Es ist nicht zum aushalten: Freitag der 13.

Es ist wieder soweit: Heute ist der 13. Mai 2011 und es ist Freitag. Die magische Uhrzeit 13:13 verstrich ereignislos, ich bin fast ein wenig enttäuscht. Bei Spontis ist es mittlerweile der dritte Freitag, der auf einen 13. des Monats fällt und jedesmal habe ich darüber berichtet. Während ich 2009 die Fakten über diese Unheilgeschwängerten Tag zusammentrug, habe ich 2010 nach ebenfalls enttäuschter Erwartung wenigstens ein hübsches Video der Gebrüder Lumiére gefunden.

Die Welt ist so schrecklich unmystisch geworden. Nachdem ich heute viel zu spät aufgestanden bin und mich auch eigentlich nur das Klingeln der Tür aufgeweckt hat, ahnte ich schon, dass dies kein guter Tag werden konnte. Der Vermieter wollte den Keller entrümpeln, wovon ich eigentlich nichts wusste obwohl ich seine E-Mail dazu schon vor ein paar Wochen gelesen hatte, und ich sah mich genötigt, runterzugehen um darauf zu achten das nichts falsches unter die Räder kommt. Unten angekommen rauschte mir natürlich ein Sack Bauschutt vor die Füße und bedeckte meinen gruftig schwarzen Körper mit einer dünnen Schicht Staub, so dass ich aussah, als hätte ich gerade eine Führung in der hiesigen Bäckerei genossen. Ich quittierte den Dienst an Keller und Vermieter und habe mich unter die Dusche gestellt um mich von diesem Unfall zu reinigen. Das ich dabei zunächst Körperlotion mit Shampoo verwechselt habe, erwähne ich nur beiläufig, denn bereits kurz nachdem ich den Ort der Reinigung wieder verlassen hatte, klingelte es erneut an der Tür.

So hetzte ich – in freudiger Erwartung einer wichtigen Lieferung – wie Goth mich schuf zur Gegensprechanlage und erkundigte mich nach dem Begehr des Störenfrieds um mit einem raunigen „Hermes“ konfrontiert zu werden. Schnell habe ich mit einem Bademantel das Abbild des Adonis bedeckt und den freundlichen Herrn, der mein Geruchsempfinden nachhaltig aus der Bahn warf, das Paket in Form eine Schuhkartons aus den Händen gerissen. Darin enthalten: Ein Briefumschlag (!), Christo wäre vor Neid erblasst. Auf dem von Kopfschütteln begleiteten Weg in die Küche, habe ich den Staubsauger umgerannt, bevor ich in der Küche mit dem Kaffee den ich mir einschütten wollte,  alles, außer der Tasse selbst traf.

Die Welt ist so unmystisch geworden. Auch die Blogs in meinem Feedreader scheinen das Datum zu ignorieren, wenigstens gibt es einen anständigen Zusammenschnitt aller Tötungsszenen in den Filmen „Friday the 13th“,  dabei gäbe es doch soviel, worüber man schreiben könnte.

Heute vor exakt 30 Jahren, am Freitag den 13. Mai 1981, verübte der Rechtsextremist Mehmet Ali Agca verübt auf dem Petersplatz in Rom ein Attentat auf Papst Johannes Paul II., das dieser jedoch schwer verletzt überlebt. Immerhin gibt es eine Geschichte auf einestages, die den Mann identifiziert, der den Freitags-Aberglauben erfand, während der humanistische Pressedienst behauptet, es wäre alles nur erfunden.

Bleiben wir ehrlich. Besonders mystisch ist dieser Tag nun wirklich nicht und besonders Gothic kann man ihn auch nicht nennen. Außer vielleicht 2005, denn da fiel das 14. WGT in Leipzig auf einen Freitag den 13. zum die Leipziger Volkszeitung treffend schrieb: „Zwar hat die mit unserer Spaßgesellschaft einhergehende Ironisierung alles Lebensbereiche auch vor den Grufties nicht halt gemacht. Vom Pathos der 80er Jahre ist ihnen viel abhanden gekommen. Aber diebisch gefreut haben dürfte es dennoch etliche, dass ihre Zusammenkunft endlich einmal auf einen Freitag den 13. fiel. Satan hab Dank!“ Ich widme mich dann doch lieber sinnvolleren Dingen, als darüber zu schreiben was nicht eingetreten ist und vertreibe mir die Zeit mit dem Netz, weil draußen lauert die Gefahr, bestimmt.

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cimddwc
cimddwc (@guest_15176)
Vor 13 Jahre

Also ich hab heute bei einem Tiefkühllieferservice (u.a.) Produkt Nr. 1313 bestellt, und als er das abgeliefert hatte und am Gehen war, war’s grad 13:13 Uhr. Nicht dass das eine Bedeutung hätte, aber witzig war’s irgendwie. :)

Aber was „Die Welt ist so schreck­lich unmys­tisch gewor­den“ betrifft: Ist doch gut, dass es sinnvollere und weniger missbrauchbare Erklärungen für so viele alltägliche Dinge gibt, die früher noch den Mystikern in die Hände spielten. Nichts gegen mystische Unterhaltung, aber ich denke, man muss gerade diejenige Mystik, die meint, sie würde etwas über die Realität aussagen, nicht auch noch so propagieren, als täte sie das wirklich. Wenn man sich so umschaut, gibt’s noch viel zu viele, denen all das Faszinierende der realen Welt (und die fiktionale mystische Unterhaltung) nicht reicht und die mit ihrem Mystikglauben anderen schaden…

shan_dark
shan_dark (@guest_15178)
Vor 13 Jahre

Hehe, lustig, ich hab heute auch verschlafen. Dadurch meine Telefonkonferenz um 9 Uhr verpasst und musste mich bei meinen Telefonpartnern für die halbe Stunde Verspätung entschuldigen mit „Äh, ich komme gerade aus einer anderen Zeitzone, da war es noch um 9.“ Aber ansonsten lief der Tag gut und heute abend feiern wir sogar noch eine gruftige Geburtstagsparty bei Freunden. Der Tag wird also zusehends besser.

Meist ist Freitag, der 13. aber bei mir ein ganz guter Tag. Entgegen aller Prophezeiungen.
Überhaupt scheint heute eher der Tag des Lachens (und wenn es über einen selbst ist) zu sein: erst über Guldhans gepimpten Hund, dann über dein Radler-Video (genial!) und über „Christo wäre vor Neid erblasst.“ (muss ich mir unbedingt merken!).

@cimddwc: lustige Zufälle!! Vermutlich hatte die Pizza 1313 kcal und Spontis‘ Beitrag oben unbewusst 1313 Wörter.

Guldhan
Guldhan(@guldhan)
Vor 13 Jahre

Ich machte sie Erfahrung, dass Montage im Allgemeinen weitaus bösartiger sind, als es ein 13ter Freitag überhaupt sein könnte.

Für den Glauben an Mythen ist man zu abgeklärt. Durch Wissen und Bildung zwangsrationalisiert. Doch das muss ja nichts schlechtes sein.

Guldhan
Guldhan(@guldhan)
Vor 13 Jahre

[…]Und warum? Vielleicht, weil man sucht, nach dem, woran man noch glauben kann. Etwas zu festhalten, einen Fixpunkt oder einen Leittext.[…]

Kulturen, Religion bzw. Glaubensrichtungen entstanden ja nicht von ungefähr. Es liegt einfach in der Natur des Menschen seine Umwelt mit Fragen zu belästigen. Er muss sein Umfeld verstehen, sonst fühlt er sich nicht wohl. Sonst sagt der Rest Instinkt in ihm, dass man nicht die volle Kontrolle innehat und damit eine Schwachstelle besitzt.

Um diese Schwachstellen auszumerzen und eine Brücke zum unmöglichen Wissen zu schlagen, erstand die Fähigkeit zum Glauben. Man muss sich die Antwort nicht mehr exakt beweisen. Es genüg die Eventualität der Richtigkeit.

Das ist in uns drin. Ein Bestand des Bewusstseins. Etwas, dass sich auch nicht abschalten lässt. Somit sucht jeder Mensch nach etwas, dass bzw. woran er glauben kann. Auch auf die Gefahr hin, dass dabei die sich »selbsterfüllende Prophezeiung« ganz gerne ihr hämisches Gesicht zeigt.

[…]aber das wäre dann vielleicht wieder philosophisch und endet in der Schleife nicht wirklich alle Frage selbst beantworten zu können?[…]

Dem wäre wohl so. Der Begriff der Philosophie wird ohnehin falsch verstanden. Viele meinen, dass der Sinn der Philosophie darin besteht, alle Antworten zu finden. Doch das ist nicht der Fall. Zumal das ohnehin unmöglich ist, die »42« natürlich aufgenommen.

Die Funktion der Philosophie ist es, Fragen zu stellen. Dass dabei auch Antworten fallen versteht sich von selbst. Doch gerade in der Antike gab es dutzende Paradoxen und unlösbare Frage. Fragen, bei denen man einfach nur grübeln konnte, ohne jemals die eine wirkliche Antwort finden zu können.

Doch der heutige Durchschnittsdödel, so scheint es mir, besitzt gar nicht mehr die Geduld, Energie oder vielleicht sogar den Willen oder Sachverstand, um Fragen des Fragens willen zu stellen. Er will Antworten, sonst sieht er im Fragen keinen Nutzen.
Für solche Menschen ist der Glaube an irgendwas recht angenehm. Da der Glaube mit der Illusion des Wissens den Drang nach der Antwort zu befriedigen weiß.

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