Es ist noch keine Dekade her, da wurde die Uniform wieder zum Trend. Als Verkörperung des militärischen Ursprungs und als Polarisierung zu dessen Bedeutung war die Uniform schon in den Ursprüngen der Gothic-Bewegung Mittel zum Zweck der Provokation. In der Fetisch Szene als sexuelle Stimulation entdeckt, mündeten Überschneidungen mit der Gothic-Szene in einer neuen Uniformität ohne jedoch den sexuellen Hintergrund vollends zu übernehmen. „Ein starker sexueller Reiz geht mit Sicherheit auch schlicht davon aus, daß wenn auch unterschwellig, eine Uniform immer auch etwas darstellt, das im eigenen Kontext Macht und Gewalt beinhaltet. Zum anderen ist es sehr reizvoll, sich selbst mitunter sehr vorteilhaft in einer Uniform zu präsentieren, somit wird die eigene erotische Ausstrahlung zum inspirativen Reiz.“ 1 Mittlerweile gehört die Uniform zum guten Ton der Szene und ist beliebtes Mittel zu Provokation und kehren den Sinn in das Gegenteil.
Verfolgt man Diskussionen und Themen in Foren und Blogs, so scheint der männliche Gothic als Synonym für schlanke, ja fast androgyne Männer zu stehen. Wirft man ein Blick in die Welt der Mode, so wird deutlich das in den letzten Jahren die Standard-Kleidergrößen der Männer immer weiter geschrumpft sind. Der britische Schaufensterpuppenhersteller Rootstein gilt seit Jahren als die Messlatte für den sogenannten Standard. 1967, der „Klassiker“ Oberkörper 42″ (52), 33″ Hosengröße – 1983, der „Muskelmann“ 41″ (51) Oberkörper, 31″ Hosengröße – 1994, den „Schwimmer“, 38″ (48) Oberkörper, 28″ Hosengröße und letztendlich 2010 den „Homme Nouveau“, mit 35″ (45) Oberkörper und 27″ (!) Hosengröße 2.
Ein Bild, das ich teile. Aus Twiggy wird Thinny, das männliche Gegenstück. Dünn ist „in“. In der Gothic-Szene ist der eigene Körper schon lange zu einer Uniform verkommen. Wenn man den Anforderungen nicht entspricht, hat man keine Chance der Akzeptanz. Pro-Ana und Pro-Mia sind nicht mehr allein den Frauen vorbehalten sondern ist Abbild gelebter Emanzipation geworden, aus krampfhafter Individualisierung wird subtile Uniformität.
Wer hat eigentlich damit angefangen „dünn“ innerhalb der Szene zu etablieren? „Diese weiterentwickelte Art der Androgynität findet zu Beginn vor allem in speziellen Szenen, wie z.B. der Gothic- oder New-Romantic-Szene, große Verbreitung. Androgyne Personen gelten hier schon früh als Sexsymbole, was z.B. an David Bowie beobachtet werden kann.“ 3 In der frühen Gothic-Szene war immer schon ein Hang zum schlanken, ja sogar zum dünnen zu beobachten. Peter Murphy, Andrew Eldritch, Ian Curtis setzen mit Röhrenjeans und körperbetonten Schnitten ihre dünnen Körper in Szene und schufen das Stilbild des dünnen Grufties.
Doch mittlerweile scheint mir aus der Stilvorlage ein Dogma geworden zu sein. Was mir an der Szene immer gefallen hat war die Akzeptanz untereinander, ob dick oder dünn, krumm oder gerade, hübsch oder hässlich – in der Gothic-Szene fand jeder seinen Platz und die Möglichkeit sich trotz vermeintlicher Defizite in Szene zu setzen. Was zunächst über die Kleidung eingeschlichen hat „Was muss ich tragen um dazuzugehören?“ wird mittlerweile ein „Wie muss mein Körper sein um dazuzugehören?“
Schlank zu sein ist nicht immer eine Belohnung, körperliche Fülle nicht immer Hässlich. Fangt nicht an das gestörte Bild der Modewelt in die Szene zu tragen und werdet endlich wieder individuell anders, so wie ihr seid. Nicht wie es euch Kataloge und Magazine aus der bunten Welt suggerieren. Macht die Szene schwarz und abwechslungsreich, spannend und unterschiedlich und ertränkt nicht das was man früher Thematisierte in äußerliche Oberflächlichkeit.
Susie Orbach schreibt in einem inspirierenden Artikel: „Boys, young men, men of all ages are being captivated by the new visual grammar which pushes men to pout and posture. The more it is there, and the more we succumb, the larger will men’s girths become and the bigger the profits of those companies praying on transforming men’s bodies. Don’t do it, guys. Reject this new uniformity. Dare to be as physically robust and varied as you always were. Don’t fall into being the latest bait in the breeding of body insecurity.“
Einzelnachweise
- Quelle: Interview Fetisch Uniform aus dem IKONEN-Magazin mit Susanne, einer Hamburger Uniformfetischistin[↩]
- Quelle: Manorexic Mannequins von David Colman, 2.5.2010, New York Magazine[↩]
- Florian Kremer: Androgyne Geschlechterbilder in der Popmusik, Juli 2006, Seite 3[↩]
Ich kann das nicht nachvollziehen, wieso viele Leute denken, sie müssten in eine bestimmte Hosengröße passen, nur weil es diese „plötzlich“ gibt. Andererseits glaube ich aber nicht, dass die Mode schuld daran ist, dass Männer und Frauen in eine Essstörung rutschen, … ich denke, es ist nur um ein Beträchtliches „einfacher“ geworden, eben dieses vermeintlich passende „Ventil“ zu finden für die eigenen Schwierigkeiten. Und die muss man auch erst mal erkennen und einsehen. Jedenfalls habe ich über die Jahre den Eindruck gewonnen, dass die Schwarze Szene eine große Anziehungskraft auf Menschen mit z. B. psychischen/seelischen Schwierigkeiten hat. Das „finstere Äußere“, dunkle Musik, usw. … alles Ausdrucksformen für die Abgründe der Seele. Klar, dass da auch Leute mit ´ner Essstörung finden.
@Robert: Du hast es schon gesagt: Der Sinn kehrt sich ins Gegenteil. Erst war die Gothicbewegung der Ausdruck der Seele, jetzt wird der Körper immer mehr Mittel zum Zweck, damit man sich in die Gothicszene (Vorsicht, Sarkasmus:) quetschen kann. Und dem Geschmacksdiktat folgen leider auch immer mehr Männer. Mir fällt dazu im Grunde nix Neues ein.
Ich kann mir vorstellen, dass es mit Essstörungen zumindest in einem Punkt ganz ähnlich ist wie bei der Schizophrenie: Ziemlich viele Leute tragen die Anlagen in sich, die in eine Schizophrenie münden können, aber nur bei vergleichsweise wenigen zeigen sich dann auch die Symptome. Da „muss“ man u- U. schon nachhelfen, beispielsweise mit Drogenkonsum. Und so gibt es wahrscheinlich auch verdammt viele Leute, deren Selbstbewusstsein eigentlich recht schwach ist, aber nicht jeder von denenn hat deshalb eine Essstörung, es braucht schon einen Auslöser. Soll heißen, man muss erst mal auf die Idee kommen, eine Diät anzufangen … „Dank“ diverser Pro-Ana-Seiten muss ja keiner mehr auf (th)inspiration verzichten. Dabei bezweifle ich aber, dass z. B. eine ausgewachsene Magersucht so ein wunderschöner Spaß ist.
Erst hat man über die Sterblichkeit nachgedacht ohne dabei draufgehen zu „wollen“, … inzwischen wird sie nachgemacht, aber der Verstand wird ausgeschaltet.
Vielleicht wollen manche in der Szene auch tatsächlich aussehen wie der Tod.
Der macht ja bekanntermaßen auch alle gleich.
Gruß, MischaSoleil
@Robert: gilt auch umgekehrt, körperliche Fülle ist auch keine Belohnung und schlank muß auch nicht häßlich sein.
So … dann melde ich mich als bisher „stiller Mitleser“ auch mal zu Wort ^^.
Die Szene ist genau wie der Rest der Gesellschaft mittlerweile einem Mode-Diktat unterworfen und sie grenzt sich da, was die Art und Weise angeht, kaum noch ab. Ich habe beobachtet, dass die Szene in den letzten 10 Jahren generell immer oberflächlicher geworden ist und man mittlerweile sagen kann, dass der Spruch „Substance over style“ sich in „Style over substance“ verkehrt hat. Wenn man weiterhin sagt, dass die schwarze Szene eine große Attraktivität für Leute mit psychischen Problemen bzw. labile Persönlichkeiten besitzt, so stimmt das heute auch mehr denn je, da Tabuthemen mittlerweile in der Musik nicht nur wie früher angesprochen sondern regelrecht „ausgeschlachtet“ werden und in Folge dessen auch die Akzeptanz für labile Persönlichkeiten und psychisch Kranke weiter steigt (wobei ich Letzteres durchaus gut finde.). Neben irgendwelchen Schönheitsidealen steigt hier aber mit der Akzeptanz auch die Glorifizierung von Psychoknäcksen. Wenn man zB mal bedenkt, wie stark die Ritzerei zeitweise „in Mode“ gekommen ist und wie viele Leute denken, sie müssten depressiv sein um mit dazu zu gehören, dann kann man nur den Kopf schütteln. Der Zulauf an labilen Leuten verstärkt gleichzeitig mit der Akzeptanz eben auch die Glorifizierung. Man kann von einer Art „Psychoknacks“-Mainstream sprechen. Vor ein paar Jahren war Borderline „schick“, jetzt sind es eben Essstörungen in Verbindung mit ungesunden Schönheitsidealen.
Das Gefährliche daran ist der Nachahmungseffekt. Es gibt tatsächlich viele Leute, die zB Ritzen oder Hungern um dazu zu gehören. Der Knacks kommt dann sozusagen mit dem Verhalten, auch wenn er vorher nicht da war. Ist ähnlich, wie wenn man in eine Sucht gerät. Gefällt mir alles überhaupt nicht …
@synapsenpogo: Ich will gar nicht wissen, in welcher kranken und verqueren Szene Du Dich bewegst. Aber auf jeden Fall solltest Du aus derselben raus!
@Vizioon: Es ist die gleiche Szene, in der auch du dich bewegst … „Augen auf“ hilft!
(No offense!)
@Synapsenpogo: Yop. Dabei werden dann auch oft diese Störungen auf ein paar signifikante Merkmale reduziert, die nicht einmal zwingend gegeben sein müssen: dürr = Magersucht (Betroffene kann durchaus auch noch normalgewichtig sein) und Borderline = ritzen. Das selbstverletzende Verhalten ist ein Teilkriterium von insgesamt acht (oder neun) Kriterien von denen für eine Borderline-Störung mindestens fünf erfüllt sein müssen. In eine Esstörung kann man wohl durchaus durch Nachahmen dann tatsächlich reinrasseln, aber bei Persönlichkeitsstörungen oder anderem bin ich mir da nicht sicher.
Da sind viele Leute einfach nur uninformiert und finden psychische Störungen cool …, was weiß ich, welche Filme die gesehen haben.
@Vizioon: Klar, schlank oder füllig, jedem gefällt sowohl an sich selber als auch an anderen was anderes und ein paar Kilo zu viel oder zu wenig bedeuten auch nicht immer gleich eine Essstörung. Das wäre die gleiche oberflächliche Art die Leute auf was (vermeintlich) Vorhandenes zu reduzieren, wie es umgekehrt wohl immer mehr mit der Szene geschieht, nur dass da die Leute den „Szene-Inhalt“. Oft auch im wahrsten Sinne des Wortes, indem sie sich selber weghungern um dazuzugehören. Wer dünn und androgyn aussehen möchte und dann aber auch wieder aufhören kann mit der ungesunden (Nicht-)Essweise: Ok, wieso nicht. Weiß nicht, ob da tatsächlich allzu viele die Bremse rechtzeitig finden.
@MischaSoleil: Ich wollte auch nicht behaupten, dass man übers Ritzen Borderliner wird und mir ist durchaus bewusst, das Ritzen nicht automatisch Borderline bedeutet, wie auch Borderline nicht zwingend mit Ritzerei verbunden sein muss. Das hätte ich vielleicht deutlicher schreiben sollen ^^.
Aber Ritzen kann durchaus zur Sucht werden, auch wenn man sozusagen aus „Spaß“ damit anfängt, weil man damit ein Verhaltensmuster erlernt, dass sich verselbstständigen kann.
Aber Hungerei kann durchaus eine Esstörung erzeugen, so wie auch Diäten und der Frust damit in einer Solchen münden „können“ ( nicht „müssen“) und viele psychische Krankheiten werden oft Realität, wenn man sie sich lange genug einbildet.
(Außer es sind neurologische Erkrankungen, die haben ja körperliche Ursachen.)
Man sollte nie die Kraft der Einbildung unterschätzen.
@Synapsenpogo: Don´t worry, ich hab dir nicht unterstellt, dass du das nicht selber weißt. ^^
Aber wenn ich das mal so böse sagen darf: Vielleicht googeln ja diverse Kiddies, die wissen wollen, was man tun muss um Gothic zu sein, auch mal aus Versehen hierher … *harrharr*
Einbildungskraft nicht unterschätzen? Damit wären wir dann bei Hypochondern … *bitte nicht auch das noch. das ist nicht gothic. echt nicht. heul*
@MischaSoleil:
Hypochondrie kann durchaus bizarre Formen annehmen ^^.
Worauf ich aber eher mit der „Einbildung“ hinaus wollte:
Der Geist bzw. die Seele (oder wie auch immer man es nennen will) hat Macht über den Körper. Das sieht man zB anhand von körperlichen Beschwerden, die nachweisbar vorhanden aber durch die Psyche initiiert sind, also psychosomatischen Beschwerden.
Wenn man sich lange genug einbildet man habe Depressionen, dann bekommt man sie unter Umständen auch irgendwann wirklich, denn wenn der Geist schon den Körper beeinflussen kann, kann der Geist auch sich selbst beeinflussen.
Dazu kommt die Sache mit der negativen Erwartungshaltung bzw. der „Self-fullfilling Prophecy“.
Das hat mit Hypochondrie eigentlich gar nicht mal so viel zu tun.
@Synapsenpogo: Stimmt schon soweit. Ich glaube trotzdem nicht, dass sich Prägungen in der Kindheit, die die Funktionsweise bestimmter Gehirnareale verändern oder (teilweise) unterbinden (was unterschiedliche Persönlichkeitsstörungen zur Folge haben kann), sich auch später durch Nachahmung herbeiführen lassen. Ich denke in manchen Fällen dann schon eher en Hypochondrie oder noch eher an die Histrionische Persönlichkeitsstörung. Ich glaube, bei Leuten, die lange genug bestimmte Störungen nachahmen, liegt eigentlich was vielleicht anderes aber mitunter durchaus ähnliches zugrunde.
Soll mich keiner falsch verstehen, meine Kommentare richten sich nicht gegen tatsächlich Betroffene irgendeiner Störung o. ä.
Ich habe aber auch nicht viel übrig für Leute, die gar nicht genug Probleme haben können, echte oder vorerst vermeintliche …
Ich dachte ja lange Zeit, es ginge in der Gothic-Bewegung auch zum Großteil darum, sich mit dem, was einen beschäftigt, auseinanderzusetzen, ein Stück weit zu hinterfragen usw. Und wer sich nur noch weiter in Schwierigkeiten reinreitet, anstatt sich dahinterzuklemmen, dass sich was bessern kann, der setzt sich meiner Meinung nach nicht damit auseinander.
Sich was abzugucken und so lange nachzumachen, bis man echte Probleme hat, finde ich im Grunde einfach nur bescheuert.
@MischaSoleil: Naja was aber Fakt ist, ist dass man sein Gehirn bewusst bzw. unbewusst durchaus noch programmieren kann wenn du so willst. Kindheitsprägungen haben zwar einen weitaus stärkeren Einfluß, weil zu der Zeit noch frische neuronale Verbindungen entstehen, aber ein Trauma beispielsweise kann auch nach der Kindheit noch starke Auswirkungen auf die Psyche haben. Ebenso auch jegliche andere äußere Einflüsse. Wäre dem nicht so, wären wir eine Gesellschaft, die komplett geistig gesund wäre und in der jeder mit dem Leben psychisch gesehen gleich gut zurecht kommt, weil niemand am Leben schaden nähme. Es gibt unglaublich viele Verhaltensmuster die sehr schwer zu durchbrechen sind … warum ist das so? Wieso existieren Süchte? Wieso gibt es Burn-Outs? etc. etc.
Ich denke schon, dass man sich selbst durch Nachahmung umprogrammieren kann, auch wenn man es nicht bewusst tut.
Im Prinzip ist fast jeder Knacks den man haben kann (außer körperlich oder toxisch induziert)eine Selbstumprogrammierung, nur in dem meisten Fällen eben keine bewusste.
@Synapsenpogo: Naja, Programmierung im „harmloseren“ Sinne, wobei ich jetzt nicht wirklich harmlos meine, aber mnir fehlt gerade das richtige Wort. Bei „Programmierungen“ des Gehirns wären wir ja sonst alle im Bereich (schwerster) Dissoziation. Begriffe wie bewusst, halbbewusst, unterbewusst, …*ächz* … und bewusst … werden oft nicht ganz korrekt benutzt. Aber darauf will ich eigentlich gar nicht hinaus und ich soll endlich aufhören, dauernd dagegenzureden. ^^
Im Grunde hast du schon recht, man kann sich durchaus krasses Zeug soweit angewöhnen, bis man tatsächlich in genau dieser Scheiße steckt … Ich will den Leuten garantiert nicht ihre Probleme und Traumata absprechen, egal wie alt die Leute sind, ich versuche halt an die Eigenverantwortlichkeit zu appellieren. Sollte ab einem bestimmten Alter möglich sein. Ich habe den Eindruck, viele rennen einfach nur noch dem hinterher, was am meisten auffällt, egal, wie absurd … Ich muss da blöderweise immer an den Duracell-Hasen denken. ^^
Was jetzt den Magerkult in der Szene betrifft: Ich glaube nicht, dass die Leute nicht wissen, was sie tun. Sie rechnen vielleicht nur aufgrund von Selbstüberschätzung und Uninformiertheit nicht mit dem, was sie dann tatsächlich erwartet! Dass dem ein angeknackstes Selbstwertgefühl zugrunde liegt, das bezweifle ich gar nicht. Aber man kann nicht ein Leben lang nur nach Gründen suchen, warum andere(!) dann alles zu akzeptieren hätten, während man selber alles dransetzt um zu zerstören. Im Falle des Abmagerns (wenn man partout keine professionelle Hilfe in Anspruch nehmen will oder „kann“) genauso wie bei der „Veroberflächlichung“ der Szene. Und ich meine da tatsächlich die Nachahmer, die im Grunde keine Ahnung haben, was sie da evtl. anleiern. Das wirft ein übles Bild auf die Szene und auch auf tatsächlich Betroffene irgendwelcher Störungen. Ich denke, man muss nicht alles haben … *greetz*
@Synapsenpogo: Sry, aber da liegst Du ziemlich daneben. Mal abgesehen davon, daß Du von depressiven Erkrankungen keine Ahnung hast. Denn das sind Krankheiten und keine Einbildungen.
Und allgemein: Ich verstehe immer noch nicht, warum ihr Ritzer (immerhin Personen mit extremen psychischen Störungen) und Magesüchtige (auch das eine extreme psychische Störung) in die Gothic-Szene integrieren wollt. Es handelt sich um Krankheitsbilder, die jeweils einer sehr individuellen Behandlung bedürfen. Und die mit der Gothic-Szene in etwa gar nichts gemeinsam habe.
@Vizioon: Vielleicht solltest du mal lesen was ich TATSÄCHLICH geschrieben habe, anstatt Dinge zu kritisieren, die ich definitiv NICHT geschrieben habe.*g*
Du scheinst dazu zu neigen, das zu herauszulesen, was du herauslesen willst.
1. Ich bilde mir übrigens ein, von depressiven Erkrankungen schon ein wenig Ahnung zu haben. *g*
(Wieso ich da jetzt Grinsen muss, behalte ich einfach mal für mich *rofl*)
2. Ich habe nie behauptet, dass psychische Erkrankungen generell Einbildungen sind.
Ich habe lediglich die Hypothese geäußert, dass eingebildete, psychische Erkrankungen bzw. nachgeahmte, psychische Erkrankungen zum Teil in tatsächlichen Erkrankungen resultieren können, wenn man die Einbildung oder das Nachahmen lange genug betreibt.
3.Zu den Ritzern:
Davon abgesehen ist mir auch klar, das „Selbstverletzendes Verhalten (SVV)“ auf eine ernsthafte psychische Erkrankung hindeuten kann, es kommt eben nur nicht ausschließlich in Verbindung mit Borderline vor, sondern kann auch zum Symptom-Spektrum einer anderen psychischen Grunderkrankung gehören. Abgesehen davon, muss Ritzen in einer Borderline-Symptomatik nicht enthalten sein, um sie zu einer Borderline-Symptomatik zu machen.
Es gibt aber durchaus eben AUCH „Pseudo-Ritzer“, die denken, dass es zum guten Ton in der Szene gehört und die sich ihr Problem meiner Meinung nach sozusagen selbst heranzüchten. Ritzen kann wie Hungern zur Sucht werden.
4.Was die „Integration“ von „Ritzern“ und „Magersüchtigen“ angeht:
Die Szene hat diesen Menschen gegenüber im Ganzen eine größere Akzeptanz und Toleranz. Das bedeutet, dass Menschen mit psychischen Erkrankungen in der Szene für gewöhnlich nicht oder eher seltener ausgegrenzt werden als in anderen Kreisen. Und das finde ich grundsätzlich im menschlichen Sinne positiv.
Diese Erkrankungen haben für die Gothic-Szene eigentlich nur folgende Relevanz:
Man findet sie dort sehr häufig und weitaus häufiger, als in anderen Kreisen. Nicht weil es dazugehört, sondern weil die Szene für psychisch labile Menschen einfach attraktiver erscheint, da diesen Erkrankungen eine größere Toleranz und Akzeptanz entgegengebracht wird (was durchaus positiv zu bewerten ist).
So … habe ich jetzt alle (UN-)Klarheiten beseitigt? *g*
Ansonsten gebe ich dir noch den freundlichen Tipp auf deinen Blutdruck zu achten und einfach nochmal zu lesen, was ich jeweils geschrieben habe, bevor du dich wieder aufregst.
@MischaSoleil: Vielen Dank für deine interessanten Kommentare. Natürlich ist die schlank/dick Faszination ins Gegenteil umkehrbar und liegt immer im Auge des Betrachters. Aber genau das wollte ich damit auch ausdrücken. Schlank zu sein nur um angebliche Akzeptanz zu erfahren ist sicherlich der falsche Weg. Außerdem möchte ich deinen Gedankengang noch ein Stück weiter hinterfragen, sind psychische Problem mittlerweile ein Teil der Selbstinszenierung? Ritze als Mode? Ich glaube in deinem letzten Kommentar bringst du genau meine Gedanken dazu auf den Punkt.
Blicken wir mal in die USA, da hat jeder mit zuviel Geld mindestens einen Therapeuten für irgendwas und darin werden wir hoffentlich nicht enden. Genau wie du die Gothic-Szene für etwas hälst, was Dinge hinterfragt, halte (oder hielt) ich sie auch für eine Problemlösungsorientierte Szene, in die man nicht nur Probleme hineinträgt, sondern durch Gespräche löst. Tiefschürfende Gespräche, wie man sie mittlerweile nur noch in historischen Büchern nachlesen kann, gibt es doch kaum noch. Anfang der 90er haben wir uns Nächte um die Ohren gehauen um zu diskutieren, ob sich eine Band wirklich Silke Bischoff nennen darf, ob Drogenkonsum ein Weg zu Selbsterfahrung sein kann und ob Selbstmord feige oder mutig ist.
@Synapsenpogo: Schön das du die Stille durchbrochen hast! Konditioniertes Verhalten ist nicht immer ein Segen, völlig richtig. Problematisch finde ich immmer die eigene Wahrnehmung der Dinge, ohne Impulse von Außen würde manchen doch gar nicht die Konsequenz der eigenen Handlung bewusst werden. Das gilt für Essstörungen genauso wie für das Rauchen. Ich denke aber, das die eigene „Umprogrammierung“ mit steigendem Alter immer schwieriger wird, da steigendes Selbstbewusstsein in falscher Selbsteinschätzung münden kann. Je gewohnter eine Verhaltensweise ist, desto schwieriger ist es, sie wieder loszuwerden.
@Vizioon: Wir wollen die Krankheitsbilder nicht integrieren, die Gothic-Szene ist immer schon eine Art von Sammelbecken diverser Psychischer Störungs- und Krankheitsbildern gewesen. Das liegt wohl an der düsteren, morbiden und zuweilen depressiven Grundstimmung die Musik, Text und Ästhetik zum Ausdruck bringen. Miteinander zu tun haben sie da noch nichts. Vielleicht sind Krankheitsbilder mittlerweile zur Modeerscheinung verkommen „Ritzen“, scheint nicht mehr einen einfachen Krankheitsbild zu zuordnen zu sein. Es mag sein, das die Summe der Dinge für Menschen mit Krankheiten einen leichteren Zugang bietet. Da ich selbst nicht betroffen bin, möchte ich mir keine weiteren Hypothesen erlauben :)
@Robert: Muss gestehen, ich habe erst mit ca. 21 Jahren, also nach 2000 zum Schwarzsein gefunden … ^^ Was Silke Bischoff betrifft: Da habe ich auch erst recht spät davon mitgekriegt, aber in dem Punkt, was der Name soll, waren wir uns irgendwann mal einig. XD
Ja, Ritzen oder Hungern, weil´s vermeintlich schick ist … Ich glaube, das ist ein sehr schmaler Grat, wahrscheinlich haben auch die „Nachahmer“ ihre Probleme, sonst kämen sie erst gar nicht auf die Idee, das Pferd quasi von hinten aufzuzäumen. Trotzdem habe ich für diese „Vorgehensweise“ dann nicht allzuviel Akzeptanz übrig. Ob psychische Probleme ein Teil der Selbstinzenierung sind? – Hm, bei bestimmten Störungen bestimmt. Und umgekehrt, da ist die Selbstinzenierung ein Teil der Störung. Also schön miteinander verwachsen … Ich denke, man kann seine psychischen Probleme durchaus aber auch auf positive Weise nach außen tragen, ich denke da z. B. gerade an Sopor Aeternus. Ich will also nicht gesagt haben, dass Selbstinzenierung in punkto Psychoknacks immer „krank“ sein muss.
Aber ich denke, es kann auch keiner erwarten, dass es (in der Gothic-Szene) allgemeine Akzeptanz findet, wenn die Selbstinzenierung dann ProAna-Seiten, wahlweise ProCutty auswirft … Ich habe schon oft genug gelesen und gehört, dass Leute, die mit der Szene im Grunde nix zu tun haben, Gothic und ProAna als zusammengehörig(!) sehen, weil ihre Töchterchen … naja, erpar ich mir das jetzt. Ich meine, sowas macht doch die Runde und wird sich eher ins „allgemeine Gedächtnis“ brennen als vernünftige Erklärungen zur Schwarzen Szene. Ist halt spektakulärer und somit auch ein besserer Angriffspunkt. Ich erlebe das also eher nicht so, dass die Szene jetzt mehr Akzeptanz von außen erfährt als früher. Früher waren wir alle Satanisten, die mindestens(!) Katzen schlachten und heute sind wir alle Selbstzerstörer. Außer Szenegänger mit Übergewicht. Die schlachten weiterhin Katzen. Scheiß drauf. *grins*
@MischaSoleil: Jede Zeit hat ihre Klischees, offenbar fällt es der Gesellschaft leichter, Probleme die sie nicht verstehen auf Jugendkulturen zu schieben, die sie ebenfalls verstehen. So ergibt das wenigstens für sie einen Sinn. Mit Sopor Aeternus und dem „nach außen“ tragen sprichst du einen ganz interessanten Einfluss an. Umgangssprachlich würde ich sagen, das einige der Bands, die stellvertretend für den Begriff Gothic stehen, nicht mehr alle Latten am Zaun haben. Nehmen wir das prominenteste Beispiel Ian Curtis der ja letztendlich Selbstmord begangen hat, oder auch Robert Smith, dem Selbstmordgedanken immer unterstellt wurden. Viele Künstler kompensieren ihre psychischen Problem in Kreativität, was auch oft in unglaublichen Werken mündet. Kurt Cobain sei an dieser Stelle auch mal genannt. Du sagst es schon, es ist alles miteinander verstrickt und das ebenso undurchsichtig wie der Geist selbst.
@Robert: Auch schon wach …? Yop, so einige Künstler haben wohl auch einen gewaltigen Psychoknacks und es würde was fehlen, wenn die sich mit ihren z. T. echt kruden ^^ Einfällen nicht rausgetraut hätten. Aber schau dich mal um, eine Castingshow nach der nächsten, und wer nicht die Aussicht hat auf´s Berühmtwerden, der probiert´s oft erst gar nicht mit Kreativität, und sei es nur für sich selber und den eigenen Freundeskreis. Das reicht den Leuten heute anscheinend nicht mehr. (Ausnahmen gibt´s zum Glück immer!) Naja, alles oder nichts.
Es dauert bestimmt auch länger und ist oft viel mühseliger, sich hinter die Instrumente, das Mikrofon, den Zeichenblock oder was auch immer zu klemmen, bis sich dann endlich mal sowas wie ein „Glücksgefühl“ einstellt. Mit Fasten oder Ritzen geht´s jedenfalls erstmal schneller, an einen Adrenalinschub oder vergleichbares zu kommen. Und wenn man dann noch ein paar Gleichgesinnte findet, die das genauso „cool“ finden … naja. Das schnelle Hochgefühl und die schnelle Aufmerksamkeit. Mit ein bisschen Pech flaut das dann genauso schnell wieder ab und es geht von vorne los … Bis man so richtig in der Schei*e sitzt.
Mit Kreativität oder mit (im weitesten Sinne) vernünftigen Hobbies usw. dauert´s halt länger, bis sich eine Art Stabilität, eine Art „Glück“ entwickeln kann, besonders, wenn man eh auf der Suche ist und Schwierigkeiten hat. Aber es wirkt auch nachhaltiger. Es ist eben nur vielen zu langweilig, weil´s nicht zackig genug passiert. Die Leute sollten sich und ihren Ressourcen eine Chance geben, anstatt sich ihrer zu berauben. (Bin ich eigentlich noch beim Thema oder schon offtopic? ^^)
@Synapsenpogo:
Zu Punkt 1: ich habe keine Ahnung, was Du mit Deiner sehr subtilen Kritik andeuten willst.
Zu Punkt 2: Hypothese!
Zu Punkt 3: Pseudo-Ritzer? Also nur so tun als ob?
Zu Punkt 4: Ich finde es bedenklich, wenn man Toleranz als Akzeptanz von psychischen Störungen definiert. Ich würde denjenigen immer noch mehr eine Therapie vorschlagen, als „werde doch Goth“.
Abgesehen davon hab ich mich nicht aufgeregt, und mein Blutdruck ist normal.
@Robert: Vielleicht distanziere ich mich damit von der Szene, aber weder Ritzen noch Magersucht noch Depression (im Sinne des Krankheitsbilds) hatte, nach meinem Verständnis, etwas mit Gothic zu tun. Zu der Zeit, als ich mit der Szene Kontakt bekam, waren sogar viele Mädels und auch einige Jungs, stark übergewichtig, sie ritzten nicht, und waren, soweit ich das beurteilen kann, nicht depressiv.
@Vizioon:
Damit will ich andeuten, dass du dir nicht die Mühe machst das zu lesen, was ich wirklich geschrieben habe, sondern etwas hinein-interpretierst, dass da faktisch gar nicht geschrieben steht.
Ich verstehe auch nicht, weswegen du gleich an die Decke gehst *g*, vor allem auch noch ohne jeglichen Grund.
Zu Punkt 2:
Dass es eine Hypothese ist, habe ich nirgendwo bestritten.
Aber mir ist schon öfter zu Ohren gekommen, dass Leute, die beispielsweise aus „Aufmerksamkeitsgeilheit“ oder „Geltungsbedürfnis“ anfingen zu Ritzen (das meine ich mit „Pseudo-Ritzerei“) irgendwann nicht mehr damit aufhören konnten.
Ich finde das bestätigt meine Hypothese, denn da hätten wir dann mindestens ein sogenanntes Zwangsverhalten, was man durchaus als künstlich erworbene psychische Erkrankung betrachten kann.
Zu Punkt 3:
Nicht nur „so tun als ob“ sondern Ritzen, weil man zB denkt „es gehöre dazu“.
Und eben nicht, weil man versucht, sich beispielsweise von Druck zu befreien, sich evtl. zu bestrafen, sich bzw. seinen Körper durch den Schmerz wieder spüren zu können etc. (was mögliche Gründe für Ritzerei sein können).
Oder eben als zweite Variante: demonstratives Ritzen aus Aufmerksamkeitsgeilheit bzw. um Mitleid zu erzeugen. Entweder dadurch, dass man es dann tut (das Ritzen), wenn es jemand bemerken könnte (was man beabsichtigt) oder absichtlich an Körperstellen, die für gewöhnlich gut zu sehen sind.
Das kann zB ähnlich funktionieren wie angedrohter Selbstmord, sogenannter „Pseudo-Suizid“ um entweder Mitleid zu erhaschen oder Leute zu manipulieren („Emotionale Erpressung“).
Diese Leute gibt es durchaus und dass kannst du nicht bestreiten.
In beiden Fällen muss vorher keine psychische Erkrankung vorliegen.
Kann man mit der Ritzerei dann nicht mehr aufhören, hat man sich ein selbst-schädigendes Verhalten angewöhnt, dass außer Kontrolle geraten ist, denn sonst könnte man damit aufhören.
Unterhalte dich mal mit Leuten, die beruflich mit psychisch Kranken zu tun haben, die werden dir das aus der Praxis bestätigen können.
Zu Punkt 4:
Es geht und ging nie darum, ob Ritzen bzw. Magersucht zu Gothic gehören.
Hast du das jetzt endlich mal gerafft? *g*
Es geht darum, dass die Szene psychisch Kranken mit mehr Toleranz begegnet. psychisch Kranke werden ganz gerne mal ausgegrenzt, weil der Umgang mit ihnen aufgrund der Krankheit schwierig sein kann (aber nicht muss).
Niemand hat hier behauptet, dass man psychisch krank sein muss, um ein Goth zu sein.
Die Szene geht mit dem Thema nur offener und unverkrampfter um als der Rest der Gesellschaft, weil das Thema nicht so stark tabuisiert wird. Und das ist auch gut so.
Infolgedessen ist die Szene für psychisch Kranke besonders attraktiv, weil sie sich bzw. ihre Krankheit nicht verstecken müssen, was bedeutet, dass es einen hohen Zulauf gibt.
Nochmal zum Thema Integration:
JA! Bitte! … Ich finde Ausgrenzung nämlich ziemlich Kacke!
@MischaSoleil: Obwohl es für mich persönlich abwegig ist durch Ritzen Glücksgefühl zu empfinden, verstehe ich was du meinst. Prinzipiell ist aber nichts unmöglich, Willenskraft vorausgesetzt. Spaß ohne Alkohol, Entfliehen ohne Drogen und Glück ohne Ritzen. Nicht jedem fällt das sicherlich leicht, aber es ist möglich. Vielleicht hat sich auch mit dem besseren Eigenverständnis das „Problem“ der Uniformisierung von selbst erledigt. Daher bist auch noch nicht Off-Topic, sondern im Laufe der Kommentare zeichnet sich doch die individuelle Art der Kommentatoren ab, gegen ein persönliche Uniform entgegenzuwirken.
@Vizioon: Vielleicht habe ich mich blöd ausgedrückt. Ritzen, Magersucht und alle anderen Probleme haben auch nichts mit Gothic zu tun. Die Thematik der Szene wirkt aber auf eben diesen Menschen sehr anziehend. Ich habe nur versucht zu schildern, was die Szene meiner Meinung nach so anziehend macht.
@Synapsenpogo: Mir fällt auf, das alle hier das gleiche meinen, sich aber unterschiedlichst ausdrücken, was auf mich persönlich irgendwie faszinierend wirkt. Ich denke du sprichst mit Integration einen wichtigen Punkt an, wobei ich jedoch ergänzen möchte, das Integration auch als solche gelebt werden muss, den die geht über eine schnöde Akzeptanz hinaus. Das die Szene mit dem Thema offener und unverkrampfter umgeht ist meiner Meinung nach zwiespältig, denn in den letzten Jahren ist die doch immer weiter zu Spaß-Kultur mutiert die auf andere keinerlei Rücksicht mehr nimmt. Ausgrenzung ist Kacke, so ist es :)
Ganz frech gefragt: Wenn Ausgrenzung Kacke ist, warum schließt man sich dann einer Szene an die sich selbst ausgrenzt? Gemeinsames Ausgrenzen mit dem Ziel der Interessengleichheit? Ich wollte immer schon so sein wie ich wollte. Heute grenze ich mich ganz bewusst aus und möchte mit dem üblichen der Gesellschaft wenig zu tun haben. Paradox irgendwie das man sich selbst bewusst ausgrenzt aber selbst gegen die Ausgrenzung ist, oder?
@Robert: Hm …, Wortfindungsstörung? *g*
Sich abgrenzen vom Ausgrenzen. Klingt cooler. ^^
@Synapsenpogo: Grundsätzlich, stimmt vielleicht. Ich gehe aber nicht an die Decke (das würde sich anders anhören/lesen), und was leider auch stimmt, ich habe es etwas „überlesen“.
Zu 2: Ich verstehe einfach nicht, inwiefern „Ritzen“ eine Szenezugehörigkeit generieren kann. Ich kenne keinen „Ritzer“, und bin darüber nicht wirklich unglücklich
Zu 3: Ich denke, es liegt schon ein Störung vor, wenn man seinen Selbstmord oder sein Ritzen andeutet oder ankündigt oder vortäuscht.
Zu 4: Toleranz wird meiner Ansicht nach zu oft mit Akzeptanz gleichgesetzt.
@Robert: Jeder grenzt sich aus, in mehr oder weniger differenzierten Grenzen. Ich sags mal einfach, der eine mag Blonde, der andere Schwarzhaarige, der eine eher Schlanke, der andere eher Üppige. Und ich stimme Dir zu, die Gothic-Szene lebt mit von der Aus-/Abgrenzung, aber auch da wird es immer schwieriger, es klar abzugrenzen.
@Vizioon:
Ich zitiere dich mal:
„Ich verstehe einfach nicht, inwiefern „Ritzen” eine Szenezugehörigkeit generieren kann.“
Habe ich das irgendwo behauptet? Jetzt mal ehrlich! Zeig mir bitte eine Textstelle, die auch nur ansatzweise in diese Richtung auslegbar wäre, ohne ihren Sinn komplett falsch verstanden zu haben! *g*
Ich zitiere dich weiter:
„Zu 3: Ich denke, es liegt schon ein Störung vor, wenn man seinen Selbstmord oder sein Ritzen andeutet oder ankündigt oder vortäuscht.“
Gut, da kann man tatsächlich unterschiedlicher Meinung sein, aber ich vertrete da durchaus einen anderen Standpunkt.
„Zu 4: Toleranz wird meiner Ansicht nach zu oft mit Akzeptanz gleichgesetzt.“
Kommt drauf an. Toleranz ist das Mindeste, Akzeptanz ist besser.
@MischaSoleil: Gelegentlich, meist vor dem erste Kaffee :)
@Vizioon: Vielleicht ist das auch der Grund für die Streitigkeiten innerhalb der schwarzen Gemeinde, die Vermischung der Stile wird ja hauptsächlich von außen hineingetragen so das das Bedürfnis nach „interner“ Ausgrenzung weiter wächst.
@Synapsenpogo: „Kommt drauf an. Toleranz ist das Mindeste, Akzeptanz ist besser“. Ich sehe das anders, was aber hauptsächlich an der unterschiedlichen Wortdefinition liegt. Akzeptieren und dann Tolerieren, denn die wiegt meiner Meinung nach schwerer. Etwas zu akzeptieren, oder anders ausgedrückt, einfach hinzunehmen fällt mir leichter, als es darüber hinaus auch zu verstehen, also zu tolerieren.
Habs nachgeschlagen:
Meines Wissens bedeutet akzeptieren etwas wirklich zu akzeptieren *g*.
Etwas zu tolerieren heißt eher es „hinzunehmen“.
Ich toleriere zB Vieles, akzeptiere hingegen viel weniger Dinge.
So genau wollen wir es mal nicht nehmen, denn Toleranz heißt für mich auch: „Gemeint ist damit heute häufig auch die Anerkennung einer Gleichberechtigung unterschiedlicher Individuen.“ Während Du mit deiner Definition eher meinst: „Es wird deutlich, dass Akzeptanz auf Freiwilligkeit beruht. Darüber hinaus besteht eine aktive Komponente, im Gegensatz zur passiven, durch das Wort Toleranz beschriebener Duldung. Akzeptanz drückt ein zustimmendes Werturteil aus und bildet demnach einen Gegensatz zur Ablehnung.“
So denke ich, das ich die Worte nach meiner Definition nutze ohne dabei die Bedeutung des Wortes als solches abzulehnen. Aber wie gesagt, ich verstehe was du meinst und nach Deiner Definition hast du völlig recht. Wir meinen das selbe (oder das gleiche?)
Ohne mich jetzt in die entstandene Diskussion einzuklinken nur kurz zum eigentlichen Beitrag:
Ich habe hier glücklicherweise noch nicht in der Form die Erfahrung gemacht, dass eine körperliche Uniformierung wirklich Einzug gehalten hätte. Wenn ich hier in Clubs unterwegs bin sehe ich jedenfalls ziemlich viele mehr oder weniger übergewichtige Leute und nicht nur solche Hungerhaken wie mich selbst.
„Problematisch“ (und das auch eher rein optisch) ist für mich da eher eben die Uniformität in der Kleidung: Als „schwarze“ Frau MUSS man heute eben einfach ein enges Lackoberteil tragen, oder besser noch reines Netz und darunter nur einen BH oder gar einfach mit Isolierband abgeklebte Nippel. Ob man sich das ästhetisch gesehen leisten kann wird dabei außer Acht gelassen, sodass sich Lack-Presswurst und Lack-Presswurst reiht.
Ich verstehe einfach nicht, warum die Leute so wenig Körperbewusstsein haben und einfach das anziehen, was man eben anzuziehen hat. Ich z.B. habe in meiner gewichtsmäßig extremsten Phase (etwa 62kg bei 180cm Größe) ums Verrecken keine Netzhemden getragen, weil ich mich einfach zu dünn fand und es einfach nicht mehr gut aussah.
Karnstein: Selbstbewusstsein und das eigene Gefühl vor Ästhetik ist ein schwieriges Thema und dürfte auch im Falle der „Presswürste“ an einem merkwürdigem Selbstempfinden oder ein gestörten Wahrnehmung liegen. Aber prinzipiell stimme ich Dir zu, ich selber kann da auch nicht mehr hinschauen wenn die einzige Provokation darin liegt, möglichst wenig anzuziehen. Da treibe ich mich lieber mit Schwarzromantikern oder Tradgoths rum :)
Hi ihr Lieben.
Bin eben durch Zufall auf Eure Debatte gestossen und habe alles mit Interesse verfolgt.Bin selber seit ca.22 Jahren in der Szene und habe auch die vielen aufs und abs gesehen, Moden die aufwellten und kaum ein Jahr später wieder vergessen waren usw. Was ich an Euren Kommentaren am Ende so befriedigend finde: Am Ende läuft es eben doch auf die alten Werte hinaus! Gemerkt?
Ja, es gibt Anas, Emos,“psychos“, Satanis und viele mehr in der Szene. Dicke und Dünne, große und Kleine. D.H. doch für mich, dass der Grundgedanke der Toleranz und der Individualität, der freien Entscheidung und der Vielseitigkeit nicht tot ist! Andererseits gebe ich Euch schon auch Recht: Die androgynen Typen bei den Jungs und die Skinny Girls sind recht stark vertreten. Allerdings sind das meiner Erfahrung nach ehen die „kleinen“. Die „quasi noch Kinder“ die eben mal bei youtube twilight gegoogelt haben und dann
für eine Saison mit Blutengel und Unheilig im Ohr zu Modegoths mutieren. Wegen denen mache ich mir keine Sorgen um den Verfall der Szene. Denkt nur einmal an die Castingband „Nu Pagadi“ aus Popstars vor ca 10 Jahren. Da sympatisierte die „normale“ Welt auch schon mit der Gothic Szene. Da waren HIM und M.Manson sogar in den Charts! Und dann? 1 Jahr später wars schon wieder vorbei.
Letztes Jahr war Steampunk der Trend mit den Cosplayartigen Typen, jetzt wieder vergessen.Was die Ess- und anderen Störungen in der Szene angeht: Ich kenne eine Menge Pädagogen, Psychologen usw, da zwei meiner Geschwister in der Richtung arbeiten. ALLE sind sich dahingehend einig, das allgemein immer mehr Kinder „Schwierigkeiten“ haben. Seelisch, wie auch körperlich. Am wahrscheinlichsten liegen da die Ursachen im heute Mode gewordenen frühen Bruch der Kinder-/Eltern Beziehung (Kinderkrippe…).Bewiesen ist das noch nicht, aber man geht davon aus. Der Nachwuchs aus unserer Szene kommt zuerst natürlich auch erst einmal aus den Reihen der „Normalos“.
Also: Mehr „gestörte“ Kinder da führt zu mehr „Störungen “ in der Szene, weil es eben einfach insgesamt mehr beeinträchtigte Menschen gibt. Damit müssen wir einfach umzugehen lernen. Ich für meinen Teil bin ne mega Wuchtbrumme und wurde letzte Festival Saison dennoch an die 400 Mal fotografiert (hab dann aufgehört zu zählen). Ich bin zufrieden mit mir selbst und das zeige ich auch anderen.
UND DA SIND WIR AM PUNKT: Wir „Alten“ müssen einfach mit gutem Beispiel vorangehen. ZEigen, was der GEist ist und das es nicht nur um Styling geht. (Wobei ich auf gutaussehende, volltätowierte, langhaarige Sänger egal welches Formats auch nicht verzichten will) Diejenigen der Jungen die die Message fangen, werden schon auf unser „Klowassertrinken“ kommen, die anderen werden wir mit unseren langweiligen politischen und philosophischen Reden über kurz oder lang verprellen. Wir dürfen nur unsere Ideale nicht aufgeben!!! Ich für meinen Teil versuche noch immer sie über meine Bücher und Bilder an den Mann zu bringen, erziehe meine Kinder in dem Stil und diese wiederum „infizieren“ ihre Freunde. Und es klappt! Ich trage meine Kluft aus Überzeugung und damit Leute mich drauf ansprechen und es klappt nach wie vor, egal ob dick oder dünn. Ich hab was zu sagen, bin selbstbewusst und
kommunikativ und nur das zählt. Und was ich nicht bestellen kann lasse ich eben schneidern. das ist mein Gewinn und der finanz. Verlust der Firmen.
Und wenn das Schule macht, dann ist auch der Magerwahn nur was es eben ist: EINE PHASE!
Schwarze Grüße: Steffi