In seinem aktuellen Vlog geht Bruno Kramm, Mitbegründer der Band „Das Ich“, auf die aktuelle Situation von Musikern ein, denen als „quasi selbstständig“ in Zeiten der Pandemie alle Einnahmen weggebrochen sind. Da viele nicht von der Corona-Soforthilfe profitieren können, kämen sie in die Lage, „ihren Beruf […] an den Nagel hängen [zu] müssen„, so Kramm. Auch für die Kultur, die für ihn einen Eckpfeiler der Gesellschaft darstellt, wäre das Aussterben der vielen kleinen kulturellen Nischen und musikalischen Genres, in denen sich viele Musiker bewegen, ein Verlust, der einer ganzen Gesellschaft Lebensqualität kosten würde. Er sucht in der Politik, in der er bis 2018 selbst aktiv war, nach mehr Aufmerksamkeit für seine Branche und will auch Hörer zum Nachdenken anregen. Diesem Aufruf will ich gerne folgen. Ich wage zwar keinen Blick nach „vorne“ oder glänze mit Lösungen, aber dennoch halte ich die Suche nach einem oder gar DEM Schuldigen für zu einfach.
Ich gebe Kramm in vielen Punkten recht und bin auch der Meinung, dass die Hilfen der Bundesregierung oftmals an den falschen Stellen landen, oder ungerecht verteilt werden. Allerdings gibt es viele andere Strukturveränderungen, denen die Musik und die Künstler ausgesetzt sind, die meiner Ansicht nach nicht außer Acht gelassen werden sollten.
Musik im digitalen Wandel der Zeit
Es dürfte für die meisten keine Neuigkeit sein, aber die Formen, wie wir Musik konsumieren und Musiker mit Einnahmen versorgen, haben sich in den letzten Jahrzehnten von Grund auf geändert. Die Musikindustrie, die von Plattenverkäufen und physischen Musikproduktionen gut leben konnte, musste mit dramatischen Umsatzeinbußen umgehen, seit die Menschen begonnen haben, Musik nur noch digital zu beziehen und zu konsumieren.
Der Hörer kauft das neueste Album seines Lieblingskünstlers nicht, er streamt es in Sekundenschnelle auf sein Handy und die angeschlossenen Kopfhörer. Die fehlenden Songtexte werden teilweise sogar eingeblendet, oder sind mit ein paar Streichbewegungen im Internet zu finden. Sampler, Musikzusammenstellungen und Kompilationen haben sich die Hörer selbst zusammengestellt, später erlaubten es Streaming-Dienste sogar, Playlisten zu teilen und zu verbreiten. Auch damit ist der Musikindustrie ein ganzes Geschäftsfeld weggebrochen. Man hatte, so sehe ich das, die Vermarktung von Musik im Internet völlig vernachlässigt.
2010 beschwerte sich die Musikindustrie in einer groß angelegten Studie über die illegale Beschaffung von Musik im Internet und schlussfolgerte: „Wer illegale Musikquellen nutzt, kauft kaum noch Musik, das ist ein eindeutiges Resultat der Studie.“ Und während die einen trommelten, erzielten Streaming-Dienste bereits Millionengewinne. Musiker kamen allerdings vom Regen in die Traufe, denn mit dem breiten digitalen Angebot kam es auch zu einem massiven Wertverlust ihrer musikalischen Kunst. Nur wer tausendfach gestreamt wird, macht gute Gewinne.
Genau diese Entwicklung führte meiner Meinung nach auch dazu, dass Musiker nun „ihren Job an den Nagel hängen müssen„, denn heutzutage verdient man in dieser Branche sein Geld mit Konzerten, Festivalauftritten und Tourneen und dem damit verbundenen Merchandise. Was in den 70ern und 80ern dazu diente, eine Band bekannt zu machen und die Verkäufe von Tonträgern anzukurbeln, ist heute Haupteinnahmequelle. Der aktuelle „Festival-Lockdown“ im Zeichen der Corona-Pandemie hat diese Quelle stillgelegt.
Man kann, so finde ich, niemandem diese Entwicklung in die Schuhe schieben, so zeitlos Musik auch manchmal sein mag, der Weg vom Künstler zum Hörer ändert sich stetig. Am langen Ende profitiert wieder die Musikindustrie, die mit einem Konstrukt aus Beteiligungen und Lizenzen als Gewinner dasteht. Hier steht die Politik schon lange in der Pflicht, Künstler mit Regelungen und Gesetzen zu helfen, mehr von ihren Einnahmen zu erhalten. Kramm muss man in diesem Zusammenhang übrigens anerkennend zugestehen, für die Rechte von Musikern einzutreten, wie er mit seiner Klage gegen die GEMA eindrucksvoll bewiesen hat.
Die schillernde Künstler-Blase hat beängstigende Ausmaße
Meinem Eindruck nach gibt es aber noch ein weiteres Problem. In den fetten Jahren vor der Pandemie haben wir uns eine beachtliche Künstler-Blase geschaffen. Trotz eines gesättigten Marktes scheint es immer mehr Musiker zu geben, die ein Teil dieser schillernden Blase sein wollen. Kontinuierlich strömen Bands und vor allem Einzelkünstler in den musikalischen Äther und versuchen, ein Teil der unzähligen Genres zu werden, aus die Subkulturen mitunter bestehen.
In den späten 70ern lernte man durch den Punk: Musik machen kann jeder, Leidenschaft und ein Hauch Talent für die Bedienung von Instrumenten vorausgesetzt. Synthesizer und Computer machten spätestens Ende der 80er auch diese beiden Eigenschaften überflüssig. Es wurde deutlich: Musik machen konnte jeder.
Während dieser Zeit blähte sich die Künstler-Blase bereits auf bedenkliche Ausmaße. Bands schossen wie Pilze aus dem Boden. Aus einer Einladung zum Bier entstand oftmals eine Band. In den 80ern war alles erlaubt. Zwei Gitarristen und kein Drummer? Kein Problem. Drummer, Sänger und keine Gitarren? Wann gehts los? Bands, die irgendwie nicht passten, bekamen einfach ein neues Genre. Hier und da waren die Anschaffungskosten für Musikinstrumente im Weg, doch auch das Problem sollte sich im globalen Markt lösen.
In den 90ern machten Computer das Phänomen „Band“ und die Notwendigkeit von Instrumenten überflüssig. Ein klischeehaft dunkles Zimmer, ein flimmernder Monitor und ein Computer mit der richtigen Software konnten aus jedem einen Künstler, einen Musiker und eine Band machen.
Seit dem Jahrtausendwechsel hat das Internet für eine zusätzliche Schwemme an Künstlern gesorgt, denn Künstler aus aller Welt buhlen nun um die Aufmerksamkeit des Publikums. Mit anderen Worten: Die Konkurrenz im Musikgeschäft muss meiner Ansicht nach unfassbar groß sein. Und obwohl immer mehr Musiker über kleine Verlage oder im direkten Vertrieb ihre Kunst anbieten, springt für die wenigsten dabei ein Lebensunterhalt heraus.
Auf der Strecke bleiben womöglich die Musiker, von denen Kramm spricht. Die, die „Jahrzehnte lang hart gearbeitet haben„, um davon zu leben, ertrinken nun im Überangebot aus aller Welt, aus DJs, die hinter Computern sitzend Hits programmieren, und aus gut produzierter Musik aus dem Wohnzimmer, die der Hörer nicht von handwerklich ausgereiften Produktionen unterscheiden kann.
Ich möchte jedoch anmerken, dass ich weder Musiker noch Vermarkter bin und nur eine Beobachtung weitergebe. Sollte ich einen Sinnzusammenhang oder Fakten falsch interpretieren, möge man mich korrigieren.
Wer ist schuld, wenn die Kultur stirbt?
Ich glaube nicht, dass Sofort-Hilfen ein strukturelles Problem in der Musikbranche lösen, sondern dass sie es nur verschieben. Beobachten wir die letzten Jahre, wurde immer wieder vom Clubsterben gesprochen und von Veranstaltungen, die wegen Besuchermangel abgesagt werden mussten. Menschen ziehen sich aus der Öffentlichkeit zurück, treffen sich im Internet, tauschen sich dort aus und bewundern sich dort. Die musikalische Landschaft ist derart ausdifferenziert und zerfasert, dass nicht jede Veranstaltung oder jedes Festival genug Menschen anlocken kann.
Corona mag der Todesstoß für viele Clubs und Veranstaltungen sein, es ist aber nicht der einzige Grund. Die Politik kann helfen, um die Existenz von Clubs zu erhalten und manche vielleicht retten. Es gibt aber keine Gesetze, die mehr Menschen in die Clubs locken, und so werden sicherlich einige auf der Strecke bleiben. Schade ist es um jeden einzelnen.
Musiker trifft es doppelt hart. Ohne die Verkäufe physischer Datenträger entfällt nahezu jede „passive“ Einnahmequelle. Die Streaming-Gewinne einer durchschnittlichen subkulturellen Band dürften maximal ein Bonus sein und nicht für den Lebensunterhalt reichen. Durch den Wegfall von Konzerten und Festivals bricht vielen Musikern die Haupteinnahmequelle weg und ohne Live-Auftritte dürfte auch der Verkauf von Merch leiden.
Streaming-Events scheinen gut gemeinte Angebote zu sein, nicht in Vergessenheit zu geraten, ein einträgliches Nebengeschäft sind sie allerdings nicht. Auch kostenpflichtige Angebote einzelner Künstler werden in der Internet-Kostenlos-Kultur eher ignoriert, anstatt dankbar aufgenommen zu werden.
Wer ist denn nun schuld? Es geht auch mir nicht um die Beantwortung dieser Frage und auch nicht darum, irgendjemandem in diesem Konstrukt die Schuld zuzuweisen. Ich finde nur, bei der Schuldfrage sollten alle im selben Boot sitzen. Nicht nur die Politik, sondern auch die Musikindustrie, der Konsument und letztendlich die Künstler selbst.
Es gab Jahrhunderte und Jahrtausende, da war Musik ihren Gönnern etwas wert, Konzerte waren meistens bestuhlt, und der Kreis der Zuhörer oft klein im Vergleich zu heute. Tonträger gab es noch gar nicht. Mit personalisierten Karten im Vorverkauf, Hygiene Konzept, festen Plätzen usw wären Konzerte heute noch möglich. Noch ist Sommer, da kann man die frische Luft und den Platz draußen nutzen. Zum Zuhörer: Zur Freiheit des Konsums der Musik, gehört auch die Pflicht einen Beitrag zu leisten, das der Musikus und die Musikhalle nicht eingeht. Aber das rausholen soviel wie geht, gepaart mit möglichst wenig einsetzen zu wollen, ist ein Problem der gesamten Gesellschaft und Wirtschaft heute, nicht nur der Musikbranche. Den Schwarzen Peter da einfach der Politik unterjubeln zu wollen, wie’s immer wieder vom Kunden…. und „Produzenten“… in allen möglichen Branchen versucht wird, finde ich etwas verlogen. Da sollte sich König Kunde mal lieber selber an die vergoldete Geiznase fassen. Über „die Politik“, würde er die Musiker und Clubs ja auch aus seiner eigenen Steuer Tasche bezahlen, die Politik backt ja das Geld nicht selber das sie aus dem Füllhorn ausschüttet. (Und das grade in Zeiten, in denen die Politik auch nur orakeln kann, was unterm Corona strich eigentlich in ihrer Einnahmen Kasse überhaupt wirklich landet…. bei weiterlaufenden festen Kostenpunkten) Da könnte der gute Bürger auch gleich als Mäzen, einen kleinen Dauerauftrag für seine Schützlinge einrichten, ohne den Umweg und die Personalkosten der Bürokratie. Mir zeigt jedenfalls das Video, dass Herr Kramm kein wirklicher Politik Mensch ist, was man ja auch an seiner Biografie sieht.
Ich kann Kramm durchaus verstehen. Auch ich mache mir meine Gedanken und bin besorgt, was die Zukunft von Künstlern, Konzerten/Festivals und Clubs coronabedingt angeht. Und wenn ich da mal so Zahlen vergleiche wie ganze Kulturbereiche im Vergleich zu einzelnen Privatunternehmen bei den Coronahilfen abgewatscht werden, dann kommt auch mir die Galle hoch. Ehrlich gesagt macht mich der politische Umgang mit dem gesellschaftlichen Pfeiler namens Kultur ebenfalls traurig.
Bleiben wir aber mal beim Thema Musik: Ich muss hier Robert aber ebenso recht geben. Gänzlich mit dem Finger auf die Politik zu zeigen (um beim Kulturzweig Musik zu bleiben) reicht da nicht aus. Das musikalische Künstler in diesen harten Zeiten um ihre Existenz bangen müssen liegt nicht allein an der Politik. Einen gewissen Anteil dürfte hier in der Tat allen Beteiligten zugeschrieben werden, so auch natürlich auch dem Konsumenten, welcher Musik immer weniger wert zu schätzen scheint.
Die Musikindustrie selbst hat für mich aber ebenso ihre Teilschuld.
Ich würde da ja eher sagen man hat sich gegen den digitalen Wandel mit Händen und Füßen gewehrt. Anstatt frühzeitig die Nachfrage nach einer digitalen Alternative zur CD aufzugreifen und in fairer Weise mit Angeboten zu bedienen benahm man sich auf Seiten der Musikindustrie lange Zeit wie ein bockiges Kleinkind. Als damals der erste tragbare MP3 Player auf dem Markt erschien hatte es noch gefühlt eine halbe Ewigkeit gedauert bis auch endlich legale Plattformen existierten, auf denen sich der geneigte Käufer seine Lieblingsstücke in digitaler Form zusammenkaufen konnte. Aber da war das Kind im Grunde schon in den Brunnen gefallen. Ich kann mich durchaus noch gut an die Tage zurück erinnern, bei denen es auf dem Schulhof quasi schon der Normalfall war seine Musiksammlung illegal auf digitalem Wege zu erweitern. Sicher: Musik zu kopieren und an Freunde weiter zu verteilen ist keine Erfindung des digitalen Zeitalters. Das gab es auch schon als man Musik auf Kassetten kopierte und diese munter im Freundeskreis verteilte. Ich denke aber schon, dass mit den digitalen Möglichkeiten die Hemmschwelle dazu noch mal um ein gutes Stück sank. Schließlich war es seit Erfindung des Internets sowie diverser Tauschbörsen nie einfacher Musik in stets gleichbleibender Qualität und in großen Mengen zu kopieren. Nicht das ich die Reaktion der Konsumenten von damals nun in Schutz nehmen will: Damit einher ging meiner Meinung nach nämlich auch eine verminderte Wertschätzung gegenüber der Musik, die sich bis heute erhalten hat.
Auch diese Beobachtung teile ich. Das Angebot an Musik ist gefühlt einfach unglaublich groß. Für jeden Geschmack und jeden Anlass gibt es gefühlt eine nahezu unüberschaubare Menge an Bands und Einzelkünstlern. Das im Angesicht der technischen Entwicklung zwar theoretisch ein jeder Musik machen kann, das finde ich gut und schön. Es sollte aber auch dem leidenschaftlichsten Musiker irgendwo klar sein, dass die Wahrscheinlichkeit von seiner Leidenschaft leben zu können leider auch ebenso unglaublich klein ist. Besonders auffällig sind für mich dabei Künstler, die (sicherlich meist in bester Absicht) sich entweder gar nicht einigen können was sie denn nun spielen, oder schlimmer noch: Von sich glauben ein bestimmtes Genre von Grund auf auffrischen zu können und dabei nicht bemerken, dass sie stilistische Vorbilder lediglich kopieren. Wie ich an anderer Stelle schon einmal schrieb bekomme ich immer einen Fön, wenn eine Band so Sätze raushaut, dass sie Musik im Stil von XY macht. Ich habe wirklich nichts dagegen, wenn sich Musiker andere Musiker als Vorbilder nehmen. Das ist ok, ein Stück weit sicherlich auch normal (gerade in der Anfangszeit). Wenn es aber dazu führt, dass sich diese Musiker dann auch anhören wie schlechte Kopien ihrer Vorbilder, dann läuft da etwas falsch. Dann frage ich mich weshalb man nicht gleich eine Tribute-Band gründet. Sich da nicht wenigstens ein zweites Standbein in der Hinterhand zu behalten erscheint mir da besonders bei jenen kleinen Künstlern leider schon ein wenig fahrlässig.
Gutes Fazit, das unterschreibe ich. Ich würde sogar sagen auch im Bezug auf mögliche Lösungen sollten alle im selben Boot sitzen. Der Konsument, der wieder vermehrt Geld in CDs, Schallplatten investiert, Clubs und Konzerte unterstützt, etc und Musik einen gewissen Wert zurück gibt. Die Künstler selbst, indem sie sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten finanziell absichern. Die Musikindustrie, welche nicht länger technische Entwicklungen verschläft oder dagegen ankämpft, anstatt darin auch Chancen zu sehen. Und zuletzt natürlich auch die Politik, die in besonders schweren Zeiten wie Corona ihre Kulturschaffenden nicht vergisst, aber auch Clubs und Veranstaltungen keine unnötigen Knüppel zwischen die Beine wirft.
Ich bin mir nicht sicher, ob sich meine nachfolgende Kritik an die Künstler selbst richtet, oder an die Musikindustrie, die ja eigentlich die Fäden zieht. Allerdings sind es dann die Künstler, die ihren Laden mal aufräumen sollten!
Diese ganzen Urheberrecht-Knebel, die im Internet fleißig verteilt und mit Hilfe der Politik – auch EU-weit – verteilt werden, helfen allenfalls den Abmahnanwälten, viel Geld zu verdienen, nicht aber den Künstlern und schon gar nicht den kleinen Künstlern, die auf Mund-zu-Mund-Propaganda und auf wachsende Fan-Communities im Internet angewiesen sind. Wenn eine Band online keine treue Fangemeinde aufbaut, liegen auch gute neue digitale Konzepte, wie die Unterstützung der Künstler durch Patreon, hierzulande brach.
Dank der idiotischen Uploadfilter kann man nicht mal mehr in den sozialen Medien per Fan-Video vom Auftritt einer Band schwärmen, wenn die gar nicht im Bild zu sehen, sondern nur irgendwo im Hintergrund zu hören ist. Mal abgesehen davon, darf man ja auf Konzerten gar nicht filmen und mit seiner Begeisterung potentielle neue Fans anfixen. Schlimmer noch: Fans werden wegen solcher Aktionen kriminalisiert und müssen unter Umständen Strafen zahlen. Kein netter Umgang mit Fans. Gilt für alle Bereiche, nicht nur für die Musik! Ein Fan schwärmt von einem Fotografen und seiner Ausstellung und zeigt ein Foto dazu – zack – Abmahnung über mehrere Hundert Euro.
Die Möglichkeiten, die sich durch die Digitalisierung für Künstler bieten und eventuell noch bieten würden, werden so zum großen Teil von ihnen selbst torpediert. Die Wirtschaft zahlt Influencern in den sozialen Medien viel Geld, wenn sie Produkte auf ihren Kanälen zeigen. Spielt man die Musik einer Band in einem Video auf Youtube an – und sei es auch nur, um die Band vorzustellen – riskiert man eine Verwarnung und im schlimmsten Fall wird der Kanal sogar komplett gesperrt. Gilt auch für Fotos und bewegte Bilder. Bitte keine kostenlose Werbung für Künstler! Die haben schließlich Urheberrecht!
Nur ein Beispiel dafür, dass man versucht, die Regeln der Vergangenheit auf eine völlig neue Realität anzuwenden. Warum nicht eine Fair-Use-Regelung auch bei uns? Dann muss man auch keine Angst haben, Post vom Anwalt zu bekommen, wenn man eine Band im Internet akustisch oder bildlich erwähnt. Die Verlierer dieses anachronistischen Gebrülls fürs absolute Urheberrecht ohne Ausnahme sind Künstler, die ohne die sozialen Medien und unbefangene Fans als Multiplikatoren an Publikum und Unterstützer kommen müssen.
Die Musik ist allerdings nicht die einzige Branche, die den digitalen Wandel komplett verpennt und ihr eigens Grab schaufelt. Über das unfassbare Vorgehen mancher Fotografen im Netz gibt es ja hier auf dem Kanal ausreichend Horrorgeschichten. Mein Mitleid hält sich in Grenzen.
Und wie gerne würde ich die Werbetrommel für Musiker und Alben rühren, aber da man ja heutzutage immer kurz vor einer Abmahnung steht wenn man Youtube Videos oder ähnliches auf der Webseite verwendet, lässt man das eben. Insofern mögen die Musiker doch bitte mit dem Jammern aufhören.
Ich denke, da fallen viele Aspekte zusammen.
Bei den Clubs gibt z.B. gibt es mittlerweile zig Auflagen. Von Brandschutz über Hygiene und wasweißichnoch. Und dann gibt es Clubs, wo dann ein 0,3 Pils mit Pfand 5€ kostet. Ähnlich ist es auch auf so manchem Festival. Jeder will was daran verdienen. Die Plattenfirmen, Künstleragenturen, PR-Agenturen, Ticket-Verkaufsstellen, der Online-Handel, der stationäre Handel, usw. Da halten alle die Hand auf und lassen sich allerlei SchnickSchnack einfallen, wo sie noch eine Gebühr einführen können. Ist wie mit den Turnschuhen, die irgendwo in Südostasien hergestellt werden für umgerechnet 3€, aber dann mit Zwischenhändler und Co. im Laden dann 200€ kosten.
Die Musikindustrie hat jahrelang das Geld zum Fenster raus geworfen. Und natürlich das Neuland a.k.a. Internet, verpennt. Das hat sich gerächt, aber die Deppen sind leider auch die „kleineren“ Künstler. Ob der Markt übersättigt ist? Puh….gute Frage. Das wurde schon unter einem anderem Beitrag mal erörtert und diskutiert.
In der aktuellen Ox-Fanzine Ausgabe meinte Joachim Hiller (Redakteur/Herausgeber), das er es auch das Verhalten der Fans unmöglich findet. Wenn Leute plötzlich nur noch streamen (am besten kostenlos) und im Minimalismus-Wahn Plattensammlungen verscherbeln. Geiz ist leider noch geil.
Das die Politik seit Jahren Künstler im Regen stehen lässt ist nicht neu. Man schmückt sich zwar mit kulturellen Ikonen und künstlerischen Angeboten, aber gefördert wird kaum. Die meisten Künstler sind selbstständig und leben von der Hand in den Mund. Rente? Forget it. Und ja, da platzt einem echt die Hutschnur, wenn Banken und Großkonzerne, die vorher teils riesen Gewinne eingefahren haben, nun mit Steuergeldern gerettet werden sollen.
Und die Künstler? Ich glaub, die sind mehr denn je, auf verschiedene Wege angewiesen, vor allem die noch „unbekannteren“ Bands. Möglichkeiten und Ideen gibt es vielen, und da finde ich es manchmal auch nervig, wenn nur gejammert wird. Von Plattenformen wie Patreon, Steady & Co. bis hin zu monetarisierten YouTube-Kanälen. Es ist auch Kreativität gefragt, so dass Kunst und Kultur nach Corona noch existieren kann.
Beispiel: https://www.gartenzaungigs.de/
Ich sag zu dem meines Erachtens sehr traurigen Thema an sich gar nicht viel (viel wäre auch nur Wiederholung von bereits gesagtem), nur eine Kleinigkeit:
Ich sehe das Problem bez. Abmahnungen usw. ja durchaus, aber man sollte nicht alle Musiker über einen Kamm scheeren finde ich. Nicht jeder Musiker ist automatisch GEMA-Mitglied oder gar „GEMA- Fan“. Weil er ja hier als Aufhänger des Artikels gedient hat gleich noch Bruno Kramm als Beispiel: Sein politisches Engagement galt ja primär einer Reform des Urheberrechts, und Ziel war wohlgemerkt kein „noch drakonischeres Urheberrecht“, sondern das Gegenteil (Kramm hat ja wenn ich micht nicht irre z.B. auch das extrem bekannte Anti-ACTA-Video damals auf deutsch synchronisiert, eindeutiger kann man kaum Stellung beziehen).
Erstens; Ich (und auch Freunden) hab mir die letzte Wochen Gedanken gemacht, was kann ich tun um Bands und Künstler (nicht nur Musiker) zu unterstützen. Und zweitens; mir geht es total auf den Sack, nicht ein von mein Lieblingstätigkeiten ausüben zu können nl. Konzerten besuchen… Ganz spontan sind wir drauf gekommen ein neues ´event´ zu organisieren. Ganz klein natürlich. ´Dahoam´.
Wir (4 Personen) haben ein Tag ausgemacht, jede sein favoriete Platten ausgesucht und mitgebracht, essen gemacht, Whiskey dabei (auch das Spontis Magazin war auf den Tisch :)).. ein tolle nachmittag verbracht, Musik gehört, diskutiert, uns gegenseitig inspiriert, bissel getanzt im Wohnzimmer, und weil es uns so gefallen hat ein nächstes event geplant..
In die Woche danach, noch voller Freude, Platten bestellt von geliebte Bands ! Ich fühlte mich wie ein Kind als die Platten dann besorgt worden sind und ich sie ausgepackt habe. Es waren Ware Kunstobjekte, 1 Platte war Rot, wunderschön!, bei der andere waren tolle Bilder dabei! Auch entdeckte ich das bestimmte Bands neue Songs produziert hatte, wovon ich noch nicht wusste. (Wenn ich nicht auf Konzerte gehe, schlafe ich etwas ein und ´folge‘ Bands nicht so richtig).
Also; Wir haben uns gegenseitig angesteckt, und machen weiter mit dieses neue Ritual, und ich möchte so n mini kleines bisschen Beitragen damit die Künstler weitermachen und wissen das out-there immer noch begeisterte Fans sind die warten auf neue wundervolle Mucke.
PS; 1: entschuldige bitte mein Grammatik, Hilfe ;)
PS; 2: von welche Platten ich gekauft habe? Pink Turns Blue, Geometric Vision & Rome
Was ich erstaunlich finde ohne Neid, nur erstaunlich, diverse Printmedien werden seit neuestem erheblich von unseren Steuergeldern finanziert. Wir reden hier von Abermillionen. Ob dies gut oder schlecht ist, moralisch richtig oder falsch, will ich nicht diskutieren. In der Schweiz beobachtet man diese Entwicklung allerdings mit Sorge und stellt eine Abhängikeit der Medien in Aussicht, aber darüber will ich hier und jetzt nich diskutieren, ich finde es nur erwähnenswert. Ich finde es allerdings in einem solchen Zusammenhang fraglich, Künstlern gleich welcher Art, auch Selbstständigen in anderen Bereichen, eine solche Hilfe zu verweigern. Man verschenkt Unmengen an Geld an die Presse, an Länder die dies, nach eingehender Recherche eigentlich nicht nötig haben, wo der Durchschnittesbürger um einiges reicher ist, als der Durchschnittsdeutsche. Finde ich fragwürdig, doch der Kunst und Kultur, begegnet man mit einer Gleichgültigkeit. Kultur ist wichtig, sollte staatlich ebenso gefördert werden, wie dies in gewissen skandinavischen Ländern durchaus üblich ist. Diesbezüglich haben wir in Deutschland ja schon länger Probleme, viele Kunstberufene, können sich kaum noch mit ihrer Kunst finanziell über Wasser halten. Wer daran Schuld hat, will ich auch nicht diskutieren, nur fände ich es angebracht, vom Staat hier Fördergelder zur Verfügung zu stellen, zumindest die Schaffung einer Künstlerhilfe. Der Staat fördert so unglaublich viele Dinge, über deren Sinn man viel und heftig kritisieren könnte, die sogar moralisch fragwürdig sind, da könnte man ja dutzende Punkte aufzählen. Ich bin da rigoros. Kunst ist wichtig, für die Erhaltung einer Kultur, dies sollte ein fairer Staat erhalten, fördern und gegebenfalls finanziell unterstützen.