Im Kampf um erschwingliche Ticketpreise hat Robert Smith, Fürst der Finsternis und Schrecken der Schwarzmarkthändler, die nächste Runde eingeläutet. Auf Twitter bestätigte er am 31. März, dass rund 7.000 Tickets für die Nordamerika-Tournee storniert wurden. „Rund 7k Tickets für etwa 2200 Bestellungen wurden storniert. Es handelt sich um Tickets, die mit gefälschten Accounts gekauft wurden / auf sekundären Wiederverkaufsseiten gelistet sind“. Der sonst introvertierte und schüchterne Frontmann ist zum Kämpfer für die Fans mutiert und zeigt mit seinem Engagement gegen überhöhte Ticketpreise, Schwarzmarktangebote und überzogene Gebühren, wovon sich andere Bands vielleicht eine Scheibe abschneiden können.
Smith vs. Abzocke – Was bisher geschah
Als die Band am 15. März den Vorverkauf für ihre bevorstehende Nordamerika-Tour eröffnete, hoffte sie, die Tickets erschwinglich zu halten, indem sie Fanclub-Mitgliedern Sitzplätze für nur 20 US-Dollar anbot. Auf diese Weise wollten sie sich vor der dynamischen Preisgestaltung mit so genannten „Premium-Tickets“ und Preistreiberei schützen. Außerdem wurden die Tickets nicht übertragbar gemacht, um Wiederverkäufern das Geschäft zu erschweren.
Als er dann auch noch herausfand, dass der Ticketanbieter „Ticketmaster“ die Fans beim Kauf der Tickets mit Buchungsgebühren bestrafte, die den Wert der Billigtickets überstiegen, war er stinksauer. Dieses „Gebühren- und Ticketpreis-Debakel macht ihn krank“, twitterte er sinngemäß.
Der Wirbel, den Smith damit auslöste, zeigte Wirkung. Ticketmaster erstattete den Käufern rund 10 Dollar der Buchungsgebühr. In der begleitenden E-Mail des Konzerns hieß es: „Das ist alles Robert Smith zu verdanken“.
Am 31. März gab der Gott der Nacht schließlich bekannt, dass er rund 7.000 Tickets, die auf Wiederverkaufsseiten angeboten wurden, für ungültig erklären ließ, um auf die jüngste Masche von Wiederverkäufern zu reagieren, die Kontodaten verkaufen wollten, um die Übertragungsbeschränkungen von „Ticketmaster“ zu umgehen:
„Alle Tickets, die auf diese Weise erworben wurden, werden storniert und die ursprünglich für diese Tickets gezahlten Gebühren werden nicht erstattet. Die für diese Tickets gezahlten Gebühren werden an Amnesty International gespendet, und die Tickets selbst werden an Fans zurückverkauft“.
Ist Robert Smith der Vorreiter einer neuen Bewegung?
Das Rolling Stone Magazine fragt zu Recht, warum seine Kollegen es ihm nicht gleichtun. Smith sei ein positiver Beweis dafür, dass Künstler durchaus handlungsfähig sind, wenn es darum geht, Fans vor überhöhten Preisen und Abzocke zu schützen. In der Tat ist das Engagement, das Smith in dieser Sache an den Tag legt, in der Branche beispiellos. Am 16. März wies Smith in einem weiteren Twitter-Post darauf hin, dass die Künstler sehr wohl Einfluss darauf haben, zu welchen Preisen und mit welchen Zusatzangeboten die Tickets verkauft werden.
Sie nutzen die treuesten Fans aus, wenden intransparente Preistaktiken an und zwingen sie, Waren und Fanclub-Abonnements zu kaufen, um eine Chance auf Tickets zu bekommen, und dann, während die Leute in den Warteschlangen stehen, messen sie die Nachfrage und erhöhen den Preis entsprechend. (Steve Lee, Präsident der Fair Ticketing Alliance)
Bruce Springsteen sagte kürzlich, es sei eine „unvermeidliche Begleiterscheinung moderner Tourneen“, dass es Tickets zu hohen Preisen gebe. Als der Vorverkauf für seine Tournee 2023 startete, wurden bis zu 5.000 US-Dollar für Tickets verlangt, worüber sich viele Fans beschwerten. Möglich wurde dies durch ein dynamisches Ticketpreissystem, das es ermöglicht, Tickets frühzeitig zu kaufen oder zusätzliche Optionen am Eingang zu erwerben. Als Reaktion stellte eines der ältesten Fanzines, „backstreets.com“, sein Erscheinen ein.
„Nach 43 Jahren, in denen es in der einen oder anderen Form von Fans für Fans von Bruce Springsteen herausgegeben wurde, verkündet Backstreets, dass das Ende der Reise erreicht ist. […] Das sind Konzerte, die wir uns kaum leisten können, die sich viele unserer Leser nicht leisten können und die dazu geführt haben, dass ein großer Teil unserer Leserschaft das Interesse verloren hat.“
Neil Young klagte kürzlich auf seiner Website: „Es ist vorbei. Die alten Zeiten sind vorbei. Ich bekomme Briefe, in denen ich für 3.000 Dollar teure Tickets für eine Benefizveranstaltung, die ich organisiere, verantwortlich gemacht werde. Dieses Geld geht weder an mich noch an die Veranstaltung.
Robert Smith macht deutlich, dass man als populärer Künstler sehr wohl die Verantwortung hat, sich auch beim Ticketverkauf um seine Fans zu kümmern. Möglicherweise ergibt sich daraus ein Synergieeffekt, denn mit dieser Form des „Respektaustausches“ zwischen Künstler und Publikum dürfte der Verkauf von physischen Tonträgern oder anderen Artikeln wiederum den Bands zugutekommen.
Abseits der Popularität stellen sich diese Fragen überhaupt nicht, da sich die Künstler neben den Superstars in der Regel auf deutlich moderateren Pfaden bewegen. Hier lohnt sich auch das Geschäft der Ticketverkäufer nicht. Wo Tickets nicht knapp sind, gibt es auch keine übertriebene Nachfrage.
Ich versuche ja normalerweise nicht zu sehr den Fanboy raushängen zu lassen, aber in dem Fall mach ich es mal doch:
Danke Robert Smith! :D
All hail the true Godfather of Goth!
Laßt es mich mal so sagen:
DAS hätte ich von Robert Smith trotz allem tatsächlich NICHT erwartet!
Als lebenslanger The Cure – Fan ist das für mich natürlich eine absolute Daseinsbestätigung. Das drückt für mich aus, Goth zu sein.
Abgewandt (in den meisten Teilen) von der Welt, aber nicht abgewandt von der eigenen Community.
Egal wieviel Geld „The Cure“ verdient haben, ist Robert Smith immer noch der gleiche schüchterne Kerl, den wir eigentlich alle so lieben und verehren….
„Egal wieviel Geld „The Cure“ verdient haben, ist Robert Smith immer noch der gleiche schüchterne Kerl, den wir eigentlich alle so lieben und verehren….“
Das stimmt! Ich kenne auch keinen Künstler der auf der Bühne sympathischer wirken würde als Herr Smith… :)
Das geht mir genau so. Ich habe viel erwartet, aber eine Reaktion in dieser Form überhaupt nicht. Auch wenn er am System vielleicht nichts ändert, bleibt er jedoch subkultureller als alle die, die sich Subkultur auf die Fahnen schreiben. Ich bin mir darüber hinaus auch sicher, dass mit so einem prominenten Zugpferd vielleicht tatsächlich etwas passieren könnte.
Okay, dann oute ich mich als „Fangirl“, obwohl ich fast so alt wie Robert bin! Der „Godfather of Goth“, der keiner sein will – Robert, da bist du chancenlos!!!