Dieser Artikel wurde von der ASRianerin verfasst, die sich schon seit geraumer Zeit immer wieder in die Kommentare bei Spontis einbringt. ASRianerin ist 20 Jahre alt und kommt aus Sonneberg und ist auch in der Model-Kartei zu finden, aus der auch die Bilder in diesem Beitrag stammen. Wenn auch Du Lust hast einen Artikel über Dich, die Szene oder das was Dich bewegt zu schreiben, nutze das Kontaktformular.
Auch die Gothics sind im Internet schon lange angekommen und es ermöglicht vielen einen regen Austausch, über alles, was das Gruftieherz begehrt. Es ist nicht nur eine Informationsplattform, sondern auch eine Möglichkeit des Meinungsaustausches. Das hat natürlich etliche Vorteile. Man lernt Gleichgesinnte kennen (was für Menschen die in Kuhkäffern wohnen eine echte Wohltat ist) man erfährt immer das Neuste über die Lieblingsband oder über bestätigte Künstler für das nächste Festival UND man kann sich wunderbar über die Szene selbst austauschen. Doch manchmal denke ich, dass gerade der letzte Punkt nicht immer nur ein Vorteil ist, ganz besonders für junge Szeneeinsteiger oder Interessierte. Denn oftmals ist es doch so, dass die Diskussionen eher frustrierend als aufschlussreich sind.
Ich verknüpfe diesen Beitrag mit meinen ersten Erfahrungen als Junggruftie in diversen Foren (ich werde hier keine genauen Namen nennen. Zum einen tut das hier nichts zur Sache, zum anderen ist es doch eh überall dasselbe Spiel). Man wird gnadenlos verwirrt, wenn man sich auf die Suche begibt.
Einer der Gründe dafür ist der Generationenkonflikt innerhalb der Szene, welcher überall ausgefochten wird. Ich habe Verständnis für beide Seiten. Die (ich nenne sie an dieser Stelle einfach dreisterweise so) „Altgrufties“ verstehen die Welt nicht mehr, wenn sie sich auf Szeneveranstaltungen umsehen oder die Aussagen in den Foren lesen. Es sind zum Beispiel Aussagen wie: “Wir müssen ALLES tol(l)erieren!“ Sicherlich möchte die Szene auch tolerant sein, nur bekommt man das Gefühl, dass sehr viele diese Sache nicht ganz verstanden haben. Man sagt gerade szeneintern zu allen Dingen „Ja und Amen“ und macht sich kaum tiefere Gedanken um etwas. „Leben und leben lassen!“ bekommt man oft zu hören. Doch wie weit darf das innerhalb einer Gemeinschaft gehen? Es ist verständlich, dass Menschen die die Ketten der Gesellschaft abwerfen wollen, so denken, doch ist es ebenfalls eine Tatsache, dass das knallharte Durchsetzen dieses Denkens immer Reibungen und Spannungen erzeugt. Und das gilt genauso für eine Subkultur. Wenn man sich also jahrelang in dieser befindet, möchte man auch seinen gemeinsamen Nenner bewahren. Und hier ist der Konflikt. Einerseits liest man, dass man so hier keine festgesetzten Regeln findet, andererseits wird einem genau das Gegenteil erzählt. Das verwirrt.
Wir lassen uns nicht in Schubladen stecken!
Und dann kommt es auch oft zu Aussagen wie: “Ich bin kein Gothic!“ Ein zweischneidiges Schwert. Einerseits scheint es ein Bewusstsein dieser Menschen zu sein, dass sie gewisse Grundgedanken und Gefühle oder dergleichen nicht haben. Andererseits stelle ich mir immer die Frage, ob es denn nicht eigentlich traurig ist, dass man solange herumstreitet, dass man nicht mehr zugeben will, dass man sich einer Sache hingezogen fühlt? Bzw. dass man eben solange herumdiskutiert, dass sich eine allgemeine Verunsicherung breit macht, die so stark ist, dass es Interessierte abschreckt. Ich glaube, es gibt einfach gewisse Dinge, die sind typisch für die Szene und man kann sie nicht abstreiten. Es sind individuelle Unterschiede, die auf einer gemeinsamen Basis beruhen. Und diese Erkenntnis kommt selten bei solchen Diskussionen zum Vorschein.
Vielleicht kommt diese Erkenntnis aber auch durch die Eintrichterung der Phrase „Wir lassen uns nicht in Schubladen stecken!“ zustande. Sicherlich wird ein großer Wert auf individuelle Entfaltung gelegt, dennoch kann man nicht verhindern, dass man von Außenstehenden in die Gothic-Sparte gedrängt wird, wenn man nur schwarz trägt und einen Faible für Düsteres hat. Auch wenn man fest davon überzeugt ist, nichts mit Gothics am Hut zu haben, muss man sich einfach vor Augen führen, dass das Gehirn eben mit Schubladen und Netzwerken denkt, um etwas kognitiv zu verarbeiten. Man kann es zwar, wenn man das weiß, bewusst beeinflussen, gerade um Menschen gegenüber neutral zu sein, aber man kann es nie verhindern. Dieses Denken ist wichtig, sonst könnte man nicht mal Mann von Frau unterscheiden. Egal wie man aussieht, man wird immer in Schubladen gesteckt. Manchmal auch in die falschen. Damit muss man Leben. Fehlt einigen Leuten dieses Hintergrundwissen (von dem ich überzeugt bin, dass man es nicht benennen muss und man das nicht erst durch den Psychologieunterricht erfährt) oder ist der Wunsch nach Einzigartigkeit und Individualität so unbeschreiblich groß, dass man dieses Denken nicht mit sich selbst in Verbindung bringen will?
Gutes Klischee, schlechtes Klischee?
Weiterhin glaube ich, dass eine gewisse Klischeephobie für Verwirrungen sorgt. Ist man wirklich ein ahnungsloser Klischeegruftie, wenn man gerne auf Friedhöfe geht? Ist man dann wirklich durch die Medien erblindet? Oder enthält dieses Klischee mehr Wahrheit als man denkt, aber man möchte es nicht zugeben, weil man damit vorurteilsbelastete Außenstehende mit etwas füttert, was sie wirklich hören wollen, aus Angst, man bestätigt sie in Vorurteilen? Ich muss hier viele enttäuschen: Ob ihr ein Klischee welches ihr bedient zugebt oder nicht: Ihr werdet immer mit den Vorurteilen konfrontiert werden. Und selbst wenn manche Klischees Jugendsünden sind: Na und? Sind wir doch mal ehrlich, wer von uns hat sich in seiner Anfangsphase nicht irgendwie lächerlich gemacht?
Die Fronten sind also verhärtet. Die Leier ist immer wieder die Selbe. Und keine Seite fühlt sich ernst genommen. Die Altgrufties, weil sie immer mehr durch teilweise schlecht durchdachte Aussagen und Geplänkel zum Wahnsinn getrieben werden, welche durch zunehmenden Etikettenschwindel immer weiter verstärkt werden. Und manchmal geht es so weit, dass junge Goths sogar das komplette Interesse an der Szene verlieren. Sie machen ihr Ding, ziehen es gnadenlos durch, verlieren das Interesse an Tiefgründigkeit, Melancholie und hören lieber Techno. Und dennoch sind sie verwundert, wenn sie dann in Diskussionsforen die Meinungen anderer an den Kopf geknallt bekommen.
„Ich dachte wir sind alle tolerant!“ An dieser Stelle werde ich ein anderes Klischee bedienen und zwar das Soziklischee. Denn ich denke, dass beide Seiten festgefahren sind und nur selten Verständnis füreinander aufbringen. Junggrufties (die teilweise auch einfach sehr stark medienverblendet sind) verstehen nicht die Verbissenheit der Altgrufties, die teilweise von Anfang an dabei waren und die mit dabei waren, wie aus Mode und Musik ein Lebensgefühl wuchs. Hinter dieser Verbissenheit steckt einzig und allein der tiefe Wunsch etwas so wunderbares zu bewahren, welches schon so lange Zeit immer weiter verkauft wird. Und wenn dann Menschen kommen, die sich gerne nur schwarz kleiden und die Spaßgesellschaft in die Szene schleppen, dann entsteht Wut. Und je weiter es fortschreitet, desto größer wird sie.
Andererseits scheinen die Altgrufties nicht zu verstehen, dass die Zeiten eben nun mal andere sind und bei manchen Usern beschleicht einen oftmals das Gefühl, dass alle neuen Sachen der Szene verteufelt werden. Die 80er sind nun mal vorbei. Man hat nun mal die Möglichkeit, relativ einfach an gruftige Klamotten zu kommen und die Musikauswahl ist nicht nur unglaublich vielfältig, sondern auch sehr leicht zugänglich geworden ist. Hinzukommt, dass die neue Generation bereits in eine Gesellschaft geboren wird, deren Konsumverhalten krankhaft ist und die überstimuliert sind.
Man trifft sich nicht in der Mitte. Oder nur selten. Die Junggrufites wollen sich nicht an die Hand nehmen lassen und sie verschwinden auch nicht, weil anscheinend nur noch wenige bereit sind ihnen zu sagen, was Phase ist. Sie sehen zum Teil einfach nicht mehr außer genannte Phrasen und Technoclubs.
Man muss nicht dauerhaft auf die Unwissenheit einknüppeln, auch wenn es manchmal schwer fällt. Andererseits sollte man immer offen sein und nie glauben, dass man alles weiß. Vollkommen egal, wie lange man schon dabei ist und es ist auch vollkommen egal, ob man schon die perfekte Subkultursplitterung für sich gefunden hat. Denn das sind die Dinge, die die Szene vielfältig und interessant machen. Es ist nicht die Anzahl der Splittergruppen. Es sind die Menschen untereinander, die das Selbe Grundgefühl besitzen, es aber individuell leben und doch teilen. Und wenn man dies nicht teilt, dann sollte man sich eben vor Augen halten, dass man nur am Rande steht (was nicht bedeuten muss, dass man deswegen schlechter ist als die anderen) und nicht auf Biegen und Brechen irgendwas Schwafeln oder tun, nur um Anders zu sein. Oder kurz gesagt: Entweder man ist es, oder nicht. Und man findet es manchmal nur heraus, wenn man nachforscht und seinen Horizont erweitert.
Nur kurz als Nachfrage: Was meinst du mit „alle neuen Sachen der Szene“, die von den Altgruftis verteufelt werden? Und was meinst du genau mit Unwissenheit, auf die eingeknüppelt wird? Ist nicht als Kritik gemeint. Ich würde bloß gerne antworten und dafür muss ich es ja richtig verstehen, gelle? ;-)
Kein Problem Orphi, Feedback ist immer gut :)
Nun, mit „neue Sachen“ meine ich größtenteils Musik. Es gibt hie und da Bands die sich dennoch eher schwer in ein Genre pressen lassen (ich persönlich denke da an ASP, aber auch Projekte wie Coppelius). Ich hatte gerade zu Beginn meiner Erkundung durch das Netz sehr stark das Gefühl, dass solche neuen Sachen abgelehnt werden, weil sie eben nicht mehr einen typischen Post-Punk Klang haben. Das Gefühl hat zwar etwas nachgelassen im Laufe der Zeit, aber ich denke, als Neuling bekommt man schnell diesen Eindruck.
Mit der Unwissenheit meine ich etwas, dass ich auch schon angesprochen habe (in dem Punkt war ich zugegebenermaßen selbstreflektierend): Es scheint, als wisse die neue Generation nicht viel über die Szene. Z.Bsp. wie sie entstanden ist und welche Facetten sie noch bietet.
Und es meint auch ein stückweit dieses unreflektierte Aufnehmen von Etikettierungen (z.B. aus Orkus und Konsorten).
Ich hoffe, dass ist eine ausreichende Erklärung :)
Applaus, Applaus, liebe Sophie. Ich hatte ja die große Ehre, den Text betalesen zu dürfen, habe aber mein Geseier zurück gehalten, bis er online geht.
So, nun zur Sache:
Ja, die neue Generation Goth ist teilweise schrecklich unwissend und will auch in dieser Unwissenheit verbleiben. In dem Punkt sind sie genauso verbissen, wie so mancher Altgruftie in seiner Haltung den Jung-Goths gegenüber.
Beide Seiten sind nicht bereit sich aneinander anzunähern und in einer Diskothek mit zwei Floors, wo auf dem einen Gestampfe und aufm dem anderen eher Deathrock und Dark Wave laufen, man also die Möglichkeit für ein differenzierteres Gespräch hätte, redet man nicht miteinander. So mancher junge Goth (so auch ich vor einigen Jahren) fragt dann einen alteingesessenen Batcaver, was das denn für Musik ist, die da läuft und wird nur abwertend angefunkelt.
Das schafft Verdruss, schließlich kann man nicht mit der ultimativen Weisheit in die Szene kommen. Auch wenn ich gerade durch ältere Musik in die Szene gekommen bin, dank meiner lieben Schwester, so kann ich trotzdem nicht ALLES kennen.
Aber egal, man benutzt lieber die Anonymität des Internets, da man meint, sich hier in einem rechtsfreien Raum zu befinden. Da beschimpfen sich dann beide Lager fröhlich gegenseitig.
Was soll das?!
Passende Splittergruppe? So ein Unfug! Ich für meinen Teil höre fast ALLES an gruftiger Musik (Deathrock, Hellectro, Industrial, Power Electronics, Wave, EBM and so on), meine Freunde und Bekannten sind auch nicht nur aus EINER Subsubkultur und oh mein Goth, ich habe sogar Stino-Freunde.
Das Miteinander in meinem Freundeskreis macht das ganze viel entspannter. Man tauscht sich aus, überzeugt vielleicht sogar mal einen Batcaver, sich etwas von :wumpscut: anzuhören oder einen Elektroniker, sich Christian Death einzupfeifen.
Dieser Diskurs ist wundervoll und macht die Sache einfach interessant und wunderschön. SO und nicht anders sollte es sein^^
Ja, ich denke, ich habs einigermaßen verstanden. Ein wenig konkreter wäre nicht schlecht gewesen. So ist es etwas schwierig, deinen Gedankensprüngen zu folgen. Aber das ist ja nicht das Thema. Interessanter Artikel, auf den ich als Altgrufti ;-) gerne antworte.
Meiner Meinung nach handelt es sich bei dem beschriebenen Generationenkonflikt innerhalb der Szene um einen ganz normalen Generationenkonflikt, der außerhalb der Szene ganz genauso stattfindet. Da prallen Zeitgeister aufeinander. Hey… was für ein Bild. Werde ich mir für mein nächstes Buch merken. ;-)
Es war schon immer so, dass die Älteren Werteverluste und Oberflächlichkeit der jüngeren Generation angeprangert haben. Das ist höchstwahrscheinlich Blödsinn, denn ich erinnere mich daran, dass auch mir das in den 80ern von den Älteren vorgeworfen wurde. Meine Gedanken dazu damals: „Ihr redet von Dingen, die ihr nicht versteht.“ Ich könnte mir vorstellen, dass das heute noch genauso ist, nur dass ich jetzt entsetzt und einigermaßen verständnislos auf die jüngere Generation zeige. Vielleicht gib es ja einen tieferen Sinn in Agonoize und ich kapiere es bloß nicht. Die Älteren damals haben kopfschüttelnd auf Robert Smith geschaut und den Untergang des Landes prophezeit. Weiß der Henker…
Ich habe übrigens nicht den Hauch einer Ahnung, was mit diesem Kleinkrieg auf der Tanzfläche oder im Internet gemeint ist. Für „Ene mene muh und raus bist du“ bin ich irgendwie zu alt. Sollte es so sein, dass nicht nur einzelne Ältere mit hohler Birne sondern der Großteil der Älteren die Jüngeren abklatschen lässt, weil sie nicht genug im Geschichtsbuch geblättert haben, dann müsste ich mal ein ernstes Wörtchen mit dem verschollenen Szenekern reden. ;-) Nein, ich glaube nicht, dass das so ist. Hohle Birnen mit Profilneurose gibt es überall- auch in der Szene , aber das ist doch nicht Usus.
Zur Musik: Was man als Neuling für einen Eindruck erhält, weiß ich natürlich nicht. Ich habe aber schon den Eindruck, dass Bands wie ASP problemlos in der Szene akzeptiert werden. In meinem Plattenschrank (welch antiker Ausdruck) findest du neben Post-Punk auch Bands wie Project Pitchfork, Diary of Dreams, In Extremo und Zeraphine. Ich hab jetzt extra vier ganz unerschiedliche Richtungen genannt. Das wäre in der Tat etwas dämlich, verbissen am Post-Punk festzuhalten. Ich kenne aber auch ehrlich gesagt keinen Altgrufti, der das macht.
Dass der Mainstream in die Szene Einzug gehalten hat, stört jüngere wie ältere Grufti-Gothics, was in diesem Blog unter anderem shin mit seinen Kommentaren beweist und du natürlich auch mit diesem Artikel. Ansonsten kann ich nur sagen: Ist wie immer: Haltet euch an die Leute, die was in der Birne haben, die prügeln und dissen auch nicht sondern haben einfach nur unterschiedliche Meinungen.
Wow, gut geschrieben. Ich finde, dass du gut auf den Punkt bringst, was wohl das Hauptproblem der heutigen „Szene“ ist – solange man noch von ‚einer‘ Szene sprechen kann.
Klar, dass es schwer ist, innerhalb einer bestimmten Interessensgemeinschaft – oder wie man das in diesem Falle nennen mag – ein großes Maß an Toleranz aufzubringen, ohne dass man das, was diese Subkultur ausmacht – worüber man nun wieder streiten könnte, verliert. Ich würde sagen, dass die Grundstimmung in den 80ern anders war als heute, auch Gesellschafts-intern. Wenn ich bedenke, dass auch „normale“ Leute ein Faible für (Dark)Wave hatten… Letztendlich kann man wohl nicht leugnen, dass die Szene lediglich ein Spiegel der „normalen“ Gesellschaft ist. Denn es ‚ist‘ eine Gesellschaft, wenn auch eine kleinere. In einer Gesellschaft verhalten sich Menschen nun mal anders, als wenn sie komplett unabhängig leben. Und da wir alle nicht komplett unabhängig, sondern auf irgendeine Art und Weise noch in der Gesellschaft und dem Hauptstrom verwurzelt sind, werden wir beeinflusst, womit wir wiederum diese Szene beeinflussen. Wahre Individuen findet man wohl entweder abgeschottet und unabhängig oder – höchstens – am Rande einer solchen Gemein/Gesellschaft. (Womit ich nicht leugnen will, dass viele „Altgrufts“ dieser Randformation der Schwarzen Szene heute angehören.)
Zur Rechtfertigung für das, was sich in dieser Szene tummelt, aber im Grunde nichts mit dem Ursprung gemeint hat…. Ich war in den 80ern nicht dabei und habe daher keine Ahnung, was damals Szene-intern unter Toleranz verstanden wurde. Aber für mich bedeutet diese Toleranz, wenn man den Kern dieser Szene mit einem bestimmten, melancholischen, distanzierten und tiefgründigen, sich selbst reflektierenden und, auf die Sichtweise der Welt bezogen, vielleicht auch ironischen Lebensgefühl in Verbindung bringt, dass man einen Menschen, der in der normalen Gesellschaft Probleme hat, sich zu integrieren – oder das, aus welchen Gründen auch immer, vielleicht gar nicht will, so nimmt, wie er ist. Und wenn er psychische Probleme hat, unter manische Depressionen oder Borderline leidet, andere psychische oder u.U. auch physische Beeinträchtigungen in Kauf zu nehmen hat…. Und wenn er sich aufgrund seiner natürlichen persönlichen Einstellung gegen bestimmte Denkweisen innerhalb der Gesellschaft stellt…. Es wird toleriert! Es ist sein Leben, das, was ihn ausmacht…. Er steht dazu und muss lernen, damit zurechtzukommen. Diese Toleranz bezieht sich defintiv nicht auf Extraversion und bestimmte Kleidungsstile, die dem Anschein nach nur dazu dienen, aufzufallen (sollte mir der tiefere Sinn der Cyber-Bewegung bisher entgangen sein, bitte ich hiermit untertänigst um Aufklärung für ein unwissendes kleines Mädchen).
Ach ja, und diese Tiefgründigkeit, der viele nachzutrauern scheinen…. Für mich persönlich, wobei das natürlich auf die individuelle Sicht ankommt, besteht die Tiefgründigkeit der (alten) Szene nicht nur im Intellekt. Auch, ja, zum Teil.
Doch denke ich, dass es eher um tiefgründige Gefühle geht. Natürlich hat Musik in einem gewissen Grad immer mit Emotionen zu tun, sei es Hip Hop, Pop, Emo, etc. Aber dem, was als „Gothic“ bezeichnet wird, würde ich den emotionstechnisch betrachtet höchsten Grad verleihen…. Wenn ich solche Musik höre, kann ich sie wahrlich fühlen. Man geht in sich, man kann seine Psyche reflektieren…..
…. So, ich merke, ich bin wirklich müde, weiche durch eine über das Maß hinausgehend starke Sentimentalität grade etwas vom Thema ab und sollte ob meiner morgigen Klausur eigentlich längst im Bett sein, daher mache ich hier nen Cut.
Es sei jedenfalls gesagt, dass ich den Text sehr interessant finde. Er spiegelt zu einem Großteil wider, was ich denke. (Schade, dass man mit etwas übereinstimmen muss, um es gut zu finden…. aber gut.)
@ ShainaMartel: auch heute haben viele StiNos noch ein Faible für das Dunkle… so z.B. meine Freundin, die ja eig eher im Hardcorepunkbereich heimiscxh ist, aber doch gern in die Gothclubs geht, wenn denn man ein Abend mit Joy Division angereichert ist (sie vergöttert Ian Curtis)
Und ICH lebe lebe unabhängig, ich bin Künstler… mich intessiert die Meinung anderer (über meine Musik) einen feuchten Kehricht… ich mach das schließlich für MICH^^
Ich war auch erst ab 2003 dabei… was solls? Ich kann trotzdem tiefgründig sein… ich kann auch im Denken altgruftig sein und trotzdem Elektro hören…. ich bin eben einfach aufgeschlossen ;P
Und mal ganz ehrlich… in gewissen Dingen sind uns die Cybers ein paar Schritte voraus -.-
@ shin Stimmt, die Cybers haben uns was voraus. Sie können besser tanzen und sie leuchten im Dunkeln ;-)
@ ShainaMartel Ich hoffe, die Klausur ist gelungen. Ich hab so den Eindruck, dass viele Jüngere eine etwas verklärte oder zumindest falsche Vorstellung von den schwarzen 80ern haben. Damals wäre der Sponti (!) Spruch „Macht kaputt, was euch kaputt macht“ wohl besser angekommen als „Wir sind alle tolerant“. Mal abgesehen davon, dass die Szene nie politisch war, ging es eher um Provokation als um Harmonie. Übermäßige Toleranz ist mir da nicht begegnet und es war auch keiner bemüht, irgendwen zu integrieren, der nicht mindestens schwarze Klamotten anhatte und The Cure geil fand.
Gerade das Internet zeigt natürlich das Extreme. Auf der einen Seite der „Altgrufti“, der alles nach 1989 verteufelt und jede kleinste Veränderung hinsichtlich der verklärten Anfangstage betrauert. Auf der anderen Seite der junge Szeneeinsteiger, der bei Siouxsie Sioux an Westernfilme denkt und bei dem mindestens in jedem zweiten Song das F-Wort vorkommen muss. Aber das zeigt eben nicht die Schattierungen dazwischen. Ich denke, dass es durchaus eine nicht unwesentliche Zahl an Älteren gibt, welche die Probleme der Jüngeren verstehen und auch einsehen, dass sich Gesellschaft und „Grundvoraussetzungen“ mit den Jahren geändert haben. Und glücklicherweise durfte ich auch schon mit jüngeren Mitgliedern der „Szene“ spannende Gespräche führen, die gezeigt haben, dass diese sich nicht nur für Partys und Technomusik interessieren.
Als Vertreter der älteren Generation sollte man versuchen, auch ein wenig Verständnis für die Jüngeren aufzubringen. Seien wir doch mal ehrlich: Als Jugendlicher hat im Grunde jeder mal Dinge gemacht, die rückblickend etwas seltsam anmuten. Als junger Mensch ist man eben auf der Suche und probiert sich aus. Das muss man in gewisser Weise akzeptieren. Kritik sollte aber trotzdem erlaubt sein. Zugegeben: Nicht alles möchte ich akzeptieren. Wo das eigene Leben beeinflusst wird, hört die Nachsicht eben ganz schnell auf.
Solange die eigene, kleine Wohlfühlwelt nicht bedroht wird, können andere Lebensweisen und Ansichten relativ leicht anerkannt werden. Beispiel: Die Cybergeschichte ist deutlich einfacher zu tolerieren, wenn sie auf der Loveparade oder der NatureOne stattfindet, als beim Wave Gotik Treffen oder im alterwürdigen Grufticlub. Wenn ich bei einem Festival plötzlich inmitten einer zehnköpfigen und bunten Tanzformation stehe, fühle ich mich einfach vollkommen fehl am Platz und wünsche mir kopfschüttelnd durchaus alte Zeiten zurück.
Klischeephobie – eine „nette“ Wortschöpfung. Ich muss zugeben, dass ich auch schon ansatzweise Opfer dieser Phobie wurde. Da tauchte beispielsweise die Frage auf, ob es „erlaubt“ sei, im Rahmen diverser Gothic-Festivals fotografische Friedhofsimpressionen auszustellen und ob man als jemand, der sich teilweise in der Szene bewegt, mit solchen Aufnahmen ein Buch füllen „dürfte“. Letztendlich habe ich diese beiden Fragen aber mit einem klaren Ja beantwortet. Entscheidend sind doch die Motivationsgründe. Leidenschaft oder selbst auferlegter „Zwang“?
Beim Blackfield Festival hat sich irgendeine Tussi in Jeansklamotten durch die Menge vor der Bühne gerempelt. Ellenbogen raus und durch – ohne Rücksicht auf Verluste. Da haben sich alle schwarz gewandeten – ob alt, ob jung – ohne Absprache so hingestellt, dass sie nicht mehr durchkam und alle haben sie ziemlich abschätzig angeschaut. Solange das noch funktioniert, ist es mir wurscht, welche musikalischen Vorlieben die einzelnen Generationen oder Splittergruppen haben. Ach ja: Den Cybers war das Rempeln egal – die haben es nicht einmal bemerkt. Aber ich will hier nicht wieder die Cyber-Diskussion anzünden.
Es scheint doch noch immer ein gemeinsames Lebensgefühl zu geben, das ohne Rempeln auskommt, um das Beispiel mal rüberzuziehen. Die Toleranz hört da auf, wo Leute dieses „Lebensgefühl“ nicht teilen. Die will ich nicht auf einem Gothic-Festival.
@ orphi: ich meinte eher, dass mir auf Elektroparties noch kein Cyber negativ aufgefallen ist, wenn man mal nach einem Songtitel gefragt hat. Bei den Batcave/Deathrock-Veranstaltungen schaut das schon anderst aus. Wenn man da überhaupt mal eine Antwort bekommt, dann á la „Waaaaaas du kennst Band-XYZ nicht, red gar net erst mit mir, Du Poser“ tja… ich weiß ja nicht was das soll^^
@ Marcus: Die Cybers haben durchaus auch am WGT ihre Berechtigung, da spielen auch genügend Bands, die sie hören. So z.B. Suicide Commando oder Agonoize. Aber das mit den Tanzgruppen finde ich auch immer wieder seltsam und befremdlich *Kopf kratz*
@shin Dann komm ich demnächst mal mit auf so eine Batcave Party. Ich erkenne Bands wie Bauhaus, The Damned oder Joy Division auch nicht zielsicher, weil ich die früher nie gehört habe. Auf die Gespräche mit den „Was-du-kennst-die-Band-nicht-Leuten“ bin ich ja dann mal sehr gespannt. :-) Ist doch kein Wettbewerb, wer die meisten Bands erkennt. Blödsinn!
@ orphi: gerne, Top Act (Zapfendorf bei Bamberg), erster Samstag des Monats, da is aufm 2nd Floor immer der sog. SexBeat (Deathrock, Batcave usw.), wobei ich da mitlerweile schon die meisten kenne, daher dürften die mich wohl nich mehr gar so blöde anschaun. Aber hm…. Ich könnte mir auch ein echt caviges Outfit basteln und dann einfach mal fragen. Schaun wir mal wie blöde die DANN schaun xD
Wirklich schöner Artikel, den ich natürlich nicht unkommentiert lassen kann.
Tol(l)eranz? Dem kann ich zustimmen und möchte hinzufügen das Toleranz wirklich überbewertet wird. Es ist eine Illusion zu glauben das Toleranz ein integraler Bestandteil der Szene ist, ganz im Gegenteil, übertriebene Toleranz sorgt seit Jahren dafür das die Szene immer weiter verwässert. Es geht bei diesem Begriff meiner Meinung nach nicht um die Ultimative „Es-ist-neu-ich-muss-es-tolerieren“ Einstellung, das ist doch Quatsch. Funktioniert doch in keiner Szene so. Ein wenig Exklusivität und Arroganz ist ebenso wichtig wie Hintergrund und Weitsicht. Man muss versuchen seinen eigenen Weg zu finden ohne sich den schwachsinnigen Toleranz-Dogmen zu unterwerfen. Wenn etwas musikalisch, thematisch, inhaltlich oder auch eine andere Art und Weise in die Szene passt wie ICH sie mir vorstelle, toleriere ich das, auch wenn es mir nicht unbedingt gefällt. Sinnentleertes Techno-Gestampfe zu stupiden Phrasen gehört sicherlich nicht dazu, jedenfalls nicht in MEINE Vorstellung einer schwarzen Szene.
Es gibt ungeschriebene Gesetze, eine persönliche Fibel, ein Leitfaden an den man sich halten sollte, denn sonst läuft man Gefahr sich selbst aufzugeben. Beispiel? Die aktuell gelebte Cyber-„Kultur“ hat mit Gothic nichts zu tun . <- PUNKT! Ebenso wie Marcus finde ich "Klischeephobie" ein sehr treffendes Wort, auch der blödsinnige Zwang sich in keine Schublade stecken lassen zu wollen. Wenn das Alter bei mir einen positiven Vorteil hat, dann den, das es mir immer gleichgültiger wird ob meine Friedhofsliebe ein Klischee ist, das die Musik die gerne höre mich angeblich depressiv macht oder das schwarz & angezogen meine Antwort auf bunt & halbnackt ist. Selbstverständlich darf man darüber hinaus niemals seine Offenheit verlieren und muss sich zumindestens mit neuen Sachen beschäftigen bevor man sie verteufelt. Es gibt auch durchaus Elektro-Acts mit Techno-Attitüden die einfach zur Szene passen, doch die Grenze gerade bei der elektronisch orientierten Musik mit wenig Text zwischen passend und nicht passend sind mehr als fließend. Gothic bleibt Gothic, Cyber haben uns nicht voraus, sie sollten darüber nachdenken noch eigenständiger zu werden, das gilt auch für Diskobetreiber und Konzertveranstalter. Sie zeigen uns nicht wo die Zukunft des Gothic liegt, sondern sie habe ihre eigene Welt, ihr eigenes Lebensgefühl und ihre eigene Musik. Sollen sie was daraus machen! Postapokalyptische Endzeitszenarien geben so viel gedanklichen und inhaltlichen Stoff, wir brauchen mehr Szenegänger die das für sich aufgreifen. Aber genug "gecybert". Das Internet ist ein Phänomen, gerade für eine Szene. Ich bin der Meinung das es die Szene ohne das Netz nicht mehr geben würde, nach der Vereinigung um dem großen Zulauf Anfang der 90er ist die Szene doch in ein Loch gefallen aus der sie das Netz wieder geholt hat. Mit seinen Vor- und Nachteilen. Gerade die Informations- und Meinungsvielfalt macht es schwer für sich herauszufiltern was Gothic ist, gerade als "Junggruftie". Früher, um wieder darauf zu kommen, war es "leichter" (nicht unbedingt besser). Die Möglichkeiten der Information und Meinung waren derart eingeschränkt (im Vergleich zu heute) das logisch erscheint, das man über die Bravo zum Gruftie wurde, oder durch EINEN Freund, oder nur durch eine Band. Wenn man heute nach Identifikation sucht, präsentiert das Netz ein breite Auswahl an den unterschiedlichsten Facetten die es einfach unmöglich machen sich selbst erst mal in eine Schublade einzuordnen. Das war früher leichter, schaffte Gemeinsamkeiten und eine gewissen Engstirnigkeit, ja vielleicht auch Arroganz. Ich kann verstehen das Sopie verwirrt war (ist?), denn irgendwie geht es ihr wie den meisten, sie sucht ihren Platz in der schwarzen Szene, aber niemand bietet ihr einen Platz an. Verlässt man sich auf das Netz ist man verlassen, allein mit 1000 Meinungen, 1000 Ansichten, 1000 Lebensgefühlen ist es schwer seine eigene zu bilden. Menschen sind wichtiger als je zu vor, denn Menschen die wir auf die eine oder andere Weise gut finden haben für die eigene Meinung mehr Relevanz. Das Netz liefert die Perspektiven, die Möglichkeiten und die Weitsicht. Freunde sind aber keine Floskel bei Facebook sondern im echten Leben die wirklichen Pole. Es tut nicht weh sich helfen zu lassen, das habe auch ich lernen müssen. "Es sind die Menschen untereinander, die das Selbe Grundgefühl besitzen, es aber individuell leben und doch teilen. Und wenn man dies nicht teilt, dann sollte man sich eben vor Augen halten, dass man nur am Rande steht (was nicht bedeuten muss, dass man deswegen schlechter ist als die anderen) und nicht auf Biegen und Brechen irgendwas Schwafeln oder tun, nur um Anders zu sein." Für mich faszinierend und mit ein wenig neidisch machend, das Sophie die Antwort schon selbst gefunden hat, ich habe dafür viel länger gebraucht. Darüber hinaus ist sie auch das beste Beispiel, das die Szene nicht tot ist.
Mich würden die erwähnten „Erfahrungen als Jung-Grufti in den Foren“ sehr interessieren, die den Nachwuchs so verwirren. Ist es so wie Robert sagt: 1000 Meinungen, 1000 Ansichten, 1000 Lebensgefühle? Was ist denn da los? Sophie? Ich weiß das wirklich nicht, weil ich solche Foren uninteressant finde. Herrscht denn da wirklich so eine Orientierungslosigkeit? Geht es da nur um Musik und Cyber oder sind es andere Aspekte, die verwirren?
@ Robert: also, ich kann dir in manchen Punkten zustimmen, in anderen muss ich widersprechen.
1. Die Cybers haben uns nichts voraus: gut, war die falsche Formulierung. Sie sind in manchen Punkten eben einfach dass, was an so manchem Gruftiestammtisch fehlt. Tiefgründig, offen, dabei nicht uneingeschränkt tolerant, haben ein großes Gemeinschaftsgefühl, schaffen es fremde Elemente aus ihrer Szene heraus zu halten usw. Woher ich das weiß? Tja, ich hab mich als Musiker mal aus Jux und Tollerei in einem Cyberforum angemeldet, weil ich Bühnenakteure brauchte. Sie waren alle sehr nett, wobei sie jedoch immer anmerkten, ich sei in dem Forum willkommen, solle aber bitte nichts zu den Themen schreiben, die rein auf ihre Szene ausgerichtet sind.
Und in DEM Forum (ich weiß nicht, wies in andren ist) reden die Damen und Herren weiß Goth sehr viel über endzeitliche Themen.
2. Die Diskobetreiber sollten Grenzen schaffen: Tun sie auch, erst kürzlich hat meine Stammdiskothek (das Top Act in Zapfendorf, bei Bamberg) eine Elektroparty zugunsten einer Veranstaltung für 80er und 90er Goth abgeschafft. Die Cybers haben in dem Club nun nur noch alle drei Monate einen Abend, der nur für sie bestimmt ist. In Oberfranken regt sich also was ;)
3. Als Altgruftie ist es mir egal das XYZ: ähm ja… mir als 22jährigem, seit erst sieben Jahren in der Szene sitzendem Gruftie aber genauso. Ich geb einen feuchten Kehricht auf die Meinung anderer. Ich zieh einfach mein Ding durch, wobei ich immer Goth bleibe (und Herrgoth, ich hab mir heute sogar ganz klischeehaft schwarzes Geschenkpapier und n paar Grabkerzen gekauft. Ich find die einfach schön oÔ) Ich zieh auch an, was ich will. Das ist meist eine Mischung aus schwarz und lila. Ja, ich mag lila. Ich mag auch blau, rot, grün und weiß. Ich benutze diese Farben jedoch nur, um Akzente zu setzen. Kack doch auf den Mainstream, ich hab meine Gemeinschaft gefunden, auch wenn viele mitlerweile die Szene verwaschen, wir können immer noch unser eigenes szeneinternes Ding durchziehen und sie dadurch evtl. auf unsere Seite ziehen oder vergraulen.
Und zum Thema elektronische Musik mit Gehalt: Centhron, :wumpscut:, , Dioxyde
Nur ein paar Beispiele^^
Zu 1.) Gut das Dem so ist und Goth sei Dank das mir jemand widerspricht! Ich hätte wohlmöglich die Hoffnung ganz verloren, wenn es nicht solche Foren wie von Dir erwähnt gäbe. Mittlerweile entwickelt sich ja tatsächlich so etwas wie eine Szene (nach meiner Definition) und ja, ich bin froh das dem so ist. Ich gebe zu, ein bisschen Provokation meinerseits war schon gestreut, glücklicherweise bin ich damit bei Dir auf kompetente Erfahrungen getroffen ;)
zu 2.) Das ist aber meiner Erfahrung nach (noch) ein Ausnahme. Hier im Revier regiert die Ultrafacettediscothekenpartyprinzipidotie. Hauptsache zahlendes Publikum. Aber nur so wie du beschreibst kann es auf Dauer funktionieren, oder? Betreiber sollten lernen das in der Konstanz eine Quelle zum Erfolg liegt, nicht im erfüllen von vermeintlichen Wünschen. Wenn sich so eine Party etabliert, kommt das Publikum von ganz allein, auch von weiter her.
zu 3.) So war das auch nicht unbedingt gemeint, es ging nicht um die Abgrenzung zum Mainstream, sondern vielmehr um Vorgänge Innerhalb der „Szene“. Bei elektronischer Musik ohne Text ist der Gehalt recht schwer zu produzieren, hier zählt doch der audiovisuelle Reiz aus Performance und Bildern. Elektronische Musik ist ja auch nicht grundsätzlich frei von Inhalt, aber es erscheint mir schwerer damit etwas zu transportieren. Aber :wumpscut: ist sicherlich darüber hinaus und ein gutes Beispiel. Aber ich denke du verstehst was ich meine.
Hier liegt aber auch eine Schwierigkeit dieser Musikrichtung. Das latent aggressive in der Darbietung, die Benutzung von Samples und Fäkalsprache ist losgelöst von einem reflektierten Hintergrund einfach nur Schund. Wieviele Tänzer tanzen zur Musik „Fick Dich!“ weils geil klingt? Die möchte doch überhaupt nicht verstehen was gemeint sein könnte, weil der Künstler (wenn man ihn dann so nennen kann) das überhaupt nicht beabsichtig hat.
Zu 3 @Robert
Texte ohne großen Gehalt? Du bist rot, du bist tot, du bist schön; Rot ist die Liebe; Liebe rot, Liebe tot, Liebe schön – gelle? Oder machen wir da Unterschiede zwischen den Jahrzehnten? ;-)
@ Robert: schön, dass ich da Aufklärung betreiben konnte ;)
Naja, das Top Act hatte in der Vergangenheit viele Elektroparties, aber Uli (der Inhaber) beruft sich jetzt lieber auf seine Wurzeln aus den späten 80ern und den 90ern. Was nicht heißt, dass sie gar keinen Elektro mehr spielen, schließlich haben Suicide Commando, :wumpscut: und Taktikal Sekt auch schon in den 90ern Musik gemacht.
Und ja, auch ich benutz in meiner Musik mal das Wort „Flachwichser“, allerdings in einem Lied, dass die moderne Szene eher auf ironische Weise auf die Schippe nimmt ;)
Orphi: Nein, machen wir nicht. Explizit bei diesem Stück liegt es mir auch fern von Gehalt zu sprechen, hier steht etwas anderes im Vordergrund siehe auch DAF „Mussolini“ oder Malaria! „Kaltes klares Wasser“. Ich habe nie behauptet das „Blut ist Liebe“ ein Gehaltvolles Stück wäre. Je „gehaltloser“ einer Stück ist, so schwieriger wird es damit eine Aussage zu treffen und die Werke von Xmal Deutschland beispielsweise sind darüber hinaus sehr verschieden, im Gegensatz zu manch elektronischen Act, bei dem der Gehalt ständig am Nullpunkt bleibt.
Und he, immer noch besser „Du bist rot, du bist tot…“ als „Fick Dich!“, oder? :)
Kommt drauf an, wem man gerade gegenüber steht. ;-)
Nein, ich verstehe schon, was du meinst. Das ist eine Entwicklung, die mir auch nicht passt, weil sie mein persönliches Wohlfühlen innerhalb der Szene beeinträchtigt. Genau wie Leute, die im Dunkeln leuchten… ups, I did it again.. :-/
Um mal meinen 2 Cents dazu zu geben, ich bin Jahrgang 95 und seit 2 oder 3 Jahren sowas wie Teil der Szene und trotzdem dank des Internets rein einstellungsmäßig ‚Altgrufti‘ ;D
Was ich wäre so ganz ohne Internet könnte ich gar nicht sagen, hab ich dadurch doch erst wirklich angefangen Musik zu hören.
@Schatten: Ja, an anderer Stelle behaupte ich nicht umsonst, das das Internet ein mehrschneidiges, aber szenewichtiges Instrument geworden ist. Wer weiß wann oder wo du letztendlich gelandet wärst, es wäre auf jeden Fall ein Verlust.