Heute wird Europa von einer partiellen Sonnenfinsternis heimgesucht. Eine totale Sonnenfinsternis wird es nur irgendwo im Norden geben, Enthusiasten reisten schon im Laufe der Woche nach Tórshavn auf die Färöer-Inseln. Die nächste totale Sonnenfinsternis gibt es Deutschland erst wieder 2081, das fällt vermutlich nicht mehr in meinen biologisch machbaren Zuständigkeitsbereich. Doch das beeindruckende Spektakel bleibt: Es wird zu einer Uhrzeit dunkel, an der es sonst nicht dunkel wird!
Die alten Chinesen sahen das ganze viel mythologischer, romantischer, schöner – denn damals glaubten sie, ein Himmelsdrache würde die Sonne fressen und versuchten ihn von seinem perfiden Plan durch Geschrei und Getöse abzubringen. Erfolgreich, denn nur kurze Zeit später spuckte der böse Drache die Sonne wieder aus. Thales von Milet, der eine 581 v. Chr. eine Sonnenfinsternis vorausgesagt haben soll, schlichtete damit einen Krieg zwischen den Medern und den Lydern, denn die Gegner erschraken während des Kampfes und schlossen Frieden. Christen können sich hingegen erleichtert zurücklehnen, denn die Sonnenfinsternis zur Kreuzigung Jesu Christi kann – da sind sich Forscher einig – keine natürliche Erscheinung gewesen sein und muss sich daher eine von Gott gewollte Verdunklung gehandelt haben.
Krankheit, Krieg und Katastrophen. Früher glaubte man stets an etwas böses, übermächtiges und unerklärliches wenn sich der Mond vor die Sonne schob. Die Vergangenheit lehrt uns eine Weisheit, die heute verloren gegangen zu sein scheint, denn wir wissen warum es plötzlich dunkel wird und erklären das Ereignis zum Volksfest. Spezielle Brillen zur Beobachtung sind längst ausverkauft, in den sozialen Netzwerken werden Bauanleitungen für Lochkameras herumgereicht und Arbeitgeber ahnen ein Zusammenbrechen des Bruttosozialprodukts gegen die Mittagszeit.
Dabei zeigt so eine Sonnenfinsternis eindrucksvoll, wie klein und unbedeutend wir eigentlich sind und wie abhängig wir von einem funktionierenden Zusammenspiel der Planeten und Sterne sind. Wir haben die Demut gegenüber dem natürlichen Lauf der Dinge verloren und behandeln unseren Planeten, als würden wir bestimmen können, wie die Dinge zu funktionieren haben. Es ist schön, dass wir verstehen was um uns herum geschieht. Noch schöner wäre es, wenn wir das Spektakel für ein wenig gedanklich Poesie nutzen würden. So werde auch ich versuchen einen geschützten Blick auf die Sonne zu werfen und den Schauer über meinem Rücken genießen, denn ich bin nur für eine verschwindend kurze Lebensdauer ein winzig kleiner Gast in diesem Universum und so unendlich dankbar dafür. Schade ist nur, dass auch die Idioten mit Waffen in ihren Händen wissen was vor sich geht und jegliche Dankbarkeit gegen Hass getauscht haben. Was würde ich drum geben, wenn die vor Schreck Frieden mit ihren Feinden schließen.
Wer weiss noch genau wo er 1999 zur Sonnenfinsternis war und was er da gemacht hat?
Ich war 12 und stand mit der Familie im Stau auf dem Weg in den Urlaub auf Usedom.
Schon komisch was einem an Kindheitserinnerungen so erhalten bleibt… Ich freue mich jedenfalls, das ich zwei Sonnenfinsternisse bewusst erleben durfte.
(Ist eigentlich jemandem aufgefallen das diese Finsternis genau auf Ostara fiel…? *verschwurbelt und verschwörerisch guckt*)
Ich weiß noch genau was ich gemacht habe ..ich stand im Labor im Blutspendedienst Frankfurt am Main und hab mir ne Cd vors Gesicht gehalten und das ganze beobachtet.Und im Radio lief Summer Son von Texas..ich kann mich noch genau dran erinnern .
Wo ich war und was ich gemacht habe weiß ich noch, aber wie die Sonnenfinsternis war, liegt gerade irgendwo im Erinnerungsnebel oO Ich stand bei mit einer Freundin, nach einer Übernachtsungssession bei meinen Eltern auf der Terrasse. Glaube ich zumindest.
Irgendwie war die freitägliche Sonnenfinsternis hier aber nicht sooo spektakulär, ich habe so ziemlich gar nichts gesehen und der Live-Ticker hat sich immer wieder aufgehangen. Naja, 2081 dann :D
Ich hab das Spektakel damals mit der Videokamera aufgenommen.
Muss die Kassette unbedingt mal suchen obwohl wir inzwischen nicht mal mehr nen Videorekorder haben!?
Man kann das doch inzwischen auch irgendwie digitalisieren oder??
2081 werd ich wohl die Radieschen schon von unten anschauen. :)
Ich weiß noch seeehr gut was ich 1999 gemacht habe :D – am Tag davor schob sich meinereiner, damals 19 Jahre alt, mit 4 Nummern zu großem Star Trek Shirt am Leib, Sonnebrille auf der Nase sowie einem Meter Refraktor-Teleskop über der einen Schulter und dem zugehörigen Stativ unter den anderen Arm geklemmt, durch die bayreuther Innenstadt, die war grad gut besucht, freitags nachmittags, und entsprechend viele schiefe Blicke ernteten mein „dickes Rohr“ und ich.
Ich hatte noch Training und mit der Familie meiner Ballett-Lehrer wollte ich tags drauf dann gen Süden um in die Zone der Totalität zu kommen, wir haben im Studio übernachtet, war sehr unbequem, nur ein paar Decken auf dem Boden und das Teleskop friedlich neben mir schlummernd. Wir sind dann am Samstag recht früh losgezogen, ziemlich matschig weil niemand eine richtige Schlafunterlage hatte, Mutter und „Kinder“ pennten auf der Rückbank dann noch weg und ich hab mit dem Vater dann etwas fachgesimpelt, der hatte auch latentes Astronomie-Interesse, war nur nicht näher eingelesen, aber zwischen Poster von Degas berühmten Tänzerinnen hingen in seinem Studio auch genug Aufnahmen von Galaxien und Planeten rum.
Wettermässig wars etwas grenzwertig, wolkig, nur vereinzelt klare Flecken am Himmel, wir hatten dann Glück, kurz hinter Pfaffenhofen fanden wir eine schöne Anhöhe, grad als ich mein Rohr fertig aufgebaut hatte un der erste Kontakt bevorstand, klare es auf und wir hatten wunderbar freie Sicht. Es war immens beeindruckend. Ich möchte sagen daß das das beeindruckendste war das ich jemals miterleben durfte. Da das damals mit der Fotografie noch nicht so möglich war wie heute, hab ich altmodisch alles in Zeichungen in meinem Beobachtungsbuch festgehalten.
Und fast genau auf die Minute als die Totalität dann vorbei war, zog es völlig zu, habe gerade noch geschafft mein Teleskop abzubauen, dann regnete es runter was runterging.
Ich hab in meiner Zet als Hobbyastronom einige Finsternisse gesehen, auch partielle, bzw im Sonnen-Bereich nur partielle da das mit der Totalitätszone immer eine komplizierte Sache ist, aber von den partiellen war die letzte vom Freitag eigentlich mit die schönste, wir hatten freie Sicht, kein Wölkchen am Himmel. Ich hab nur zu spät geschalten um mir Sonnenfilterfolie zu holen, konnte es dann aber durch einen anderen, provisorischen Filter (der aber sicher war) und eine zusammengemacgyverte Lochkamera beobachten können.
Mein Teleskop hatte ich leider nicht mehr, das hatte mir mein Onkel damals überlassen und ich habs erstmal zurückgegeben um 2000 rum, er hats inzwischen gegen was anderes eingetauscht, anfangs war ich noch stinkig daß er mir nichts gesagt hatte, aber – zugegeben, das beste Gerät war es leider nicht, und nachdem die Finsternis am Freitag mich sehr schwer dazu bewogen hat, das alte Hobby nach 15 Jahren endlich wieder aufzunehmen, werde ich mir bezeiten ein neues Teleskop anschaffen, diesmal Spiegel und noch größer …. und wer weiß. auch wenn 2081 bei mir sicher auch nicht mehr hinhauen wird, so hoffe ich daß ich einmal zumindest wieder die Gelegenheit habe, einer Finsternis hinterherzureisen … es war einfach ein viel zu beeindruckendes Phänomen um nicht nochmal zu versuchen, sowas sehen zu dürfen.