Buten und Binnen: Ein Bremer Schülerprojekt über Gruftis 1998

„Draußen und drinnen“ könnte man den Titel der Fernsehsendung „Buten und Binnen“ am ehesten aus dem Niederdeutschen übersetzen. Das Lokalmagazin von Radion Bremen TV berichtet seit den frühen 80er auch über das „kulturelle Leben“ der Hansestadt. Und Grufties, ja die gehörten wohl auch 1998 zum kulturellen Leben, totgesagte leben länger. Erstaunlich ist jedoch, dass man für den Bericht über die Subkultur auf eigene Kamera-Teams verzichtet hat und stattdessen mit dem ortsansässigen Videoprojekt „Null Satt“, in dem Schülerinnen und Schüler eigene Filme drehen können, zusammenarbeitet.

Henning, selbst Gruftie und Schüler ist damals genervt von den negativen Berichten über seine Szene, die in der Presse herumgeistern. Die Möglichkeit, für ein Regionalmagazin einen Beitrag zu machen, nutzt der 20-jährige. So beschließt er einfach ein paar Freunde und Bekannte zu interviewen um mit ihnen sein eigenes Bild der Subkultur darstellen zu können. „Für mich war als Jugendlicher die schwarze Szene so interessant, weil ich dachte dort Menschen zu treffen, die mir ähnlicher sind, als die Leute aus der Schule. Ich habe die Szene von außen bewundert und hielt die Leute für weniger oberflächlich und genau wie mich – traurig und unzufrieden.“ schreibt er mir in einer E-Mail, nachdem ich während meiner kleinen Recherche Kontakt zu ihm aufgenommen habe. Zurück zum Video.

Warum Schwarz?“ „Gräbschändungen?“ „Politik?“ Henning greift einfache, aber elementare Frage auf und erhält erstaunlich differenzierte Antworten. Albertino: „Für mich ist die Farbe Schwarz ein Raum, in dem ich mich verstecken kann. In dem ich meine Gefühle ausleben und mich ein wenig von dieser Gesellschaft distanzieren kann.

Ich gewinne sowieso den Eindruck, dass sich niemand in dem Video in Szene setzt, sondern natürlich und authentisch erzählt. Offenbar ist die negative Berichterstattung jedem ein Dorn im Auge. Junge Menschen, die ihre Sichtweise erklären wollen, ohne um Verständnis zu betteln. Mir gefällt dieser Stil ausgesprochen gut, lockt er doch diejenigen hervor, zu denen auch ich mich eher hingezogen fühle als die, die sich mit verschwurbelten Selbstinszenierungen den etablierten Medien anbiedern.

Schade, dass in Zeiten von Handy-Videos und Youtube diese Film-Projekte für Schüler und Studenten ein wenig in Vergessenheit geraten sind. Mit dem richtigen Equipment, fachkundiger Anleitung und Motivation kann man offensichtlich sehr viel transportieren. Wie könnte man die allseits geforderte Medienkompetenz besser fördern als auf diese Art und Weise? Henning ist heute nicht mehr in Schwarz unterwegs. Leider ist er nicht mehr dazu gekommen, mir die Frage nach dem „Warum?“ zu beantworten. Aber vielleicht muss man das auch gar nicht, sich immer erklären.

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Chris
Chris (@guest_50082)
Vor 10 Jahre

… hui, ist auch schon wieder 16 Jahre her… aber schön die Leute mal wieder zu sehen… und ich hatte tolle Haare :D

Ein Gast
Ein Gast (@guest_57260)
Vor 6 Jahre

Sehr schade, dass der Artikel so viele Fehler enthält…

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