Dies ist ein Gastbeitrag von Autorin Wichtlhexe, die den Blog Tamponkollektiv betreibt, indem sie sich nicht nur mit Feminismus, sondern auch mit Gesundheit, Politik und Kultur beschäftigt. Nachdem ich ein paar ihrer tollen Artikel gelesen hatte, musste ich sie einfach bitten, über ein Thema zu schreiben, über das sie sich bereits in ihrem Blog ausgelassen hatte. Vielleicht gibt es in Zukunft weitere Artikel aus ihrer Feder. Ich würde mich freuen.
Neulich gab es eine „Sensation“ im deutschen Mainstream-Fernsehen, über das noch immer debattiert wird. Bei der Sendung „Joko&Klaas gegen ProSieben“ gewannen die beiden 15 Minuten Sendezeit zur Prime Time. Diese Sendezeit durften sie gestalten, wie sie wollten. Die beiden waren nicht zu sehen, sie überließen die Bühne diesmal anderen. Die Trigger Warnung verhieß nichts Gutes und stellte den ersten von mehreren Patzern da. In der eingeblendeten Warnung hieß es, dass es für empfindsame Menschen nicht ohne wäre. Abgesehen vom verstörenden Inhalt, gibt es auch Menschen, die betroffen sind. Diese Menschen als empfindsam zu bezeichnen ist, gelinge ausgedrückt, ziemlich daneben. Soviel dazu.
Die Autorin und Journalistin Sophie Passmann führte durch die fingierte Ausstellung „Männerwelten“ und präsentierte dort, zusammen mit anderen Frauen aus der Öffentlichkeit, den alltäglichen Sexismus. Angefangen von sogenannten „Dick-Pics“, die ungefragt auf Social Media versendet werden, über beleidigende Nachrichten/Kommentare und Catcalling 1, sexuelle Übergriffe und versuchter Vergewaltigung war alles geboten. Im letzten Ausstellungsraum wurden Kleidungsstücke gezeigt, die Frauen anhatten als sie vergewaltigt wurden. Unterstützt wurde das Ganze von der bekannten Frauenrechts-Organisation Terre des Femmes.
Die Reaktion war gigantisch. Viele Menschen, in erster Linie Frauen, feierten diese Aktion. Sophie Passmann erhielt, laut eigener Aussage, noch nie so viele positive Kommentare und Rückmeldungen, wie zu dieser Sendung. Ein Meilenstein des Feminismus zur besten Sendezeit und zu dem auf einem Sender mit einer enormen Reichweite. Der alltägliche sexistische Wahnsinn der Gesellschaft wurde auf einem Silber Tablet schonungslos präsentiert.
So weit so gut. Frau Passmann hat einen wunderbaren Job gemacht, ohne dabei zu klingen wie „in einem feministischen Proseminar“. Es war toll, das genau auf einem Sender wie ProSieben zu zeigen. Dennoch regte sich bald berechtigte Kritik in den sozialen Medien. Die Kritik fängt bei ProSieben selbst an, wo Sendungen, wie Germanys Next Topmodel produziert und ausstrahlt werden. Viele kritisierten auch, dass ausgerechnet zwei Männer Dank und Aufmerksamkeit bekommen, für etwas wofür andere sich seit Jahren den Mund fusselig reden. Joko und Klaas sind selbst Teil des Problems Sexismus. In ihrer Sendung „NeoParadise“ begrabschten sie zweimal vor laufender Kamera Frauen und machten sich darüber noch lustig. Die „Entschuldigung“ kam erst nach dem Shitstorm und die ganze Sache wurde zusätzlich von heruntergespielt vom Sender ZDF. Transmenschen und People of Colour sind im Beitrag massiv unterrepräsentiert. Die Zusammenarbeit mit Terre des Femmes stößt auch sauer auf, denn diese ist mehr als fragwürdig. Terre des Femmes ist für ein Kopftuchverbot von Minderjährigen, spricht sich gegen gendersensible Sprache aus und schließen generell Sexarbeiter*innen und Transmenschen aus.
Soweit erstmal zur offiziellen Kritik. Was hat das nun alles mit Spontis zu tun bzw. mit der Gothic Szene? Was geht uns ein Mainstreamsender wie ProSieben an? Mehr als uns vielleicht lieb ist. Wenn wir von der Annahme ausgehen, dass jede zweite Frau in Deutschland in ihrem Leben sexuelle Belästigung erlebt hab, warum sollte das nicht auch auf die Szenemenschen (egal welchen Geschlechtes) zutreffen.
Bereits im Oktober 2017 schrieb Flederflausch einen Artikel über die #metoo-Debatte auf Spontis:
„Schwarzkittel tun gerne so offen, tolerant, aufgeklärt und diskussionsbereit. Da frage ich mich, wie können sexuelle Übergriffe und Belästigungen nie (zumindest bin ich nicht drauf gestoßen) thematisiert worden sein? Auch, oder gerade weil, sich scheinbar ja auch immer wieder Menschen in der “Szene” finden die derartiges erlebt haben und das mitunter kommunizieren, dass sie bereits Opfer solcher Angriffe wurden. Warum sprechen wir nicht ernsthaft darüber, dass Otto-Normalverbraucher häufig lüstern starren oder Sprüche loslassen und man Dinge zu hören bekommt, wie “Ich habe mal mit einer freaky Goth-Braut geschlafen, voll abgespacet“? Wieso wird immer nur augenrollend am Rande erwähnt, dass viele Party- und Festivalfotografien gezielt auf “Arsch und Titten” draufhalten? Die “Szene” gibt sich oft so offen und frei und unkonventionell, aber hier hört das alles meiner Meinung nach ganz schnell auf. Wer sich auftakelt, ist ein Poser und Frauen in knappen Outfit sind Schlampen, oft genug gehört. Auch hier werden Stereotype reproduziert und Frauen die Selbstbestimmung abgesprochen (Männern auch). Auch hier wird geschwiegen. Und auch hier wird sich danebenbenommen?!“
Die Antwort liegt eben in jener Gesellschaft, die wir ablehnen. Wir sind nach wie vor Teil von ihr. Wir wurden in sie reingeboren, wir leben trotzdem in ihr, haben mit diesen Menschen nach wie vor zu tun. Es ist eine harte Erkenntnis, aber wir leben leider nicht abgekapselt auf Gothic-Island. Unsere Sozialisation unterscheidet sich wenig, von deren anderer, auch wenn wir sie vielleicht eher hinterfragen und ablehnen.
Manche gesellschaftliche Strukturen sind nicht so offensichtlich, und fördern oder erhalten dennoch den alltäglichen Sexismus, Rassismus und Faschismus. Diese Strukturen existieren in uns selbst, weil wir mit ihnen aufgewachsen sind, so erzogen worden sind, etc. Selbst wenn sexualisierte Gewalt in der Gothic Szene weniger oft passiert, geschieht sie dennoch. Es gibt keinen Unterschied zur Stino-Gesellschaft, wenn Sprüche nach einem Übergriff fallen, wie zum Beispiel „Nimms als Kompliment.“ Inwiefern Unterscheidet sich der innere Monolog eines „Stino“-Opfers („War ich schuld?“ „Naja, ist halt ein Idiot.“ „War das jetzt wirklich eine sexuelle Belästigung?“) von dem eines Opfers aus der schwarzen Szene? Auch das gern ausgesprochene Alibi „Der gehört nicht zur Szene/ist ein Außenstehender“, finde ich schwierig.
Da macht man das Fass „Wer gehört zur Szene“ auf, und das Problem Sexismus wird schweigend weitergeschoben. Viele Reaktionen von Männern waren nach dem Video auch, dass sie sowas noch nie miterlebt haben oder sowas selbst noch nie gemacht haben. Aha. Inwiefern unterscheidet sich das von Aussagen aus der schwarzen Szene? Richtig! Gar nicht! Der Wunsch nach der familiären Harmonie innerhalb der Szene ist vielleicht mitunter ein Grund, warum darüber kaum geredet wird. Der Glaube, man selbst ist so wunderbar, tolerant und offener ist ein Hindernis für Selbstreflexion. Es reicht nicht von sich selbst überzeugt zu sein, tolerante Gedanken zu äußern, wenn man nicht danach lebt.
Möchte man also diese familiäre Harmonie der schwarzen Szene haben, kommt man nicht umhin sich selbst regelmäßig zu reflektieren, um die eigenen inneren sexistisch, rassistisch oder faschistischen Strukturen abzubauen. Wenn wir kein weiteres Leid von Opfern sexualisierter Gewalt wollen, keinen weiteren #metoo oder #aufschrei, dann müssen nicht nur hinsehen, sondern auch entsprechend handeln. Und das nicht nur innerhalb unserer Szene.
Einzelnachweise
- Übergriffige und sexuell aufgeladene Kommentare von Männern gegenüber Frauen im öffentlichen Raum. Catcalling sind sexuelle Belästigungen wie beispielsweise „Hey Süße, komm doch mal her“, „Einen geilen Arsch hast du da“ oder auch Kussgeräusche oder eindeutiges Pfeifen[↩]
Schöner Beitrag. Dem ist nichts hinzuzufügen meiner Seits, außer vielleicht, dass meine Frau und ich vor Jahren mit aus diesen Gründen politisch aktiv geworden sind. In der Politik, auf kommunaler Ebene angefangen, gibt es das Problem einer schlechten Durchmischung, und das Symptom der „Alten weißen Männer“, die sich und ihrem Weltbild natürlich am nächsten sind. Anderer Seits vergeht vielen die Lust am Weitermachen, oder sogar am Einsteigen…. was wieder zu „Alte weiße Männer führt“. Gestern hatten wir mal wieder die Diskussion… und Ehe intern kommen wir immer zu dem Schluss: Viel Stunden zu arbeiten, und weiterbilden, oder umschulen, und das in einem gut bezahlten Beruf (oft „Männerberufe“) führt zu mehr Geld in der Tasche. Kombiniert mit aktiv sein und netzwerken, führt das zusammen allein, und in der Gruppe Gleichrangiger und Gleichdenkender, zu Macht. Ein anderer Weg ist schwierig… wenn nicht romantisch aber sinnlos. Und ohne Macht heißt Ohnmacht. Basta. Das Frauen oft ihre Karriere bremsen, stoppen oder aufgeben, in schlecht bezahlte „Frauenberufe“ gehen, und das auch noch Teilzeit, dazu weniger am richtigen Ort aktiv, und vor allem da nicht zusammen aktiv im Netzwerk sind, und damit aktiv auch an die Hebel der Macht greifen, macht sie oft machtlos oder machtarm, einfach weil die Machtmittel fehlen, und damit auch die Mittel, Gegner ordentlich einen zu verpassen. Dazu kommen klassische Männer- und Frauenbilder, die aktive Männer (Jungs halt) und passive Frauenbilder (Mädchen halt) befördern, und oft auch angenommen werden. Und diese sind im alten,
und neuen religiösen, kulturellen und politischen „Konservatismus“, ja nie weg gewesen, und werden immer wieder neu propagiert. Das ist natürlich nicht auf alle Frauen zu beziehen, und ist natürlich auf viele Gruppen von Menschen anzuwenden. Bei Schwachen und Minderheiten, gepaart mit „Armut“ erschwert sich das Ganze natürlich. Und solange die mächtigen, und „reichen“ Männer nicht abtreten oder zum abtreten gezwungen werden, und die Frauen (und andere Gruppen) nicht stärker auftreten und die Gegenspieler wegdrücken, sehe ich persönlich keinen echten und langfristigen Wandel. Klingt hart, vielleicht auch „rassischtisch“… weil ich Frauen und Männer, als Mann wohlgemerkt, gegeneinander ausspiele als Gegner auf dem Feld des Lebens, aber leider bin ich, zusammen im Gespräch mit meiner Frau, noch zu keiner besseren Lösung gedanklich gelangt. P.S. Hätten eine Klaasine und eine Jorinde genau so viel arbeiten können, sich genau so eine starke Plattform, Fangruppe, Aufmerksamkeit, „erschaffen“ können? Und damit die selbe Macht haben können? Klar, wäre das möglich. Aber weder das Frauen Duo, noch die Gruppe der Machtgeber dieses Duos ist existent. Warum existiert das Frauen Duo nicht, sondern Joko und Klaas? Na weil sie das gemacht haben, gefördert und gefordert wurden, und Kunden (Zuschauer) und damit Geld und Einfluss an sich gebunden haben. P.P.S. „Du alter Sack mit der Kamera, hau ab, zieh dir doch selber sowas an, (und fotografier deine eigenen Titten)“…. würde sofort helfen auf Festivals, wenn sich alle ohne Ausnahme einig wären so zu handeln. Is aber nicht so, also is es anders. Würde in der Disco, gegen angraben, mit Unterstützung des Umfeldes, auch oft funktionieren. Klingt wieder hart von mir… sorry. ;-)
Das frage ich mich auch manchmal und habe auch schon von einer Frau gehört sie fühle sich in der Szene immer sicher.
Das kann ich für mich leider so nicht bestätigen.
Da sind Aussagen wie „Hast du keinen Respekt?“, weil ich nicht mit dem Herren tanzen wollte oder „Schade, dass du nicht trinkst. Ich würde dich gern abfüllen.“ Noch harmlos.
Von ersterem Herren wurde ich auch einfach auf den Mund geküsst, obwohl ich vorher meinte ich will ihn nicht küssen.
Ich denke da wird nur helfen solche Sachen anzusprechen und auch im vermeintlich so harmonischen und sicheren Bereich auf entsprechende Lektüre oder Vorträge aufmerksam zu machen (
bei Mensch, der da offen ist) Selbstreflexion zu fördern in dem man doch mal den/die Spielverderber*In spielt und sagt du, dass war jetzt, aber nicht so cool.
Geduld und Empathie wie in jeden Bereich halt.
So ein Beitrag wie der auf PRO7 ist gut und wichtig! Und ich unterstelle Joko & Co bestimmt keine schlechten Absichten. Aber eigentlich wäre der nächste richtige Schritt der beiden den Sender zu verlassen. Sendungen wie (ich schreibe es extra aus) „Mother I like to fuck oder Misses“ „Doofes Fickblondchen trifft auf Nerd“ und „Germany next minderjährige Fleischbeschau“ sprechen ihre eigene Sprache. Dazu kommt noch, dass Frauenversteher wie Arschfickersong-Sido und sonstige dicke Eier Rapper ihren Kommentar zu jedem Mist abgeben dürfen. Sorry, für die Wortwahl aber ich frage mich langsam wirklich wem man noch glauben kann und wer nur auf Quoten abzielt egal wie hart das Thema ist. „Bad News Are Good News!“
Ehrlich gesagt kann ich die Diskussion nicht so ganz nachvollziehen. Bitte mal vor Augen halten, daß die Sendung von Winterscheidt und Heufer-Umlauf „Männerwelten“ heißt, von zwei Männern produziert und vom Medienkonzern Pro7/ Sat.1 publiziert wird. Wer erwartet da ernsthaft eine objektive, dedizierte Auseinandersetzung mit dem Thema Frauenrechte/ Gewalt gegen Frauen?
Greenwashing und soziales Engagement liegen voll im Trend und die Veröffentlichung des, von Pro7/ Sat.1 selbst vermutlich noch als „progressiv“ eingestuften Beitrags lenkt im besten Fall ein wenig von den selbst publizierten, frauenverachtenden, von H.Gen bereits benannten Formaten ab, die der nach Brot & Spielen hungernden, trägen, dummen Fernsehnation die ersehnte Betäubung und dem Sender so schön Quote und damit finanzkräftige Werbekunden bringen und die Kasse klingeln lassen.
Zum anderen strotzt mir der Artikel oben zu sehr von fragwürdigen Begrifflichkeiten: „Familiäre Harmonie“, um nur eine davon aufzugreifen – was genau soll das sein? Es ist hinlänglich bekannt, daß (sexuelle) Gewalt gegen wen auch immer in den allermeisten Fällen direkt in Familie und deren Umfeld stattfindet. Allein in den letzten Tagen war der Presse zu entnehmen, daß in Deutschland 1.800 Kinder und Minderjährige als vermißt gelten, daß in den vergangenen Wochen Kinder ihre Eltern getötet, Enkel ihre Großmütter, Ehemänner ihre langjährigen Ehefrauen, Väter ihre ganze Familie ausgelöscht haben. So etwas wie familiäre Harmonie existiert bestenfalls in den Köpfen mitte-rechts konservativer Politiker, die sich an den Rollenmodellen ihrer Vorfahren (die mit diesen Lebensentwürfen genauso unglücklich waren) orientieren und jedwede Auseinandersetzung mit Veränderung und Verbesserung konsequent verweigern. Und das scheint so populär zu sein, daß sich neue Konservative Gemeinschaften gründen und regen Zulauf finden.
Mich beschleicht seit einigen Wochen der Verdacht, die Virus-Pandemie, die diesen sich unaufhaltsam drehenden Planeten zur Zeit mächtig abbremst, ist mehr Chance als Bedrohung. Chance, wesentliche, bislang selbstverständliche und grundsätzliche Dinge in Frage zu stellen und zu überdenken. Allein das Bewußtsein, daß Menschen als vermeintlich höchstentwickelte Spezies nur sehr selten umfangreiche Zusammenhänge begreifen (wollen) und sich noch viel seltener auf eine Änderung ihres gewohnten, bequemen Verhaltens einlassen, läßt mich daran zweifeln, daß sich im neuen Jahrtausend wesentliches Ändern wird. Nicht in Sachen Ressourcenvernichtung, Umwelt- und Energiebewußtsein, auch nicht in Sachen Frauenfeindlichkeit, Frauenverachtung. Die im übrigen meist von heterosexuellen Männern betrieben wird, was für eine Ironie; denn man würde ja vermuten, daß Menschen, die das andere Geschlecht favorisieren, sich besonders um dieses bemühen würden.
Was bleibt? Der Trost. Der Trost, daß es noch viel schlimmer sein könnte. Auf Arte TV lief heute Abend der mehrfach ausgezeichnete Film „Das weiße Band“. Wer der Ansicht ist, wir leben in einer ungerechten, menschenverachtenden Welt, kann sich noch für ein paar Wochen in der Arte-Mediathek einen beklemmend authentischen Eindruck davon holen, unter welch menschenverachtenden Umständen nur zwei, drei Generationen Mensch vor uns gelebt haben. Wenn man mal betrachtet, daß wir ganze hundert Jahre später immerhin ganz ungeniert und ohne Rücksicht auf Geschlechtergrenzen schwarze Kleider, wilde Frisuren, düsteres Make-Up tragen und uns auf Festivals und in Clubs versammeln dürfen, sind wir doch schon mal einen Schritt voran gekommen?!
Ich finde diesen TV-Beitrag, der durch Joko&Klaas ermöglicht wurde, ziemlich gut. Und ich finde gerade die Tatsache gut, dass diese beiden Pseudospaßvögel diese Sache so auf den Weg gebracht haben. Warum? Im Grunde sind nur Männer dafür verantwortlich dass Sexismus bzw sexualisierte Gewalt überhaupt existiert. Ich denke die Fälle, in denen eine Frau einem Mann auf öffentlicher Straße zuruft: „Hey zeig doch mal deinen Schwanz!!“ oder, dass eine Frau einen Mann gewaltsam zum Sex mit ihr zwingt, eventuell mit 3-4 Freundinnen gemeinsam, oder dass eine Frau die Regie bei einem Folterporno führt, all diese Beispiele finden so gut wie nie in der Realität statt, oder nur in einem vernachlässigbarem Ausmaß. Daher denke ich nicht dass die Verantwortung, sich gegen Sexismus zu wehren oder darüber aufzuklären, auf weibliche Feministinnen abgeschoben werden kann. Männer sollten sich viel mehr engagieren, mehr darüber sprechen, aktiv und offensiv gegenüber Sexisten auftreten, mehr Mut zeigen, und IHR Problem aus der Welt schaffen.
Und noch eine kleine Anmerkung zu Markus: Nur weil wir heutzutage nichtmehr in einer mörderischen Diktatur leben, die Kritiker hinrichtet und Bevölkerungsgruppen systematisch vernichtet, bedeutet dass jawohl nicht dass man deswegen „dankbar“ für sein blankes Leben sein muss und sich jedes andere beschissene intolerante Verhalten gefallen lassen soll.
Prinzipiell das ganze zur Primetime zu senden ist schon mal der richtige Ansatz. Nur um am Tag darauf die Frau wieder in „üblichen Rollen“ in den Werbeblöcken vorallem nach primetime zu zeigwen sowie J&K ja auch nicht gerade unbeschriebenes Blatt sind… also Pro7/Sat1 Media sowie andere Anstalten wie RTL Group kehrt mal vor eigener Türe, aber wenn man das ganze frauendiskriminierende Programm rauschlöscht wäre nach halbtags wohl schon Sendeschluss…
Wichtig zu sehen ist dass das ganze nicht ins einseitige abdriftet, das Thema als solches ist schlimm und fordert öffentliche Aufarbeitung aber geschlechtsneutral.
Den Mann per se immer als Auslöser hinzustellen ist nicht richtig… und dass diese an folgenden seelischen Belastungen und Erkrankungen leiden besteht genauso, melden es nicht oder bringen sich lieber gleich um, sich selbst „lautlos“ und ohne Wertung in der Statistik aus der Welt zu schaffen .
Wiener Blut Das mit dem politischen Engagement ist ein gutes Beispiel, welche Strukturen vorherrschen. Da ist ein wirkliches Umdenken gefragt und entsprechende Veränderung, so dass weniger privilegierte Menschen teilnehmen können. Ob es sinnvoll ist Männlein gegen Weiblein auszuspielen? Ich denke nicht. Eine echte Solidarität mit benachteiligten Gruppen ist angebracht, das fängt damit an, dass man(n) seine Privilegien abcheckt. Man kann seine Privilegien nutzen, damit alles so bleibt wie es ist (und man selbst davon am meisten profitiert), oder man nutzt eben jene um wirkliche Veränderung herbei zu bringen, das bedeutet meist das man selbst Abstriche oder Veränderungen hinnehmen muss. Das Netzwerken ist auch so eine Sache. Im Feminismus gibt es mittlerweile sehr viele Strömungen, da ist selten Zusammenarbeit möglich. Das ist ein klassisches Problem auch der „linken“ Szene, da wird über theoretische Inhalte und Philosophien gestritten. Die „rechte“ Szene macht es da leider besser, die sieht das gemeinsame Ziel und schaut über diese Meinungsverschiedenheiten hinweg. Nun ja. Zu deinem „P.S.“: Das ist der Klassiker. „Alte weiße Männer“ fördern eben „junge weiße Männer“. In der Literaturbranche ist es ebenso. Da stellen bei irgendwelchen Buchmessen, Lesungen, Events, etc. sich jene weißen Männer dann immer wieder verblüfft die Frage, wo denn die talentierten Frauen sind. Das sie diejenigen sind, die diese ausblenden und nicht fördern, das merken die nicht. Dein „P.P.S.“ klingt nicht hart, das ist es was es braucht. Ein klare Ansage auch vom Umfeld, wenn sowas passiert.
Kathi Danke für deinen Beitrag! Zeigt, das auch in der schwarzen Szene nicht alles so toll ist.
das H.Gen Die Sendung war echt gut. Was in 15 Minuten reingepackt wurde, war gigantisch. Das war, bis auf die Kritikpunkte, durchaus gelungen. Es war auch genau richtig, das auf so einem Sender laufen zu lassen, der ansonsten gerne mit sexistischen Sendeformaten nur so strotzt. Da hat man definitiv die richtigen Leute angesprochen (oder auch nicht). Es wäre auch folgerichtig gewesen, wenn Joko&Klaas damit auch den Sender verlassen hätten. Das wäre aber auch nur Schritt 2 gewesen. Schritt 1 hätte sein müssen, dass die beiden sich hinstellen und erstmal mal etwas sagen, wie z.B. „Wir haben früher mal echten Mist gebaut und haben uns Frauen gegenüber wie Arschlöcher verhalten. Wir haben aber was daraus gelernt.“ Wir brauchen wirklich keinen weiteren #aufschrei oder #MeToo, sondern eher einen #wieichesgeschaffthabekeinarschmehrzusein oder sowas.
@78 Zu deinem Kritikpunkt um die Begrifflichkeit „familiäre Harmonie“: Das es in den meisten Familien nicht Friede, Freude und Eierkuchen herrscht, da können sicherlich einige hier ein Lied davon singen. In vielen Familien herrscht Gewalt und Missbrauch. Die schwarze Szene wird oft von Szeneangehörigen als sicher und harmonisch empfunden, so wie es Kathi geschrieben hat. Dennoch hat genau Kathi genau das Gegenteil erlebt in der Szene. Also scheint in unserer Szene doch nicht alles so toll zu sein, wie oft getan wird. Wie in Familien eben, wo nach Außen der schöne Schein erhalten wird, und die Probleme innerhalb verschwiegen werden.
„Mich beschleicht seit einigen Wochen der Verdacht, die Virus-Pandemie, die diesen sich unaufhaltsam drehenden Planeten zur Zeit mächtig abbremst, ist mehr Chance als Bedrohung. Chance, wesentliche, bislang selbstverständliche und grundsätzliche Dinge in Frage zu stellen und zu überdenken. Allein das Bewußtsein, daß Menschen als vermeintlich höchstentwickelte Spezies nur sehr selten umfangreiche Zusammenhänge begreifen (wollen) und sich noch viel seltener auf eine Änderung ihres gewohnten, bequemen Verhaltens einlassen, läßt mich daran zweifeln, daß sich im neuen Jahrtausend wesentliches Ändern wird. Nicht in Sachen Ressourcenvernichtung, Umwelt- und Energiebewußtsein, auch nicht in Sachen Frauenfeindlichkeit, Frauenverachtung. Die im übrigen meist von heterosexuellen Männern betrieben wird, was für eine Ironie; denn man würde ja vermuten, daß Menschen, die das andere Geschlecht favorisieren, sich besonders um dieses bemühen würden.“
Da widersprichst du dich ziemlich finde ich. Wie soll die Pandemie eine Chance sein, wenn deiner Meinung nach sich eh nichts ändern wird an den wirklich dringenden Problemen?
Du bringst den Film „Das weiße Band“ hier ins Spiel (und der Film ist wirklich gut!). Das möchte ich jetzt gerne aufgreifen. Vor allem, weil du das selbst als Trost siehst, weil es vor ein paar Generationen ja anders gelaufen ist. Naja. Da reicht mir, z.B. ein Blick in die Flüchtlingslager, um zu wissen, das es heute auch nicht anders ist. Die Welt ist grausam und ungerecht. Bis heute. Im Film kommen die ganzen privaten Tragödien ans Licht, und wie sehr die Menschen unter ihnen leiden. Manchmal geschehen so einschneidende Tragödien, das sie sich in das familiäre Gedächtnis einprägen und so, teils unbewusst, an weitere Generationen weitergegeben werden. Dadurch enstehen Verhaltensstrukturen, Denkweisen und innere Haltungen. Vieles wiederholt sich auch in diesen Familien (z.B. gehäufte Suizide oder wenn ehemalige Heimkinder ihre Kinder ins Heim geben, usw). In der Psychologie und der Sozialarbeit weiß man heute, das es bis zu 5 Generationen braucht, um diese Strukturen aufzubrechen und zu verändern. Hinzu kommen auch Ereignisse, die ganze Generationen prägen, wie z.B. die Weltkriege oder die Pandemie. Da knabbert die Menschheit länger daran. Und es geht um genau diese Strukturen, die wir zwangsweise übernommen haben. Es geht darum diese zu identifizieren, reflektieren und zu ändern. Das betrifft eben auch den alltäglichen Sexismus, Rassismus und Faschismus. Und diese privaten Tragödien, wie z.B. im Film, die gibt es ja noch immer. Ich arbeite als Krankenschwester auf einer gynäkologisch-geburtshilflichen Station. Da erlebe ich diese Tragödien hautnah. Same Problems, different time.
Ich finde, du zementierst eben jene Strukturen, wenn du dich hinstellst und meinst, es wäre vor ein paar Generationen noch viel schlimmer gewesen. Was denkst du, was in so Leuten, wie Kathi vorgeht? Ich finde es mehr als zynisch, wenn sie sexuelle Belästigung bzw. sexualisierte Gewalt hinnehmen soll, weil sie im Gegensatz dazu als Grufti rumlaufen darf. Es existieren Ungerechtigkeiten, Tragödien und Schicksale, die sich nicht allein durch aktuelle Technologie, Supermärkte und anderes, weniger Gewicht haben. Wir sollten es nicht als Trost sehen, das wir z.B. das WGT (also dieses Jahr nicht) haben, sondern als Privileg.
Seven Nicht nur Männer sind an Sexismus alleine schuld. Die klassische Rollenverteilung und das vorherrschende geschlechtliche Rollenklischee birgt die Gefahr, das Männer nicht als „Opfer“ wahrgenommen werden und Frauen nie als „Täter“. Ein enormer Trugschluss: https://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/psychologie/krankheitenstoerungen/tid-17515/sexueller-missbrauch-wenn-frauen-taeter-werden_aid_488458.html
Und ja, es gibt feministische Pornos und Frauen, die Regie führen bei Pornos.
Hier ein lesenswerter Kommentar von Margarete Stokowski zum Thema:
https://www.spiegel.de/kultur/maennerwelten-bei-joko-und-klaas-zeigt-her-eure-wunden-a-5adbca59-0a20-4723-b0cd-02c3cdd16d95
Wie H.Gen schon detailliert erläutert hat, ist die Reportage “Männerwelten“ nur Augenwischerei, bedenkt man die anderen frauenfeindlichen Formate, welche die RTL-Group sonst noch so ausstrahlt. Das Grundsatzproblem ist eher folgendes: Jungen, junge Männer und erwachsene Männer müssen endlich lernen, dass sexualisierte Gewalt an Frauen niemals ok ist.
Warum müssen Frauen meistens geradestehen, wenn ihnen was Schlimmes passiert? (Victimblaming). Das sind meistens krasse Mechanismen von Täter-Opfer-Umkehr. Da Liegt der Hund begraben. Diese geheuchelte Reportage “Männerwelten“ wurde extra produziert, um auf den immer noch aktuellen Trend des 3-Wave-Feminismus aufzuspringen und so Publicity und Geld zu generieren.