass sich jemand solche Mühe mit seinen Haaren gibt?
Die Klamotten sind natürlich nicht alle wirklich „schön“, aber doch irgendwie stilvoll… Diese Pluderhosen (die man momentan ja glücklicherweise recht gut in Läden für trendbewusste Teenie-Mädels bekommt), diese Pikes!
Aber auch die aufgeführten Bands und das Ablehnen von Metal (ich mag ja einiges an Metal, aber es nervt, dass der heutige Nachwuchs sowas für „Goth“ hält) – hach, da war alles einfach noch ruhiger und zurückgezogener und auf eine gewisse Weise weniger nervtötend extrovertiert (man vergleiche die heutigen Halbnackten, und Club-Kostümierungen, die niemand im Alltag tragen würde).
Da bedaure ich es einfach immer wieder, dass ich die Szene auf diese Art garnicht kennnenlernen KONNTE, einfach weil ich zu jung bin…
Das musst du gar nicht bedauern. Vieles wird auch ein wenig schön geredet. Denn „früher“ war die Ablehnung gegen andersartige noch größer als heute und es war teilweise sehr hart, konsequent zu sein.
Was ich aber im Gegenteil sehr positiv empfinde ist die Tatsache, das DU dich überhaupt damit auseinandersetzt und nicht wie die meisten anderen nur einen Stil adaptierst. Das ist, und ich spreche aus Erfahrung, in der heutigen Zeit sehr selten.
Auch wenn alles früher ein wenig arrogant und elitär war, so ist es heute im Gegenteil nur noch oberflächlich und inhaltslos.
Menschen wie DU wirken da wie Balsam für die Szene, meiner Meinung nach.
Oh, vielen Dank, das geht runter wie Öl :)
Bei mir persönlich ist es eben einfach so, dass mein Zugang zur Szene nicht primär musik- oder klamottenorientiert war. Bei mir waren eher die düstere Literatur (ursprünglich vor allem Lovecraft) und das Befassen mit gemeinhin als „düster“ erachteten Themen wie ganz klassisch und clicheehaft der Tod die Faktoren, die mich schon seit vielen Jahren begleiten.
Ich habe so also schon lange mein eigenes Ding gemacht und aus subjektivem Antrieb heraus schwarz und viel alternativen Kram wie Herrenröcke getragen, als ich „Gothic“ noch scheiße fand und dachte, das sind alles pseudo-depressive Mittelstandskinder.
Als ich dann irgendwann gemerkt habe, dass dieses so genannte „Gothic“ eigentlich irgendwie das ist, was ich schon die ganze Zeit gelebt habe, und ich daraufhin angefangen habe, mich bewusst in der Szene zu bewegen, da war ich wohl einfach schon zu alt und hatte schon zu sehr meinen eigenen Kopf und mein eigenes Ding gefunden, als dass ich mich all zu sehr von den doch erstaunlich kurzlebigen Trends in der Szene hätte beeinflussen lassen.
Und so war ich eben eine in sich schon relativ gefestigte Persönlichkeit mit eigenem Stil, als ich angefangen habe, mich mit der Geschichte und den Ausprägungen der Szene zu befassen. Und je tiefer man sich mit der Materie beschäftigt, desto mehr merkt man, dass die Szene einfach immer weniger und weniger ausgesagt hat, und je weiter man zurück geht, desto mehr Tiefe und Aussage und ehrliches Lebensgefühl findet man.
Und auch der optische Stil gefällt mir im Großen und Ganzen deutlich besser, und so habe ich halt nach und nach angefangen, bewusst und offensiv immer mehr Aspekte der ursprünglichen Szene zu adaptieren.
Und gerade bei Pikes merkt man es auch immer wieder, was dieses kleine Kleidungsaccessoire für eine Aussagekraft hat. Wer sowas trägt, bei dem ist es heute auch schon fast zwangsläufig ein Statement. Dass man die alten Werte in Ehren hält, dass man „altmodische“ Musik mag, dass man sein Grufti/Waver/Goth-sein ganz bewusst lebt etc. pp.
Einfach schon deshalb, weil man sie eben nicht überall kriegt. Weil man sich ins Zeug legen muss, um so ein Relikt der alten Schule zu bekommen, und sich somit offensichtlich damit wirklich auseinandergesetzt hat.
Ein recht ungewöhnlicher Einstieg, in der Tat. Vielleicht aber auch in der heutigen Zeit der einzig ehrliche. Meine ersten Berührungspunkte hatte ich definitiv über die Musik, die wir damals in der Schule gehört haben. Depeche Mode oder The Cure war beispielsweise schwer angesagt. So strebt natürlich auch der Wunsch auf, es dem Outfit der Sänger gleichzumachen, weil man sich eben damit identifizieren konnte.
Die erreichte Provokation ist dann natürlich Bestätigung, denn unter anderem möchte man ja genau das erreichen.
In den 80er war eben alles übertrieben Bunt, Neon in alle Variationen und dann auch noch reichlich davon. Das führte dann auch bei einigen zum schwarz, der Ablehnung der bunten Welt, das geht mir heute auch noch sehr oft so. Man möchte sich natürlich nie in eine Schublade drücken lassen, denn aus mir unbekannten Gründen wirkt das offenbar immer differenzierend. Wie du schon sagst, man lebt seinen eigenen Stil, der sich nicht allein aus dem Styling zusammensetzt.
Die Entwicklung zu einer eigenen Persönlichkeit beginnt wohl in der Jugend, sie endet aber bei dem einen früher, bei dem anderen später. Ich habe mich immer wieder in anderen Szenen versucht und bin dann doch immer wieder zurückgekehrt, was bei mir dann letztendlich zu einem Bewusstsein und zu einer Festigung geführt hat. Bei manchen (vielen) stellt sich nie eine Festigung ein, die lassen sich immer noch verbiegen, umerziehen, mitreißen und anstecken, wie immer man das sehen möchte.
Bei optischen Stil gehe ich einen ähnlichen Weg, wenn auch mit anderen Vorzeichen. Ich bevorzuge immer noch den alten Stil und mische ihn mit Elemente der „neuen“ Szene. Deinem letzten Satz stimme ich daher uneingeschränkt zu.
Ich betrachte die Szene heute vielleicht wie einen Heuhaufen, in dem einige Stecknadeln stecken, die so sind, wie man war, wie man ist und wie man sein will. Diese Stecknadeln gibt es auch heute noch, nur der Heuhaufen ist viel größer geworden. Dabei spielt es oft keine Rolle wie die Stecknadel aussieht, hauptsache sie ist spitz :)
Erstmal Danke für das posten dieser herrlichen alten Artikel. Ich freue mich schon sehr auf die die noch folgen werden :)
Ansonsten hätte das was von Karnstein geschrieben hat genauso ich schreiben können ;) mir ging es da ähnlich, ich hatte immer einen Hang zu der guten alten Musik, und diese dann kurz vor meinem „bewussten“ schwarz anlaufen ;) wieder entdeckt für mich.
Und auch den Hang zur Farbe schwarz, obwohl mein Bild von Grufties auch schlichtweg falsch war zu der Zeit. Mir haben Bekannte immer nachgesagt, ich wäre ein Goth, hab es aber griundsätzlich abgestritten. Das eher da ich von der Szene nicht so das positive Bild hatte (in der Kleinstadt wo ich aufwuchs kam man nie mit der Szene in Berührung) bis ich mal an mir runtergesehen hab *lach* und mit dem weiteren Befassen mit Thema, Musik, den Leuten kam es mir dann, daß ich ja auch immer so war und noch bin. Mein erster Club-Besuch war wie endlich daheim ankommen.
Ich hab meine Pikes auch sehr lieb *g* auch wenn ich ansonsten eher zur historisch inspirierten Garderobe neige (naja, ich nähe leidenschaftlich gerne, je aufwendiger, umso mehr Spaß machts)
Trotzdem würde ich auch gerne wieder mehr Ur-Waver sehen, wenn ich die Bilder aus den alten Artikeln sehe geht mir das Herz auf *g*
Ach, altersmässig bin auch auch „erst“ Baujahr ’80, ich würd aber einiges dafür geben diese Ur-Szene selbst erlebt zu haben *fleißig weiter an zeitmaschine plan* :D
Und, der Vergleich mit denm Stecknadeln ist großartig geschrieben, Robert :)
@Rosa: Vielen Dank für deinen Kommentar, deine Internetseite hat mich auch schon erquickt. Dein Werdegang ist vielleicht nicht ganz so untypisch. Auch ich streite immer noch ab, dazu zu gehören und begehre auf, mich zu differenzieren um dann letztendlich einer Einsortierung in die Schublade „Gothic“ doch gar nicht so schlimm zu finden.
Die autodidaktische Szenefindung scheint wohl ein Phänomen zu sein, bei meinen ersten Schritten in der schon wieder abflauenden Waver-Szene 1987-1989 war ich ebenfalls ganz allein, denn bis auf einen gemeinsamen Musikgeschmack teilte ich nichts von meinen Ansichten mit meinen Freunden.
In der Zwischenzeit gibt es auch wieder neue Artikel, denen du unter http://www.spontis.de/category/schwarze-szene/dunkle-vergangenheit/ folgen kannst.
Danke :) meine kleine Heimseite braucht aber mal wieder etwas Zuwendung, zu wenig Zeit für so viel Arbeit …
Was die Schublade angeht seh ich das so: ich bin nunmal wie ich bin und kann und will daran nichts ändern, wenn dann nur in die Richtung wo ich mehr zu mir selbst finde und mich weiter entwickle. Die Etikettierung als Gothic seh ich in erster Linie als ein Wort um dem Ding einen Namen zu geben.
Die Bedeutung des Begriffes ist für mich individuell, eine Strichliste zum abhaken, wer am trvesten ist sehe ich dabei nicht, manch andere scheinen das aber so eng zu sehen, egal ob sie das gut oder schlecht finden.
Wenn mich auf der Strasse wer anspricht, dann tue ich mich eben leichter einen Begriff zu nehmen der mehr oder weniger „bekannt“ ist, und auf der Grundlage kann ich einem aufgeschlossenen Menschen meine Sicht darlegen. Meine Erfahrungen waren so immer sehr positiv.
Die neuen Artikel hab ich auch schon gesehen … wieder sehr herrliche Fundstücke :)
Ja, ich geb’s zu: Genau dieser BRAVO-Artikel war damals Mitte der 80er der Grund für meinen endgültigen Einstieg in die Waver-Szene. Ich komme aus einer norddeutschen Kleinstadt, in der sich jugendkulturell nicht sonderlich viel getan hatte und ich war auf jeden Zeitungsschnipsel scharf, der sich mit dem Thema Underground beschäftigte, seit ich mit 12/13 Jahren erste Kontakte zur Musik von Soft Cell, The Cure und depeche Mode hatte.
Als der Artikel erschien, war ich hin und weg: Die Outfits, die Schnallenstiefel, schwarze Kajalaugen – darauf hatte ich unbewußt gewartet. Aus heutigem Rückblick bin ich froh, daß ich damals mit 14 Jahren zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen zu sein schien – mitten in den 80ern! :o)
Wobei ich gerade diesem Artikel nicht unkritisch gegenüber stand: Waver tragen keine Markenklamotten? Was bitteschön macht dann das Herstellerlogo auf der Bluse von Claudia (16)? Waver hassen Zweiräder? Mist – muß ich jetzt mein Mofa verkaufen? Punks und Waver können nicht zusammen? Oh Gott, darf ich jetzt unseren Dorfpunk Fred nicht mehr grüßen, der es geschafft hatte, seine Eltern von der Pflegeleichtigkeit eines echten Irokesenschnitts zu überzeugen und auf den ich wegen der abrasierten Schläfen immer neidisch war?
Alles in allem sind diese Artikel wunderbare Rückblicke auf eine Zeit, in der sich die Waver-Szene noch viel Mühe mit ihren Outfits gab und ehrlich, beim Ablick der abgebildeten Pikes kann ich mir auch heute das Sabbern kaum verkneifen. Den journalistischen Gehalt der Artikel sollte man möglichst nicht zu ernst nehmen und zu kritisch analysieren – die BRAVO war von jeher so etwas wie die BILD-Zeitung für Jugendliche und übertrieb gern maßlos…der Auflage wegen… ;o)
Ãœbrigens: Ich ließ mir damals Pumphosen von meiner Tante schneidern, die professionelle Schneiderin war. Und ganz stilecht aus einem alten Bettlaken, von wegen „man kauft nicht von der Stange“…hehe. Die Hosen erleben gerade ein kleines Revival, ich hab sie beim googeln in mehreren Onlineshops gefunden und das gar nicht mal so teuer. Also mal ein wenig unter Google -> Shopping stöbern, gell? Ich selbst habe damals lieber sehr weit geschnittene schwarze Bundfaltenhosen (Tipp: Googelt mal nach „Il Padrino“ -> sogen. „Mafiahose“ aus Italien, leider sauteuer) und schwarze Karottenhosen aus Baumwolle getragen (es gab bei der Kaufhauskette „New Yorker“ damals superschicke schwarze Karottenhosen, die vom Knöchel bis knapp unterhalb des Knies geschnürt wurden – die sahen perfekt zu den Pikes aus. ;o)
Das mit den Klamotten von der Stange ist insofern lustig, als dass das seit etwa einem Jahr immer mehr und mehr meine Masche ist. Klar gibt es heute jede Menge Szene-Shops, online und auch real (ein Kumpel von mir hat sogar so einen), aber in aller Regel ist es doch überall der gleiche Ramsch.
Schnallen und Bondage wo man nur hinschaut, wenn man „Glück“ hat auch mal die immer gleichen Billig-Rüschenhemden und zwei oder drei Standardmodelle von Gehröcken. Nach Mänteln und Hosen schaue ich schon garnicht mehr…
Ich mache zwar nicht viel selbst, aber ein bewusstes Umschauen bei Nicht-Szene-Läden ist letztlich dennoch viel individueller und oft auch kostengünstiger. Warum sollte ich bei XtraX 60€ für eine schwarze Stretchjeans ausgeben, wenn ich sie bei BonPrix für 17€ bekomme? Mein Samtjacket ist von C&A, meine liebste Brokatweste von Western.de und Schmuck, Tücher und andere Accessoires aus Trend-Läden für Teenie-Chicas – man muss nur ordentlich aussortieren.
@Markus:
Unter den Knien geschnürte Hose… meinst du sowas hier:
Gefällt mir schon sehr gut, und ich fürchte, sowas bekommt man heute nicht mehr außerhalb von Gothshops, oder?
Und wenn ich am Rande mal Werbung machen darf für schönen, schwarzromantischen Kram der mal nicht dem deutschen Standard-Repertoire entspringt:
https://www.thedarkangel.com/
@Rosa: Das sehe ich ähnlich. Eine Einsortierung ist mehr eine Orientierung, denn ich denke das die Stile untereinander sehr stark vermischt sind. Pure Schwarzromantiker, Waver oder auch Cybergoths sind eher seltener, meist ist ein Cross-Over der verschiedenen Stile zu beobachten. Gerade diese Inhomogenität es ja auch, was die Szene so spannend macht, sieht man mal von der teils schrecklichen Musik einzelner Untergruppierungen ab. Ich finde es aber hilfreich jemanden grob einordnen zu können, um mich so auf ihn einzustellen ohne ihn dabei in der Schublade festzunageln. Das ganzheitliche Erfassen des Individuums setzt doch Freundschaft voraus.
@Markus: Schönes Coming Out, wenn man das mal so sagen darf. Ich habe genau wie du aber auch nicht alles für voll genommen, was in der Szene damals angesagt war, sondern auch schon früh versucht mich auszudifferenzieren, obwohl das natürlich zu dieser Zeit nicht mein erklärtes Ziel gewesen ist. Beispielsweise habe ich mich auch schon früh mit dem Computer versucht, das war Ende der 80er ja noch Neuland und stand eher im Gegensatz zum Gruftie-Sein.
Deine Link-Tipps waren sehr erquickend, bei der Mafia-Hose hatte ich akute Vergangenheitsfetzen auf dem Schirm. Das die Pluderhose gerade wieder Retro sind ist am deutlichsten daran zu sehen, das man sie verstärkt bei den Jugendlichen in den Casting-Shows sieht, wobei ich das natürlich nicht gutheißen kann :) Vielen Dank für deinen sehr ausführlichen Kommentar.
@von Karnstein: Ich stimme absolut überein, ich empfinde das als sehr spannend, mich durch die Kombination und den interessanten Einsatz von Stangenware neu zu erfinden. Eine schlichte und Gruftige Karottenhose habe ich beispielsweise von H&M für deutlich weniger Moneten als die in den teilweise völlig überteuerten „Szene-Shops“ angeboten werden. Ich schaue mich auch verstärkt nach Second-Hand Sachen um, denn gerade bei Szene-Klamotten kann man hier das ein oder andere Schnäppchen machen. Natürlich stöbere ich auch in Szene-Läden, oder zumindestens in dem einen, den wir hier in unserer Stadt haben, denn manchmal gibt es einfach keine Alternative oder auch ein gutes Sonderangebot.
Vielen Dank auch für deine Links, die „Fledermaushose“ ist sehr prickelnd, finde ich ebenfalls sehr gut und vor allen Dingen, sieht das auch noch ziemlich unique aus. Bei The Darkangel muss ich mich mal in Ruhe umschauen, bin aber schon vom ersten hinsehen sicher, dort etwas zu finden. „Und führe mich nicht in Versuchung…“ :D
@ von Karnstein:
Nein, mit „unter den Knien geschnürte Hose“ meinte ich eine ganz einfache Karottenhose aus dickerer schwarzer Baumwolle (Oberschenkel etwas bequemer geschnitten), die sich – typisch für Karottenhosen / Karottenjeans – ab dem Knie deutlich verengten. Jedoch nicht in dem starken Ausmaß wie bei der von dir abgebildeten Fledermaushose – die Hose, die ich meinte saß körpernah, eigentlich gar nicht so „gruftig“, einfach ’ne schwarze Hose, schlicht, aber durch die untere Schnürung ein Hingucker. Die Mode des Wave hatte großen Einfluß auf den Handel damals – „angewavte“ Klamotten bekam man auch in großen Ketten wie eben New Yorker; ich weiß noch, daß man 1986 in Berlin sogar in Edelboutiquen auf dem Ku’damm spitze Schnallenstiefel kaufen konnte.
Sowas wird heute leider nicht mehr gemacht, die aktuellen Schnitte von Hosen und Hemden finde ich unmöglich und untragbar – alles so eng und körperbetont, ganz dem Zeitgeist von Vitalität, Erfolg und Körperbewußtsein entsprechend. Beim Wave ging es meiner Aufassung nach gerade darum, sich zu verhüllen, geheimnisvoll zu machen, Konturen verschwinden zu lassen, das sieht man besonders an den beiden Artikeln „Wave ist eine Lebenseinstellung“ und „Carla, die Schockfriseuse“ – verstärkt sehr weitgeschnittene Klamotten bei den Protagonisten, bis hin zum alles verbergenden Talar. Aber wenig bis keine blanke Haut, sondern alles eher hochgeschlossen – und damit für mich Ausdruck der damaligen Introvertiertheit, die sich heute in Extrovertiertheit und Show und damit Inhaltslosigkeit verkehrt hat, dem WGT sei Dank. Die heutige „Szene“ empfinde ich nach dem, was ich gesehen habe eher als spaßorientiert mit Hang zum Verkleiden – das ist und war mir völlig fremd. Wir sind damals jeden Tag so rumgelaufen und die Anfeindung, die uns das einbrachte hat unseren Trotz und unsere Ablehnung nur verstärkt, oder? *knirsch*
Und wenn ich mir die aktuellen Trends in den Gothic-Shops so anschaue – Schlaghosen, Bondagehosen, die von dir zitierten billigen Rüschenhemden und Fetischgear – hat das so gar nichts mehr mit den 80ern gemeinsam – es ist fast so, als MÃœSSE man heute zwangsläufig nackte Haut zur Schau stellen oder wie Prinz Eisenherz aussehen, diesen ganzen – sorry – „Kram“, der aus der LARP und Mittelalter-Szene dazugespült wurde, Rüschen, Glöckchen, Mittelalterhemden kannte man Anfang der 80er eben nicht. Schaut euch mal DIE Postpunk-Band schlechthin an – BAUHAUS: Schwarze Sakkos und hautenge Hosen, kein kokettieren mit Samt und Spitze, Gehstock und Barockfummeln, genauso die „Sisters“ – schwarze Mäntel, enge Hosen…
Aber ich will mal nicht undankbar und überkritisch sein – ich bin schon glücklich über Robert’s Hinweis auf Pennangalan, der mir ein paar Wildleder-Pikes beschert hat, die ihren Namen verdienen! ;o)
Hinzufügen möchte ich noch: Ob des gestrigen Wahlergebnisses bin ich ziemlich erschrocken und wundere mich, daß gerade in diesen Zeiten – globale Wirtschaftskrise, Rezession, Abbau von Arbeitsplätzen, drohendes Hartz IV, Muskelspielerei von aufkeimenden Kriegsmächten – sich keine zweite, neue, introvertierte, sich abwendende Jugendbewegung entwickelt. Vielleicht ist die heutige Jugend rein gar nicht mehr politisch und registriert ihre Perspektive nicht so, wie wir unsere damalige mit nuklearer Bedrohung, Waldsterben, eisernem Vorhang und Modern Talking registriert haben und uns auch deshalb unsere eigene Alternative geschaffen haben: Schwarze Klamotten, Bands, die unseren Gefühlen Ausdruck verschafften, einige wenige Gleichgesinnte, bei denen man Halt fand, den man sonst nirgends bekam?!
@Robert: das stimmt, einerseits finde ich ebenfalls diese vielen unterschiedlichen Richtungen recht interessant, ich kann aber auch die wirklich „Alteingesessenen“ verstehen die mit den neueren Spielarten nichts anfangen können.
Die Weiterentwicklung und Aufspaltung finde ich dennoch nicht grundsätzlich schlecht, es kommt eben immer auf das Selbstverständis der einzelnen Gruppierungen an, eine schwarze reine Partykultur empfinde ich auch als überflüssig. Ich mag Musik sehr, insbesondere welche in der ich mich wiederfinden kann, muss aber auch zugeben daß ich so meine persönlichen „Partyknaller“ habe (keine Angst, nix „technoides“ ;) )
Und in vielen Unterströmungen kann man ja auch Bezüge zu den 80ern zurückführen – natürlich auch nicht zu allen.
Bei uns am Göttertanz läuft beispielsweise durchschnittlich mehr aus den 80ern als an allen anderen Veranstaltungen (vorausgesetzt es sind nicht explizit die 80er Parties ;) ) und sehr viel davon was dem Industrial-Umfeld angehört (Test Dept, Monte Cazazza, um nur schnell was zu nennen was ich grad im Hirn hab)
Und ich hab auch kein Problem bei Sisters und Cure im Reifrock auf die Tanzfläche zu stürmen ;)
Ich für meinen Teil bin oberflächlich-optisch gesehen ja eindeutig zu Schwarzromantikern und Kalkleisten „einordenbar“ *g* aber letztenendes sind auch solche Unterteilungen nur Verständigungsmöglichkeit, schade finde ich da immer daß es doch nicht wenige gibt die das nicht so sehen und in jeder „Etikettierung“ gleich eine starre Schublade sehen, und daraus entstehen Vorurteile und Abneigungen die nach meiner Erfahrung selten der Realität entsprechen.
Gut, mein eigener Stil hat mit dem Ur-Waver auch nicht viel gemein (bis auf die Pikes, die hab ich unterm Reifrock genauso an wie untertags ;) ), ich hab mich aber über mehrere Jahre dort hin entwickelt und bin jetzt optisch bei etwas angekommen mit dem ich mich absolut identifiziere, etwas das für mich durchaus einen tieferen Sinn hat, manche Aspekte davon teile ich auch mal anderen mit, das meiste ist jedoch sehr persönlicher Natur. Wenn ich mich auftakel dann mach ich mir die Mühe in erster Linie für mich.
Schwarzklamottenläden … hmmm, kann ich mich auch alles andere als positiv drüber äussern, ich hab ne Nähmaschine und mag die sehr. Ich mach auch meine Strassensachen so ziemlich alle selbst.
So, ich glaub ich denke jetzt mal über eine Schnitt-Konstruktion für anständige Pluderhosen nach, ich glaub ich brauch dann doch auch mal welche :D
@Markus: Ja, ich glaube 86-88 war meines Erachtens die Blütezeit des Wave, da bekam man in Düsseldorf an jeder Ecke Klamotten dieser Sorte. New Yorker habe ich so gar nicht mehr auf dem Schirm, viele Klamotten habe ich bei C&A gekauft, denn das Geld war ja bekanntlich knapp. Geheimtipp waren damals die Berufsbekleidungsgeschäfte, da bekam man beispielsweise schwarze Pfarrerhemden mit Stehkragen und Dackdeckerwesten. Auch die Docs bekam man schon in gut sortierten Geschäften (Halbschuh).
Deinen Eindruck im zweiten Absatz teile ich zu 100%, das hast du ganz prima zusammengefasst, dem kann ich eigentlich nichts mehr hinzufügen. Die täglichen Anfeindungen waren Programm, heute bekommt man die Leute kaum noch zum staunen, die haben sich mittlerweile an fast alles gewöhnt. Aber im Prinzip begrüße ich das, denn ich habe es nie unbedingt darauf angelegt zu provozieren, ich war glücklich und zufrieden mit meinem eigenen kleinen Waver-Dasein und fühle mich ehrlich gesagt ein bisschen wohler als damals, vielleicht bin ich auch Selbstbewusster, ich vermag das gerade nicht zu differenzieren. Die Sisters ordne ich aber einem anderen Stil zu, als die ihren Höhepunkt feierten, war die Szene gerade dabei sich selbst zu teilen und neue Facetten zu bilden.
Ich finde die Jugend von heute nicht unbedingt unpolitischer, das Engagement hat sich nur verlagert, was nicht immer zugunsten der Effektivität geschieht. Interessant finde ich deinen Aspekt, das sich die heutige Jugend in einer neuen Bewegung formiert, die wieder die gleiche Ängste und Bedürfnisse hat, die wir früher hatten. Das Internet hat da gute und schlechte Seiten. Anstatt sich mit Gleichgesinnten zu treffen, fügt man sie seinem Profil als Freund hinzu, man trifft sich nicht mehr, sondern schreibt sich lieber. Auf der anderen Seite führt das zu einer nie dagewesenen Informationsvielfalt, die sich auch automatisch und letztendlich auf die Szenegrößen und Beständigkeiten auswirkt. Auf jeden Fall finde ich deinen Gedanken spannend bis erschreckend zugleich, da muss ich unbedingt mal dranbleiben.
@Rosa: Ich begrüße es aus, wenn neues Entsteht und Altes überholt wird, denn Stillstand ist der Tod. Leider kommt es meiner Ansicht nach zu eine Verwässerung, weil sich das meiste, wie Markus bereits beschrieb, auf der Oberfläche abspielt. Ich vermisse den Tiefgang der über das „Verkleiden“ hinausgeht und die guten Dialoge, die ich aber glücklicherweise und zu meiner Ãœberraschung hier mit euch führen kann.
Wie ich bereits in einem anderen Kommentar geschrieben habe (glaube ich jedenfalls) finde ich auch ein Entwicklung was die Klamotte angeht auch wichtig, denn nicht alles was es heute zu kaufen gibt ist schlecht und nicht alles was es damals gab war gut. Ich bewundere es immer wenn Menschen Kreative Fähigkeiten haben die, wie in deinem Fall, zum schneidern von Klamotten ideal sind J Deshalb würde ich mich auch freuen, deinen Pluderhosenplan verfolgen zu können, vielleicht gehst du damit in Serie, ich denke 3 Abnehmer hast du schon mal.
wg. Pumphosen, Pluderhosen
Ich sagte ja, daß die Dinger ein Revival erleben – sogar Bonprix hat eine im Sortiment, sucht mal auf deren HP nach „Haremshose“…
So etwa sieht meine auch aus (nur hat die nichtmal die Hälfte gekostet)… Nett, aber auch nicht so wirklich prickelnd, oder?
@Markus: Du meinst DIESE Hose bei Bonprix? Sehr interessant, die würde ich gerne mal Live nach ihrer Qualität beurteilen, obwohl ich mir noch nicht ganz sicher bin, ob ich das gut oder schlecht finden sollte, dieses Revival.
@von Karnstein: Auch von Bonprix? Nett finde ich sie wirklich, aber noch nicht perfekt würde ich jetzt mal urteilen. Ich weiß nicht ob ich es auf den Versuch ankommen lassen sollte :)
Nein, meine ist von New Yorker oder irgendsowas, weiß ich nicht mehr genau. War irgendein bunt-trendiger Laden in einem großen Einkaufszentrum und gekostet hat sie 10 oder 12 Euro.
Aber ich finde den Schnitt einfach nicht so toll… das sieht irgendwie eher nach Jogginghose aus…
Ich bin gerade mal wieder nach Hosen am Stöbern. Auf der HP http://www.mittelalter.net gibt’s ganz nette Sachen…
Und unter google -> shopping gibt’s bei Eingabe des Suchbegriffs „Wikingerhose“ das Original :o)
Ich glaube ich muss mal wieder shoppen gehen, mir fehlen definitiv noch ein paar anständige Basic. Vielen Dank für das Geschmackmachen :)
@Markus: Vielen Dank für den Link, die Sachen gefallen mit ausgesprochen gut, scheint mir ein bisschen was anderes zu sein als der übliche Kram.
Rosa:
Du besitzt eine Nähmaschine und kannst auch damit umgehen? Nimmst du auch „Auftragsarbeiten“ (gegen Entgelt) an? Ich hab da im Auktionshaus Hood.de ’ne schicke Second-Hand-Hose gesehen, leider falsche Größe und Farbe (weiß statt schwarz; Einfärben geht leider auch nicht, da 50% Viskose / 50% Polyester, letzteres nimmt beim Färben wenig Farbe auf und die Nähte würden auch weiß bleiben)
:o(
Hab leider kein Schnittmuster, nur ein Bild der Hose… Bütte, bütte, bütte *liebguck* :o)
Hallo Markus!
Ja, ich glaub ich kann ganz gut mit meiner Nähmaschine umgehen :)
Schau mal auf meine Page, da findest du auch meine mail-Addresse :)
http://www.rosa-chalybeia.de
Hallo Rosa,
prima, vielen Dank für deinen Link! Bin zur Zeit im Weihnachtsgeschäft leider voll im Beschlag und komme zu gar nichts, aber im neuen Jahr komme ich gern auf dein Angebot zurück.
Falls jemand Interesse an ein wenig „schwarzer“ Musik hat – vielleicht schaut ihr euch mal meinen youtube Kanal an? ;o)
@Markus: kein Ding, ich lauf ja nicht weg :)
Und tolle Musiksammlung auf youtube, hat mich heute ausgezeichnet unterhalten :)
@Markus: Auch ich habe deinen Kanal mal abonniert. Bis jetzt habe ich es jedenfalls nicht bereut :)
@Rosa: Ich glaube, wenn du es einmal zeitlich schaffst eine derartige Hose zu zaubern, hast du jetzt schon einige „Kunden“. Würde mich freuen, wenn du uns von Zeit zu Zeit auf dem laufenden hälst. Eventuell machst du ja einen Eintrag in deinem neuen Blog: http://www.blog.rosa-chalybeia.de/
@Robert: kein Problem, meine Klamottenprojekte werden sicher auch einen guten Teil meines Blogs einnehmen :) … ich bin dran, aber jetzt ist Klamottage für Gala Nocturna in Antwerpen in Arbeit.
Jedenfalls, wer mich mit guten Bildern und gerne auch Erfahrungsberichte mit Originalen versorgen kann, bitte gerne kontaktieren, je mehr ich weiß umso leichter tu ich mir beim Schnitt basteln :)
Hallo!
Mit Begeisterung und Freude habe ich den Artikel noch mal „verschlungen“
Ich komme aus der New Wave Zeit und habe bis heute meine Lebenseinstellung nicht verändert.
Die meisten Kleidungsstücke habe ich selber gemacht bzw. meine Mutti ist Schneiderin und war mir immer behilflich. Heutzutage kaufe ich aber gern mal Klotten, wenn sie mir besonders gut gefallen oder auch mal extrem günstig sind. :-)
Allerdings muss ich dazu sagen, ich habe das Glück, dass ich mich privat und im Berufsleben frei entfalten kann und ich mich aber auch nicht ständig so ganz extrem zeigen muss.
@Rosa: Auf meiner Homepage wirst Du viele 80er Waver-Fotos finden. :-)
@Angy: Es gibt doch immer wieder dunkle Gestalten, deren Internetpräsenz ich noch nicht kenne. Eine ganze Menge gute Bilder gibt es dort in der Tat, werde mir mal eine Tasse Tee holen müssen um das ganze entspannt zu genießen.
Das Glück, sich immer so zu zeigen wie man möchte, ist nicht vielen vergönnt. Doch eine schwarze Seele bleibt seiner Einstellung immer treu, auch wenn eine Verkleidung darüber hinwegtäuscht :) Hat mich gefreut von Dir zu lesen.
@Robert:
Oh, danke für die schnelle und vor allem freundliche Resonanz.
Du hast mit Deiner Aussage auf jeden Fall recht, dass die schwarze Seele trotz allem bleibt. :-)
Ich mag es aber nun mal gern, oft anders zu sein. …hmm, ein wenig auffallen gehört vielleicht auch dazu, aber ich mag’s. Es darf nur nicht albern rüber kommen und dort, wo ich bei gleichgesinnten bin, ist ja eh alles erlaubt.
So würde ich jetzt also nicht provokativ mit extrem gestylter Frisur (Turm) zur Arbeit gehen, weil es würde mich persönlich ablenken. (sitzt jede Strähne noch da, wo sie hin gehört?) :-)
Eine Wuschelmähne ist da besser zu bändigen.
Also, in diesem Sinne, jetzt habe ich Urlaub und da stört mich sowieso nix…
In diesem Sinne, dunkle Grüße,
Angy
Mir gefielen sowohl die flippigen 80s mit den Turmfrisuren als auch die 90s, mit den dezenten Damen in „Jugendweihe“-Klamotten, also eher dem braven Düster-Styling, wie es spätestens 1993 in Mode kam. Mit dem heutigen, eklektischen Mist kann ich mich überhaupt nicht anfreunden. M’era Luna, WGT… ich denke immer, manche Leute kleiden sich schlechter als fünfjährige Kinder, denen immer das Hemd aus der Hose hängt und die immer ihre Socken farblich vertauschen. Andererseits wälzen sich manche Leute so stark in Glamour, dass der gewisse Biss verloren geht. Die erinnern mich eher an die bunte Glitzerwelt der New Romantics, aber nicht an Gothic im morbiden Sinne.
Den Bravo-Artikel sollte man, wie hier schon erwähnt, nicht zu ernst nehmen. Er diente vielleicht für einige als Inspirationsquelle für Kleidung und Szenezugehörigkeit. Nichtsdestoweniger sollte nicht vergessen werden, dass diese Bilder in den meisten Fällen gestellt sind. Von den Jugendlichen dort wird vermutlich keiner wirklich Waver gewesen sein. Ebenso wäre ich bei den Kommentaren vorsichtig. Zitate von mutmaßlichen 13jährigen, die von Sensibilität reden, nehme ich nicht wirklich ernst. Das haben sich vermutlich diverse Schreiber aus den Fingern gesaugt.
Eine Lebenseinstellung kann ich im Ãœbrigen noch immer nicht erkennen. Ein Life-Style vielleicht, aber keine gemeinsame Lebenseinstellung, die durch Religion, Politik und Philosophie gelenkt wird. Waver waren lustig, Waver waren traurig. Waver waren christlich, Waver waren dem latenten Satanismus zugeneigt. Es gab sogar welche, die sich am Buddhismus orientierten. The-Cure-Hörer waren sowieso meistens mit einer Art chronischer Traurigkeit behaftet. Kein Wunder, wenn man sich Dinger wie „Lament“ oder „The Same Deep Water As You“ reinzieht. Brückenspring-Musik nenn ich das. Im krassen Gegensatz dazu gab es wieder Bands, die mehr die rockigere Schiene fuhren. Die hatten zwar ’nen dunklen Touch, aber die vermittelten keine depressive Stimmung. So unterschiedlich wie sich die Musik zeigte, so unterschiedlich war letztlich auch der Waver-Haufen. Schon allein deshalb kann es keine homogene Geisteshaltung geben. Ablehnung und Rebellion, wie im Artikel geschildert, sind nichts Szenetypisches, sondern einfach charakteristisch für die Pubertät. Ganz logisch, dass sich sowas dann in den Jugendkulturen in geballter Form wiederfindet.
Da kann ich mich nur dem allererstem Kommentar anschließen …
Ich gehöre wohl zu den wenigen neuen ,die auch ein bisschen Ahnung von der Materie der Szene haben. Finde sowieso den alten look viel stielvoller und mysteriöser und ich wäre auch gerne 20 Jahre früher geboren worden um in den anfangsjahren der Szene zu leben ..(bin 16) :P
@Rosa:
Falls du dann mit deiner Zeitmaschine fertig bist kannst du mir ja dann bescheid sagen ;)
Achja ich hab mir deine Bilder angeschaut ,und die Bilder auf der Brücke ähnelten Stark einer in meinem Ort. Du wohnst nicht zufällig in Aalen oder Region ?
Hier ist nämlich in bezug auf Schwarze Szene nichts los .. ich kenne keinen der auch in der Szene ist und mit Leuten mit dem selben aussehen würde es bestimmt auch noch mehr Spaß machen :P
Gruß Alex
Es sei nur am Rande vermerkt, dass ich seit zwei Tagen (sehr glücklich!) im Besitz der oben von mir verlinkten „Fledermaushose“ bin – der allerletzten, wie ich es mir langsam scheint, aber ich denke, ich werde das (unter anderem) die Tage mal in einem eigenen Beitrag ausführen :)
Ich finde man sollte nicht nur an alte Zeiten denken oder ihnen gar nachtrauern, sondern die Inhalte, den Style, die Musik und den Zeitgeist erhalten und in die Gestaltung der heutigen Szene einbringen. Klingt jetzt aufregend und wichtig ist aber einfach als es zunächst klingt.
In der Masse der schwarzen Szene (und im Vergleich zu damals darf man ruhig von Masse sprechen) gehe viele Perlen in Sachen Style, Musik oder Inhalt einfach unter – sind nicht mehr provokativ genung, ziehen keine Aufmerksamkeit auf sich.
Wenn man so möchte geht die Szene in ihrer äußeren Erscheinung mit der Zeit, reichte früher eine Turmfrisur und schwarze Kleidung um zu provozieren muss man heute auf dem WGT schon nackig und mit Hundehalsband daherkommen um die Aufmerksamkeit der Fotografen auf sich zu ziehen. Und dennoch gibt es auch hier einen Lichtblick, Schwarzromantiker, wie Rosa beispielsweise, zeigen das „weniger“ nicht unbedingt „mehr“ ist, sondern Kreativität nach wie vor Beachtung findet.
Karnstein: Wenn ich mich nicht immer so zieren würde Bilder von mir selbst zu schießen ;) Ich freue mich auf neue Karnstein’sche Modenschau ;)
Ich plädiere auf eine „show-your-Pluderhose“-Aktion, für alle die haben :D – heh, ich hab bei mir ja auch n Bild hochgeladen ohne Augenbrauen und völlig verpeilt *lach* also nimm mal deinen Mut zusammen, Robert :D – vielleicht lässt sich eine Art Stöckchen für Pluderhosen-Träger draus basteln, oder was anderes doofes *lach*
Aber abgesehen davon: Danke für die netten Worte *blush*
*unterstützend nick und Pikes polier um heute abend die neuen Pluderhosen auch angemessen zu garnieren* ^^
Ach wie herrlich, ich bin Baujahr 74 und habe diese Wave-Zeit hautnah in den 80ern miterlebt. Ich stamme aus einer Kleinstadt und wir hatten nur die Bravo, aus der wir unsere Infos beziehen konnten. Mit meiner damaligen besten Freundin waren wir nur Sonntags in der Disco (die hatte für uns Jugendliche ab 15.00 Uhr offen – ja, sowas gab es noch in den 80ern) schwarz gekleidet. Ein türkischer Freund hatte mir extra aus der Türkei eine schwarze Pumphose mitgebracht, da es sowas bei uns nicht zu kaufen gab. Die hatte seitlich Goldbrokat und meine Mutter musste diese dann umnähen, was aber den Gesamtschnitt beeinträchtigt hat. Ansonsten haben wir unsere schwarze Kleidung selbst zurechtgeschneidert. Kreuze in allen möglichen Größen mussten sein – auch Kruzifixe. Es GAB aber schon Kleidung von der Stange! In der Bravo war oft Werbung für „BOY London“ abgebildet. Den Katalog hatte ich mir einmal bestellt, da waren supergeile Sachen drin. Leider hatte ich damals kein Geld dafür (bekomen), sodass ich immer mit „Wasser im Mund“ den Katalog intensiv durchblätterte. Musikalisch hörte ich am liebsten Cure, Mission, Sisters od Mercy.
Danke für die nostalgische Zeittreise!
@Robert
Im oben aufgeführten Artikel äußert sich Chris „Das was Ratte macht, in einem AbbruchÂhaus in LonÂdon leben, das ist nichts für uns Waver.“
Gab es nicht mal in der Bravo eine sogenannte Foto-Love-Story, die „Ratte haut ab“ oder so ähnlich hieß? Wäre witzig, wenn du die Geschichte – falls vorhanden – auch hier einstellen könntest.
@MadameMel: Touché, auch ich danke für deine Einblicke. Die meisten Infos bekam ich vom Schulhof, die BRAVO lieferte die Bestätigung, so war das jedenfalls bei mir. Ausflüge nach Düsseldorf eröffnete immer neue Shopping-Möglichkeiten. Ich hoffe natürlich das du Musik, Lebensstil und Outfit treu geblieben ist, oder ist es für Dich nur noch Erinnerung.
P.S.: Ich werde Dir Ratte bestimmt näher bringen können ;)
Das wäre großartig;-)
Meine Infos bezog ich von den älteren Wavern aus der Disco, eine zeitlang sogar von meinem Pariser Brieffreund, der in der dortigen Szene anzutreffen war. Er schilderte mir ausführlich „Les Catacombes“, also den spontanen Partys in den stillgelegten Tunnelschächten (das gab es lange vor der Techno-Zeit) und informierte mich über einschlägige Bands, an deren Namen ich mich leider heutzutage gar nicht mehr erinnern kann (außer Siouxsie & the Bangees, Anne Clark, Faith and the Muse, die aber auch bei uns bekannt waren).
Ich höre so gut wie alle Musikrichtungen, das richtet sich bei mir je nach Lust und Laune. Die Einstellung ist weitgehenst geblieben. Damals fand ich Vampire total gut, mittlerweile kann ich damit überhaupt nichts mehr anfangen. Der neue Hype geht an mir völlig vobei. Schwarz sind manchmal die Gedanken und oft auch noch die „Grundkleidung“.
@Madame Mel: Heutige Vampire sagen mir auch nicht mehr zu, seit eine Liebesschnulzenautorin die ganze Thematik versaut hat :) Aber gerade die internationalen Szenen finde ich in diesem Zusammenhang sehr interessant, da es gerade in den 90er zu einer ausdifferenzierung auf Länderebene kam. Die Franzosen beispielsweise haben einen ganz anderen Geschmack und definieren „Gothic“ als Musikstil deutlich anders und sind auch heute noch eher Wave-lastig, wie ich finde. „Der neue Hype“ ist auch nichts für mich, ich partizipiere zwar mit einigen Trends, bin jedoch im Grunde eher „klassisch“.
Der „ultimative“ Vampir war meiner Meinung nach Kinski als Nosferatu – weil nur Regisseur Werner Herzog kapiert hatte, daß „ewiges Leben“ kein Segen sondern vielmehr ein Fluch ist und die Traurigkeit, Einsamkeit und innerliche Leere, die daraus resultiert von niemandem besser verkörpert wurde als von Kinski – so umstritten und polarisierend seine Künstlerpersönlichkeit auch gewesen sein mag. So richtig verstanden habe ich die Idealisierung und Romantisierung von Tod innerhalb der schwarzen Szene eigentlich nie; ich orientierte mich später mehr an Robert Smiths Haltung, der – angesprochen auf seine Besuche im legendären „Batcave“-Club in London – sinngemäß sagte: „Die Verklärung des Todes in dieser Szene verstehe ich nicht. Jeder, der einen Menschen den er liebte verloren hat weiß, daß am Tod nichts romantisch und liebenswert ist.“ Das sich die Subkultur des (Dark) Wave und daraus später seine vielfältigen Ableger in den 80er Jahren entwickelt haben, ist für mich nur logisch – für mich war das Ausdruck der Sehnsucht nach Rückbesinnung auf sich selbst, auf die menschliche Vergänglichkeit, die In-Frage-Stellung der sich in den 80er Jahren entwickelnden kritiklosen Konsumorientierung, der damaligen Lebensumstände aus kaltem Krieg, permanenter atomarer Bedrohung und gedankenloser Umweltvernichtung und nicht zuletzt der daraus vielfach gewachsenen Zukunftsangst. Songs wie „Sleeper in Metropolis“ von Anne Clark und „City Lights“ der französischen Cold-Wave-Band Little Nemo reflektieren das bis heute, ebenso wie frühe The Cure-Alben, etwa „The Head On The Door“ und vor allem „Pornography“. Ich will nicht rumjammern das „früher alles besser war“; das war es weiß Gott nicht. Aber im Herzen immer irgendwie Waver geblieben kann ich heute mit der schwarzen Szene so gar nichts mehr anfangen. Die vielen Kommentare auf YouTube offenbar ähnlich denkender, heute über 40-jähriger, die die damalige Zeit hautnah miterlebt haben zu Klassikern wie den oben genannten Songs bestätigen mir das. Und reflektieren bis heute den Stolz darüber, früher mal Pikes und Stachelhaare getragen zu haben und den Mut gehabt zu haben, bewußt anders gewesen zu sein in einer beginnenden Ära, die nach den zugekifften und gelähmten 70er Jahren plötzlich Körperkult und -Wahn mit Aerobic, Bodybuilding und Krokodil-Emblemen auf pastellfarbenen Poloshirts in den Mittelpunkt stellte und zum neuen zwingend zu erreichenden Status erklärte. Ob der Punk nun eher eine kommerzielle Marketingstrategie und Modewelle oder tatsächlich innere Attitüde und politischer Ausdruck war – stellt euch vor, es hätte ihn nicht gegeben: Ohne seinen gesellschaftlichen Einfluß Ende der 70er – was wären die 80er für ein langweiliges Jahrzehnt gewesen… ;o)
@Markus: In der Tat, Kinski als Nosferatu in „Phantom der Nacht“ lebt tatsächlich von Kinski’s Art sich in Rolle zu versetzen und von Herzog, dem man nachsagt als einziger mit Kinski zurecht gekommen zu sein.
Das Zitat von Smith kenne ich auch, doch ich denke hier hat Smith erkannt, das sich Musik und die Anhängerschaft auseinander entwickeln. Schließlich ist es doch die Musik gewesen, die den Tod in einen melancholisch musikalische Kontext setzte. „Faith“ von 1981 entstand aus der Depression, die der Tod aus Smith’s Umfeld in ihm auslöste – er setzte das musikalisch um. Smith ist in dieser Hinsicht ein wenig Engstirnig wie ich meine, denn war es auch seine Musik die diese Ideen in die Köpfe der Fans pflanzte um sich dann über die Folgen zu beschweren.
Darüber hinaus sehe ich nicht, das der Tod innerhalb der Szene idealisiert wird, ganz im Gegenteil. Den meisten geht es schlicht um die Ästhetik der Vergänglichkeit, dem „schocken“ des Umfelds, das zu dieser Zeit den Tod aus dem Leben verdrängt. (Wir versetzen uns in die geistige Haltung der 80er, in dem kalter Krieg, Umweltverschmutzung wie ein Schwert über den Köpfen lauerte). Ein Romantisierung findet meiner Ansicht nach auch nur auf der visuellen Basis statt, spricht man Szeneangehörigen, so ist der Tod keineswegs etwas, was man „schön“ findet.
„Früher war alles besser“, ist wie du schon sagst ein Illusion – die meisten die der Vergangenheit intensiv nachtrauern und sich mit den heutigen Phänomenen nicht mehr auseinandersetzen wollen haben resigniert und idealisieren ihre eigene Vergangenheit. An die schönen Dinge erinnert man sich eben länger.
Auch heute noch gibt es einen kreativen, feinfühligen und gedanklich starken Kern der Gothic/Wave Szene, er scheint nur in der Oberflächlichkeit der Kommerzialisierung zu ertrinken. Aber man sagt doch: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Vielen Dank für deinen anregenden Kommentar!
„Claire Obscure“ ist nicht nur ein Begriff aus der Kunstszene (Hell-Dunkel-Malerei), sondern auch eine französische Band, die ich bei obiger Erwähnung meines „correspondant“ aus Paris lange in meinen Gehirnwindungen gesucht – und schließlich gefunden – habe. Nachdem mir dann nach Eingabe des Namens bei youtube das Foto eines altbekannten Plattencovers entgegensprang (die ich damals – surprise – am Briefkasten fand), war dann alles klar… Für unsere Nachbarn war Claire Obscure eine einflussreiche Band der 80er, sollen sie doch Urheber des Begriffs „Cold Wave“ sein, was für mehr als ein ganzes Jahrzehnt Frankreich prägte. Ich finde, dies sollte hier auch einmal kurze Erwähnung finden, nachdem wir (fast) ausschließlich durch Britische Wave-Bands beeinflusst wurden und immer noch werden. Hier zwei Kostproben (leider keine „official videos“):
@Robert: D´accord, bei den Franzosen laufen zwar alle möglichen (kulturellen) Stilrichtungen zusammen, aber das Ergebnis, was letztendlich aus dem Mixer herauskommt, ist – irgendwie – IMMER französisch. Wer mal einen Blick auf den französischen New Wave werfen möchte, hier ein weiterer Link:
Früher war tatsächlich nicht alles besser, aber man war mehr mit sich und seinem direkten Umfeld beschäftigt, als mit Umwelt, Politik, Gutem und Bösem. Das hat man zwar – natürlich – auch wahr genommen, aber erst im zunehmenden Alter hinterfragt man um einiges intensiver die Dinge und ändert so manchen Blickwinkel. Und je mehr man denkt, umso komplizierter wir alles. Außerdem gab es „damals“ nicht die brachiale Gewalt der Medieninformationswelle. Deshalb ist für viele die eigene Jugendzeit rückblickend gesehen eine unbeschwerte Zeit, an die man sich gerne erinnert. Das heißt ja wirklich nicht, dass man nicht gerne im Hier und Jetzt lebt. Ganz im Gegenteil!
@Madame Mel: Ich hege ebenfalls eine große Leidenschaft für die Protagonisten der französischen Cold-Wave wie Trisomie 21, Norma Loy, Little Nemo oder auch Opera Multi Steel – selbstverständlich auch KAS Product. Den Kracher (falls du ihn nicht schon kennst) darfst du Dir ebenfalls nicht entgehen lassen:
http://www.youtube.com/watch?v=6Ki2R9OieiY
„aber erst im zunehÂmenÂden Alter hinÂterÂfragt man um einiÂges intenÂsiÂver die Dinge und ändert so manÂchen BlickÂwinÂkel.“ Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann, sagt man. Den Blickwinkel ständig ändern zu können sollte man sich bis ins Alter bewahren, das ist ganz wichtig. Hier ist übrigens ständige Selbstkontrolle nötig, damit man nicht irgendwann in Altersstarrsinn verfällt ohne es zu merken :)
@Robert
merci – gute Wahl; den Titel kannte ich zwar, aber nicht das dazugehörende Video. Für mich wieder eine Bestätigung, dass sich (zum Glück) einige Bands auf die Musik konzentrier(t)en und auf den ganzen Schnickschnack Drumherum verzichte(te)n. Sie lassen ihre Musik in Kombination mit einer starken (Bühnen-)Präsenz der Fronfrau sprechen.
Heutzutage ist es leider so, dass – umso mehr die „Künstlerin“ ihre Unterwäsche zeigt – das „Produkt“ schneller und besser vermarktet und „an den Mann“ gebracht werden kann. Es geht leider nicht mehr um das „wahre Eigentliche“ und die Jugend vergisst, um was es eigentlich geht. Schade.
@Madame: Aber das ist nur die Oberfläche. Das „wahre Eigentliche“ gibt es immer noch, es ist nur unter einer glänzenden und riesige Oberfläche verborgen. Die Jugend kennt es also erstmal nicht anders und ich denke es ist an uns die Willigen für einen Tauchgang mitzunehmen. Es bringt nichts der Jugend nur zu zeigen was einmal war, sondern was immer noch ist und was werden kann. Vor allem in einer Szene die verlernt die Luft anzuhalten um einen Blick der „Unterwelt“ zu erhaschen.
@Robert
Na Goth sei Dank gibt es mittlerweile gute (Internet-)Plattformen, um diese Jugend mit auf den „Tauchgang“ zu nehmen und ihnen das Verborgene unter der Eisschicht aufzuzeigen… aber dafür, so hast du ganz richtig angemerkt, ist „Wille und Willigkeit“ Voraussetzung.
@ Madame Mel
Dein Kommentar mit der „Künstlerin“ und ihrer Unterwäsche treibt mir gerade ein Schmunzeln auf die Lippen. Mir schoß neulich bei einem zufällig beim Zappen erwischten Lady Gaga-Video auf MTV der Gedanke durch den Kopf „Okay, das ist jetzt also die zweite Dekade des neuen Jahrtausends – Talent wird durch das Nichtvorhandensein von als solcher noch zu bezeichnender Oberbekleidung ersetzt.“
Auf YouTube sah ich vorhin ein über sieben Minuten (!!!) langes, selbstgedrehtes Video, indem ein draller weiblicher amerikanischer Teenager bedeutungsvoll präsentierte, wie man von einem alten T-Shirt den Kragen abschneidet, damit es „original wie aus den 80er Jahren“ aussieht. Ich konnte mir den Kommentar nicht verkneifen, daß wir in den 80er Jahren dazu keine Videoanleitungen auf Internetportalen brauchten, sondern einfach eine Schere genommen und abgeschnitten haben, was uns überflüssig erschien.
Vielleicht ist es das, was uns in den 80er Jahren zu Wavern, Gruftis, Gothics, Schwarzen gemacht hat – der eigene Wille und die Bereitschaft selbst zu entscheiden, was gut und schlecht, was richtig und falsch ist. Ohne dabei permanent bis zur Betäubung von einer lauten Medienwelt zugedröhnt zu werden, die uns pausenlos suggerieren will, daß wir ohne den kritiklosen Konsum ihrer Produkte und Inhalte, ohne ihre schillernden Seifenblasen kein Leben führen…
@Marcus
[…]VielÂleicht ist es das, was uns in den 80er JahÂren zu Wavern, GrufÂtis, Gothics, SchwarÂzen gemacht hat — der eigene Wille und die BereitÂschaft selbst zu entÂscheiÂden, was gut und schlecht, was richÂtig und falsch ist[…]
JA – GENAU DAS IST ES!!! Wir können stolz (und froh) sein, die 80er hautnah „live“ erlebt zu haben – deshalb sind wir relativ resistent gegen diese brachiale Medienpräsenz. Wir mussten uns nicht ständig dem Konsumentenwahn und dem Vorgaukeln falscher Tatsachen – dem trügerischen „schönen Schein“ – unterwerfen.
Das fing schon beim „fundamentalen Ausdruck der Gegenbewegung“ – sprich schwarzer Kleidung – an. Die Szeneklamotten waren teuer und man konnte sich die nicht leisten (-> außer ein paar guten Pikes, DER Investition schlechthin). Aus dem Bogeys bzw. Boy London Katalog kamen zwar gewisse Vorgaben (und das ganz ohne Videoanleitung!), aber es war Kreativität und Phantasie des Einzelnen gefragt, die Kleidung entsprechend mit Ketten, Nieten, Sticker oder Kreuzen zu bearbeiten.
Kreativität fördert das Denken – wenn allerdings die Denkfäden vom Marionettenspieler übernommen werden, kann er triumphierend auftönen: „Willkommen im Puppentheater“.
Oder um es einfach mal mit S.J.Lec auszudrücken: „Marionetten lassen sich sehr leicht in Gehenkte verwandeln. Die Stricke sind schon da“.
„VielÂleicht ist es das, was uns in den 80er JahÂren zu Wavern, GrufÂtis, Gothics, SchwarÂzen gemacht hat — der eigene Wille und die BereitÂschaft selbst zu entÂscheiÂden, was gut und schlecht, was richÂtig und falsch ist. Ohne dabei perÂmaÂnent bis zur BetäuÂbung von einer lauÂten MediÂenÂwelt zugeÂdröhnt zu werÂden, die uns pauÂsenÂlos sugÂgeÂrieÂren will, daß wir ohne den kriÂtikÂloÂsen KonÂsum ihrer ProÂdukte und Inhalte, ohne ihre schilÂlernÂden SeiÂfenÂblaÂsen kein Leben führen…“
Das hast du schön geschrieben. Manchmal steckt in der Einfachheit der Worte mehr Wahrheit als in Seitenlangen Analysen dicker Wälzer. So habe ich das auch in Erinnerung. Ich erinnere mich wie ätzend (solche Worte benutzte man damals auch) wir das fanden, was „Formel 1“ uns als neu und modern vorkaute. Wir wollte Musik hören die wir gut fanden und so aussehen wie es gefallen hat. Mit „Verfeinerungen“ war das eigentlich immer so Wellenartig, hatte einer verzierte Pikes an, so gingen die anderen hin „Cool“ und entwickelten das weiter :) Hach ja…
Ich hab leider keinerlei Bezug außer einem Cousin, der in den 80ern klar zu den Wavern gehörte. Dass ich über diese Website stolperte, hat mehr damit zu tun, dass ich ein wenig auf dem Retro-Trip bin und über die 80er recherchiere …
Ich will aber trotzdem loswerden, dass es mir (damals aus Ahnungslosigkeit weniger, heute um so mehr) einfach wahnsinnig imponiert, wenn jemand für seine Ideen einsteht und sie deutlich zeigt. Mein Cousin musste sich seinerzeit schon öfter anpöbeln lassen, er fiel überall eben auf, aber hielt daran fest – etwas, was ich damals (mit zarten 13 Jahren) noch gar nicht richtig begriff. Ich bin bloß immer Geek gewesen und Geeks sehen bekanntlich bestenfalls beliebig aus und hocken meistens vor Computern, und damit gehöre ich sogar zu dem „Feindbild“ der Waver, als ein technokratischer, wissenschaftlicher Typ.
Trotzdem fasziniert mich der Gedanke ungemein, die eigene Haltung offensiv/extrovertiert zu zeigen, dazu gehört eine solide Ãœberzeugung und der Wille zu eigenen Individualität (wenn man den Rest der angepassten Gesellschaft einbezieht). Darin liegt eine einzigartige Schönheit und manchmal wünsche ich mir, ich würde nicht in so einer zu 99% konformen Kompromiss-Welt leben, sondern in einer schillernden, verrückten Welt voller Kontraste. Kontraste sind es, die bewegen, die zur Auseinandersetzung (hoffentlich der positiven Art) führen und die alle weiterbringen. Obwohl sich die Welt weiterdreht und auch vieles sich ändert (irgendwie), vermisse ich diese Kontraste. Speziell nach dem Ende der 80er scheint alles nur noch glattgebügelter zu werden, selbst wenn sich mal etwas Kontrast zeigt, wird der auch wieder glattgebügelt, weil sich der Kommerz darauf stürzt und es assimiliert. Insofern – wenn Euch (ihr, die aus der Reihe tanzt) jemand mal „anstarrt“, dann ist es nicht immer Abneigung o.ä., sondern im Gegenteil: offene Bewunderung. Es gibt etwas in mir, dass auch so sein will, aber ich weiß andererseits, dass ich das wiederum nicht _bin_. Vertrackt …
Was den technokratischen Teil angeht, nur für’s Protokoll: ich glaube nicht, dass mit Mathe und ein paar Chips die Welt erklärt ist, bestenfalls die Hälfte davon. Denn trotz allem „Fortschritts“, trotz aller Computer und Hubbles, die millionen Lichtjahre tief in den unbekannten Raum blicken, bleiben wir uns selbst immer noch das größte Geheimnis. Das ist auch verdammt gut so, ich könnte es selbst nicht ertragen, wäre alles so deterministisch wie das Innere eines Computers.
EDIT:
BTW ist das hier ein grandioser Thread … man verzeihe mir, wenn ich ihn erst richtig durchgehe, nachdem ich meinen eigenen Post verfasste. Es musste spontan sein, sonst hätte ich vergessen, was ich eigentlich sagen/schreiben wollte.
Aber hier finde ich einen exzellenten Post zu dem Thema Waver/Gothic nach dem anderen, pures Gold.
„…und damit gehöre ich sogar zu dem »FeindÂbild« der Waver, als ein techÂnoÂkraÂtiÂscher, wisÂsenÂschaftÂliÂcher Typ.“ Das sehe ich nicht so, Feinbilder entstehen nur oft aus Unverständnis oder aus falschem Neid heraus. Ein Geek kann meiner Meinung nach eine zusätzlich Eigenschaft sein, die Waver sein nicht ausschließt. Zumal „Wave“ als Musik ja häufig elektronisch orientiert ist, vor allem Dark Wave könnte wohl nicht ohne das technokratische. Wie also kann man etwas ablehnen, wozu man im Grund tanzt? Die, die den technokratischen Typen ablehnen und als Feindbild betrachte, haben wohl nicht weit genug gedacht. Ich darf mich auch als Nerd/Geek betrachten und als Waver, das ist bei Rosa Chalybeia auch nicht anders ;)
Dein mittlerer Teil: Toll! Wirklich ein großartiger Einblick in Deine Gedankenwelt zu dem ich eigentlich nur eine Sache hinzufügen möchte: Kontraste gibt es heute noch, es ist nur immer schwieriger geworden, welche zu erzeugen, weil die Gesellschaft überreizt ist. Dieses Phänomen schwappt auch in das Szene-Innere. Mit deinem Satz „Es gibt etwas in mir, dass auch so sein will, aber ich weiß andeÂrerÂseits, dass ich das wieÂderum nicht _bin_.“ bis du mittendrin statt nur dabei ;) Denn damit hast du vielen, die einfach nur so sind weil sie es cool finden oder weil andere das machen einen Schritt voraus.
Edit: Es gibt nichts zu verzeihen. Kommentare dürfen sich gerne auch nur auf den Ursprungsbeitrag beziehen, an einer entstandenen Diskussion teilzunehmen ist immer optional ;)
@mr.roboto
Ich glaube, wenn die Schwarze Szene überhaupt ein Feindbild hat, dann ist es das Bild vom Menschen, der nicht nachdenkt, nicht reflektiert, keine Verantwortung für sein Handeln übernimmt, blind konsumiert, rücksichtslos zerstört, Moral und Ethik-Vorstellung nicht individuell entwickelt sondern auswendig lernt und die Glitzer- und Glamourwelt als „das Leben“ ansieht. Diese Aussage ist zwar unvollständig und stark verallgemeinert, aber sie geht in die richtige Richtung.
Ob jemand ein Nerd ist, sich traut, ein ungewöhnliches Outfit zu tragen oder nicht, ist sicher kein Kriterium für „Feind oder Freund“. Der Mittelteil deines Kommentars hat mich berührt. Allerdings muss ich dir ein kleines Stück des Traums rauben, denn auch Gothics leben in einer Welt aus Kompromissen, die nicht immer verrückt ist und schillert sondern in weiten Teilen ganz gewöhnlich ist. Und ganz nebenbei: Ein Mensch wird nicht durch Extrovertiertheit und tolle Outfits zu dem, was man allgemein als „individuell“ ansieht, sondern allein durch Authentizität.
Ich schlage vor: Hör auf, zu „bewundern“, zieh dir einfach eine ganz gewöhnliche schwarze Jeans an und ein ganz gewöhnliches schwarzes T-Shirt (damit du dich nicht unwohl fühlst in der schwarzen Menge) und geh einfach mal auf ein Festival und hab Spaß. Oder, um einen Szene-Spruch zu verwenden: Komm auf die dunkle Seite – Wir haben Kekse! ;-)
Was das Szene-Feidnbild angeht bin ich voll auf Orphi’s Seite :)
Und Nerd – ich? Ja, definitiv :). Sehe ich auch nicht als Szene-Feindbild, ganz im Gegenteil. Viele Grufties die ich kenne sind im IT Bereich tätig, weil man da – besonders als Programmierer – seine Ruhe vor Menschenmassen hat. Auch das hat mich dazu bewogen mich für den Job zu begeistern. Auch wenn ich inzwischen andere Ziele verfolge und nur noch hobbymässig am Rechner Code zusammenbastle.
Aber nicht nur das Kriterium „Mensch“ ist da wichtig, auch der Spaß an der Technik, das Interesse dafür wie die Welt funktioniert. Das ist nicht allein auf mystische und esoterische Herangehensweisen beschränkt – was auch so ein Klischee ist, das ich zwar ebenfalls erfülle, aber ich habe mich für Wissenschaft und Technik als Studienfach seinerzeit entschlossen, weil mich faszinierte wie die Welt funktioniert. Es fasziniert mich immer noch, und neben der Nähmaschine hab ich Physik Fachbücher liegen ;) – nu rist das eine Seite. Aufs Physik-Lehrbuch wird dann auch ein Werk von Aleister Crowley gelegt.
Die Wissenschaft weiß längst nicht alles. Das ist ein Trugschluß, denn wir wähnen uns so viel zu wissen daß es alles sein könnte – aber das taten auch viele Generationen vor uns. Und vielleicht kommen Crowley und Feynman irgendwann auch in der Mitte zusammen. Das zeigt die Zeit.
@Mr Roboto: Du klingst etwas als wärest Du auf der Suche. Wie Orphi schon meinte – kram einfach ein schlichtes schwarzes Shirt und ne ebenso gefärbte Jeans aus dem Schrank und schau Dir die Szene hautnah an. Lern die Leute kennen und ihre Ansichten. Vieleicht erkennst Du was wieder was Du auch empfindest. So bin ich in die Szene geraten, und sie ist im Kern immernoch mein Zuhause :)
Ich muss sagen, mehr noch als den Artikel selbst, finde ich die Kommentare sehr inspirierend und interessant.
Ich selbst bin auch durch die Literatur in diese Szene gerutscht (Baudelaire, Leautreamont, Poe, Huysmans), vom Optischen her kann ich mich auch eher mit viktorianisch oder barocker Kleidung identifizieren – also was mein eigenes Aussehen betrifft.
Jedoch finde ich den Stil aus den 80ern auch sehr schön und faszinierend. Und Pikes sind einfach cool – um es mal ganz umgangssprachlich auszudrücken ;) Von den Haaren mal abgesehen finde ich diesen Stil auch schön altagstauglich.
Alles in allem habe ich erst seit kurzer Zeit angefangen, ein bisschen in der Vergangenheit zu stöbern. Zwar kannte und hörte ich Bands wie The Cure, die Sisters oder Siouxsie & the Banshees, aber woher diese Bands stammen, damit habe ich mich nicht beschäftigt. Aber seit ich auf dem (bösen, bösen) WGT war und dort dergleichen gesehen habe, wollte ich unbedingt wissen woher das kommt.
Zwar kann ich zustimmen, dass es auf dem WGT sehr viele sehr nackte Menschen gibt – aber man sieht auch die oben so nett beschriebenen Stecknadeln!
Vielen Dank also für diesen wundervollen Eintrag und die aufschlussreichen Kommentare – ich fahre dann in meinem Tauchgang mal fort ;)
Ein halbes Jahr später und ich habe einige Aladinhosen und Pikes im Schrank ;)
Dieser Beitrag war sehr inspirierend!
Btw, wer Bilder sucht: tumlbr ist eine große Hilfe – und es besteht Suchtgefahr! ;)
Schön, wenn der Beitrag eine solche Wirkung bei Dir hatte. Ich würde mir wünschen, wenn sich mehr Menschen auf den „Chic“ der Vergangenheit konzentrieren würden, anstatt sich wieder und wieder in viel zu enge Lackcorsagen zu zwängen, oder noch ein Stückchen mehr Haut zu zeigen. Dein Kleiderschrank, liebe Vyvyan, ist übrigens gerade sehr interessant für mich geworden, vielleicht bereicherst du uns durch ein Bild deines neuen Outfits? robert@spontis.de würde sich darüber sicherlich freuen. Vielleicht auch, um bei „Ohne Worte“ einen Platz zu finden ;)
Hallo Robert,
ich bin auch sehr froh, dass ich über diesen Beitrag gestolpert bin! Hab ein paar Bilder auf tumblr hochgeladen, du kannst sie dir ja mal angucken ;)
leider hab ich noch nicht so viele Bilder von solchen Outfits, aber ich kann nochmal schauen.
Ãœbrigens zu Aladin Hosen: findet man ganz einfach auf ebay, ich war sehr erstaunt (und erfreut)!
Wer in Berlin wohnt, sollte mal beim Alexa vorbei schauen, da gabs so zu Neuhjahr rum auch Pikes runtergesetzt.
Ganz liebe Grüße <3
Hmm in der heutigen Zeit wirkt der „80er Gruft Look“ irgendwie fast immer total aufgesetzt finde ich..so auch im letzten Post…ganz selten, dass eine Person die passende „Ausstrahlung“ dazu hat.
aber netter Artikel btw, ich erinnere mich als sei es gestern gewesen ^^v^^ wie gern würde ich meine Jugend nochmal durchleben
Miss Geométrico, ich glaube, ich weiss, was du meinst. Auf mich hat es die gleiche Wirkung. Es ist wohl ein Unterschied, ob etwas dem Zeitgeist entspringt und in seiner Entstehung ist und aus einer inneren Stimmung heraus zur Umsetzung gelangt oder ob etwas kopiert wird. Auf mich wirkt es oft wie eine perfekte äußere Inszinierung im Gegensatz zu unperfekt gelebt. Mir kam es früher „ausgelatschter“ vor, aber die Haltung hat gestimmt :D
Ich denke, „aufgesetzt“ ist relativ. Ich verstehe zwar, was gemeint ist, aber dennoch wäre es vielleicht gut, zu bedenken: Auch wenn es nicht mehr dem generellen „Zeitgeist“ entspricht, heißt es nicht, dass nicht einzelne Individuen sich eher jenem Zeitgeist angehörig fühlen als dem jetzigen. Kann man es deswegen als aufgesetzt bezeichnen? Ich bin mir sicher, dass man damals ebenso visuelle Vorbilder hatte wie heute und man nicht unbedingt bei allem selbst auf die Idee kam, es SO und nicht so zu machen.
Trotzdem kann man sagen, dass in der mom. Szene durchaus Personen unterwegs sind, die sich für mehr 80er als die 80er halten. Persönlich gesehen, finde ich das schade. Ich halte es durchaus für möglich, sich etwas Vergangenem mehr zugehörig zu fühlen und dennoch das Jetztige nicht auszuschließen.
Ein wirklich schöner Artikel.
Ich mag Punks schon
Hallo ihr lieben,
ach wenn ich die Bilder sehe geht mein Herz auf. Ich denke das geht jedem so der in seine Jugendkultur blickt.
Mein Gott das ist bald 30 Jahre her.
Ich war zu dieser Zeit der klassische waver mit Turm , pikes , Kajal…
die Zeit hat sich geändert und ich bin einfach nur dankbar damals dabei gewesen zu sein.
Natürlich ist viel an dem Inhalt quatsch.
Waver machen kein Sport ? Ich habe immer Sport gemacht. Die wavermädels fanden das glaube ich ganz nett unter der weichen Fassade einen coolen Body zu finden. Hätte natürlich keiner so gesagt :-)
Robert schrieb:
Oder sie entscheiden sich bewusst gegen eine Szene und hegen einfach ihre Freundschaften hier und dort und anderswo. Ich würde es eher als eine Art zu Reisen beschreiben (Wobei ein Reisender offen und interessiert ist, nicht zu Verwechseln mit dem Touristen). Als Szenefremder habe ich den Vorteil, mich freier kleiden, bewegen und äußern zu können. Darunter leiden andererseits natürlich wieder die Bestätigung durch andere und das Zugehörigkeitsgefühl. Wenn man denn überhaupt erwünscht ist. Trotzdem ist es der Weg den ich bevorzuge. Man lernt viele Positionen kennen, das gefällt mir.
Grüße einer Reisenden
Was habe ich gelacht, als ich diesen Artikel gefunden habe :-D Ich bin eine aus dieser – damals auf dem Königsplatz – fotografierten Gruppe. Es war ein schöner Tag, aber eiskalt, wir standen da ohne Mäntel, alle haben gefroren. Im Ãœbrigen hat kein einziger von uns jemals gesgat, was die Bravo seinerzeit gedruckt hat. Die Inhalte sind aus heutiger Sicht noch etwas lächerlicher als damals schon. Lustig war die Zeit aber allemal, ohne Internet passende Klamotten zu finden oder Clubs, in denen „die richtige“ Musik gespielt wurde… heute ist Danke Internet alles anders und sehr viel einfacher… Danke für die kleine Zeitreise! :-)
Ja, ja, die lieben Medine, die einen erst interviewen und dann später doch ihr eigenes Ding draus basteln, weil’s ja sonst vermutlich zu unspektakulär oder normal klingen könnte… will ja keiner lesen sonst ;-)
Sehr schräg im Sinne von anachronistisch finde ich an dem Artikel auch, dass die Berufe der Väter extra erwähnt wurden… Was zum Henker tut das denn bitteschön zur Sache?
Zu meiner Zeit (ab 1989 in Schleswig-Holstein und ab 1992 in Berlin) gab es allerdings keine bewusste Trennung zwischen Gruftis und Wavern – Waver nannten wir uns selbst, Gruftis war eher so die z.T. abfällige Betitelung von außen, aber auch diese Bezeichnung haben wir irgendwann für uns selbst verwendet.
Danke für diese Einblicke in die „Hintergründe“ eines solchen Bravo-Shootings! Ich habe mir ja schon gedacht, dass da nicht alles so gesagt wurde, wie man es dann druckte. Aber dass es so völlig daran vorbeigeht, ist schon krass. Stimmt denn wenigstens dein Alter? :-)
Mir war klar dass solche Berichte nicht unbedingt „journalistisch-objektiv“ waren ;) , aber dass es SO schlimm war bzw. die Macher sich so dreist ALLES aus den Fingern gesogen haben… WOW. oO