„Alle wollen unbedingt zurück zur Natur, aber keiner zu Fuß.“ Spontis, das waren in den 70er und 80er Jahren Menschen, die ihre linksgerichteten politischen Aktivitäten und Ansichten mit Hilfe eingängiger und einprägsamer Sprüche unter die breite Masse streuten. Das revolutionäre Element der Spontaneität, der Gedanke, dass die Veränderung im kleinen beginnt und nicht nur durch etablierte Parteien in Gang gesetzt werden muss, führte damals zu einer antiautoritären Haltung und letztendlich zur einer Bewegung, die durch spontane und dennoch organisierte Aktionen in der Öffentlichkeit für Aufmerksamkeit sorgten, um so die Veränderung im Kleinen anzustoßen.
Das ist heute genauso so aktuell wie damals. Menschen, die in Sitzungssälen stundenlang darüber beraten, wie Naturschutz und Umweltproblematiken gelöst werden können, bevor sie in ihre Luxuskarossen steigen um sich nach Hause fahren zu lassen, müssen zwangsläufig surreal wirken. Die Politik ist mehr damit beschäftigt ihren Entscheidung zu vermarkten, als diese auch umzusetzen, oder gar selbst zu leben. Grüne Oasen in Städten werden gehuldigt, Stadtparks werden als Natur gepriesen, Zoos als Schutzzonen für Tiere angesehen. Idealerweise immer mit großen und gut ausgebauten Parkplätzen und einer ausreichenden Anzahl Versorgungstechnischer Einrichtungen wie Imbissbuden, Toiletten, Getränkeständen und Kiosken.
We miss you erzählt den Versuch von 3 Filmstudenten etwas zu tun, um die Veränderung im Kleinen zu erreichen. In den Köpfen der Menschen. Wo früher lockere Sprüche reichten, sind in Zeiten von Videokultur und Multimedialer Dauerbefeurung die Filme aussagekräftiger geworden, denn sie erreichen so eine breitere Masse. „Es ist Zeit, sich an einen alten Freund zu erinnern. Die Natur vermisst Dich.“ ist der Aufruf, „Wir schützen nur das, was wir lieben„, die Aussage. Es sind manchmal die kleine Dinge, die zum nachdenken anregen. Früher ein Sponti-Spruch, heute ein Video mit Hintergrund.
Ökologischer Gedanke, Umweltschutz, erneuerbare Energien, sparsame Technologien – Wir lieben es zu diskutieren. Im Sitzungssaal, am Esstisch, unterwegs zur Arbeit, in Internetforen auf großen Plätzen und im Café mit Freunden. Warum nicht bei einem Spaziergang im Wald darüber diskutieren, was die Natur erhaltenswert macht, so sticht die Sinnhaftigkeit direkt ins Auge. Vielleicht herrscht dann aber auch Schweigen, wenn man erkennt, das der Worte genug gewechselt sind und nun endlich Taten folgen sollten.
Ich liebe kreative Ideen, die wichtigen Dinge auf subtile Art und Weise wieder in das Bewusstsein der Menschen zu spülen. Wenn Produkt-Werbung zu unterbewussten Kaufabsichten führt, warum nicht den gleichen Effekt für die wirklichen wichtigen Dinge nutzen? Es wird Zeit, wieder das zu nutzen, was wir zu erhalten versuchen. Die Natur wartet auf uns, lassen wir sie nicht warten. Denn irgendwann ist sie weg.
Autsch… mann könnte das auch so verstehen, dass die Natur nicht in die Stadt gehört ;)
Wer werfe den ersten Stein. Während ich dieses Video sehe, brummt der Rechner, jagt Ressourcen durch das Netzteil, die im Grunde unnötig waren.
Wer als (moderner) Mensch existiert, vernichtet zwangsläufig. Keine sehr liebenswerte Erkenntnis, doch eine wahre.
Die Natur gehört nicht in die Großstadt, dass kann man an jeder Ecke erleben. Sie wird zähneknirschend geduldet und mit möglichst minimalem Aufwand am Leben gehalten. Abgesehen von einer handvoll Ideologen.
Einer der Gründe, weshalb ich damals keine Lust mehr hatte, dem Garten.- und Landschaftsbau zu dienen. Der selbsternannte »grüne Beruf« mit passendem Berufsstandslogo.
Doch was habe ich während meiner jahrelangen Arbeitszeit dort gemacht. Natur zerstört und nur in schöne Fassade gepackt. Die Natur in die Schranken der Zivilisation verwiesen. Ihr Vorschriften gemacht und Ultiamten gesetzt. Das erhalten was geduldet wurde, den Rest eisern extrahiert. Man ist der Schlächter mit grüner Weste. Und auf die paar Bäume, die man pflanzt, braucht man sich nichts einzubilden.
Und wurde zudem tagtäglich damit konfrontiert, wieviel doch dem geneigten Stadtmenschen die Natur bedeutet. Egal ob als Mülleimer oder Toilette. Die Nutzung und Freude darüber war schier grenzenlos.
Oder diese Persönlichkeitsspaltung. Einerseits robbt man wie besessen im Garten herum und spricht mit den Topfpflanzen. Andererseits hüpft man mit der Giftspritze über das Grün, das sich erdreistet, durch die Gehwegfugen zu dringen.
Oh wie recht du doch hast Guldhan!
@Robert
Ein erschreckend gutes Timing hat dein Beitrag, will schon seit ein paar Tagen morgen mal wieder nen Tag im Grünen verbringen :D
Finde ich das Video echt gut gemacht
Natürlich jagen wir hier währenddessen Energie durch die Leitung und nutzen Ressourcen. Trotzdem kann jeder seinen Teil dazu beitragen, wenn er einfach bewusster mit dem Leben umgeht.
Wenn man einkaufen geht, einfach mal drauf achten weniger Plastikverpackung, weniger tierische Produkte (oder auch gar keine), Strom von Ökohändlern, Recycling-Papier. Es gibt nach wie vor Möglichkeiten etwas im kleinen zu ändern.
Ausserdem ist es immer wieder schön einen Waldspaziergang zu machen. Man kann umweltfreundlicher leben, nur muss man den ersten Schritt machen und keine scheinheiligen Argumente der Propagandainstitute einfach schlucken.
Umweltschutz kann ich in meinem Leben nur relativ zweitranging behandeln. Ganz einfach weil für mich als Behinderte mit Rollstuhl, zuerst mein relativ schmerzfreies und „normales“ Leben kommt.
Ich meine klar, ich könnte, wenn ich wollte, die letzte Dieseldreckschleuder, steuerfrei in der Umweltzone auf und ab fahren lassen…XD…aber in der Realität haben wir auch einen 2 Jahre alten Wagen (Euro 4).
Ich zwinge meinen Mann auch nicht mich, aus Stromersparnis, die Treppen hochzutragen, wenn ich einen Akkubetriebenen Treppenrollstuhl habe.
Ja und manche meiner Medikamente fahren durch die halbe Weltgeschichte um bei mir zu landen, und wurden (das tut mir Leid) an Tieren getestet…trotzdem kann ich sie nicht mit Bachblüten ersetzen.
Immerhin sparen wir das Fitnessstudio, für meinen Mann beim Waldspaziergang….den Rollstuhl über Feldwege zu schieben ist ein echt gutes Training.
@Alsuna
Ist ja auch immernoch ein gehöriger Unterschied ob man nichts tun kann wie du, oder ob man einfach nur zu faul ist etwas zu tun.
Den die große Mehrheit kann, wenn sie denn will ;)
@Schatten: Stimmt. Ich mein wenn ich nachdenke, schützen wir ja 3200 Quadratmeter Feucht-Streuwiese am Waldrand, dass ist nämlich unser Garten (nicht der an der Wohnung neben dem Friedhof). Wir drainieren weder, noch vertreiben wir die Sumpfdotterblumen oder die Bergmolche, die dort leben. Der größte Eingriff in die Natur sind eigentlich ein paar Entwässerungsgräben, damit die Staunässe, in den Bach am Grundstücksrand abfließen kann…aber die sind schön altmodisch und schädigen nicht. Naja und ein Weg wurde wegen dem Rollstuhl angelegt..<_<…aus festgestampfter Erde und Kies.
Was ich nicht so ganz einsehe wenn Leute nur noch die coolsten, exotischen Wellnesssachen aus Vorder-Hinter-Indien essen, aber über heimatliche/s Gemüse/Obst die Nase rümpfen.
Die Kultur ist die Natur des Menschen, oder besser, sein natürlicher Lebensraum. Denn die Niesche, in der der Mensch in der Natur überleben kann, muss er sich erst schaffen. Andernfalls seien anderen Spezien dem Menschen in der Natur überlegen. Der Mensch kultiviert nicht nur zum Spaß, sondern um seines Überlebens willen.
Dass die Kultur jedoch solche Einflüsse auf die Natur nimmt, dass die Kultur ein sich selbst gefährdendes System wird, das sind die Herausforderungen derer sie sich in diesem Jahrtausend besonders zu stellen hat. Moralische Grundsätze reichen hier nicht, da sie in die gesellschaftlichen Subsystemen nur schwer transformierbar sind. Neue ökonomische Ansätze der Ökologie sind entscheidender, so surreal dies auch auf den ersten Blick anmuten mag.