Lauter Hass, leiser Rückzug – Sind soziale Netzwerke noch zu retten?

Jüngst ist eine Studie erschienen, die mir zu denken gibt. „Lauter Hass, leiser Rückzug“ belegt, was ich seit einigen Jahren bereits spüre. Toxische, emotionalisierte und unsachliche Diskussionskultur. Offener Hass gegen anderen Menschen. Für die meisten Leser da draußen dürften das keine neuen Phänomene sein und die Studie belegt letztendlich nur, was wir alle bereits wissen und vor allem spüren. Auch wenn ich sehr froh darüber bin, dass die Menschen hier im Blog größtenteils abseits derartiger Pfade miteinander reden, zeigt sich auf Facebook ein völlig anderes Bild. Und ja, ich habe von einigen Lesern bereits in der Vergangenheit erfahren, dass sie auch hier „nur noch lesen“, um sich bei heiklen Themen nicht der Gefahr ausgesetzt zu sehen, in eben so einen Strudel zu geraten. Eine traurige Entwicklung.

Der Hass ist laut, der Rückzug hingegen ist leise. Die Nutzer*innen verlassen die Plattformen oder schalten sich nicht mehr in die Debatten ein. Der leise Rückzug ist offenbar für viele ein gangbarer Weg, um mit Hass im Netz umzugehen.

Ein Blick in die Studie, für die rund 3000 Menschen befragt wurden, zeigt die Fakten. 24 Prozent der Befragten gaben an, ihr Profil aufgrund von Hass im Netz nicht mehr benutzt, deaktiviert oder gelöscht zu haben. Unter den vom Hass betroffenen Personen war die Zahl mit 46 Prozent fast doppelt so hoch. Berücksichtigt man dann noch, dass Hass im Netz nicht alle gleich trifft, sondern vor allem Frauen, diskriminierte oder marginalisierte Personen, wird deutlich, wie nachhaltig ein vielfältiger und facettenreicher Diskurs zerstört wird.

Darüber hinaus sind sich 89 Prozent der Befragten einig, dass Hass im Netz in den letzten Jahren zugenommen hat und ein Großteil der Befragten fürchten auch, dass der Hass immer häufiger in körperliche Gewalt umschlagen wird. Auch wenn ich nicht befragt wurde, stimme ich dem uneingeschränkt zu.

Hass im Netz ist nur die Spitze des Eisbergs

Der Hass im Netz ist meiner Meinung nach allerdings nur die Spitze des Eisberges und eher ein Symptom eines Problems, das bereits seit einiger unter der Oberfläche gewachsen ist. Darunter verbirgt sich eine veränderte Diskussionskultur, die immer lauter, greller und empörter wird. Die Möglichkeit, in sozialen Netzwerken sofort zu reagieren, wenn man sich angegriffen oder angesprochen fühlt, sorgt für eine aufgeladene Atmosphäre.

Hier in den Kommentaren dieses Blog haben wir glücklicherweise nur wenig Probleme mit konkretem Hass, doch die Angst, nicht mehr seine Meinung formulieren zu können, haben schon einige Leser an mich herangetragen. Soziale Netzwerke werden gemieden und auch hier in den Kommentaren entsteht gelegentlich eine bitter schmeckende Umgebung, vor allem wenn es um emotionale Themen geht.

Einige Leser berichten, sie würde soziale Netzwerke grundsätzlich meiden, um sich eben diesem Gefühl des latenten Hasses, auch wenn es einen nicht persönlich betrifft, zu entziehen. Mangelnde Regulierung und schlecht funktionierende Möglichkeiten sich dagegen zu wehren unterstreichen die Hilflosigkeit der Benutzer.

Grundsätzlich ist die Möglichkeit, sich im Netz auszutauschen ja großartig. Mehr Menschen bekommen eine Stimme und können sich beteiligen. Das ist in einer offenen Gesellschaft erst mal toll. Natürlich entsteht hier auch Reibung, was eine völlig natürliche Entwicklung ist. Problematisch wird es, wenn Positionen vertreten werden, die anderen Meinungen, Formulierungen und Ausdrucksweisen ausschließen oder abwerten wollen.

Das Medienmagazin ZAPP hat dazu auch ein Video veröffentlicht, dass das Thema noch einmal multimedial aufbereitet, schöne Ergänzung, wie ich finde.

Wir müssen also damit umgehen. Irgendwie.

Dem ein- oder anderen wird es aufgefallen sein, dass ich kaum auf die Kommentare zu unseren Artikeln auf Facebook reagiere. Denn auch ich spüre die teilweise aggressive Stimmung in den Kommentaren, wenngleich ich mich auch darüber ärgere, wenn dort gute, nachdenkliche Kommentare im Sumpf der Streitereien, unsachlichen Gehirnfürze und persönlichen Angriffe untergehen. Lauter Hass, leiser Rückzug.

Dafür möchte ich mich entschuldigen, aber ich kann es leider nicht leisten, gleich mehrere Leinwände im Auge zu behalten. Seit je her ist jeder eingeladen, hier im Blog zu kommentieren. Ich möchte allerdings nicht auf die Reichweite verzichten, die das Teilen der Beiträge bei Facebook bringt, denn darüber kommen enorm viele Besucher hier her, die sich dann vielleicht zu geneigten Lesern etablieren und die Community und den Blog bereichern können.

Welche konkreten Probleme sehe ich hier in diesem Blog?

Wie bereits erwähnt, haben wir hier weniger mit konkretem Hass zu tun, sondern vielmehr mit Meinungsstarre, „Cherrypicking“ und Emotionalisierung. Vorweg: Ich nehme mich dabei niemals heraus und maße mir keinesfalls an, fehlerfrei zu sein. Im Gegenteil, das könnte auch Appelle an mich selbst sein.

  • Meinungsstarre: Wir haben uns angewöhnt, eine Meinung zu bilden, selbst wenn wir keine Ahnung haben und daran festzuhalten, obwohl sie manchmal auf Quellen beruht, die wir „vorgefiltert“ haben. Wer sich auf Twitter, Facebook und Instagram nur mit dem umgibt, was ihm gefällt, erhält kein umfassendes Bild. Viel schlimmer noch: In unseren „Blasen“ bestärken wir uns gegenseitig und enden schließlich in der Meinungsstarre, die uns dazu veranlasst, fremde und anderen Sichtweisen und Meinung schlichtweg abzulehnen.
  • „Cherrypicking“: Die Rosinen rauspicken, Dinge aus dem Kontext ziehen, den einen kleinen Fehler suchen. Die Sache hat viele Namen. Man sucht sich aus einem Artikel oder einem Kommentar genau den Punkt heraus, der gegen die eigene Meinung geht und kritisiert dann genau das.
  • Emotionalisierung: Was ich damit meine, dürfte selbst Euch klar sein. (Habt ihr es gemerkt?) Man schreibt einen Kommentar und bekommt eine Antwort, die anderer Meinung ist. Möglicherweise mit ein paar latenten persönlichen Angriffen, wie zum Beispiel: „Du hast ja überhaupt keine Ahnung!“ oder pauschalisierten Abwertungen „Das dürfte selbst Euch klar sein.“ Die Antwort fällt entsprechend aus, man schießt zurück – man wehrt sich. Und schon ist der Inhalt des Kommentars oder der Antwort Nebensache.

Ich biete hier jetzt keine Lösungen an, ich würde mir nicht anmaßen einen Durchblick zu suggerieren, den ich nicht habe. Schließlich mache ich gelegentlich genau dasselbe. Deshalb halte ich mich auch von Facebook fern, denn die Möglichkeit ohne „Abstand“ schnell und direkt vom Handy aus einen Kommentar zu beantworten ist nicht immer praktisch. Gerade, wenn man sich negativ getriggert fühlt.

Was hat das alles mit der schwarzen Szene zu tun?

Naturgemäß beschäftigt sich die schwarze Szene weniger mit Themen, in denen Zündstoff für eben solchen emotionalen Diskussionen liegt. Nach außen hin beschäftigt sich die Szene nicht mit Politik, mit Migration oder dem Klimawandel, ist weder besonders woke, was queere Themen angeht, noch besonders wachsam, wenn es um rechtslastige Einflüsse geht. Allerdings gibt es auch hier immer wieder Schnittmengen, wenn es beispielsweise um queere Künstler oder Bands mit zweifelhaften Inhalten geht. Darüber hinaus tragen viele Szenemitglieder natürlich auch ihre eigene Überzeugung in die Szene und thematisieren das völlig eigenständig.

Das mache ich auch gelegentlich, merke jedoch schon im Vorfeld, dass ich mich bei vielen Themen zurückhalte, weil ich „brennbarem Potenzial“ lieber aus dem Weg gehe. Prokastration? Folgen des Problems? Möglicherweise. Allerdings habe ich auch zugehört und von vielen Lesern erfahren, dass Spontis oder auch die Gothic-Szene im Allgemeinen, ein Rückzugsort ist, um sich eben nicht mit dem alltäglichen Wahnsinn aus „Meinung haben und Meinung sagen“ auszusetzen. Das respektiere ich und beschneide mich manchmal.

Wie ist Eure Meinung dazu? Seht ihr noch Hoffnung auf eine gesunde Diskussionskultur? Wie sollte man hier aggressive Kommentare handhaben? Rückzugsort oder Diskussionsplattform?

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Lola
Lola(@lola1997)
Vor 8 Tagen

Ja das ist halt wirklich schwierig… Meiner Meinung nach ist es besser wenn man die goldene Mitte einschlägt. Ja die Goth/ic Szene ist ein Rückzugsort, zumindest für mich persönlich. Das bedeutet, dass man sich nicht verstellen muss und frei reden und sich frei entfalten kann.
Vorausgesetzt natürlich man stellt für andere, oder sich selbst keine Gefahr dar, oder überschreitet die Grenzen des Anderen.
Was ich persönlich absolut nicht toleriere ist WIRKLICHER ausgelebter Hass auf Minderheiten, Ausländer, Frauen, Männern, andere (religiöse) Ansichten usw. Wer meint, dass diese aufgelisteten Gruppen nicht in der Goth Szene sein können, ist meiner Meinung nach ein „Poser“.
Natürlich, man muss nicht alles gut finden, aber dann geht man eben dieser Person/ dem Content aus dem Weg und gut ist. Gewalt/ Hass hat in der Szene nichts zu suchen. Ich bin auch der Meinung, dass links, oder rechts radikale nichts in der Szene zu suchen haben.
Allerdings kann man einen Menschen nur vor dem Kopf und nicht hinein schauen… Genau das macht es ja auch so schwierig dann eventuell bestimmte Bands/ Gruppen/ Personen zu meiden. Allerdings – und das muss ich hier mal einmal los werden – sind so gut wie alle Bands und Künstler etwas fragwürdig. Das ist nicht nur in der Schwarzen Szene leider so, sondern ÜBERALL. Wie oft wurde schon der ein oder andere Skandal des Sängers, oder Schauspielers xy aufgedeckt?

John Doe
John Doe(@arno-siess)
Vor 7 Tagen

Ich behaupte einmal ganz frech, daß es diese „gesunde“ Kommunikationskultur noch nie gegeben hat. Menschen verhalten sich online nicht anders als im „richtigen“ Leben auch.
Ziemlich sicher ist es so, dass die Hemmschwelle noch etwas niedriger ist, da man sich hinter einer gewissen Anonymität verstecken kann.
Was ich aber auch sehe, daß das, was als „Hass“ verkauft wird, oft einfach nur eine gewisse Unfähigkeit darstellt, sich selbst zu reflektieren und konstruktiv mit Kritik umzugehen.
Meine private kleine Theorie dazu ist, dass das „Zwischenmenschliche“ ein Stück weit verloren gegangen ist.
In einer persönlichen Diskussion nehme ich die andere Person oder die Personen als Menschen wahr. Ich lese nicht nur etwas, das jemand geschrieben hat, sondern ich habe die Mimik und die Gestik dabei und bin dadurch grundsätzlich selbst offener.
Ich habe es in einem älteren Beitrag schon einmal geschrieben, daß der kategorische Imperativ von Kant meine Leitlinie ist. Was für mich hier bedeutet, daß ich jedem Menschen, dem ich abseits der sozialen Medien begegne, noch ins Gesicht schauen können möchte.
Das bedeutet nicht, daß ich deshalb der gleichen Meinung sein, die gleichen politischen Interessen verfolgen oder den gleichen Musikgeschmack haben muss.
Das Zauberwort hier heißt Respekt.
Natürlich hat jeder einmal eine schlechten Tag. Ich schlafe in solch einem Fall lieber auch eine Nacht darüber, bevor ich vorschnell eine Formulierung heraus haue, die noch Öl ins Feuer gießt.

Das „Filterblasen“-Problem sehe ich wie du, Robert. Einen Lösungsansatz habe ich dafür auch nicht. Die Szene ist zwar an sich vielfältig aber es gibt schon eine gewisse Struktur, die sie durchzieht.
Da bleibt nicht aus, daß da gewisse Ansichten und Verhaltensweisen zementiert werden. Vielleicht sollte sich jeder einfach an die eigene Nase fassen und überlegen, ob es außer A möglicherweise noch B und am Ende gar C geben könnte. Oder gar eine Schnittmenge aus alledem.

Ich kenne Facebook nicht, da ich niemals einen Account dafür besessen habe. Aber ich habe schon ganz andere Foren erlebt als „Spontis“ und finde, daß es hier überwiegend gesittet zugeht.

Mist, so viel wollte ich eigentlich gar nicht schreiben…

Kurzfazit: Leute, geht hier miteinander so um, daß ihr auf ein Getränk gehen könntet, würdet ihr euch am nächsten Tag irgendwo begegnen!

Graphiel
Graphiel(@michael)
Antwort an  John Doe
Vor 7 Tagen

Du hast viele wichtige Aspekte bereits angesprochen, die auch mir am Herzen liegen. Deshalb möchte ich nur einige Ergänzungen hinzufügen.

Grundsätzlich stimme ich zu, dass die Diskussionskultur vermutlich gesamtgesellschaftlich nie besonders hoch entwickelt war. Das Internet hat jedoch die Besonderheit mitgebracht, dass nun jeder die Möglichkeit hat, seine Meinung öffentlich zu machen. Das ist auf der einen Seite positiv, da Menschen Gehör finden, die sonst kaum eine Stimme hatten. Auf der anderen Seite gibt es nun auch deutlich mehr Raum für unsachliche und laute Stimmen, die sonst vielleicht im Hintergrund geblieben wären.

Was ich aber auch sehe, daß das, was als „Hass“ verkauft wird, oft einfach nur eine gewisse Unfähigkeit darstellt, sich selbst zu reflektieren und konstruktiv mit Kritik umzugehen.

Diesen Eindruck teile ich bis zu einem gewissen Punkt. Die wachsende Sensibilität in der Gesellschaft sehe ich grundsätzlich positiv, da sie uns auf Aggressionen aufmerksam macht, die früher oft ignoriert wurden. Aber Sensibilität ist, finde ich, ein zweischneidiges Schwert. Wenn man aus Übersensibilität Kritik oder ein einfaches „Das sehe ich anders“ bereits als Hass wahrnimmt, dann eskalieren Meinungsverschiedenheiten schnell. Das hat meiner Meinung nach auch mit der fehlenden Mimik und Gestik im Online-Austausch zu tun, was Missverständnisse fördert, aber auch kognitive Verzerrungen und Scheinargumentationen spielen hier eine große Rolle.

Das Zauberwort hier heißt Respekt.

Dem würde ich noch eine gesunde Portion Gelassenheit hinzufügen. Nicht jeder blöde Witz oder spitze Kommentar ist gleich Hass. Und manchmal muss man auch lernen, mit ein wenig Spott umzugehen, ohne es zu überdramatisieren.

Was die Filterblasen betrifft, möchte ich noch den Echokammer-Effekt erwähnen. Es ist natürlich angenehm, sich mit Menschen zu umgeben, die das eigene Weltbild teilen. Allerdings kann das dazu führen, dass Fehlannahmen und Irrtümer immer weiter verstärkt werden.

Was Facebook betrifft, habe ich nie den Eindruck gewonnen, dass es dort wirklich um echten Austausch geht. Für viele scheint es mehr darum zu gehen, ihre eigene Meinung zu teilen und dafür Bestätigung zu bekommen. Eine richtige Diskussionskultur erfordert aber Interesse am Gegenüber, und genau das vermisse ich auf Plattformen wie Facebook oft. Dort geht es eher um ‚Schaut mal, so war das damals‘ oder ‚Gebt mir ein Däumchen nach oben‘, als um echten Austausch. Das ist einer der Gründe, warum ich mich dort mit Kommentaren eher zurückhalte.

Kurzfazit: Leute, geht hier miteinander so um, daß ihr auf ein Getränk gehen könntet, würdet ihr euch am nächsten Tag irgendwo begegnen!

Dem Fazit schließe ich mich gerne an!

graveyardqueen
graveyardqueen(@graveyardqueen)
Antwort an  Graphiel
Vor 7 Tagen

„Dem würde ich noch eine gesunde Portion Gelassenheit hinzufügen. Nicht jeder blöde Witz oder spitze Kommentar ist gleich Hass. Und manchmal muss man auch lernen, mit ein wenig Spott umzugehen, ohne es zu überdramatisieren.“

Da bin ich zwiegespaltener Meinung. Unter guten Freunden sich Mal bisschen Hops nehmen OK, aber in meinen Augen hat kein Fremder das Recht eine andere Person zu verspotten. Wir können Menschen immer nur vor den Kopf schauen, was sich aber für eine Person und Geschichte dahinter verbirgt, wissen wir nicht. Wie viele Amokläufe gab es schon, weil genau sowas zu Grunde lag 🤷🏼‍♀️?!
An der Stelle sollte man sich auch immer fragen „wöllte ich, dass man so mit mir umgeht?“.

Graphiel
Graphiel(@michael)
Antwort an  graveyardqueen
Vor 7 Tagen

Ich verstehe deine Bedenken, und bin mir auch bewusst, dass Menschen unterschiedliche Grenzen haben, gerade bei Humor. Für mich persönlich ist Humor aber etwas, das nicht einfach in Zäune gesperrt werden kann. Ich liebe zum Beispiel den britischen Humor, der oft sehr spitz und manchmal auch äußerst schwarz sein kann. Nicht jeder findet das lustig – und das ist völlig in Ordnung. Die Frage, die sich mir jedoch stellt, ist: Wer entscheidet, welcher Humor erlaubt sein sollte und welcher nicht? Es gibt schließlich keine „Humorpolizei“, die vorschreibt, was okay ist und was nicht.

Was deinen Verweis auf Amokläufe betrifft, möchte ich klarstellen, dass solche Tragödien in der Regel das Ergebnis von wiederholtem und schwerwiegendem Mobbing sind – und nicht von einem einzelnen blöden Witz oder einem gelegentlichen Spott. Hier sollten wir wirklich vorsichtig sein und diese Begriffe nicht vermischen. Mobbing ist ein systematischer, fortgesetzter Angriff auf eine Person, oft aus dem gleichen Umfeld, während ein einzelner ungeschickter Kommentar oder Witz das nicht automatisch darstellt. Mir ist auch kein Fall bekannt, in denen eine einzelne getätigte spöttische Aussage zu einem Amoklauf geführt haben soll.

Deshalb halte ich es für wichtig, zwischen harmlosen Scherzen und tatsächlichem Mobbing zu unterscheiden, um echten Opfern von Mobbing die Aufmerksamkeit zu geben, die sie verdienen. Gleichzeitig sehe ich es aber auch als wertvoll an, dass wir uns eine gewisse Gelassenheit bewahren und nicht jede unangenehme Situation als Angriff oder Hass empfinden – auch wenn das natürlich leicht gesagt ist, denn jeder Mensch empfindet unterschiedlich.

graveyardqueen
graveyardqueen(@graveyardqueen)
Antwort an  Graphiel
Vor 7 Tagen

Mir geht es auch nicht darum Humor einzugrenzen, sondern einfach nur um etwas Fingerspitzengefühl, was den Umgang mit betrifft. In meinen Augen kommt man nicht weit, wenn jeder immer seine Ansicht durchdrückt und nicht bereit ist, sich auch Mal auf sein Gegenüber einzustellen, was auch bedeutet sich selber Mal etwas zurückzunehmen. Sollte man vll. immer von Situation zu Situation abwägen. Je nachdem wie intensiv man schon mit einer Person zu tun hatte oder nicht, hat man ja schon einen Eindruck gewinnen können, welche Art Humor geht oder nicht. Zumindest seh ich das so.

Und was meine Äußerung bezüglich der Amokläufe betrifft, so habe ich mich auch nicht auf einmal „verspotten“ bezogen. Mir ist bewusst, dass bei sowas schon sehr viel im argen liegen muß. Daher auch mein Satz, dass man Menschen immer nur vor den Kopf schauen kann und nie weiß was für eine Person und Geschichte dahinter steckt. Jeder Spott kann quasi der letzte Tropfen sein, der dass Fass zum überlaufen bringt.
Dadurch die Ansicht, vorallem fremden gegenüber sensibler zu sein, was Humor betrifft. Gibt ja auch diesen bösen Spott, solcher muss nicht sein. Und im Normalfall kennt man ja seinen eigenen Humor, den man unters Volk bringt. Vll. hat man gar auch schon Erfahrungen gemacht, dass der nicht bei jedem ankommt. 🙂

Graphiel
Graphiel(@michael)
Antwort an  graveyardqueen
Vor 7 Tagen

Was du da ansprichst ist halt der Kontext. Ich verstehe deinen Punkt und gebe dir da auch recht, dass je nach Kontext ein gewisses Fingerspitzengefühl im Umgang mit anderen wichtig ist. Besonders bei Menschen, die man nicht gut kennt, ist es natürlich sinnvoll, vorsichtiger zu sein, um niemanden unabsichtlich zu verletzen. In solchen Situationen halte ich es auch für völlig angemessen, sich etwas zurückzunehmen und nicht gleich aus vollen Rohren zu feuern.

Mir persönlich geht es aber auch darum, dass man Authentizität bewahren kann, ohne andere zu verletzen. Ich denke, man sollte schon in der Lage sein, seinen eigenen Humor und seine Persönlichkeit zu behalten, solange man bereit ist, Rücksicht zu nehmen, wenn jemand deutlich macht, dass er oder sie damit nicht umgehen kann. Für mich wäre das zum Beispiel der Fall, dass ich in Gegenwart einer Person, die den britischen Humor nicht teilt, diesen Humor auch nicht aktiv gegen sie einsetze. Das heißt aber nicht, dass ich mir generell abgewöhnen muss, was ich an dieser Art von Humor schätze, oder ihn auch gegenüber Menschen einstellen muss, die mit dieser Art Humor sehr wohl umgehen können. Wenn wir beim Beispiel britischer Humor bleiben und mal für Spaß annehmen du befindest dich in einer Runde in der alle außer dir diese Art Humor teilen, dann kann es nicht Aufgabe der Gruppe sein, diesen Humor einzustellen, sofern du nur in sofern berührt wirst, dass du ihn nicht magst. Ein Fallbeispiel aus meinem eigenen Umfeld: Unter den Altgruftis mit denen ich so Umgang pflege gibt es auch solche die einen typischen Altherrenhumor besitzen. Ich finde den überwiegend nicht lustig, aber ich werde dennoch den Teufel tun und nun verlangen dass dieser in meiner Gegenwart bitte eingestellt wird. Wenn die sich da untereinander mit solchen Altherrenwitzen bekriegen: Go for it, sollen sie halt machen. Mich greifen sie damit ja nicht an. Etwas anderes wäre es, wenn ich nun die Zielperson wäre oder jemand in unmittelbarer Umgebung, der/die das dann natürlich auch nicht witzig findet. DANN würde ich auch den Mund aufmachen.

Was den Spott betrifft, stimme ich dir soweit zu, dass das in einer Fremden-Situation problematisch sein kann, weil man eben nicht weiß, wie das Gegenüber das aufnimmt. Aber ich glaube, es ist wichtig, zwischen einem einmaligen Kommentar und systematischem Mobbing zu unterscheiden. Natürlich kann auch ein einmaliger Witz auf Kosten für jemanden der letzte Tropfen sein, aber ich denke auch, dass eine Gesellschaft lernen muss, dass nicht jeder kleine, spöttische Kommentar immer gleich als persönlicher Angriff gemeint ist und es auch nicht die Aufgabe der Gesellschaft sein muss diesen letzten Tropfen zu verhindern, sondern die Grundlagen zu schaffen, dass solch ein einzelner Tropfen gar nicht mehr zur Eskalation führt. Womit sich dann auch ein wenig der Kreis zur Gelassenheit schließt. :)

graveyardqueen
graveyardqueen(@graveyardqueen)
Antwort an  Graphiel
Vor 7 Tagen

Ich glaube du verstehst mich da falsch, ich sage ja gar nicht, dass andere generell ihren Humor ablegen oder unterdrücken sollen, nur weil jemand den einfach nur scheiße findet 🤷🏼‍♀️.

Was die Sache betrifft, dass man / die Gesellschaft lernen muss, dass nicht jeder Spot als Angriff gemeint ist, ist halt schwierig. Du liegst sicher nicht falsch damit, aber manchmal werden Leute leider getriggert. Klar ist der Teil, der Bevölkerung, der den Spot ausübt, nicht dafür verantwortlich, dass der Teil, der sich angegriffen fühlt, damit klar kommt. Aber selbst wenn man als „Betroffener“ sich bewusst ist, dass da etwas getriggert wird, legt man sowas nicht von heut auf morgen ab, das braucht schon Zeit und Arbeit… zumindest meine Ansicht 🙂.

Graphiel
Graphiel(@michael)
Antwort an  graveyardqueen
Vor 7 Tagen

Aus meiner eigenen Erfahrung heraus versichere ich dir, dass ich mir vollends bewusst bin dass sowas lange dauert. Ich bin diesen Weg selbst gegangen und ich gehe ihn anteilig auch immer noch. ;-)

Meine Intention war es, klarzumachen, dass Humor und Spott nicht immer als persönliche Angriffe gemeint sind und dass wir als Gesellschaft eine Balance finden müssen, um zwischen harmlosen und schädlichen Äußerungen zu unterscheiden. Dabei sollten wir aber auch anerkennen, dass die Verantwortung nicht allein bei der Person liegt, die den Humor ausübt, sondern dass es ein beiderseitiger Prozess ist, bei dem Verständnis und Rücksichtnahme auf beiden Seiten wichtig sind. Wenn stets nur diejenige Rücksicht zu nehmen haben, die den Humor ausüben (so mein Gedanke) landen wir eben nicht bei einer ausbalancierten Gesellschaft, die zwischen Humor und Angriff zu unterscheiden vermag, sondern in einer Übersensiblen, bei der die Messlatte des Ertragbaren endlos weit nach unten korrigiert werden kann. Das wäre dann quasi die eine Seite der Medaille bei der auf der anderen eine komplett untersensible, um nicht zu sagen gefühlskalte Gesellschaft steht. Beide Extreme fördern leider eher Aggressivität, statt eine harmonische, verständnisvolle Gesellschaft zu schaffen..

Norma Normal
Norma Normal(@normanormal)
Antwort an  graveyardqueen
Vor 4 Tagen

Liebe  graveyardqueen , ich kann deine Sichtweise sehr gut nachvollziehen. Ich empfinde sie als sehr nachdenklich und du versuchst verschiedene Perspektiven mit einzubeziehen, find ich super!
„Die Gesellschaft zu lernen“ (ich vermute mal @graphiel du meinst damit die sozialen Regeln?!) finde ich etwas unglücklich von ihm formuliert.
Ich unterscheide zwischen Humor und Spott. Humor sehe ich als etwas positives was Menschen zusammenbringt und schwierige Situation auflockert. Spott hat in meinen Augen nichts positives, per Definition ist es sogar ziemlich respektlos, es dient der Herabwürdigung von anderen. Bei Respekt sind wir uns ja einig, ohne geht’s nicht!
Ich kann nicht erkennen warum ich“ ein bisschen“ Spott einfach so hinnehmen sollte, nur weil es gesellschaftlich anerkennt ist…?!
Von daher sehe ich den Punkt von  graveyardqueen , das die Person die Spott ausübt nicht verantwortet, wie der Adressat es aufnimmt, eher kritisch.
Sich unter guten Freunden liebevoll aufzuziehen ist natürlich etwas anderes als Spott.
Fremde im Netz zu verspotten würde mir nie in den Sinn kommen! Ich verstehe nicht warum man das überhaupt machen sollte, kann mir das jemand erklären?

Allgemein zum Thema Humor – der öfter erwähnte schwarze Humor, ist meiner Definition nach, vor allen über schlimme Situationen/ Zustände zu lachen, dadurch vielleicht Distanz zu Schmerz und Hoffnungslosigkeit zu erhalten und evtl. eine neue Perspektive zu gewinnen. Nicht sich über die evtl. davon betroffen Menschen lustig zu machen. Zum Beispiel Armut/ Klimawandel etc. als allgemeines Problem humoristisch zu thematisieren, jedoch nicht über die kaputten Kleider des Armen oder über Opfer von Flut/Dürre zu lachen.
Generell zeichnet sich intelligenter guter, Humor dadurch aus, eher nach oben zu treten, Machtverhältnisse in frage zu stellen, oder sich selbst und seine Privilegien aufs Korn zu nehmen, niemals nach unten treten!!!

Allgemein:
Ich halte mich generell von sozialen Netzwerken fern! Spontis ist die einzige online Community bei der ich mich
einbringe und verfolge. Gerade hier im Blog ist die Diskussionskultur echt gut. Denn ich möchte mich lieber austauschen und Dinge bzw. Menschen verstehen, daher stelle ich auch oft so viele Fragen. a la wie hast du das genau gemeint etc. ; )
Aber auch ich bin nicht frei von meinem Ego und bin ich auch mal selbstgerecht und rechthaberisch. Davon können wir uns (fast) alle in Diskussionen nicht ganz frei machen, denke ich!

Ps: leider funktioniert das mit dem markieren gerade nur teilweise bei mir, ich hoffe das stiftet nicht zuviel Verwirrung!

Letzte Bearbeitung Vor 4 Tagen von Norma Normal
Graphiel
Graphiel(@michael)
Antwort an  Norma Normal
Vor 4 Tagen

Spott hat in meinen Augen nichts positives, per Definition ist es sogar ziemlich respektlos, es dient der Herabwürdigung von anderen.

Bist du dir sicher, dass du nicht eher Hohn meinst? Ich zitiere hierzu mal direkt aus dem Wikipediaeintrag:

Spott ist dem Hohn ähnlich, unterscheidet sich aber durch das Motiv. Hohn soll stets verletzen, Spott dagegen nicht immer.

Ein prominentes Beispiel für wohlmeinenden Spott wäre die Satire. Satire soll auch nicht pauschal verletzen, sie soll zum nachdenken anregen. Sich satirisch zu getätigten Aussagen oder Handlungen zu äußern empfinde ich übrigens auch gegenüber einer fremden Person im Netz nicht automatisch als verwerflich. Wer im Netz argumentativen Blödsinn faselt darf für mich gerne auch satirisch darauf hingewiesen werden, allerdings gebe ich zu dass Satire im Netz nicht immer direkt als solche erkannt wird. Ich würde mich dennoch soweit aus dem Fenster lehnen und behaupten, dass wir sowas ähnliches ohnehin fast alle schon mal gemacht haben und sei es nur indem wir populäre Aussagen von Satirikern zitierten. ;-)

Von daher sehe ich den Punkt von graveyardqueen , das die Person die Spott ausübt nicht verantwortet, wie der Adressat es aufnimmt, eher kritisch.

Womit du dir jedwede Eigenverantwortung aus der Hand nehmen lässt. Ich stimme dir zwar in soweit zu, dass der Adressat darüber entscheidet wie eine Botschaft im ersten Moment aufgenommen wird, doch wie sie danach von dir verarbeitet wird, dass obliegt nicht in der Verantwortung des Spötters. Oder anders gesagt: Ob du nach einem kurzen, einmaligen Spott direkt einen Nervenzusammenbruch (überspitzt formuliert) erleidest, oder ob du sowas an dir abprallen lässt liegt ganz allein in deiner Verantwortung.

Zum Beispiel Armut/ Klimawandel etc. als allgemeines Problem humoristisch zu thematisieren, jedoch nicht über die kaputten Kleider des Armen oder über Opfer von Flut/Dürre zu lachen.

Generell zeichnet sich intelligenter guter, Humor dadurch aus, eher nach oben zu treten, Machtverhältnisse in frage zu stellen, oder sich selbst und seine Privilegien aufs Korn zu nehmen, niemals nach unten treten!!!

Den ersten Abschnitt unterschreibe ich, bei zweiten wäre ich hingegen schon wieder vorsichtiger. Zwar empfinde ich die Forderung stets nach oben zu treten ethisch nachvollziehbar, allerdings ist das gleichzeitig sehr wage. Wer entscheidet denn darüber wer sich „oben“ und wer „unten“ befindet? Machtstrukturen sind mitunter extrem komplex und das Konzept von „nach oben“ und „nach unten“ kann sehr subjektiv sein. Es ist schwierig, eine klare Trennlinie zu ziehen, welche Gruppen oder Individuen als „oben“ gelten, da dies oft von der jeweiligen Perspektive abhängt.

Norma Normal
Norma Normal(@normanormal)
Antwort an  Graphiel
Vor 3 Tagen

Sprachwissenschaftlich hast du sicherlich recht, ich muss aber gestehen das ich im alltäglichen Sprachgebrauch diese Begriffe synonym benutze. Den Unterschied empfinde ich als marginal, und wenn Spott so aber auch so interpretiert werden kann, macht es das ja alles noch komplizierter…und auch etwas kleinkariert.

Und die Sache mit der Verantwortung: Wir sind alle immer für unsere Taten und Worte verantwortlich! Als Sender sind wir aber durchaus stärker in der verantwortlichen Position.
Es kann doch nicht sein das jemand mit Beleidigungen um sich wirft und sich darauf beruht das es doch nicht sein Problem ist, ob es jemanden verletzt. Das ist genau das primatenhafte Ellbogenverhalten das ich resolut ablehne. Das hat nichts damit zu tun, das man sich die Verantwortung aus der Hand nehmen lässt. Ganz im Gegenteil: Eigenverantwortung heißt für mich, für sich selbst und andere einzustehen und zu äußern wenn man etwas nicht gut findet! Das empfinde ich als Stärke.
Aber die meisten denken da wohl immer noch an Muskelkraft.

Ja den letzen Teil hab ich doof formuliert, inhaltlich stehe ich aber nachwievor dazu.

Ich denke an diesem Punkt der Argumentation müssen wir uns eingestehen einfach andere Wahrnehmungen der Dinge haben. Zumindest wenn es um die Details geht.
Dabei würde ich keine Sichtweise als richtig oder falsch, gut oder schlecht bewerten.
Übrigens ein tolles Fallbeispiel wie man in Diskussionen vom eigentlichen Thema abkommen kann. Tatsächlich betrachte ich es mit – nunja Humor ; )

John Doe
John Doe(@arno-siess)
Antwort an  Graphiel
Vor 7 Tagen

Sehe ich exakt so, bin auch ein großer Anhänger des gepflegten schwarzen Humors.
Meine Freunde und Kollegen bezeichnen mich, glücklicherweise immer mit einem scherzhaften Unterton, manchmal als einen echt bösen Menschen. 😁
In besagten Kreisen bin ich trotzdem gerne gesehen, was mir zeigt, daß ich wohl ein ganz gutes Fingerspitzengefühl dabei habe.
Wenn ich merke, dass da jemand nicht damit umgehen kann, dann wird auch nicht mehr nachgelegt. Und der Einsatz als „Waffe“, um eine andere Person systematisch zu demütigen, das geht gar nicht.
Aber im Umkehrschluss sehe ich es auch nicht ein, jede potentielle Bemerkung vorher in allen Richtungen zu analysieren.
Das hat dann mit einer normalen menschlichen Interaktion nicht mehr viel gemeinsam.
Zumindest ist das meine Meinung…

Graphiel
Graphiel(@michael)
Antwort an  John Doe
Vor 6 Tagen

Weil es mir gerade einfällt, noch eine kleine Ergänzung die speziell den Umgang untereinander im Internet betrifft…

In der Diskussionskultur des Internets spielt meiner Meinung nach auch das Thema Zeit eine sehr wichtige Rolle. Mir ist jetzt schon mehrfach aufgefallen, dass es einigen Leuten besonders schwer zu fallen scheint getätigte Äußerungen von vor ein paar Minuten/Stunden von denen zu trennen, die vor ein paar Monaten oder gar Jahren getätigt wurden. Ja, das Internet vergisst nicht und auch vergangene Fehltritte bleiben dort meist dokumentiert. Doch ist damit ja nicht gleichgesetzt, dass eine Person zwischen Tag 1 und Tag 385 keinerlei Entwicklungsprozess durchlaufen haben kann. Was bei fb aufgrund seines hohen Durchlaufes an Kommentaren eher schnell wieder in Vergessenheit gerät, kann beispielsweise in Foren auch nach Jahren noch Leute triggern und dazu bewegen komplett unnötig eine Schimpftirade loszutreten. Vielleicht bin ich dafür inzwischen einfach zu alt, aber ich verstehe generell nicht wie man auf die Idee kommt einen Beitrag, Kommentar, etc. der sichtlich Jahre zurück liegt, zum Anlass zu nehmen heute ein großes Fass aufzumachen. Naja, außer man will ganz bewusst einen Skandal produzieren.

Noch absurder wird das ganze, wenn in einer online-Streitigkeit uralt-Kommentare herausgefischt werden, um damit in einem aktuellen Streitthema, welcher mit dem alten Kommentar nicht einmal in einem kausalen Zusammenhang steht punkten zu können. A: „Du verbreitest Hass und Hetze!.“ B: „Nein, ich finde deine Argumentation nur nicht schlüssig.“ A: „Hier, in diesem Beitrag (von vor 5 Jahren) hast du jemanden als doof betitelt. Das ist ja wohl eindeutig der Beweis. Du verbreitest Hass und Hetze.“ – Sorry, aber bei sowas bin ich dann echt raus. Das ist in meinen Augen so dermaßen dämlich, solche Menschen kann ich danach in den meisten Fällen nicht mehr ernst nehmen. .

Wiener Blut
Wiener Blut (@guest_65614)
Antwort an  John Doe
Vor 9 Stunden

„Ich behaupte einmal ganz frech, daß es diese „gesunde“ Kommunikationskultur noch nie gegeben hat. Menschen verhalten sich online nicht anders als im „richtigen“ Leben auch.“ Ja. Nur real haben manche etwas Bedenken was direkt und real passiert wenn sie etwas absondern… die Reaktion könnte ja unangenehm sein. Das bleibt online ja eher aus.

John Doe
John Doe(@arno-siess)
Antwort an  Wiener Blut
Vor 1 Stunde

So in etwa habe ich es ja auch dargestellt. Siehe „Anonymität“. 😉

graveyardqueen
graveyardqueen(@graveyardqueen)
Vor 7 Tagen

Hm….wo fängt man da jetzt an 🤔?!?
Rückzug von Menschen auf Portalen und Social Media trägt definitiv zum Tod der Plattformen bei. Und wenn wir ehrlich sind, spürt man überall sowieso schon diese Totenstimmung.
Ich persönlich bin auf Portalen zum Austausch, meine Meinung sagen gehört dazu, nur lesen ist nicht meins. Und ja, auch ich kann durchaus emotional antworten. Man darf aber auch nicht vergessen, dass wir alle nur Menschen sind und auch eine Vergangenheit haben, und ja manchmal treffen da andere auch Triggerpunkte. In dem ganzen sehe ich aber zwei wichtige Dinge, das eine ist, dass man Verständigungsprobleme zeitnah klären sollte und das andere, dass man anschließend darunter einen Strich macht und nicht den Grohl weiter von einer Diskussion zur nächsten mitnimmt. Oftmals schießen sich Menschen ja dann regelrecht auf eine Person ein und das alles wird zur Never Ending Story. Manchmal fällt es aber tatsächlich schwer Schwachsinn unkommentiert stehen zu lassen. Ich hab das jetzt erst gehabt, wo ich dümmliche Sprüche zur aktuellen Situation in Dresden (Einsturz von Brücke und drohendes Hochwasser, wegen Regenfall in verschiedenen Gebieten) gelesen habe. In dem Moment zweifel ich am menschlichen Verstand und sag das auch. Ich habe in der Region bereits zwei Mal Hochwasser mitgemacht um einschätzen zu können, dass man sowas nicht unterschätzen sollte und Witze über die aktuelle Lage einfach nicht angebracht sind. Und da gibt es noch viele andere Dinge, da sollte man seine Stimme erheben statt zu schweigen. Zum Beispiel auch das Kommentar eines Komikers bezüglich Menschen mit Behinderungen.

Das Schwarzvolk wird immer als friedlich dar gestellt, mag ich gar nicht anzweifeln, Schwarz sein bedeutet für mich aber auch Meinung haben und Stellung beziehen….nicht duckmäusern. Und ich finde es schade, dass viele sich selber beschneiden und den Mund verbieten. Hauptsache es ist nicht unbequem. Zumindest ist das der Eindruck, der da bei mir entsteht. Man muss sich ja nicht automatisch auf niedriges Niveau begeben, nur weil es der Gegenüber tut. Und die Unterhaltung verlassen, im Sinne von „Der Klügere gibt nach“, kann man jederzeit noch.

Das erstmal meine Meinung zum Thema.

Maren
Maren(@milk)
Vor 6 Tagen

Bei dem Versuch, meine Gedanken zu diesem Artikel zu ordnen, möchte ich die Spitze und den Teil unterhalb des Eisberges getrennt betrachten, auch wenn sie miteinander zu tun haben. Die Spitze – Hass im Netz – wird durch das eingefügte Video noch einmal gut veranschaulicht. Was da Menschen anderen Menschen allein schon durch Worte antun, kann ich nur als widerwärtig und abstoßend bezeichnen.
Die veränderte Diskussionskultur, die Deiner Meinung nach unter der Oberfläche liegt, Robert, findet sich nach meinen Beobachtungen nicht nur in den sozialen Netzwerken wieder, sondern auch im Leben draußen. Menschen fühlen sich schnell angesprochen und persönlich angegriffen und manchmal ist es schwierig bis unmöglich deeskalierend zu wirken. Für mich hat das nicht nur etwas mit der Anonymität im Netz zu tun sondern auch mit einer zunehmend angespannten und gestressten Gesellschaft.
Ganz dagegen immun, dass ich mich durch irgendetwas getriggert fühle und anfange zu kochen, bin ich auch nicht. Wenn es um schriftlichen Austausch geht, wie irgendwelche unnötigen dienstlichen E-Mail Korrespondenzen, stimme ich John Doe voll zu:

Ich schlafe in solch einem Fall lieber auch eine Nacht darüber, bevor ich vorschnell eine Formulierung heraus haue, die noch Öl ins Feuer gießt.

Was die Diskussionen hier im Blog angeht, bin ich auch seiner Meinung, dass es hier „überwiegend gesittet zugeht“. Schade, dass sich dennoch einige nicht mehr trauen hier zu kommentieren. Ich kann jetzt natürlich nicht beurteilen, welche Antworten und Diskussionsverläufe dazu geführt haben und habe daher auch kein Rezept, wie dieses Problem zu lösen ist. Für wertvoll halte ich aber den Hinweis von  graveyardqueen : Verständigungsprobleme zeitnah lösen und keinen Groll mitnehmen! Was die gesunde Diskussionskultur auf Spontis angeht, bin ich da durchaus optimistisch, was die Diskussionskultur und die Entwicklung der Menschheit im allgemeinen betrifft eher nicht.

Rückzugsort oder Diskussionsplattform?

Ich denke beides! Es ist absolut verständlich, wenn man diese assige Welt da draußen hier ausblenden möchte. Dennoch glaube ich, dass man wachsam sein sollte gegenüber dem, was sich da draußen abspielt, denn sonst fürchte ich, dass auch Rückzugsorte davon überflutet werden könnten.

Axel
Axel (@guest_65574)
Vor 6 Tagen

Das ist doch alles nichts neues. Ein Großteil der Gesellschaft war schon immer sehr hasserfüllt.

Früher hat es gereicht, das „falsche“ anzuziehen und man wurde sofort als Katzenmörder, Satanist oder noch schlimmeres betitelt. Oder es wurde angenommen man wäre geisteskrank, selbstmordgefährdet oder was weiß ich. Ich denke, jeder Goth wird in den 90ern solche Erfahrungen gemacht haben. Es war doch schon immer so, dass man als Teil einer Minderheit den grenzenlosen Hass der Mehrheitsgesellschaft durch Gewalt, Mobbing, usw. erfahren musste.

Auch früher waren ganz allgemein Lästereien, Lügen und andere verbale Gewalt an der Tagesordnung. Häufig hinter dem Rücken der Person um die es geht. Weil die Lästerschwestern (und Brüder) ja dann doch zu feige waren, einem das ins Gesicht zu sagen.

Und wenn ich mal so an die Baseballschlägerjahre hier im Osten zurückdenke, wo Nazi-Gruppen random am hellen Tag Menschen zusammenschlugen und ermordeten, die ihnen nicht passten, und eine Mehrheitsgesellschaft stand daneben und klatschte und feuerte an, das war auch realer Hass.

Es hat sich schlicht in die digitale Welt übertragen. Schuld sind jedoch nicht unbedingt soziale Medien, denn Hass in der Gesellschaft gab es eben schon immer.

Black Alice
Black Alice (@guest_65576)
Vor 6 Tagen

Ich bekomme den ganzen Hetz-Scheiß im Internet gar nicht mit. In FB bin ich nur um Verbindung zu manchen Leuten zu halten und mich in Fachgruppen über neues am Ball zu bleiben, in denen es meist gesittet zu geht. Den ganzen anderen Kram bekomme ich nicht mit und ich interessiere mich dafür nicht. Mein Leben läuft nicht im Internet, sondern ganz real zum anfassen. wo ich gerne unterwegs bin sind Foren (ja, die gibt es noch). Die werden moderiert und Hetze gibt es dort nicht.

Die Diskussionskultur hat sich aber tatsächlich über die Jahrzehnte verändert. Das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Ich denke, das hängt auch mit der Deutschen Mentalität zusammen. Dieses rechthaberische, penible, das besserwisserische in der Deutschen Mentalität. In letzter Zeit kam noch diese Empörungskultur dazu, die es früher definitiv nicht gab. Das befeuert genau das was im Netz abgeht. Aus der Nummer kommen wir nicht so einfach raus.

Ich weiß nicht ob ich das schon mal hier geschrieben habe. Mein Daddy hatte seit den 70ern eine Kneipe. In dieser Kneipe hat sich nahezu alles eingefunden an Charakteren und politischen Richtungen die es gab. Wir hatten sogar unseren Quoten-Nazi, wie auch den linken 68er ewigen Studenten (irgend wann hat er es doch geschafft sein Studium abzuschließen). Es wurde viel diskutiert, aber es artete nie in völliger Dissonanz aus. Man respektierte die Meinung des anderen, auch wenn es nicht die eigene war. Der Quoten-Nazi gehörte auch irgend wie dazu. Niemand hat sich von seiner Ideologie überzeugen lassen. Er war für alle einfach nur lustig mit seinen Sprüchen. Mit der heutigen Empörungskultur wäre dieser bunte Haufen heute nahezu unmöglich. Mindestens den Nazi hätte man raus gekickt. Diskussionen an der Theke zwischen einem Nazi und einem Linken, das gibt es heute schlicht nicht. Diese Zeit vermisse ich heute sehr, nicht im allgemeinen, sondern dieser lockere Umgang miteinander. Es wird auch nie wieder so werden, weil es sich immer weiter entwickeln wird.

Zumindest hier in diesem Blog ist es ganz OK. Die Diskussionen laufen sehr gut, auch wenn man gegensätzlicher Meinung ist, finde ich. Das ist wie eine Insel in diesem Meer von Hass. Die Reaktionen auf den Blog bei FB bekomme ich gar nicht mit.

Axel
Axel (@guest_65588)
Antwort an  Black Alice
Vor 5 Tagen

Da gibt es ein schönes Wort: Diskursvulnerabilität. Dazu eine Buchempfehlung: Die vulnerable Gesellschaft von Frauke Rostalski, Rechtswissenschaftlerin und Mitglied des Deutschen Ethikrates. https://www.chbeck.de/rostalski-vulnerable-gesellschaft/product/36288721

Da geht es u.a. kurz gesagt darum, dass Menschen ihre eigene moralischen Standpunkte so weit überhöhen, dass sie Teil der eigenen Persönlichkeit werden. Wieso Menschen es nicht mehr ertragen andere Standpunkte oder andere Sprecher zu hören. Das ist die Grundlage für den Wunsch nach Blasenbildung und wieso man heute sofort geblockt wird u.ä. sobald man nur eine minimal andere Auffassung vertritt.

Das ist tatsächlich auch sehr gefährlich für unsere demokratische Freiheit, da dadurch auch der Wunsch nach autoritärer Führung gestärkt wird. Da nehmen sich ja extreme Konservative und Progessive herzlich wenig dahingehend.

Ich denke, die Gründe warum es zur Diskursvulnerabilität gekommen ist, ist sehr verschieden. Einmal die Polikrise, dann Frust aufgrund des politischen Angebots oder auch Überforderung. Oder auch alles zusammen.

Phoenix
Phoenix(@phoenix75)
Antwort an  Black Alice
Vor 5 Tagen

Dieses rechthaberische, penible, das besserwisserische in der Deutschen Mentalität.

Ja, da hast du sicher recht. Aber auch du kannst dich dieser Mentalität nicht entziehen.

Bei dem Rest kann ich dir durchaus zustimmen. Das Beispiel mit der Kneipe kann ich durchaus teilen. Es gab mal einen DJ in einem ehemaligen Club hier in Berlin, der irgendwie so jede Wandlung im politischen, als auch kulturellen Sinne, mitgemacht hat. Also früher mal Punk, dann Nazi und dann Grufti… naja, kann man machen, muss man aber nicht. Dass es da keine inneren Konflikte gab, wunderte mich. ;)

Letzte Bearbeitung Vor 5 Tagen von Phoenix
Black Alice
Black Alice (@guest_65594)
Antwort an  Phoenix
Vor 5 Tagen

Natürlich kann ich mich dieser Mentalität nicht entziehen, zumindest nicht komplett. Da ich südeuropäische Wurzeln habe, habe ich auch eine gewisse Gelassenheit geerbt. Aber die Sozialisierung fand nun mal in Deutschland statt. Man weiß wo der Fehler liegt und kann nix dagegen tun, weil man selbst drin steckt. Irgend wie auch frustrierend.

John Doe
John Doe(@arno-siess)
Antwort an  Phoenix
Vor 5 Tagen

Ist es denn wirklich so, daß dies „typisch“ deutsch ist?
Ich glaube eher, sich selbst herunterzumachen und sich selbst nicht zu mögen ist da schon deutlich typischer für uns.
Habe da neulich erst einen, schon älteren, Artikel dazu gelesen.
Die rechthaberischen, peniblen Zeitgenossen mag es ganz sicher geben, darüber müssen wir nicht streiten. Ob es in Summe aber wirklich mehr sind als anderswo, lasse ich einmal dahingestellt.
Ich denke, daß die Deutschen nicht besser oder schlechter als alle anderen auch sind… 😉

Phoenix
Phoenix(@phoenix75)
Vor 6 Tagen

Meine Meinung dazu: Einfach nicht daran teilnehmen. Mir gehts super, ohne diesen ganzen asozialen Mist, den man komischerweise auch noch soziale Medien nennt. Man stelle sich vor, es ist Krieg und keiner geht hin. Und jetzt stelle man sich vor, wie friedlich es noch war, als es den ganzen Kram noch nicht gab und wie man damals noch kommunizierte… meist persönlich oder mit einem schlichten Anruf. Da konnte keiner mit hasserfüllten Zwischenrufen dazwischen grätschen. Einfach mal nachdenken, ob wirklich dieser Fortschritt (neben anderen) wirklich ein Fortschritt ist oder es nur eine Plattform für Primaten ist und man diese durch eine gewisse Anonymität auch noch fördert ;)

Wer sich in aller Öffentlichkeit produzieren muss, muss auch mit der andere Seite leben. Niemand zwingt sie dazu.

Maren
Maren(@milk)
Antwort an  Phoenix
Vor 5 Tagen

„Einfach nicht daran teilnehmen“ klingt gut.Das habe ich Kindern auch schon empfohlen und auch deren Eltern geraten, darauf hin zu wirken, dass ihre Kinder WhatsApp-Gruppen verlassen. Und natürlich kann ich hirnlose Facebook Diskussionen, die diese Bezeichnung gar nicht verdient haben, ignorieren. Dann werde ich auch nicht verleitet zu antworten. Dennoch finde ich, dass sich nicht nur Primaten in den sozialen Medien rumtreiben. Wie ich schon einmal woanders erwähnt habe, bieten soziale Medien beispielsweise Jugendlichen, die anders ticken als der Mainstream, die Chance dort ihresgleichen zu finden. Außerdem haben die sozialen Medien eine enorme Reichweite und werden eben wie in dem Video beschrieben von Autoren, Journalisten, Aktivisten benutzt, um mehr Öffentlichkeit für ihre Anliegen zu gewinnen. Selbst schuld, wenn sie das tun? Das kann ich nicht so sehen, denn viele dieser Menschen kämpfen dafür, das Netz und die Welt außerhalb eben nicht den Primaten zu überlassen. Vielleicht ist das naiv, aber meiner Ansicht nach die bessere Option als widerstandslos aufzugeben. Denn ich fürchte, dass in einer Welt, die komplett von hasserfüllten Primaten übernommen worden ist, wenig Luft zum Atmen für Andersdenkende bleibt.

Letzte Bearbeitung Vor 5 Tagen von Maren
Phoenix
Phoenix(@phoenix75)
Antwort an  Maren
Vor 5 Tagen

Natürlich sind da nicht nur Primaten unterwegs. Aber ein jeder, der sich dann auf deren Niveau runterziehen lässt, kann man eigentlich nur bescheinigen, nicht besser zu sein. Bei vielen geht es auch garnicht mehr ohne den Kram. Man ist so derart damit verhaftet und selbstdarstellerisch unterwegs, dass es immer dazu führt, dass es jemanden nicht gefällt. Ganz einfache Konsequenz. Wenn man jeden Fliegenschiss in die Welt kotzen muss, damit es auch jeder weiß, wird man auch mit Gegenwind rechnen müssen. Wie gesagt… kann von mir aus weg.
Um mehr Öffentlichkeit zu bekommen, hat man früher Flyer, Flugblätter und Aushänge gemacht… ging auch.
Ihresgleichen hat man früher auch über das Aussehen und auf der Strasse gefunden… es war durchaus undergroundig und man war sogar mehr unter sich und hat keine unliebsamen Zeitgenossen angezogen, wenn man nicht alles so öffentlich gemacht hat… ja früher… es hatte viel Gutes. Man muss es nur sehen und nicht immer den neumodischen Kram hochjubeln.

Es war halt alles viel unaufgeregter, entspannter und mehr abseits vom Mainstream.

Axel
Axel (@guest_65590)
Antwort an  Phoenix
Vor 5 Tagen

Versuch nen jungen Menschen Social Media zu verbieten und diese Person ist Außenseiter. Kenne da ein 14 Jähriges Mädel in der Nachbarschaft. Die hat täglich 60 Minuten Handyzeit! Dazu auch noch Verbot für Messenger wie Whatsapp, Telegram. Und ihre Eltern überwachen das rigoros. Ende vom Lied: Sie kann in keinen sozialen Kreisen bei Gleichaltrigen teilnehmen, weil das alles über Gruppen usw. läuft.

Man kann natürlich sagen „früher war alles besser“ – aber die Zeiten ändern sich eben auch. Das hat nichts mit neumodischen Kram zu tun. Als die CD aufkam, wolltest Du bestimmt auch nicht zurück zur Schallplatte. Als es die ersten Walkmans gab, warst Du doch sicherlich auch begeistert, oder?

Wichtig ist, was man draus macht. Über Social Media habe ich beispielsweise viele nette Menschen kennengelernt. Es führt auch Menschen zusammen. Beispielsweise in PTBS-Gruppen, wo sich Betroffene austauschen können.

Jedes Medium wird nur dann gut oder schlecht, wie man es nutzt. Das Radio ist ja auch nicht persé schlecht, nur weil es Josef Goebbels damals verstand dieses damals neue Medium für seine Propaganda zu missbrauchen.

Phoenix
Phoenix(@phoenix75)
Antwort an  Axel
Vor 5 Tagen

Das junge Menschen dort hinein geboren werden ist mir klar. Mein Großer (15) z.B. nutzt zwar Whats-App und andere Messenger, um sich mit Freunden und Klassenkameraden zu unterhalten oder abzusprechen, ist aber in keiner Gruppe drin, wo irgendwelche Zwänge aufgebaut werden. Ich bescheinige ihm auf jeden Fall gute Antennen darin und dass er einschätzen kann, was gut und weniger gut für ihn ist. Das kann man bei einem Großteil der heutigen Jugend wohl eher nicht behaupten.

Beispiel Tonträger: Fand ich geil, einen Walkman zu haben, kurz nach der Wende, als man sowas endlich kaufen konnte. Zu der Zeit waren Kassetten auch noch recht weit verbreitet. Mehr und mehr hat mich aber die CD erobert, weil der Bandsalat bei Kassetten doch eher von Nachteil war. Kultig finde ich die Dinger immer noch. Aber gut abgewogen und die Vor- und Nachteile bei solchen Dingen vergleichend, versage ich mich keinen modernen Entwicklungen. Vinyl hatte ich nie. Jetzt versage ich mich nicht grundsätzlich digitalen Musikdateien. Ich benutze sie im Auto auf USB-Stick und als Hörproben, wenn mich neue Musik interessiert. Wenn gut, wird der Tonträger (CD) gekauft. Dass ist das, was ich tun kann, um die Künstler zu würdigen. Ich versage mich aber grundsätzlich und vollständig Streamingdiensten. Warum, dürfte jedem klar sein, oder!?

Generell sollte jeder viel mehr reflektieren, was gut an Fortschritt und was eher nachteilig ist. Und so habe ich das schon immer gehandhabt und werde es auch weiterhin tun. Ich renne nie irgendwelchen Trends hinterher.

Achso… noch anfügend… mit Verboten erreicht man sowieso nichts. Aber mit guter Kommunikation kann man seinen jungen Nachkömmlingen darauf aufmerksam machen, wo die Gefahren des Internets lauern und dass man selbst viel schneller in so einem Sog sein kann, als man denkt.

Letzte Bearbeitung Vor 5 Tagen von Phoenix
Maren
Maren(@milk)
Antwort an  Phoenix
Vor 3 Tagen

Generell sollte jeder vielmehr reflektieren, was gut an Fortschritt und was eher nachteilig ist.

Da stimme ich zu! Dementsprechend sollte jeder Mensch überlegt entscheiden, was er an neuen Errungenschaften nutzen will und wie er damit umgehen will. Und klar, bei den Teenies erreicht man bezüglich Internetnutzung mehr durch Kommunikation als durch Verbote. Wir haben doch auch gewusst, wie man die umgeht!

 Wenn man jeden Fliegenschiss in die Welt kotzen muss, damit es auch jeder weiß, wird man auch mit Gegenwind rechnen müssen.

Hier finde ich es jetzt allerdings etwas schwierig. Was meinst Du jetzt beispielsweise mit „Fliegenschiss“? Vielleicht haben wir ja nur etwas aneinander vorbei geschrieben oder gedacht. Ich habe mich nämlich in meiner Antwort unter deinem Kommentar auf Menschen wie Katja aus dem Video bezogen, und deren Anliegen würde ich jetzt nicht „Fliegenschiss“ nennen. Ich könnte mir vorstellen, dass Du ganz andere Personen vor Augen hattest. Mit Selbstdarstellern, die auf Social Media nur um ihr Ego kreisen, hab ich nämlich auch nicht viel am Hut.

Zum Gegenwind: Ich denke, damit muss jeder rechnen, der zu etwas eine eigene Meinung hat und diese dann auch noch artikuliert., egal wo. Zunächst halte ich das auch nicht für schlimm, denn ein bisschen Wind belebt. Es wäre ja eintönig, wenn immer alle dasselbe meinen würden. Allerdings – und hier komme ich wieder zu der im Artikel angesprochene Diskussionskultur- sollte die Gegenmeinung eben auf zivilisierte Art und Weise geäußert werden und nicht auf Primatenart.

Es war halt alles viel unaufgeregter, entspannter und mehr abseits vom Mainstream.

Das empfinde ich ähnlich, denn ich bin in den 80er Jahren aufgewachsen und da war man bei vielen Dingen tatsächlich weniger hysterisch.

Axel : Also ich finde Vinyl großartig. Aber ich weiß, da bin ich spleenig und altmodisch,

John Doe
John Doe(@arno-siess)
Antwort an  Maren
Vor 2 Tagen

Kann ich unterschreiben, bin auch ein Kind der Achtziger.
Es war damals nicht alles perfekt, aber ich möchte diese Erfahrung, dieses Lebensgefühl um kein Preis der Welt missen…

Black Alice
Black Alice (@guest_65603)
Antwort an  John Doe
Vor 2 Tagen

Musikmäßig zumindest die interessantesten Zeiten. Gesellschaftlich gesehen möchte ich da nicht mehr zurück.

Phoenix
Phoenix(@phoenix75)
Antwort an  Maren
Vor 49 Minuten

Mit Fliegenschiss meine ich Leute, die nichts anderes tun, als ihr Leben ins kleinste Detail in den Onlinelokus zu schei***… sich produzieren und selbst darstellen. Keine Ahnung, was Leute dazu treibt sich selbst so wichtig zu nehmen und noch weniger verstehe ich die, die sowas interessiert und ihre Kommentare dazu abzugeben. Aber die absolute Verblödung gewisser Bevölkerungsteile ist unaufhaltsam… komischerweise schreien solche Leute als erstes, wenn es darum geht, dass jemand in ihre Privatsphäre eingedrungen ist oder heulen rum, wenn es dann solche negativen („Hass“-)Kommentare gibt. Weniger ist oft mehr und das Wort „privat“ verstehe ich immer noch anders, als so manch anderer Zeitgenosse.

Letzte Bearbeitung Vor 47 Minuten von Phoenix
Wiener Blut
Wiener Blut (@guest_65613)
Vor 9 Stunden

Kurze Antwort: Nein, die Netzwerke sind nicht zu retten. Man kann aussteigen, oder muss damit leben. Aber: Je weniger Nutzer, um so weniger Macht und Kohle fürs Netzwerk.✌️

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