Schwarze Weihnachten

Heute ist Heiligabend, Höhepunkt und Finale des 3-monatigen Kosumterrors. Die letzten und ganz harten stürzen sich noch einmal bis zur Mittagszeit in die Städte und Kauftempel um auch noch das letzte Geschenk zu besorgen. Erwachsene Männer streiten sich an der Gemüseauslage um die scheinbar letzte, weihnachtlich rote Paprika. Auch ich werde mich noch ein letztes mal in das Getümmel stürzen, denn es fehlt immer noch der Weihnachtsbaum – den kaufen wir aber immer erst am heiligen Abend, so will es eine uralte und von meinem Vater überlieferte Familientradition. Er sagt, die gibt´s dann billiger. Aha. Das es dann nur noch die verkrüppelten und deformierten gibt, hat er mir verschwiegen, aber Tradition ist Tradition.

Schwarze Weihnachten gibt es übrigens nicht, meiner Erfahrung nach sind an Weihnachten alle gleich. Punks hocken unterm Weihnachtsbaum und gröhlen Weihnachtslieder, während wir Gothics am Adventskranz sitzend ein lebendes Kanninchen opfern.  Ist natürlich Blödsinn, auch wenn sich das der ein oder andere so vorstellen mag, denn gerade an Weihnachten ist kaum jemand gerne allein. In diesem Punkt stimme ich Lordy zu und zähle mich zu seiner dritten Kategorie der Weihnachtstypen.

Viel ungewöhnlicher geht es dabei in anderen Ländern zur Sache. In Australien beispielsweise, fällt Weihnachten mitten in den Sommer und auf den Philippinen dauert das Fest vom 16. bis zum 24.12. Die Japaner feiern Weihnachten auch, es ist ihnen aber nicht so wichtig wie der Neujahrstag.

In der Volksrepublik China, dem Land aus dem 90% unserer Weihnachtsdekoration kommt, ist der 25.12. kein gesetzlicher Feiertag und Weihnachten findet dort eher im inoffiziellen Rahmen statt. Trotz Zensur setzen sich aber auch immer mehr westliche Gepflogenheiten ein, so das in den großen Zentren immer häufiger Weihnachtsdekorationen anzutreffen sind. In Argentinien müssen die Kinder bis zum Dreikönigstag warten, um die Süßigkeiten in ihren Schuhen zu finden.

In Italien verbinden sich moderne Traditionen mit rituellen Überresten aus römischer Zeit. Die heidnischen Saturnalien fallen mit dem christlichen Advent zusammen und die festliche Zeit dauert traditionsgemäß bis zur Erscheinung des Herrn, den Weihnachtsmann nennen die Italiener Babbo Natale. In Katalonien wird ein großer Holzklotz mit einem Tuch verdeckt. Dann wird mit Stöcken auf den Klotz eingeschlagen bis dieser die Geschenke herausrückt, Kinder singen dazu den Holzklotzsong Caga tie. Die spanische Weihnachtslotterie hat eine 200-jährige Tradition auf dem Buckel und ist damit die älteste der Welt. In diesem Jahr ist El Gordo (Der Dicke) insgesamt 2 Milliarden Euro schwer.

Die Russen feiern Weihnachten am 7. Januar und begrüssen nicht den Weihnachtsmann sondern Väterchen Frost (Ded Moros) und seine Enkelin Schneeflöckchen (Snegurotschka). Die Legende besagt, das eine von drei Pferden gezogene Troika den Kindern die Geschenke bringt. Iweliene und ihre polnischen Landsleute verspeisen vermutlich zu Weihnachten den traditionellen Karpfen, die anderen 12 Gerichte sind vegetarisch und auf die 12 Aposteln zurückzuführen. Für unerwarteten Besuch ist immer ein Gedeck mehr als nötig auf dem Tisch hergerichtet.

In den Niederlanden hat man so seine ganz eigenen Ideen zum Weihnachtsfest, obwohl der Sinterklaasavond (Nikolausabend) wichtiger ist. Rein musikalisch haben die Holländer die Nase aber ganz weit vorne und beglückten uns 1995 mit diesem Song.

https://www.youtube.com/watch?v=JftZQ-_m1Fs

In diesem Sinne wünsche ich allen Besuchern ein frohes Weihnachtsfest 2008, genießt die Ruhe und verbringt Zeit mit den Menschen, die euch am meisten bedeuten.

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Lordy
Lordy (@guest_357)
Vor 15 Jahre

Schöner Beitrag. Auf jeden Fall. Und danke für die Einbindung meines neuen Projektes.

Ich wünsche dir dann mal auf diesem Wege schöne Feiertage bei deinem persönlichen Fest der Familie und Liebe ;).

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