Eigentlich hatte man gehofft, das sich die Veranstalter des WGT nach der Diskussion um das Symbol der schwarzen Sonne auf der Obsorgekarte zum WGT 2009 geschickter verhalten hätten, aber das Gegenteil scheint der Fall zu sein wenn man den Gerüchten glauben schenken möchte. Aber was ist dran an dieser Behauptung? Auf der Karte des diesjährigen Wave-Gotik-Treffen sind in den Flügeln des Schmetterlings zweite nackte Menschen dargestellt, die offensichtlich im Tanze die Körper strecken und die Arme in die Luft werfen und die einem Bild, das vermutlich aus Leni Riefenstahls Film Olympia stammt zum verwechseln ähnlich sieht. (Anmerkung: Den Scan dieser Eintrittskarte habe ich auch Gründe der Sichtbarkeit in Farbe und Sättigung manipuliert)
Leni Riefenstahl, die sich vor allem im dritten Reich als Filmregisseurin und Fotografin einen Namen machte, gehört zu einer der umstrittensten Künstlerinnen dieser Zeit. Nicht nur wegen ihrer persönlichen Beziehung zu Adolf Hitler sondern auch und vor allem wegen ihrer filmischer Werke, denen rückblickend vorgeworfen wird, nationalsozialistische Ideologien zu glorifizieren. Die von Riefenstahl geschaffene Ästhetik, gut gebaute Körper in der Bewegung und beim Sport abzulichten waren stilprägendes Mittel, das vor allem im Film Olympia 1938 umgesetzt wurde, der auch heute noch internationale Anerkennung erfährt. Das TIME-Magazin wählte den Film in die besten 100 Filme aller Zeiten 1, die Filmbewertungsstelle Wiesbaden kennzeichnete die DVD als „besonders wertvoll“ 2.
Betrachtung
Betrachten wir das ganze sachlich, so ist eine gewisse Ähnlichkeit zwischen dem Original und der Bearbeitung auf der Eintrittskarte nicht von der Hand zu weisen. Das Adolf Hitler von der Kunst Riefenstahls angetan war, manifestierte sich in zahlreichen Filmen mit eindeutig nationalsozialistischem Hintergrund. Die Darstellung nackter Menschen in diesen Posen gehörte seinerzeit zur modernen und jungen Kunst und wurde von Riefenstahl in Filme und Fotografien perfektioniert. Allein daran gibt es zunächst nichts auszusetzen, sieht man das Bild als solches ist tatsächlich äußerst ästhetisch und einfach Teil des künstlerischen Ausdrucks dieser Zeit. Ein Rundgang über den Leipziger Südfriedhof zeigt einige in ähnlicher Ästhetik stilisierte Figuren und macht deutlich, das ein Zusammenhang hier mehr als fraglich erscheint.
So heißt es bei Wikipedia: „Riefenstahl sah rückblickend ihre Fehler in ihrem „politischen Desinteresse“ und ihrer „damit zusammenhängenden Mitläuferschaft“. Ihren Aussagen nach ging es in ihrem künstlerischen Wirken stets um Ästhetik und nicht um Ideologie. Als Propagandistin habe sie sich damals nicht gesehen. Erst rückblickend sei es ihr möglich, Dinge anders zu betrachten – in der NS-Zeit hingegen habe sie im damaligen unkritischen Zeitgeist gelebt. In späteren Interviews beteuerte sie stets, die NS-Verbrechen zu verurteilen und wehrte sich gleichzeitig gegen jeden Versuch, ihr eine Schuld anzulasten. Als entscheidenden Makel in Riefenstahls Biographie sehen die meisten Kritiker die Tatsache an, dass sie bis an ihr Lebensende eine selbstkritische und tiefergehende Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit vermissen ließ“ 3
Und obwohl hier kein Symbolcharakter zu finden ist, scheint die Verwendung als graphisches Mittel der WGT Karte gerade im Rückblick auf den Eklat 2009 als besonders unglücklich. Man hätte davon ausgehen sollen, das sich kritische Augen auf jedes optische Mittel des Kartendesigns stürzen würden und hätte optimalerweise ein nicht so grenzwertiges Design nehmen sollen.
Meinung und Marketing
Ich denke mittlerweile, das dahinter ein gewisses Kalkül steckt und das die Macher vermutlich ganz bewusst eine solche Verwandtschaft gewählt haben. Provokation gehört und gehörte schon immer zu den Mittel der Szene, sich von anderen abzugrenzen. Das man dabei bewusst oder unbewusst Bilder aus einer recht kurzen Epoche nationalsozialistischer Diktatur bedient scheint für mich als Verwendung auf einer Eintrittskarte jedenfalls fraglich, auch wenn der Zusammenhang an der Haaren herbeigezogen zu sein scheint und durchaus als polemisch gelten darf. Die Gerüchte-Küche auf dem WGT brodelte jedenfalls, schon im Vorfeld wurde auch im Netz darüber diskutiert. Der alljährliche Stand des VAWS-Verlags in der Markthalle und Polizei-Präsenz im heidnischen Dorf sorgten für weiteren Gesprächsstoff.
Leni Riefenstahl war ein talentierte Künstlerin, die bis zu ihrem Tode immer wieder großartige visuelle Eindrücke geschaffen hat und auch auf dem Gebiet der Schnitttechnik und Inszenierung eine wichtige Rolle spielte, sie pauschal in rechte Ecke zu drängen ist ebenso engstirnig wie sie von jeglichen Zusammenhängen freizusprechen. Im Zentrum meiner Kritik stehen abermals die Macher des WGT, die auch dieses Jahr jede Kritik des letzten Jahres ungehört verschallen lassen und sich immer noch zu keiner offiziellen Stellungnahme im Rahmen der Obsorgekarte 2009 hinreißen ließen und Stände wie den des VAWS immer noch. Wieder einmal scheinen Unfähigkeit zur Kritik und falscher Umgang mit Provokation zum Marketinginstrument geworden zu sein und verleihen einem sonst wirklich gelungenen Treffen einen faden Beigeschmack. Ich freue mich auf Eure Meinung.
Einzelnachweise
- Olympia, Parts 1 and 2 (1938). Filmkritik von Richard Croliss und Richard Schickel im TIME Magazine, 2005[↩]
- Olympia der Film, Wikipedia Eintrag zum Film[↩]
- Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Leni_Riefenstahl[↩]
ja irgendwie schon eine seltsame sache das ganze… vor allem in anbetracht der tatsache dass die „treffen & Festspielgesellschaft für Mitteldeutschland mbH“ als Veranstalter auftritt… dafür, dass eine so offiziell klingende Gesellschaft veranstaltet, ist mir das, was ich unter anderem rund um die diskussion 2009 gelesen habe, etwas zu obskur…
und noch eine völlige off-topic meldung: finde nur ich die bändchen diese jahr unglaublich hässlich? stummer protest gegen den einfluss der cyber-neon-kultur (;D) in die szene hin oder her, lehmfarben ist jetz doch etwas übertrieben ^
Eigentlich dachte ich noch: Schade, wieder mal kein WGT, inzwischen bin ich mir da nicht mehr so sicher. Mal abgesehen davon, daß es immer bunter wird, und das auch nicht im positiven Sinne, denn „meine“ Szene ist immer noch schwarz, und nicht blutig, pink, violett, oder neongrün. Aber die „nicht-Abgrenzung“ gegenüber der Nazi-Szene trifft mich ziemlich tief.
Wenn ich mir die Erzählungen meiner Ur-Oti und Oti ins Gedächtnis zurückhole, dann kann ich die Aussagen die Leni Riefenstahl nach der NS-Zeit gemacht hat nachvollziehen … verstehen nicht aber nachvollziehen. Beide (Ur-Oti und Oti) waren keine Hitler Anhänger aber sehr Viele aus ihrem Umfeld. Die Gehirnwäsche und Unfähigkeit zu denken/handeln vieler Menschen damals waren sicher der Grund warum Selbige nach der NS-Zeit so unkritisch und für uns unverständlich, mit dem eigenen denken/handeln umgegangen sind. Für uns die diese Zeit nicht miterlebt haben und „nur“ von Berichten der Medien, Schule, etc. kennen absolut unverständlich … auf die Frage: „Warum habt Ihr Euch nicht gewehrt bzw. etwas dagegen getan.“ bekam ich damals als Antwort: „Weil wir weiterleben wollten.“
Zur Karte selbst … ich find sie nicht schön, rein subjektiv gesehen. Ob die Veranstalter wirklich provozieren wollten oder einfach nicht drüber nachgedacht haben? Hmmm, ich muss passen … Marketing-technisch gesehen eine treffende Provokation würde ich mal sagen. Da bin ich doch gespannt wie die Karte 2011 aussieht ;)
Die Kunst und Person um Leni Riefenstahl polarisiert definitiv. Ich würde recht flapsig sagen, dass sie ein Kind ihrer Zeit war. Frei von großem Zweifel und Hinterfragungen, gefiel sich einfach in ihrer Kunst und dem Privileg in der NS-Regierung einen geeigneten Schätzer und Sponsor gefunden zu haben.
Und erhob sich zur Galionsfigur bei der Fragen, ob man Kunst und Propaganda trennen kann und vor allem, ob man das bei dieser Epoche überhaupt darf. Aber nichts desto trotz war Frau Riefenstahl ihrer Zeit voraus. Verdeutlicht wurde mir das in ihrem Dokumentar-/Propagandafilm „Triumph des Willens“, den ich vor einigen Wochen in Nürnberg sah. Perspektive, Kamerafahrten und Schnitt zeugten von nichts anderen als von Perfektionismus, Genialität und dem bestreiten bis dato nie da gewesener Möglichkeiten. Ebenso versinnbildlichten ihrer Olympia-Athleten eine Anmut, die selbst ihre geliebten Nuba-Krieger in den Schatten stellten.
Ich glaube, dass Frau Riefenstahl damals bewusst war, wer ihre Auftraggeber sind. Aber ebenso wenig glaube ich, dass sie damals im überzeugten Gleichschritt zu den Drehorten marschierte. Sie war wohl naiv, desinteressiert und rückblicken etwas uneinsichtig. Und selbst dass stößt heutzutage schon auf. Aber wie gesagt, ähnlich der Traudl Junge einfach ein Kind ihrer Zeit.
Aber zurück zu der Karte. Nun ist es natürlich interessant, wenn man beide Bilder im ruhigen Vergleich sieht. Denn wie du schon geschrieben hast, so sind diese zwar ähnlich, aber nicht identisch. Die Riefenstahlästhetik erhebt sich definitiv aus der Karte, aber es ist nicht das Bild. Und so, wie voriges Jahr die schwarze Sonne etwas gedrungener und teilweise im Schatten verschwindend dargestellt worden war, nimmt hierbei die Stellung der Gliedmaßen dem ganzen die Exaktheit. Allerdings stellt sich hierbei nun die Frage, inwieweit man beide Bilder überhaupt vergleichen darf. Unter jetziger Begutachtung würde ich fast sagen: gar nicht. Denn ab einem bestimmten Grad der Verfremdung darf ein Bild als „von seinem Original losgelöst“ betrachtet werden. Eine nette Klauseln, die das Arbeiten bei Collagen erleichtert, aber das nur nebenbei. Zudem scheint auch nur die Vermutung im Netz zu kursieren, dass es sich bei der Fotografie um ein Originalbild Riefenstahls handeln könnte. Und ein Infinitiv deutet nicht gerade auf fundierte Belegbarkeit hin.
Somit soll man nicht fragen, ob man Riefenstahl-Fotos als Vorlagen nehmen darf, da nicht geklärt ist, ob das Bild nicht einfach nur eine Hommage ist. Sondern ob es nicht etwas heikel ist, mit dem Motiv Riefenstahlästhetik assoziieren zu lassen. Und da kann ich nur antworten:
Ohne den Aufruhr vom letztem Mal: Nein.
Mit dem Aufruhr: Ja.
Denn das wird ein gefundenes Fressen für jeden Empörer sein, der bei den Brauntönen der Szene ohnehin schon rot sieht. Rein objektiv gesehen diente Riefenstahl aber mehr der Kunst und Ästhetik. Die Ideologie war „nur“ ihr Finanzier und Namensgeber. Ein fast schon faustisches Gedankenspiel, frei nach dem Motto: „Ich bin ein Teil von jener Kraft, die Böses will und Gutes schafft.“. Glaube, dieses trifft sie am besten.
Jedenfalls kann man bei dieser Diskussion noch weniger einen Nenner finden, als bei der letzten. Denn dieses mal gibt es zwei Variabeln, die den Bruchstrich zur Mauer werden lassen und somit getrennt behandelt werden müssen. Die derer, die Riefenstahl als Künstlerin im Dienste der Ästhetik sehen. Und die derer, die Riefenstahl als Künstlerin im Dienste der NS-Ideologie sehen. Anders kann man an die Frage nicht herangehen.
Mal eine andere Frage: Müssen die WGT-Hintermänner langsam Lebensmittelfarbe aus Eimern fressen damit ihre Fäkalien nicht braun sind und somit irgendwer auf die Idee kommt es seien alles Nazis? Und selbst WENN damit gespielt wird, dann frage ich mich, wieso dann Welle:Erdball, Rammstein, Nachtmahr und die geschätzten 100 anderen Bands die sich „irgendwie“ der NS-Zeit bedienen – die einen mehr, die anderen weniger – nicht aus der Szene geworfen werden. Sorry, die Hexenjagd auf Nazis in der Gruftiszene hat ein Maß an Lächerlichkeit angenommen die ich nicht einmal neongrünen Klappspaten auf LSD zugetraut hätte.
@angelus casuarius: Off-Topic hin oder her. Das Bändchen ist wirklich nicht besonders schön, erleichtert aber die Organisation und ist daher schon ok. Man muss es ja nicht Wolfgang-Petry mäßig weitere 5 Jahre am Arm lassen, zumal ich das irgendwie eklig finde. Die Farbwahl ist allgemein sehr unharmonisch und grell und passt überhaupt nicht. Aber aus Zweckerfüllenden Gründen schon ok.
@Vizioon: Nicht-Abgrenzung ist vielleicht der wirkliche Fehler, nicht die Verwendung des gestalterischen Mittels, das sehe ich sehr ähnlich.
Steffi: Deine Ahnen hatten schon recht. Entweder man fügte sich, oder man wurde selbst verfolgt. Hier sollte man sich nicht hinstellen und die Menschen verurteilen die einfach nur in dieser Zeit lebten, ohne nachvollziehen zu können wie die sich fühlten.
Guldhan: Genau das meine ich. Leni Riefenstahl hatte einen brillianten Sinn für Ästhetik und schuf mit einigen Werke meisterliche Stücke der Inszenierung, losgelöst von ihrer politischen Vereinnahmung. Ich denke man sollte endlich davon ablassen alles mögliche zu assoziieren was im entferntesten „braun“ anmutet (so wie Thomas schreibt) aber auch als Veranstalter davon Abstand nehmen genau das zu fokussieren. Ich verstehe nur nicht, was daran so schwer sein soll Stellung zu beziehen und als Veranstalter genau das in rechte Licht zu rücken. Ein Text im Pfingstboten „Das Design der Eintrittskarte ist eine Hommage an die Künstlerin Leni Riefenstahls“ hätte doch meiner Meinung nach gereicht.
Abgesehen davon stimme ich Dir zu. Wir müssen davon wegkommen alles und jeden dieser Zeit mit den Ideologien in Verbindung zu bringen und sollte vielleicht versuchen die Kunst dahinter zu entdecken. Aber als gestalterisches Mittel einer Eintrittskarte ist das vielleicht ein unglücklicher Weg.
@Thomas: Fürwahr, Hexenjagd trifft die Sache ganz gut. Es geht mir persönlich auch nicht darum jemanden als Nazi darzustellen sondern zu fragen, ob man hier nicht unverfänglicher an die Sache hätte herangehen können. Das alles wirkt auf mich irgendwie inszeniert. Ich spreche Dir sicherlich aus der Seele wenn ich jede Aktion von Rechtsextremen und Linksextremen Hohlbirnen verurteile. Die Frage ist, ob man es als Veranstalter immer darauf anlegen muss genau diese Hohlbirnen anzulocken indem man selber provoziert und das nicht der Szene selbst überlässt. Im Gegensatz zu den Bands, die sich in der Tat sehr oft dieser Ästhetik bedienen, fehlt beim Veranstalter ein künstlerischer Hintergund. Ich habe auch nie wirklich verstanden, was die Szene für diese Thematik so interessant macht.
Hallo zusammen,
da ich dieses Jahr leider nicht gehen konnte aber mein Freund, hatte ich die Karte auch in den Fingern. Aber auch wie letztes Jahr wäre ich nicht auf den Gedanken gekommen, das mit einem Propaganda/NS-angehauchten wie auch immer Bild/Symbol in Verbindung zu bringen. Ich fand die Karte auf den ersten Blick erstmal furchtbar kitschig um ehrlich zu sein und das Obsorge Bändchen (gibt ja wohl mehrere Farben) ist noch schlimmer. Fand ich letztes Jahr das grau schon grausig (*g*) ist dieses Jahr auch noch die Schrift regenbogenfarben. Uaha…
Aber zurück zum Thema. Ich gehe davon aus, das die Karten inzwischen auch aus provokativen Zwecken so gestaltet werden. Mal ehrlich… aus der Szene kommt doch nicht mehr viel über das man sich „aufregen kann“. Und wenn sich schon keiner mehr ÜBER die Szene aufregt, müssen wir uns eben über uns selbst aufregen. Noch dazu im Bezug auf die Karten aus dem letzten Jahr… Runen und der gleichen haben erst eine negative Bedeutung aufgedrückt bekommen und waren (was ihr ja eh wisst) erstmal nur eine Symbolschrift. Also regt euch doch über die Segens- und Siegeswünsche der Veranstalter nicht gar so auf. ;)
Und sollte man die Karte dieses Jahres mal neutral betrachten… es sind zwei nackte Menschen… ja… und? So manch einer trägt auf dem WGT auch nicht unbedingt mehr Textil, also sollten wir uns an diesem Anblick wohl kaum stören.
In diesem Sinne,
bis zum nächsten Jahr.
Vielleicht drucken wir dann Gummibärchen oder Bienchen und Blümchen drauf!
*winke*
Also diese Parallele zu Riefenstahl war mir jetzt nicht bewusst. M.E. steckt dahinter wie schon im letzten Jahr mit der schwarzen Sonne Kalkül. Die Vermutung, dass es unbewusst geschieht oder „aus Versehen“ so durchgegangen ist bei der Prüfung lasse ich nicht mehr gelten. Das hat die Diskussion und Position der WGT-Veranstalter im letzten Jahr zur schwarzen Sonne auf der Obsorgekarte gezeigt.
Ich finde es einfach nur traurig, dass die sowas scheinbar nicht abstellen wollen. Es hält mich aber nicht davon ab, aufs WGT zu fahren – solange es nicht mehr wird. Bin innerlich soweit gefestigt, dass sämtliche rechte Symbolik (noch dazu so unterschwellige) gut an mir abprallt. Und es wird auch niemanden davon überzeugen, davon bin ich wiederum überzeugt. Eigentlich könnten die es deshalb auch weglassen und z.B. mal wieder eine Gothic-Eintrittskarte herstellen (mit Fledis, Grabsteinen, Motten …was auch immer).
Das WGT bleibt das beste Festival in der Szene und die hässlichen Bändchen und Karten-Designs sind imho zu vernachlässigendes Beiwerk (auch wenn ich die Bändchen echt ätzend fand). Wichtig ist, was wir daraus machen.
In Sachen Bändchen sollte man einmal über seinen Schatten der gothische Eitelkeit springen und diese als das betrachten was sie sind. Nämlich zweckmäßig. Sie müssen ihre Funktion erfüllen und mehr nicht. Man bedenke nur, dass es genügend gibt, die mit Wolfgang Petri-Gedächtnisschnürung antreten. Und da sollte schnell das richtige Band gefunden werden können. Zudem muss bei jeden Festival zwischen den verschiedenen Antrittszeiten unterschieden werden. Nun kann man der Schönheit wegen die Farben angenehm und unabgestufter belassen und allein durch den Schriftzug unterscheiden. Allerdings werden dann die Ordner genötigt auf jedem Band genau nachzulesen, ob nun Jahr und Tag auch wirklich stimmen. Und das macht mit Sicherheit kaum einer der Anwesenden mit. Mich mit eingeschlossen. So habe ich es lieber, dass ich selbst in 3 Meter Abstand an den Ordnern vorbeispazieren kann, kurz meinen Arm entgegenstrecke und diese anhand der unverkennbaren Farbe abnicken können. Außerdem kommt das Band eh als erstes wieder runter. Da ich es nicht für nötig erachtet außerhalb der Festivalstage damit anzugeben, was ich alles für verwegene Festivals besucht habe.
Zurück zum Thema will ich auch meinen, dass man nicht in den Bereich brauner Ästhetik argumentieren sollte. Da war der Begriff der „Hexenjagd“ wirklich passend. Man konstruiert ein Kontra aufgrund von Mutmaßungen und Subjektivität. Und wer nun Riefenstahl im selben Atemzug mit Göbbels nennt, der sollte der Konsequenz wegen auch den 1ten Mai mit dem 20ten April gleichsetzen und den Volkswagen mit dem Stukas Jagdbomber.
Auch sollte man sich nicht so echauffieren als wenn nun im Pfingstboten aus „Mein Kampf“ zitiert worden wäre oder als wenn im Agra-Gelände Wehrkampfsportspiele stattgefunden hätten.
Die Frage ist, wie gesagt, eher nach der Fahrlässigkeit, diese Debatte mit der Assoziationsmöglichkeit erneut zu provozieren. Für sich genommen wirkt die Karte stimmig. Kitsch hin oder her, man geht zumindest immer neue kreative Wege und das sollte auch einmal lobend erwähnt werden. Und was spricht gegen die Abbildung von Mann und Frau. Aber nach dem vorjährigen Missgeschick giert doch der interpretationsgeschulte Kritiker auf das Design und wird wohl vor Lachen nicht in den Schlaf kommen. Zweimal braune Ästhetik in der Karte entdeckt, ist für die doch ein ebensolches Argument, wie ein NPD-Stand neben dem von Xtra oder Orkus. Und das finde ich kritikwürdig. Dass man von einem Fettnapf in den nächsten tritt. Und vor allem schweigend. Jedes nicht gesagte Wort ist ein Zugeständnis an die Seite der Kritiker. Und das muss nicht sein. War es ein Fehler, Unachtsamkeit, Provokation, Alternativdeutung…? Einfach eine klare Ansage. Selbst wenn es heißen würde: „Ja diese Symbolik (Schwarze Sonne) ist aus dem NS-Giftschrank geklaut. Aber unter dem Gedanken, diesen allmählich mit anderem Sinn zu belegen und reinzuwaschen.“. Dieser Satz würde zwar auch wieder zerrissen werden, aber es wäre jedenfalls einmal ein klares Wort. ASP wartet ja bis heute noch auf eine Reaktion vom Veranstalter. Wirklich schade, aber im Grunde…was soll´s. Der Veranstalter ist nur der Schirmherr. Der völlig losgelöst agiert. Das Festival als solches sind die Interpreten, die Veranstaltungsorte und die Stände und solange die Unmissverständlich bleiben, sollte die Kritik nicht allzu Radikal ausarten. Oder betrügt sich die Szene mit ihrem Ideal vom unpolitischen Wesen etwa selber ;)
Zudem kleckert in solche Debatten auch schnell der Irrglaube mit rein, dass Nationalismus und Nationalsozialismus ein und dasselbe sind. Vom Gedankenursprung her gesehen ist das wohl schwer zu leugnen. Aber es ist schon ein Unterschied, ob man elitär oder menschenverachtend denkt. Dass sollte man manchen mal begreiflich machen.
Zu stoffel:
[…]auf die Frage: „Warum habt Ihr Euch nicht gewehrt bzw. etwas dagegen getan.” bekam ich damals als Antwort: „Weil wir weiterleben wollten.” […]
Ein interessanter Aspekt, da ich mir diese Frage auch schon recht oft stellt. Aber niemand aus unserer Generation darf dieses für sich beantworten. Denn niemand weiß, wie er zu dieser Zeit reagiert hätte. Natürlich sind die Taten des Widerstandes ruhmreich. Aber warum darf man diese so selbstverständlich dadurch in den Dreck ziehen, indem man sich nach über 60 Jahre hinstellt und faselt: „Ich wäre auch im Widerstand gewesen. Natürlich, etwas anderes würde mir gar nicht in den Sinn kommen.“. Ja heute ist das schön gesagt. Vor allem, wenn man heute vielleicht selbst freudig einem System dient, dass in 50 Jahre nur noch Kritik erntet. Weiß man es? Nein. Und deshalb sollte man die Menschen im Widerstand nicht dadurch beleidigen, indem man ihr Tun als derart selbstverständlich erachtet und sich ein ebensolches Handeln unterstellt. Ich finde das ebenso anmaßend, wie die pauschal zu kritisieren, die damals einfach nur überleben wollten .
Zu Kate Noire:
[…]Vielleicht drucken wir dann Gummibärchen oder Bienchen und Blümchen drauf! […]
Ich hätte nichts gegen Gummibärchen und Bienchen auf den Bändchen. Wenn mir so viele mit zuckerwattigen Puscheln und Kätchen- wie Häschenohren entgegen kommen, warum dann nicht auch so etwas. Dann könnte man mal sehen, ob die Szene nicht nur über sich selbst nölen kann, sondern wenigstens noch einen Funken Eigenironie bewahrte.
Zu Robert:
[…]Ich habe auch nie wirklich verstanden, was die Szene für diese Thematik so interessant macht.[…]
Ich schätze einmal aus ebensolchen Gründen, weshalb düsteres Okkultes ein Dauerrenner ist. Einerseits das Spiel mit der Provokation, andererseits die Funktion als „Nischenguru“. Denn derartige Themen werden sonst (so gut wie) nirgendwo in der Musik verarbeitet. Themen über Emotionen, Heimat, Natur oder sozialsentimentales Gedöns tauchen selbst im Schlager-Milieu auf. Aber diese Vergangenheitsverarbeitung war noch Brachland. Ebenso das Okkulte. Es waren „Dunkelthemen“, die noch unausgesprochen im Verborgenen lagen. Der Rest wird ein schleichender Prozess gewesen sein. Mit dem Thema 3tes Reich kam die visuelle Untermalung. Mit der Untermalung das Gefallen, die Nachahmer und der daraus entstandene losgelöste Teil der Uniformierten. Es kann auch sein, dass es einfach zum Fetisch wurde wie jeder andere auch. Viele stehen einfach so vielen auf die Uniform, die ja eine von Grund auf kämpferische und herrische Erscheinung geben. Und freuten sich nun, diese mal tragen zu können. Denn jeder Pimpf wirkt in der richtigen Uniform autoritär und jedes Mädel wünscht sich doch einen strammen Soldaten :P Möglich wäre es, denn manchmal entstehen Dinge aus allzu banalen Situationen. Und da man das nicht glaubt, kleidet man rückblickend den Entstehungshergang noch etwas aus, damit es spektakulär und revolutionär wirkt.
Man möchte doch damit keinen Zusammenhang erläutern? Für mich geht das jetzt etwas zu sehr in die Schiene der Verschwörungstheorien. Und was den VAWS-Verlag anbetrifft, so ist sein Angebot ebenso vielseitig wie das eines jeden anderen. Natürlich finde ich die offensichtliche Sympathie mit Genossen Klump sehr unsympathisch. Aber wirkliche Naziverlage sehe da anders aus. Zudem könnte man dahingehend auch die Schuldfrage umdrehen und behaupten: Würde das nicht gehört bzw. gelesen, so gäbe es keine Abnehmer und dementsprechend auch kein Angebot. Amazon vertreibt beispielsweise denselben Blödsinn. Seien es die Ergüsse von Thronstrahl oder jenes.
meine 2 cents:
Vorab: Die Schwarze Sonne letztes Jahr fand und finde ich völlig daneben, das lässt jedes politische und kulturelle Fingerspitzengefühl vermissen. Den VAWS-Stand finde ich mittlerweile eher lästig bis harmlos, als wirklich gefährlich, da ein Großteil der dortigen Literatur einfach nur die üblichen Verschwörungstheorien bedient. Er würde freilich viiiiel weniger auffallen, gäbe es in der Agra noch 10 weitere Bücherstände mit Science-fiction, Fantasy, Historischem, Musikalischem etc.
Was nun die Eintrittskarte angeht: Ich find sie kitschig. Von Riefenstahl-Ästhetik zu sprechen erscheint mir wiederum polemisch. Die beiden Gestalten wirken von Körperbau und -haltung so etwas neoklassizistisch, gleichzeitig auch etwas verspielt. In der Kunst des Jugendstils und der Lebensreformbewegung wurden zigfach solche und ähnliche Körperposen zu Papier gebracht. Um deutliche an nationalsozialistische Ästhetik anzuknüpfen, müssten die beiden Personen auf der Karte mE weniger verspielt in ihrer Körperhaltung sein, dürften nicht so androgyn sein, und müssten mehr Härte ausstrahlen.
Nichtsdestotrotz finde ich diese „Kultur des Schweigens“ seitens der Veranstalter recht fragwürdig. Warum wird nicht irgendwo kundgetan, wer diese Karte entworfen hat? Immerhin hat irgendwer viel Arbeit hineingesteckt, eine Message im Kopf gehabt, hat sich inspirieren lassen, und all das wäre doch wirklich eine Randnotiz im Pfingstboten wert gewesen.
Also wir waren wieder mal am WGT und wir waren auch wieder mal begeistert.
Das Publikum, von schwarz bis schrill, also insgesamt mehr als bunt, in irgendeine rechte Ecke rücken zu wollen ist mehr als dämlich- sorry.
Auch unterstelle ich den Betreibern keineswegs Sympathisanten irgendwelcher Ideologien zu sein. Wenn manche hier schon eine Nähe konstruieren wollen, müssen Sie auch bedenken, dass ein Großteil der Besucher des WGT in der damaligen Zeit mit Sicherheit schon aufgrund des Outfits zumindest in einem Arbeitslager gelandet wären.
Also wie doof wäre es aus realistischer Sicht eine Veranstaltung zu organisieren mit einem ideellen Hintergrund dem sich die Masse der Besucher nicht zugehörig fühlt.
Und jetzt zu denen, die vom Design einer Eintrittskarte(!) negativ berührt waren:
Leute – der Krieg ist aus – seit nunmehr 65 Jahren!
Seht nicht laufend irgendwo Gespenster – wenn ja lasst Euch behandeln!
Freut Euch dass Ihr in einem Land lebt wo es möglich ist, dass Gruftis, Schwarze, Punks, SM’ler und wer auch immer, neben Tätowierten, neben skuril Angezogenen, neben Leuten in Lack und Latex, in Nylon und Leder herumlaufen können.
Und weil das so ist, seit stolz auf Euer Land und sucht nicht mit der Lupe Dinge die real nicht existent sind.
Wenn auf der nächsten Eintrittskarte ein Zeppelin, das Brandenburger Tor, oder sonst ein Motiv wäre, es wär mir egal. Gestalterische Freiheit sollte man gewähren solange Sie nicht verfassungswidrige Symbole verwendet. Gerade für den neuen Teil Deutschlands sollte das gelten, dauerte doch hier die Diktatur erheblich länger wie im alten.
Ich sag nur Danke an die Veranstalter und
besonderer Dank auch an Leipzig
@Kate Noire: Meckern oder aufregen liegt auch nicht in meiner Natur, aber ich denke man sollte nach wie vor über Dinge schreiben, die einen beschäftigen. Gummibärchen wären sicher keine Lösung für eine Karte, vielleicht nur ein wenig mehr Aufklärung über das, was sich der Designer bei der Karte gedacht hat. Es ist fatal jegliche Deutung dem Betrachter zu überlassen, dann kommen solchen Fragen wie ich sie stelle dabei raus.
@shan_dark: Richtig, dein letzter Satz trifft den Nagel auf den Kopf. Das WGT wird immer erst durch seine Besucher zu dem, was es war, ist und werden kann. Schade nur das der Veranstalter das nicht ganz so sieht und nicht auf meiner Meinung nach berechtigte Fragen reagiert. So bleibt nur das Wort in gesprochener oder geschriebener Form seiner Meinung Luft zu verschaffen und weiterhin die Szene zu dem zu machen, wie man sich vorstellt.
Guldhan: Die Frage die für mich aus deinen Kommentaren resultiert ist: Muss die faschistische Vergangenheit denn immer noch auf diese Art und Weise verarbeitet werden? Ich sehe das zwiespältig. Einerseits schmücken sich Menschen mit Uniformen weil es „geil aussieht“ und lassen jeden Hintergrund und bezug vermissen. Manche vermögen noch nicht einmal zu erzählen, woher die Uniform kommt die sie tragen. Das Thema sollte nach wie vor sensibel gehandhabt werden, so meine Meinung, und darf aber auch gerne provokativ oder auch überzogen dargestellt werden (man erinnere sich an den letzten Tarantino). Ich hoffe ich habe auch vermitteln können, das auch die die Karte sehr gelungen finde, auch wenn das zunächst kitschig erscheint, auch habe ich gegen Riefenstählisce Ästhetik nichts einzwenden. Lediglich die Verwendung und das Schweigegelübde sind fraglich und verwerflich zu gleich.
@Sandmann: Finde ich in diesem Zusammenhang interessant, aber eher losgelöst von der Thematik da der Schmetterling so auch bei vielen anderen Versandhäusern zu bekommen ist, wie Guldhan bereits anmerkte.
@Nachtgold: In der Tat, eine gewisse Polemik kann ich nicht abstreiten und ich gebe zu, es auch beabsichtigt zu haben. Es geht mir einfach darum etwas darüber zu schreiben, was mich bewegt und Menschen wie Dich dazu zu bewegen ihre Meinung zu äußern. Ansonsten würde die Karte einfach so im Raum stehenbleiben ohne das man sich dazu äußert. Damit würden wir uns meiner Meinung nach auf die selbe Stufe stellen wie der Veranstalter, der sich in Schweigen hüllt. Das kann nicht der richtige Weg sein. Dann lieber etwas einleitende Polemik um die Frage stellvertretend für andere in einer sachlichen Diskussion erörtern. Dein letzter Satz ist ein perfektes Beispiel für den ich sehr dankbar bin: Mit einem solchen Satz im Pfingstboten hätte ich nie so einen Beitrag geschrieben.
@Andi: Ich war vom WGT auch begeistert! Das nur am Rande, falls es einen anderen Eindruck hinterlassen haben sollte. Zu deinem Kommentar: Ich möchte niemanden in seiner gestalterischen Freiheit einschränken und begrüße den kreativen Umgang mit provokativen Symbolen oder Bildern. Aber nicht ohne sie in einen erklärenden Kontext zu stellen. Was hat man sich bei der Karte gedacht? Ein Satz dazu im Pfingstboten hätte die Sache sicherlich entspannt und wäre sicherlich auch eine Bereicherung gewesen. Gerade das WGT ist ja in vielfacher Hinsicht vorbelastet. Wer erinnert sich nicht an „Grufties gegen Rechts“ die das damals erstmals anprangerten. Daher ist ein Zusammenhang nicht unbedingt konstruiert oder aus der Luft gegriffen zumal das Design der Obsorgekarte 2009 eine andere Sprache zu sprechen scheint. Auch ich erfreue mich der Tatsache, das ich hier so rumlaufen kann wie ich das möchte. Leider benötige ich keine Lupe um Dinge zu erkennen die in unserem Land existieren und die mir nicht passen. Ich freue mich in Deutschland leben zu dürfen und bemühe mich, es noch besser zu machen als es jetzt schon ist. Und nationalsozialistisches Gedankengut und Faschisten gehören nicht in mein Deutschland.
Also, ohne weiteres hätte ich die Kartengestaltung nie mit Leni Riefenstahl in Verbindung gebracht, so musste ich doch mal trocken lachen als ein Kumpel mir eben die neusesten Gerüchte zum Kartendesign einige Tage vor dem WGT erzählte, und ich danach erst nachgesehen habe, was da wohl dran sein mag.
So kann ich dem Großteil meiner Vorkommentierer nur absolut zustimmen, was da an „Nazi-Empfindlichkeit“ bei vielen Mit-Schwarzkitteln so abgeht ist überzogen und lächerlich. Da reichts wenn ein vages gerücht aufkommt und alle steigen bereitwillig mit ein, laut mitzuschreien, ohne überhaupt mal selbst nachzusehen was an solchen Gerüchten dran ist. Ausserdem habe auch ich nicht das Gefühl daß die Szene so untergraben ist, wie man bei manchen Unkenrufern doch so den Eindruck bekommen könnte. Auch ich sehe einen schwarz-bunten Haufen in dem jeder nach seiner Facon sich so zeigen kann und darf wie er mag, letztenendes schätze ich selbst auch diese Freiheit und mag die 4 Tage wo ich mal am Stück so richtig aufhauen darf. Unter dem Jahr geht sowas ja sonst nur an einem Tag, und das für ein paar Stunden, wenn man sich in den nächstbesten Gruftschuppen begibt.
Zur Kartengestaltung zurück: OK, die schwarze Sonne im letzten Jahr war relativ eindeutig, anders sehe ich die Kartengestaltung heuer. Ähnlichkeiten sind unbestreitbar da, aber keine Identität – wie Guldhan und Nachtgold ja schon treffend dargelegt haben. Von daher finde ich es etwas problematisch, den zusammenhang gleich herbeizuzerren. Die einzig wirklich brauchbare Erklärung dafür, was das Design sollte, kann ganz klar nur vom Veranstalter oder Designer kommen. Ich schließe mich da den Meinungen an, daß eine offene und klare Stellungnahme von Veranstalterseite nötig und wünschenswert wäre, nur eben um aufzuklären was die Hintergedanken da waren. Ansonsten bleibt alles nur wüste Spekulation. Vielleicht knallts dem designer ja auch die Kinnlade durch den Schreibtisch wenn er liest, mit welchem „Vorbild“ sein Design in Verbindung gebracht wird, und er das vielleicht ja nie im Sinn hatte. Kann doch auch möglich sein … letztenendes ist aber auch das nur eine Spekulation.
In diesem Sinne mag ich nur noch ein Zitat in den virtuellen Raum werfen, das ich heute erst wieder im WGT Forum gelesen habe, als mal wieder ein Rechte-raus Thread aufgemacht wurde:
„Nazis essen Brot! Verbietet Brot!“
Noch schnell zu den Bändels: ja die sind heuer echt speihässlich *g* aber ich trags trotzdem noch ne Weile, wie jedes Jahr. Wer weiß ob die nächstes mal nicht noch hässlicher sind :D
@Rosa Chalybeia: Auch Dir stimme ich zu, ich hoffe mein Beitrag ist trotz seiner beabsichtigten Polemik auch so bei Dir angekommen. Ich bemängele nur fehlenden Hintergrund bei Protagonisten oder auch den Veranstaltern, obwohl ich das eigentlich bezweifle. Das konsequente Auslassen jeder Erklärung lässt aber keinen anderen Schluss zu. Ich möchte meine Forderung sogar noch erweitern: Warum Symbole, Bands und Parteien verbieten? Macht aus Bürgern auch mündige Bürger, dann muss nichts mehr verboten werden. Verbote bringen meiner Meinung nach nicht, ebenso wenig wie Zensur.
@Robert: Warum verbieten? Ganz einfach, weil sie sonst zugelassen werden und legitimiert werden. Du machst keine mündige Bürger aus normalen Bürgern, nur weil Du Ihnen die Wahl lässt. Warum Symbole, Bands, und Parteien verbieten? Weil gewisse Symbole, Bands und Parteien alles Menschliche verachten, verlachen, und nur auf ihre eigene Welt bezogen sind.
Ich bin ziemlich sauer, wenn mit „Nazis essen Brot! Verbietet Brot!” die Problematik an sich ins Lächerliche gezogen wird. Aber das „Bändelsproblem“ wird darüber ja schon hinwegtrösten.
@Robert: kein Ding, ich hab schon verstanden in welche Richtung du wolltest :) über Hintergrund oder nicht kann man eben nur solange rumtheoretisieren bis man konkret weiß was Veranstalter und Designer damit bezwecken wollten, vorher kann man leider halt nur in der Luft herumrudern und Theorien spinnen. Von daher wäre auch mir eine handfeste Erklärung von offizieller Seite ganz willkommen.
@Vizioon: der Spruch war nicht drauf gemünzt etwas ins Lächerliche zu ziehen, sondern auf die Herrschaften gemünzt die Verfolgungswahn-gleich in allen möglichen und unmöglichen Details gleich Nazi-Gedankengut sehen wollen. Und das nervt mich wiederum ziemlich. Bei sowas sollte man neutral und sachlich vorgehen und hinterfragen, wo gibt es echte Problempunkte und wo rennen blos wieder mal ein paar Mit-Schreier haltlosen Gerüchten hinterher. Ich will sicher auch kein rechts-extremes Gedankengut in der Szene sehen, aber der vergleich mit der Hexenjagd, den manche Vorkommentierer schon genannt haben ist oft mehr als zutreffend. Sicher ist es nicht einfach bei solchen Umständen die Hintergründe zu beleuchten, aber es wär doch mal nett erstmal tief durchzuatmen um dan mit klarem Kopf an die Problematik ranzugehen. Und das schaffen wohl nicht so viele.
@Vizioon: Nicht die Wahl macht einen mündigen Bürger, sondern Aufklärung, Wissen und die Möglichkeit das zu erlangen, finde ich jedenfalls. Abgesehen von der Bereitschaft zu lernen. Ich bin mir bewusst, das ein absolute Aufhebung aller Verbote zur Zeit nicht umsetzbar ist, ich denke da eher langfristig und vielleicht etwas philosophisch. Aber das sei mir erlaubt. Das Problem liegt meiner Meinung nach tiefer. Ich denke nicht das die Nazi-Problematik verharmlost werden soll. Es sollte nur differenziert werden, ich denke wir sind soweit, nicht gleich alles über einen Kamm zu scheren, sind aber auch dazu verpflichtet uns genügend Hintergrund anzueignen genau das zu tun.
Hallo an alle. Mir war die diesjährige Karte auch etwas zu kitschig, ob Leni Riefenstahl problematisch ist, mag ich nicht einzuschätzen, da gibt es sicher viele verschiedene Facetten. Man muss aber zugestehen, dass die Veranstalter bzw. Designer sich jedes Jahr sehr viel Mühe bei der Kartengestaltung geben. Die Obsorgekarte 2009 war auch sehr ästhetisch, aber man muss meiner Meinung nach keine rechte Symbolik verwenden, auch wenn es noch so gut aussieht. In diesem Jahr war ich privat untergebracht, deswegen habe ich diesmal keine Obsorgekarte. Ich schätze die Designer des WGT sehr, deswegen meine Frage, ob jemand eine Obsorgekarte von 2010 hat und sie mal einscannen könnte.
@Rosa Chalybeia: Ehrlich gesagt verstehe ich nicht, auf was Du hinauswillst. Wie soll man denn neutral mit Nazi-Symbolen umgehen? Und ein Verbot mehr ist mir lieber als eins zu wenig.
@Robert: Aufklärung macht vielleicht mehr mündige Bürger, aber leider nicht sehr viele. Das ist leider meine Meinung. Heutzutage gibt es viele Möglichkeiten, sich zu informieren, sich zu bilden, und sich aufzuklären. Trotzdem gibt es zu viele Leute, die z.B. Heilpraktiker als Mediziner ansehen, Homöopathie als Medizin betrachten, und glauben, daß Außerirdische die Pyramiden gebaut haben.
Was Hexenjagd-artige Szenarien gegenüber „Nazis“ angeht, so muss ich mich auf die Seite einiger Vorredner stellen, oder vielleicht noch mehr…
Unsere Szene hin oder her – es geht mir generell ganz massiv auf die Eier (um es mal angemessen drastisch auszudrücken), dass der allgemeine Tenor in der deutschen Bevölkerung heutzutage derartig unreflektiert gegen alles polemisiert, was „rechte“ Tendenzen zu haben scheint. Besonders wenn dann im gleichen Atemzug nicht minder extreme „linke“ Strömungen tolertiert oder sogar unterstützt werden, die sich auf ihrem dusseligen Gutmenschentum ausruhen und mit einem selbstgerechnet „wir sind nicht die Nazis“ schon meinen, irgendwie besser als diese zu sein.
Dass man sich mit einem unreflektierten und kategorischen Vorgehen gegen eine anders denkende Gruppe dann derart weit nach links begibt, dass man rechts schon wieder hoch kommt, ist den Damen und Herren Links-Faschisten dabei leider irgendwie entgangen…
Aber sei das wie es sei…
Die „schwarze Sonne“ auf der letzten Obsorgekarte war eindeutig und ohne jeden Zweifel ein nationalsozialistisches Symbol. Das kann man nicht schön reden mit irgendwelchem Gefasel von Historie (solches Gefasel gebe ich bezüglich Hakenkreuz auch selbst sehr gerne von mir), denn diese Form war ganz explizit die vom Bodenmosaik in der Wewelsburg, und keine vergleichbare historische Zierscheibe aus dem Frühmittelalter oder dergleichen.
Und das ist auch in meinen Augen einfach nicht OK…
Die Symbolik dieses Jahr wäre mir nicht aufgefallen als irgendwie mit dem dritten Reich in Bezug stehend… Aber nach dem Ausrutscher letztes Jahr, und neben der Tatsache, dass auch auf Drängen z.B. von ASP hin noch keine wirkliche Stellungnahme dazu erfolgt ist … ja, da muss man zumindest damit rechnen, dass es genau zu so einer Hexenjagd kommt – ob sie nun gerechtfertigt sei oder nicht.
Im besten Falle ist das fahrlässig und dumm.
Im schlimmsten ist an den Vorwürfen und Verschwörungstheorien mehr dran – was für mich ein weiterer Grund wäre, mich von dieser Veranstaltung zu distanzieren, da ich politische Extreme verabscheue.
@Vizioon: schätze einfach, wir haben da ein Kommunikationsproblem ;)
Ich bin natürlich nicht dafür daß Rechtsextremismus irgendwie ignoriert oder auf die leichte Schulter genommen wird, aber mich nervt dieses Hexenjagd-Phänomen immens an. Ich bin lediglich dafür daß diejenigen die allzu bereitwillig im Anti-Nazi-Chor mitschreien erstmal Luft schnappen und dann versuchen objektiv zu bewerten ob da was dran ist, oder obs nur grade so chic war, mit einzustimmen – von Karnstein hat sich dahingehend ja ebenfalls ausgedrückt, und dem kann ich mir in dem Punkt wie in eigentlich seinem kompletten Text nur anschließen.
Ich weiß, die reale Umsetzung solcher Forderungen ist utopisch – dank der menschlichen Natur an sich – jedoch meine Meinung zu dem Thema, egal ob realistisch oder nicht.
Sprich: gibt es handfeste, echte Beweise für Nazi-Unterwanderung: dann bestünde in jedem Fall Handlungsbedarf. Nur halbgare Gerüchte und Hexenjagden sind unsicherer Grund auf dem man auch viel kaputt machen kann.
Zur Karte an sich nochmal zurück: Ich habe gestern einige meiner alten WGT Karten wieder ausgegraben, und da muss ich sagen daß das heurige Design in eine gestalterische Linie die seit ich das WGT kenne, einfach reinpasst. Und zwar meiner Meinung nach ohne politisierenden Hintergund. Klar, das ist nur mein eigenes Empfinden, kein Fakt, das kann wie schon erwähnt nur der Veranstalter liefern. Sehen wir uns mal das WGT-Symbol an sich an:
https://myspace.com/
Eine unbekleidete, knieende Figur. Stilistisch nicht unähnlich der Figuren auf den heurigen Karten.
Letztes Jahr zeigte die Karte zwei menschliche Büsten links und rechts auf der Karte – ob männlich und weiblich ist schwer erkennbar, dazwischen einen ebenfalls knapp bekleideten Engel, wieder in ähnlicher Bildersprache. Also für mich sind das eher Anhaltspunkte dahingehend, daß der Riefenstahl-Vergleich eher ein bescheuerter Zufall sein könnte. Andererseits nehme ich hier auch in Kauf daß Verschwörungstheoretiker diese stilsitsiche Ähnlichkeit wieder für ihre Zwecke verwenden, weil, irgendwas findet man ja immer …
Nochmal: bevor mich wer falsch versteht: Klarheit darüber kann nur Designer und Veranstalter geben, und mir wäre es auch sehr recht wenn es dazu eine Äusserung gäbe.
Ich stelle nur eine Theorie gegen die andere.
Im Übrigen erinnere ich mich gerade daran, daß 2007 das Völkerschlachtdenkmal Kartenmotiv war, und prompt wieder wer daher kam der meinte, durch diese Motivwahl würde rechtes Gedankengut zur Schau gestellt werden.
Die „Problematik“ – sofern es eine gibt – ist also nicht neu, nur präsenter durch das eindeutige Motiv im letzten Jahr. Es gibt immer wen der sogar in Bienchen und Blümchen was reininterpretieren würde, wenn ers drauf anlegt.
Und dann gab es noch die die sich 2006 drüber aufgeregt haben, daß fürs Entwerten der Karte dem Gesicht, in dem selbige gestaltet wurde – quasi ein Auge ausgestochen werden musste …
Das Bild ist doch offensichtlich gar nicht von Riefenstahl inspiriert (und falls doch, wäre das wahrlich keinen Vorwurf wert); sondern eher von Fidus oder der Lebensreform-/Freikörperkultur der 1910er/20er Jahre generell. Und ich glaube auch nicht, dass das Schweigen der Orga „keinen anderen Schluss zulässt“ als Nazisympathien zu hegen: Denen ist es wohl einfach zu doof, sich auf solche lächerlichen Diskussionen einzulassen. Wieso hat sich noch kein Christ o.ä. aufgeregt, dass da Nackte drauf sind? Das geht doch gar nicht aus deren Perspektive…!
Das Spiel mit belasteten Symbolen war noch immer Bestandteil der Grufti-, Punk- und Industrialbewegung, das ist gut so und davor braucht auch die Gestaltung einer Eintrittskarte nicht halt zu machen.
Ja, die Fragestellung ist polemisierend liebe Leser, aber bewusst so gewählt. Verzeiht mir das ich an dieser Stelle nicht auf jeden einzelnen eingehe.
Mag sein das es der Orga zu lächerlich erscheint sich auf diese Diskussion einzulassen. Auch ich finde nichts schlimm bei dem Design der Karte. Man hätte aber Diskussion aus dem Weg gehen können, in dem man sich ein bisschen offener hinsichtlich der Gestaltung gibt. Ein Absatz im Pfingstboten zur Inspiration des Design wäre prima gewesen! Ein Satz wie bei Kommentator icke hätte doch schon gereicht: „sondern eher von Fidus oder der Lebensreform-/Freikörperkultur der 1910er/20er Jahre generell“. Das ist das einzige was ich bemängele.
Das Netz, dieser Artikel und die Kommentare zeigen doch, das hier Aufklärungsbedarf herrscht und das nicht zum ersten mal. Daher sehe ich durchaus Diskussionsbedarf um den Gerüchte die im Netz und schon auf dem WGT kursierten entgegenzuwirken. Riefenstahl war nicht pauschal böse, das Symbol ist nicht von der NS-Zeit inspiriert und ich finde die Karte auch nicht kitschig. Nur um das nochmal festzuhalten.
Polemik ist hier mein Mittel die Gerüchtesucher anzuziehen, aufzuklären und zum Diskurs anzuregen. Aufregen klingt anders und Meckern liegt nicht in meiner Natur. Symbolik lebt davon, was Menschen mit den einzelnen Symbolen verbinden und wie verbreitet diese Ansicht ist. Das Spiel mit dem Feuer der Symbolik ist heiß, man kann sich leicht daran verbrennen und solch ein Spiel gehört meiner Meinung nach auch nicht auf eine Eintrittskarte sondern sollte denen überlassen werden, die sich damit dann auch auseinandersetzen ohne es einfach „in den Raum zu stellen“. Aber man sieht, wie schnell man über solch einen Vergleich in eine Ecke gedrängt werden kann, ohne es wirklich zu beabsichtigen. Der falsche Weg ist meiner Meinung nach aber das zu ignorieren.
Da ist was dran: Eine intelligente Erklärung der WGT-Layouts wäre in der Tat mal interessant (nicht nur, um den vielen doch zu oberflächlichen Kritikern was entgegenzuhalten, sondern weil es wahrscheinlich solche einigermaßen intelligenten konzeptionellen Überlegungen gibt und die mal interessant wären). Aber es soll wohl alles für sich sprechen („Kunst muss/kann nicht vom Künstler erklärt werden“?).
@Rosa Chalybeia: Ich muß mich fragen, welche Argumente Du „pro Nazis“ hast. Es geht ja nicht um eine Hexenjagd, sondern um eine Abgrenzung zu einer, aus meiner Sicht, zutiefst menschenverachteten Gruppierung. Und um Linksextreme ging es hier nicht. Mal abgesehen davon, daß „Argumente“ wie: die Linken sind böse, warum soll es nicht auch die Rechten sein, mich inzwischen langweilen. Das ist doch kein Spiel!
@Robert: wow, etwas mehr Meinung hätte ich doch bevorzugt. Wer wird denn in welche Ecke gedrängt? Wer Nazi-Symbole benutzt und es nicht weiß, sollte darüber aufgeklärt werden. Ansonsten?
@Nachtgold
„Warum wird nicht irgendwo kundgetan, wer diese Karte entworfen hat?“
Ich kenne die Karte von diesem Jahr bisher nur von dem Bild oben, aber in den Jahren zuvor war immer ein copyright by *Name geändert* drauf.
Im Pfingstboten, übrigens mit dem selben copyright by *Name geändert* (zumindest noch bis 2009), steht am Ende wer für was verantwortlich ist ;)
Wenn sich nix geändert hat ist es immer noch einer der Menschen die u.a. die Verantwortung für das Chaos WGT 2000 und von Thronstahl trugen.
Wer links zur Bestätigung sucht wird sie auch finden ;)
Nicht alles das man nicht gleich sieht oder das in Vergessenheit geriet ist auch ein Geheimnis:)
@Vizioon: Meine Meinung habe ich auch ausreichend kundgetan, oder?. Man macht schnell den Fehler jemand in eine Ecke zu drängen wenn man seine Äußerungen aus dem Zusammenhang aufnimmt. Das passiert im Netz täglich. Ich für meinen Teil bevorzuge keine der Ecken, weder eine Rechts noch Links. Ich gebe Dir darüber hinaus völlig recht, wer Nazi-Symbolik benutzt sollte darüber Bescheid wissen, genau das ist es doch was ich mir immer wünsche.
Ich denke darüber hinaus, das sich die Hexenjagd auf das überspitzte Verhalten einiger Zeitgenossen bezieht, alles in einer der eben genannten Ecken zu drängen. Schwarz und Weiß sind eben nicht die einzigen Farben. Ich denke du bist da der gleichen Meinung.
@Egal: Das WGT 2000 sind mit einer der Gründe warum diese Thematik immer noch so sensibel ist und bleiben sollte. Braunes Gedankengut in welcher Form auch immer hat auf dem WGT nicht verloren.
Eigentlich würd ich dir gern Recht geben.
Wer nun allerdings 1+1 zusammen zählt sieht das der Designer auch gleichzeitig einer der ersten Veranstalter dieses Festivals ist.
Und ob sein evtl braunes Gedankengut etwas auf seinem WGT verloren hat liegt wohl leider erstmal nur bei ihm.
Zu Robert:
[…]Muss die faschistische Vergangenheit denn immer noch auf diese Art und Weise verarbeitet werden? […]
Nun, muss nicht, aber kann. Ich gebe dahingehend Recht, dass dieses ewige Thema langsam an Reiz verliert. Auch wenn das jetzt etwas zynisch klingen mag. Aber wem nützt es noch. Es macht die armen Seelen von damals nicht wieder lebendig, es schenkt keinen Trost und noch weniger Wiedergutmachung. Es dient einfach und alleine dazu, um den Kelch des Schuldgefühls von Generation zu Generation weiterzureichen. Eine Tat der Wiedergutmachung wäre zumindest ein besseres Zeichen gewesen, als ständige Denkmäler. Nur kosten wohl Denkmäler weniger und man kann so die Zeit überbrücken, bis auch das letzte Opfer zu seinen Ahnen abtrat. Das scheint zumindest die Intention der Politik gewesen zu sein.
Natürlich darf man das Thema nicht vergessen. Aber gegenüber der Politik und gegenüber den Medien schaffen es manchen Interpreten mit dem Thema so umzugehen, wie man es heute tun sollte: Als einen neutral gesehenen geschichtlichen Aspekt. Jede Nation hat ihre Leiche im Keller. Und auch wenn unsere mit am meisten stinkt, so sollten das keinen Grund darstellen, diese nicht endlich einmal zu begraben. Die Politik schnappt doch sonst jeden Irrsinn der Amerikaner auf, warum dann nicht auch mal die Mentalität, dass man nur ein Peace-Zeichen in das Schlächterbeil schnitzen muss, um sich als Friedenstifter zu verstehen.
Zu Rosa Chalybeia:
[…]Vielleicht knallts dem designer ja auch die Kinnlade durch den Schreibtisch wenn er liest, mit welchem „Vorbild” sein Design in Verbindung gebracht wird, und er das vielleicht ja nie im Sinn hatte. Kann doch auch möglich sein … letztenendes ist aber auch das nur eine Spekulation.[…]
Ein interessanter Aspekt. Und ich unterstelle den Designern einmal, dass das auch wahrscheinlicher ist, als der Gedanke der bösen unterschwellig braunen Botschaft. Aber langsam könnte man sich ja von dem Frust hinsichtlich der Kritik erholt haben. Man will denen ja nichts böses, zumindest einige. Aber dieser Trotz des Schweigens ist unschön. Denn ehrlich gesagt würde mich, gerade als Berufskollege, die Intention hinter dem Kartendesign/ den Kartendesigns brennend interessieren.
Zu Vizioon:
[…]Warum Symbole, Bands, und Parteien verbieten? Weil gewisse Symbole, Bands und Parteien alles Menschliche verachten, verlachen, und nur auf ihre eigene Welt bezogen sind.[…]
Wenn es darum geht, dann könnte man 70% des globalen Wirtschafts- und Politikapparats verbieten. Aber mal ganz ehrlich. Ich höre hier nur Verbote. Und „lieber ein Verbot mehr, als eines zu wenig“. Natürlich. Verbote sind einfach auszusprechen. Sie schmecken schön nach Konsequenz und haben im Abgang die Illusion etwas vollbracht zu haben.
Aber was Verbote bewirken, dass weiß jeder aus seiner Kindheit. Und das weiß jeder, der sich mit dem Wesen des Menschen auskennt. Nichts. Diese Band oder Parteien rennen nach einem Verbot nicht heulend auseinander. Das ist denen im Grunde egal. Das einzige, was ein Verbot wirklich bringen würde ist, dass man dann ganz bequem ein Auftrittsverbot erteilen kann, ohne erst dutzende Gutachten und Akten auf die lange Bank schieben zu müssen. Aber dann. Dann agieren diese im Untergrund. Was sie eh schon tun. Können sich dort ebenso frei entfalten und ihre Witze über die Dödel reißen, die sich nun damit brüsten ein Machtwort gesprochen zu haben.
Ein Verbot. Sehr viele davon sind nur die Maßnahme der Faulen und Scheinheiligen. Nicht alle, aber viele. Eine verbotene Sache zu tun, stärkt das Ego. Einer verbotenen Organisation anzugehören wirkt elitär. Will man diese Gestalten etwa in ihrem Wesen stärken, dass ihr Erscheinen eine immer größere Autorität bekommt. Man darf diese Symbole nicht verbieten, die Parteien sowie die Musik und damit deren Anziehungskraft stärken. Das einzige was dagegen hilft ist diese Macht, diese Anziehungskraft zu brechen. Beste Methode ist dieses in die Lächerlichkeit zu heben. Jede Stadt, die eine NPD-Kundgebung ertragen muss sollte dieser mit Spott und Hohn begegnen. Ich schätze, diese Partei wird in einem Jahr mehr Anhänger verlieren, als wenn sich ständig nur dieselben Prediger daneben stellen und mit erhobenen Zeigefinger: „Du bist böse, du darfst das nicht“ sagen.
[…]Ich bin ziemlich sauer, wenn mit „Nazis essen Brot! Verbietet Brot!” die Problematik an sich ins Lächerliche gezogen wird.[…]
Manchmal kann man aber nur so mit dem Thema umgehen. Bestes Beispiel war der „Skandal“ bei dem ein mündiger Bürger den Kik für seine Hackenkreuz-Kleiderständer zur Verantwortung ziehen wollte. Und ehrlich gesagt sind solche Aktionen nur als Eigentore zu sehen. Beispiele für ungewollt komische Hysterie im Sinne von: „Nazis essen Brot. Verbietet Brot.“. Und auch ich muss sagen, dass mir diese Kritik in ein politisches Extrem anödet. Man beginnt schon das braune Gedankengut ins lächerliche zu ziehen: „Deutsche esst deutsche Bananen“; mal als Beispiel. Warum ist es dann so verpönt auch anderen Irrsinn ebenso abzuwatschen. Rechtsradikale haben einen Lattenschuss, keine Frage, Linksradikale ebenso. Reaktionäre wie Revolutionäre. Jede Gruppierung darf ab dem Moment verurteilt werden, ab dem ihre Argumentation albern wird. Das ist das Recht der Meinungsfreiheit.
Überspitzt gesagt wurde ich schon von Ausländern verprügelt, also kann ich rechtes Gedankengut verstehen. Ich wurde allerdings auch schon von Rechten verprügelt, also kann ich linkes Gedankengut verstehen. Es geht hier aber nicht um „Pro-Nazis“ oder sonst einen Blödsinn, sondern um den unvoreingenommenen Umgang mit dem Thema. Und dazu gehört es nun einmal auch beide Seiten der Medaille zu sehen.
Und wer das Hackenkreuz im Symbolgiftschrank sehen will, sollte einmal über den Sinn und Unsinn des Anarchiesymbols grübeln. Ein gesellschaftlich anerkanntes Zeichen. Vertreten in Film, Spiel und im Design. Aber was wäre die Auswirkung eines auf Anarchie beruhenden Gesellschaftsbildes in dem eine Brise Mensch eingerührt wird?
Wer gegen Symbolaufklärung imun ist, den juckt auch kein Verbot. Aber das „Warum“ einer Aufklärung ist arbeitsintensiver als das „Nein“ bei einem Verbot. Somit ist ersters unattraktiv und nur selten als wirkungsvoll anzutreffen. Da sich nur weniger dieser Mühe hingeben und zum Dank fast gar nicht unterstützt werden.
Guldhan und Anarchie:
Nur weil du nicht dran glaubst musst du nicht gleich versuchen es ins Lächerliche zu ziehen ;)
Wie sieht bitte dein auf Anarchie beruhendes Gesellschaftsbild aus?
Gesellschaft ohne Menschen?
Offenbar muss bei Anarchisten ja erst eine „Brise Mensch“ dazu….
Guldhan: Schön langer Text, aber irgendwie hast Du nicht mehr alle Tassen im Schrank.
Zu Egal:
Nur weil du nicht dran glaubst musst du nicht gleich versuchen es ins Lächerliche zu ziehen ;)
Wie sieht bitte dein auf Anarchie beru¬hendes Gesellschaftsbild aus?
Gesellschaft ohne Menschen?
Offenbar muss bei Anarchisten ja erst eine „Brise Mensch” dazu.…
Zum einen hast du Recht, dass ich nicht daran glaube. Denn man sollte von einer Gesellschaftsform überzeugt sein. Optimal gesehen sollte man wissen können, dass diese funktioniert. Und Glaube hat da wirklich nichts zu suchen.
Allerdings ziehe ich es nicht ins lächerliche. Nehmen wir einmal den Begriff der Anarchie hervor und befragen diverse Lexika darüber, so entsprang dieser Begriff dem griechischen und steht für Herrschaftslosigkeit.
Zitat: „ein polit. Zustand, in dem Verfassung, Recht u. Gesetz ihre Geltung verloren haben“, „Herrschaft von Menschen über den Menschen.“. Der Marxist würde übrigens vom Abstreben des Staates sprechen. Zum anderen kann man Anarchie noch wie folgt definieren: „Zwang und rechtl. Ordnung sind aufgehoben, zugunsten einer absoluten Freiheit.“. Das sind die korrekten Definitionen des Begriffes, ohne jegliche ideologische Verklärung. Es ist ähnlich dem Kommunismus eine nette Utopie. Aber es kann auch nur Utopie bleiben. Denn nun kommt das hinzu, was ich mit der „Briese Mensch“ meine. Jeder Mensch besitzt den Machtinstinkt. Man kann sich noch so davon befreit sehen, jenes ist in unserem Wesen verwurzelt, wie der Selbsterhaltungstrieb oder der Vermehrungstrieb. Nun hat man eine Gesellschaftsform, die sich aufgrund der Vernunft jedes einzelnen Bürgers in Ordnung und friedlicher Struktur erhalten kann. Das Ideal der Anarchie. Tritt aber in dieses Ideal ein Mensch, der nach Macht strebt, so bricht dieses gesamte Konstrukt zusammen. Da dem keine übergeordnete Gesetzgebung, keine fundierte Gesetzmäßigkeit entgegensteht. Natürlich kann sich das Volk gegen denjenigen wenden. Aber nicht wenn dieser durch Sympathie und / oder Manipulation dieses auf seine Seite zog. Oder es zumindest schaffte, das Ideal zu unterwandern. Mit anderen Worten, die Anarchie kann den Grundstein für die gnadenlose Diktatur setzen. Wem das Beispiel jetzt zu blöd ist, der überlege mal kurz, warum das NS-Regime so mächtig wurde. Es nutze den Bruch der Weimarer Republik. Deren Zerrüttung, die schon fast in anarchistische Anfangsspuren glitt war u.a. deren Wegbereiter. Somit erachte ich Anarchie für ebenso gefährlich wie eine Diktatur. Ergo. Wer die Verherrlichung der Symbole der Diktatur zu Recht verbannt haben will. Und ich sage bewusst „zu Recht“, der sollte auch keine Parolen der Anarchie dulden.
Zu Vizioon
[…]Schön langer Text, aber irgendwie hast Du nicht mehr alle Tassen im Schrank.[…]
Etwas Gegenteiliges habe ich auch nie behauptet. Ich bin nun einmal bestrebt, bei so mancher These das Gegenargument zu suchen, um damit andere Gedanken und eine andere Herangehensweise an das Thema zu provozieren. Wenn dem nichts wertvolles mehr entgegenzusetzen ist, dann nehme ich das nicht übel.
Ansonsten stelle ich eine Gegenfrage. Das Hackenkreuz ist seit nunmehr 60 Jahren verboten. Welche Erfolge feierte dieses Verbot? Man darf nicht plump und blind mit dem Thema umgehen. Wenn man den Dämon der Vergangenheit endlich einmal erfolgreich entgegentreten will, dann nicht mit denselben Plattitüden wie diese Hohlbirnen, welche diesem Dämon noch immer huldigen.
Man möge mich sachlich und/oder sarkastisch korrigieren, sowie ich Unrecht haben. Denn nur solches lasse ich gelten. Alles andere definiere ich zu ungunsten des anderen als persönlichen Mangel an Argumenten. Und aus einem eventuellen Schlagabtausch halte ich mich sowieso raus.
In diesem Sinne.
Das muss ich so erstmal verdauen.
…
Ok
…
Ich glaub du tust Recht haben!
…
Die Nazis kamen nur an die Macht weil wir vorher fast in anarchistische Anfangsspuren abglitten.
Wenn man mal so drüber nachdenken tut ists eigentlich ganz klar ersichtlich… so im Nachhinein.
…
Und weil Anarchie ja nun so gefährlich ist, was soll man tun? Am besten?
…
Ich glaub ich will, am liebsten auf der Stelle, einen neuen, starken Kaiser der uns alle beschützen tut!
…
Und vom Weihnachtsmann wünscht ich mir noch rote Wollsocken für alle – es soll ja keiner kalte Füße bekommen ;)
Anarchie ist lustig, bis dir eine auf die Nase haut und sagt: „Was denn, ist doch nicht verboten!“
Wenn dann auch noch dein Handy nachdem du 110 gewählt hast verkündet: „Kein Anschluss unter dieser Nummer!“
Blödes Beispiel, Gewalt ist ja etwas, das Linke komplett ablehnen.
Da wäre dann noch dein neues Handy… beim Versandhändler bestellt… im Paket: Ein Backstein. Anruf beim Versandhändler. Die Reaktion auf deine Beschwerde: „Verklag mich doch!“.
Schön muss es sein in der Anarchie, mit meinem nicht vorhandenen Gewissen könnte ich Krösus werden.
Ich denke, wir schweifen ab. Mir jedenfalls geht es nicht unbedingt um die Radikalisierung der Gesellschaft die wohl möglich im Szenario einer Anarchie endet. Verbote, Gebote und Gesetze und deren Durchsetzung sind wichtige Mittel unserer jetzigen Gesellschaftsform. Das heißt natürlich nicht, das ich alle Verbote unterstützen muss.
Einige Verbote werden doch tatsächlich nur erlassen um ein vermeintliches Problem aus der Welt zu schaffen und Dinge dem Sichtfeld der Gesellschaft zu verbannen. Im Bereich der Symbolik ist das natürlich ein Minenfeld. Das Hakenkreuz gehört momentan sicherlich zu den zu Recht verbotenen Symbolen, seine negative Ladung als menschenverachtendes Symbol sitzt noch viel zu tief.
Es geht mir nur um die Konsequente Ausweitung „gefährlicher Symbolik“ in den letzten 30 Jahren. Hier gehen die Faschisten hin und nehmen sich eine Reihe von Mythologien und Symbolen und beginnen deren Bedeutung für sich umzudeuten, ein direkter Bezug zum dritten Reich ist in vielen Fällen nicht mehr klar herzustellen. Gleiches gilt für die Riefenstahl, oft tendiert man dazu, ihr Schaffen zu kritisieren nur aufgrund der Tatsache, das sie zur dunkelsten Zeit Deutschlands ihre kreativste Phase hatte.
Verbote erreichen hier nur das Gegenteil, ebenso der absolut unreflektierte Umgang damit, wie auf den Eintrittskarten zu sehen ist. Wenn man schon eine Kunstepoche huldigt die zur Zeit der dritten Reiches berühmt war und von den Nazis als solche vereinnahmt wurde darf man nicht hingehen und das unkommentiert stehen lassen. Das lasse ich für meinen Teil nicht als künstlerische Freiheit durchgehen. Es ist nicht falsch damit umzugehen und stellenweise sogar begrüßenswert wenn solche Sachen aus dem Zusammenhang thematisiert werden.
Ebenso denke ich, das der Konsens aus allen Kommentaren lauten könnte: Umstrittene Symbolik oder Bezüge sind in Ordnung, denn Provokation liegt in der Natur der Szene. Man sollte aber dazu übergehen erklärende Hinweise, Texte oder Kommentare einzufügen um eventuelle Schlußfolgerungen im Keim zu ersticken. Das Wave-Gotik-Treffen ist in dieser Hinsicht zu sehr vorbelastet als das man sich einfach in Schweigen hüllen kann weil man vielleicht keine Lust mehr auf Diskussionen hat. Wie schnell vermutlich falsche Schlußfolgerungen gezogen werden können, hat dieser Beitrag demonstriert.
Die Intensität der Kommentare, für dich ich euch allen sehr dankbar bin, zeigt, das es sich hier immer noch um ein Thema mit außerordentlicher Relevanz handelt.
@Vizioon: ich hab jetzt sehr lange nachgedacht was ich antworten soll, denn mir hats erstmal schon ein wenig sdie Sprache verschlagen, daher frage ich Dich nur: wo bitte habe ich klar zu verstehen gegeben, daß ich überhaupt „Pro Nazi“-Argumente hätte?
Wenn ich meine anderen Kommentare weiter oben nochmals durchlese, habe ich mich doch eher andernweitig ausgedrückt, nicht wahr ;) ?
Ansonsten kann ich mich nur Guldhan (gut gesprochen, mein Kompliment), Robert und den anderen Mit-Diskutierern anschließen die dieses schwierige Thema so angenehm sachlich angehen.
@Rosa Chalybeia: ok, es war nicht grundsätzlich „Pro Nazi“. Dafür entschuldige ich mich. Aber wie man dieses Thema „angenehm sachlich“ diskutieren kann, ist mir nicht nur schleierhaft, es entzieht sich für mich jeder Diskussion.
@Robert: „Ebenso denke ich, das der Konsens aus allen Kommentaren lauten könnte: Umstrittene Symbolik oder Bezüge sind in Ordnung, denn Provokation liegt in der Natur der Szene. Man sollte aber dazu übergehen erklärende Hinweise, Texte oder Kommentare einzufügen um eventuelle Schlußfolgerungen im Keim zu ersticken. Das Wave-Gotik-Treffen ist in dieser Hinsicht zu sehr vorbelastet als das man sich einfach in Schweigen hüllen kann weil man vielleicht keine Lust mehr auf Diskussionen hat. Wie schnell vermutlich falsche Schlußfolgerungen gezogen werden können, hat dieser Beitrag demonstriert.“ Nö, finde ich in jede Sicht fragwürdig. Aber ich habe sowieso zunehmend den Eindruck, mich im falschen „Blog“ zu befinden. Deswegen: Das war es für mich. Bye.
[…]Die Intensität der Kommentare, für dich ich euch allen sehr dankbar bin, zeigt, das es sich hier immer noch um ein Thema mit außerordentlicher Relevanz handelt.[…]
Die Intensität entsteht wohl dadurch, dass hierbei immer Kontroversen aufeinanderprallen und damit Themen nach sich ziehen, bei denen nicht vom persönlichen Denken abgewichen wird / werden kann. Eines der Hauptprobleme bei politisch angehauchten Themen…da diese immer so verdammt ernst genommen werden, als wären sie der Menschheit Lebensgrundlage.
Um aber wieder zurück zum Thema zu kommen. Ich bin etwas im Netz unterwegs gewesen und ehrlich gesagt erleichtert. Denn es scheint dieses Thema und auch das vom letzten Jahr nirgendwo derart konstruktiv behandelt worden zu sein, dass einem als Leser die Erleuchtung entgegenstrahlt. Überall tummeln sich Pro und Kontra im Mantel von Anfeindung und emotional geladenem Meinungsfetisch.
Um das Thema nun wieder in eine entspannte Richtung zu lenken wäre ich fast von dem Gedanken angetan diese Karte meinen ehemaligen Dozenten zu präsentieren. Um zu sehen, wie das Design auf altgediente Designer wirkt.
@Vizioon: Schade das du das so siehst, deine Entscheidung erscheint mir Rätselhaft und stimmt mich zugleich etwas nachdenklich, aber ich akzeptiere sie.
Ich habe mich immer klar gegen Rechte Einflüsse und Nazis ausgesprochen und dazu auch viele Beiträge dazu verfasst. In deinem ersten Kommentar kritisierst du die Nicht-Abgrenzung, obwohl ich das Gefühl habe genau das zu tun, ich möchte lediglich vermeiden alles über einen Kamm zu scheren. Der Reibungspunkt waren wohl die Verbote, denn du schriebst: „Und ein Verbot mehr ist mir lieber als eins zu wenig.“, dazu habe ich eine andere Meinung, ich habe kein Problem mit anderen Meinungen, nein, ich bin sogar neugierig auf deine. Du hast weiter geschrieben: „Wer Nazi-Symbole benutzt und es nicht weiß, sollte darüber aufgeklärt werden. Ansonsten?“, aber versuche ich nicht genau das zu tun?
Guldhan: Natürlich. Das meine ich auch mit Intensität. Ich finde man sollte aber solche Themen nicht unbehandelt lassen, auch wenn ich zugegebenermaßen etwas zu polemisch an die Sache herangetreten bin. Ich finde es einfach nicht richtig, Gerüchte in die Welt zu setzen und sie dann einfach so im virtuellen Raum stehen zu lassen. Dieses Thema wird oft angeschaut, aber selten wirklich gelesen.
Ich habe mir heute sehr lange darüber Gedanken gemacht, ob ich richtig oder falsch gehandelt habe diesen Beitrag zu verfassen. Ich stehe nie so über den Dingen als das mich gute Kommentare seien sie positiv oder negativ, nicht beeinflussen würden. Auch diesmal habe ich wieder viel mitgenommen von denen die sich an der Diskussion beteiligt haben.
Im Forum des WGT gibt es mittlerweile dazu eine Antwort auf eine ähnliche Frage durch den „Webmaster WGT“: „Es gibt auf den Karten kein Fotomotiv, da alles darauf eine Zeichnung ist. Und selbst die – vermutlich von Dir gemeinten – nackten Menschen darauf sind kein Motiv von Leni Riefenstahl.„
Der „wm“ ist nicht(!) der Betreiber der Internetseite.
Die Seite wurde zumindest letztes Jahr noch vom WGT Artwork Designer und längstem Mitverantwortlichen betrieben.
Den Namen will ich hier nicht nennen auch wenn es kein Geheimnis sein dürfte/sollte.
@Egal: Danke für die Korrektur. Die Profilunterschrift „Webmaster WGT“ implizierte etwas anderes. Aber gut, Betreiber ist auch hier das falsche Wort gewesen, ich habe es entsprechend korrigiert.
Gern geschehen.
Kann nicht schaden den ein oder anderen Zusammenhang nochmal zu erwähnen.
Zu Robert:
[…]Ich habe mir heute sehr lange darüber Gedanken gemacht, ob ich richtig oder falsch gehandelt habe diesen Beitrag zu verfassen[…]
Diese Frage sollte man sich nicht stellen. Zumindest solange man eine Debatte vorantreiben will und sich als Auslöser bzw. Moderator versteht. Ein Artikel, solange dieser im sachlichen Rahmen verfasst wird, steht als Neutrum, wenn nicht sogar als Positiv im Raum. Auf den Rest hat man wenig Einfluss. Manch einem gefallen die Worte, die dann noch hinzukommen, manch einem nicht. Sich durch subjektive Meinungen in eine persönliche Einteilung von Richtig oder Falsch drängen zu lassen ist nicht Sinn und Zweck eines solchen Artikels. Und von guten Kommentaren sollte sich jeder beeinflussen lassen. Ohne dieses gäbe es keinen Fortschritt im eigenen Denken.
[…]Im Forum des WGT gibt es mittlerweile dazu eine Antwort auf eine ähnliche Frage[…]
Dieses fand ich auch. Aber sonderlich aufschlussreich kam mir dieses nicht vor. Denn wie anfangs erwähnt, soll es ja nicht das Thema sein, aufgrund von Mutmaßungen zu behaupten, diese Karte sei eine Riefenstahlkopie. Sondern sich zu fragen, ob es nach dem letzten Wirbel nicht leichtsinnig war nun ein Kartenmodell zu veröffentlichen, dass diese Assoziation erlaubt. Nicht muss, aber eben kann und das reicht ja vielen schon aus. Und dieser Aspekt bleibt offen oder rutscht ebenso in eine Rechts-Links-Debatte.
Auch wird in eben diesem Kommentar geschrieben: […]Alles andere wurde bereits diskutiert und erklärt und muss nicht in einem neuen Thread gemacht werden.[…]
So gab ich bei dem Forum spontan „Riefenstahl“ als Suchbegriff ein und landete auch in ein paar Plauderecken, aber ich fand darin weder eine Klärung, noch eine wirklich Diskussion.
Ich weiß ja nicht ob das jetzt schon irgendwo mal erwähnt wurde, aber wo wir grad mal bei Band und Symbolik waren.
Irgendwie ist es doch auffällig, dass gerade ein SCHMETTERLING als Kartenform gewählt wurde. Gerade wo doch ein gewisser Herr letztes Jahr die Diskussion mehr oder weniger ausgelöst hat. Eigentlich hat der Designer 2 Fliegen mit einer Klatsche geschlagen. Er zieht die Diskussion und auch den Auslöser aus dem letzten Jahr mehr oder weniger ins Lächerliche hält sie aber weiter am laufen… vielleicht damits nicht langweilig wird.
Ich kann auch verstehen warum er dann gerade noch „Einen draufsetzt“. Letztes Jahr mag die Sonne wirklich keine Absicht gewesen sein, es war eine schöne Karte und man hat sie „verteufelt“. Und dieses Jahr dann eben „jetzt erst recht“.
Verzeiht wenn ich mich jetzt ein wenig wiederhole bzw nicht so schlüssig schreibe, aber ich bin noch müde und ich hab Urlaub. *g* Ich denk ihr wisst was ich meine
Zu Kate Noire:
Das las ich ebenfalls im WGT-Forum. Ob Absicht oder Zufall, die Parallelen mit dem Schmetterling sind dahingehend amüsant.
Was ich mir dabei aber überlegte, ist, dass es marktwirtschaftlicher Selbstmorde ist, wenn eine solche Debatte vom Veranstalter bewusst provoziert wird. Gerade in der Zeit, in der Linksaktionäre und politisch Desinteressierte schon halb in den Stellungskrieg innerhalb der Szene ziehen, sollte man als Neutrum fungieren und keine Kontroversen schüren. Denn damit vergrault man mehr die Kundschaft, als dass man sich und sein Projekt attraktiver macht. Auch wenn man Veranstalter des größten dahingehenden Festivals ist, so ist doch die Konkurrenz vorhanden. Und man lasse einmal durch diese Lappalie ein Lauffeuer entstehen. Jetzt einmal überspitzt gesagt. Denn der Herr des schwarzen Schmetterlings hat definitiv Anhänger die mitboykottieren werden. Lasse noch einige große Interpreten folgen oder das alles aus dem Ruder laufen…denn man kann nie sagen welche Reaktion eine Aktion provoziert. Ob bewusst ausgelöst oder unbewusst.
Noch ein kurzer Ausflug zum Thema Anarchie. Ich überlegte lang, ob ich dazu noch etwas schreibe, möchte aber mein letztgesagtes nicht als Latrineparole stehen lassen.
Wie man weiß war die junge Republik nach anfänglichem Erfolg von den Folgen des 1.WKs geplagt. Das Land war wirtschaftlich am Boden, der Versailler Vertrag setze noch eines drauf. Man musste das Machtvakuum ausfüllen, dass der Exilkaiser hinterließ und war alten Militärs und Kaisertreuen ausgeliefert, die sich nicht ihrer Meinung scheuten wie schämten.
Und der Kaiser hinterließ definitiv ein Machtvakuum. Ein Volk, dass Jahrhunderte dieses System kannte, kann nur durch permanenten Aufschwung die letzten reaktionären Querulanten loswerden, die das etablieren einer Regierung behindern. Diese Chance bekam die Weimarer Republik allerdings nicht. Sie bekam die Schuld des Weltkrieges, Arbeitslosigkeit, Aussichtslosigkeit und demzufolge eine nicht unerhebliche Inflationsrate. Dazu noch Schreihälse mit der ewig aktuellen Parole „Früher war alles besser“. Dadurch wurde diese zerrüttet und zermürbt. Was ein inoffiziell noch immer kaisertreuer von Hindenburg als Reichspräsident nicht besser machte. Somit wurde die Republik von Gedanken im Volk unterwandert, die an der Tauglichkeit und dem Durchsetzungsvermögen zweifelten. Es machte sich eine Mentalität breit, welche dem Staat seine momentane Herrschaftsform wieder aberkennen wollte. Und sowie ein Volk an seiner Regierung, seiner Herrschaft zweifelt und diese nicht nur abgeändert, sondern wieder loshaben will sind das für mich „anarchistische Anfangsspuren“. Wenn es dafür einen besseren Begriff gibt, dann nur zu. Welche Konsequenz aus dieser Abänderung folgt, ist in solchen Momenten noch nicht ersichtlich. Derartiges kann zur völligen Abwendung vom Staate -der Anarchie- führen, genauso wie es in andere Staatsysteme übergehen kann.
Natürlich spielen noch andere Faktoren für den Fall der Weimarer Republik eine Rolle. Die Gründe im sozialpolitischen oder massenpsychologischen Bereich sind so verwoben, dass es vermessen wäre einen Grund besonders hervorzuheben. Das wollte ich auch nicht damit sagen, es diente lediglich als Beispiel.
[…]Und weil Anarchie ja nun so gefährlich ist, was soll man tun? Am besten?[…]
Man soll sie am besten verbieten.
Ich schrieb, dass Anarchie eine nette Utopie ist. Und nette Utopien sind selten gefährlich. Aber wenn man einmal auf die letzten 2.000 Jahre des menschlichen Schaffens im Sinne der Zivilisation blickt, dann sollte einem doch bewusst werden, dass der Mensch mehr in Hierarchien lebt als in anarchistischen Gefilden. Der Mensch strebt nach Macht. Ohne dieses Streben würde wir noch immer vor nassem Holz sitzen und grunzend auf die Erfindung des Feuers warten. Aber ein Machtstreben liegt entgegen des zwangsläufigen absoluten Vernunftgedanken, welcher Kern einer harmonisch anarchistischen Gesellschaftsordnung sein muss. So etwas funktioniert vielleicht in einer alt 68´er-Kommune. In kleinen Gruppen. Aber jeder, der denkt, dass man mit dieser Gesellschaftsform ganze Staaten aufrechterhalten kann, der sollte einmal einen Blick aus seinem philanthropischen Glücksbärchiland wagen. Der Mensch strebt auch aufgrund des eigenen Vorteils. Er will seine Macht festigen und neigt dazu mehr Macht haben zu wollen. Machtdrang ohne Herrschaft ist keine Harmonie sondern Chaos. Der Mensch braucht Normen, er braucht keine Individualethik, sondern fest verankerte Richtlinien. Aber um die Fragen zu beantworten. Anarchie sollte man nicht verbieten, warum auch. Gibt es ein Land, das auf Dauer in dieser Form absolut existiert(e)? Linksaktivisten sagten mir einmal, dass es Spanien im letzten Jahrhundert für ein paar Jahre schaffte, aber von mehr wüsste ich nicht. Man sollte jedenfalls darüber aufklären, dass es einen Unterschied zwischen Staatstheorie und deren Umsetzung gibt. Denn ein Mensch ist womöglich vernunftbegabt. Ein Rudel Menschen hingegen nicht.
Mehr möchte ich nicht dazu sagen, denn dem eigentlichen Thema dienlich ist dieser Text bei weiten nicht mehr.
Langsam glaub ich hier komplett falsch zu sein.
Ja, diskutiert wird hier… aber über was?
Nicht einer hat meine Behauptung das der Designer der Karten das letztes Jahr schon verbockt hat und auch schon vor dem Jahr 20000 Mitveranstalter und Internetseitenbetreiber ist auch nur annähernd in Frage gestellt oder bestätigt…
Weiß nicht was für Infos ihr noch braucht, oder warum ihr lieber über Schmetterlinge und Anarchie redet, ich jedenfalls verabschiede mich hier wieder ;)
@Egal: Ehrlich gesagt bin ich mir auch über die Zusammenhängen nicht ganz im klaren. Nach 2000 gründeten Sven Borges und Mike Schorler zusammen mit Thomas Görnert die Treffen & Festspielgesellschaft, der „geistige“ Vater Michael Brunner wurde als konzeptioneller und inhaltlicher Berater genannt. Als es 2009 zum Brief von ASP gekommen ist, haben lediglich Sven Borges und Mike Schorler sich sehr dünn für die schwarze Sonne rechtfertigt. Thomas Görnert hält sich offenbar aus allen Diskussionen heraus. Als „Künstler“ im Sinne des Pfingstboten werden 2010 unter anderem auch Peter Matzke genannt (neben T. Görnert und Michael Smuk), der auch für eine Reihe andere Publikation verantwortlich ist. Inhaber der Internetseite ist ebenfalls Goernert, der sich auch die Rechte an der Bezeichnung gesichert hat.
Es liegt also auf der Hand, das nur Görnert eine zufriedenstellende Stellungnahme verbreiten könnte, da er in jeglicher Hinsicht Schlüsselfigur zu sein scheint, der hüllt sich aber in Schweigen. Daher gab es keinen Grund deine Aussage in Frage zu stellen, schließlich sehen wir das mal als Fakt. Ich weiß nicht, worauf du in diesem Bezug hinaus willst? Daher möchte ich die Frage zurück geben, worüber diskutierst du? Ich bin jedenfalls neugierig.
Görnert wird hier auch als Mitverantwortlicher fürs 2000er WGT genannt. Man gewinnt manchmal den Eindruck er hätte vorher nichts mit dem WGT zu tun gehabt, das ist falsch.
Auch Brunner ist letztes Jahr sogar noch auf ner Bühne rumgelaufen und hat Noctolus angekündigt.
Mir war nicht klar das die Infos hier angekommen sind da die Frage nach dem Designer der Karte solange unbeantwortet/unbeachtet blieb.
Ich sehe ihn hier auch „in jeglicher Hinsicht“ als „Schlüsselfigur“.
Es bleibt mir trotzdem ein Rätsel warum das erst jetzt so deutlich formuliert wird. Hätte man im Artikel auch schon mit einbringen können.
Vielen scheint das alles noch nicht ganz klar zu sein. Und nicht wenige denken immernoch das die Schwarze Sonne auf der Obsorgekarte ohne besseres Wissen von einer Aushilfe evtl. entworfen wurde.
Ich fand das mit von Thronstahl damals schon erschreckend, das die selben Leute aber die den Ärger um die Band zu verantworten hatten neuen Jahre später mit dem Logo dieser Band (Schwarze Sonne) dann ihre Karten bedrucken kann kein „Versehen“ sein.
Erst recht nicht wenn doch jedes Jahr dieses Symbol dank VAWS in der Agrar immer schön platziert wird.
Das man dies im WGT Forum so auch nicht schreiben darf sagt leider eben auch viel aus.
Hast recht, zu diskutieren gibts da leider ansonsten wirklich nicht viel.
@Robert: Erst mal will ich mich entschuldigen, ich habe gestern überreagiert. Und auch dumm, denn ich mag Deinen Blog. Ich hab wohl etwas durchgedreht.
Um meinen Hauptpunkt, nämlich das Verbot, zu präzisieren: erst Verbote machen strafrechtliche Maßnahmen möglich.
Es wird ja immer das Toleranz-Argument angeführt, aber gibt es in dieser toleranten Szene auch Grenzen? Oder ist es egal, ob Judenhasser oder Kindervergewaltiger?
@Egal: Ja du hast recht, das hätte man mit in den Artikel einbringen können. Ich werde das auch noch in entsprechender Form einbringen und den Artikel diesbezüglich aktualisieren. Ich wusste zunächst nicht worauf du hinaus wolltest. Natürlich muss man hier auch vorsichtig formulieren, denn was nun tatsächlich dahintersteckt lässt sich bis zum jetzigen Zeitpunkt nur vermuten.
Entsprechend ergibt sich hier neuer Diskussionbedarf, bei dem ich mich freuen würde, die weiterhin als Kommentator zu begrüßen.
@Vizioon: Vielen Dank, Entschuldigung angenommen. Es ist immer schwer hinter reinem Text die richtige Bedeutung zu finden, ich denke aber ich verstehe was du meinst. Ohne Gesetze die aus Verboten resultieren fehlen uns die Maßnahmen etwas zu unternehmen. Das sehe ich ein. Kindervergewaltiger und Judenhasser in einen Konsens zu stellen halte ich für bedenklich. Jemand der Kinder vergewaltig hat keinerlei Toleranz zu erwarten, hier ist es zu spät für jede Gnade. Jemand der Juden hasst, kann man immer noch vom Gegenteil überzeugen, bei jemanden der Gewalt daraus folgen lässt, ist es ebenfalls zu spät für jede Prävention.
Klar muss man mit Vermutungen vorsichtig sein, kein Thema.
Aber gerade deshalb sind die wenigen Fakten es auch wert an entsprechender Stelle genannt zu werden.
Im Zweifelsfall besser spät als nie.
Neuen Diskussionsbedarf hab ich nicht wirklich, da es für mich eigentlich immernoch die selbe Diskussion seit Jahren ist.
Wenns die Zeit erlaubt werd ich ein Auge auf deinen Blog haben, wenns interessant genug ist mich auch melden; aber ein Versprechen ist das nicht, hab zum Glück auch noch ein paar andere Dinge zu tun ;)
@Robert: Diesmal habe ich mich absichtlich übertrieben ausgedrückt. Und ja, reiner Text drückt leider nicht die Emotionen aus. Grundsätzlich stimme ich Dir zu.
@Egal: Halte ein Auge auf diesen Blog! Was den Diskussionsbedarf angeht: ja, für mich auch, und vor kurzem hätte ich auch fast aufgegeben (s.o.), aber egal, es kostet nur ein paar Worte ;)
@Egal: Vielen Dank für dein Auge, werde mich bemühen die Diskussion aufrecht zu erhalten und ggf. mit neuen Fakten oder Ideen zu würzen.
Es wäre evtl. noch wichtig zu nennen, dass auf besagter Obsorgekarte mit der Sonne ein Copyright angegeben war: 2009 goeart.
Das lässt natürlich wieder auf Görnert schließen: Gö-Art.
Was die so alles mit produzieren, kann jeder per Suchmaschine selbst herausfinden.
@Chapman: Stimmt, das liegt auf der Hand und solange sich Herr Görnert in Schweigen hüllt, wird diesbezüglich wohl nicht ein abschließende Auflärung stattfinden. Das hier Aufklärungsbedarf besteht, ist für mich ohne Frage, denn allein die Zugriffszahlen auf diesen Artikel sprechen eine deutliche Sprache.
Was würde passieren, im Falle, Herr Goe Art äußert sich, dass er mit Symbole und Riefenstahl-Anleihen mit Absicht und vollem Wissen um deren Herkunft benutzt hat?
Gute Frage! Das weiß wohl niemand genau zu sagen. Wenn ich für mich persönlich sprechen darf: Ich fände eine Aussage zunächst gut, egal in welche Richtung sie gehen würde, denn Schweigen ist die denkbar ungünstigste Verhaltensweise. Die Riefenstahl Bilder finde ich alleine nicht problematisch, daher sind auf deren Anleihen vollkommen legitim, wie ich bereits im Beitrag zu vermitteln versuchte.
Problematisch wird erst durch die Gesamtheit des „bewussten Ausrutscher“, eine schwarze Sonne hier, Grenzwertige Künsler da und hier noch ein Stand des VAWS.
Darüber hinaus bin ich mir sogar ziemlich sicher, das die Riefenstahl-Anleihen und Symbole in voller Absicht benutzt wurden, fraglich bleibt, vor welchem Hintergrund. Provokation? Sympathisieren? Protest? Kunst?
Andere Frage: kann die schwarze Szene nicht ohne diese zweifelhaften Symbole bestehen? Muß Provokation immer grenzwertig sein? Wenn er dies mit Absicht benutzt hätte, würde ich mich fragen, ob er noch alle Sinne beisammen hat,
Natürlich muss Provokation grenzwertig sein, sonst bricht sie kein Tabu und provoziert nicht.
Andererseits frage ich mich, wer mit Obsorgekarten (etc) provoziert werden soll – die eigene Kundschaft? Außerdem stellt sich die Frage, warum muss überhaupt provoziert werden – und warum nicht mal in eine andere Richtung?
@Chapman: Wieder eine berechtigte Frage, wer damit letztendlich provoziert werden soll, zudem ich vermute, das hier keine direkte provokative Absicht dahintersteht. Vielmehr ein sorgloser und unreflektierter Umgang mit Symbolik, eine falsches Verständnis vom Genre „Neofolk“ und eine verkorkste Ansicht auf die eigene „Kunst“.
Wie provoziert man Deiner Ansicht nach in die andere Richtung?
Ich bin mir sicher, dass sich noch andere Reizthemen finden lassen, außer der Zeit der 30er und 40er Jahre. Wie wäre es mal mit zeitrgenössich? Es muss ja nicht immer die erste Hälfte des 20. Jh. oder die Bronzezeit bedient werden.
@Chapman: Ich denke die Mittel zu Provokation werden immer knapper. Nackte Haut, Gewalt, Horror? Alles schon dagewesen. Wie provoziert man heute eine breite Masse? Nur noch mit dem Leid anderer, was sich gut an der Programmgestaltung der privaten Fernsehsender ablesen lässt. Deshalb nochmal meine konkrete Frage, welche Themen sind Reizthemen? Auswanderer ohne Fremdsprachenkenntnisse? Rauchverbot? Unfähigkeit der Politik? Krieg in Afghanistan? Das zu heiße Wetter?
Das driftet mir jetzt zu sehr in eine Diskussion über Provokation ab. Die breite Masse muss beim WGT nicht provoziert werden, da Eintritts- und Obsorgekarten nur für Besucher des WGT sichtbar sind.
Außerdem wage ich mal den Umkehrschluss: Es gibt keine echten Provokationsthemen mehr – nehmen wir doch die Nazizeit, das geht immer?
Ja du hast recht, mein Fehler. Provokation hat auf einer Eintrittskarte sowie nicht verloren. Lassen wir also den Umkehrschluss, den ich sehr interessant finde, außen vor. Für mich steht immer noch die Frage im Raum, ob man bei der Eintrittskartengestaltung möglichst kreativ sein möchte oder warum man sich dafür entschieden hat. Denn wie du schon richtig sagst, sind die Karten nur für die Besucher, die Obsorgekarte gar nur für die Zeltplatzbewohner.
Ich finde diese Diskussion darüber warum und wieso etwas verwendet wird, bei dem sich an der Auswahl unbeteiligte dazu äußern, ein unausweichliches Phänomen das mitunter auch zu absurden Ergebnissen führen kann. Es macht wieder einmal deutlich wie wichtig es ist eine Aussage von jemandem zu bekommen, der sich für das Design verantwortlich zeigt. Denn wer weiß vielleicht sollte die Karte auch nur schön aussehen und das Symbol hatte man zufällig irgendwo aufgeschnappt?
@Robert: Da nun das Symbol als nicht nur schön identifiziert wurde, würde ich es schön finden, sich in Zukunft mehr darum zu kümmern, was man da so verwendet. Nebenbei: Dieses Symbol erscheint erschreckenderweise unter den Top 12 der Bilder, wenn man „schöne Symbole“ googlet….
Um es mal ketzerisch zu formulieren: Es werden unreflektiert die Zeichen verwendet, die der „Künstler“ selbst in seiner Szene vorfindet. Und damit muss ja nicht die Schwarze Szene gemeint sein.
Sich hinter dem Begriff „Kunst“ zu verstecken, passt in dem Fall sehr gut. Denn Gestaltung hat immer etwas mit Kommunikation zu tun. „GöArt“ klingt nach „Art“, also muss man nichts kommentieren. Kunst kann der „Künstler“ auch unkommentiert lassen und gar nichts erklären.
So funktioniert es allerdings nicht. Ich empfehle ein Gestaltungs-Studium. Ein Volkshochschul-Kurs über Pixelschieben in Photoshop reicht eben nicht aus. (Wie man sieht.)
Manchmal frage ich mich ob hier einige der politisch Überkorrekten mit Hammer und Meißel ins Museum ziehen möchten, um einfach mal ISIS-like paar Statuen zu zerkloppen.
Die Riefenstahl hat damals mit dem Olympia-Film an eine der ältesten Demokratien referenziert. Wer sich diesen Film anschaut, der sieht fleischgewordene alte griechische (hellenistische) Kunst (zB den Diskobol). Im alten Griechenland wurde erstmals Ästhetik in der Kunst eingeführt. Deswegen paßt eine ästhetische Aussage auch sehr gut ins künstlerische Konzept des WGT, dort wird ja mit jeder Eintrittskarte an eine bestimmte kulturelle Epoche referenziert.
Borges und Schorler haben das WGT damals übrigens schlicht übernommen (wohl mitsamt der Verbindlichkeiten), Geld und Erfahrung hatten sie ja durch In Move (was haben Borges und Schorler mit In Move zu tun? Na, weiß das jemand?), aus irgendwelchen Gründen haben sie es in eine eigene GmbH geschoben. Hat man auch nach 2000 gemerkt, die Organisation wurde schlagartig besser.
Und zu den üblichen ANTIFA-Aktivisten kann man nur sagen: Mitläufer des Zeitgeistes. Im 3. Reich war es gesellschaftlich anerkannt und gehörte zum gutem politischen Ton, Judengeschäfte zu entglasen – das hätten die damals auch getan. In der DDR wären sie auch brave sozialistische Schäfchen gewesen und hätten Antennen abgesägt oder langhaarige Beatnicks/Tramper oder andere Abweichler angeschwärzt. Das gehörte zum politischen Mainstream und man war auf der gesellschaftlich gesehen „guten“ Seite.
Es hat seine Gründe, warum ich mich damals aus der ANTIFA verabschiedet habe.