Mädchen Artikel 1992: Grufties – Vom Teufel besessen?

„Schwarze Messen, Katzenopfer, Grabschändungen und Satansaustreibung – Sind die düster gestylten ‚Grufties‘ vom Teufel besessen?“

Da haben wir sie, die üblichen Verdächtigen der Grufti-Szene in den frühen 90ern. Stilecht auf dem Friedhof versammelt, alle blicken ein bisschen düster drein und als Sahnehäubchen gibt es dann zum pauschalen Vorab-Provozieren die passenden Schlagworte. Und damit wären wir dann auch gleich beim ersten Widerspruch: Wenn wir den Satan austreiben, wie können wir dann vom Teufel besessen sein? Ich unterstelle zwei mögliche Erklärungen. Es könnte ein Druckfehler vorliegen und es heißt eigentlich Satansabtreibungen, denn wer ungewollt vom Teufel geschwängert wurde, kann schon mal mit dem Gedanken spielen. Eine andere Möglichkeit ist, dass der Teufel ja nicht so viele Gruftis auf einmal besitzen kann und deswegen immer ausgetrieben werden muss, um Kapazitäten für die anderen Gruftis freizumachen.

Die Leute auf dem Bild sehen die Anfeindungen der Gesellschaft, nicht ganz so locker. Jeder hat in seinem Alltag mit Problemen zu kämpfen, weil er so aussieht, wie er aussieht. „Seitdem die Grufties als katzenmordende Teufelsanbeter durch die Schlagzeilen geistern und sogar im Fernsehen schon schaurige Berichte über die okkulten Greultaten schwarzer Satansjünger gezeigt wurden, haben Nina und ihr Freunde in Kiel kein leichtes Leben mehr: Torben (18) findet keine Lehrstelle. Christian (19) verlor ihren Job als Friseurin und flog bei den Eltern raus. Nicole (17) mußte die Schule wechseln. Björn (19) wird im Supermarkt um die Ecke nicht mehr bedient. Tine (20) wurde im Kaufhaus als ‚Diebin‘ beschimpft und von einem alten Mann mit den Stock angegriffen.

Der Bericht folgt dem klassischen Boulevard-Muster. Erst wird groß aufgebauscht, mit bedeutungsschwangeren Begriffen um sich geworfen, dann werden die Protagonisten mit den Vorwürfen konfrontiert. Schließlich erklärt man ein bisschen, um im letzten Absatz dann doch zu relativieren. Alles gar nicht so schlimm. Völlig harmlos, diese Gruftis – Entschuldigung, Gothics.

Heute schocken wir kaum noch alte Leute mit Stock, bekommen Lehrstellen, werden im Supermarkt bedient und die Eltern sehen mitunter gruftiger aus, als ihre eigenen Kinder. Manchmal, so wünscht sich vielleicht der ein- oder andere, würde man gerne wieder mal ein paar Leute erschrecken oder als Teufelsanbeter gelten. Stattdessen wirken wir in heutigen Berichten als belächelte sexy-verruchte Modelinie, die sich einmal im Jahr zum Stell-Dich-Ein in Leipzig trifft.

Schreibt Eure Meinung in die Kommentare: Ist euch die heutige gesellschaftliche Akzeptanz ein Dorn im Auge? Streben wir deshalb immer nach neuen Extremen (mehr Tattoos, mehr Piercings, weniger Klamotten) um das Gefühl der Abgrenzung zu wahren?

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Tanzfledermaus
Tanzfledermaus (@guest_57640)
Vor 5 Jahre

Zum Thema lieber die heutige Akzeptanz genießen oder frühere Vorurteile zurück wünschen hab ich mich schon an anderer Stelle ausführlicher ausgelassen, aber soviel sei gesagt: ich bin heilfroh, nicht mehr so schief angesehen und mit allerlei Gräueltaten in Verbindung gebracht zu werden. Auffallen oder Provozieren wollte ich nie, nur eben mein Ding machen und in Ruhe gelassen werden. Das ist heutzutage wirklich einfacher, schon allein im Berufsleben.

Die Fotos zum Bericht rufen in mir eine sehr wohlig-wehmütige Nostalgie hervor. So habe ich die Outfits der Szene damals (noch) kennen gelernt, als ich 1989 schwarz wurde (in unseren Kreisen war Grufti übrigens kein wirkliches Schimpfwort, auch wenn wir uns selbst eher als Waver bezeichneten) und Anfang der 90er dann in Berlin das Szeneleben kennen lernte. Kaum zu glauben, dass das nun schon an die 30 Jahre zurück liegt, die Erinnerungen sind noch so lebendig…

Wiener Blut
Wiener Blut (@guest_57641)
Vor 5 Jahre

Herje, tja, letzte Reaktionen: „Wo willst du denn drauf los, was ist das denn für ein toller Duft.“ (was gemischt gruftig indisches aus meiner „Mottenkugelnduftölkiste“) „Du siehst ja schick aus, fast wie ein Brautbitter.“ (Jacquardhose, Wolljacke , schwarzer Wollhut…. beim Gassi gehen will man es ja warm und winddicht haben). Was will man dazu sagen? Humorig eingebildet könnte man sagen: Schlecht riechen und aussehen reicht innerhalb meiner vier Wände, das muss ich nicht draußen machen. (Das hab ich wirklich schonmal so geantwortet). Diplomatisch könnte man sagen: „Ja, das ist echte Wolle, da perlt wenigstens der Regen ab.“ Lassen wir das Blabla zur Seite und kommen zum Kern. Wenn ich daran denke, das meine Frau sich (unbegründet) Sorgen gemacht hat, dass wir wegen ihrer (rest)türkisen Haare, eine für uns perfekte Wohnung, nicht bekommen, will ich in Summe der Erlebnisse, kein einziges Jahr mehr zurück. Entweder ist es das Alter, der erreichte Stand im Leben, oder die gewachsene Toleranz, Bildung und Offenheit der „Umgebung“, vielleicht alles in Summe, aber ich kann gut damit Leben. Für was eintauschen? Sorry, aber Leute mit meiner „Optik“ verunsichern reicht mir einmal im Jahr als engagierter Nikolaus.

Armin Reimer
Armin Reimer (@guest_57642)
Vor 5 Jahre

Tja, Goth ist halt im Mainstream angekommen. The Cure, Sisters, Eisbrecher, Mono Inc., etc. stürmen die Charts, schwarze Klamotten bekomme ich an jeder Ecke. Das was es früher im Scarface gab bekomme ich heute im C&A. Internet sei dank bekomme ich heute alles, weltweit, was das Gruftie-Herz begehrt.

Mein Kutchermantel kommt aus Pakistan (Massangefertigt) meine Haremshose aus Israel, meine Pikes aus England. Die Welt ist ein Dorf. Ich glaube deshalb haben es „neue“ Szenen auch so schwer oder kletten sich krampfhaft an altbewährtes (Steam Punk oder Cyber Goth).

AnimaLibraria
AnimaLibraria (@guest_57643)
Vor 5 Jahre

Nee danke, auf das gemobbt werden in der Schule hätte ich gern verzichten können. Ich wollte auch, wie Tanzfledermaus, in Ruhe gelassen werden und mein Ding machen. Heute kann ich das viel leichter. Aaaaallerdings verkleide ich mich im Geschäft als „Firmengote“, denn in dem Feld, in dem ich arbeite, kommt die volle Kluft nicht so gut an. Kundschaft und so… Ich werde dank dieser Vorsichtsmaßnahmen eher auf meine Herkunft aus dem Osten als auf meine Kleidung angesprochen. Tja. Irgendwas ist ja immer.

Auseklis
Auseklis (@guest_57644)
Vor 5 Jahre

Ach Du lieber Himmel, wenn das nicht Heiko Duus alias Mr. „Nigra Nebula“ persönlich ist. Wie hatte es der denn in diese Schmalspurgazette geschafft? Der war doch später auch mal bei Dance or Die, richtig? Schwingt die Hüften, ihr Säcke:
https://www.youtube.com/watch?v=7xNem-WCbtk

Vioblack
Vioblack (@guest_57646)
Vor 5 Jahre

@ Auseklis
das kann ich Dir erklären.
Heiko ist ursprünglich Kieler. Hat aber damals schon Musik gemacht. Heiko war einer der Ersten, der einen „eigenen“ Synthesizer hatte. Es gab sehr schöne „Hausmusikabende“ in seiner WG.
Später ist er ja dann nach Berlin gezogen. Heiko war halt immer eine Rampensau (ist absolut lieb gemeint).
Was ist sonst aus den Leuten geworden?
Jens kann ich mir bis heute nicht „bunt“ vorstellen, außerdem legt er immmer mal wieder auf.
Die Anderen sind zum Teil äußerlich „verbuntet“ aber im Herzen blieben sie schwarz.

Dj R.i.p.chen
Dj R.i.p.chen (@guest_57647)
Vor 5 Jahre

Das Angestarrt werden fehlt mir schon ein bisschen Provzieren tun und können wir heute auch noch wir sind nur Erwachsen gewurden.

Unsere Offenheit wird uns aber trotz allem das Genick brechen.

Die Großen Jahre der Szene sind vorbei. Einst Stolz und Stiylisch. Akzeptieren wir alles und jeden auf unseren Bühnen und in unser Kleidung. Wir lassen zu das Nazis sich in unseren Reihen breit machen. Die uns früher für unseren Styl verprügelt haben. Wir lassen sie auf unsere Bühnen und auf unsere Partys. Wir erklären uns neutral und gefestigt genug um sie klein zuhalten. Bullshit

Dazu kommt das wir keine Stylische Jugendkultur mehr sind nur noch ein haufen und Mitläufer die ihrer Jugend Erinnerung hinter her jagen.

Die Jugendlichen die in unsere Reihen treten sind tief gestört und haben luxusprobleme die sie für Elematren halten als Sie eigtlich sind.

Ja und es gibt auch noch die Momente in ich sie von damals kenn doch es wird weniger. Diese Kultur ist nicht mehr das was sie mal war. Aber Aufgeben werd ich sie niemals.

Auseklis
Auseklis (@guest_57648)
Vor 5 Jahre

@Vioblack

Gut, dass Du das ansprichst. Mir fällt gerade auf, dass „Xenos“ in diesem Zeitschriftenartikel gar nicht erwähnt wird, obwohl die seit ’91 im Raum Kiel diverse Sachen auf die Beine stellten. Michaela Marschall (aka „Marsha“) ist ja auch zu sehen. Dann könnte der Bericht auch älteren Datums und erst später veröffentlicht worden sein!?

„Verbuntet“ waren viele Waver bereits in den ’90ern. Irgendwann wächst man da raus, setzt die Prioritäten anders, entdeckt neue Dinge für sich oder kann sich schlicht nicht mit dem Szenewandel, den Nachwüchslern und Epiphyten (mit denen erst recht nicht) anfreunden.

@Dj R.i.p.chen

Unsere Offenheit wird uns aber trotz allem das Genick brechen.

Ich halte die globalen Zustände inzwischen für so miserabel, da werden Deiner Prophezeihung eher noch die demografischen und geopolitischen Faktoren zuvorkommen.

Wir lassen sie auf unsere Bühnen und auf unsere Partys.

Na, da bin ich aber gespannt, wer die Übeltäter auf der Bühne sind.

Durante
Durante(@durante)
Vor 5 Jahre

Na, da bin ich aber gespannt, wer die Übeltäter auf der Bühne sind.

War das eine rhetorische Frage? Man will es hoffen, aber manches will der Mensch halt nicht sehen (oder wahrhaben, oder zugeben, je nach dem…).

-> z.B. die immer mal wieder auf dem WGT auftretenden Bekloppten namens“Death in June“… ich sag nur „Rose Clouds of Holocausts“, „Jews are pigs“ und „All pigs must die“… das müsste eigentlich sogar dir eindeutig genug sein.

-> z.B. die Uniform-Clowns von „Nachtmahr“
Die Uniformen* und das infantile martialisch-militaristische Auftreten könnte man noch als ebenso dümmlich-kindische wie hohle Provokation abtun, aber das ist halt nicht alles:
– Bombardieren ihre Fans immer und überall mit NS-Ästhetik (Cover usw.)
– Der Hr. Rainer bezeichnet sich in Interviews seit Jahren mal selbst als „Patriot“ (lachhaft), als „Nationalist“(!) und als „Militarist“.
– Wenn gerade keine Kamera und kein Mikro läuft wettert er schon mal gerne über Zitat „Untermenschen“ (mal auf dem Mera selbst miterlebt – gibt aber auch genug Musikerkollegen nach deren Aussage er Backstage ebenfalls dergleichen des öfteren tut)…

Aber das ist natürlich bestimmt alles totaaaaaal anders gemeint, und so böse Miesmacher wie ich verstehen den armen, armen Mann nur absichtlich vööööllig falsch, gell? ;)
Und nein, obwohl mir das Thema Fetisch alles andere als fremd ist kaufe ich dem Hrn. Rainer auch seinen angeblichen „Uniform-Fetisch“ nicht ab. 1. Hat inzwischen gefühlt jeder fünfte Besucher so manch „schwarzer“ Veranstaltung einen angeblichen „Uniform-Fetisch“ (ja, is klar ^^ ) und 2. erklärt das ja in keinster Weise seinen ganzen anderen Schwachsinn.

( *Ja, sowas kann auch tatsächlich Kunst sein, siehe „Laibach“, aber Nachtmahr als Kunst zu bezeichnen bzw. mit Laibach zu vergleichen wäre ja geradezu grotesk und würde den Mitgliedern von Laibach massiv Unrecht tun… )

Durante
Durante(@durante)
Vor 5 Jahre

Das Mobbing in der Schule und die sonstigen Pöbeleien vermisse ich auch nicht, oh nein, absolut nicht (wobei ein gerauntes „Satanist!“ mich heutztage eher zum nostalgischen Schmunzeln bringt ;) ).
Aber dass Goth nur noch als eine Art Mode gesehen wird, und nicht mehr auch als eine Art gesellschaftliche „Anti“-Haltung (die es zumindest bei manchen auch mal war oder ist) ist schon auch schade…
Das hat aber bei uns in Deutschland imho auch viel mit dem Leipziger Pfingst-Karneval aka WGT und der öffentlichen Berichterstattung darüber zu tun. Da wurde der „Szene“ halt wirklich jeder Zahn gezogen und wir werden (leider inzwischen größtenteils wsl. zurecht) als Leute dargestellt „die sich halt gern gruslig verkleiden“, oder so…
Interessanterweise blieb dem Punk (der ja phasenweise auch einer Kommerzialisierung ausgesetzt war) dieses Schicksal erspart, Punk als reine Mode wahrzunehmen -> darauf käme heute im Alltag auf der Straße meines Erachtens kaum jemand.

Aber was ich an diesen „Retro-Artikeln“ hier fast am meisten liebe: Diese Fotos, diese Outfits…! :) :) (Und der Friedhof ist auch echt schön.)

Auseklis
Auseklis (@guest_57678)
Vor 5 Jahre

„Jews are pigs“

Nicht, dass ich sonderlich viel mit Death in June zu tun hätte. Dafür ist mir die Musik auf Länge zu spartanisch und die Anzahl meiner Di6-Platten im Schrank zu gering. Aber aus welchem Text das Zitierte stammen soll, wüsste ich zu gerne. Klär uns mal auf.

Bzgl. “Holocaust“. Das wurde sicher schon hundertemale von Pearce erörtert. Das Wort hat eine ältere und allgemeinere Bedeutung als „Brandopfer“. Anhand des Titels oder Textes wirst Du kaum eine Einordnung vornehmen können. Di6 ist halt keine RAC-Band.
Es ging zudem um „Nazis auf der Bühne“, nicht um das, was Du persönlich und inflationär als Nazi definierst/diffamierst. Den „Nazi“ würde ich nicht einmal ungeingeschränkt Douglas Pearce oder Josef Maria Klumb attestieren. Da kämen eher noch Boyd Rice oder Michael Moynihan in Frage. Zumindest Rice ist bekennender Sozialdarwinist und kriegt ’nen dicken Klöppel in der Hose, wenn er Nazi-Uniformen betrachtet.

Thomas Rainer ist mir unsympathisch und für mich auch nicht wirklich szenetypisch. Musikalisch eine Niete. Falls er sich als Patriot bezeichnet, sei ihm das gegönnt. Daran finde ich nichts verwerflich. Problematischer ist da schon das Wort „Untermensch“, auch wenn das keine Nazi-Kreation ist, sondern (wie so vieles) aus dem weiten Feld der Biologie und Psychologie stammt. Zu dieser Zeit hießen die Hitlers noch Schicklgruber. Aber auch hier wäre letztlich eine Quelle für Deine Behauptung von Vorteil. „Hab ich so gehört/verstanden“ ist keine. „Hab ich so gehört/verstanden“ war auch die Grundlage dafür, eine Band „Death in June“ zu nennen…

Durante
Durante(@durante)
Vor 5 Jahre

@Auseklis:
Überflogen und ein letzter kurzer Kommentar dazu (hab weder Bock heute noch den Rechner anzuwerfen noch auf langes Smartphone-Getippse):

Den „DI6“-Text? -> Muss ich dir mal raussuchen. War nie ein Fan von deren… nennen wir es mal Musik… und hab mich mit diesen Typen erst wirklich beschäftigt als ich entsprechende Diskussionen (wie diese hier ;) ) mitbekommen habe, weil ich mir ganz bewusst selbst eine Meinung bilden wollte (ebenso wie damals zu Klumb, „Allerseelen“, u.a.)

Was den Begriff „Holocaust“ betrifft – Blendest du wahrhaftig gerade aus VOLLER ABSICHT den Kontext und das „Gesamtwerk“ des „Künstlers“ aus? Ach du meine Güte…

Es ging um „Nazis auf der Bühne“

Und GENAU solche hab ich aufgezählt. Aber selbst das reicht dir ja immer noch nicht, wie überraschend… *seufz*
Oder muss jemand schon mal mindestens als „KZ-Aufseher“ gearbeitet haben damit derjenige sogar nach deinen ganz persönlichen „Kriterien“ vielleicht eventuell unter Umständen möööglicherweise so eine Art Nazi sein KÖNNTE…? ;)
(War nur ne rhetorische Frage – Du siehst ja eh nur was du sehen willst.)

Aber auch hier wäre letztlich eine Quelle für Deine Behauptung von Vorteil. „Hab ich so gehört/verstanden“ ist keine.

Aussagen anderer Musiker sind LEICHT im Netz zu finden (falls dich das überhaupt wirklich interessiert heißt das) -> Suchmaschine deiner Wahl. Was MICH betrifft hab ich es damals – wie eigentlich bereits geschrieben – von ihm selbst gehört. Und stell dir vor, das reicht MIR logischerweise dann tatsächlich ;) (mein Gehör arbeitet nämlich noch einwandfrei und der deutschen Sprache bin ich auch mächtig). Ob DU mir glaubst ist mir am Ende egal, ich zeichne halt zufälligerweise nicht jedes Gespräch in meiner Umgebung auf (schrecklicher Gedanke sowas).

Auseklis
Auseklis (@guest_57681)
Vor 5 Jahre

Was den Begriff „Holocaust“ betrifft – Blendest du wahrhaftig gerade aus VOLLER ABSICHT den Kontext und das „Gesamtwerk“ des „Künstlers“ aus?

Als Konsument bekommst Du Künstler und Werk vorgesetzt. Und man kann nur beurteilen, was man hat. Alles andere ist Deine freie Interpretation. Erwarte nicht dieselbe Interpretation von anderen.

Und GENAU solche hab ich aufgezählt.

Ach bitte… Selbst wenn ich die Künstler zwiespältig betrachte und durchaus fragwürdige Inhalte erkennen kann, reicht das noch lange nicht aus, in jeder Arschritze einen Nazi zu vermuten. Nicht einmal Dir liegen klare Fakten vor, die Dein Urteil untermauern könnten.

Du siehst ja eh nur was du sehen willst.

Damit hast Du Dich gerade treffend beschrieben.

ich zeichne halt zufälligerweise nicht jedes Gespräch in meiner Umgebung auf.

Wäre in dem Fall vielleicht angebracht. Die Titulierung als „Nazi“ ist halt ein Strafbestand. Und wenn man damit hantiert, sollte man schon mehr vorweisen können als ein loses Sammelsurium von Indizien.

Durante
Durante(@durante)
Vor 5 Jahre

@Auseklis:

Wäre in dem Fall vielleicht angebracht. Die Titulierung als „Nazi“ ist halt ein Strafbestand. Und wenn man damit hantiert, sollte man schon mehr vorweisen können als ein loses Sammelsurium von Indizien.

1. Falsch ;) (du meinst wsl. „Straftatbestand“) -> Siehe BVerfG, 1 BvR 2979/10. Du hättest bez. Straftatbestand nur recht wenn ich das ohne jeden spezifischen Anlass tun würde (z.B. „Nazi“ anstatt „Idiot“ als Beleidigung für einen rücksichtslosen Autofahrer oder dgl. verwenden) – Ist hier nicht der Fall, Gründe hab ich hier genug (und nein ich wiederhole sie jetzt nicht schon wieder).
2. Siehe unten.

Als Konsument bekommst Du Künstler und Werk vorgesetzt. Und man kann nur beurteilen, was man hat. Alles andere ist Deine freie Interpretation.

Also hatte ich ja völlig recht. Du hältst dich an einer reinen Wortdefinition/-herkunft gem. Lexika fest (der sprichwörtliche Strohhalm) und ignorierst bewusst alle anderen Äußerungen des „Künstlers“ die verdeutlichen wie der Begriff AUS SEINEM MUNDE zu verstehen ist. Das ist die übliche Verteidigungsstrategie von deinesgleichen in solchen Fällen: Man stellt sich einfach bewusst dümmer als man in Wahrheit ist. Als damals die schwarze Szene an div. Ecken braun angelaufen ist konnte man dgl. Unsinn ständig in Internetforen lesen.
Ähnlich (vorsätzlich?) naiv war auch die beliebte Theorie „Naja der hat irgendwann mal mit einem Musiker aus Land XY zusammengearbeitet, der KANN deshalb ja niemals ein Rassist sein…“ (betraf Kadmon/Petak von „Allerseelen“ damals) – Doch, kann er natürlich schon.
Eventuell ist ja die Tatsache dass du eben nur „konsumierst“ ohne mitzudenken o. zu reflektieren gerade das Problem?

Damit hast Du Dich gerade treffend beschrieben.

Aaaah und er hats wirklich geschrieben… made my day XD
Auf genau diesen Kommentar ausgerechnet von DIR hab ich gewartet, herrlich… ;)
(Wobei „Selber!“ natürlich schon in Kindertagen ein unschlagbares Argument war, gell? ;) )
Wie gesagt: Man stellt sich einfach bisschen doof und sagt „Also solange der auf der Bühne nicht mindestens regelmäßig ‚Heil Hitler!‘ ruft is der für mich kein Nazi, ALLES andere reicht mir nicht als ‚Grund‘ weil dann müsste man ja vlt. ein wenig mitdenken…!“ ;)

Wie auch immer: Wird Zeit bei Spontis wieder nur die Artikel von Robert, Flederflausch und den anderen zu lesen & Kommentare besser zu ignorieren.
Sich an jemandem wie dir – der wsl. verstehen KÖNNTE aber es nur partout nicht (zugeben?) WILL – abzuarbeiten ist Verschwendung von Lebenszeit und sinnlose Abnutzung einer armen Tastatur (die kann ja nix dafür…).
Bei dem Gedanken dass WIR uns irgendwie im weiteren Sinne in der selben(??) Szene verorten oder verortet haben fröstelt es mich fast (wie es zu sowas kommen kann wäre zugegebenermaßen soziologisch interessant, die Klärung würde aber einer Auseinandersetzung auf persönlicherer Ebene bedingen und das is so ziemlich das letzte auf das ich jetzt noch Bock hätte ;) ).
Da vergeht einem ja fast die Lust auf das schwarze Konzi am Samstag… aber nur fast. 8)

So long, and thanks for all the fish
(Und Rechne nicht damit dass ich eine eventuelle Antwort (in der du lediglich deinen Standpunkt zum x-ten mal wiederholst…) noch lese, das spart ja auch dir ggf. Lebenszeit. ;) …und falls du auch noch wo irgendwo anders braunes Pack in Schutz nehmen willst, hast du dann dafür ja umso mehr Zeit. ^^ ) )

Auseklis
Auseklis (@guest_57686)
Vor 5 Jahre

Du hättest bez. Straftatbestand nur recht wenn ich das ohne jeden spezifischen Anlass tun würde

Nein. Auch Deine persönlichen Interpretationen spielen dabei keine Rolle.

Du hältst dich an einer reinen Wortdefinition/-herkunft gem. Lexika fest

Ja. Was denn sonst? Vielleicht sollten linke Pappnasen wie Du sich mal dieser Definition widmen und nicht inflationär mit derartigen Begrifflichkeiten um sich schmeißen. Der Nazi-Begriff wird von euch durch seine beliebige Anwendung systematisch ausgehöhlt, seiner historischen Schwere entkleidet und in seiner Bedeutung abgeschwächt. Ist euch das eigentlich bewusst?

ignorierst bewusst alle anderen Äußerungen des „Künstlers“

Angeblich getätigte Äußerungen, die Du gerne gelesen oder gehört haben möchtest, helfen uns halt auch nicht weiter. Ich sehe keinen einzigen Nachweis dafür, dass aus dem Di6-Umfeld jemand Juden als Schweine diffamiert hat. Das wird dann eben einfach mal behauptet. Solange es ins ideologische Weltbild passt.

Ähnlich (vorsätzlich?) naiv war auch die beliebte Theorie „Naja der hat irgendwann mal mit einem Musiker aus Land XY zusammengearbeitet, der KANN deshalb ja niemals ein Rassist sein…“

Ich gehe zumindest soweit zu behaupten, „Musiker X hat mit bösem Musiker Y kooperiert. Das macht Musiker X nicht zwangsläufig zum Nazi.“ War ja ein beliebtes Spiel der Antifa und der gruftigen Kleingeister gegen Rechts. Wenn z.B. Wumpscut mit Blutharsch musiziert, dann kann man das kritisieren. Das war’s aber auch schon.

Ich kann persönlich das Bedürfnis nicht nachvollziehen, permanent auf der Lauer zu sitzen, um bei jeder Gelegenheit Künstler X oder Y ein „Nazi“ oder „Rassist“ anzuhängen. Ist das eine Art Volkssport unter Deinesgleichen?

Wie gesagt: Man stellt sich einfach bisschen doof

Oder eben neunmalklug. Liegt vielleicht an der mangelnden Selbstreflexion Deinerseits. Erinnert mich alles ein wenig an die Hexenjäger der Neuzeit. „Ha! Ich hab’s doch schon immer gewusst! Auf den Scheiterhaufen mit ihnen!“. Dort irgendwo reihe ich Dich ein.

Sich an jemandem wie dir – der wsl. verstehen KÖNNTE aber es nur partout nicht (zugeben?) WILL – abzuarbeiten ist Verschwendung von Lebenszeit und sinnlose Abnutzung einer armen Tastatur (die kann ja nix dafür…).

Linke Rechthaberei und Hochnäsigkeit par excellence. So kennt man sie halt.

Auseklis
Auseklis (@guest_57687)
Vor 5 Jahre

So wie ich das sehe, ist der Neofolk-Bereich, der in den späten 80er etwa (?) immer populärer wurde, dafür verantwortlich

Würde ich nicht unterschreiben. Die Bands, die später den Neofolk begründeten, waren musikalisch schon früher aktiv. Schon damals warf man einer Band wie Death in June eine sonderbare Gesinnung vor. Und die war spätestens seit dem „Nada!“-Album bekannt. Auch Industrial und der Faschismus-Vorwurf waren uns ein Begriff. Nicht anders ist es mit diversen NDW-Bands á la DAF oder Chrislo Haas von den Liaisons Dangereuses, denen man die Erfindung des EBM-Sounds zuschreibt. Haas hatte nie ein Problem damit, wenn neben linken auch rechte Kreise zu den Konzerten kamen. DAF ebenfalls nicht. Ich glaube, die genossen das sogar, wenn sich beide Gruppierungen vor der Bühne die Rübe einschlugen. Auch das war Punk. Als Punk zunehmend links politisiert wurde, sprangen viele ab. Tommi Stumpff legte den KFC auf Eis, u.a. weil ihm Punk zu sehr von links vereinnahmt wurde, und machte solo als elektronisches Wunderkind weiter.

Letztlich ist das alles Musik, die die Wave-Szene stark geprägt hatte. Das Spiel mit Tabus begleitete die Punk- und Post-Punk-Szene von Beginn an. Es ist natürlich alles kein Gothic-Sound per definitionem. Schauen wir also dort nach. Da treffen wir z.B. auf Rozz Williams, der mit der Reichskriegsflagge posierte. Joy Division mit dem Hitlerjungen auf der ersten Single. Auch das war den Gruftis bekannt. Von Joy Division führt der Weg wieder zu Death in June und Co.

Aber: Seit Jahrzehnten tummeln sich die Gerüchte und Anschuldigungen um denselben Kreis von Bands, der ein Dutzend kaum übersteigt. Jahrzehntelang wird der Kram neu aufgekocht. Hier Di6, dort Radio Werewolf, da Kirlian Camera… Was hat sich innerhalb dieses Zeitraums denn verändert, außer dass diverse Bands aus dem Spektrum gar nicht mehr existieren?

Ich finde es wichtig, dass man sich leidenschaftlich gegen die Vereinnahmung der Szene vom rechten Rand wehrt

Es ist aktuell tatsächlich eine Vereinnahmung, weniger eine Unterwanderung. Ich wusste bis vor ein paar Jahren nicht mal, dass „schwarze Musik“ so ansprechend auf die Neue Rechte wirkt. Da werden Videos der Identitären Bewegung mit EBM- und Neofolk-Sound unterlegt, der Neofolk als rechte Musikrichtung präsentiert, obwohl die Bandbreite vielseitig und politisch gar nicht auf einen Nenner zu bringen ist.

Neuerdings haben die das Retro-Synth-Phänomen für sich entdeckt. Kitschige TV-Score-Musik mit Anleihen aus dem Italo-Disco-Bereich. Inzwischen legen sie selbst Hand an. „Fashwave“ nennen die sowas. Und sogar Hip-Hop darf dran glauben, eventuell aufgrund der als antisemitisch gedeuteten Message. Nur war der Antisemitismus im Hip-Hop, wie man ihn Public Enemy, N.W.A. oder Ice Cube vorwarf, eher als Kapitalismuskritik zu verstehen.

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