Es konnte eigentlich nur eine Frage der Zeit sein, bis die Bravo das Theme »Gothic« wieder einmal zum Gegenstand einer ihren Fotogeschichten macht. Nach 2002 ersetzte die BRAVO jedoch das ursprünglich mehrteilige Format, durch einen abgeschlossenen Foto-Love Roman, dessen Geschichte in ein einzelnes Heft passte, schade eigentlich.
Aus einer bisher unbekannte Ausgabe stammt der folgende Foto-Roman, der unter der Serie »My true Story — BRAVO Leser erzählen ihre bewegendste Story« den Wahrheitsgehalt der Ausführungen suggerieren soll. Hauptdarstellerin ist Dajana D. (16), die durch einen schwarzen Mantel in die Szene gerutscht ist und hat dort Lars kennengelernt hat, in den sie sich verliebt hat. Außerdem spielt der geheimnisvoll »Faro« noch eine Rolle, der als Meister von verbotenen Ritualen den knisternden Geschmack der Spannung streuen soll.
Im ersten Teil des Bilder-Romans haben wir bereits erfahren, was Dajana dazu bewegte, sich die Haare an den Seiten zu entfernen und sich in einer nie dagewesenen einseitigen Verwandlung in einen waschechten Gothic zu verwandeln. Wir wissen auch, wie Ratte Mexico und Hund Snap über die Sache denken „Nein Danke! Alles hat seine Grenzen!“ und bekommen neben ein paar warnenden Worte auch gleich noch ein paar Schminktipps um uns selbst dieser Metamorphose zu unterziehen. Doch was ist mit Lars, der so gerne lacht und auf den sich alle verlassen können, welche Rolle spielt der mysteriöse Faro, der sich als Meister von irgendwelchen komischen Ritualen aufspielt?
Nachdem sich Dajana also verwandelt hat, folgt der schwerste Schritt für einen Nachwuchsgothic, der seinem Umfeld nicht genug Zeit gelassen hat, sich an die Verwandlung zu gewöhnen. Mit vollem Outfit das erste mal in den Kreis der Mitschüler und Freunde zu treten, die natürlich pauschal alles ablehnen, was dem Gruppenkodex widerspricht. „Uhps – was kommt denn da auf uns zu? – Die hat doch voll ’nen Knall! Wer läuft denn so rum?“ schmettert man Dajana entgegen, die sich verteidigt: „Ihr kennt mich doch gar nicht und wisst nicht wie ich bin…“
Nein, wissen sie nicht und nein, sie wollen es auch gar nicht wissen. Sie wollen einfach nur das ablehnen, was nicht in ihr Weltbild passt und fügen sich einer Gruppendynamik in der man sich gemeinsam stärker fühlt, weil das Selbstbewusstsein jedes einzelnen nicht ausreicht. Wenigstens hat sie eine Freundin, die auch „auf Gothic abfährt“ und sich mit Dajana nachmittags im Stammtreff zusammensetzt um sie auch gleich den anderen vorzustellen. Endlich lernen wir Faro kennen „Dieser Faro war echt cool! Er hatte jede Menge Anhänger dabei – wie ein richtiger Meister!“
Der Meister, dessen Hände nach Brathähnchen riechen, erzählt Nina, Dajanas Freundin, dass bei Neumond ein Treffen ansteht. „Ein Ritual? Können wir da auch mitmachen?“ Auch unsere hübsche Protagonistin ist neugierig: „Ich hab so was noch nie erlebt. Wär voll cool…“ . Der Meister ist gnädig und lädt die beiden zum Ritual ein. Endlich betritt Lars die Bühne „Lars kam aus Hannover und schaute sich einfach mal in der Szene um…„, wechselt gleich ein paar Worte mit Dajana um dann auch wieder zu verschwinden, immer nicht ohne der Dame eine Handkuss zu geben. Die Bravo stellt dazu fest: „Lars gibt Dajana einen Handkuss zum Abschied. In früheren Zeiten war es ganz normal, sich so von einer Dame zu verabschieden oder sie so zu begrüßen. Dabei wird der Kuss aber nur leicht angedeutet – bloß nicht richtig küssen!“
Romantiker sagen, dass der Mann, der einer Dame einen Handkuss andeutet, ihr eine besondere Wertschätzung entgegenbringt, aber auch Ergebenheit, Demut, Huldigung oder Verehrung damit ausdrückt. Klingt irgendwie schön gruftig, wie ich finde. Doch um die Etikette zu wahren sei erwähnt, das der Handkuss nur bei verheirateten Frauen voll ausgeführt wird, bei unverheirateten nur angedeutet. Küsst man hier nämlich die Hand der nicht verheirateten Dame, wird das als Liebeserklärung gewertet und das auch nur, wenn es in geschlossenen Räumen gemacht wird. Draußen küsst man grundsätzlich nie richtig. Also die Hand zu mindestens nicht.
Und anstatt zu fackeln, kommen die beiden auch gleich zur Sache. Zeichnen! Dajana, die gerne Tiefpflegerin werden möchte, zeichnet auch gerne und Lars, der Schwerenöter, interessiert sich natürlich brennend für die Werke der Nachwuchskünstlerin, die aber auch mit allen Wassern gewaschen ist und den überraschten Jung-Goten auch gleich zu sich nach Hause einlädt. „Dann komm doch mit zu mir, dann zeig ich dir was…“ Übrigens: Bram Stoker behauptete in seinen legendären Romanen, dass ein Vampir nur ein privates Haus betreten kann, wenn er von einem Bewohner eingeladen wird. Wäre Lars also ein Vampir, wäre es jetzt um die arme Dajana geschehen. Aber wer weiß, vielleicht will sie das ja nur.
Werden Lars die Zeichnungen gefallen? Ist er überhaupt an der künstlerischen Ader seiner Angebeteten interessiert? Wird er Dajana seine Zähne unvermittelt in den Hals rammen? Trinkt er sie dann leer oder macht er aus ihr seine Gespielin? Klicken sie auch das nächste mal wieder rein, wenn es heißt: Verliebt auf Teufel komm raus!
Es gehört hier eigentlich nicht hin, aber ich weiß nicht recht wo man hier fragen stellen kann. Warum gibts eigentlich kein MeraLuna Bericht oder ne Erwähnung (hab ich sie nur übersehen?). Es ist, v.a. dieses Jahr, nicht das schwärzeste der Fesitvals, aber gehört trotz allem dazu.
Antwort würde mich freuen (:
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Über die Tatsache, dass ich das Mera Luna nicht erwähnt habe, bin ich mir gar nicht bewusst gewesen, aber du hast Recht, es ist wohl in der Reihe vielen Blogbeiträge mit informativem Charakter untergegangen.
Warum ich darüber aber keinen Bericht erstatte, liegt auf der Hand, denn ich war nicht dort. Und über Festivals, die ich nicht besucht habe kann ich keinen Bericht schreiben, dazu zählt beispielsweise auch das Blackfield-Festival im Herzen des Ruhrgebiets.
Du kannst Dir aber sicher sein, dass ich in der nächsten Wochenschau einige Artikel zusammentragen werde, die der versäumten Berichterstattung Rechnung tragen werden.
Ich war immer stolz darauf, dass ich nie die BRAVO gelesen habe. Das gehörte mit zu meinem Außenseiterverständnis ;-)
Aber jetzt holt mich dieser ausgelassene Teil meiner Vergangenheit hier ständig ein… Danke, Magic Wizard of Goth!
Ent-zück-end ^^
Freue mich schon auf den dritten Teil :)
Die Ritualsache sollte man aber nicht auf die leichte Schulter nehmen, vielleicht weiß er ja was er macht… man schaue mal hier:
;)
Tobikult
Und wie wurdest du dann aufgeklärt? Das ging doch in den 80ern ohne Bravo und Dr. Sommer gar nicht. :-)Okay…du musst nicht antworten. ;-)
Tobikult: Gelesen habe ich die Bravo auch selten, ich habe immer nur die Bilder bestaunt. Im Dr. Sommer Teil allerdings, habe ich immer sehr aufmerksam gelesen um mitreden zu könnnen.
Karnstein: Interessantes Berufsbild, ich habe mir das mal in die Favoriten gelegt um im Falle eines Falles eine Idee für eine Umschulung zu erhalten.
Orphi: Ja, die Bravo in Verbindung mit stillen Ecken im Jugendheim sind wie eine Landkarten in einem dichten Wald der Unwissenheit. „Ich befriedige mich mit dem Staubsauger, ist das gefährlich?“