Die Discothek „Deja Wü“ in Remscheid ist eine Institution der Clubszene im Bergischen Land, die erst Anfang 2019 neue Besitzer fand, die sich auch weiterhin um das Überleben des Clubs bemühen. Der Name der Disco, der neben der klassischen Schreibweise „Déjà Vu“ auch „Déjà Wü“ oder einfach nur „Déjà“ geschrieben wird, geht wohl auf ein Stück der Band „Spliff“ zurück, das 1982 auf dem erfolgreichen Album „85555“ erschienen ist. Auch in der schwarze Szene ist der Club ein Begriff, denn die Gruftis gehören seit 30 Jahren fest zum Programm des Ladens. 1996 stellte man den Gothic-Treffpunkt im Format Tape TV vor und führte auch mit DJ Dirk Neveling ein Interview.
Wenn ihr ein paar Minuten Zeit habt, solltet ihr Dirk ein Ohr schenken, denn das, was er schon 1996 dem deutschen Gothic-Musikgeschmack konstatierte, sollte sich in späteren Jahrzehnten in schwarzen Clubnächten noch stärker ausprägen. „Ein deutsches Problem ist, Neuigkeiten am Markt zu etablieren […] in England oder dem europäischen Ausland sind die Leute da einfach flexibler“ Offensichtlich konnte man 1996 schon nur das spielen, was die Leute kennen und recht störrisch Dingen begegneten, die sie nicht auf dem Schirm hatten. 30 Jahre später ist die Nostalgie-Bombe offenbar der einzige Weg, schwarze Clubnächte oder Discotheken dauerhaft zu betreiben. Gegen Cliquenbildung, für Zusammenhalt und mehr musikalische Toleranz.
Es ist schon fast ein bisschen bitter, dass wir nach so vielen Jahren immer noch mit den selben „Problemen“ zu kämpfen haben, die sich mit jeder Clubschließung und jedem Verlust engagierter Veranstaltungskonzepte zu wiederholen scheinen. Womit wir wieder beim Déjà Vu wären, oder?
Vielleicht sind wir auch mitten in einer nicht aufzuhaltenden Entwicklung, die zwangsläufig dazu führt, dass wir Dinge, die uns vor Jahren Lebensinhalt schenkten, zu den Akten legen müssen. Wir könnten natürlich altersgerecht über den Lauf der Zeit meckern, oder offen die Dinge auf uns zukommen lassen. Die Zeit der Eckkneipen ist vorbei, auch Clubs und Veranstaltungen, die jahrelang aus dem Boden schossen, dünnen sich aus. Strittig bleibt, an welchen Nase man fassen muss, um die Gründe dafür zu finden oder einen Schuldigen zu benennen. Aber vielleicht ist Hobby-Philosophie jetzt doch zu weit gegriffen.
Übrigens: Wenn Corona noch etwas übrig lässt, von der hiesigen Veranstaltungsbranche, dann solltet ihr dem Déjà Wü einen Besuch abstatten, denn der erste Samstag im Monat gehört immer noch der schwarze Szene des Bergischen. Irgendwo auf dem Weg von Köln ins Ruhrgebiet solltet ihr Remscheid ins Auge fassen. Außerdem war das Déjà Vu sehr bildend, denn endlich kann ich mit „Accent Aigu“ und „Accent Grave“ umgehen , wobei sich letzteres für mich noch wohliger anfühlt.
Danke für diesen schönen Beitrag, Robert! Es regt echt zum Nachdenken an und wie du schon sagst, die Themen sind immer noch aktuell. Ich fand es auch mal spannend, die Meinung und Sichtweise eines DJ´s zu hören.
Hobby Philosophie greift nie zu weit. ;) Ansonsten hilft nur Zeit. Zeit? Zeit sind Körper in Bewegung, wenn sich nichts bewegt ist keine Zeit…. auch keine „Gothic“ Zeit. Also bewegen, und auch mal zu Neuem bewegen, so kann die Zeit nicht verstreichen, oder zu Ende sein. Und lästern darf sowieso nur, wer’s auch mal probiert hat. ;) Und nach den vergangenen Zeiten, und der aktuellen Zeit, werden neue Zeiten sein… ob nun mit oder ohne uns…. dann doch lieber mit. ;)