Wir verlassen heute mal die Spontis-übliche Tiefgründigkeit für eine kurze bebilderte Exkursion in die Grufti-Haarkunst Mitte der 80-er/Anfang der 90-er Jahre. Eine Zeit, in der es noch kein Internet gab, sondern man in der BRAVO mit den ersten Berichten über New Waver und Gruftis konfrontiert wurde. Eine Zeit, in der man sich noch stilecht mit Tinte und Feder geschriebene Briefe inklusive ersten Grufti-Tausch-Fotos oder Musik-Kassetten durch ganz Deutschland schickte und man somit – eher unbewusst – den Anfang einer vorher nie dagewesenen Subkultur mitgestaltete.
Für viele Szeneleute heutzutage mögen Äußerlichkeiten oberflächlich sein, beim Gruftidasein zählt – unabhängig vom Aussehen – nur die innere Einstellung. Ihr kennt das Thema aus unzähligen Endlos-Diskussionen zur Genüge und das soll jetzt auch nicht Bestandteil dieses kleinen Artikels sein.
Dennoch wurde gerade Mitte der 80-er/Anfang der 90-er – zwischen besinnlichem Friedhofsbesuch und Partyleben – besonders viel Wert auf Äußerlichkeiten gelegt. Das gehörte nun einmal mit dazu und wie sonst sollte man sich optisch von der Masse, also der normalen Gesellschaft, abgrenzen?
Ich lasse hier mal völlig außen vor, aus welchem Grund sich der einzelne Grufti entsprechend herrichtete, sondern gehe wirklich nur auf die Frisuren ein. Gerade am Wochenende wurde hier – zu „meiner“ oben bereits erwähnten Zeit – gerne richtig (Treib-)„Gas“ gegeben, denn in der Woche mussten Gruftis genauso arbeiten gehen wie jeder andere auch und die Zeit zum Aufbrezeln war in der Woche demzufolge meist knapp.
Stundenlang verbrachte also der (anfangs) New Waver oder (später) Grufti am Wochenende – alleine oder in kleinen Rudeln, zwecks gegenseitiger Unterstützung – seine Zeit vor dem Spiegel, bewaffnet mit Schmink- und Frisier-Utensilien, um das eigene Erscheinungsbild aufzupimpen. Höher, größer, extremer wurde auch hier dann gerne schon genommen. Alte Videoaufnahmen, sei es aus dem Zwischenfall oder den Domplattentreffen, zu denen Gruftis aus ganz Deutschland anreisten, noch bevor es das heutige WGT gab, belegen dies, ebenso wie unendlich viele Fotos aus diesem Zeitraum.
Und wenn die Frisur nach dem Einbetonieren noch wackelte, aus Versehen Beulen beinhaltete oder gar weiße Haarsprayfäden zu sehen waren, hat man lieber wieder alles ausgewaschen und ist dann halt unstyled zur Party gefahren, anstelle sich mit einem zusammenfallenden Frisur-Bauwerk der Öffentlichkeit zu präsentieren. Jedenfalls war es bei mir so, ich geb’s zu. ;-) Aber unstyled wegzugehen, machte man seinerzeit wirklich nur in Ausnahmefällen.
Gebaut wurde in der Regel mit viel Haarspray oder Haarlack, nicht selten ging für eine Frisur mindestens eine Flasche drauf. Toupiert wurde mit Kamm oder Bürste. Eine großartige Hilfe zum Haarestellen war das Kreppeisen. Die vorherige Behandlung hiermit – in Verbindung mit Haarspray – brannte das Haar vorher so schön spröde, dass die anschließende Toupiermaßnahme ein Klacks war. Jegliche Naturlocken hatten nach dem Kreppen keine Chance mehr, die Frisur zu versauen. Denn Locken gingen sowieso grundsätzlich schon mal nicht für einen Grufti! Man wollte ja schließlich nicht niedlich aussehen.
Jeder hat bekanntlich mal klein angefangen, so natürlich auch ich. Meine erste New Wave-Frisur im Jahre 1985 ähnelte ein wenig meinem damaligen Lieblingssänger Robert Smith. Ich denke, da ging es nicht nur mir so, es seinem Vorbild gleich zu tun. Die Haare wurden wild und wuschelig durcheinander toupiert und dann mit Haarspray fixiert. So sahen wir dann zum Beispiel aus:
Nachdem dann irgendwann bei mir der Undercut Einzug hielt, der übrigens direkt – zur Begeisterung meiner Mutter – im Schachbrett-Muster designed war, habe ich mir auch zum ersten Mal die Haare nach oben gestellt. Ich selbst hatte nur einmal einen höheren Turm oder auch „Kerze“, wie diese Frisur damals auch schon mal genannt wurde. Es gab sie in verschiedenen Ausführungen. Mit oder ohne Strähne im Gesicht, ganz gerade hochgezogen oder nach oben hin breit auslaufend. Türme waren nicht wirklich meine persönlich bevorzugte Frisur. Ein Turm ist allerdings – je nach Haarlänge – eigentlich relativ einfach zu bauen, auch für „Anfänger“.
N. dürfte wohl Anfang der 90-er auf diesem Bild den Turm-Highscore gelegt haben. Spätestens jetzt dürfte wohl die gern genommene Ausrede „Meine Haare sind zu lang zum Stellen!“ keine Bedeutung mehr haben. ;-)
Aus dem Turmbau heraus gab es dann noch weitere bauliche Möglichkeiten, wie zum Beispiel Fächer oder Stacheln, oder auch Türme, bei denen die Haare vom Kopf/Scheitel nach oben zu den äußeren Haaren gezogen und befestigt wurden, so dass innen ein Loch entsteht. Auch hier gab es viele verschiedene Varianten, mit und ohne Strähnen im Gesicht.
Wenn man nicht ganz so viel Zeit zum Stellen hatte, toupierte man die Haare einfach gut durch und legte sie auf eine Seite rüber. Vorteil an dieser Frisur ist, dass man sie eigentlich mit jeder Haarlänge machen kann. Voraussetzung hierzu ist jedoch mindestens ein kleiner Sidecut, sonst sieht es einfach nicht so gut aus.
An manchen Tagen sparte man sich dann auch schon mal das aufwendige Toupieren oder man bastelte halt Haarteile mit ein.
Die heute unter anderem als Deathhawks bezeichneten um- oder eingeklappten Iros, die man heutzutage an jeder Ecke auf den Festivals sieht, waren zur damaligen Zeit noch gar nicht so verbreitet. In meinen hunderten alten Bildern habe ich gerade mal zwei Beispiele hierzu gefunden.
Eine besondere Spezies unter den Haarbaukünstlern stellten die Tellerträger dar. Vermutlich gab es im Zwischenfall zu unserer Zeit die größten ihrer Art. Kamen sie im Rudel die Treppe hoch, waren sie insgesamt schon eine sehr imposante Erscheinung. Unvergessen ist mir bis heute, wie einer meiner damaligen Freunde (Hermann, R.I.P.) meistens seinen Kopf auf die Seite bzw. Schulter legen musste, um überhaupt durch den Türrahmen einen Raum betreten zu können.
Das Führen eines Fahrzeuges war auch jedes Mal eine neue Herausforderung. Die Haare nicht in der Autotür einzuklemmen, war eine wahre Kunst. In einer tellerfreundlichen Haltung im Auto vom Ruhrpott bis ins tiefste Bayern zu fahren und dann nachts versuchen, mit dieser Frisur und vollem Outfit (Patronengürtel etc.) ein Hotel im ländlichen Nirgendwo zu finden: Unbezahlbar! Ok, ich merke, ich schweife ab….
Für einen Teller darf der Undercut nicht ganz so hoch (also nicht bis zu den Schläfen) sein. Die Haare an den Seiten werden als Stützhaare benötigt. Heutzutage sind Teller, vor allen Dingen gut und gleichmäßig gebaute, eine absolute Rarität. Sie sind sozusagen fast ausgestorben, im Gegensatz zu allen anderen Frisuren. Vielleicht sieht man noch zwei, drei auf dem gesamten Wave-Gotik-Treffen.
Ich fand die Tellerträger immer sehr interessant anzusehen, ich habe sogar 1992 einen geheiratet. Mein geliebter Rabe sagt immer frech: „Wer sich keinen Teller bauen kann, baut sich NUR ’nen Iro!“ Blablabla! Hier ein paar Beispiele aus alten Tagen.
Man kann einen Teller sicherlich auch auf einer Seite nach unten klappen lassen. Architektonisch sind hier keine Grenzen gesetzt, genau wie bei ALLEN anderen Frisuren.
Kommen wir zum Abschluss zu meinen Lieblingsfrisuren, die ich früher wie heute einfach immer nur als Iros bezeichne. Einschließlich der mehr als langweiligen Krepperei saß ich – je nach Haarlänge – schon mal 3 bis 4 Stunden an so einem Bauwerk. Ich habe grundsätzlich immer alles alleine gemacht, keiner durfte mir an die Haare. Meinen letzten Iro vor meiner Szene-Abstinenz stellte ich 1992. Damals nervte es, dass ich nicht mal meinen Kopf nach rechts oder links drehen konnte, ohne dass irgendwelche Leute an meinen Haaren hängen blieben.
Für mich zeichnet sich ein guter Iro dadurch aus, dass die Haare in voller Länge gestellt und nicht umgeklappt werden, so wie bei den Deathhawk. Es gibt schmale Iros (oft bei Punks gesehen), breite Iros, welche, die an den Haarspitzen zusammengedrückt werden und solche mit und ohne ins Gesicht fallenden Strähnen.
Beim Ausführen jeder der hier dargestellten Frisuren sollte man möglichst Wind, Regen und hohe Luftfeuchtigkeit meiden. Es kann als Alptraum eines jeden Gruftis bezeichnet werden, wenn das Haarkunstwerk anfängt, pampig zu werden und Andeutungen macht, klebrig in sich zusammen zu fallen.
Hatte das Haarkunstwerk seinen Besitzer ausreichend glücklich gemacht und somit seinen Zweck erfüllt, kam man leider nicht drum herum, mit viel Shampoo und Spülung die festgeklebte Masse auszuwaschen. Dazu waren locker schon mal 5 – 8 Waschgänge nötig – je nach eingesetzter Haarspraymenge. Wenn man beim anschließenden Auskämmen der Knoten noch fachkundige Hilfe hatte, konnte man sich glücklich schätzen. Immerhin war der Rücken schon vom Waschen (eine halbe Stunde kopfüber über der Badewanne hängen) schon genug lädiert. ;-) Nicht wirklich glücklich war man anschließend beim Anblick der gefühlt eine Millionen abgebrochenen Haare, die man in der Bürste fand. Aber was solls, wir waren jung, wir hatten ja noch genug davon.
Berühmte letzte Worte
Die Zeit bleibt nicht stehen und die schwarze Szene hat sich sehr verändert. Einflüsse aus allen möglichen und unmöglichen Richtungen, im Falle dieses Artikels hier natürlich was Outfits betrifft, haben Einzug gehalten. Die meisten Leute tragen – wenn überhaupt – Perücke, Hüte, Hörner oder sonstige Headpieces, mal mehr oder weniger passend zu ihren Kleidern. Muss ja auch jeder selber wissen, was er trägt. Und kann jeder gut finden wenn er mag – oder auch nicht.
Die Folge hieraus ist, dass man kaum noch „altmodische“ Gruftis mit dem Outfit, wie in diesem Artikel dargestellt, sieht und daher ebenso auch leider kaum noch Leute, die sich die Mühe eines guten Haarstylings – mit dem eigenen Haar – machen.
Ich für meinen Teil erfreue mich daher immer an jedem Schwarzkittel der jüngeren Generation, die die alte Tradition der Haarbaukunst noch pflegen. Eine Handvoll habe ich inzwischen kennen lernen dürfen und beim Anblick eben solcher fühle ich mich immer ein bisschen in die „gute, alte Zeit“ versetzt.
Und zu ganz besonderen Anlässen und wenn ich mindestens 5 Stunden Zeit habe, was leider job- und umfeldbedingt heutzutage leider sehr selten ist, feiere ich auch schon mal dieser großartigen Zeit hinterher.
Toll! Und so viele schöne Bilder. Begeistert mich immer wieder, wenn ich sehe was manche Leute aus ihren Haaren zaubern.
Vielen Dank für den tollen Bericht und die großartigen Fotos, liebe Mone! Mir geht bei so tollen Bildern immer das Herz auf. Ich bin Jahrgang ’89 und kenne diese „gute, alte Zeit“ leider nur aus Erzählungen meines Lebensgefährten, der damals ebenfalls unter den Tellerträgern zu finden war ;)
Ich finde es schade, dass sich viele Leute in der heutigen Szene mit ihrem Aussehen nicht mehr die Mühe machen wie damals. Heute geht man in Szeneläden, kauft sich ein „passendes“ Outfit zusammen und fertig. Die Kreativität ist bei vielen irgendwie verloren gegangen oder wurde nie geweckt, habe ich das Gefühl.
Umso mehr freut es mich, wenn ich Leute sehe, die irgendwie noch den Geist der damaligen Zeit in sich tragen, die ich so gern miterlebt hätte.
Wirklich klasse geschrieben…….
Dazu auch immer wieder Lesenswert…
https://www.spontis.de/schwarze-szene/veranstaltungen/wgt-2015-styling-versus-tiefsinn/
Pflege, das hilft die Haare sehr besonder für „Iro-Fan“ Heute man findet im Handel sehr viele Angebote, die deine Haare gesund halten können.
Ich kann nie meine Erste Iro vergessen. Ich hatte noch alle Haare, nix rasiert oder so. War extrem schwierig aber bin noch stolz drauf
Toller Bericht und interessant geschrieben, Daumen hoch :-)
Einfach klasse, ein grooßes Dankeschön für diesen Artikel und vor allem diese inspirierenden Bilder.
Nach dem Lesen frage ich mich nun aber, wie es bspw. auf Bild 24 geschafft wurde, dass die Haare da so halten oO. Wurde das alles nur mittels Toupieren und Haarlack/-Spray vollbracht? Oder wurde da im Falle solcher langen Haare auf andere Hilfsmittel zurückgegriffen?
Super Artikel !!!
Für viele war es damals ja nur eine „Phase“ , die wenigstens sind der Szene über die Jahre treu geblieben . Um so schöner ist es , wenn man Menschen auf Festivals trifft , die diesen einzigartigen Style immer noch verkörpern und an die jüngere Generation weiter gibt !
Leider kann ich keine „Mähne“ mehr toupieren , da ab einem gewissen Alter , das Haupthaar nicht mehr so füllig ist ;-)
@Svartur… Danke für die Blumen, ich geb sie natürlich an die Autorin weiter, da ich das auf dem Bild 24 bin, antworte ich auch mal dazu.
Der seitliche Schrägteller ist sogar wesentlich einfacher zu bauen als der normale ;-) Hilfsmittel dazu waren Kreppeisen, Haarspray, Skelettbürste und Haarlack… toupieren ist das „A“ und „O“ :-)
@Ronny du machst aber im Gegensatz zu vielen anderen sehr viel mit deinem äußeren und das ist einfach wunderschön ;-)
Das ist ein superschöner Artikel!
Gut gemacht, passende Fotos und so, dass man wieder ein wenig Sehnsucht nach der eigenen Jugend bekommt.
Danke dafür.
Schöner Artikel – ich fühl mich gerade in meine Jugend zurückversetzt.
Ich hab jetzt letztes WE auf dem M’era jemanden mit nem Teller gesehen und das sehr gefeiert. ;)
@ RaBe, danke für die rasche Antwort. Aber ist das auf Bild 24 wirklich ein Schrägteller? Wo versteckt der sich da? Ich sehe nur hoch/langgestellte Strähnen.. Oder habe ich einfach nur einen Knick in der Optik?
Eine andere, vielleicht auch etwas naive Frage (an Alle): Seid ihr seinerzeit immer mit toupierten Haaren durch die Gegend gelaufen oder gab es auch Tage, wo die Haare mal „ihre Ruhe hatten“? Ich meine, es muss doch schon an die Substanz gegangen sein, wenn man sich jeden Tag aufs Neue die Frisur herrichtete – was ich mir im Übrigen nicht ganz genau vorstellen kann, wie das im Alltag mit toupierten und voll Haarspray gepackten Frisuren gemacht wurde. Hat man sie morgens nach dem Aufstehen wieder „in Form gemacht“ oder wie lief das ab?
Vielen Dank schon mal an dieser Stelle von mir für die lieben Kommentare zum Artikel. Ich bin überwältigt, wie oft dieser hier gelesen und auch bei Facebook geliked, geteilt oder positiv kommentiert wurde. Wahnsinn. :-)
Zu Deiner anderen Frage: Bei den extremen Haarlängen waren das meistens die Wochenend-Ausgeh-Frisuren, die sicherlich schon mal das ganze Wochenende (oder wenn man halt frei hatte) so getragen wurden. Kürzere Haare – und wenn es jobmäßig machbar war – wurden sicherlich damals auch die Woche durch gestellt oder bearbeitet.
Soweit mir bekannt ist Angy die einzige, die sich seit ca. 30 (?) Jahren täglich Ihre Haare toupiert. Bis heute also. Und sie hat immer noch welche :-) .
Manuela baut sich sich seit Jahren dauerhaft Haarteile ein, das hat dann aber jetzt wenig mit Toupieren zu tun, die werden alle paar Wochen (Monate?) erneuert.
Ich danke natürlich auch sehr für diesen Artikel. Ich finde es so unfassbar wichtig authentische Geschichten festzuhalten, denn nur so lassen sich die ganzen Weisheiten über damals auf ihren Gehalt prüfen und sogar manchmal entkräften.
Ganz abgesehen davon sind die meisten der Abgebildeten ja Stilikonen, auf die sich heute eine ganz neue Generation beruft. Und wenn ich mir dazu Deine Bilder von Heute und Damals so anschaue, weiß ich einfach dass die meisten von denen, die heute nichts mehr mit damals zu tun haben wollen, einfach nur ein bisschen doof sind ;)
Zum Thema: Ich glaube ja, dass man damals einfach mehr Zeit hatte sich auf sein Styling zu konzentrieren. Man war irgendwie fokussierter und die Auswahl an sonstigen Aktivitäten war einfach eingeschränkt. Da hat man sich dann eben ab Freitag nur auf die Tatsache konzentriert, gut auszusehen, aufzufallen und sich auszuleben. Irgendwie schön. Ich vermissen ein wenig die Zeit dieser Unbeschwertheit. UND ich vermisse meine Haare ;)
Ach wenn man so an die Zeit zurück dreht und einem wieder einfällt was für eine tolle „Mähne“ man hatte und wieviel Herzblut in das Styling gelegt hat, da kommt man sich heute schon sehr nackt vor.
Auf jeden Fall ein toller Artikel
Grüße
Anja
Da ich heute festgestellt habe, daß man auch Facebook-Fotoalben mit Leuten teilen kann, die nicht bei Facebook sind, möchte ich Euch heute wenigstens noch einen Blick auf alte Domplattenfotos gönnen.
Viel Spaß!
Danke, Mone :-))
Seufz, schöne Bilder! Da kommt bei mir immer etwas Wehmut auf. Zwar hab ich auch so einiges mit meinem „Schopf“ angestellt und manchmal fand ich das Ergebnis auch recht passabel. Aber da ich leider sehr feine und weiche Haare habe, war es immer sehr mühsam, da überhaupt Volumen und Halt reinzubekommen. Alles, was Stand geben sollte, hat auch zusätzlich beschwert und daher sackte mein „Werk“ dann meist recht schnell wieder zusammen. Inzwischen habe ich schon viele Haarlängen und -schnitte durch und lande dann doch meist bei eher praktisch-kurz, was ich auf Dauer aber auch anödet. Zumindest kann ich mit Farbe etwas Extravaganz reinbringen. Nur doof, dass inzwischen so viele „Stinos“ mit bunten Haarsträhnen rumlaufen. Berlin ist voll davon.
Inzwischen hab ich es schon fast aufgegeben, mit meinen Haaren was Zufriedenstellendes anzustellen. Und das macht mich auch unzufrieden, da ich mich gerne (wieder) mehr durch meinen Schopf ausdrücken würde.
Einfach super hat mir sehr weiter geholfen zumal es sehr viele gute Bilder als Beispiel für alle möglichen Frisuren der schwarzen Szene gab hat mir persönlich sehr geholfen da am wochenende mal wieder ein szenetreffen statt findet
Jetzt will ich auch mal etwas dazu schreiben, einfach weil ich auch einige Erfahrungen mit dem Haare aufstellen gemacht habe, und mich zur jüngeren Generation zähle, wobei ich jetzt auch schon seit fast 10 Jahren dabei bin, aber 2007 ist halt nicht 1989 und als ich das erste mal im Zwischenfall war, war ich schon etwas enttäuscht wo wenig toll gestylte Haare zu sehen. Trotzdem habe ich mir oft sehr große Mühe gegeben, war aber selten wirklich zufrieden, was hauptsächlich an meinen Wellen in den Haaren liegt. Ein Glätteisen habe ich aber nie benutzt, vielleicht mal ein Gedanke für die Zukunft.
Ich habe fast alle der Frisuren dort oben durchprobiert und muss sagen der Teller ist wirklich der Schwierigste und hat mich sehr zur Verzweiflung gebracht. Das mag aber auch daran gelegen haben, dass mein Undercut tatsächlich recht hoch war, und die Statik bei dieser Frisur extrem wichtig ist, zum anderen habe ich kein Crep- oder Glätteisen verwendet, was die Sache vermutlich zusätzlich erschwert hat und mir ein wenig den Spaß an meinem Werk genommen hat, denn die an den Spitzen eingekringelten Haare wollten einfach nicht so wie ich das wollte.
Was ich beim Teller aber bedeutend am schwierigsten fand war hinten rechts. Haben die das Damals wirklich ohne hilfe so geschafft? Ich kann mir das fast nicht vorstellen, bei der Länge. Ich bin körperlich einfach an meine Grenzen gekommen. Mit der rechten hand Haarspray und Föhn benutzen, und mit der linken die Haare in Form halten, damit auch alles so sitzt wie es sein soll. Aber wie macht man das hinten rechts? Ihr seid doch wahnsinnig! Diese Frisur ist leiden pur wenn man keine Hilfe hat! Das treibt einen wirklich zur Verzweiflung.
Und bei einem Teller der so groß ist, das man damit nichtmehr durch die Tür passt, da muss jemand geholfen haben, und wenn keine Person, dann schwarze Magie!
Neben der aufwändigen Statik dieser Frisur muss man also auch außerordentlich gelenkig sein, oder Hilfe haben für einen schönen Teller. Wer hat sich diese Frisur nur ausgedacht?
Genauso Türmchen. Irgendwann sind die Arme einfach zu kurz um da selbst noch etwas zu machen. Von der Statik sehen ich beim Bild 6 links keine großen Probleme, aber ich habe meine Zweifel dass dieses Türmchen selbst gemacht ist, denn da kommen die Arme einfach langsam an ihre Grenzen. Könnte vielleicht grade noch hinhauen, aber viel länger ist nichtmehr drin, zumindest nicht alleine.
Und Bild 24, der Iro ist mit hilfe von jemanden anderen gemacht worden. Da hinten kommt sie nicht selbst dran ohne sich die Arme auszukugeln. No way.
Aber beeindruckende und sehr schöne Frisur. Alles sehr schöne Fotos. :)
Hallo Dr. Fusselpulli,
bei allen hier abgebildeten Tellern war schwarze Magie im Spiel. ;-)
Nein, ich gebe Dir mein Altgrufti-Ehrenwort: Sie wurden definitiv von den Trägern selbst gebaut. In der Zeit damals baute man in der Regel meistens seine Frisuren selbst. Da man das mindestens jedes Wochenende tat, hatte man entsprechende Übung.
Beim Turm auf Bild 6 wurde geholfen, ebenfalls bei Bild 24, das steht auch so im Untertitel.
Viel Erfolg weiterhin. :-)
PS: Die rechte Hand wechselt doch zwischen Haarspray und Fön. Geföhnt wird doch nur ganz zum Schluß, wenn das Werk vollbracht ist.
PS: Jetzt möchte ich aber Fotos sehen! :-)
Das die Frisuren selbst gebaut wurden ist insbesondere bei diesen großen Tellern äußerst beachtlich, da dort teile der Frisur quasi annähernd im Toten Winkel des Trägers liegen, und er sie nurnoch sehr sehr schwer selbst greifen kann.
Ich habe mal ein paar Fotos rausgesucht. Leider stelle ich fest, dass ich keine Fotos aus der jüngeren Vergangenheit, aus den letzten 3-4 Jahren finden kann. Ich muss zugeben auch nurnoch selten aus gewesen zu sein, und in der Regel mache ich diese Frisur nicht um mich vor eine Kamera zu schmeißen. Die letzten Fotos die es von mir gibt, von denen ich zumindest weiß das sie Existieren sind von einem WGT Besuch von vor 3 Jahren, leider habe ich die irgendwo verbummelt.
Sei es drum, hier kommen ein paar Bilder, ich versuche mal so etwas wie eine chronologische Reihenfolge einzuhalten, Ordnung muss sein!
Das hier war auf, oder besser gesagt kurz bevor einer Geburtstagsfeier von mir. Leider weiß ich nichtmehr, welcher Geburtstag.
Vor einem Besuch im Zwischenfall und dies hier ist noch am gleichen Tag aufgenommen.
So ging es ins Shadow nach Leverkusen auf eine Cure/Sisters/Depeche Mode Party die ihren Namen wirklich verdient hatte, man bekam wirklich genau das, was die Werbung hier versprach.
Ebenfalls mit dieser Frisur gibt es zu einem Konzert ins Shadow. Der Teller hatte sich später noch etwas abgesenkt und hatte dann wirklich eine sehr schöne und von oben kreisrunde Form. Keine Lücken und schön flächig. Nur meine Locken haben mich etwas gestört.
Hier wohl ein Bild mit besonderem Seltenheitswert. Ein Grufti im bunten Sozialen Umfeld auf der Geburtstagsfeier einer Schulfreundin, ebenso wie Hier und Hier.
Das hier war in einem Café mit Freunden. Diesmal mit Schwarzgewandten, auch einigen die schon sehr lange mit dabei sind.
Von diesem Tag gibt es sehr viele Fotos, was daran liegt, dass wir Klischéefotos auf dem Friedhof machen wollten. Hat auch Spaß gemacht und es sind viele Bilder rausgekommen, die mir gefallen haben. Wie dieses Hier. Hier noch ein Bild von der Anfahrt..
Ich weiß noch ziemlich genau was ich hier gesagt habe: „Schau mal kurz dort hin, dann sieht es auf dem Foto später so aus als hätten wir uns unterhalten.“ Und ich hatte recht!
Ähnlich war es hier, Inhalt der Worte die ich gesagt habe: „Ich tuh mal so als würde ich dir etwas wichtiges sagen.“ Nicht dass wir uns nicht auch tatsächlich unterhalten hätten, aber das war eher zwischen den Fotos der Fall.
Auf diesem Bild bin ich mit einem Freund im Zwischenfall, und hier auf der Tanzfläche. Auch dieses Bild ist in Zwischenfall entstanden. Es muss geschossen worden sein kurz bevor es abgebrannt ist. Seitdem war ich nurnoch sehr selten aus, und habe mir nur noch selten die Haare aufgestellt.
Sehr schöne Fotos ;-)
Also bei meinen Tellern, kann ich mit recht und ehrlich antworten, dass nur meine Wenigkeit beim Bau Hand anlegte.
Hallo Dr. Fusselpulli,
ich habe Dir bereits eine Mail geschrieben, keine Ahnung, ob sie angekommen ist. Witzigerweise hatte ich schon „von Dir gehört“. Jaja, die Szene ist klein.
TOLLE FOTOS! :-)
Danke :)
@Ralf, ich glaube dir, und grade deshalb hast du meinen vollen Respekt, eine Tellerfrisur ist wirklich schwer, und das nicht nur wegen der Statik, sondern auch weil teile der Frisur in bereichen liegen an die man selbst nur äußerst schwer ran kommt. Die Teller oben auf den Bildern scheinen aber alle noch händelbar zu sein vom Umfang.
Eine Frage brennt mir aber dennoch sehr auf der Seele: ich versuche beim Frisurenbau zum einen immer so gut es geht die Schwerkraft für mich zu nutzen, heißt dass ich auch schonmal kopf über arbeite zeitweise. Ist das sinnvoll?
Zum anderen frage ich mich ob meine „Sektionsbauweise“ der ideale weg ist. Ich stelle die Frisur quasi Stück für Stück auf, und baue eine Haarstähne an die Andere. Dabei muss ich natürlich aufpassen nicht dort schon haarspray reinzumachen, von Frisursteilen die noch nicht fertig sind, wenn das einmal festgeföhnt ist, dann ist das ja fest.
Ist das so Zweckmäßig oder sind andere Methoden erfolgversprechender?
Manchmal frage ich mich schon ob ich nen Grufti bin, oder doch eher Reenactor und living history betreibe… die Grenzen sind da unscharf…
@Mone, ja, sie ist in der Tat sehr klein, diese Erfahrung habe ich schon einige Male gemacht. Und es erstaunt mich immer wieder festzustellen das nicht wenige der Leute die man von Bildern kennt tatsächlich noch mehr oder weniger aktiv mit der Szene zu tun haben.
Das finde ich sehr schön, es zeugt von Hingabe und Kontinuität, von Autentizität und Ehrlichkeit.
Es ist eine Subkultur innerhalb einer Subkultur, sehr versteckt.
Aaaaaaaaaaalsoooo…. *versuchmichkurzzufassen*
Ich baue Iros (oder Deathhawks) strähnchenweise. Beim Iro fange ich (nach dem Kreppen) hinten Mitte an, sprühe mit Wella Flex blau Haarspray an, warte kurz und toupiere dann den Ansatz (grober Kamm oder Skelettbürste) ordentlich durch. Dann eine Strähne drüber, das gleiche Spiel, die kann ich dann quasi auf die untere drauf legen. Wichtig ist halt, daß der Ansatz gut toupiert ist. Ich arbeite mich bis oben auf den Kopf vor, dann fange ich den seitlichen Hinterkopf an. Nach und nach toupiere ich dann auch die mittlere Partie und die Seitenpartie zusammen durch (Skelettbürste), damit das auch zusammen hält und keine Löcher gibt. Sprühen tu ich kaum von außen, sondern eher von innen, damit man die Haarsprayspuren nicht sieht. Ich klebe sozusagen die Seitensträhnen an die Mittelsträhne dran. *blödzuerklären*.
Der Vorteil von Wella Flex blau ist, daß Du fast die ganze Frisur mehr oder weniger bauen kannst, bis Du fertig und halbwegs zufrieden bist, und erst dann betonierst Du mit was anderem, und dann auch von außen. Taft Haarlack schwarz z. B. Und auch erst dann, wenn Du Dir ganz sicher mit allem bist, kommt auch schon mal der Fön zum Einsatz.
Kopfüber toupiere ich nur, damit ich besser dran komme. Grundsätzlich mache ich das aber nicht. Ich glaube, der Rabe auch nicht.
Bei mir liegt schon gefühlt zwei Jahre noch ne Foto-Doku zum Haarebau auf Halde. Vielleicht komme ich ja in diesem Leben noch mal dazu, den Artikel zu schreiben.
Danke, das sind doch schonmal brauchbare infos, bisher sah die Reihenfolge bei mir wie folgt aus: Strähne toupieren, Haarspray dran, festföhnen, nächste Strähne nehmen, toupieren, irgendwie mit Haarspräy der ersten Strähne verbinden, festföhnen, nächste Strähne… Dabei habe ich mich auch von hinten mitte, über die mitte nach außen gearbeitet, immer stehts von hinten nach vorne, man will ja etwas sehen. Nein, permanent habe ich auch nicht kopfüber gearbeitet, aber jedes mal wenn ich mit einer neuen Strähne angefangen habe, damit die Haare richtig fallen. Hat auch alles funktioniert wie man an den Bildern sehen kann. Ich habe mich nur gefragt ob es eben geschicktere Wege gibt.
Was für ein wunderschöner Artikel!
Welch wundervollen Fotos!
Auch wenn ich einer dieser „2000er“ Gruftis bin (in der Zeit, wo du deine erste aufwendige Frisur gemacht hast, wurde ich kurz vorher erst geboren lol), finde ich „damals“ einfach wundervoll und faszinierend! Vorallem, weil ich mir viele Dinge wieder zurück wünsche. (Zeit zum Beispiel…Aber irgend etwas ist ja immer…)
Auf jeden Fall: Tolle(r) Beitra(äge) und hoffentlich auf ein paar weitere :-D
Alles Liebe,
Méli
Danke für den diesen Geschriebnen Artikel er hat mein Wissen umgehen über die Haarkunst erweitert :)
Schöner Artikel!
Ich habe mir damals 1989 heimlich einen Undercut rasiert, meine Eltern sollten davon nichts wissen, weil sie es früher wohl nicht verstanden und ziemlich Ärger gemacht hätten. Weil ich recht dickes Haar hab, ist es auch nicht aufgefallen. Meine Haare waren etwa schulterlang und ich habe sie zum Ausgehen entweder nach oben toupiert oder einen hoch angesetzten Zopf geflochten und die Vorderpartie als Pony schräg rüber toupiert. Davon gibt es noch ein Foto. https://abload.de/img/kitty1990aqqkek.jpg
Leider habe ich aus der Zeit fast gar keine Bilder.
Ich weiß noch, daß ich die Haare strähnenweise mit einem feinen Kamm toupiert und zwischendurch mit Haarlack eingesprüht hab. Am Ende wurden die Seiten glatt gekämmt und nochmal alles mit viel Haarlack eingenebelt. Das Auskämmen am nächsten Tag war schrecklich.
Ein Kreppeisen habe ich leider nie gehabt, aber manchmal haben wir uns auch bei Kumpels zusammen fertig gemacht und da wurden meine Haare auch mal gekreppt.
Eigentlich habe ich immer von langen Haaren geträumt und in den 90ern im Zwischenfall oft Perücken oder Haarteile getragen. Hier ist noch ein altes Bild: https://abload.de/img/kitty1995fpjqw.jpg
Später klappte es dann mit dem Haare züchten und ich habe mittlerweile eine lange Mähne bis unter den Po. Ich möchte noch mindestens bis zum Knie wachsen lassen. Da mir das ansich Schmuck genug ist und toupieren meine Haare sehr schädigen würde, trage ich sie beim Ausgehen offen.
Daß ich mir keine Mühe mehr gebe, kann man aber nicht sagen, weil meine Klamotten zum größten Teil selbst genäht sind und ich auch Schmuck und Accessoires selber bastel.
Hier ein Bild von meinen Haaren, wie sie jetzt aussehen, da ist auch ein selbstgenähter Rock zu sehen: https://abload.de/img/dsc_0294ahjsb.jpg
Edit: Ich hätte die Bilder gerne direkt eingebunden, weiß aber nicht, wie das geht.
Viele coole Bilder. Leider kenne ich diese zeit nicht mehr aber ich bin immer wieder fasziniert von den bombastischen Frisuren und der Leidenschaft die dahinter stecken muss!
an Michael Grail kann ich mich auch noch gut erinnern weil er hin und wieder mit ner Grabkerze ins PC69 gekommen ist und glaubte, dass die gerade ne schwarze Messe abgehalten haben aufm Friedhof…naja, obwohl….wer weiß…wenn ich es jemanden zugetraut hätte damals, dann ihm ^^
Ach schau an, bis hier haben es ein paar meiner Fotos geschafft. :-)
Ach, da werde ich wehleidig, denn in den 80/90ern war die Welt in gewisserweise unbeschwerter.
Grüße alle, die mich noch kennen.