Jetzt lese ich gerade zum dritten mal den Artikel von Robert Basic, der nach dem Verkauf von basicthinking in seiner neuen Umgebung Written in Basic bloggt. Der sogenannte A-Blogger gilt als Meinungsschleuder der deutschen Blogosphäre und schreibt in seinem Artikel Was ist aus den Blogs geworden? über den vergangenen Hype um Blogs. Immer wieder das gleiche Thema. So schießt es mir ständig durch den Kopf. Die Vermischung von Medien, Journalismus und Blogs geht mir schon eine ganze Weile gegen den Strich. Immer wieder wird da behauptet, der Blogger messe sich mit dem Journalisten, Blogs im allgemeinen wären ein konkurrierendes Medium zu den klassischen Medien oder für manche sogar eine Chance zur Selbstständigkeit.
Geht es nicht in erster Linie darum, seiner eigenen Meinung eine Plattform zu verleihen? Nur weil eine Handvoll Blogs über den persönlichen Anspruch hinaus gewachsen ist und ernsthaft versucht, mit journalistischem arbeiten von der Meinung zur Tatsache zu avancieren fürchten die Professionellen um ihre Daseins-Berechtigung und wettern immer wieder fleißig gegen Blogger, bevorzugt gegen solche, die am Ende der Kette stehen und sich nicht unbedingt zu wehren wissen.
Völlig richtig schreibt Basic: „Dabei sollte man nicht vergessen, dass diese Einordnungsversuche häufig seitens der Medienschaffenden kamen, die im Muster „Wirtschaftlichkeit und Massenwirkung denken. Ein irgendwie komischer Vergleich, als würden alle Blogger nur nach Wirtschaftlichkeit und Massenwirkung streben.“
Denn meiner Meinung nach ist die Gewinnorientierung der Tod eines jeden Blogs. Ein bezahlter Blogger, der von seiner Tätigkeit lebt kann sich eben nicht immer erlauben seiner Meinung eine Plattform zu verleihen, denn sonst würde er ja vielleicht in irgendeine Hand beißen, die ihn füttert. Das führt viel zu oft zum vollständigen Verlust der Glaubhaftigkeit, wie einige prominente Fälle immer wieder zeigen. Als Leser eines Blogs bin ich ja immer daran interessiert, was der Schreiber denkt und welche Meinung er vertritt. Ich möchte nicht unterscheiden müssen zwischen echten Artikel und Werbeartikeln.
Immer wieder versuchen auch Unternehmen durch den Einsatz von „Unternehmensblogs“ ihrer Popularität zu erhöhen und sich der hippen Internetkultur anzubiedern. Dabei sind die meisten Blogs dieser Art von Anfang an zum scheitern verurteilt. Blogs sind eine Form der sozialen, virtuellen Kommunikation und der Vernetzung von Mensch zu Mensch. Ein Unternehmen ist eben nur daran orientiert, seine Produkte zu verkaufen und hat als Blog generell und glücklicherweise kaum eine Chance. Blogs von Selbstständigen, die von den eigenen Erfahrungen mit dem eigenen Produkt bloggen? Hilfe!
„Einige Blogger haben ihre Postingfrequenz heruntergeschraubt, andere haben es ganz sein lassen. Es mag daran liegen, dass sich im Hype Menschen mit Blogs beschäftigt haben, ohne einen tatsächlichen, inneren Antrieb aus sich heraus dafür verspürt zu haben. Sie sind einer Art Modeerscheinung gefolgt. Nachdem die Mode durch ist, trägt man diese Mode nicht mehr.“
Diesem Schlusswort ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen und ein guter Zustandsbericht der heutigen, deutschen Blogosphäre. Doch das was davon zurück bleibt, macht für mich den eigentlichen Reiz des Bloggens aus. Die Menschen, die entdeckt haben wie schön es ist über etwas zu schreiben, die sich Gedanken und Meinungen von der Seele schreiben. Die Menschen die ihre Erfahrungen teilen und Wissen vermitteln, ohne etwas dafür zu verlangen. Die, die Kommentare und Verlinkungen als Belohnung sehen und nicht als Überlebenskriterium. Menschen, die sich und ihrer Meinung trotz schwindender oder steigender Leserzahlen treu bleiben.
Vielleicht ist es ja ganz nützlich, das sich der Hype legt, so trennt sich die Spreu vom Weizen und die deutsche Blogosphäre tauscht ein wenig Arroganz und Überheblichkeit gegen eine vernünftige Diskussionskultur und Kritikfähigkeit.
Nun, warum lese ich Neuigkeiten lieber in Blogs statt in Zeitungen? Die Antwort ist recht einfach: Lese ich eine Zeitung habe ich die – meistens gekaufte – Meinung von einer Person. Die schreibt dann, gerade was Politik angeht, wie nett doch die Merkel ist und wie sehr der Mundgeruch vom Westerwelle seine Mitmenschen doch belästigt. Die gleiche Meinung hat vielleicht auch der eine oder andere Blogger, wenn ich aber mehr als nur einen Blog lese und ein allgemein gutes Bild von den Bloggern habe, dann hab ich nachher wesentlich mehr und sachlicheren Input. Dass kein Blogger sich selbst als „Zeitung“ ansieht liegt eigentlich auf der Hand, erst in der Gesamtheit wird die Blogosphäre zu etwas das den Profis die Tour vermasseln kann. Ich würde sagen: Selbst schuld!
Was „Produktblogs“ angeht, so ganz daneben finde ich das nicht. Mal davon abgesehen, dass Google ein Herz für WordPress zu haben scheint finde ich es nicht verkehrt im Rahmen eines Blogs von Neuerungen zu den eigenen Produkten zu berichten. Früher nannte man sowas halt „Neuigkeiten“ oder „News“, meist wurde das eben über einen „Newsletter“ verteilt, aber im Grunde hat sich doch nicht viel geändert. Wenns keinen interessiert, dann liest es keiner und ich nehme mir die Freiheit heraus, dass ich die URL aus Kommentaren entferne, wenn diese auf einen kommerziellen Blog verweisen und der Inhalt Kommentar selbst nach Copy & Paste bzw. hingerotzt aussieht. Wer das nicht macht ist selbst schuld, wenn die Herrn Firmeninhaber mit dieser krummen Tour Erfolg haben, dann sind die Blogger im Endeffekt selbst schuld.
Bei den Produktblogs geht es mir auch eher um die Tatsache, das hier auf Pseudomoderne Weise das eigene Produkt gehypt wird. Kritische Stimmen werden gelöscht oder gar nicht erst gehört. Ich finde da eine Forum sehr viel passender. Natürlich macht man das auch aus SEO-Gründen, aber Neuigkeiten oder News in Form eines Blogs, damit kann ich mich einfach nicht anfreunden.
Bei der Zeitung lege ich aber darauf wert, Fakten zu erfahren und von Tatsachen zu hören, ohne die Meinung des Journalisten, denn die hat meiner Meinung nach dort nichts verloren. Ganz anders bei der Meinungsbildung über Blogs, da stimme ich Dir 100% zu. Wenn ich mir zu etwas eine Meinung bilden möchte, lesen ich mir andere Meinungen durch, lese noch ein paar Fakten dazu und baue mir meine eigene Meinung. Meistens fährt man damit am besten ;)
Welche Zeitung ist denn „meinungsfrei“? Zwar können die Profis die Meinungsmache wesentlich besser verbergen als die meisten Blogger, aber allein durch das hervorheben oder auslassen von Dingen entsteht doch eine Meinung.
Ich selber habe meine Postingfrequenz runtergeschraubt, im Gegensatz zu meinen Hochzeiten im Blog. Das liegt zum einen aber an der Zeit und zum anderen an den Themen und die Inhalte die ich hierdurch mit weniger Zeit verbessern will.
Da habe ich lieber ein paar Kommentare anstelle das ich mein Blog mit Massenware vollpumpe und alles schreibe was ich finde. Dafür gibt es nun Twitter.
Geld verdienen mit Blogs, warum nicht. Ich weiß nicht wo das Problem ist. Bisschen Trigami und ein paar Banner sind ok, finde ich.
Trotz allem, auch ich bin mit dem Tonnendreher beinah zu Spreu geworden, doch konnte ich den Untergang diesmal noch abwenden durch eine Strategieänderung die mir auch wieder den Spass zurückgebracht hat.
Gut, 2/3 weniger Leser, wahrscheinlich über die Suchmaschinen, aber dafür bin ich wieder in einem Bereich der mir Spass macht und der anderen anscheinend ebenso, da sie wieder kommentieren.
Für diese Suchmaschinenbesucher kann man dann die Werbung machen, die Stammleser wissen wie damit umzugehen ist und solange man Werbebeiträge kennzeichnet ist auch alles ok.
Reich wird man mit simplen Bloggen eh nicht.
Problematisch ist, egal ob Blog oder Zeitung, wenn man sich nur aus einer Richtung informiert.
Und Themen von mehreren Standpunkten aus zu betrachten, ist gerade durch die Blogs sehr viel einfacher geworden.
TV, Radio, Print sind zumeist einfach nur noch „unterhaltsam“.
Und da liegt vermutlich auch der Fehler von einigen Blogs, dadurch das sie versuchen breiten-populär zu werden.
@Thomas: Da hast du natürlich auch wieder recht, von der Seite habe ich das noch nicht betrachtet und vielleicht auch nicht gemeint. Sicher ist jeder Zeitung Meinungsbildend, wobei ich mich versuche, auf die Fakten zu konzentrieren und lieber eine direkte Meinung dazu höre, so wie du es in deinem ersten Kommentar schon erwähnt hast.
@Sebastian: Ein paar Banner und ein bisschen Werbung? Das ist Geschmackssache, ich persönlich habe es gerne Werbefrei, aber prinzipiell ist nichts dagegen einzuwenden. Ich meine auch Werbung im Sinne von Artikeln, die darauf abzielen, dem Leser zu suggerieren es handle sich um die Meinung des Verfassers, dessen Meinungsbildende „Kraft“ dann nur zu Werbezwecken missbraucht wird. „Reich wird man mit simplen Bloggen eh nicht.“ Nicht an Geld, wohl aber an Erfahrung und die ist meiner bescheidenen Meinung nach unbezahlbar.
@funkygoog: Ja, da ist was wahres dran. Es ist oft zu beobachten, wie kritische Blogs mit steigender Besucherzahl Meinungsloser werden. Daher bleibt die beste Lösung wohl die Schnittmenge aus vielen Spartenkanälen. Ich möchte im Allgemeinen noch anmerken, das ich keineswegs auf populäre Blogs verzichten möchte, als Informationsträger verfügen die über zahlreiche engagierte Quellen, die ich nicht missen möchte.
@ Robert : Ein bisschen Werbung eben. Also nen Banner oder sowas finde ich schon ok, auch wenn das eh sogut wie nix bringt. Trigami Beiträge, also gekennzeichnete finde ich noch ok und gibt auch ein paar Mark, aber heimlich Werbung mag ich weder in Blogs noch in anderen Medien. Gekaufte Beiträge die nicht gekennzeichnet sind.
sehr interessanter artikel robert, ich hab glatt probleme bei so vielen punkten meine meinung dazu anzubringen:
dass es wieder weniger deutsche blogger werden war abzusehen, ich denke auch twitter und son zeug greift da einige nutzer ab aktuell. genauso kann das in 2 monaten wieder mehr werden, oder noch weniger, wer weiß das schon?
blogs sind keine zeitungen, und sollten es auch nicht sein. ich sehe blogs eher wie unterhaltungen mit freunden und arbeitskollegen. freund x kennt sich mit autos aus, wenn ich da hilfe brauche frag ich den, arbeitskollege y ist filmfreak und gibt einem tolle tips was man gesehen haben muss… – und mit blogs läufts genauso. man findet blogs, deren themen und art einen ansprechen, und behält diese im auge. und diese blogs müssen, ebenso wie die freunde und arbeitskollegen, mir kein wissenschaftlich fundierten bericht abgeben, was ich will sind andere meinungen hören, dinge aus anderen perspektiven sehen, tips & ideen bekommen.
und zum ewigen thema werbung in blogs kann ich nur sagen, dass jeder blogbetreiber das selbst entscheiden sollte. wenn er 2,50€ verdienen will, bitte, gerne. wenn er es übertreibt und dadurch leser verliert, sein pech. jeder, wie er mag.
Nur mal so ein paar Dinge, die mir zu dieser späten Stunde in den Sinn kommen:
– „Ich möchte nicht unterscheiden müssen zwischen echten Artikel und Werbeartikeln.“
Kleine Gewissensfrage: Würdest Du einen positiven Artikel über Dein favorisiertes Gadget schreiben, wenn Du es vom Hersteller geschenkt bekämest und dabei feststellen würdest, daß das Ding eigentlich ein kompletter Reinfall ist?
Die Chance auf weitere wohlwollende Spenden seitens des Herstellers hättest Du Dir damit sicherlich verbaut. Und auch andere Hersteller würden es sich sicherlich 2x überlegen ob sie Dir ihr Produkt zur Bewertung zur Verfügung stellen.
Das muß in der Tat jeder für sich abwägen ob ihm die „credibility“ (fürchterlicher Begriff) wichtiger ist als die Aussicht auf weitere kostenlose Güter.
– Journalistisches Arbeiten erfordert auch, sich an gewisse journalistische Regeln zu halten. Das schaffen die wenigsten Blogger! Wie denn auch, wenn selbst die Presse damit ihre Probleme hat.
– Zeit ist wirklich ein wichtiges Faktum. Deshalb kannst Du Dir ja auch, wie schon an anderer Stelle erwähnt, meiner Bewunderung sicher sein.
Mir persönlich fällt es bei einer 45-50 Stunden Woche schwer, halbwegs erträgliche Artikel zu verfassen und so greife ich immer mehr zu diesen bequemen YouTube Videos und schreibe dazu 5 Zeilen obwohl ich wirklich Lust hätte mal wieder was „Ordentliches“ zu verfassen. Die wenige Zeit, die ich dann eigentlich zur freien Verfügung habe, treibe ich mich auf irgendwelchen komischen Blogs rum und verfasse Kommentare. Und nebenbei bemerkt: Bei einem Leserstamm von geschätzten 70 halbwegs regelmäßigen Lesern und 20 regelmäßigen Kommentatoren hält sich mein Enthusiasmus manchmal auch wirklich in Grenzen. Die „Blogbindung“ findet da sowieso meistens nur über das regelmäßige Quiz o.ä. statt. Schade, aber leider nicht zu ändern und irgendwann schläft so ein kleiner Blog dann vielleicht auch ein.
– In diesem Sinne: Schreib einfach so weiter! Passt doch alles, solange Resonanz kommt, oder?
@tobi: Ich bin genau wie Du der Ansicht, das es nicht immer wissenschaftliche Berichte sind, die den meisten Informationsgehalt bieten. Gerade soziale Phänomene (wie zum Beispiel Jugendszenen) lassen sich äußerst schwer wissenschaftlich erfassen. Da ist mir ein recherchierter Blogeintrag viel mehr Wert als Fakten und Statistiken.
@Postpunk: Wenn ich persönlich etwas gut finde, schreibe ich einen positiven Bericht darüber. Wenn mir jemand etwas ungefragt zuschickt oder anbietet was ich schlecht finde, schreibe ich darüber. Das ich mir dadurch natürlich potentielle „Geschenke“ verbaue ist klar und auch beabsichtigt. Die Hersteller, die ihre Produkte nur an jemanden schicken, der positiv darüber schreibt verlieren doch letztendlich (bei mir zumindestens) an Glaubwürdigkeit. Aber genau diese Gewissensfrage finde ich sehr spannend, denn die Grenzen sind schwammig, nicht leicht zu erkennen und verwischt.
Zum Thema Zeit: Ich höre da doch nicht eine Spur von Resignation? Lieber Postpunk, meine Frage: Was wolltest du mit dem Bloggen den erreichen? Du koppelst den Enthusiasmus mit der Anzahl der Leser und Kommentare, was ich nachvollziehen kann, aber kontraproduktiv finde. Du solltest Bloggen, weil du Lust und Freude daran hast, Kommentare sind (wie im Artikel erwähnt) meiner Ansicht nach eine Belohnung für das, was man schreibt. Ebenso die vielen „anonymen“ Leser. Es gibt kurioserweise Artikel in meinem Blog, die 0 Kommentare haben, aber rund 60 mal pro Tag gesehen (aufgerufen) werden. Das kann an einer guten SEO liegen, aber auch an dem Artikel.
Gerade in Thematischen Randbereichen, in denen du dich bewegst (ich natürlich auch). Findet sich nur eine Handvoll Leser. Meiner Erfahrung nach sind die aber in der Regel treuer als Leser auf breit gefächerten Blogs, oder eher populärthematisch sortierten Blogs (WordPress, SEO, Technik) Daher findet Resonanz auch in Form von einfachen Besuchen statt, nicht nur im abgeben von Kommentaren.
Und ganz ehrlich, ohne dir Honig um’s Maul zu schmieren: Ein Verlust deines Blogs wäre zumindestens ein kultureller Verlust für 70 Leser, zu denen ich mich auch zähle. Lieber alle 2 Wochen 1 guter Beitrag als jeden Tag ein belangloser.