Grenzwellen. So hieß und heißt eine Musiksendung von Ecki Stieg, die von 1987 bis 1997 zu einem schwarzen Radio-Puls einer sich wandelnden Szene mutierte. Ende der 80er Jahre war diese auf Radio FFN ausgestrahlte Sendung ein wichtiger Impulsgeber für eine Szene, der man zunächst den Tod prophezeite, die aber dann durch die Wiedervereinigung zu neuen Höhenflügen ansetzte. Ecki Stieg machte sich als musikalische Spürnase einen Namen und verhalf vor allem jungen deutschen Bands und neuen aufstrebenden Musikrichtungen Anfang der 90er Jahre zu vielen offenen Ohren.
Als die Sendung 1997 einem neuen Konzept des Senders weichen musste, unternahm man zusammen mit ARTE den Versuch, Grenzwellen im Fernsehen zu etablieren. Gedreht wurde das Video auf dem Zillo-Festival in Hildesheim, von dem nicht nur zahlreiche Acts zu sehen sind, sondern auch viele Macher und Organisatoren zu Wort kommen. Mit dabei im Video: Joe Asmodo (Zillo), Karl Bartos (Kraftwerk), Das Ich, Wolfsheim, Lacrimosa.
Bei Youtube hat sich Ecki Stieg auch zu Wort gemeldet und schildert seine melancholische und traurige Sicht auf das „Kleinod aus der Vergangenheit“, wie er es nennt. Ich erlaube mir, es ungekürzt hier einzufügen:
Die Grenzwellen der ersten Phase (1987 – 1997) wurden im September des Jahres 1997 zu Grabe getragen, eine andere Radiostation war zu dieser Zeit an einer Weiterführung nicht interessiert. Zugleich boomte das Musik-TV mit Sendern wie Viva oder MTV. In dieser Zeit wurde die Idee geboren, die „Grenzwellen“ als TV-Format weiterzuführen.
Zusammen mit Manfred Schütz (damals Chef von SPV, heute MiG) und Michael Heise wurde die Firma „Borderline Production“ gegründet, Konzepte erarbeitet und Partner gesucht. Sender wie MTV und Viva waren interessiert, aber nicht wirklich überzeugt. Anders der Sender arte , der zu jener Zeit erwog, eine Sendung mit einem ähnlichen Konzept ins Programm zu nehmen. So wurde vorgeprescht und rückblickend der zweite Schritt vor dem ersten gemacht: Wir drehten im Herbst 1998 einen sehr aufwändigen Pilotfilm speziell für arte (darum ist diese Sendung auch zweisprachig, die französische Moderation übernahm meine geschätzte Freundin und Kollegin Sabine Bulthaup). Wir haben für diese Sendung unter anderem große Teile des Zillo-Festivals 1998 gefilmt, die teilweise auch in diesem Pilotfilm ausgewertet wurden (der Rest des anderen gefilmten Materials sowie auch die Audio-Aufnahmen fielen später einem Brand zum Opfer).
Zu sehen sind die teilweise damals noch sehr raren Musikclips der Protagonisten jener Zeit ,aber auch ein schönes Interview mit Karl Bartos. Leider hat arte diesen Pilotfilm nie ausgestrahlt und stattdessen die Sendung „Tracks“ im Programm etabliert. Was blieb, war ein damals weiterer geplatzter Traum, viel verbranntes Geld – aber auch eine interessante Erfahrung, die mir aber auch vor Augen führte, dass das Radio eigentlich doch mein Lieblingsmedium ist. Danke an den Unbekannten, der ihn jetzt auf youtube geladen hat. Ecki.
Die Grenzwellen schwingen immer noch
Seit 2014 hat man Ecki Stieg übrigens wieder einen Sendeplatz bei Radio Hannover eingeräumt, auf dem er jeden Mittwoch von 21:00 bis 0:00 im Stream zu hören ist. Hört mal rein:
Danke! Das ging ja völlig an mir vorbei, daß die Grenzwellen wieder funken :-)
Solltest du unbedingt reinhören, es lohnt sich meistens! Ecki Stiegs Rolle ist meiner Ansicht nach wichtiger geworden als je zuvor, denn im Wust der Musik die Dinge zu finden, die begeistern können und eine gewisse Tiefe haben, ist harte Arbeit. Und wenn man sich mit Menschen wie Stieg identifizieren kann, ist es mehr als praktisch, einen Einblick in seine Favoriten zu bekommen.
Dank Ecki habe ich vor zwei Jahren den Bereich Ambient/Dark Ambient/Drone entdeckt, erfreue mich regelmäßig daran, und finde es unheimlich schade, daß diese Musik weder auf Tanzflächen in den Discos, noch auf den großen und kleinen Festivals wirklich Einzug gehalten hat.