Karma, Karma, WGT-Chamäleon 2017 – Wie war Dein Treffen?

Zur Zeit geht es in den sozialen Netzwerken zur Sache. Da wird eine Unmenge an Diskussionsenergie darin verschwendet, über das Wave-Gotik-Treffen zu meckern. Entweder sind es Kostüme und Karnevalisten die Störenfrieden, Fetisch-Pferde und Elfenwesen der Stein des Anstoßes oder auch Fotografen und Schaulustige der Zankapfel. Man könnte den Eindruck gewinnen, als wäre für die meisten der Diskussionsfreudigen ein furchtbares WGT zu Ende gegangen. Auch Flederflausch ist in ihrer WGT-Depression der eigenen Impulsivität erlegen und hat einen Artikel verfasst, der ihren Unmut zum Ausdruck brachte. Ich fand den Artikel sogar ganz gut und übersah dabei völlig, dass er genau in das gleich Horn blies, das bereits bei Facebook die Lautsprecher zum Bersten brachte. Es dauerte keine Sekunden, da waren bereits die ersten Kommentare zu lesen, die ihre ganz persönliche Mecker-Erfahrung beisteuerten, anstatt sich mit dem Gedanken dahinter zu befassen. Das selbst gewählte Motto von Spontis „als aktive Gegenbewegung zur Meckerkultur“ drohte, mit dem Inhalt zu kollidieren. Orphi regte an, den Artikel zurückzustellen und gemeinsam entschieden wir uns dann, ein paar Schritte zurückzutreten und herauszufinden, ob das Wave-Gotik-Treffen wirklich so schlimm gewesen ist, wie es bisher zu lesen war. Irgendwas konnte nämlich nicht stimmen, denn in persönlichen Gesprächen oder beim Blick in private Fotoalben offenbarte sich ein ganz anderes Bild. Orphi hat die meistgeäußerten Kritikpunkte in den Diskussionen mal unter die Lupe genommen und zeigt, dass manche Dinge gar nicht so schlimm sind, wie sie sich bei Facebook anfühlen.

„Wie war Dein WGT?“ Eine Frage, die nicht nur bei Facebook zu meterlangen Diskussionen darüber führt, ob ein Latex-Pferd zur Szene gehört. Da verteidigen sich die Gruppen und Grüppchen, hauen sich die Toleranzkeule um die Ohren und schmeißen sich gegenseitig mit Worten aus dem virtuellen Szeneraum. Die Frage selber bleibt dabei unbeantwortet. Das große Ganze wird seziert, analysiert, auf Trveness geprüft und bejammert, nicht die eigenen Erfahrungen.

Das WGT in seiner Gänze mit einer „Szene“ gleichzusetzen ist sowieso schon der erste Fehler. Das WGT ist mit seinen Veranstaltungen und Konzerte ein Angebot – der Rahmen, um seine Freunde zu treffen und gemeinsam etwas zu erleben. Programmpunkte kann man annehmen, muss man aber nicht. Man kann auch einfach fernab der Innenstadt, der Agra, der Moritzbastei und anderer Hotspots mit seinen Leuten abhängen. Das WGT ist ein Chamäleon. Es nimmt die Farbe an, die man selber trägt. Oder weniger blumig ausgedrückt: Eigentlich ist das WGT nur der Anlass für ein Treffen. Ist man selber schwarz, wird es ganz automatisch auch schwarz – und das meine ich nicht nur in Bezug aufs Äußere.

Wo bleibt die Ignoranz gegenüber der Außenwelt? Ist der Facebook-Sog so stark, dass man automatisch mitgerissen wird? Auch ich kann mich nicht davon freisprechen, zu motzen, wenn es um die Entwicklung der „Szene“ und die fiktive Toleranz geht. Dabei würde ich „im richtigen Leben“ niemals darüber diskutieren, ob meine Mainstream-Nachbarin zur Szene gehört, wenn sie sich ein schwarzes Shirt oder ein Pferdekostüm anzieht. Warum lese ich mir also bei Facebook ellenlange Threads dazu durch und lasse mich sogar dazu verleiten, die Szene – meine Szene – gegen Strömungen zu verteidigen? Strömungen? Welche Strömungen eigentlich? In meinem Freundeskreis strömt nix – schon gar keine Pferde. Warum mache ich mir also einen Kopf darüber und mit wem diskutiere ich da überhaupt? Nach guter alter Manier sollte es „Ignoranz statt Toleranz“ heißen und damit fährt man sowohl in den sozialen Medien als auch auf dem WGT ganz gut.

Wie war Dein WGT? Eigentlich Anlass fürs Gegenüber, die Tage Revue passieren zu lassen – ganz persönlich. Und ich wette, in den meisten Fällen spielt das Latex-Pferd dann plötzlich gar keine Rolle mehr.

Und was ist mit den ganzen Bunten, Karnevalisten, Fetischleuten?

Sind wir nicht jeden Tag von Leuten umgeben, deren Outfits nicht dem persönlichen Empfinden von Ästhetik entsprechen? Kein Unterschied zu sonst also. Ich habe das Latex-Pferd auch gesehen, aber da es gar nicht zu meinem Bekanntenkreis gehört, ist es einfach nur irgendwo durchs Bild galoppiert, genau wie die anderen nicht meiner Szene zugehörigen Gestalten, die durch Leipzig wanderten. Ich hab kurz aufgeschaut, selbstverständlich auch kurz geschmunzelt und mich dann aber wieder meinem Gespräch gewidmet. Der Subkulturelle an sich ist ein Meister im Ignorieren der Umwelt mit all ihren sonderbaren Facetten. Vor allem, wenn er gerade mit Seinesgleichen zusammensitzt. Oder nicht? Ob ich nun Bunte in Sandalen und Hawaiihemd ignoriere oder Latexpferde, macht keinen großen Unterschied. Und manchmal mag ich sogar Leute, die außen seltsam wirken und innen zu meinem WGT-Chamäleon passen. Es ist meine persönliche Entscheidung, wen ich reinlasse in meinen erlauchten Kreis. Das kann ein Neoromantiker sein, ein Batcaver, ein Viktorianer, ein… nein, okay … ein Latexpferd wahrscheinlich nicht, aber ich will es nicht ausschließen. ;-)

Und was ist mit den ganzen Fotografen auf dem Viktorianischen Picknick?

Da MEIN Szene-Chamäleon mit dem viktorianischen Zeitalter so viel zu tun hat wie der Hund mit dem Mäuse fangen, war ich nicht einmal in der Nähe dieses Picknicks. Und ich würde 30 Särge verwetten, dass mich NIEMAND auf dem Picknick fotografieren würde, wenn ich mich dorthin verirren würde. Fotografen sind also auch nur Randfiguren auf meinem WGT. Kein Grund, sich aufzuregen. Die meinen mich nicht. Warum verschwende ich auch nur einen Gedanken an dieses Thema? Dort, wo ich mein WGT feiere, gibt es keine Fotografen. Auf dem viktorianischen Picknick bin ich nur staunender und bewundernder Zuschauer, nicht aber zuhause. Eine schöne Veranstaltung, genauso wie ein Theaterstück oder ein Mittelaltermarkt. Szene? Neee! Es muss ja nicht alles Identifikationspotential haben, was man hübsch findet. Eine Szenediskussion erscheint mir für mich arg weit entfernt.

Und was ist mit dem völlig falschen Außenbild der Szene?

Wie sieht denn das richtige Außenbild aus, das transportiert werden sollte? Das Außenbild trifft niemals den Kern – egal, ob wir als Satanisten mit fragwürdigen Ritualen, als tolerante, fotogeile Schwarz-Hippies, als Latexpferde oder edle Hofdamen und Vampire mit Hang zum Theaterspiel gelten. Und ganz ehrlich: Wer sich abgrenzt von einer Gesellschaft, will die Gesellschaft nicht als verständnisvoll nickende Verbündete sehen. Die ist einem nämlich egal, weil man nicht viel mit ihr anfangen kann. Vielleicht habe ich auch ein falsches Bild von Stinos – interessiert mich aber irgendwie nicht. Ich finde sie komisch und will nicht dazu gehören. Reicht das nicht? Ein kleiner Gedanke am Rande: Wir müssen nicht alle eine große, harmonische Familie unt dem Label „Schwarz“ sein. Es ist vollkommen okay, wenn sich die Waver von den Steampunks abgrenzen und die Batcaver von den Neoromantikern. Sind alles unterschiedliche Gruppen. Man kann zusammen feiern, aber man ist nicht eine Szene – bei aller Liebe nicht!

WGT 2017 - Im Grunde doch ganz Nett
Robert hat „sein“ Wave-Gotik-Treffen 2017 sehr gut gefallen, wie man unschwer erkennen kann.

Die gehören nicht dazu!

Nun ist es noch eine Überlegung wert, ob das Latexpferd sich selber der schwarzen Szene, was immer dieser große Begriff bedeutet, zugehörig fühlt oder nicht. Möglicherweise gibt es auf dem WGT eine Fetisch-Irgendwas-Gruppe, die das Pferd mit offenen Armen empfängt. Meine Gruppe tut das nicht. Das Pferd muss leider draußen bleiben. Hier muss ich kurz die Altgrufti-Karte ziehen. Wenn man sich in den 80ern auch noch so zugehörig gefühlt hat, so war man doch nicht „drin“, wenn man nicht von den anderen akzeptiert wurde. War immer so, ist immer noch so, wird hoffentlich immer so sein. Die Szene ist kein „Tag der offenen Tür“. Manchmal stehe selbst ich bei Grüppchen vor verschlossenen Türen, weil ich als „nicht zugehörig“ eingestuft werde. Das ist okay. Das muss so.

Und warum waren so viele szenefremde Bands auf dem WGT?

Gerade auf dem WGT ist es ein Kinderspiel, nicht einen einzigen Ton von Bands zu hören, die man nicht hören will. Es ist ehrlich gesagt schon schwer genug, überhaupt irgendeinen Termin von Bands, die man unbedingt hören will, einzuhalten. Was kümmern da die anderen Auftritte? Das WGT ist ja kein Festival-Gelände, auf dem man nicht flüchten kann, wenn es einem zu bunt wird.

Und wie war Dein WGT?

Für jeden war das WGT anders, denn das WGT ist ein Chamäleon, das sich anpasst. Wenn man ein viktorianisches WGT möchte, bekommt man eins, wenn man ein steampunkiges WGT haben möchte, dann bekommt man eins, wenn man ein Oldschool-WGT haben möchte, dann bekommt man eins. Und jeder sollte als Subkultureller die Fähigkeit besitzen, das Geschehen außerhalb der ureigenen Szene zu ignorieren. Ist doch unsere tägliche leichteste Übung, oder?

Es ist absolut erlaubt, darüber zu diskutieren, wer einem die Atmosphäre bei Veranstaltungen versaut hat und wohin sich die Szene entwickelt. Man muss aber wesentlich kleinteiliger denken, denn die „Szene“ ist immer ein sehr individueller Begriff. Was stört den Waver ein Latex-Pferd am anderen Ende der Stadt? Woher soll der Batcaver wissen, welche Entwicklungen in ihrem direkten Umfeld die Neoromantiker stören? Und ist das überhaupt wichtig für ihn? Das Treffen von damals findet doch immer noch statt. Es besteht nicht aus 21 000 Besuchern, sondern aus einigen wenigen, die für einen selber die Szene bilden, in der man sich zuhause fühlt. Ist es wichtig, ob sich zeitgleich nebenan eine verkleidete Krankenschwester mit einem Karnevalsprinz trifft?

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Kommentare

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tobikult
tobikult(@tobikult)
Vor 7 Jahre

Das nächste Mal sind wir wieder mit dabei und dann wird das WGT automatisch viel schöner. Hoffentlich gibt es dann auch das Latex-Pony wieder – unsere kleinen Kinder finden sowas sehenswert.

Tanzfledermaus
Tanzfledermaus(@caroele74)
Vor 7 Jahre

Tja, und ich hatte gerade einen sehr langen insgesamt doch eher positiven Kommentar verfasst, klickte auf „Absenden“ – und er verschwand durch den inzwischen wieder gelöschten Beitrag im Nirvana. Da schreib ich mal was Positives zum WGT, und dann wird nix draus ;-) Also nochmal ganz in Kürze die Kernpunkte:
– ich hatte meine Erwartungen sehr tief angesetzt, war aber insgesamt positiv überrascht
– 21.000 sollen es gewesen sein? Ich hatte eher den Eindruck, es waren deutlich weniger Grufts in der Stadt unterwegs als in den Jahren zuvor, wo ich nur mal zum Fotografieren zum WGT gefahren bin. Diesen Eindruck bestätigten auch andere Besucher und Taxifahrer, die ich sprach, dass es leerer geworden ist.
– da ich weder an der Agra noch beim Viktorianischen Picknick war, bekam ich vom bunten Zirkus/Karneval kaum etwas mit
– in der Stadt und an den Orten, wo ich war, sah ich eher normales Schwarzvolk und sogar erstaunlich viele oldschool Leute mit Pikes, Iros, Türmen etc., deutlich mehr als erwartet
– ich hatte mir im Vorfeld alle Bands einmal auf Youtube angehört und fand viele „Perlen“ darunter, vor allem aus den Bereichen Postpunk, Gitarren- und Coldwave.
– bis auf zwei Konzerte von Bands, die ich unbedingt sehen wollte und bei denen dann der Funke nicht überspringen wollte (BFG und Bleib Modern), habe ich tolle Konzerte erlebt und hatte auch meine persönlichen Highlights (Klimt1918, Lea Porcelain, Whispering Sons und Holygram)
– der Zeitplan wurde absolut eingehalten, das war ich echt nicht mehr gewohnt.
– sowohl die „When we were young“- als auch die Gothic Pogo-Party, die ich besuchte, haben mir sehr gut gefallen und bei letzterer gab es sogar New Romantics zu bestaunen
– die meisten Locations waren wirklich schön vom Ambiente, vor allem die Kuppelhalle im Volkspalast und der Felsenkeller, aber auch das Täubchenthal auf dem schönen alten Fabrikgelände. Das Alte Stadtbad habe ich leider verpasst, soll auch toll sein. Es war eine interessante Erfahrung, nach fast 20 Jahren wieder im Werk II zu sein, habe es sofort wiedererkannt.
– absolut positiv muss ich mal erwähnen, dass sämtliche Locations, auch bei den Parties, rauchfrei waren :-) Ich habe regelrecht aufgeatmet, trotz feuchtwarmer Raumluft
– das Spontis-Treffen und die anschließende Flucht vor dem Regen in die Moritzbastei bescherte mir einige nette neue Kontakte und gute Gespräche, leider waren es dann doch zu viele Leute auf einmal, um alle interessanten oder durch gelesene Artikel/Kommentare „Bekannte“ einmal gesprochen oder zumindest begrüßt zu haben
– ich denke, dass ich 2018 wieder dabei bin, ob mit oder ohne Bändchen, überlege ich dann, es ist ja wirklich viel, was man auch ohne erleben und sehen kann.

Jimmy
Jimmy (@guest_55364)
Vor 7 Jahre

Ich frage mich gerade, ob ich meine Erfahrung hier Teilen soll, oder nicht. Ich war zwar in Leipzig, aber ich war OHNE WGT Bändchen unterwegs. Ich hatte vollkommen eigene Prioritäten gesetzt, habe das WGT als kommerzielle Veranstaltung Boykotiert und mich auf das Wesentliche reduziert…
Edit: ach was solls, zum WGT hab ich mir schließlich auch alle Zweifel ausgeredet ;D Beitrag kommt…

Frl. Schnee
Frl. Schnee (@guest_55366)
Vor 7 Jahre

Mein WGT war toll und das, was nicht toll war, hatte nichts mit dem WGT zu tun. Und ich hab nicht ein einziges Pferd gesehen. :-P
Bei ca. 700 möglichen Veranstaltungen war es jetzt auch nicht sooo schwer, den zwei Pferden aus dem Weg zu gehen. Oder allem anderen, was man nicht haben/sehen/hören möchte.

Irmin
Irmin (@guest_55367)
Vor 7 Jahre

Volle Zustimmung, Robert. Gerade beim WGT lassen sich Dinge, die einem nicht so gefallen, wunderbar ignorieren. Dann kann man natürlich wunderbar philosophische Diskussionen darüber führen, ob diese Dinge dazugehören oder dazugehören sollten, aber sich davon ein WGT kaputt machen lassen? Selber schuld. Ich meine, ich finde die Karnevalisten ja auch hochgradig albern, aber die sieht man ja eh nirgends bei den Konzerten, von daher, sollen sie halt machen. Hat nichts mit „der Szene“ zu tun, aber da wären wir wieder bei den philosophischen Diskussionen, und die muss man ja nicht anfangen.

Aber ein ganz klein wenig mehr noch dazu: Ich finde die meisten „Früher war alles besser“-, „Heute ist alles so kommerzialisiert“- und „XY macht die Szene kaputt“-Beiträge deutlich nerviger als tatsächliche Auswüchse der Szene, die mir weniger gefallen. Wer Musik und „Szenegedanken“ von früher sucht, findet beides auch, wenn er denn sucht, aber dazu muss man in der größer gewordenen Szene etwas tiefer buddeln. Wer meint, heute sei die Musik so schrecklich kommerzialisiert und dem Mainstream zu nahe und dann von den guten alten Zeiten mit Joy Division, Bauhaus oder gar The Cure redet (ja, das ist jetzt absichtlich überspitzt), sollte sich mal die Platzierungen der Platten dieser drei Bands in den Charts anschauen. Der allgemeinen Charts, nicht irgendwelcher „Independent“-Charts. So „underground“ wie heute konnte man in den Achtzigern gar nicht werden, schließlich kann man heute seine Musik einfach seinem Publikum von fünf Leuten (inklusive aller Bandmitglieder) auf Bandcamp & Co. verfügbar machen. Und „XY“ kann niemals die Szene allein kaputt machen, weil die Szene ja immer noch all die guten Dinge hat, die sie ausmachen. Die werden einem durch „XY“ ja nicht weggenommen. Was interessiert mich denn der drölfzigste Aggrotech-Ableger, wenn ich das einfach nicht hören muss? Außer natürlich mal zehn Sekunden lang, um mir alle Bands, die beim WGT auftreten, anzuhören.

Insofern ist das WGT ein wunderbares Spiegelbild der Szene: Es gibt einigen Kram, auf den ich verzichten könnte, aber ich kann ihn ja einfach ignorieren und in meiner Nische zufrieden sein. Wobei ich „Nische“ hier nicht als musikalische Richtung verstehe. Da zeigt das WGT doch immer wieder, warum vermeintlich „szenefremde“ Bands eingeladen werden und dass man die Leute vielleicht vom Aussehen her in viele kleine Unterszenen unterteilen kann, das aber beim Musikgeschmack schon deutlich schwerer wird. Denn Robert hat ganz recht damit, dass man sich nicht von Äußerlichkeiten täuschen lassen sollte. Beim Konzert von Hamferð im Schauspielhaus, meinem absoluten Highlight dieses Jahr, saßen neben mir zwei absolut „klassische“ Gruftis, von denen ich annahm, dass sie eventuell eher wenig mit Doom/Death Metal anzufangen wissen. Ich sah mich vollständig getäuscht, weil sie mit am frenetischsten Beifall spendeten. Mal ganz davon abgesehen zeigt das ja nur, warum „szenefremde“ Bands beim WGT auftreten. Weil sie vielleicht gar nicht so „szenefremd“ sind, wie es mancher gerne hätte ;)

Zudem ist es ja auch nicht so, dass alles schlecht ist, was bekannt und beliebt ist. Ich war heuer auch bei Rotersand, hauptsächlich, weil die mal ein Lied zu Daleks gemacht haben und ich Dr. Who mag. War ganz witzig. Muss ich nicht immer hören, aber als Alternativprogramm und gar Horizonterweiterung definitiv brauchbar. Wenn einen das nun untrve macht, so be it.

Genug des Meckerns übers Meckern, wie war denn nun mein WGT?

Rein musikalisch her war letztes Jahr für mich tatsächlich besser (zumindest hab ich mehr gute Bands gesehen), aber ansonsten hat es mal wieder Spaß gemacht. Gerade am Freitag und Samstag hatte ich entgegen den Eindrücken der Tanzfledermaus eher das Gefühl, dass es voller als in den Vorjahren war. Das mag aber auch an den jeweils gesehenen Bands gelegen haben. Und mehr als 21.000 Besucher waren es, zumindest, wenn die Karten ordentlich durchnummeriert waren ;)

Latexpferde hab ich auch nicht gesehen, aber die hätte ich wohl lustig gefunden.

Das Wetter hätte etwas besser sein können, aber dafür können die Veranstalter ja nichts.

Die Aufteilung auf die verschiedenen Veranstaltungsorte fand ich dagegen etwas seltsam. Percival, die Band, die für den Soundtrack von „The Witcher 3“ verantwortlich ist, im Felsenkeller zwischen Black-Metal-Bands? Das Programmbuch liest sich sogar, als ob die mal im Heidnischen Dorf hätten auftreten sollen. Und etwas Werbung dafür, was die Band schon gemacht hat, wäre wohl auch nicht schlecht gewesen. Wirklich voll war es nicht. Aber die, die da waren, vollauf begeistert.

Hamferð im Schauspielhaus war sehr cool, und gut, die kann man wahrscheinlich schwer „einbetten“.

Ach ja, und der Sound bei ORE und Arcturus war scheiße.

Das waren aber auch alle meine Kritikpunkte am WGT selbst. Ansonsten war es wieder einmal großartig!

Mo Key
Mo Key (@guest_55368)
Vor 7 Jahre

Wer meint, dass das WGT ein großes Familientreffen sein müsste, der sollte doch allein schon mit Blick auf die Besucherzahlen eines Besseren belehrt werden. Für mich ist das Treffen seit Jahren deshalb auch eher eine Entdeckungsreise zu neuen musikalischen Ufern – und da mein Musikgeschmack sehr breit gefächert ist, bin ich auch noch nie enttäuscht worden. Im vergangenen Jahr war es z.B. das kanadische Duo „The Visit“, das allein mit einem Cello und einer wunderbaren Frauenstimme das Schauspielhaus zum Schweben gebracht hat. Und dieses Jahr hat mich die portugiesische Band „Sinistro“ sehr begeistert – eine exzentrische Sängerin in Schwarz, textlich Anklänge an den portugiesischen Fado, kraftvoll untermalt von drei doomigen Gitarren. Leider haben dieses Konzert im Kohlrabizirkus, den ich noch nie so leer gesehen habe, nur wenige besucht. Also: Entdecken und genießen, weniger meckern! Oder einfach nicht kommen bzw. auf die kleineren Festivals gehen, die dann wohl eher einen Treffen-Charakter haben.

Gabrielle
Gabrielle (@guest_55369)
Vor 7 Jahre

Meine Highlights des diesjährigen WGTs:

Am Donnerstag ging ich zum Auftakt des WGT zur Blauen Stunde. Den lieben Menschen, die das Ganze bereits am Nachmittag begonnen hatten vorzubereiten, sei ganz herzlich gedankt. Es war sehr stimmungsvoll und ich konnte die Menschen treffen, die mir wichtig sind, mich an Gesprächen beteiligen oder mich einfach der Atmosphäre hingeben. Leider fror ich sehr und musste vorzeitig, bevor der Fackeltanz begann, gehen.

Am eindrucksvollsten und nachhaltig in Träumen haltend, war wohl das Konzert am Freitag von Besides. Eine mir bisher unbekannte polnische Band, deren instrumentale Musik Platz für eigene Gedanken und Gefühle lässt. Ihre CD hat seit diesem Abend den CD-Player im Auto nicht verlassen.

Abends war ich dann noch zur „In Goth We Trust“ im elipamanoke e. V.. Jorge Macotella und Andrew Pettit (Dazed and Confused) legten in dem Floor auf, wo ich Stunden tanzte. Und ich konnte Andrew und seine Frau Melissa persönlich kennenlernen. Zwei ganz wundervolle, warmherzige Menschen, die ich am Montag noch einmal beim Frühstücken traf und mit denen ich mich köstlich unterhielt.

Samstag war ich aus Versehen in der City. Das Kontrastprogramm am Abend hatte es dagegen in sich! <3 Im Täubchenthal spielten Scary Bitches und Bloody, Dead & Sexy, entsprechend war das Publikum. Ich sah Iros, Sidecuts und Undercuts in den schillernsten Farben oder einfach schwarz… nietenbesetzte Westen und Jacken, Sicherheitsnadeln, Ketten und Ringe… Reste von Shirts, zerlöcherte und zu Oberteilen umfunktionierte Strumpfhosen, Netzshirts… *seufz* Die Konzerte waren der Wahnsinn.

Leider habe ich mir dieses Jahr zu wenig Ruhe gegönnt. Mir wichtige Lesungen für andere banale Dinge aufgegeben. Lediglich einen Museumbesuch machte ich. Auch beim Spontistreffen konnte ich aus persönlichen Gründen nicht lange bleiben, sorry dafür. Ich habe mich so sehr eingeschränkt, das war einfach nicht befriedigend für mich. Mein Versuch mit einem Besuch des Südfriedhofs am Dienstag einen Abschluss zu finden, gelang nicht.

Nächstes Jahr werde ich mich wieder mehr an meinen Zeitplan halten, vielleicht einfach auch mal ein Konzert auslassen und Treffen mit mich belastenden Personen meiden. Dafür mehr Zeit mit angenehmen, ruhigen Menschen verbringen… Ihr Lieben, ich freue mich schon auf's nächste WGT.

Julius
Julius (@guest_55370)
Vor 7 Jahre

Wird es für die Daheimgebliebenen auch Impressionen geben, die abseits der typischen Fotomotive, wie z.B. dem ominösen Pferd, entstanden?
Wird von Jahr zu Jahr eigentlich mehr gemeckert oder bleibt das in etwa gleich? Gibts diesbezüglich Einschätzungen?

Flederflausch
Flederflausch(@flederflausch)
Vor 7 Jahre

Sind wir nicht jeden Tag von Leuten umgeben, deren Outfits nicht dem persönlichen Empfinden von Ästhetik entsprechen? Kein Unterschied zu sonst also.

Klar sind wir das, mit dem Unterschied, dass wir uns im Szenerahmen auf einmal persönlich betroffen fühlen, weil es sich dabei um etwas handelt, dass uns wichtig und Teil der Identität ist. Für mich ist das, als mache ich eine Paty, die ich ganz nach meinem Geschmack gestaltet und auf einmal sitzen da Leute auf meinem Sofa, die ich nie haben wollte.

Wird von Jahr zu Jahr eigentlich mehr gemeckert oder bleibt das in etwa gleich? Gibts diesbezüglich Einschätzungen?

Ich würde sagen es kommt darauf an. Auf der einen Seite möchte ich meinen, dass es durch FB etc. eine Plattform gibt, auf dr das Gemecker angebracht werden kann. So das vieles nun öffentlich wird, was früher im Privaten abgelassen wurde. Ich denke, dass der daraus entstehende Sog ( Kommentare, Gegenkommentare, ähnliche Posts) zu einem Schneeballsystem wird, das dazu führt, dass immer mehr Menschen ihren Senf dazu geben. Auf der anderen Seite habe ich teilweise den Eindruck, dass eine deutlich gestiegene (kosumatorische) Anspruchshaltung herrscht, die dazu führt, dass bei jeder Unabwägbarkeit erst mal gemeckert wird.

Lexy
Lexy (@guest_55372)
Vor 7 Jahre

Oh ja das Wgt.. jedes mal schön =)#
Ich muss dazu sagen ich bin sehr jung und hab noch nicht sehr viele WGT mitgenommen. Aber die bei denen wo ich war waren jedes mal schön.
Selbst wenn der Überteuerte Met mich fast pleite macht gönnt man sich ja trotzdem was und gerade meine Favoriten Bands : Wednesday 13 und der Fluch machen es zu einem unvergesslichen Ereignis !
Dieses Jahr war ich zum erstenmal beim Viktorianischen Picknick und es ist garnichts für mich! Lag vlt. daran das ich allein dort war und ich fast zu Asche verbrannt wurde aber auch daran das es einfach zu viele Menschen auf einem Haufen waren!
Noch einer der schönsten Momente war das ich BlackFriday und ihren Freund getroffen habe!
Allgemein war es einfach toll und ich freue mich aufs nächste mal!

Lg Lexy https://untotlicht.blogspot.com/)

Ronny Rabe
Ronny Rabe (@guest_55373)
Vor 7 Jahre

Wie vielleicht schon einige mitbekommen haben , habe ich vorgestern und gestern nee ganz schöne Welle bei FB verbreitet. Leider haben meine Post nur sehr wenige verstanden.
mein WGT war super – ich habe zwar nur 4 Konzerte Besucht , war nur einmal im Museum … dafür mehr auf der GPP ( wobei es einmal grenz wertig war bei mir ;-) aber gut .
Ansonsten erfreue ich mich immer wieder an ,Freunde-Bekannte endlich wieder zu treffen , nette Gespräche oder auch mal Lästereien (upps) zu führen und endlich mal meine Kostüme aus dem Schrank holen :-)))
Mein Highlight ist auch immer wieder Montags im Park – soviel geile Pikes und ihre Träger zu sehen – erwärmt mein Herz.

Eins muss ich noch los werden – ich war auf dem Viktorianischen Piknik – und bin wirklich traurig ,schockiert wie dieses sich entwickelt hat. Schaulaufen hoch zehn , unzählige Fotografen und Touris . Es hatte nix mehr vom einstigen Piknik mehr über.Dies war zwar schon in den letzten Jahren so , aber heuer = einfach nur schlimm.

Und was mich auch immer wieder aufregt , das die Medien speziell in Tageszeitungen – Menschen ablichten , die zum größten Teil nicht mal ein teil von uns sind – sondern eben Kostümierte . und eben solche , sollen dann für Ausstehende das WGT präsentieren ???

Schwarzer Spieler
Schwarzer Spieler (@guest_55374)
Vor 7 Jahre

Erstmal Glückwunsch an die, die nur ein Fetisch-Pferd gesehen haben, bei mir war es eine Herde (4 stk. es sollen sogar 5 gewesen sein). Wir (meine Frau und Ich) sind eher als Metalheads zu bezeichnen, kommen aber seit ein paar jahren gerne zum WGT um Freunde treffen.

Bei der Masse an Veranstaltungen und Besuchern kann man es nie allen Recht machen.

Die einzigen Punkte an denen wir was zu meckern haben ist einmal das besagte Picknick, wo die WGT Besucher irgendwie mit Außerirdischen verwechselt und ungläubig bestaunt wurden, es fehlt nur das man angefasst wird um zu sehen ob man real ist (Wir waren nur Zivilgoten am Rande, auf der Suche nach Freunden und Bekannten). Das andere ist ein Punkt der die Security betrifft, nach beendigung eines Konzertes im Kohlrabizirkus, es fing während des Konzertes an zu regnen, staute sich die Masse im Ausgangsbereich so, das es kein reinkommen für die neuen Gäste gab. Man hatte das Gefühl die Leute bestehen aus Zucker und wollen nicht an die frische Luft und den Ordnern schien es egal zu sein das es sich staute.

Beim Wetter gibt es nur die falsche Kleidung.

Aber im großen und ganzen war das WGT, für uns, wie immer eine richtige Entscheidung. Wir haben uns 6 Konzerte angesehen, wovon wir 2 als nicht unser abgehakt haben. Auf dem WGT hat man eine große Chance neue Bands kennenzulernen, ein hoch auf die modernen Medien zum reinhören. Haben Freunde getroffen, soweit sie da waren, neue Locations kennengelernt. Zum Spontis Treffen kommen wir gerne, wir wurden vor ein paar Jahren von einer Freundin dahin mitgenommen.

Wir fühlen uns auf dem WGT richtig wohl und freuen jetzt schon auf nächstes Jahr.

Tanzfledermaus
Tanzfledermaus(@caroele74)
Vor 7 Jahre

Ronny Rabe schrieb:

Und was mich auch immer wieder aufregt , das die Medien speziell in Tageszeitungen – Menschen ablichten , die zum größten Teil nicht mal ein teil von uns sind – sondern eben Kostümierte . und eben solche , sollen dann für Ausstehende das WGT präsentieren ???

Das stört mich auch massiv. Ich will mit solchen Faschings-/Karnevals-Gestalten auch nicht in einen Topf geworfen werden. Und das Schlimme ist ja auch, dass gerade durch die Medien solche Selbstdarsteller erst recht noch ermuntert werden, teilzunehmen, weil sie dann die passende Aufmerksamkeit und Bühne finden.

Levi
Levi(@marion)
Vor 7 Jahre

Meiner Meinung gilt: Das WGT ist was du draus machst. Bei dem vielfältigen Programm kann sich im Prinzip jedeR rauspicken was er möchte und sich so à la Baukastensystem sein eigenes WGT basteln. Für mich heißt das Konzerte besuchen, neue Bands entdecken, Freunde treffen und Atmosphäre genießen. Letzteres geht je nach Ort mal besser mal schlechter. Am Wohlsten habe ich mich dieses Jahr wieder im Täubchenthal gefühlt. Am anderen Ende der Wohlfühlskala, ergo auf der Minusseite steht, wie bei so vielen das Viktorianische Picknick. Hier schließe ich mich den Postern über mir an, es waren einfach viel zu viele Leute da und von denen waren vielleicht 50% WGT BesucherInnen. Ich hatte eher das Gefühl auf einem Picknick des Stadtfestes zu sein und es war definitiv mein letzter Besuch dort. Konzerthighlights waren The Mission, Scary Bitches und Sex Gang Children. Die beste Neuentdeckung waren Klez.e (ein bisschen wie The Cure mit deutschen Texten). Auch das Ägyptische Museum, die Blaue Stunde und das Spontis Treffen waren ganz wundervoll, die GPP habe ich mir leider, wie schon die Jahre zuvor zwar vorgenommen aber nicht besucht.
Abgesehen davon: Ich unterstütze das Motto „Ignoranz statt Toleranz“, es sollte uns wirklich viel mehr egal sein was andere Leute am WGT outfittechnisch treiben oder was andere Leute, die anschließend darüber in der Zeitung lesen dann darüber denken. Bisschen mehr einigeln („abgrenzen“) erlaubt.

Axel
Axel(@axel)
Vor 7 Jahre

Dieses Jahr gab es mindestens 40 gute Acts. Von Amanda Palmer über Hexperos und Saigon Blue Rain bis hin zu den Whispering Sons. Musikalisch war für JEDEN was dabei gewesen.

Alles was dazwischen liegt: Selbst schuld wenn es gut oder scheiße war. Wer sich mit Freunden an netten Orten trifft, der wird auch in Ruhe gelassen. Gab viele stille Ecken dieses Jahr in Leipzig.

Diese ganze Lästereien und der ganze Kindergartenquatach lässt sich sehr gut umgehen, schlicht indem man sich mit Menschen aus der individuellen Liste der coolen Leute umgibt.

Alles andere ist egal und der Beachtung schlicht nicht wert. In dem Fall ist die Filterbubble schon ganz geil. Daher verstehe ich auch den Terz in den Social Networks nicht. Wer die Zeit gehabt hat sich über andere Menschen aufzuregen, hat schlicht seine eigene Zeit nicht optimal genutzt. Ist doch ne ganz einfache Rechnung.

Gestört haben mich eher die Meckereien im Vorfeld des WGTs aufgrund des Lineups. Aber da habe ich damals schon auf Facebook nen längeren und pointierten Kommentar zu verfasst: https://www.facebook.com/SnowflakesSampler/posts/1026078670855913

Dass die Leute im Nachhinein nicht über das tolle Lineup, über die tollen Vernstaltungen allgemein und über tolle Menschen reden, zeigt mir einmal mehr, dass diese Leute wohl nur dann glücklich sind, wenn sie meckern können. Spaß an der Destruktivität? Oder doch nur ein eigentlich ödes und langweiliges Leben?

Pitje
Pitje (@guest_55378)
Vor 7 Jahre

Dass Ihr Eure eigenen Autoren zensiert und deren Artikel wieder von der Seite nehmt, ist die eine Sache. Dass Ihr jetzt auf Biegen und Brechen versucht, berechtigte Kritikpunkte in Wohlgefallen umzudeuten, die andere.

Offensichtlich war der Ursprungsartikel von Flederflausch nicht political correct genug, aber immerhin hatte er eine klare Haltung. Szene, Bands, Veranstaltungen schön zu reden, war ich von Orkus, Zillo und Co. gewohnt, die ich lange nicht mehr lese. Dass Ihr es hier echt für nötig erachtet, Menschen in Pferdekostümen auf dem WGT zu verteidigen, ist echt schräg. Das von Euch befürchtete digitale Senf-Dazugebens habt Ihr trotzdem unter Eurem Artikel.

Für mich hat dieser Blog an Glaubwürdigkeit verloren.

Tanzfledermaus
Tanzfledermaus(@caroele74)
Vor 7 Jahre

Pitje, nach einem einzigen Artikel, der nicht Deiner Ansicht entspricht, die Glaubwürdigkeit des Blogs in Frage zu stellen, finde ich schon ziemlich heftig. Weder hat Robert hier etwas schön geredet, was von anderen als störend empfunden wird, sondern nur darauf hingewiesen, dass es zum Glück noch den szenigen Gegenpol dazu gibt (wäre das nicht so, wäre er vermutlich auch kein WGT-Besucher mehr ;-) ), noch hat er kritischen Stimmen den Mund verboten, sondern nur zum Nach- und Überdenken der eigenen Position angeregt. Muss man sich alles miesmachen lassen, nur weil nicht alles ins eigene Weltbild passt? Ich kann auch mit vielen neuen „Szene“-Strömungen nicht viel anfangen und schon gar nicht mit solch karnevalesken und bizarren optischen Auswüchsen, die das Bild der Szene nach außen verzerren. Aber ich hatte trotz und vielleicht auch gerade wegen meiner Sorge, auf dem WGT nichts mehr von dem vorzufinden, was es einmal in den 90ern für mich war, eine insgesamt positive Erfahrung. Weil ich den Zirkus gemieden habe, gezielt Veranstaltungen aufgesucht habe, wo ich mich musikalisch wohlfühle. Zum Glück gibt es die (immer) noch, und insgesamt waren die Verkleideten wohl doch in der Minderheit. Jeder hat das Recht, Kritik zu äußern, aber es sollte auch erlaubt sein, wenn die Gefahr droht, dass manche nur Negatives sehen (wollen), aufzuzeigen, dass das vielleicht manchmal auch an einem selbst liegt, durch welche „Brille“ man etwas wahrnimmt und dass es nicht schaden kann, etwas entspannter auf solche Randerscheinungen zu reagieren, sofern noch brauchbare Substanz vorhanden ist.

strangeplant
strangeplant (@guest_55382)
Vor 7 Jahre

Chamäleon… ein sehr passender Vergleich… jeder backt sein eigenes WGT. Genau das ist es, was es letztendlich so interessant und zum Treffen macht. Denn ich treffe einen dunkelbunten Haufen meiner Freunde, obwohl jeder individuelle Interessen hat, die sich hier und dort überschneiden.

Wer mit seinem WGT unzufrieden ist, hat wahrscheinlich irgendwas falsch gemacht. Trotzdem ertappe ich mich ständig dabei, kopfschüttelnd den gefühlt 100. Meckerpost und die darunterstehenden Kommentare im Facebook zu überfliegen und mich darüber zu ärgern, wie Toleranz missinterpretiert wird. Toleranz als Totschlagargument. Wer seine Grenzen aufzeigt, muss damit rechnen, als intolerant betitelt zu werden. Tolerant zu sein bedeutet doch nicht, alles toll und super zu finden, was es gibt. Es bedeutet mit gewissen Abweichungen klarzukommen. Nach meiner Ansicht sitzt das Schwarz-weiß-Denken häufig vor allem in den Köpfen, die am lautesten Toleranz einfordern und nicht in der Lage sind, Grenzen anderer wahrzunehmen und zu achten.

Ja, da hilft Ignoranz. Sich mit Dingen, die einen nicht interessieren und in keiner Weise berühren, einfach mal nicht auseinanderzusetzen. Auf dem WGT selbst gelingt es mir gut, einfach bestimmte Orte zu meiden, schon auch, weil mir die Zeit dafür zu schade ist. Ich weiß nicht, warum es im Internet nicht so gut klappt. Es ist, als würde ich am Klara-Zetkin-Park auf- und ablaufen, obwohl doch nichts kommt, was mich interessiert.

Mein WGT war wunderbar. Der WGT-Blues ist dieses Jahr sogar weitestgehend ausgeblieben. Komisch… aber ich fühle mich ausgefüllt. Ich habe alle mir wichtigen Menschen getroffen, mit ihnen eine unbeschwerte Zeit verbracht, sensationelle Konzerte erlebt. Neue Musik und eine Wunschliste für kommende Konzerte mit nach Hause genommen. Ich bin nicht traurig, wegen Dingen, die ich nicht geschafft habe, sondern gespannt, ob ich dazu im nächsten Jahr kommen werde. Die absoluten Highlight Konzerte waren für mich Klimt 1918, Nicole Sabouné, Whispering Sons und Ritual Howls. Als Location neu für mich entdeckt habe ich das Täubchenthal… und die Süßkartoffel-Pommes vor dem Stadtbad waren extrem lecker.

Victor von Void
Victor von Void(@vivovo)
Vor 7 Jahre

Ich kann Robert und den anderen Kommentatoren nur zustimmen: jeder macht sich sein WGT selbst (ich habe auch schon einen Bericht über meins verfasst). Wer nur meckert, meckert erst einmal über seine eigene Unfähigkeit, sich aus dem sehr umfangreichen und ausgewogenen Programm die passenden Punkte heraus zu suchen. Im Englischen gibt es den Satz „Ignorance is bliss“, und das WGT erlaubt uns gerade durch seine Vielfalt und räumliche Verteilung die Dinge zu ignorieren, die uns nicht passen. Robert Schönfärberei vorzuwerfen, weil er in seinem Blog nicht ausschließlich negativen Meinungen Raum geben will, sondern sich lieber aktiv für ausgewogene und fundierte Kritik einsetzt, ist in etwa so, als würde man Gandhi vorwerfen, mit seiner Philosophie des gewaltlosen Protests die Befreiung Indiens von der britischen Herrschaft untergraben zu haben….

Flederflausch
Flederflausch(@flederflausch)
Vor 7 Jahre

Offensichtlich war der Ursprungsartikel von Flederflausch nicht political correct genug, aber immerhin hatte er eine klare Haltung. Szene, Bands, Veranstaltungen schön zu reden, war ich von Orkus, Zillo und Co. gewohnt, die ich lange nicht mehr lese. Dass Ihr es hier echt für nötig erachtet, Menschen in Pferdekostümen auf dem WGT zu verteidigen, ist echt schräg. Das von Euch befürchtete digitale Senf-Dazugebens habt Ihr trotzdem unter Eurem Artikel.

Wie Robert bereits dargelegt hat, ging es bei der gemeinsamen Entscheidung nicht um eine „political correctness“. Der Artikel bezog sich auch nicht auf Bands und Veranstaltungen oder die Organisation, sondern auf einige Gruppen an Besuchern des WGTs und die (destruktive) digitale Meckerkultur, die am Ende vergisst die positiven und lebendigen Seiten zu sehen und diese Wert zu schätzen. Die gibt es am WGT an vielen Ecken und Ende und vor allem auch beim Gothic Pogo Festival und das sind die Elemente, die die „Szene“ am Leben erhalten. Der nachdenkliche oder anregende Aspekt auf den wir immer versuchen abzuzielen, hat uns nach nochmaligen Überlesen und Besprechen gefehlt. Dadurch war der konstruktive Moment zu vermissen. Die Kritik an einigen Besuchergruppen war und ist berechtigt, die Frage ist nur, wohin führt uns diese. Wir können meckern und uns dadurch die Sache selbst kaputt machen, oder wir können versuchen uns auf unsere „subkulturellen Werte“ (über die sich meiner Meinung nach auch streiten lässt) zurück zu besinnen und uns unseren Raum so zu schaffen, wie wir in uns vorstellen und mit anderen teilen möchte.

Das andere ist ein Punkt der die Security betrifft, nach beendigung eines Konzertes im Kohlrabizirkus, es fing während des Konzertes an zu regnen, staute sich die Masse im Ausgangsbereich so, das es kein reinkommen für die neuen Gäste gab. Man hatte das Gefühl die Leute bestehen aus Zucker und wollen nicht an die frische Luft und den Ordnern schien es egal zu sein das es sich staute.

Das ist jedes Jahr das selbe Spiel. Der Ein- und Ausgangsbereich ist in der Form, wie er ist nicht dafür geschaffen, dass ein flüssiger Austausch der Menge entsteht. Oft ist die Halle zwischen zwei Konzerten fast leer, da viele der Besucher, aber auch noch weitere Konzerte dort sehen wollen und in der Zwischenzeit gerne frische Luft schnappen oder eine Rauchen wollen, staut sich alles im Eingang und dem eingezäunten vorgelagerten Bereich. Ich habe es immer wieder erlebt, dass es zu Einlasstopps kam – nicht, weil die Halle voll war, sondern weil der Vorplatz verstopft war und es nicht dienlich gewesen wäre dort weitere Menschen hineinzulassen.

RaBe
RaBe (@guest_55386)
Vor 7 Jahre

Seit 3 Jahren buchen wir unseren WGT Urlaub nur noch über Eulenforst – Travel und erleben seither nur schöne und (hm darf ich nun, ohne dem Robert in den Rücken zu fallen, lustige Dinge schreiben?) l…… Dinge.
Beim Musik – Geschmack sind wir uns recht häufig uneinig, aber selbst das ist kein Problem. Man ist ja erwachsen und selbständig. Den unschöneren Dingen, wie z. B. Kostümträger und Ponys auf 2 Beinen kann man wirklich ignorierend aus dem Weg gehen, ohne allzu große Umwege in Kauf zu nehmen.

Meine Highlights dieses Jahr waren Fix8:Sed8 (Sorry, darf ich hier Werbung mnachen??? )

http://www.darkmusicworld.de/fix8sed8-foren6-cd-review/

und natürlich Skinny Puppy sowie das Spontis Treffen am Montag. Leider kamen wir mal wieder zu spät und ich entschuldige mich dafür, einige viele von Euch nicht persönlich begrüßt und gesprochen zu haben. Ich versuche mich dahingehend zu bessern….

Wir bedanken uns bei unserer Reiseleitung und sind selbstverständlich auch nächstes Jahr wieder dabei.

LG Rabe

NorthernNephilim
NorthernNephilim (@guest_55388)
Vor 7 Jahre

Ich habe dieses Jahr eine WGT Pause eingelegt weil mir die letzten Jahre das ganze eher wie ein Zwang aufkam (ich MUSS dahin ich MUSS Konzert xy ich MUSS et Cetera) was eher persönlich bedingt ist…

Ixch gehör ja eher du denjenigen die der Musik fröhnen und sich ihrer erfreuen und der ganz extreme Szenezirkus eh einfach die Wupper runterfliesst um es mal ganz genehm auszudrücken. Auch wenn ich dieses Jahr nicht da war sagt doch dieser einzige Satz von Robert alles aus:

„Dort, wo ich mein WGT feiere, gibt es keine Fotografen.“ (alternativ kann man „Fotografen“ auch durch besagte Pferde ersetzen, Clowns etc.)

So habe ich es auch gehandhabt und bin damit immer ganz gut gefahren, Areas zu meiden wo der Trolldetektor eh auf Anschlag geht (Agra, Moritzbastei, Innenstadt generell).

gagates
gagates (@guest_55389)
Vor 7 Jahre

Hab es dieses Jahr zum ersten Mal als Treffen empfunden (vor allem auch wegen dem Spontistreffen). Mir kam es auch so vor, als wären in der Stadt deutlich weniger unterwegs gewesen (auch weniger extrem auffällig gekleidete), musikalisch fand ich es sehr toll (nur dass ich an einem Abend gleichzeitig im Täubchenthal und im Stadtbad hätte sein müssen, war weniger schön). Alles in allem: ach, war das schön. Ergänzung: Find es immer wieder schön, Menschen zu sehen, die im Tradgoth, Grufti, Waver Stil unterwegs sind. Macht für mich einen Teil der Atmosphäre aus.

Foxxi
Foxxi (@guest_55390)
Vor 7 Jahre

Ich bin, wie jedes Jahr, sehr traurig, dass MEIN WGT wieder vorbei ist. Denn MEIN WGT, war wie jedes Jahr großartig und Robert und Orphi haben aufgeschrieben, warum ich MEIN WGT immer lieben werde …

Millarca
Millarca (@guest_55394)
Vor 7 Jahre

Ich bin mir nicht sicher ob ich die Pferde tatsächlich gesehen habe oder nur auf Fotos. Bei den vielen Eindrücken verschwimmt bei mir ab und zu der Blick für die tatsächlichen Erinnerungen und der für die bloßen Gedanken. Wobei ich eher weniger an Pferde denke.
Den Kommerz erträgt man und versucht sich wie beschrieben in Ignoranz. Sonst braucht man gar nicht mehr vor die städtische Tür. Die Verniedlichung ist anstrengender. Man muss den Filter gezielt einsetzen und es funktioniert nicht immer. Häufig dann nicht mehr, wenn der Met seine Wirkung verliert. Ab und zu braucht es aber eine Dosis Überforderung. Dann bin ich gesättigt und nächstes Jahr reicht wieder die Pogo Party und der Blick von außen. Vielleicht.

T.S.
T.S. (@guest_55398)
Vor 7 Jahre

Pferde!!! „Ja, wo laufen ’se denn…?“ – Grundgütiger, ist jetzt auch mal gut damit? Umso mehr diese – mit Verlaub – extrem lächerliche Spielart eines Selbstdarsteller-Fetisch-S/M-sonstwas-Klamauks hier noch ständig Thema ist, umso vergnügter und selbstzufriedener können sich die derart aufgelaufenen Herr-/Damen(?)-Schaften zurücklehnen, und die ihnen zuteil gewordene und natürlich gewonnene Aufmerksamkeit geniessen. Und bei allem für und wider, Kritik und Echauffieren, damit manifestieren diese sich umso „szeneinvolvierter“ und als totaler WGT-hotspot als das ihren schärfsten Kritikern recht sein dürfte. Gratulation zur Kontraproduktivität.

Ja, da habt ihr mal vollkommen recht damit,  Orphi + Robert, ignorieren geht auch – und ist halt manchmal wirklich wie eine last minute Notbremse, bevor einem selber alles um die Ohren fliegt…
Von daher wäre euer Beitrag hier eine wünschenswerte Lektüre als Art „Gastkommentar“ funktionierend als Kontrastprogramm in diversen Tageszeitungen, als sinnvolle Ergänzung zu deren sensationsgeilen Fotostrecken von diesem viktorianischen Maskenball, den sogar unser hiesiges Blättchen uns auflagenstark-feixend zum Frühstück präsentierte.
Klassenziel erreicht, sage ich da mal – das WGT wieder mal satte 100 Punkte auf der massenmedialen Skala erreicht, natürlich bis auf die auf der Strecke bleibenden zweitrangige(n) Bands und Musik (downloaded man eh, ist ja auch nicht sooo wichtig…), die dort aufspielten, bzw. aufgespielt wurde. Oma Elfriede, samt Enkelchen Chantalle von vis-a-vis wissen jetzt ja Bescheid, wie man als Graf Koks in Leipzig zelebriert, halten aber Skinny Puppy weiterhin für eine Sprechpuppe, die’s bei „toys r us“ für billig kurz vor Weihnachten gibt, Cabaret Voltaire für das verrufenste Etablissement hinten hinterm Industriegebiet, und natürlich ist Chantalles Clique ganz doll dem Motto „bleib modern“ verbunden, wenn’s morgen wieder ab zu „H&M“ geht, vielleicht gibt’s mittlerweile dort ja auch das strasssteinchenbewehrte „Victorian goth chick“-Top zu kaufen, hmmm?

Anyway, jaja, ich weiß, ich sollte mir mal den mittlerweile angesammelten Schaum vor’m Munde abwischen… – aber mir ist die Aussenwirkung einer Subkultur/Szene, die ursprünglich mal mehr zu bieten hatte, als (zumindest teil-/zeitweise) profane überkandidelte Selbstdarstellung als Selbstzweck, so wie das offenbar manche gemeint haben mitschneiden zu müssen, nicht vollkommen egal (selbst jetzt nicht, wo ich schon seit Jahren eher der Optik eines – so betitulierten – „Stinos“ (sic!) näher bin, als der einer sich zu Markte tragenden optischen „Reizfigur“…). Nein, ganz und gar nicht, selbst als irgendwie „unscheinbarer Goth“, selten aktives (ex- ?) Mitglied einer Subkultur, tut es schon verdammt weh, wenn die „schwarze Szene“ nur noch als beliebiges, bisserl spooky Kasperltheater in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird, sozusagen als harmlose leicht beschränkte und selbstverliebte melodramatische Pseudo-Exoten, oder so… Und das sage ich auch ganz offen und bestimmt vor dem Hintergrund, daß „Jugendkulturen“ und Szenen offenbar ja doch anachronistisch und obsolet geworden sind. Beisst sich das? Nein! Denn, „wir“, d.h. auch „Szenen“, etc. sind nämlich ebenfalls Teil der Gesellschaft (und nicht zu knapp) – Abgrenzung, Ignorieren undsoweiter hin oder her, oder will die „Szene“ gerade durch ihre offen dargelegte optische „Andersartigkeit“ sich nicht irgendwie der Gesellschaft präsentieren und dadurch in eine Art Interaktion treten, auch wenn (oder gerade) der Kontrast augenfällig werden soll. Diese(r) ehemalige (auch bisweilen theatralische) „laßtmichdochalleinruhe“-Habitus, bzw. -Haltung ist schon lange in der upgedateten Szene verflogen, bisweilen augenfälliger Nihilismus und Existenzialismus einiger sehr frühen Szene-Vorreiter so gut wie nicht mehr existent (so viel zur „Altgrufti-Karte“… ). Und hat sich die Gesellschaft nicht schon vor langer Zeit an den 08/15-feldwaldwiesen-Grufti gewöhnt, business as usual also? So wie der Althippie die Strasse runter, Onkel Erwins ollen Benz wieder zusammenschraubt und diese „Pink!“-Trällergöre ja auch irgendwie „Punk“ (muhahahaaa…) ist? Bis… – ja bis die (medial ferngesteuerte) „Eventculture“ anfing durchzudrehen, und alles und jeden mit in ihren Sog nahm, „Gothic“ als optischer Reiz war da ja sowieso ein dankbares Ziel. Und als (auch immer wieder „vorläufiges“ Etappen-) Ziel gilt, eine Superlative mit der anderen zu jagen und zu toppen, bis einem alleine vom Zuschauen das Gehirn anfängt zu käsen…
Worauf ich hinaus will ist – ja doch, absolute Zustimmung – gegenseitiges (!) Ignorieren wäre vielleicht ein Hilfsmittel gegen den Hype. Heilsam, wenn sich für die abstrakt Aufgetakelten bei der „viktorianischen“ Kirmes keine Sau mehr schert (um bei Vierbeinern zu bleiben: früher war die „schwarze Szene“ nicht gerade ein Ponyhof, heute soll, bzw. will sie zu einem gemacht werden – das ist der lapidare Unterschied…). Mal sehen, welches Gejammer dann angestimmt werden würde…

Ja, doch,  Orphi + Robert, ich bin im Prinzip ganz bei euch mit eurem sehr guten Beitrag, auch wenn ich mich doch zu dem WGT-Kritiker-Lager zählen muß, habt ihr doch aufgezeigt, daß nicht alles schubladenmässig, schwarz/weiß eingefahren funktionieren sollte, bzw. muß. Jeder ist seines Glückes Schmied, und wenn man seinen Prioritäten, vielleicht auch Prinzipien nachgeht, und sich nicht sensationsfremdgesteuert verleiten lässt, bei jedem Schnickschnack mitzugaffen (auch wenn man Gaffer eigentlich verachtet – das ist ja fast schon wie auf der Autobahn bei einem Unfall, sei mir der hinkende Vergleich aber trotzdem gestattet…), so dürfte man wohl wirklich „sein“ befriedigendes WGT finden können.

Tja, und ich? Ich war nun seit gut 20 Jahren nicht mehr beim WGT anwesend, Gründe dafür gibt es viele, allerdings haben diese mit den (auch) klischeehaften Allgemeinplätzen a la „früher war noch mehr Lametta – und eh alles besser“ oder dem „Kommerz“-Gejammer (ich bekenne, ich konsumiere gern und viel – der Mensch lebt nicht nur von Luft und Liebe…) nichts zu tun, viel mehr erfülle ich mir meine (sub-)kulturellen Bedürfnisse über’s Jahr verteilt lieber im (relativ) unspektakuläreren Rahmen – was allerdings oftmals um einiges intensiver und kommunikativer sein kann…
So hatte ich über Pfingsten auch „Wave“ und „Got(h)i(c)k zur Genüge, ganz ohne Leipzig und auch ganz ohne zeitfressende Aufdonnerei.

Noire Mari
Noire Mari (@guest_55401)
Vor 7 Jahre

Mein WG war sehr schön, viele liebe Menschen getroffen und auch wieder interessante Menschen kennengelernt. Auch, wenn es dieses Jahr kein Konzert gab, die ich angesehen habe, war es wirklich sehr schön dieses Jahr. Nette Gespräche in der Sixtina, Heidnisches Dorf, Obsession, durch die Agra schlendern … und noch vieles mehr ..

Wiener Blut
Wiener Blut (@guest_55403)
Vor 7 Jahre

„Unser“… das meiner Frau und meins… WGT war 2009. Irgendwas, wie zB arbeiten an Pfingsten, kam immer dazwischen. Um so wichtiger sind mir Bilder, Berichte, und Gefilmtes. Und ich persönlich finde die optische Weiterentwicklung gut. Ich bin bald ein kleiner Fan von Ethno, Steam, Fantasy, Tribal, Gypsy Einflüssen. Wachsende „Professionalität“ im Bereich „Orga und Kaufmännisches“ wie uns auch auf dem Mera und Amphi begegnet, empfinde ich da schon mehr als negativ. Auf jeden Fall regt mich was ich sehe und höre eher zum WGT Ticketkauf und „mitleiden“, als zum zuhause bleiben, an. Nächstes Jahr bestimmt mal wieder.

Gruftfrosch
Gruftfrosch(@gruftfrosch)
Vor 7 Jahre

Anders! Anders als die Jahre zuvor. Nach einem turbulenten halben Jahr hat es etwas gedauert um mit dem Kopf in Leipzig anzukommen und sich fallen zu lassen. Der Fokus lag bei mir heuer so gar nicht auf bestimmten Bands, die man (ich) ganz unbedingt sehen musste, sondern wirklich mal auf dem Treffen, dem Austausch, dem gemeinsamen albern, träumen und tanzen. So habe ich es endlich mal zur Gothic-Pogo-Party (mittlerweile Festival) geschafft und bin begeistert. Manch einer schien direkt aus den 80ern in die Gegenwart gefallen zu sein. Sehr geil. Wie ein Eintauchen in den Spirit der Anfangszeit. Gerade für mich als (zu) Spätgeborenen eine geniale Erfahrung. Gerne wieder! Was das WGT für mich aber so besonders gemacht hat, waren die Menschen. Danke für die Gespräche und das gemeinsame Abtauchen im Disconebel an Caro, Bibi (der Gin war übrigens lecker!), Satoria, Kathi und Sabrina. Ihr seid wunderbar.

Rabengeist
Rabengeist (@guest_55431)
Vor 7 Jahre

Ich habe bereits den Vorwurf erhalten (von einer völlig fremden Person) mein Wochenende in Leipzig und die Art wie ich es für mich und meine (Nicht-goth-)Freunde gestaltet habe hätte das Szene-Gefühl dieser Person „kaputt gemacht“. Zum einen fand ich es natürlich etwas fraglich, wie fragil das Szene-Gefühl für diesen Jemand zu sein scheint, aber manchmal deprimiert mich so etwas tatsächlich ein bisschen. Zum Glück stoße ich dann wieder auf Artikel wie diesen, die mich daran erinnern, dass die größten und lautesten Grummelwummel und Nörgler eigentlich nie etwas wirklich repräsentieren. Vielen Dank dafür! Diesen kleinen „friendly reminder“ habe ich gerade gebraucht.

Ich habe auf jeden Fall kein schlechtes Gewissen weil ich auf andere Weise meinen Spaß hatte als völlig fremde Personen es für richtig halten (wie auch immer die „richtige“ Weise sein mag).

Ich hatte jedenfalls ein sehr schönes WGT, auch ohne Bändchen und hatte eine tolle Gelegenheit meinen Freunden auch unabhängig vom WGT ein bisschen diese wunderschöne Stadt zu zeigen. Ein Highlight war auf jeden Fall, dass wir es trotz Zeitnot und Wetter tatsächlich noch aufs Spontis-Treffen geschafft haben, auch wenn ich zu schüchtern war um neue Kontakte zu knüpfen… naja

Victor von Void
Victor von Void(@vivovo)
Vor 7 Jahre

@Robert Hast du verlinkt? Irgendwie sehe ich keinen Link… aber vielleicht schau ich auch an der falschen Stelle…

Curlz
Curlz (@guest_55486)
Vor 7 Jahre

Tanzfledermaus scrhieb:

Ronny Rabe schrieb:

Und was mich auch immer wieder aufregt , das die Medien speziell in Tageszeitungen – Menschen ablichten , die zum größten Teil nicht mal ein teil von uns sind – sondern eben Kostümierte . und eben solche , sollen dann für Ausstehende das WGT präsentieren ???

Das stört mich auch massiv. Ich will mit solchen Faschings-/Karnevals-Gestalten auch nicht in einen Topf geworfen werden. Und das Schlimme ist ja auch, dass gerade durch die Medien solche Selbstdarsteller erst recht noch ermuntert werden, teilzunehmen, weil sie dann die passende Aufmerksamkeit und Bühne finden.

Ich denke, dass eben dadurch nur noch mehr „WGT-Touris“ animiert werden. Und ich es auch nicht mehr ignorieren kann.

Ignoranz statt Toleranz. Ja mein Motto. Es fällt mir zunehmend schwerer. Also zu ignorieren.

Selbst meine langjährigen Kollegen texten mich an „warst Du auch aufm dem WGT? – na was hast Du denn für Kostüme getragen“. Da fühle ich mich gezwungen, erklären zu müssen, dass ich nie so war und nicht so sein werde. Fühle mich gezwungen zu erläutern, dass ich dort rumlaufe wie auf der Arbeit und nichts mit dem „schwarzen Karvneal für Erwachsene“ zu tun habe… und stosse auf totales Unverständnis. End vom Lied: „ich glaub ich muss da auch mal hin, zum gucken“ .. *weia* nein das möchte ich nicht! Also alles in allem unangenehm. Und ich mag mich nicht unangenehm fühlen.

Zum Thema zurück: Ignoranz statt Toleranz war dennoch das Hilfsmittel. Habe meinen Spass gehabt, nette Leutchen getroffen, paar Bands gesehen. Als Ausgelich zu den Karnevals-Figuren gibt es immer noch viele Grufties die mein Auge erfreuen und mein altes schwarzes Herz glücklich machen ;)
Es war kein WGT Highlight für mich. In all den Jahren darf aber auch gerne mal ein WGT dabei sein, dass nicht ganz so doll für mich war.

Freu mich dennoch auf das nächstes Mal.

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