Der Januar ist doof, ich mag den Januar nicht. Eigentlich kenne ich niemanden der den Januar mag. Der Januar ist der Montag unter den Monaten. Aber wie Montage sind auch Januare ein neuer Anfang. Ein Auftakt. Nein, nicht zum abnehmen, nicht um endlich mehr Sport zu machen, weniger zu rauchen, mehr Zeit mit Familien und Freunden zu verbringen oder was auch immer man sich vornimmt, was man dann eh nicht tut. Deswegen erscheint der Artikel auch erst im Februar. Ich mag den Januar eben nicht.
Aber immerhin beginnt im Januar, zumindest für mich, so ganz langsam der Countdown zum nächsten Wave-Gotik-Treffen. Angefeuert wird die dezente Vorfreude von den ersten Bandbestätigungen. Dieses Jahr ganz besonders, sind doch für mich bereits jetzt einige Highlights dabei. Um die Vorfreude weiter zu steigern habe ich daher in den tiefen von Youtube eine Reihe Videos zu vergangenen WGTs ausgegraben, die ich euch nicht vorenthalten möchte und die euch die Zeit bis in den Juni von Monat zu Monat verkürzen sollen. Wir beginnen mit dem Jahr 2000. Noch 119 Tage.
Das „Chaos-WGT„. Irgendwie scheint es mir auf den ersten Blick, hat sich nicht viel verändert. Der Hauptbahnhof an dem viele der Besucher ankommen, sieht halt aus wie er aussieht, die Schlangen sind lang, das Straßenbild schwärzer als üblich. Aber irgendwie ist es doch anders. Das liegt sicher nicht (nur) daran, dass es dieses besondere WGT war. Im Gegensatz zu heute sieht man in den Aufnahmen mehr Samt, mehr dezentes Schwarz. Netz schien damals noch wesentlich angesagter und auch Glöcken sind heute nicht mehr der letzte Schrei. Die Federflügel, die damals noch beliebt waren, sind heute durch imposanten Kopfschmuck abgelöst worden. Auch große Kreuze kommen erst seit kurzem wieder in Mode scheint mir. Haben sich die Äußerlichkeiten wirklich so sehr verändert, oder nehmen wir es heute nur anders wahr? Mir zumindest erscheint das Auftreten der gezeigten Besucher wesentlich unaufgeregter als heute. Ist das nur die Verklärung einer Zeit, die ich so nicht miterlebt habe? Vielleicht war der ein oder andere ja dabei und kann berichten? Wie empfindet ihr es rückblickend? Wie empfinden es andere, die das WGT zu dieser Zeit auch noch nicht erlebt haben, beim betrachten der Aufnahmen?
Viele Leipziger wirkten damals schon recht offen und neugierig. So finden es einige „sehr interessant die Leute anzuschauen“ und bewundern, dass sie sich Besucher nicht verbiegen lassen. Anderem wiederum scheint die ganze Sache etwas suspekt: „Ist nicht meine Art aber wir finden es halt lustig. Was heißt lustig, das ist die Auffassung von denen und wie gehören halt so nicht dazu, aber wir akzeptieren das und tolerieren das.“ Und teilweise klingt deutliche Skepsis durch. „Was man davon halten soll, ich weiß es nicht“ gibt ein älterer Herr zum besten und seine Begleitung weiter: „Manche sehen ganz süß aus. Aber manche, da könnte man sich kaputt lachen, wie manche rumrennen.“ Wenn ich die Bemerkungen so höre, muss ich daran denken, dass man sich in meinem Umfeld auch einige Jahre später noch unter Teenagern erzählt hat, dass es am Bahnhof eine „Satanistenkneipe“ gäbe. In dieser Hinsicht scheint mir hat sich also schon einiges verändert. Ich empfinde die Reaktionen und Ansichten zumindest als wesentlich entspannter. Als neugieriger. Als offener. Vielleicht, weil die mediale Präsenz größer geworden ist. Vielleicht weil viele erwachsen geworden sind und man auch im beruflichem Umfeld gemerkt hat, das es sich nicht nur um rebellische Teenager in einer provokanten Phase handelt. Oder doch weil sich die Szene einer deutlichen Kommerzialisierung und damit einem breiteren Publikum geöffnet hat?
Das 2000er WGT… das erste seit 1993, an dem ich nicht mehr hingefahren bin. Warum nicht, weiß ich nicht mehr genau, aber ich glaube, ich musste damals am Pfingstsamstag arbeiten. Meine Schwester fuhr dafür hin und berichtete mir später von den Begebenheiten, wie alles erst den Bach runter ging und dann trotzdem weiterlief und insofern auch besonders wurde. Danach übernahmen andere die WGT-Organisation und ich verlor das Interesse: alles wurde kommerzieller, größer und bunter, was dann in der Cyber-Flut und einer Karnevalsstimmung gipfelte. Ich hatte das WGT echt lange abgeschrieben. So lange, dass ich erst 18 Jahre später, unter anderem durch den Austausch hier bei Spontis ermuntert, mir ein Bild der aktuellen Lage machen wollte. Auch die vielen neuen, hoffnungsvollen Retro-Bands aus dem Gothic Rock, Postpunk und Synthwave-Lager trugen dazu bei, dass ich wieder mehr Lust aufs WGT und die Leute dort bekam, weil sich die Stimmen mehrten, dass wieder mehr „Oldschool“ angesagt wäre und man den Karneval (Agra-/Moritzbastei-Catwalk und Viktorianisches Picknick) bloß zu meiden bräuchte, um durchaus auf seine dunklen Kosten und Stimmungen zu kommen. Nun ja, was soll ich sagen, es ist dieses Jahr nun schon das dritte Mal in Folge, dass ich wieder zum WGT fahre ;-) Und ich hör mir brav alle Bands vorher an, die ich noch nicht kenne, da ich gemerkt habe, dass da in den letzten Jahren so einiges an Perlen dabei war, die sich sowohl auf Tonträgern als auch live sehr gelohnt haben. Hinzu kommt, dass ich mich auch darauf freue, die eine oder andere WGT-/Spontis-Bekanntschaft der letzten Jahre wieder zu treffen. Also, ich freue mich schon auf Pfingsten :-)
Das WGT bleibt der Schmelztiegel der Szene, egal ob nun mit oder ohne Bändchen. Ich möchte mal sagen, Pfingsten sollte man sich als Grufti in Leipzig aufhalten. Das WGT ist ja mittlerweile nur eine Veranstaltung, die im Rahmen der Pfingsttage in Leipzig stattfindet. Kommerziell sind sie geworden, aber wie sind auch „erwachsen“ genug, diesem Sog zu entgehen und wahrzunehmen, was unter der Oberfläche oder wahlweise zwischen den Zeilen stattfindet.
Die Professionalität und Kommerzialisierung des WGT sichert uns irgendwo ja auch genau dieses Phänomen: ALLES was mit der Szene zu tun hat (sei es nun gut oder schlecht) findet zu Pfingsten in Leipzig statt. Wer weiß, wo wir sein würden, wenn das WGT 2000 aufgehört hätte, zu existieren.
Irgendetwas muß bei mir im Zeitraum der Jahre 1999 -> 2000 passiert sein. Oder auch nicht (?): das allerletzte Mal, daß ich am WGT als Besucher teilgenommen habe, war in 1999. Soweit so gut, die allgemeine Optik, an die ich mich im Laufe der damaligen Jahre gewöhnt habe, kommt dem oben gezeigten Video auch in meiner Erinnerung 20 Jahre zurück noch so in etwa hin, aber das Gefühl und die Lust für eine solche relativ „spezielle“ (wie auch immer der geneigte Mitleser dies jetzt auffassen mag…) Veranstaltung ist seit den damaligen Zeiten dahin.
Letztendlich finde ich mich im Beitrag von Tanzfledermaus teilweise wieder, nur mit dem Unterschied, daß ich nach viermaliger „Teilnahme“ in den 1990er Jahren, danach überhaupt kein Verlangen mehr verspürt habe, zum WGT zu fahren. Halt, stimmt so auch nicht ganz, denn Ãœberlegungen waren da, wie es denn wäre, würde ich nach etlicher Zeit mal wieder Pfingsten dort verbringen.
Kontraproduktiv würde das ausfallen: Musik und Konzerte gingen vielleicht ok, der Bohei drumherum, bzw. vor Ort, ging mir bereits ab 1994 schwer auf den… – auf’s Gemüt.
Meinetwegen, ich hatte nette Begleitung und auch den einen oder anderen Spaß während meiner Teilnahmen, manches war erbaulich, entspannt, lustig, lehrreich, aufsehenerregend, erschreckend, kostspielig, aber teilweise auch einfach nur ernüchternd, langweilig, nervtötend, grenzwertig, deppert, schlechte Laune erzeugend, bis hin dazu, gleich am zweiten Tag am liebsten wieder nach Hause zu fahren und daheim sich besser auf’s Fahrrad zu schwingen und in den nächsten Biergarten zu fahren, weil’s dort kommoder und bisweilen interessanter zugeht… (die „Szene“ spiegelt nämlich auch nur die Gesellschaft wider – gerade wenn sie in geballter Ladung anzutreffen ist, wird dies besonders deutlich…)
Ich will jetzt nicht anfangen, Schwänke von damals zum Besten zu geben, aber mein allumfassendes Fazit ist: das WGT und ich, das wollte nie recht zusammenpassen.
Aber was hatte ich falsch gemacht? Rüschte mich zur ach-so-passenden Gelegenheit auf, wie gefühlt 99% der anderen Besucher, ging zu den „richtigen“ (-> mich interessierenden Konzerten), kaufte Platten en gros, wurde fotografiert, gar gefilmt, hatte in einem Jahr gar so eine Art „VIP-Ausweis“ um den Hals, trank Alkohol an Ständen, bemüssigte mich genauso wie gefühlt 99% der anderen Besucher an oberflächlichem smalltalk wenn’s an der Zeit war und wandelte durch die Hallen, wie so manch Tagesbesucher der IAA (zur Erläuterung, wer’s nicht weiß: Internationale Automobil Ausstellung). Kurz: war „gruftig“, wie man eben „gruftig“ sein kann – besonders dort: zum WGT in Leipzig…
Und, mein lieber Robert, so gelange ich an Deinem Beitrag an: leider muß ich Dir widersprechen, ohne jetzt Deinen Enthusiasmus schmälern zu wollen. Keineswegs ist das WGT der Dreh- und Angelpunkt der (wahren) „Szene“ (was auch immer davon noch übrig geblieben ist), zumindest für mich nicht. Um mal bei meinem vorletzten Satz zu bleiben: das WGT mag vielleicht wie die IAA als „Highlight“ funktionieren, aber Auto wird auch über’s Jahr gefahren. Nicht immer mit einer Premium-Protzkarosse, aber eine altersschwache Rostlaube kann den einen oder anderen auch über den Winter bringen. Hinkender Vergleich? Meinetwegen. Aber worauf ich hinaus will: die „Szene“ würde auch ohne das WGT noch stattfinden, vielleicht sogar in manchen Belangen zu bestimmten Begebenheiten „authentischer“. Denn, es ist nicht nur der Schein, das Großereignis, der „fokussierte Punkt“, sondern es kommt darauf an, wie die Einstellung und das Gefühl, etc. dafür ausgelegt ist. Ich kenne massig Leute in meinem Bekanntenkreis, die waren noch nie auf dem WGT und sind mehr „Goth“ als ein aufgedonnerter vielgefilmter/fotografierter Dauergast, der dort Hof hält und davon möglicherweise ein ganzes Jahr lang zehrt (und auf das Schaulaufenpublikum muß ich jetzt wohl nicht gesondert noch eingehen, oder…?).
Letztendlich – ganz nüchtern und ohne jetzt den Angeber raushängen lassen zu wollen – ich selbst bin mehr oder weniger seit Anfang/Mitte der 1980er Jahre sozusagen in die „Szene“ involviert, habe jahrelang aktiv den einschlägigen DJ in meiner Freizeit gegeben, Konzerte mit veranstaltet, bin ebenso in meiner freien Zeit für diverse Szenegazetten (auch namhafte) journalistisch tätig gewesen (in einer alten Ausgabe eines derartigen Blättchens hatte ich auch mal einen Bericht über das WGT geschrieben – mir ist das Jahr entfallen, kann auch nicht nachsehen, da ich sämtliche Magazine schon vor sehr langer Zeit aus Platz- und Umzugsgründen weg gegeben habe). Mir ging es da schon um was – auch ohne WGT! Alles aus Ãœberzeugung und mit wahrem „Herzblut“ (WTF: jetzt bloß nicht pathetisch werden…).
Wie auch immer, ich hatte immer noch mehr ehrlichen „Szenegeist“ weitab solcher Großveranstaltungen erlebt (und tue das bis zum heutigen Tag noch immer), sei es auf Konzerten in winzigen Clubs, in gesellschaftlich kleiner Runde zuhause, bei ausufernden Gesprächen, auf langen Autofahrten zu irgendwelchen jwd-Läden in der Pampa – ja sogar bei Liga-Fußballspielen im Stadion mit „Grufti“-Freunden hatte ich bereits intensivere „Szene“-Momente gehabt, als mir es sowas wie das WGT jemals geben könnte.
Auch – und gerade – da ich optisch mittlerweile (auch altersbedingt – oder „erwachsen“ wie Robert sich ausdrückte) schon längst in den optikfokussierten Augen so manches ach-so-undergroundigen oder -„rebellischen“ Aufdonner-/Mitläufer-/parttime-Goth als reinrassiger „Stino“ (sic!) durchgehen würde…
Anyway, Viel Spaß beim diesjährigen WGT Euch allen, ich weiß, jeder macht sicherlich das Beste daraus – ich z.B. daheim.
Und Flederflausch: Danke für den Beitrag, bin mal gespannt, was Du uns noch für Filmchen vorführen wirst, freue mich wirklich drauf.
Tut mir leid, ich kanns nicht lassen und muss meinen nörglerischen Sempf, eine andere Sicht der Dinge, dazu geben – man möge mir verzeihen. Ich selbst kann die Intention des WGT nicht (mehr) verstehen. Wenn man sich ONline erkundigt, versteht man schnell, einstmals ein Treffen für Gruftis und Waver. Davon ist wohl nicht mehr viel übrig geblieben. Ich hab mich selbst nie als Grufti oder Waver gesehen, eher als düsteren romantischen Punk Noir und Gothic-Rock Sympathisant mit einem starken Faible für die Fields und And Also the Trees (Outfit). Die Bands und Leute die man auf neueren Fotos und Videos sieht, mit denen würd ich zu 95% keinen Rotwein schlürfen wollen. So dermaßen viel Arroganz und Wichtigtuerei… wir werden auch dieses Jahr keinen Cent verschwenden um dort herum zu hängen. Ich find auch die musikalische Auswahl höchstens zu 2% interessant -oder schlimmer, überhaupt nicht Wave und Gothic relevant. Was soll ich denn mit Megaherz und cradle of filth etc… Da kann ich die Veranstalter beim besten Willen nicht verstehen. Entweder man macht etwas richtig oder lässt es einfach. Ich finde wirklich, die sollten dieses Fest umbenennen, in
MediaMarkt chartmetal Event
oder so, so dermaßen angeekelt bin ich davon. Ich kenne übrigens nur einen einzige Person namentlich und persönlich, welche sich diesen Irrsinn antut, alle anderen die ich so kenne, lehnen es ab dort einher zu gehen…. Ich will niemand persönlich angreifen, wenn es für manche passt sich dort zu treffen, fein. Aber ich muss es aus Prinzip boykottieren :)Um es kurz zu machen: Ich freue mich nach wie vor aufs WGT. Wer seit Jahren nicht mehr dort war und sein Urteil über den Status Quo der Veranstaltung auf Grundlage medialer Berichterstattung bildet, sollte bedenken, daß dies ein sehr verzerrtes/ einseitiges Bild wiedergibt. Gefilmt/ fotografiert/ interviewt werden zumeist erstaunlicherweise gerade die Leute, die nicht für die Szene stehen bzw. ist es auch nicht möglich die stillen/ intimen/ zufälligen/ überraschenden/ kleinen/ persönlichen/ lustigen/ euphorischen Gefühle und Momente wiederzugeben, die man eben nur vor Ort erfahren kann ;)
In einem Punkt stimme ich allerdings zu: Die Bandauswahl hat leider wirklich nicht mehr viel mit Gothic zu tun- sehr schade!
Das es nicht mehr ein wirkliches Treffen im eigentlichen Sinne ist, hängt neben anderen Faktoren auch mit dem eigentlich banal erscheinenden aber trotzem erwähnenswerten Umstand zusammen, das es ja das Wave-GOTIK-Treffen ist. Ich meine Waver können sich mit Gothics treffen aber nicht mit Gotik, weil es diese Selbstdefinition ja nicht gab. Somit konnte man dieses Festival zwar leichter in das Leipziger Kulturprogramm integrieren, da die Normalbevölkerung nicht mehr durch ein „abgefahrenes“ Wort wie Gothic (mit englischem th) abgeschreckt wird (so war zumindest immer meine Vermutung)..aber verliert dadurch auch den Bezug zur Realität und wird somit zu einem Dachbegriff für „Leipziger Allerlei“ was irgendwie düster ist. Das leipziger Stadtfest der Dunkelheit..mit viel Grrruuusel.
@Tanzfledermaus: Der „Karneval“ auf den Flaniermeilen hat durchaus auch amüsante Seiten. Von daher verstehe ich, dass dieser Zirkus dich abschreckte, ich sehe es ja auch kritisch und empfinde es als teilweise sehr störrend, wie du weißt, auf der anderen Seite versuche ich in dem Moment das ganze Theater gelassen zu sehen und drüber zu lachen. Einen Nörgelbeitrag kann ich dann ja immer noch schreiben :D Und wie auch bereits sagtest. Bandmäßig ist doch immer was dabei, was sich wirklich lohnt. Die Bekanntschaften und Gespräche finde ich auch immer sehr spannend und sie sind mir mittlerweile wirklich wichtiger, als die Bands.
@Robert: ich würde fast soweit gehen zu sagen, dass das WGT nur auf Grund der Kommerzialisierung und Professionalisierung so sein kann wie ist heute ist. So groß, so lange, so divers. Ob das jetzt alles gut oder schlecht ist steht ja auch einem anderen Blatt. Ich denke ohne sich zu öffnen kann man so eine Veranstaltung (in der Größenordnung, pber den Zeitraum) sonst nicht auf die Beine stellen. Dass der Auverkauf leider teilweise skurille und irritierende Formen annimmt, ist wohl etwas, dass man in Kauf nehmen muss. Nischen gibt es alle mal.
T.S.: Vieles was du sagst kann ich nach empfinden. Am Ende ist das WGT, wie so vieles, wohl das was man persönlich daraus macht. Wenn man das nicht braucht und möchte, ist da auch okay. Ich denke es gibt viele Möglichkeiten dort auf Menschen zu treffen und mit ihnen die „schwarze Szene“ zu zelebrieren so wie man sich selbst das vorstellt und leben möchte. Als vllt etwas, ich möchte nicht sagen intensivere Form des normalen Szenelebens, vllt einfach etwas umfassender als im normalen Alltag. Als ein außeralltägliches Ereigniss, dass man fast schon etwas zeremoniell begeht. Das dabei einige Einflüsse selbstsam und störend sind, keine Frage. Sicher findet „Szeneleben“ auch abseits des WGTs im Alltag statt. Das eine muss dabei nicht besser oder schlechter sein, als das andere.
@Nossi: Auch deine Kritik kann ich nachvollziehen. Trotzdem werde ich nicht müde zu betonen, dass es durchaus noch Waver und Gruftis auf den WGT gibt. Die findet man nur eher weniger auf der Flaniermeile und vor Kameras. Vorallem, wenn man sich musikalisch nicht an die Agra-füllenden „Headliner“ hält, sondern sich Zeit nimmt, die Bandauswahl durchzuhören. Sicher, die ist mal besser und mal schlechter, aber Perlen sind eben doch wieder dabei. Es gibt glaube ich auch bei jeder Veranstaltung Leute mit denen man nichts zu tun haben möchte. Sicher ist die Anzahl beim WGT signifikant höher (Kommerzialisierung, Ausverkauf, Wochenend-Gruftis usw. ja), trotzdem möchte ich nicht alle über einen Kamm scheren. Die von dir beschrieben Leute gibt es, manche schätzt man aber auch einfach nur total falsch ein und die sind super angenehme und auch tiefgründige Menschen. Arroganz war doch zudem immer schon etwas, was Gruftis und Wavern zugeschrieben wurde. Ist das nicht eigentlich auch ein Teil der zur Schau getragenen Haltung? Ein bisschen unnahbar zu sein? Ich denke wir dürfen auch nicht den Fehler machen und den tiefsten Underground bei Festivals solcher Größe suchen, die finanzieren sich einfach durch die Masse und Underground kann kein Underground sein, wenn alle drauf abfahren…Aber auch für diesen gibt es ja genug kleine Veranstaltungen.
@Blue Lotus: Danke für den Einwurf, dem ich in großen Teilen zustimme. Genug spannende Bands gibt es aber doch immer wieder finde ich. Die passen dann nur vllt nicht immer so gut in eine gewünchte Sparte.
@The Drowning Man: Ich erinnere mich mal gelesen zu haben, warum es Gotik und nicht Gothic-Treffen heißt, ich werde das bei Gelegenheit tatsächlich mal recherchieren müssen. Und auch zu dir: Ja, sicher, es hat was von schwarz-bunten Karneval für jeder Mann und Frau, der/die mal richtig ausbrechen will. Kommerzialisierung und Ausverkauf, ebenso wie Substanzlosigkeit sind lang und breit diskutiert und ich denke da sind wir uns auch einig. Ich erinnere mich noch, wie ich als Teenie vom WGT Wind bekam und eine Dokus dazu sah. Ein verheißungsvoller Zauber ging von dieser Veranstaltung aus und diese Anziehung hat das WGT für mich nie ganz verloren. Trotz der ganzen negativen Aspekte.
2000 war ich lange unentschlossen, ob ich aufs WGT oder aufs Mera Luna gehe.
Ich habe mich dann aber fürs Mera Luna entschieden, denn das Line-Up war für mich einfach perfekt: Mission, Fields, Sisters, Tiamat und Anathema. So viele meiner Lieblingsbands auf einem Festival, das habe ich später kaum nochmal erlebt.
In den folgenden Jahren war ich aber kaum noch auf dem Mera Luna. Ich bin dann fast immer aufs WGT. Letztlich gefällt mir die Gesamtkonzeption des WGTs viel besser als die des Mera-Luna-Festivals. Beim WGT ist alles über die ganze Stadt verteilt. Die verschiedenen Veranstaltungsorte sind interessant, teilweise sogar sehr schön. Beim Mera Luna ist man auf einem Gelände zusammengepfercht, das vielleicht nicht wirklich hässlich ist, aber das man wohl kaum als schön bezeichnen kann. Ich finde, dass das WGT – trotz gewisser Schwachpunkte (ich will die Parkbühne zurück!) – wirklich etwas ganz Besonderes ist.
Ich habe gerade angefangen, die mir noch unbekannten, bisher angekündigten Bands probe zu hören. Schon die erste Band in der aktuellen Liste, „A Slice of Life“ und „creux Lies“ klingen vielversprechend, wavig – und auch Automelodi scheinen sich sehr an den 80ern zu orientieren. Bragolin haben auch was. Innerhalb von wenigen Minuten schonmal vier interessante neue Retro-Bands entdeckt. Das finde ich am WGT gerade gut, dass nicht immer nur die üblichen z.T. fragwürdigen Headliner spielen (die man auch beim Mera Luna, Amphi oder anderen größeren Festivals ständig vorgesetzt bekommt), sondern auch eine Menge undergroundige Bands eine Platform bekommen, die ich sonst vermutlich nicht so bald für mich entdeckt hätte.
Nossi : Was sind die Alternativen? Zu Hause bleiben und die Gelegenheit verpassen, die Szene in ihrem aktuellen Zustand zu beobachten? Keine wirkliche Alternative für mich. Ich respektiere jedes „fernbleiben“ vom „Karneval“, doch warum platzen dann kleine, unkommerzielle und liebevolle Festivals nicht aus allen Nähten? Warum entscheiden sich so manche WGT-Fernbleiber für das Mera Luna oder das Amphi, das von seiner musikalischen Auswahl noch unterirdischer ist?
Für mich bleibt das WGT Konkurrenzlos. Leipzig, eine Stadt in Schwarz, 20.000+ Besucher, unzählige Veranstaltungen, Ausstellungen, Lesungen und auch alternativen Veranstaltungen zu Pfingsten OHNE Bändchen. Bei rund 200 Bands sind auch sicher Fehlgriffe dabei, doch auch hier spielen häufig Bands, die du zuerst auf dem WGT entdeckst.
Ich kann Deine Kritik daher nicht wirklich teilen. Das WGT ist nach wie vor ein Treffen für Gleichgesinnte, auch abseits des „Trubels“ – Vielleicht tauchen davon aber recht wenig Bilder auf, weil das ja keiner sehen will :)
Soooo… ich hab mir nun von dem bisher Angekündigten mal alles angehört, was ich noch nicht kannte. Von den mittlerweile 90 bestätigten Künstlern sind 23 dabei, die ich gerne sehen würde, hinzu kommen 10, die ich als „Lückenfüller“ mitnehmen würde. Also ist bislang für mich ca. 1/3 von Interesse.
Tolle neue Entdeckungen waren bisher für mich:
A Slice of Life (dunkler Wave), Automelodi (Synthwave), Bragolin (Wave), Creux Lies (Wave), Empathy Test (Synthpop), Geometric Vision (Postpunk), Ground Nero (Gothrock), Kaelan Mikla (Synthwave auf isländisch!), October Burns Black (Gothrock), Pleasure Symbols (Synthwave), Sally Dige (80ies Wavepop), Selofan (Synthwave), Still Corners (Dreampop), Tamaryn (Dreampop/Shoegaze), The Bellwether Syndicate (Gothrock), Void Vision (Synthwave mit EBM-Einschlag).
Also ich für meinen Teil kann sagen, dass sehr viel interessantes aus dem Retro-Bereich dabei ist, vor allem Synthwave scheint wieder schwer angesagt zu sein. Aus Deutschland scheint allerdings viel wirklich grottiger Neue Deutsche Härte- und Hellectro-Kram dabei zu sein, da hat mich einiges ziemlich gegruselt. Okay, lässt sich ja vor Ort zum Glück gut umgehen ;-)
Robert Es gibt durchaus Alternativen. Ich kann übrigens auch nicht verstehen, warum diese Alternativen meist doch sehr spärlich besucht sind. Warum in diesem Zusammenhang amphi und luna immer wieder Erwähnung finden, kann auch ich nicht verstehen, diese Veranstaltungen interessieren mich selbstverständlich noch weniger. Wie erwähnt, wenn man Freude daran hat, nur zu, ich wills niemand schlecht machen. Mich wird man dort eben nicht antreffen, weil ich kein Interesse daran habe. Übrigens interessiert es mich nicht im geringsten, ob meine Kritik irgendjemand teilt oder nicht teilt. Ich finde es eben nur wichtig, dass jemand auch mal laut und deutlich die Entwicklung kritisiert. Immer nur zu allem Ja und Amen sagen, liegt nicht in meiner Natur.
@Nossi: Welche Entwicklung kritisierst du denn ganz konkret? Ist es die Bandauswahl? Oder die Menschen, die kommen? So kam es jedenfalls in Deinem ersten Kommentar rüber. Und wenn du Entwicklung nicht gut findest, gehe ich davon aus, du beziehst Dich auf eine Vergangenheit? Was war denn da „besser“ oder „anders“?
Ich bin etwas verwirrt, glaube ich doch, dass man auch musikalisch auf dem WGT (bei rund 200 Bands) durchaus glücklich werden kann. Wenn ich also sage, dass ich Deine Kritik nicht nachvollziehen kann, heißt das nicht, dass ich sie ablehne. Im Augenblick weiß ich aber leider nicht genau, was du kritisierst. :)
Sind wir nicht auch, als wie auch immer geartete „Szeneinvolvierte“, „Insider“, „Interessierte“ oder was auch immer, ob primär Musikinteressiert oder auch nur am Styling und/oder der aktuellen Präsentation dessen, was sich ganz global „Gothic“ bezeichnet, mittlerweile dort angekommen, daß wir nun auch einer Aussage einer älteren Dame folgen können, gar mit unterschreiben könnten, die da lautet „manche sehen ganz ’süß‘ (sic!) aus, aber manche, da könnte man sich kaputt lachen, wie die rumrennen“? Auch wenn dieses Statement schon 20 Jahre alt ist, an diesem Punkt kann ich oftmals diesem Satz nur zustimmen.
Ok, haben wir nach all den Jahren verstanden, daß es nicht mehr dasselbe ist, wenn wir von „Szene“, „Wavern“, „Gothics“, usw. sprechen, wenn es den Zustand dessen, was uns früher mal vertraut und „lieb gewonnen“ war, so nicht mehr gibt. Irgendwelche nostalgisch verbrämten und z.T. auch nicht wirklich authentische „Retro“-Anwandlungen mal aussen vor lassend, die ja von denjenigen, die das zur Schau tragen, aufgrund der späten Geburt nicht selbst erlebt werden konnten. Ich will nun nicht anfangen, den Anachronismus dieses schwammigen „Szene“-Gebildes erneut durchdiskutieren zu wollen, aber jeder für sich persönlich darf darüber gerne sinnieren, bzw. kritisch reflektieren.
Und so kommt man an einem Punkt an, an dem man die Großveranstaltungen „WGT“, „M’era Luna“ und „Amphi“ durchaus als unsympathisch sehen darf. Insoweit kann ich Nossi’s Kritik absolut nachvollziehen.
Natürlich ist das WGT im Laufe der Zeit so groß geworden (um nicht von aufgebläht zu sprechen), daß sich jeder seine Präferenzen bequem aussuchen kann und ein einigermassen „personal WGT“ erleben kann.
Jedoch, und das sehe ich nun im Globalen – natürlich auch rein subjektiv – ist die Erscheinungsform einer solchen VA wie dem WGT ein Weg in die Beliebigkeit, Verwässerung, eine reine Anbiederung an Teile der „Eventkultur“, für einen gewissen Teil des Zielpublikums (wir wissen alle, wen ich meine…) nur noch eine Art saisonaler parttime-lifestyle, was nur noch relativ wenig mit dem vielbeschworenen „Underground“ zu tun haben mag. Ich will mich hierbei allerdings wohlweislich und wohlwissend nicht den Stimmen anschliessen, die pauschal eine Verkommerzialisierung anprangern, denn ohne Kommerz läuft so was bekanntermassen nicht mehr!
Auch die Kritik daran, daß die Auswahl an Künstlern nur einseitig, langweilig oder gar „schrottig“, etc. sei, ist nicht wahrheitsgemäss. Wie heisst es immer so schön: „für jeden Geschmack was dabei“. Und so ist das beinahe auch. Sicherlich würden mich einige Auftretende interessieren, andere vollkommen abschrecken.
Aber mir persönlich (bitte diese Aussage auch so werten, wie ich sie treffe: rein subjektiv!) ist gerade dieses „für jeden was dabei“ einfach zu beliebig. Ich kann einer VA nichts abgewinnen, unter deren gemeinsamen (!) Schirm durchaus aufstrebende und vielversprechende Newcomer präsentiert werden (z.B. Kaelan Mikla, Bragolin, Karies, etc.), musikalisch „wichtige“ Hochkaräter sich mal wieder ein Stelldichein geben (auch wenn diese ihre besten Zeiten schon hinter sich gelassen haben… – z.B. Nitzer Ebb, UK Decay, The Cassandra Complex) und ein gewisses Maß an Substanz geboten wird, neben absolut geschmäcklerischem zielgruppenorientiertem und weitgehend substanzlosem Programm (und das nicht nur künstlerisch/musikalisch). Ich weiß, ich weiß, ich könnte bei dem riesenhaften Package an verschiedenen Veranstaltungen für mich nach meinem Gusto die Spreu vom Weizen trennen, allem was mir zuwider ist, weitläufig aus dem Weg gehen, käme gar nicht in die Versuchung mit mir unangenehmen Besuchern einen Rotwein zusammen trinken zu müssen… ;-) – aber ein doch irgendwie fokussierter Zeitpunkt/Ort -> kurz das WGT, zu dem z.B. das Programm vorsieht, daß dort Fehlfarben ihr „Monarchie und Alltag“-Album (mit das Beste, was jemals auch an Pop-/Rockkonsens-relevantem deutschsprachigen „Wave“/“Postpunk“ veröffentlicht wurde) aufführen werden, neben (für mich) und sehr diplomatisch ausgedrückt: vollkommen redundanten Künstlern wie z.B. Agonoize, Cradle Of Filth, Grausame Töchter, Hämatom, Megahertz, Schandmaul, Schattenmann und (ausgerechnet – das fehlte gerade noch…) Nachtmahr!
Ja, doch, das weiß ich auch, hier mag man mich vielleicht als engstirnig, eigensinnig, möglicherweise gar als „intolerant“ (hehe…) ansehen wollen, aber das sind für mich durchaus Gründe, ein derartiges „Szene“-Event zu meiden (und ich rede hier jetzt nicht von „Boykott“ – das wäre auch wieder albern, nicht wahr?).
Vielmehr ist es mir genehm, die für mich im Laufe der vielen Jahre gewonnene (Szene-)Substanz zu wahren und dieser ganz nach persönlichem Gutdünken nachzugehen. Vielleicht auch eine Art „Bewahrerinstinkt“, auch ohne in den „Früherwarallesbesser“-Trott hinein zu mäandern.
Und, lieber Robert, um die „Szene“ (zumindest gewisse Teile davon…) in ihrem „aktuellen Zustand“ zu „hautnah“ zu erleben, nun, dazu benötige ich das WGT nicht. Ich erlebe lieber die Teile anderweitig (und auch vor Ort…) dort, wo es mir erlebenswert erscheint. Auch eine Art Abgrenzung, von der wir doch immer wieder so gerne sprechen und noch immer zehren, oder…?
Zum Schluß meines Kommentars möchte ich jedoch noch auf einen Aspekt eingehen, der mir auf diesen Seiten bereits öfters begegnet ist: immer mal wieder kommt das „Metal-Thema“ auf. Kurz, die Kritik am bereits vor langer Zeit begangenen Gothic/Darkwave/Metal-„Schulterschluß“, den bei weitem nicht alle Teile der „Szene“ so heiß und innig geliebt haben (auch ich nicht!), aber damals haben wir alle – wie so oft – untätig geschehen lassen, was bis heute noch grossen Teilen der „Szene“ aufstösst. Und mit der Zeit habe ich persönlich beschlossen, nicht mehr bei allem einfach nur passiv zuzusehen. Von dieser Warte aus gesehen: sollte ich ich deshalb vielleicht doch mal wieder zu Pfingsten nach Leipzig, hmmmm…? ;-)
Och jo, es gab schon so einigen guten (sogenannten) Gothic-Metal…Tiamat (Wildhoney) oder My Dying Bride (The Angel And The Dark River) z.B.. fand ich jetzt auch schon damals anno 1995 ziemlich gut. Nur gewann man ab einem gewissen Zeitpunkt den Eindruck, die „Szene“ steht nur auf die extrem kitschigen Vertreter dieses Genres.
Vielleicht habe ich mich auch nur missverständlich ausgedrückt. Es ging mir primär nicht um die Qualität (aber dazu später oder zu einem anderen Zeitpunkt/Ort mehr…) der musikalischen Ergüsse irgendwelcher „Gothic-Metal“(sic!)-Bands – die mir im Ãœbrigen persönlich eh alle total bums sind, von daher Tiamat?, My Dying Sonstwer?, so what… – sondern einfach nur darum, daß es seit dem „intruding“ von Metal in eher wavig/gothicartige Gefilde schon öfters zu „Glaubens“-, Grundsatz- und/oder Ausrichtungsfragen diesbezüglich kam. War ja auch im Laufe dieser Diskussion zum Kritikpunkt geworden, vor allem, da das WGT ja mit einigen Programmpunkten in dieser Richtung aufwartet…
Höchstwahrscheinlich aber in diesem „Thread“ hier der falsche Ort, um Grundsatzfragen diesbezüglich durchzukauen, wäre aber mal spannend, wenn es hierzu zu einem eigenständigen Diskussionsthema käme. Dort könnte man sich ja eher über Höckchen, Stöckchen – oftmals eher Böckchen – und (goth-)metallig „Eingemachtes“, bzw. „Eingemeindetes“ ereifern, vor allem u.a. auch über Bands, die sich wohl ihres Bandnamens so zu schämen scheinen, daß man diesen auf T-Shirts, Plattencovern, Plakaten, etc. kaum zu entschlüsseln vermag (einmal deutete ich solch ein kalligraphisches Wunderwerk, das auf der wabbeligen T-Hemd-Brust eines bärtigen Schrats in Goth-Fake-Bauernstiefeln und Columbine High-Gedächtnismantel stolz wie Bolle prangte, als „Rhamgulash“…).
Ok, will ich hier auch nicht weiter vertiefen, irgendwo habe ich im Regal auch eine Platte von Paradise Lost, die aber nichts und überhaupt nichts mit meiner latenten „Szeneinvolviertheit“ zu tun haben mag – genausowenig wie meine gesammelten Werke von z.B. den Pet Shop Boys (die ich – btw. – oftmals für weniger medioker halte als das ganze, manchmal allzu stereotype Metaldingensbummens…).
Und: nichts gegen (schönen) Kitsch, ist dieser doch von der „Goth-Szene“ kaum wegzudenken. Manchmal kommt er daher wie eine wahre Gratwanderung am Rande der Peinlichkeit, aber im besten Fall als gut gemachter Torchsong. Aber – und hier gebe ich dir uneingeschränkt Recht, The Drowning Man – kitschiger „Goth-Metal“ (wohl das Dingens mit der sirenenhaften Säusel-Elfe, die sich mit dem grunzenden Rülpsen eines gefühlt Halbwilden abwechselt, zu geschwurbeltem Gedöns-Rock) ist wirklich die Pest!
Eine sehr spannende Diskussion, die sich hier ergeben hat und mich, der sein erstes WGT erst in de 2010ern hatte, zum Nachdenken bringt, warum ich dieses Festival zwar nicht gerade meide wie der Teufel das Weihwasser, aber in mir auch keine rechte Freude aufkommen mag, wenn Leipzig zu den Pfingsttagen sich gothicfreundlich gibt.
Von allen berechtigten Stimmen pro und contra WGT bleibt mein persönlicher Kritikpunkt tatsächlich die Gigantomanie dieses ganzen Spektakels, das sich eigentlich konträr wenigstens zu meiner Gedankenwelt verhält. Liebt der „Grufti“ eigentlich nicht die Abgeschiedenheit, das Kontemplative, die Stille? Ganz den romantischen Vorbildern, die ihre Inspiration und „Wellness-Moment“ in alten Burgruinen findet? Für mich ist Leipzig jedenfalls zu viel Spektakel. Einige wenige Orte, die nicht überlaufen sind, mögen ansprechend sein, aber „Gruftie-Massenabfertigung“ in der Agra-Halle oder im Kohlrabizirkus etc. entsprechen nicht meiner ruhigen, eher scheuen Grundstimmung.
Das WGT bleibt für mich ein etwas überdimensioniertes, klar profitorientiertes (und politisch leider manchmal auch nicht ganz eindeutiges) Großereignis, das all jene anspricht, die das Gruftie-Sein nicht im stillen Kämmerlein praktizieren wollen. Das geht in Ordnung, holt mich aber nicht so ab wie ein überschaubares, leicht dilettantisch aufgezogenes Konzert einer Wave-Band vor ein paar hundert Leuten in irgendeinem abgerissenen Gebäude. Da ist mehr Spannung drin.
Ich kann jede Kritik am WGT nachvollziehen und unterstreiche die meisten der hier genannten Begriffe wie beispielsweise Ãœberdimensioniert oder Profitorientiert. Und trotzdem existiert zu Pfingsten in Leipzig eben auch eine alternative Szene, die sich zwar mit der Abgrenzung im Rahmen der „Karnevalssause“ ein wenig schwer tut, die jedoch versucht eben auch zu zeigen, dass der umwitterte „Underground“ dann doch noch existiert.
Das WGT ist für mich durch seine Beliebigkeit und seinen möglichst großen schwarzen Schirm eine ideale Gelegenheit, Brücken zu bauen. Zu sehen, dass es da noch mehr gibt, als die AGRA und auch noch andere Musik außer Nachtmahr existiert. Ich halte es daher für falsch, das WGT zu verurteilen, weil es nunmal prima zur Ausdifferenzierung des eigenen Geschmacks eignet und den Tiefen der Szene auch weiterhin den tröpfchenweisen Zulauf garantieren, den auch die zum überleben benötigen.
In der Tat beobachte ich diesen Effekt schon sehr lange: Viele beginnen mit viel Kajal, dicken Boots und Hosen mit D-Ringen bei einem Wolfsheim-Gig um dann im Strudel des Szene zu versinken und möglicherweise so zu „enden“ wie T.S. (nicht böse gemeint ;-)) Nach 4-5 WGTs entscheiden dann viele für sich, der Kommerzialisierung den Rücken zu kehren und sich mehr und mehr für die „richtige“ Subkultur zu interessieren.
Letztendlich profitieren davon sogar viele „Underground“ Bands mit Potential, denn ohne Möglichkeiten Publikum für sich zu gewinnen, würde so machen Band Island überhaupt nicht verlassen.
Ihr dürft vielleicht nicht den Fehler machen, das WGT nur aus eurer Sicht zu beurteilen. Natürlich läuft das dem Grufti-Sein nach dem Wunsch von Abgeschiedenheit und Burgruinen zuwider, aber die meisten von uns – und dazu zähle ich mich auch – streben auch in dieser Abgeschiedenheit nach sozialen Kontakten, Austausch und guten Gespräche bei einem Glas Rotwein (sinnbildlich). Und die meisten von uns haben den Weg in die Szene, die Erkenntnis zur ihrer eigenen Identifikation eben über die populären und kitschigen Bands auf viel zu professionellen Festivals und Veranstaltungen begonnen.
Ich glaube hier liegt ein unheimliches Potential an Leuten, die ganz prima in „unsere“ Szene passen würde um diese zu bereichern und zu erweitern. Vielleicht nehmen sie auch erstmals auf dem WGT Kontakt zu Leuten auf, mit denen sie eine dilettantische Band gründen, um dann irgendwo bei kleinen Veranstaltungen, von denen man auf dem WGT erfahren hat, den wirklichen Underground mit ihrer Energie zu überraschen.
Ich will jetzt nichts schönreden, selbst mir geht der Karneval, die üblen Bands, die überfüllten Spielorte gehörig auf den Zeiger. Und natürlich orientiere ich mich auch lieber auf kleinen Festivals und habe mich mittlerweile dort ausdifferenziert. Doch es tut letztendlich gut, den eigenen Horizont zu erweitern, seine Sicht auf die Szene zu verifizieren und die Brücken am Leben zu erhalten, um nicht irgendwann alleine auf guten Konzerten zu stehen, die dann das letzte mal stattfinden.
@Robert ich kritisiere tatsächlich nicht, das viel zu wenig wirklich interessante Musikbands dort zugegen sind. Wenn man sich die Mühe macht, die Bandlisten zu studieren, fällt einem auf, mit den neuen Betreibern wurde mehr und mehr eine Quantität an minderwertigem unmusikalischen Dreck rein geprügelt, der da einfach nicht einmal halbwegs da hin passt. Ich ahne, diese ewige Kritik von mir nervt bestimmt schon viele, aber mich nerven eben auch all diese metalclowns und all diese fröhliche ekelerregende Partymusik und auch ALL ihre nervigen Fans. Eine beschissene Partyband zieht beschissene Prolls an, darauf hab ich einfach keine Lust. Es nervt und verdirbt den Magen. Wir hatten schon rechte bläck metal bands da… ich darf doch mal fragen, WOZU? usw usw ich könnte ein Broschüre darüber schreiben, wie mich das anrotzt, all dieser minderwertige Rotz und deren ordinäre Follower…. mit so Leuten will ich keinen Wein trinken, ich will nicht einmal wissen ob die existieren…. hmmm war das nun deutlich genug? :D
@Nossi:
„Wenn man sich die Mühe macht, die Bandlisten zu studieren, fällt einem auf, mit den neuen Betreibern wurde mehr und mehr eine Quantität an minderwertigem unmusikalischen Dreck rein geprügelt, der da einfach nicht einmal halbwegs da hin passt.“
Gut, die aktuelle Bandliste auf der Homepage ist wirklich noch nicht sooo berauschend. Aber erfahrungsgemäß findet man IMMER rund 20 nette Bands. Und es gibt ja auch noch die ganzen Nebenveranstaltungen wie im Sixtina, wo jedes Jahr tolle Leute auftreten.
Warum also dieser Kulturpessimismus? Glaubst Du wirklich, dass in unserer heutigen Szene nur „unmusikalischer Dreck“ unterwegs ist? (Sollte dem tatsächlich so sein: Klick einfach mal auf meinen Namen oben – gleich die erste Band kommt aus Leipzig.)
@Nossi: Ich lasse Dir doch Deine Kritik :) Ich stimme mit Dir in vielen Punkten ja auch völlig überein. Ich würde sogar sagen, dass der „schwarze Schirm“ immer wieder gedehnt wird, obwohl er längst schon rissig geworden ist. Da finden mittlerweile Bands Platz, die so gar nicht passen wollen. Metal ist da im Grunde genommen nur ein Beispiel. Metal hat seine eigene Subkultur und trotz einer oberflächlich äußerlichen Verwandschaft habe „wir“ nicht viel gemeinsam.
Aber damit du weißt, was auf dem WGT so geschieht und informiert bleibst, stürze ich mich in die Höhle des Löwen und berichte vom Puls der Zeit ;-)
Axel, ja, 20 Bands die Goth n Wave interessant/relevant sind. Ist bisserl mager für ein angebliches Wave und Gotik Treffen? Nein. Sollte es nicht anders herum sein? Ist ja egal, darum gehts mir ja nur zweitrangig. Meine Hauptkritik ist, gewisse Bands ziehen gewisse Leute an und wenn ganze Generationen meinen, Gothic sei bunte dämonenbildchen und megaherz -dann ist verdammt nochmal was schief gelaufen :D
Robert – ich muss zugeben, ich bewundere deine unermüdliche positive Einstellungen und einige Gedanken, die du hier aufgeführt hast. Mir ist auch aufgefallen, die halbe ehemalige Emo-szene ist zur GothKultur übergelaufen und teils hören diese Leute sogar gute Bands (bauhaus, sopor…) dieser Gedanke, dort vor Ort zu zeigen, es geht auch anders- individuell, scheint teils zu funktionieren.
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ich darf mal wieder schwelgen ja? :D
Ich höre mir ja so ziemlich alles an, was jemals unter Begriffen wie Wave oder Gothic veröffentlicht wurde, auch Sachen die veröffentlich wurden als ich -non existent- war^^ und ich stimme dir zu, der Bogen ist überdehnt, war aber schon 1989 oder 1995 überdehnt, rein von den Musikveröffentlichungen her. Also- The Mission, verstehe nicht warum die ein Aushängeschild der Gothicszene sein sollen… ab Ende der 80ger kam da nur noch beliebiger 08/15 Sleazy-Hardrock… und verdammt viele Bands setzten ab 1993 auf saftige
metäl-riffs- leider auf eine bescheidene Art. Andererseits zeigten einige deutsche Bands Anfang der 90ger völlig neue Wege auf, wohin Wave und Goth gehen könnte... leider wurde da nix draus, aber die Anfänge der 90ger an Dystermusik sind faszinierend eigen.... Ich drifte ab... ich wollte nur sagen, es fehlt der Gothicszene seit Mitte-Ende der 90ger an Substanz, an einem Kern, an einem Herzen. Da ist immer soviel wischiwaschi. Andere Szenen haben zumindest einen Kern, auch in den Medien präsent durch Magazine. Die Gothickultur verfügt- zumindest in Deutschland, nicht einmal über ein Musikmagazin, welches Gothic und Wave als Grundsubstanz unterstützt.... so viele unbekannte Bands die seit Jahren ein Schattendasein fristen... (und wehe es kommt mir jetzt jemand mit dem bescheidenen
mehr schein als sein-Gothic-magazin`, dem orkus- oder dem bescheidenen seducer :D).Will nicht mal irgendwer so ein Heft machen? Ich wollte es, ich würde es, doch fehlt mir die Zeit.
Axel. Ich glaube du verstehst nicht ansatzweise meinen Gedankengang. Angenommen ich gehe auf ein bläck metäl Festival. Es wird als Bläck Metäl Fest angepriesen. Dann spielen da vor Ort tatsächlich nur Jazz und Rock n Roll Bands, und als Headliner dummer burger und crandle of whimps. Und dies würdest du dann also so für gut und angemessen befinden? Ernsthaft? ……
@all: Ich habe mir gerade die Bands und Künstler des WGT 2019 angesehen und bin über diesen Namen gestolpert: Sebastian Fitzek (D) Lesung „Der Insasse“. Soweit ich weiß, ist S. Fitzek momentan Deutschlands erfolgreichster (d.h. meistgelesenster) Krimi- und Thriller-Autor. Zieht er dann nicht ein Massenpublikum an, die alle zwischen all den gruuuseligen Grufties in schön schauriger Atmosphäre die Lesung aus seinem Buch hören wollen? O.O
@Sylvia_Plath: das glaube ich kaum, denn von den „Normalos“ wird wohl kaum jemand nur wegen einer einzelnen Lesung bereit sein, die mindestens 120 Euro für das WGT-Ticket auszugeben. Ohne das WGT-Bändchen kann man ja nicht teilnehmen.
@Nossi: Die Schwarze Szene hat doch schon ziemlich von Anfang an aus verschiedenen Strömungen bestanden, da gab es nicht nur die Waver und Batcaver, sondern auch die Punk- NewRomantic-/Synthpop-, EBM- und Industrial-Szene, die sich darunter gemischt haben. Und viele Gruftis haben nicht nur Wave gehört, sondern auch die electronischen Ableger. Metal in breiter Ausprägung kam sehr viel später dazu, Mitte der 90er, aber auch schon voher war die Szene alles andere als homogen. Also bis auf Metal, Neue Deutsche Härte, Gruftschlager und Techno-Electro, die vielleicht 20-25% der teilnehmenden Bands ausmachen, entsprechen die übrigen 3/4 im WGT-Programm schon sehr gut einem früheren Szene-Querschnitt.
Von mir aus könnte das Programm ja etwas gestrafft werden und ein paar wirklich üble Kapellen wie Nachtmahr, Hämatom und X-RX rausfliegen. Ich brauche keine 200 Künstler, wo ich selbst wenn ich nur das „Beste“ rauspicke, nicht alles davon schaffen werde, weil es sich teils überschneidet. Ein bisschen Gesundschrumpfung und mehr Qualität statt Quantität würde ich auch begrüßen, aber vielleicht ergibt es sich ja im Laufe der Zeit. Zumindest ist ein Back to the Roots-Trend deutlich spürbar, weil immer mehr Bands mit deutlichen musikalischen Wurzeln in den 80ern auftauchen und auch beim WGT auftreten, nicht nur Postpunk und Shoegaze haben ein Revival erlebt, auch Minimalelectro/Synth- und Coldwave sind wieder schwer angesagt. Und es gibt auch einige Bands, die zwar recht poppig klingen, aber dem 80er-Jahre Wavepop dabei verdammt nahe kommen. Hingegen sind immer weniger Cybers beim WGT anwesend. Das einzige, was sich sehr breit macht, ist Victorian und Steampunk, aber die mischen eh am Rande mit, sind zum Teil ganz phantasievoll gestylt und stören (mich zumindest) nicht weiter, zumal sie im Gegensatz zu Cybers, Hellectro- und Blackmetal-Fans keine eigene anstrengende Musik mit ins Programm einbringen.
@Tanzfledermaus: Das mit dem WGT-Bändchen wusste ich nicht. Mein Fehler, sorry.
Aber du hast Recht. einige neuere Retro-Bands, so z.B. Sally Dige, A Slice of Life, Void Vision, Pleasure Symbols, Kaelan Mikla oder Selofan sind wirklich hörenswert. Solche Sachen wie Megaherz, XRX, Alien Vampires, Eisbrecher etc. sind es eher nicht und haben auch nichts mit der ursprünglichen Wave-Musik zu tun.
Tanzfledermaus ja dies hatte ich ja weiter unten schon ausgeführt, die verschiedenen Strömungen sind keineswegs Part meiner kritischen Sorge und sind mir durchaus bewusst, ich fand ja als teenie die seltenen aber wilden Gothic-Rocker in ihren Lederoutfits und ihren ewig langen Haaren sehr sexy, gibts sowas heuer noch??^^ ……die Dinge die du da im Bezug aufs -WGT- beschreibst, lesen sich übrigens sehr angenehm. Ich bin gespannt, wie sich diese Dinge entwickeln. Im Grunde müssen wir auch zugestehen, Strömungen wie neofolk, death-industrial, dark-ritual, oder wie du richtig erwähnst, shoegazing, wären ohne Gothic/Darkwave meiner Ansicht nach nicht möglich gewesen. Ich bin garantiert der letzte, der neue Strömungen ablehnt, wenn der Bezug zu den Wurzeln da ist.
The Drowning Man ja da sagst du was… dies ist auch so eine Sache… dieser Kitsch, diese Dekadenz im Kitsch, was soll man denn bitte mit symphonic metal anfangen der schlecht intoniert ist und genau dieser Mist wird mir als
Gothic relevant
seit meiner Teenizeit vor die Nase gehalten und das schlimme ist ja, die Leute fressen es. Ich glaube, daher rührt mein Unwillen sowas wie NDH oder eben symphonic metal oder aufgesetzter partyclown Sackpfeiffen meddäl als Teil der Gothickultur akzeptieren zu können. Was wurde ich dumm angemacht und belehrt und teils ausgelacht, weil ich solchem kitsch meddäl mist jegliche Gothic-Gesinnung abgestritten hab… dann wird einem gesagt, man wolle Gothic für andere definieren, was ja ein wirklich selten besch-. Spruch ist. Ähnlich wie du, erkenne auch ich in diversen wenigen altenGothic Metal
Releases eine Menge wohliger Dunkelheit… Anathema, My Dying Bride, Moonspell, Funeral(nor) und sogar .type o negative. haben doch jeweils ein paar erstaunlich nette Sachen gemacht. Da hört man den Fields oder Sisters Einfluss doch an manchen Ecken und Kanten. Paradise Lost hatten auch ein paar nette Songs, der Gitarrist entstammt ja ursprünglich sogar der Gothicszene.Stefan Kubon Kubon: Das Gelände bei Mera ist auch das, was mich neben der musikalischen Auswahl am meisten abschreckt. Leider muss ich dabei immer an Enge, Hitze oder Dauerregen und Staub/Schlamm denken.
@Tanzfledermaus: Ich freue mich auch immer, wenn ich durch die Ankündigungen neue Bands entdecke, die vorher an mir vorbei gingen. Die Auswahl an bekannteren Bands und kleinen Perlen machen das WGT für mich so spannend. Bietet damit für mich einfach die Möglichkeit Bands zu sehen, bei denen ich nicht extra eine Konzertkarte kaufen würde, die live aber schon gut sind. Aber auch die Chance einfach mal was mitzunehmen, was man nicht auf dem Schirm hatte, was sich dann als gut entpuppt.
@Robert: Ich frage mich wie gut man den „aktuellen Zustand“ der Szene wirklich beim WGT beobachten kann, oder inwiefern man nur einen Ausschnitt und ein aufgehübschtes Abzusgbild der Szene zu Gesicht bekommt…Zumindest würde ich aber sagen, dass man auf dem WGT viele ihrer Facetten sehen kann
Vielleicht schätze ich es auch falsch ein, aber ich habe schon das Gefühl, dass auch kleine Underground Festivals gut besucht sind. Ich kann nur für mich sprechen, aber kleine Festivals sind bei längerer Anreise immer auch schnell mit höheren Kosten verbunden und dann überlege ich, ob ich mir das leisten kann und will und ob mir das dann auf Grund der Fahrerei usw. nicht einfach zu viel für ein Wochenende ist…Konkurrenzlos ist das WGT wie du sagts für mich alle mal auch
„In der Tat beobachte ich diesen Effekt schon sehr lange: Viele beginnen mit viel Kajal, dicken Boots und Hosen mit D-Ringen bei einem Wolfsheim-Gig um dann im Strudel des Szene zu versinken und möglicherweise so zu „enden“ wie T.S. (nicht böse gemeint ;-))“
Irgendwie muss man solche „Peinlichkeiten“ ja mal durchgemacht haben als Prozess der Selbstfindung. Zur Tiefe muss man eben immer erst durchdringen und wenn man nicht gerade das Glück hat, dass jemand einen gleich ganz tief in die Materie reinschmeißt muss man sich eben erstmal zurecht finden. Wenn man/frau Dark-Wave googlet findet man eben keine Undergrounsbands im ersten Vorschlag
@Nossi: Das Mera und Amphi als Alternativen angeführt werden wundert mich wenig, geht man davon aus, dass Underground Underground ist und somit im Interesse weniger Menschen liegt, während beim Mera/Amphi „Headliner“ anzutreffen sind, die ein deutlich breiteres Publikum anziehen. Was die im Einzelnen jetzt mit der Szene zu tun haben oder nicht, lässt sich lange und breit diskutieren. Ob das Publikum ein Abbild der Szene ist ebenso. Am Ende muss man sich halt fragen ob einem selbst die Musik gefällt und ob einem das den Preis und die Anreise wert ist
@T.S. Ich kann deine Kritik durchaus nachvollziehen. Im Bezug auf den Party- und Festivaltourismus teile ich sie auch. Wie du selbst sagst, ohne den Kommerz läuft sowas nicht mehr. Auch die Beliebigkeit sehe ich irgendwo, auf der anderen Seite muss ich sagen, dass so viele verschiedene Menschen, mit vielen verschiedenen Interpretationen „der Szene“ zusammen kommen und ich das per se spannend finde, ob ich ganz persönlich dann gewisse Ausprägungen nachvollziehen kann oder als sinnig und konsistent betrachte ist ja wieder eine andere Frage. So finde ich es auch spannend die Vielfalt zu sehen und dann doch wieder meinem Geschmack folgen und mich in meine Wohlfühlzone (musikalisch, wie menschlich) zurückziehen zu können.
+VLFBERH+T: Das mit der Burgruine ist doch auch ein Teil eines (auch wahren) Klischees. Szeneveranstaltungen bieten schlicht die Möglichkeit Gleichgesinnte zu treffen und seinen Leidenschaften zu frönen – dazu gehört auch gemeinsam auf dem Friedhof zu sitzen – was meiner Meinung nach ein sehr natürliches und normales Bedürfnis ist. Sicherlich ist das vom persönlichen Charakter und Vorlieben abhängig ob man das mag oder nicht. Ich ganz persönlich finde es schön meine Begeisterung für die Musik und die Ästhetik teilen und feiern zu können. Genauso legitim ist aber deine Vorliebe für kleine dilettantische Konzerte ich abgerissener Atmosphäre (die ich durchaus auch verstehen kann)