Schon vor 25 Jahren wussten einige eingeweihte Leute bereits Bescheid. Die Szene ist längst kein einfacher Trend mehr, sondern eine handfeste Subkultur. 1994 ist „Gothic keine Modeerscheinung mehr, wie sie es vor ein paar Jahren mal war. Da war es Top-In sich schwarz anzuziehen und so auf Depri zu machen.“ Inzwischen, so hört man weiter, hat man sich Gedanken gemacht und eine Einstellung geformt. Die Protagonistin des kurzen Films ist seit ungefähr einem Jahr „Gruft“. Für sie kam das nicht plötzlich, sondern hat sich über 2 bis 3 Monate entwickelt, bis es eben eine Einstellung war.
Welche Einstellung das ist, macht sich einige Augenblicke später klar. Für sie ist Endzeitstimmung. Sie kann die Welt nicht mehr optimistisch sehen. „Wir haben nicht 5 vor 12 und wir kriegen das alles wieder hin, weil die Menschen so superintelligent sind. Ich sehe das so: es geht alles den Bach runter.“ In spätestens 20 Jahren, so fährt sie fort, ist sowieso alles vorbei. Mir gefällt die Leidenschaft und Inbrunst, mit der sie der Kamera von ihrer Einstellung berichtet.
Geirrt hat sie sich trotzdem mit ihrer Vorhersage, obwohl 2014 der schwere Sturm, der Pfingsten über NRW fegte, durchaus ein passendes Szenario lieferte. Aber da waren wir ja in Leipzig und feierten. Natürlich das Ende der Welt.
Die beiden anderen Gruftis, die im Video zu sehen sind, äußern sich dann deutlich abstrakter zur Thematik und segeln irgendwo zwischen Nostradamus und Okkultismus. Ich finde ja alle drei total gruftig und darf an dieser Stelle gestehen, dass ich wohl zu diesem Zeitpunkt ganz ähnlich drauf gewesen bin. Die damit verbundenen Klischees sind mir auch heute noch egal, aber aus irgendeinem Grund sehe ich die Welt doch ein bisschen positiver. Schließlich hat die Szene unzählige „Totsagungen“ überlebt und auch sämtliche Termine prophezeiter Weltuntergänge sind an uns vorbeigezogen. Irgendwie wird da schon ein bisschen wehmütig, wie viel von diesem gesunden Pessimismus verloren gegangen ist. Hach. Ich glaube, ich muss mir mal wieder traurige Sachen aus den 90ern anhören.
Schönes Zeitdokument (in leider recht schlechter Qualität) aus der Jugendsendung „Dr. Mag“, die Anfang der 90er Jahre im ZDF ausgestrahlt wurde.
Die 90er waren die beste Zeit der dunkle(n) Szene(n). Und zwar mit Abstand. Degegen stinken die 80er ab. Fight me.
Yorick Fight me? Na gut. Ich hab grad Lust.
Rubrik. Lockdown, Nossi plaudert aus Langeweile aus dem Nähkästchen. Extra für Spontis,ungeschönt und unordentlich chaotisch:
Die 1998/2005 Generation war viel cooler ^^ Damals empfand ich dies freilich nicht so und hab herum genörgelt, ich fand ja damals die Fields total toll, damit war ich ziemlich allein.^^
Ich kann mich an diese Zeit deswegen so gut erinnern, weil ich mich immer sehr gefreut habe, wenn ich Kontakt mit düsteren Leutchen hatte, weil ich ja immer Einzelgänger war- Und in meinen Erinnerungen, waren die jüngeren nicht wie in dieser anderen Doku, die ich so abwegig fand/ finde. Auch der Underground Vorwurf ist etwas seltsam. Ob man Underground ist oder nicht, darüber machen Teenies sich doch keine Gedanken, da bist du doch nur Gefühlsebene.
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Wenn ich zurück denke, war diese musikalische Entwicklung irgendwie total interessant. -Zudem: ich fand die Outfits mancher Teenies ziemlich geil düster- ja, wie Fotos aus dieser Zeit beweisen, haben es auch viele übertrieben. Damals gab es Jungs die so hübsch waren, da wurde sogar der Nossi unsicher und sinnierte, ob er an Mädchen überhaupt Interesse habe….
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Damals tanzte man übrigens zu Sopor Aeternus, Deine Lakaien, Ghosting (die bei uns jüngeren Kult waren) und noch einige Bands die ich nicht mochte (Lacrimosa und Goethes Erben zum Bleistift, für fasst alle die ich kannte waren genau die übrigens die Einstiegsdroge nummer 2, nach dem obligatorischen Haus der Jugendfreuden^^), Vendemmian liebte auch fasst Jeder. Und ja auch diverses bläck metal
– (darkthrone, nocte obducta, nortt und so Zeug waren Standart, kannte jeder, hatte jeder)
-Zeug war sehr beliebt und keinesfalls diese witzigen Bands aus besagter Doku. Ich wiederhole, keinesefalls nicht mal ansatzweise. DasIch ist ein gutes Beispiel. Jeder war der Ansicht, die ersten 2 CDs waren cool. Diese Zusammenarbeit mit einer gewissen ludwigsburger meddäääl Band nahmen sogar Teenies ihnen übel. Ich hatte diese CD, die hatte ich in einem Second Hand Shop entdeckt. Dafür wurde ich ausgelacht. Ich mochte auch Paradise Lost. Dafür wurde ich ausgelacht. Das war damals nicht die typische Gruftimusik. So etwas zu behaupten ist einfach, gemessen an meinen Erinnerungen, schon etwas abwegig.
Ich fand ebm damals blöd. Die meisten anderen nicht. Nur so am Rande. War aber nur Beiwerk. Hauptaugenmerk lag auf Romantik und obskurem oder dunklem. Provozierendes war auch beliebt (und nein, ndh wurde nicht als provozierend empfunden, war schlichtweg nicht im Fokus). Wenn ich so zurück denke, ich war übrigens der einzige der type o cool fand. Die anderen in meinem Alter hatten kein Interesse daran.
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Ndh hat wirklich gar niemand gehört, wie diese andere Doku behauptet hatte. So Musik haben ältere Normalos gehört, so typische Kneipengänger in bunten Klamotten die Kalle oder so hießen und wollten das man sie Hägar nennt. Symphonic metal- diese Behauptung finde ich auch abwegig. So etwas hat unser waldorfschulen Klassenlehrer gehört. So etwas war keinesfalls Grufti-teenie Standart. Oder zumindest ich habe nie irgendjemand getroffen, der so etwas gehört hat. Auch nicht als Einstieg. Mein eigener Einstieg war übrigens ungewöhnlich. Fields und Mick Mercer Sampler. Die Fields CDs habe ich sogar gekauft, von meinem Taschengeld. Sopor auch. Das war etwas besonderes. Man konnte sich ja vom Taschengeld nicht ALLES kaufen, aber Sopor gönnten sich doch verdammt viele. Die meisten anderen gleichaltrigen hatten ihren Einstieg mit bläck metal (wir reden jetzt nicht über burger und filth), manson (weil er provozierte) Erben und ganz groß und dick LackiermichRosa, die ich ja ok fand aber nicht innig liebte. Sopor waren dann schon Fortgeschritten. Liebte aber jeder den ich kennen lernte (die älteren nicht, die belächelten uns dafür), vermutlich weil es provozierend war. Ich glaube, den Wert von Sopor für die 1998-2005 Generation unterbewertet man ein bisschen. Sopor traf ziemlich gut die Stimmung.
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Untoten songs konnte damals auch jeder im Schlaf singen. Leider war dann, ich glaube so 2003/2004 auf einmal Schicht im Schacht. – Und jetzt soll mir bitte niemand weiß machen, 14-20 jährige würden Underground sein wollen. Goethes Erben, Lacrimosa, Sopor, Lakaien etc waren auf dem Zenit ihres Erfolges und ihre CDs und Interviews schmückten die damaligen Kinder/Jugendzimmer. Wie kann man in diesem Zusammenhang Cinema Strange vergessen? Einfach jeder liebte sie abgöttisch. Ich weiß noch wie wir einen Freund einer bekannten besuchten, der und sein Freund waren jünger als wir, die Eltern waren nicht da und die beiden sahen total normal aus, keine rausgeputzten Vampire und trotzdem, alles von Sopor, Erben etc da…. das Zimmer war mit CinemaStrange, Sopor, Rozz und Herr Manson verziert… und was lief den ganzen Abend? Genau. CinemaStrange, Sopor, Erben, Lacrimosa, Lakaien….
Ich bin damals mit einem älteren aus der Nachbarschaft abgehangen, ein Tekkno Fan, der Gothic aber noch aus seiner eigenen Jugend kannte. Ich weiß noch, es war drückend heiß und ich hatte mir irgendein Magazin gekauft. Wir hörten den CD Sampler und er hat gelacht und gesagt, das ist doch keine Gothic Musik. Also kann die Behauptung, diese Magazine wären damals Non Plus Ultra gewesen, irgendwie nicht stimmen. Musik hat man hauptsächlich durch Freunde entdeckt und bekommen, als Tape oder gebrannte CD, hat CD Läden durch stöbert usw. Ach, und Viele Mädchen waren übrigens auch ganz vernarrt in einen gewissen Rozz W. Und wie diese Bands, Erben, Lacri, Sopor, Lakaien, Untoten etc sich entwickelt haben, die Ursprünge auf ein anderes musikalisches Level gehoben haben, so etwas hätte diese Doku beleuchten sollen und nicht nur die viva2 Oberfläche, die wie erwähnt, eher verpönt war. Wenn ich mir vorstelle, du hättest damals ein 14 jähriges Mädchen mit him oder so beeindrucken wollen, die hätte ja nur bemitleidenswert gelächelt. Viele Eltern (nicht nur meine), fanden die Musik von Sopor und Erben übrigens nicht witzig. Gespräche drehten sich oft darum, wie Eltern sich mühten dir einreden zu wollen, du wärest Borderline. Meine Eltern waren über Sopor richtig geschockt. Das war Rebellion. Die Rebellion der Trauer und Stille.
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Um versöhnlich zu sein, ich war nur in BW, Bayern, dem Bodensee Dreiländereck und durch einen Freund in Holland unterwegs, hatte Brieffreunde in SH, Hamburg und NRW. In Brandenburg und der Gegenden darum, kannte ich niemand. Möglicherweise, beleuchtet diese Doku, die mich so ärgert, nur diese Gegend.
ich finde es übrigens nicht angemessen, mich deswegen angreifen oder belehren zu wollen. Ich hab diese Zeiten damals nun einmal so erlebt und nicht anders und nichts lag und liegt mir ferner als „cool“ oder „underground“ sein zu wollen. Im Gegenteil.
Nossi
Nun, du wirst gemerkt haben, dass ich im Nachbarthread angegeben hatte, erst um die Jahrtausendwende in Berührung gekommen zu sein mit dem ganzen Zeug. Warum also halte ich die 90er hoch, wenn ich sie doch gar nicht selbst miterlebt habe? Das stimmt, ich war leider nicht dabei und könnte mir für meine späte Geburt in den Hintern beißen deswegen.
Vor einiger Zeit hat hier mal irgendwer in einem Kommentar geschrieben, dass Anfang der 2000er noch der Wind der 90er durch die „Szene“ wehte. Und genau so habe ich das auch empfunden. Diese Bands, die du aufzählst, Nossi, wie Das Ich, Goethes Erben, Deine Lakaien, Untoten, auch Diary of Dreams – übrigens allesamt Lieblingsbands von mir – sie alle haben ihren Ursprung (oder SSIND sogar dieser Ursprung) im besonders melancholischen, dunkelromantischen, schwerpunktmäßig deutschen Darkwave der 90er. NDT und dergleichen. Die Form, eine weitere Lieblingsband von mir, waren zwar schon lange vorher da, haben aber in den 90s einen Schwenk Richtung Romantik gemacht, weil das damals eben einfach in der Luft lag. Überhaupt verstehe ich 80er vs. 90er nicht strikt chronologisch, sondern in Bezug auf Atmosphären. Die 80er waren punkig, die 90er romantisch. In diesem Sinne gehört für mich das Album „Die Propheten“ von Das Ich, das den Startschuss zur NDT gab, klar zu den 90ern, obwohl es bereits 1989 erschienen ist. Ähnliches gilt für „Within the Realm of a Dying Sun“ von Dead Can Dance. Auch die eigentliche Goth-Musik fand ich in den 90ern am besten. London after Midnight z.B. oder Rosetta Stone, ebenfalls Favoriten von mir.
Auch die harte Gitarrenmusik über die ich meinen Weg ins Dunkel fand, ist aus den 90s. Das gilt für experimentellere Sachen wie NIN und Tool ebenso wie für handfesten Dark Metal (Cradle of Filth, Graveworm, Mystic Circle), der ja von der zweiten Welle des Black Metal inspiriert ist, die zur gleichen Zeit stattfand wie die NDT-Welle Anfang der 90er.
Dass es in den frühen 2000ern auch höchst unerfreuliche Entwicklungen gab, ist natürlich nicht zu bestreiten. Rückblickend betrachtet würde ich aber eher sagen, dass damals zwar die Keime gelegt wurden, die Krankheit aber noch nicht voll ausgebrochen war. Cyber bspw. war zwar bereits vorhanden, steckte aber noch in den Startlöchern. Das wurde erst in den späten 00ern richtig übel, als Kapellen wie Combichrist das Rennen machten, die Clubs nur noch Techno spielten und sich absichtlich eine Glühwürmchen-Plage einfingen. Ähnliches gilt für Popkapellchen wie HIM, die damals auftauchten (nicht selten auch aus Finnland), was sich später dann wohl zu Pop-Emo und Unheilig-Schlager auswuchs. Ich habe ja schon im anderen Thread geschrieben, dass ich HIM schon damals unmöglich fand, da kann ich mir ja sogar noch eher Sachen von L’Ame Immortelle, Blutengel oder Illuminate aus dieser Zeit anhören, ist zwar auch übelster Kitsch, aber immerhin noch ordentlich düster, naja wenigstens teilweise.
Was ich aber an den 90ern und Früh-00ern vor allem anderen vermisse, das ist der dunkelromantische Spirit, der damals vorherrschte und in diesem Video gut zum Ausdruck kommt. Damals war man sich nicht zu fein, sich zu einer Weltanschauung zu bekennen, mit der man heutigentags wohl als „Doomer“ durchgehen würde (war man damals wohl auch, Darkwave wurde ganz früher ja angeblich mal „Doom&Gloom“ genannt und Doom Metal gibt es ja auch noch^^). Der Okkultismus blühte, aus der Endzeitromantik entstand die Vampyr-Szene und sogar so Sachen wie BDSM, die zwar nix mit der Goth-Subkultur zu tun haben, jedoch fest in der schwarzromantischen Literaturtradition verankert sind, wurden eingemeindet. Kurzum: Alles, wovon man sich heute lautstark distanziert, wurde damals großgeschrieben. Damals wollte man noch wirklich subversiv sein und gab einen Fick auf gesellschaftliche Normen.
„Das war Rebellion. Die Rebellion der Trauer und Stille“
Schön gesagt, Nossi. Genau das ist es, was heute fehlt.
Yorick Danke für deinen Text. Ich traue mich fasst nicht, dem etwas hinzu zu fügen, weil es sehr schön geschrieben ist.
< 3
Ich bin mal so frech:
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https://mercurysbutterfly.bandcamp.com/
(den Nachbarthread habe ich übrigens nicht mehr verfolgt. Schwamm drüber und gut. Ich verfolge diese Seite weil ich Roberts Arbeit sehr schätze und gerne seine Artikel lese. Nicht um mich von alles und jedem belehren zu lassen. – Das darf höchstens Robert. Ähm dieser Seitenhieb richtet sich nicht an dich Yorick.
Ich kann dich, glaube ich, ganz gut verstehen. Denn damals, so ab 1997/98 hielt ich CDs hoch, die in den 1980ger Jahren veröffentlicht wurden -wie erwähnt, liebte ich die Fields und die Mick Mercer Sampler, die voll mit 80ger Jahre Zeug waren.
Die letzten 10 Jahre hielt ich die Zeit zwischen 1990 und 1994 hoch…. Hast du mal die Band The Wake RSV gehört? Mein lieblingssong war phoenix dance. Holla die Waldfee.
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In diesen Jahren 1990-1994 wurde unglaublich viel HERRLICHES (ich schreibe mit Absicht herrlich) Zeug veröffentlicht. Corpus Delicti. Muss ich mehr sagen? The Nosferatu. Rosetta Stone, LAM usw usf…
In den letzten 2 oder 3 Jahren, entdecke ich immer mehr Musik aus den 1980ger Jahren, die ich viel lieber höre, als vieles andere. Zurück zu den Jahren 1998-2005:
Damals waren paar Bands beliebt, die ich furchtbar fand/finde. Ich darf leider nicht sagen welche, sonst werde ich Ärger bekommen^^ Wie du schon andeutest, Romantik.
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Ich darf dir empfehlen, beobachte mal ein bisschen Amerika. Es ist ungewöhnlich, wie viel schöne Musik dort veröffentlicht wird. Ich entdecke fasst jeden Monat eine US Band die schöne Musik macht. Ich glaube dort schreibt man jetzt 1984, was Gothic Musik angeht.Es ist eine neue Revolution. Hoffentlich. Die Rebellion der Depression. Bewusstsein durch Depression und da ist auch wieder diese Sehnsucht nach Romantik.
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Stimmt, ich habe Diary of D. vergessen. Auch DieForm. Mhhh <3 Arcana, Raison D Etre und Ordo R.E. darf man auch erwähnen, wobei die schon wieder bisschen was speziell waren, ich glaube letztere waren den meisten zu sehr sado. ^^
Blödes Stichwort, da fällt mir leider noch was dazu ein.
Die ganzen bdsm Leute die behaupten, die Gothic Teens um die Jahre um 2000 herum, wären Fetisch Leute gewesen, haben wohl kaum welche persönlich kennen gelernt. Viele hatten Ein Ring der O Halsband und Lackklamotten. Aber dies hatte selten ernste Hintergründe. Manchmal schon ein bisschen, meistens aber definitiv nicht. Ich habe es schon mal in einem bdsm Forum gesagt, es gab für die Fetischklamotten damals sehr selten einen entsprechenden Hintergrund. Es war schick, vielleicht aus Provokation?…. Mehr nicht. Glaubt wirklich jemand, 16-18 jährige machen sich Gedanken über dev/dom oder so etwas? zzzz wir hatten ganz andere Sorgen. Unsere Eltern hätten uns am liebsten in eine Psychatrie einweisen lassen, haben uns eingeredet wir seien abnormal und depressiv und ich kannte viele, welche dieses Problem hatten ^^)
Nossi, kleiner Tip: hör Dir mal die amerikanische Gothrock-Band „The Rope“ an. Die sind sehr nah dran an den amerikanischen The Wake (nicht die englische gleichnamige Postpunk-Band!), erinnern aber auch ein bisschen an Nosferatu oder die frühen Love Like Blood – vor ihren leidigen Metal-Ausflügen.
Eine meiner besten musikalischen Entdeckungen seit Jahren! Gothrock-Nostalgie pur…
Anspieltips: Dying Days, Given to the Gun, Clockwork, Lilian, Touch of Ghosts
Oh Ja, Corpus Delicti, Nosferatu, Vendemmian usw. mag ich auch sehr. Rosetta Stone sind mir etwas zu eintönig, auch wenn jeder Song für sich allein dem Gothic-Ohr schmeichelt, sonst klingen sie doch alle sehr ähnlich.
Ich schmeiß mal noch ein paar Band-Tips in die Runde… (nicht alles ist 90er, aber vieles davon)
– Dronning Maud Land
– Still Patient? (ältere Alben)
– Funhouse
– Children on Stun
– The House of Usher
– Two Witches
– Behind the Scenes
– The Last Dance
– Passion Play
– Revenge Of Nephthys
– Womb
– Christine Plays Viola
– Soror Dolorosa
– Angels of Liberty
– Kiss the Blade
– Catastrophe Ballet
– Derrière le Miroir
– Marquee Moon
– Exedra
– Red Lorry Yellow Lorry
– For Against (vor allem die EP „In the Marshes“ ist recht düster/melancholisch)
Sei gegrüßt Tanzfledermaus ^^ < 3 bist du verwundert wenn ich nun schreibe, ich kenne all diese Bands. Ich könnte dir im Schlaf alle Marquee Moon Songs vor singen. Seit dem alles und jeder Internet hat, war ich natürlich nicht untätig und habe unermüdlich recherchiert und recherchiert. Dabei half mir auch ein netter Mann aus dem grünen Nebelland des dunklen Bieres, der eine beachtliche Sammlung hat und mich auf eine irische Band namens Tower of Babel aufmerksam machte und dann später, auf dutzende weitere, die ich nicht kannte. ^^ Wir haben demletzt im Auto die erste Love Like Blood EP gehört. Am stück. Und jede Minute lauter gemacht. Bis die Leute blöd geguckt haben. War das geile Gothic Musik? Ich hätte diese Zeiten so gerne erlebt. Und stimmt, Rosetta Stone haben eigentlich nur 3-4 Ohrwürmer und sind leicht überbewertet ^^
falls jemand wissen möchte, was da für geile Musik im Hintergrund läuft
https://www.discogs.com/de/artist/194068-Ordo-Equitum-Solis
Nossi, nun bin ich tatsächlich baff :-o
Gerade Revenge of Nephthys, Womb und Exedra sind ja nun nicht sehr bekannt…
Da hat jemand seine Hausaufgaben gut gemacht :-)
Ja, Love Like Blood waren anfangs wirklich klasse. Was hab ich die „Flags of Revolution“ gefeiert, als ich sie entdeckte – war damals eine Empfehlung in der „Zillo“ gewesen.
Ich hab hier noch eine Jacke, die ich 1990 mit deren Logo bemalt habe (in Berlin trau ich mich allerdings nicht mehr damit rumzulaufen, weil das ein Koran-Zeichen ist und ich deshalb schon dumm angemacht wurde). Und von der 1992er-Tournee hab ich noch ein T-Shirt, ebenfalls mit dem Logo. Au Backe, ist das lange her…
Nossi : Ich würde mich nie wagen, eine Trauerweide zu korrigieren. Ich bin kein Freund von harten Fakten, gerade was die Entwicklung der Szene oder der in ihr enthaltenen Individuen angeht. Das war für fast alle Menschen, die ich kennengelernt haben, eine höchst einzigartige Erfahrung mit den unterschiedlichsten Beweggründen, Weltanschauungen und natürlich auch musikalischen Vorlieben.
Die 90er waren auch in meiner Wahrnehmung ein höchst kreatives Gothic-Jahrzehnt. Zum einen hatte sich die modische Rebellion erschöpft, als man im Trauerfloor zur Songs von The Cure, Mission, Siouxsie & Banshees und Bauhaus tanzte. Wollte man seinem Dasein noch weiter einen Sinn spendieren, kam man um Inhalte nicht herum. Genau das lieferte das neue Jahrzehnt. Purer, rauer und teilweise verstörenden Inhalt. Und natürlich führte der große Zuwachs schwarzes Jünger auch für populäre Randerscheinungen und teils im Nachhinein „peinliche“ Einstiegsdrogen.
Yorick : Lass Deinen Hintern in Ruhe. Dass es die Szene immer noch gibt und in einem subkulturellen Kontext immer noch Substanz hat, dürfte man in erster Linie Szene-Mitgliedern wie Dir verdanken. Ihr „Yoricks“ seid es doch, die im Wind einer Subkultur zunächst die Haare wehen zu lassen, um dann selbst ein Teil des Sturms zu werden. Ohne „Nachwuchs“ (verzeih mir, wenn das für Dich herablassend klingt) wie Dir, hätten die „Alten“ mit ihrem ewigen Genörgel von Früher, das überhaupt nicht geiler war, schon längst für die selbsterfüllende Prophezeiung eines „Szenetods“ gesorgt. Ohne die Yoricks dieser Szene hätte ich wohl nie angefangen zu bloggen, denn Du und Deine Nachfolger erhalten das, was wir Szene nennen, am Leben. Nicht durch blindes konsumieren und schwarzes feiern, sondern durch die Auseinandersetzung mit dem was war und dem was ist um das zu formen, was kommt.
Zurück zum Thema:
Ich trauere, wie im Artikel geschrieben, dieser „Subversivität“ sehr nach. Auch wenn ich sicher nicht alle gutheißen kann, was damals passiert ist, so bleiben die 90er eines der wichtigeren Jahrzehnte der Szene. Damals hat man versucht auszuleben, was einem die Musik erzählte. Das hat nicht immer geklappt, endete aber stets mit einer gehörigen Portion Selbstfindung auf unbekanntem Terrain. Das ist heute schwieriger geworden, weil unsere Welt dank Internet und sonstigen Nebenwirkungen stark entmystifiziert wurde. Ich lasse mich aber überraschen, was noch kommt :)
Tanzfledermaus Ich denke mir nichts dabei, da ich leidenschaftlich gern Musik höre. Mein Problem ist, ich bin stetig begierig nach neuer Musik. Ich hatte Glück, habe einige Herrschaften kennen gelernt, die seit den 1980ger Jahren leidenschaftliche Sammler sind. Vor 3 Jahren habe ich zusätzlich mit einer lieben französischen Dame eine FB Gruppe ins Leben gerufen, wo man sich gegenseitig noch mehr unbekanntes gezeigt hat. Ich entdecke sogar heute noch Veröffentlichungen aus den 80ger und 90ger Jahren. Die Fülle an Veröffentlichung aus diesen Zeiten ist unglaublich. In den letzten 2 – 3 Jahren, habe ich ein Faible für die 1980ger entwickelt.
Ich kann es nicht oft genug betonen, der weltweite (! bitte nicht auf England und Deutschland reduzieren) Markt an hervorragenden Veröffentlichungen aus den verschiedenen Gothic Genres, ist überwältigend.
Alleine alle Veröffentlichungen der 1980ger Jahre zu katalogisieren wäre eine Lebensaufgabe.
Zudem: In den letzten 10 Jahren wurden viele neue interessante Bands und Musikprojekte gegründet. Es vergeht keine Woche, wo ich nicht etwas neues entdecke und dabei lege ich keinen Wert darauf, wann etwas veröffentlicht wurde und verschmähe auch keine Live im Keller Demoaufnahmen. Meine Suchbegriffe sind allerdings etwas breiter gefächert, mein Fokus liegt nicht nur auf Gothic Rock, auch DeathRock, Synth oder Gitarren Darkwave, ferner PostPunk bzw Positive Punk oder eben auch gerne experimentelles oder Post Industrial.
Ich höre eben sehr seehr gerne Musik, oft und gern. Da bin ich etwas eigen und speziell. Es würde mir nicht reichen, 10 Lieblingsbands zu haben. ^^
Mir ist aufgefallen, du erwähnst nie die berüchtigt berühmte Band aus Berlin. Alles was vor -Symbol und Visions- veröffentlicht wurde ist, für meinen Geschmack, Seelenbalsam. ^^
Garden of Delight stammen doch ursprünglich gar nicht aus Berlin, sondern aus Düsseldorf – erst seit ein paar Jahren ist der Sitz (der inzwischen Merciful Nuns) in Berlin. Die hab ich nicht extra aufgezählt, weil sie eh recht bekannt sind.
Ich hör die Band auch schon ewig, seit der Veröffentlichung der Enki’s Temple und ich mag auch eher die älteren und gothic-lastigeren Veröffentlichungen von ihnen.
Vergessen könnte ich sie auch schon allein deshalb nicht, weil Jawa schon seit den mittleren 90ern eine ganz liebe Freundin von mir ist (ich kannte sie schon bevor sie bei Garden of Delight mit einstieg) ;-)
An den 90ern scheiden sich meinen Erfahrungen nach wirklich die Geister. Wenn ich so meinen altgruftigen Bekanntenkreis als Ausgangspunkt nehme, dann waren sie in der Szene entweder der Beginn eines großartigen kreativen Aufschwunges, oder aber die Infektion mit einem bis heute sich immer weiter ausgebreitetem Virus. Ich selbst stehe den 90ern durchaus wertschätzend gegenüber, denn vieles was bis heute als Selbstverständlich anzusehen ist, dass wäre ohne die Einflüsse der 90er gar nicht erst möglich gewesen. Daher kann ich für meinen Teil auch viel von dem unterschreiben, was Yorick hier recht schön in ausführlicher Version zusammengetragen hat. Ganz besonders natürlich im Bezug auf die düstere Romantik, die (um es mal mit dem englischen Sprachgebrauch zu formulieren) aus einigen der Goths erst Gothics werden lies. Und ja, selbst in den frühen 00ern als Cybers noch etwas neues waren und wir quasi gemeinschaftlich mit älteren schwarzen (die sich ihrerseits gerade erst damit abgefunden hatten, dass einige von uns Grünschnäbeln wohl auch in diversen Metalspielarten etwas düster romantisches fanden^^) die Nase über diese Glühwürmchen rümpften, da war noch etwas von dem zu spüren, was in den 90ern so richtig an Fahrt aufnahm.
Tanzfledermaus Als ich deine Auflistung überflog kam ich nicht umhin ein langes und nostalgisches Seufzen von mir zu geben. Denn unter vielen Bands, die ich erst sehr viel später für mich entdeckte befindet sich mit Behind the Scenes tatsächlich auch die Band, die für mich quasi der Einstieg in die Welt schwarzer Musik markierte. Kein Witz: Das Album Fragment hörte ich in Dauerschleife, noch ehe ich den ersten richtigen Schritt über andere, in den frühen 00ern schon viel bekanntere Bands der schwarzbunten Szenelandschaft machte. Doch damit war ich in meinem zugegebenermaßen noch sehr oberflächlichen Umfeld eher die Ausnahme. Die meisten anderen kannten Behind the Scenes gar nicht. -.-
Gott ist das süß romantisch… und Gott ist das weit weg…. ich könnte jetzt meine Gedichte Sammlung rauskramen…. aber warum. Ich denke die meisten Dinger würde ich verlegen überblättern und wieder im Schrank verschwinden lassen. Obwohl da echt mal Gefühl drin war. Ähnlich geht es mir mit einigen CDs aus der Zeit. Keine Ahnung wann das weg war. Was die Stelle fast ganz ausgefüllt hat… der pure Genuss von Musik, Tanz, und schönen Menschen. Die kindliche tiieeefeeee schwaaarze Romantik scheint schleichend durch schwarzen Humor abgelöst worden zu sein…. und eine Art ruhig entspannte Grundhaltung zu der Welt die immer wieder neu untergeht….. bis zum heutigen Tag… Corona, Trump, AfD, Kim Jong Un, Borkenkäfer, Überschwemmungswinter, Dürrefrühjahr, Ertrinkende im Mittelmeer, Affäre XYZ … usw usw usw… und dann ist wieder der nächste Tag, Woche, Monat, Jahr…. man lebt ja ganz gut…. und man entfernt sich von Teilen von sich selber und Aspekten in der Szene, ist aber gleichzeitig trotzdem ganz zufrieden mit anderen Teilen. Das schwarze Rüschenhemd ist noch nicht weggeworfen aus dem Kleiderschrank…. aber anziehen…neeee…. das rüschige Jahrzehnt ist bei mir weit weg. Auch daran erinnert mich so ein Beitrag aus den 90ern, wenn man zurückdenkt. Ist man jetzt untot, scheintot… dunkel arrogant und dekadent im gruftigen Hafen, anstatt romantisch neu auf dem schwarzen Meer… und wo wird das einst enden mit einem selber…. abwarten.
Tanzfledermaus Hörst du eigentlich auch neuere Bands? Ich frage deshalb, weil ich mich ab und dann ertappe, wie ich Musik von 20 jährigen hinterfrage, vor allem bei Live Videos, habe ich manchmal ein mulmiges Gefühl. Doch wenn ich mir ansehe/anhöre was zwischen 2010 und 2020 veröffentlicht wurde, da sind doch ein paar nette Sachen dabei-
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Ein kleiner Überblick (Playlist):
https://www.youtube.com/playlist?list=PLVQiUjfVLV7YrTQ9OE3fnti4ixXkfKAnc
Herr Seth / GOD stammt aus Düsseldorf, faszinierend, wusste ich nicht. Wann immer mich jemand blöd anmachte, warum ich nur normale Alltagskleidung anhabe, war jener Seth meine Ausrede. „der typ von garden of delight läuft auch ganz normal einfach in dezenten schwarzen Klamotten rum, ist er deswegen mehr oder weniger Goth“ ?
Standartverteidigung ala Nossi^^
Ihr kennt so etwas ja sicher auch.
Es gab schon immer und gibt sicher immer noch übereifrige, für die bist du ohne viktorianisches 400 euro Outfit kein Gothic :D
Interessant finde ich aktuell Mexiko, Südamerika. Die sind ziemlich enthusiastisch. Dort rumpelt es seit 3 oder 4 Jahren und ich glaube daraus könnten sich einige interessante Bands entwickeln. Was ich daran mag, diese Leute stammen oft aus eher bescheidenen Verhältnissen. Möglicherweise wirkt sich dies auf die Kreativität aus.
2005 Hatte ich so ein Gefühl, die Gothicszene hätte sich zur elitären Szene von Neureichen entwickelt. Ab diesem Zeitpunkt, wurde ich dann auch so kritisch. Aber ich habe immer noch so ein Gefühl, es geht einfach zu vielen nur noch um Party machen und darum sich zu profilieren. Yorick und Robert beklagen die fehlende Tiefsinnigkeit, Hingabe, Leidenschaft, Romantik und Sehnsucht in all diesem Treiben, zurecht.
Ihr seid damit nicht alleine. Ich kenne sogar 20-30 jährige die solche Sehnsüchte thematisieren.
Dieses kurze Video deutet wohl schon an, wie sich die ganze Sache zum Ende der 1990ger Jahre entwickeln würde.
Starke Übertreibung auf der einen, in dem man alles kommerzialisiert, assimiliert und schluckt und andererseits die Reduktion und Ablehnung dessen durch die Neofolkschiene, die ab 2000 eine immense Ausdehnung und einen erheblichen Wachstumsschub erfuhr. Wenn man so zurück denkt, 2000 bis 2010 waren die Jahre des NeoFolk auf der einen und auf der anderen, die Verzerrung dessen… oder eben anders herum, je nach Sichtweise.
ein faszinierender Gedanke.
Jetzt stehen wir hier, 2020, dieses Jahr wird noch in 200 Jahren in Sozialkunde behandelt werden…. Der Beginn der großen Depression?
Ein neuer kalter Krieg? Und sicher, werden wieder viele Künstler dies neu und anders verarbeiten, werden von Sehnsucht, Romantik und Trauer künden, aber bitte nicht mit Tekknobeats oder 90ger Jahre Gothic Rock. Macht es wie die NeoFolkszene anno 2000. Lasst euch was eigenes einfallen. Ich bin jedenfalls neugierig darauf.
Die 90er sehe ich gar nicht als einheitlich gut oder schlecht hinsichtlich Szene. In meiner Wahrnehmung sind die 90er in zwei unterschiedliche Phasen unterteilt. Die Frühneunziger hatten noch genügend Rest-Spirit der 80er unterstützt durch Musikmagazine wie Zillo (mit Easy Ettler) ebenso bildete die Szene (und auch die gesamte Independent-Landschaft) von 1990 bis etwa 1995 noch einen Kontrast zur damals noch relativ zugeschnürten Gesellschaft. Ab Mitte der 90er änderte sich dieses jedoch. Nicht nur das Events wie die Loveparade für eine Lockerung des Mainstream-Denkens (Kleidung,Tatoos z.B.) oder Nirvana dafür sorgte das alternativere Klänge jetzt auch in den Charts vorzufinden waren, war es in der Szene dann auch so dass aus einer düsteren Independent-Nische dann eben auch ein zielgruppenorientiertes Format gemacht werden konnte. Bands wie Him und 69 Eyes konnten schwarzgeschminkte Teenies begeistern, Joachim Witt war nunmehr nicht mehr der Goldene sondern der schwarze Reiter und sang gemeinsam mit Peter Heppner auf Viva 2, cheesy und kitschromantic Gothicmetal etablierte sich und der düstere Wave mit „sinister atmosphere“ wurde Beiseite geschoben. Also..die Früh 90er zeichneten sich durch einen von Enthusiasmus geprägten Do It Yourself Spirit aus..die Spätneunziger waren ziemlich trostlos.
Ja, klar, gerade in den letzten 10-15 Jahren hat sich doch eine Menge getan, seit dem „Postpunk“-Revival, und vor allem auch im Minimal-/Coldwave- und Shoegaze-Bereich gibt es eine ganze Menge tolle neue Bands. Allein durch meine letzten drei WGT-Besuche (nach 18 Jahren WGT-Abstinenz) hab ich erstaunlich viel Neues für mich entdecken können. Die „einschlägigen“ Musik-Magazine gaben aus bekannten Gründen schon lange nichts mehr für mich her, da war eher das Internet eine bessere Quelle, z.B. bei Youtube finden sich etliche gute Playlists aus dem Underground.
Beispiele neuerer Bands, die ich sehr mag (quer durch den dunklen Gemüsegarten): Actors, Ascetic:, Black Swan Lane, Blacklist, Bleib Modern, Box and the Twins, Boy Harsher, Creux Lies, Crying Vessel, Double Echo, The Eden House, The Exploding Boy, The Foreign Resort, Geometric Vision, Hante., Holygram, Klimt 1918, The KVB, Lapis Exilis, La Scaltra, Last Leaf Down, L’Avenir, Lea Porcelain, Linea Aspera, The Mary Onettes, Minuit Machine, New Days Delay, Die Perlen, Pleasure Symbols, Principe Valiente, Ritual Howls, The Search, Shana Falana, Silent Runners, Sixth June, Syzygyx, Tempers, Traitrs, Ulterior, Undertheskin, Whispering Sons, Winter Severity Index… durchaus auch mal Poppigeres wie IAMX, Confrontational, Empathy Test, Detachment, Technique, The New Division…
The Drowning Man: Du hast die „Zweiteilung“ der 90er sehr gut beschrieben. Der Wandel kam meiner Beobachtung nach wirklich vor allem durch die „Integration“ des Metals und Technos, und der Vermischung von Szenen, die sich ursprünglich eigentlich gar nicht grün waren. Anfang der 90er waren es Neue Deutsche Todeskunst und Grunge, Mitte/Ende der 90er Symphonic Metal und Futurepop. Sie waren einerseits (z.T. wirklich nötige) Frischzellenkuren für eine ansonsten vermutlich irgendwann in sich selbst verebbte Szene, aber sie änderten die Szene auch nachhaltig. Was mich selbst erfreut hat ist, dass der Underground nie wirklich tot war. Deathrock/Batcave erlebte durch z.B. Cinema Strange ein Revival, Postpunk hat sich nach der Jahrtausendwende wieder aufgerappelt.
Schöne Diskussion..find ich richtig gut! Was Neues von den Psychedelic Furs (ich hör den Song mittlerweile rauf und runter)
https://www.youtube.com/watch?v=JoyspZRMlQc&list=RDJoyspZRMlQc&start_radio=1
Oh je..die Böhsen Onkelz waren jetzt eigentlich nicht so wirklich meine beabsichtigte Verlinkung..haha sorry!
Ok….auf meinem Smartphone habe ich nen ganz anderen Link als auf dem PC…hier scheint alles richtig zu sein. Oh mann! So jetzt ist aber auch gut..sorry nochmals!
The Drowning Man deinen Kommentar finde ich faszinierend. So negativ habe ich die End 1990ger nicht in Erinnerung. Im Gegenteil. Für mich war diese Zeit die letzte Generation, die noch diese Sehnsucht nach dunkler obskurer Melancholie und Mondscheinromantik -ja- inhalierte. War meine „Sturm und Drang Phase“. Einige Meetings und Zusammenkünfte sind mir lebhaft in Erinnerung. Ich darf fragen wo du dich Ende der 1990ger bis 2002 aufgehalten hast (Bundesland, Stadt) ?
Was ich rückblickend schade finde, ist die Zuwendung zum Black Metal, waren doch einige Persönchen, wenn ich so darüber nach denke… natürlich gibt es im bm Bereich nette depressive oder kranke Sachen, ich will nicht urteilen, … aber schade isses es dennoch. Lustig fand ich damals, die Leutchen in der bm szene fanden den Zuwachs aus dem Gruftipublikum nicht witzig. Ich kann mich da an einige nette (!) Flyer erinnern…. :D
Hallo Nossi, ja ich komme aus NRW..genauer aus Dinslaken (Eine mittlere Stadt an der Grenze zu Oberhausen und Duisburg). Ich beziehe mich eigentlich hauptsächlich auf die Disco-Kultur der End-Neunziger (Internet war ja noch nicht in jedem Haushalt). Da gewann ich den Eindruck, dass immer die gleichen Songs gespielt werden. Ich versuche jetzt einfach mal meine Wahrnehmung der damaligen Zeit (vielleicht auch manchmal in etwas simpler Ausdrucksweise) darzustellen: Gothic-Girls tanzen auf der Tanzfläche, Metal-Boyfriends stehen mit verschränkten Armen und „Krikelkrakel“ auf dem Longsleeve am Tanzflächenrand. Die Gothic-Girls wollen nur „Romantic“ Songs hören..sprich „Hate is just A 4 Letter Word“ (Love ist auch ein 4-Letter Word), „Sacrifice“ von London After Midnight (Die Band ist gut..das Album ist gut..aber immer nur DIESER fast Abba-mässig klingende Song), „Love Me To The End“ (The Same as London After Midnight) und allen voran „Tanz Der Schatten“ von Theatre Of Tragedy (einer meiner Hass-Songs..ist so als wenn ich den ganzen Tag Rosamunde Pilcher schauen müsste). Dazu gesellen sich dann auch Bands wie Merlin Mansen (der Zauberer aus Ostfriesland)..der coole Schock-Rocker..und auch noch Rammstein (wenn es um gesamplet klingende Gitarren geht..dann lieber Ministry als Frank Zander auf Industrial Metal). HIM ist auch für die Girls da..weil is ja so ROMANTIC (und auf jedem Album Cover sein Beauty Face..gute Vermarktung..aber keine wirkliche künstlerische Expression). Eine Garage-Rock Band aus Finnland kommt auf den Trichter dass man mit Porno-Sonnenbrille und Lederjacke coolen Gothic machen kann..sprich 69 Eyes..und die Girls freuen sich wenn das „Gothic Girl“ besungen wird. Joachim Witt erkennt auch seine Marktlücke. Ich benutze das Wort Romantik eigentlich sehr selten..aber wenn es darum geht hatte ich früher eher eben so Projekte und Bands wie bspw. Ordo Equitum Solis, Dead Can Dance oder sogar auch
And Also The Trees im Sinn..irgendwie weniger cheesy. Meine Wahrnehmung war: „Wenn doch eine Szene so kreativ sein soll, warum wollen die Disco-Gänger immer die gleichen Songs hören“…nee von Shock Therapy will ich nix anderes..is mir zu extrem..aber „Hate is just A 4 Letter Word“..das ist sooooo schön“. Als dann das Internet in meinem Haushalt war und es die ersten Goth-bezogenen Foren (Nachtwelten-Forum bspw.) gab musste ich immer lesen „Die Szene muss sich halt entwickeln..man kann ja nicht immer das gleiche hören“. Vollkomener Bullshit! Nichts muss sich entwickeln. Zum Einen ist mein Geschmack mein Geschmack. Zum Anderen war die Szene in den Früh-90ern weitaus progressiver als das was danach kam. Ich könnte hier noch viel mehr an Eindrücken schildern..aber ich glaube dafür müsste ich dann wirklich ein Youtube Video machen.
Aber Ghosting mag ich auch (war ja auch Early 90s)..allen Voran der Song „Blood Ocean“ von der Romantic Death CD.
Man war dann hinterher dankbar dass Thomas und Ralf Thyssen dann „Pagan Love Songs“ (Im Zwischenfall Bochum) ins Leben gerufen haben (das war dann 1999). Aber dazwischen gab es eben jene Phase von der ich behaupte das sie „ausgehmässig“ ziemlich trostlos erschien.
Tanzfledermaus Ich finde es schön, sich über musikalische Entdeckungen zu unterhalten. Auch wenn ich meine Finger still halten wollte…….
Burning Gates sind ja seit 3 Jährchen oder so auch wieder aktiv, dafür bin ich dankbar, fand die damals nicht schlecht. Ach und : Corpus Delicti (!) wollen nächstes Jahr ein paar Konzerte geben… egal wo und wann und wenn es in der Provinz in Südfrankreich ist und mich hunderte euro kostet, da bin ich dabei :D – diese Horror Vacui aus Bella Italia faszinieren mich jetzt schon gute 10 Jährchen. Gothic Punk? Laut und dreckig, mag ich gern.
Begeistern konnten mich, querbeet, in den letzten Jahren >
Curse of the Vampire (live sind die einfach wundertoll),
Mercurys Butterfly, Morosinthe, Bat Nouveau ! < 3 (dick, fett, unterstrichen), The Hex Waves, Emperor of Souls, Guignol, The kentucky vampires, The Witch will die Tomorrow, Inovercy, House of Breath, Altar De Fay, 13th SKY, Restwell, The Last Dusk, Mourning Laughter, Nova Et Vetera, Lesser Angels, Egrets on Ergot, Grey Gallows (Gre), Fearing, Sierpien, Cold I, Date At Midnight, Cervix Couch, Shrouds, Kalte Nacht, La Procesión de lo Infinito, Death comes crawling, NightSins, Christian House Party, Edo, Il humans, Double Echo, Lamia Vox, Exponentia….
manchmal nur gewisse Veröffentlichungen, diese Auflistung würde ich ungern als -unbedingt empfehlenswert betrachten, die eher bekannten hab ich absichtlich nicht erwähnt…. und
….sicher hab ich dutzende vergessen,
nebenher bin ich ja noch süchtig nach Ritualmusik und Dark Ambient
und nach altem Stoff :D vor einigen Tagen habe ich zwei Bands wieder entdeckt, die ich völlig vergessen hatte : Shadowplay und Passion Noire. Wie kann man denn so etwas magisches über Jahre vergessen? Seit Tagen läuft hier nichts anderes mehr.
Ach, irgendwer hatte doch Untoten erwähnt … Yorick ? Deren letztes Album ist nicht schlecht. David singt jetzt selbst. Ist schön ruhig und gediegen.
Hier noch etwas was für mich die Stimmung der Früh-90er einfängt (Ist eigentlich 80er..aber 1992 auf dem Label Hyperium rereleased..von Douglas Pearce (Death in June) produziert.
https://www.youtube.com/watch?v=aG3QFslzSA0
The Drowning Man Ich würde schon sagen, die Darkwave/Gothicszene, konnte zum Jahr 1999/2000 eine Entwicklung aufzeigen. – Für meinen Geschmack geschah diese Entwicklung allerdings nicht auf der Schiene, die manche gerne lauthals propagieren, sondern eher im Stillen. Ich kann durchaus eine Brücke bauen, von Bauhaus/Sister`s/Christian Death etc etc etc zu dem unglaublichen Erfolg, welchen Beispiel: Sopor Aeternus oder eben Ordo Equitum Solis noch Ende der 90ger Jahre hatten. Es ist zum Ende der 90ger Jahre schon viel passiert. Der Ansatz von Ordo (Rosarius) Equilibrio, Rosa Crux oder einigen Dark Ambient / Cold Meat/ NeoFolk Bands ist klar erkennbar vom alten Darkwave/Gothic geprägt und faszinierend. Hier unten im Süden war auch diese romantische Schiene, die sich aus dem Darkwave entwickelt hatte, ziemlich beliebt. Die ganzen Bands aufzuzählen, schenke ich uns, kennt ja eh jeder und einige davon mochte ich auch nicht. Wenn man mich fragen würde, wie sich die Gothic Szene um die Jahrtausendwende entwickelt hatte, wird man von mir stets solche Ausführungen hören und nicht der Verweis auf Rave, meddäl, marktplatzgedudel, oder Schlager….
Allein schon obgrund dieser interessanten Entwicklungen ehemaliger Darkwave und Post Industrial Bands, wäre eigentlich genug Bodensatz vorhanden, um hier eine Entwicklung zu hören, die es schlichtweg nicht nötig hat, sich anderen Musikszenen anzubiedern oder sich von biederer Chartmusik anbiedern zu lassen.
Aber diese von mir angesprochene Entwicklung, wurde durch Medien Labels und Veranstaltern dermaßen ins Abseits/Aus gedrängt, unter den Teppich gekehrt und zum unwichtigen Nebenschauplatz degradiert und dies, macht mich auch heute noch, Sauer. Richtig sauer. Denn mit den Resultaten, können wir uns noch heute herum ärgern und teilweise, sind solche Diskussionen oft dermaßen absurd. Dieses herrliche Feeling, wenn dir der 40jährige dimmu borgir/him Fan erklärt, er ist mehr Gothy as Fuck und vor allem mehr als du und überhaupt und ach und och. Die Anzahl solcher gähnend langweiliger Besserwisser ist erstaunlich groß. Die Gothic Gruppen bei facebook bestehen zu 80% aus solchen Leuten. SCHADE!!!
Zu den Eindrücken in den Clubs kann ich nicht viel sagen. Wir waren damals bei solchen Clubpartys immer nur einmal und ließen kein gutes Wort daran. Dies war in Süddeutschland 2000 schon so, auch 2002 usw und beim letzten Besuch, so ungefähr 2010, war da nur noch unermesslicher Ekel.
Schon damals zeichnete sich, zumindest hier unten ab, solche „Gothic Partys“ in Clubs, besuchte man nur einmal, um sich dann aufzuregen. Das wars, mehr als kritische Worte habe ich schon damals nie über Clubpartys gehört. Es fand doch alles mehr im privaten Rahmen statt.
And Also The Trees. Dazu möchte ich nur drei Worte schreiben. Ultimative Melancholie Ultra.
Wenn ihr irgendwann ein kleines schwarzes Auto seht wo eine Rosa Crux Hexe am Rückspiegel baumelt, die komische Musik da da raus dröhnt, die Band heißt AND ALSO THE TREES und wurde von Nossi heilig gesprochen. :D
Wenn man zurück denkt, muss man offen und ehrlich sagen, Medien und Labels versuchten die Gothic Szene zu korrumpieren. Dies finde ich nach wie vor ein bisschen niederträchtig und schäbig.
Nossi Erst einmal Dankeschön für deine Schilderungen, die ich wirklich spannend finde. Spannend schon deshalb, da es mir so erscheint als hingen die Erlebnisse durchaus davon ab wo man die Szene denn nun kennen lernte,
Ich schwamm damals in den frühen 00ern (auch in NRW) ja noch ganz oben an der Oberfläche herum, die im dritten Teil der MDR Doku aus meinen Erinnerungen heraus wirklich gut gezeigt wurde und welche dich so sauer macht. Die Ausführungen wir du sie hier auf sehr interessante Weise schilderst nahm ich bei uns in der Gegend so tatsächlich nicht wahr, obwohl mir manches auch nicht völlig unbekannt erscheint. Wie ich es schon in einem anderen Thread beschrieb sogen wir Grünschnäbel damals so ziemlich alles in uns auf was unsere innere Gefühlswelt wiederspiegelte und unseren Hang zum düsteren, mysthischen und morbiden beflügelte. Also kurz gesagt ein ziemlich schwarzbunter Mix aus allen erdenklichen Musikrichtungen. Ich für meinen Teil bezeichnete mich damals allerdings nicht einmal als Grufti oder Gothic, sondern verordnete mich zunächst einmal namenlos irgendwo zwischen Metal und dem was ich damals für Gothic hielt. Währenddessen hatten wir in den Clubs allerdings auch einige selbsternannte Eliten der späten 90er, sowie ein paar in meinem Alter, die sich mit denen tummelten. Warum selbsternannt, dazu komme ich noch. Diese Eliten nahmen wir damals mehrheitlich als arrogante Schnösel wahr, welche den ganzen Abend irgendwo Nase rümpfend in der Ecke herum standen und uns Grünschnäbel mit herablassenden Blicken würdigten, oder wie die heutigen Schauläufer des WGTs ihre Kreise um die Tanzfläche zogen. Auf der Tanzfläche selbst sah man sie eigentlich nur, wenn wieder Lacrimosa, Lakeien, 69 Eyes, HIM und Unheilig (kein Witz, den Kram hörten die auch), oder andere Songs gespielt wurden an die ich mich heute nicht mehr erinnere.
Ich kam damals durch meinen älteren Cousin in die Szene, der noch einige Kontakte zu Gruftis der 80er und der frühen 90er pflegte und welche man zu meiner Zeit nur noch sehr selten antraf. Natürlich nahmen auch diese meine Generation nicht besonders ernst und belächelten uns, wenn wir erst zu Rammstein und anschließend zu den Sisters of Mercy die Tanzfläche betraten. Daraus machten die auch keinen Geheimnis und sagten uns Oberflächenschwimmer direkt ins Gesicht, dass ihrer Ansicht nach vieles von unserem Krams nichts mit Gothic zu tun hat. Allerdings hatten diese „Altgruftis“ schon (so will ich es in Ermangelung eines besseren Wortes mal nennen) so etwas wie eine Altersgelassenheit entwickelt und ließen uns Grünschnäbel unsere Orientierungsphase. Manches nahmen sie von dem neuen Zeugs sogar selbst mit. Wir hatten eine Dame dabei, die mochte aus irgend einem Grund „Engel“ von Rammstein, obwohl das für sie natürlich kein Gothic war so wie es diverse Medien zur damaliger Zeit einfach behaupteten. Spaßig wurde es nun aber, wenn die zuvor erwähnten Eliten der späten 90er und deren jüngere Mitläufer aus der Ecke hervor gekrochen kamen. Die Eliten rümpften über uns die Nase, weil unser Krams natürlich nicht in ihre Vorstellung von Gothic passte. Gleichzeitig lachten unsere „Alten“ dann aber die Eliten aus, weil deren Vorstellung auch nur noch wenig mit dem zu tun hatte was die Generation Bauhaus (wie ich sie gern nenne) unter Gothic verstand.
Naja, wie auch immer… jedenfalls bin ich immer wieder fasziniert wie sich die selben Zeiträume aus unterschiedlichen Regionen und Perspektiven unterscheiden. Was für dich völlig normal und absolut nicht undergroundig war, dass war hier bei uns für mich damals bereits ganz klar eine Nische, in der sich jedoch zu meinem und dem Missfallen einiger älterer Schwarzkittel bereits viele arrogante Deppen tummelten, die unterm Strich keinen deut besser waren als wir Oberflächenschwimmer. Sie hörten halt nur eine speziellere Musik ;)
Graphiel Ganz ehrlich, ich war auch nicht mehr als ein normaler Knabe in schwarzen Klamotten. Hab mich nie gruftig gestylt oder angezogen. Also für die ganzen vampirischen war ich auch nur irgendein normaler Mitläufer. Ja, es ist schon seltsam, wie immens regionale Unterschiede sind. Deutete Herr Heppner ja auch an. Hier unten hat sich niemand für seine Band interessiert, anderen Orts wurden sie gefeiert.
Dieses ALLES aufsaugen haben wohl viele Generationen gemein, unabhängig vom Standort. Ging mir ja nicht anders. Die Menschen die man zum Freundeskreis zählt, haben ja auch einen gewissen Einfluss. Alles was nur irgendwie düsterlich wirkte wurde -zumindest intensiven Hörproben unterzogen. Also mir ging es so, alles aufsaugen, einfach alles.
Ich finde es auch überhaupt nicht schlimm, wenn andere Darkies ganz andere Musik hören.
Jemand sagte mir mal, er möge gewisse Bands nicht, weil dies die typischen Gruftiklagesänge wären… kann ich akzeptieren, völlig in Ordnung, nur mich selbst, spricht genau dies an, mir kann es nicht melancholisch genug sein.
Ich glaube aber man sollte dies nicht prinzipiell als elitär beurteilen. Ich glaube da gibt es noch andere Faktoren.
Und genau hier setzten die Medien und Veranstalter nach. Wollten unbedingt zusammen fügen, was sich 2 Jahre zuvor noch fasst an die Gurgel gesprungen wäre. War schon witzig.
Als Goth oder Gruftie habe ich mich übrigens auch nie bezeichnet, kannte auch niemand der sich selbst so bezeichnet hätte. Wenn, erinnere ich mich nicht. Ich wurde mal so bezeichnet, was ich damals nicht verstand, denn wie erwähnt, aus meinen Augen war ich Alleshörer und schlichte schwarze Klamotten reichten mir. Ich wollte nie auffallen. Damals hat man nicht gesagt, Halllooo i bims au goffikk. Damals hätte man eher gesagt: mich faszinieren die düsteren Aspekte des tristen Daseins auf Erden (oder so ähnlich). Witzig wenn man so darüber nachdenkt. ^^
Nossi Ich wollte damit auch nicht sagen, dass ich all diese Menschen auch heute noch komplett als elitär betrachte. Sicherlich gab es unter ihnen auch damals schon Leute, die von der allgemeinen Szenesituation einfach nur arg frustriert waren, oder die nicht verstanden warum wir Neulinge uns in diesen ehemals „verfeindeten“ Musikrichtungen ebenfalls ausleben konnten. Dementsprechend überrascht war ich tatsächlich, als ich dann Jahre später davon erfuhr, dass sich die Metal- und die Gothicszene lange Zeit nicht ausstehen konnten. Für mich waren die typischen Metalheads damals bereits weitgehend erträgliche Leute, die sich für mein ästhetisches Empfinden nur viel zu intensiv einen hinter die Binde kippten und gerne komische Musik hörten, die in meinen Ohren mehrheitlich aus Geschrei und Grunzlauten bestand.
Dieses „more Goth than all of you!“-Gehabe war in meinen Anfängen innerhalb der damaligen örtlichen „Gothicströmung“ halt nur schon sehr stark ausgeprägt und hat rückblickend sicherlich dazu beigetragen, dass ich mich lange Zeit kaum bis gar nicht für traditionellen Gothic oder die Szenegeschichte interessierte. Auch konnte ich mit einigen Teilen der bevorzugten Musik mal so gar nichts anfangen. Wie gesagt: HIM, Unheilig und (die hatte ich tatsächlich schon wieder vergessen) Wolfsheim wurde auch als Gothic abgefeiert, während mir das damals viel zu seierich war. Mit Melancholie hatte dieses Gesamtpaket aus seieriger Musik und arroganten Leuten für mich daher nur wenig zu tun, mit morbide und düster schon mal gar nichts. War einfach nicht meine Welt… Arrogante Menschen, die zu Musik herumzappeln, die ich nicht mag hatte ich auch in der bunten Restgesellschaft. Dafür brauchte ich nun wirklich keine Szene. Also entschied ich mich dafür den ganzen Kram der sich damals für die gruftige Creme de la Creme hielt genauso zu ignorieren wie sie es bei uns Frischlingen taten…. wenn sie es denn taten. Wie gesagt: Sie zogen damals auch gerne ihre Kreise um die Tanzfläche, wenn sie nicht damit beschäftigt waren nölend in der Ecke herum zu stehen.
Rückblickend betrachtet kann ich es daher schon ein wenig verstehen, wenn Yorick es bedauert nicht ein paar Jahre früher geboren zu sein. Vielleicht hätte ich mir dann diesen jahrelangen Umweg über diverse ursprünglich szenefremde Musikstile ersparen können und mehr Verständnis für Jene entgegen gebracht, die ich damals ungerechterweise mit in den Topf der selbst ernannten Creme de la Creme warf. Andererseits: Vielleicht wäre ich am Ende aber auch einfach nur selbst zu einem Nörgler (nicht zu verwechseln mit sachlicher Kritik) geworden und würde heute nicht auch etwas positives aus dem ganzen Kram ziehen können. Wer weiß also wozu dieser Umweg am Ende ganz gut war? ;)
Ich wollte hier auch einen tollen geistreichen Kommentar hinterlassen. Dann hatte ich anstrengende Nachtdienste und kam mit Kommentar lesen nicht mehr hinterher.
Danke an Tanzfledermaus Nossi Yorick für eure Kommentare!
Ich bin dann mal Musik hören….
Ok, ich habe überlegt ob ich es tun soll. Aber ich oute mich jetzt. Ich bin nämlich genau das langhaarige Mädel im Video! Vielleicht muss ich dazu sagen: Ich war damals 18, mit der schwarzen Szene kam ich Ende 1992 in Berührung, über meinen damaligen Freund, der sich aber selbst als „Waver“ bezeichnete und nie so schwarz war wie ich es dann wurde. Das Video drehten wir im Februar 1994 in einem abgebrannten Haus, welches die Produktionsfirma ausgesucht hatte, es war saukalt und mir lief ständig die Nase, was sich mit meinem Stargazer-Make-up plus Babypuder nicht so gut vertragen hat… Puh, das waren Zeiten.
Lustig ist, dass mir das Ganze kaum peinlich ist. Ich war damals genau so drauf und das war auch das Gefühl, was die meisten Szene-Angehörigen zu der Zeit teilten, und das war für mich als jemand, der immer das Gefühl hatte, nirgendwo dazuzugehören, echt eine wunderschöne Erfahrung. In der Szene fand ich eine Art Zuhause und begegnete Menschen, die ähnlich drauf waren wie ich, ich fühlte mich akzeptiert und willkommen. Dazu muss man aber sagen, dass die Szene damals eben auch wesentlich kleiner war als heute und nicht ansatzweise so viele extrem unterschiedliche Stilrichtungen in sich vereinte. Man hörte Dark Wave, Gothrock, es kamen Neofolk und Industrial dazu, erst später dann die härteren Sachen. Der Soundtrack hier stammt übrigens von Ordo Equitum Solis, „Playing with the fire“.
Und heute? Bewege ich mich immer noch in der Szene, auch wenn mich andere mittlerweile – zumindest vom Auftreten her – als „bunt“ bezeichnen. Die schwarzen Haare habe ich schon vor Ende der 90er erst gegen quietschrote (Directions sei Dank ;)) und mittlerweile gegen einen kompletten Regenbogen eingetauscht, trage aber eigentlich immer noch hauptsächlich schwarz, wenn man von den bunten Ringelstrümpfen absieht. Meine zwei Töchter sind noch zu klein, um selbst schon in welcher Form auch immer subkulturell unterwegs zu sein, aber beide waren schon auf Punk- und Alternative-Konzerten dabei, die Große liebt die Fliehenden Stürme und findet auch die Lakaien ganz cool. Beide gröhlen bei den Ärzten mit, nur die Kleine hat ein unheiliges BossHoss-Fable, das ich der Tagesmutter zuschreibe. ;)
So, da ich durch Zufall über den Beitrag gestolpert bin musste ich das jetzt aber doch loswerden. Ich lasse einfach mal unbekannterweise Grüße da, passt auf Euch auf!
Hallo Angie,
es freut mich sehr, dass du dir Zeit genommen hast, einen Kommentar zu hinterlassen. Ich bin immer total aus dem Häuschen, wenn sich Protagonisten, die in solchen Zeitdokumenten zu sehen sind, „outen“. Denn ich finde das Video sogar sehr gelungen und spiegelt meine Wahrnehmung zu 100%
Ich würde an Deiner Stelle sogar ein bisschen stolz darauf sein, so einer Erinnerung zu haben, ich glaube darum beneiden dich einige Leser. Ich bin einer davon :)
Das hätte man nicht treffender ausdrücken können. Ich wünschte manchmal, man könnte zu diesem Gefühl zurückkehren. Wirklich.
Angie, ich würde mich freuen, wenn du mehr erzählen möchtest von „früher“ und „heute“ und möchte Dich einladen, mich mal über „robert@spontis.de“ anzuschreiben. Ich würde gerne eine Geschichte daraus machen.