Liebes Tagebuch, „Hello darkness, my old friend – i’ve come to talk to you again“ sind die ersten beiden Zeilen aus Simon & Garfunkels zeitlosem Klassiker „Sound of Silence„, den ich jetzt mal einfach zum allgemeinbekannten Kulturgut zähle, auch wenn die Band so gar nicht meinem Geschmack zähle. Allerdings liegt in den ersten beiden Zeilen des Textes eine aktuell beruhigende Sehnsucht nach Abgrenzung, zu der ich mich sehr hingezogen fühle.
Unsere Szene, die ich hier einmal mit der Dunkelheit aus dem genannten Song gleichsetze, ist ausgehungert. Mangels kulturellen, musikalischen und freizeitfüllenden Angeboten mit eindeutiger Gothic-Attitüde scheinen wir in einer Art Stasis zu verharren und darauf zu warten, dass ein großer Tropfen Patchouli unsere Blüten wieder zum Blühen bringt. Die Flucht ins Internet führt allerdings auch immer weniger zur gewünschte Abgrenzung, im Gegenteil.
Frustration, Wut, Hass und sonstige negative Emotionen beherrschen viele Inhalte – und vor allem die Kommentare – des Netzes. Nicht zuletzt, weil gerade die sozialen Netzwerke das bewusst fördern und verwenden, um die Aufmerksamkeit zu erhöhen. Das geht nicht mir, an unserer Szene und schon gar nicht am Mainstream vorbei. Mir ist es ein Bedürfnis dagegen aufzubegehren, mich zu wehren und die Fahne in den Wind zu stellen.
Jetzt, liebes Tagebuch, hätte ich Dich als Stimme der Vernunft, mal wieder aufschlagen sollen. Ich wusste es aber mal wieder besser, nahm ein aktuell populäres Ereignis zu dem Thema und begehrte auf. Ich war mir sicher, in meiner schwarzen Community gibt es unzählige Leute, mit denen ich mich liebend gerne über das Thema ausgetauscht hätte.
Allerdings hatte ich mich an einem aktuellen Ereignis vergriffen, das schon seit Jahren auf toxischem Boden gedeiht. Ich lockte damit Menschen an, die eben nicht zur viel beschworenen Dunkelheit gehören und mit dieser tollen Community soviel zu tun haben, wie die jüngste Platte von Unheilig mit Gothic. Die Folgen dieser Entscheidung waren deutlich und selbst eingebrockt. Neben unzähligen Kommentaren, die nichts mit meinem Aufbegehren und meinen Gedanken zu tun hatten, erhielt ich auch zahlreichen E-Mails mit mehr oder weniger haarsträubendem Inhalt. In den nächsten Stunden reifte unter Zuhilfenahme des geliebten Ehe-Gruftis ein Entschluss.
Liebes Tagebuch, ich muss Dinge wie verbale Gewalt nicht ansprechen, keine Fahne in den Wind halten und auch nicht aufbegehren, weil sie hier in der kuscheligen Dunkelheit dieser Community nicht existent sind. Ich muss hier niemanden überzeugen, weil wir im Grunde genommen ganz ähnliche Ansichten haben, eben so, wie es in einer Szene – und vor allem in unserer – eben ist. Und die, die nicht zu Szene gehören und offenkundig eine völlig andere Einstellung haben, muss ich nicht überzeugen. Die wollen auch gar nicht überzeugt werden, sondern meist einfach nur ihre vergifteten Gedanken sähen.
I’ve come to talk with you again
Deshalb habe ich mich entschlossen, wieder mehr Abgrenzung zu leben. Keine populären Empörungspferde mehr reiten, nicht meine politischen Ansicht verbreiten und keine weltverbesserische Attitüde leben. Denn im Grunde renne ich hier in unserer Szene hauptsächlich offene Türen ein. Das macht keinen Sinn. Die Türen der breiten Masse interessieren mich im Grunde genommen gar nicht und mir nur für ein paar Klicks Unrat auf die Fußmatte der virtuellen Haustür zu holen, sehe ich gar nicht mehr ein.
In Zukunft konzentriere ich mich wieder mehr darauf unsere Szene mit Daseins-Berechtigung zu versorgen und mit Dingen zu unterhalten, die zu unserer Lebenseinstellung passen. Auch wenn das bedeutet, dass es im Zeichen der Pandemie vielleicht ein bisschen weniger Inhalt bieten kann. Der Kommentarbereich hier im Blog soll in Zukunft stärker moderiert werden, nicht weil ich Zensur unbequemer Ansichten ausüben möchte, sondern vielmehr einen wirklich fruchtbaren Diskurs zu generieren. Ich möchte abseits der toxischen Kommentarspalten sozialer Netzwerke wieder ein Refugium des Zuhörens bieten. Das geht leider nicht, wenn ich jedem ein Forum biete, seinen geistigen Müll abzuladen.
Du wirst jetzt sicherlich einwenden wollen, mein liebes Tagebuch, dass ich bisher stets selbst dafür verantwortlich war, das Portal in die „bunte“ Welt geöffnet zu haben. Du hast recht, aber das versuche ich jetzt sein zu lassen.
Liebes Tagebuch, ich freue mich schon darauf der schwarzen Gemeinschaft, die es sich hier auf unserer Wiese gemütlich gemacht hat, alsbald ein Magazin zuzuschicken, dass vor Inhalten und Abgrenzung nur so tropft. In den kommenden Tagen geht es los.
Hey und was ich dir noch schreiben wollte, liebe Szene der kuscheligen Dunkelheit, die Menschen da draußen sind mir weitestgehend und darüber hinaus noch unfassbar egal. Ich wünsche mir, ihr versteht mich ein bisschen und seht es mir nach, dass ich schon wieder einen Artikel löschen musste. Gelegentlich muss ich mich wohl selbst betrügen, um zu fühlen, wie wichtig es ist, ehrlich zu mir selbst zu sein.
Nabend Robert. Dickes Lob und volles Verständnis. Du hast mit genug Argumenten Recht, und brauchst dich auch nicht rechtfertigen. Und ja, es ist schade und zährend, dass ja schon länger wenig bis gar nichts Schwarzes läuft. Meine Frau und ich waren heil froh übers OWLS N BATS. Ansonsten war ich sage und schreibe 2mal in der Disco in der Zeit, um mal geballt normale Leute und Musik zu erleben. Und ja, die typen Mensch, die damals schon in der bunten Welt genervt haben, nerven natürlich immer noch. Jetzt mit neuen Themen…. oder Alten neu verpackt. Auch im Netz, aber nicht nur. Raberschreibkadraba… ich wünsche euch eine ruhige Vorweihnachtszeit und einen schönen Jahreswechsel. Bleibt gesund. P.S. Das schöne für 🐱 oder 🐶 Besitzer ist ja, dass die niemals auch nur annähernd so nerven können wie Menschen. Das kennen die garnicht. Wahrscheinlich weil sie in dem Bereich zu intelligent sind.
Vielen Dank, wir werden die Vorweihnachtszeit „besinnlich“ angehen, das haben wir uns fest vorgenommen. Allerdings möchte ich betonen, dass ich unsere Katze von Herzen liebe, die aber furchtbar nervig ist :) Unsere Hündin ist da der perfekte Ausgleich.
Sorry, dass ich dir hier mal vehement widerspreche, aber auch unter Gruftis habe ich schon öfter Situationen verbaler und auch physischer Gewalt erlebt( letzteres eher selten).
Verbal gerade dann, wenn es um ihre kuschelig dunkle Bubble ging.
Schade, dass du dich hier nicht mehr zu deiner politischen Meinung äußern willst, aber deine Gründe kann ich gut nachvollziehen.
Was die fehlende Kultur von außen angeht läuft es ja so langsam wieder an.
Ansonsten kann ich Lesekreise und gemeinsames Musik hören am Feuer/bei Kerzenschein sehr empfehlen. Drin kann mensch sich dazu ja auch Räucherstäbchen anzünden und jetzt wo die „dunkle Jahreszeit“ kommt gehen Spaziergänge im dunkeln ja um so besser. Im Zwiebellook lässt es sich gut aushalten.
Gut sag ich jetzt, die letztes Jahr bereits Januar – Februar fast komplett draußen verbracht hat und jetzt auch mit wenig warmen Räumen und ner Gemeinschaft den Winter verbringen wird.
Ah und auf Instagram gibt es ein Profil, das Lene liest heißt (findest du bei mir in der aboniert Spalte) dort liest ein Herzenswesen jeden Sonntagabend sehr alte Geschichten vor.
Sorry falls det mit den Tipps zu übergriffig/belehrend wirkt. Es war nicht so gemeint.
Danke für deine Offenheit jedenfalls und hoffenrlich bald weniger doofe Aufmerksamkeit.
Zu guter letzt ihr fehlt mir und fühlt euch gedrückt.
Natürlich kommt sowas auch in der schwarzen Szene vor, aber in einem deutlich reduzierten Ausmaß und unter den „echten“ Gruftis habe ich sowas äußerst selten erlebt. Außerhalb davon, also im Mainstream, scheint mir das gerade in sozialen Netzwerken, deutlich übersteigert.
Die Szene sollte unpolitisch sein, was ich wieder verstärkt leben möchte, das gilt allerdings nicht für jeden Einzelnen von Euch. Ihr seid häufig – so wie Du – politisch sehr aktiv und das ist auch völlig richtig! Ich finde jedoch, das sollte nicht zum Szene-Inhalt dieses Blogs gehören, denn der soll ein Refugium für ausschließlich schwarze Themen werden und bleiben, ohne zu sehr ins Politische abzudriften.
Kathi, Spontis soll demnach ein Hort der Erholung sein, wenn nach ein protestieren Wochenende nach Hause kommst, um einfach mal abzutauchen und nichts mehr zu hören von der lauten und ätzenden Welt da draußen.
Unterwanderungen, wie zum Beispiel von Nazis, werden hier allerdings weiter vehement angegangen.
Ich finde du sprichst wichtige Dinge an, in der schwarzen Szenen findet man alles was es auch im Rest der Gesellschaft gibt, da darf man sich nichts vormachen. Friede Freude Eierkuchen ist auch die Szene nicht, wer das will ist vielleicht im Schlager besser aufgehoben, obwohl da ist es ja auch nur Fassade.
Gefühlt, also zumindest subjektiv, fühle ich mich bei schwarzen Ansammlungen trotzdem sicherer. So geht es mir auch hier, im Vergleich zum restlichen Internet. Vermute Robert möchte uns und sich dieses Gefühl erhalten.
Ja, so ist es, Norma. Dieser Blog soll auch eine Art Zuflucht sein, in den man sich auch zurückziehen kann, um sich von dem ganzen „Scheiß“ da draußen zu erholen. Da ist es eher kontraproduktiv, wenn ich thematisch dieselben Dinge behandle, von denen viele Versuchen Abstand zu gewinnen.
Ach Robert, ich kann dich da ebenfalls verstehen. Als ich dein (inzwischen gelöschtes) Thema entdeckte, da tatst du mir im Grunde genommen schon in der ersten Sekunde leid. Bei diesem und ähnlichen Themen kann man im Grunde genommen nur verlieren, völlig egal wie die eigentliche Kernaussage hinter dem Thema auch sein mag. Das Internet kann da schon manchmal wie ein Haifischbecken sein. Einmal den Fuß in das falsche Gewässer gehalten und schon reißt man dich ins Wasser, zieht dich nach unten und zerfleischt jeden weiteren Versuch sich irgendwie mit Argumenten an die Oberfläche zurück zu kämpfen. Menschen… was will man da eigentlich noch erwarten?
Auch gebe ich dir Recht, dass der Mangel an schwarzen Fluchtmöglichkeiten sein übliches zu der Gesamtsituation beiträgt und schwer am dicken Fell gegenüber der bunten Außenwelt nagt. Ich bin daher durchaus froh darüber wenigstens das Owls n Bats, das Minicave, sowie 3 sonstige Tanzabende mitgenommen zu haben um darin ein klein wenig Energie zu tanken. Doch will ich auch ehrlich sein: Selbst bei den wenigen Gelegenheiten kam ich nicht um den Eindruck herum, dass einige Menschen aus dem Szeneleben sich noch am meisten darüber freuten sich endlich mal wieder hemmungslos unter den Tisch saufen zu können und sich ansonsten genau so rücksichtslos wie viele andere nicht-schwarze zu benehmen. Von daher darf man sich wohl nichts vormachen: Auch unter Grufties gibt es eben jene, die im tiefen Inneren ihres Herzens auch nichts anderes sind, als schwarz bemalte Stinos. Leider….
Ja, die schwarz bemaltem Stinos… das ist eine Tendenz von der ich denke, das es in Zukunft noch etwas stärker ausprägt. Ich habe ja die Theorie das viele tiefgründigere Szenemitglieder sich im Verlauf der letzten zwei Jahre zurückgezogen haben.
Du sprichst oder schreibst genau das was ich auch denke. Meine Politische Meinung tue ich nur im engsten Freundeskreis kund und das persönlich und nicht über Internet. Aber mich hat Politik nie so extrem beschäftigt und darum war ich von der unsrigen Szene auch so begeistert. Inzwischen ist so viel Rechtes Volk in der Szene vor allem im Internet unterwegs das es mich graust. Und nun ja wie mancher sagt biste nicht Nazi biste eben Links oder Antifa, ok das ist mir auch viel angenehmer zu mal ich mich sehr zu Punks zugehörig fühle. Was abgrenzen zur Außenwelt betrifft ja ich meide es auch so gut es geht. Lieber in den kleinen Wald und da die Schleichwege lang wo selten jemand rum fährt oder läuft. Vor allem jetzt wo es Kalt ist hab ich endlich meine Ruhe. Du bist wie wir und wir wie Du und das finde ich immer wieder schön. Ich kann in einem Raum mit Stinos sein und es macht mich Wahnsinnig, ich kann in einem Raum sein mit Gruftis und ich fühle mich zuhause auch wenn ich niemanden kenne. So soll es sein denke ich und damit ende ich und sende dunkle Grüsse aus Berlin.
Das mit dem Haifischbecken war ein passender Vergleich. Ich hab dann, als es immer weitere Kreise zog, schon befürchtet, dass das jetzt überhand nimmt und Robert da ne Welle losgetreten hat, die so gar nicht geplant war. Dass da jetzt die ganzen Hater anfangen sich zu Wort zu melden und das Problem nur auf Spontis ausgeweitet wird… So war es dann ja leider auch.
Ich merke an mir auch, dass die lange Szene-Abstinenz ganz schön an mir nagt. Habe ich zwar auch früher schon, bedingt durch berufliche Erschöpfung, mal eine Auszeit vom Ausgehen und viele Leute treffen genommen, so hatte ich dies doch immer selbst in der Hand, es wieder aufzunehmen und aufzutauchen. Jetzt ist es anders. Bis auf eine kleine Open Air-Veranstaltung in einem Berliner Park hab ich seit Ende Januar 2020 keine einzige Party mehr besucht und auch kein Konzert, auch als es wieder möglich war. Denn da mehrten sich schon die Berichte, dass trotz 2G und sogar 2G plus immer wieder viele Infektionen vorkamen. Das verdarb mir die Unbeschwertheit, die ich auf einer Veranstaltung gebraucht hätte, um sie genießen zu können. Denn ich wollte ja weggehen, um den ganzen Mist mal für ein paar Stunden vergessen oder wegtanzen zu können, und das wäre mir mit Unbehagen im Hinterkopf einfach nicht möglich gewesen.
Und meine Erfahrungen mit der gesellschaftlichen Entwicklung (immer mehr Aggressionen wegen Kleinigkeiten und offene Rücksichtslosigkeit) haben bewirkt, dass ich echt keinen Nerv mehr habe, mich zwischen (fremden) Menschen zu bewegen. Da bleibt nur der Rückzug in die Natur und auch das nimmt jetzt bei Schmuddelwetter natürlich rapide ab. Der Kontakt zu Freunden beschränkt sich derzeit auch eher auf Telefonate, Kurznachrichten und Mails.
Viele Gegengewichte und Ausgleichventile, die sonst den Alltag und Nichtkompatibilität mit der bunten Masse aufgewogen haben, sind weggebrochen und da bleibt nur, sich mit dem spärlichen Rest zu begnügen, z.B. der Musik. Hoffen auf ein besseres 2022, auch wenn dieser Schimmer immer schwächer wird angesichts der zunehmenden Hiobsbotschaften á la Omikron. Das Nervenkostüm wird dünner, die Ressourcen schwinden. Das geht allen so, die nicht in einer Verleumndungs-/Verdrängungs-Filterblase stecken, dessen bin ich mir bewusst, daher will ich hier auch nicht weiter rumjammern.
Nochmal zum gelöschten Thema: Ich finde es gut, Robert, dass Du auch mal abseits der szenetypischen Schwerpunkte Themen aufgreifst und den Finger auch mal in gesellschaftliche Wunden legst. Das ist ja durchaus etwas, das uns beschäftigt und darin bestärkt, einen Gegenpol in der Szene zu suchen (auch wenn hier natürlich auch einige Haifische zu finden sind). Wenn Dich etwas bewegt, kannst Du das auch zur Sprache bringen, anstatt Dir fortan alles zu verkneifen, was womöglich nicht szenekompatibel ist. Es hätte ja auch anders kommen können mit dem gelöschten Beitrag, dass da durchaus ein paar der Hater zum Nachdenken und Ändern ihrer Ansichten und Verhaltensweisen gekommen wären. Vielleicht ist das ja auch passiert, und wir haben nur die Unbelehrbaren, Lauten wahrgenommen, nicht die womöglich ebenso stattgefundenen fruchtbaren Prozesse bei anderen im Hintergrund?
Ich stimme dir in so vielen Dingen zu!
Nur bei einer Sache bin ich (mittlerweile) anderer Meinung, das Menschen mit so festgefahrenen Ansichten durch Diskussionen zum Nachdenken bewogen werden können. Da bin ich leider ziemlich resigniert…
Ich möchte nicht mit einem Mundkorb enden, werde aber bei den kritischen Themen (wie unten ausgeführt) sehr selektiv vorgehen. Es wird auch weiterhin Artikel geben, die sich mit gesellschaftlichen Wunden beschäftigen um zu bestärken, dass du hier richtig bis. Im Augenblick ist die Gesellschaft aber eine große klaffenden Wunde, in der Hass/Wut und Frustration regiert und offen ausgelebt wird. Vor allem in den Kommentarspalten der sozialen Netzwerke.
Es hätte ja auch anders kommen können mit dem gelöschten Beitrag, dass da durchaus ein paar der Hater zum Nachdenken und Ändern ihrer Ansichten und Verhaltensweisen gekommen wären.
Leider muss ich Dich (und mich selbst auch) da enttäuschen. Im Internet regieren die festgefahrenen Positionen. Einen richtig Diskurs gibt es kaum noch, keine Einsicht, kein dazulernen. Das ist jedenfalls mein Eindruck. Ich als Einzelkämpfer habe auch nicht die notwendigen Ressourcen, alles Kommentare zu moderieren, zu zensieren oder zu filtern, wie es beispielsweise große Nachrichtenportale machen. Daher muss ich den weg des geringeren Widerstands gehen.
Das ganze macht mich allerdings etwas wütend und auch traurig. Ich bin sauer auf diese ganzen Vollpfosten die komplett unnötig den vernunftbegabten Leuten das Leben schwer machen. Persönlich bedauere ich sehr wenn du heiklere Themen nicht mehr hier veröffentlichen möchtest. Denn ich finde die Schattenseiten des Lebens sollten in einem schwarzen Szene Blog nicht fehlen. Da berührt man natürlich automatisch auch mal gesellschaftskritische oder politische Dinge. Gerade deine Meinung, deine Empörung oder deine Begeisterung zu Themen, machen Spontis aus. Zwar schätze ich auch vor allem heutzutage, einen Hort der Ruhe zu haben, nicht ständig alles ausdiskutieren zu müssen….aber ich bin da Zwiegespalten. Abgrenzung nach außen, bin ich dabei. Es muss nicht jeder Hinz und Kunz sich berufen fühlen hier seinen Müll abzuladen. Aber innerhalb der Spontis Community ist eigentlich genügend Niveau vorhanden sich auch bei unterschiedlichen Ansichten zivilisiert auszutauschen. Das ist was ich hier so schätze und warum ich mich hier gut aufgehoben und sicher fühle. Ich hab aber natürlich gut reden, wenn ich keinen Bock auf Auseinandersetzungen und Gehirnverrenkungen habe, kann ich mich einfach ausklinken, das kannst du natürlich nicht so einfach. Ich will gar nicht wissen was für einen Quatsch du per Mail bekommen hast. Das muss super anstrengend sein. Von daher weißt du was du dir zumuten möchtest, und du entscheidest über die Themen.
Übrigens bin ich schon gespannt wie ein Flitzebogen auf das Magazin : )
Daumen hoch, das sehe ich alles genauso.
Ich habe leider den konkreten Artikel, um den es geht, nicht auf dem Schirm (verpasst? vergessen? Asche auf mein Haupt….), aber wie auch Norma Normal finde ich es sehr schade, wenn heiklere Themen grundsätzlich ausgelassen werden, und noch viel mehr, wenn ein Artikel deswegen nachträglich gelöscht wird.
Die Szene existiert ja nicht unabhängig von, sondern zu großen Teilen wegen der Welt da draußen, insofern haben aus meiner Sicht auch kontroverse und/oder politische Themen Relevanz. Denn anders als oft behauptet, ist die Szene meiner Meinung nach nicht unpolitisch, es gab schließlich genügend Diskussionen zu politischen Themen innerhalb der Szene, die klar ein anderes Bild zeigten.
Man sollte sich nicht scheuen, wenn nötig, Stellung zu beziehen und darüber zu diskutieren. Die Diskussion führt dann oft zu einem Erkenntnisgewinn oder zumindest dazu, dass akzeptiert wird, dass es auch andere Sichtweisen gibt.
Nennen wir das einfach mal interkulturellen Austausch.
Natürlich muss das in der angemessenen Form passieren: verbale Entgleisungen und Gewalt dürfen nicht toleriert werden. Dafür wäre dann aber die Moderation der betreffenden Kommentare angebracht, und wenn diese in den strafrechtlich relevanten Bereich gehen, muss das auch konsequent geahndet werden.
Einen ganzen Artikel zu löschen, weil jemand nicht damit einverstanden ist, oder weil ein paar unangenehme Kommentare auftauchen, ist aber meiner Meinung nach inkonsequent und kontraproduktiv, denn letztlich bedeutet das Selbstzensur und signalisiert dem Gegenüber, dass es nur das Maul aufreißen muss, um mißliebige Meinungen zu unterdrücken.
Und wenn es jemand (gerade von außerhalb der Szene) nicht kapieren will, muß man ihm vielleicht auch einfach mal gepflegt den ausgestreckten Mittelfinger zeigen.
Da hast Du recht!
Selbstzensur oder vielleicht doch einfach nur Selbstschutz? Robert betreibt diesen Blog nahezu alleine nach seiner Arbeit oder am Wochenende und hat sicher weder Zeit noch Lust, sich in dieser (Frei-)Zeit stundenlang mit szenefremden Hatern auseinanderzusetzen. Diese Zeit kann man sicher besser nutzen, um szenerelevanten Geschichten nachzuspüren, die vielleicht sogar Spaß machen.
Beides trifft zu, denke ich. Es ist ja jetzt das erste und bislang einzige Mal gewesen, dass die Reaktionen auf einen gesellschaftskritischen Artikel dermaßen ausgeartet sind. Das war auch nicht unbedingt vorherzusehen, weil es ja auch hätte sein können, dass nur die üblichen Verdächtigen sich hierzu zu Wort melden und das Thema unter uns bleibt. Okay, das hat dann leider weitere Kreise gezogen und Robert hat sich für Selbstschutz entschieden.
An dieser Stelle war das sicher gut, aber wenn er sich zukünftig nun gar nicht mehr trauen sollte, solche Themen anzusprechen, wäre das ja eine Selbstzensur, und die würden wir vermutlich alle als sehr schade und unschön empfinden. Eben weil Robert es schafft, durch seine diplomatische Ausdrucksweise nicht direkt anzugreifen, aber dennoch Kritik zu üben und Diskussionen geschickt zu lenken, indem er aufgebrachten oder unflätigen Kommentatoren damit oft den Wind aus den Segeln nimmt oder ihnen zumindest keine weitere Steilvorlage mehr bietet. Das ist etwas, das ich an seinen Kommentaren immer bewundere, wie er es schafft, ruhig und freundlich zu bleiben, wo anderen – mich eingeschlossen schon längst der Kragen geplatzt wäre und das auch in Worte geflossen wäre.
Ich fände es sehr schade, wenn Robert sich von solchen Hatern, wie sie zuletzt den Blog geflutet haben, die Freude am durchaus auch mal kritischen Austausch nehmen lassen würde. Sein Blog lebt(e) davon, nicht nur Lobeshymnen auf die Szene zu verbreiten, sondern auch mal ernste Themen und Tabus anzusprechen. Die persönliche Themenbreite von Robert hat über viele Jahre hinweg etliche Menschen dazu bewogen, hier immer wieder gerne reinzuschauen und zu kommentieren, an Diskussionen teilzunehmen. Kommen nur noch Themen, wo wir zustimmend nicken können und vielleicht noch „sehe ich ebenso“ darunter schreiben, geht dem Blog doch viel verloren.
Robert, lass Dich durch so einen einzelnen Vorfall bitte nicht ins Bockshorn jagen und bleib bitte auch online, wie Du bist: vielseitig interessiert, über den Tellerrand schauend, gesellschaftskritisch, offen für andere Sichtweisen.
Hm, ich weiß ehrlich gesagt nicht ob es das einzige mal war. Könnte mir vorstellen sowas in der Art kommt vielleicht weitaus öfter vor, zumindest in Form von Emails, als uns Lesern bewusst ist . Aber das ist reine Spekulation.
Ich denke es ist ein sehr schmaler Grad zwischen den eigenen Idealen und den Kämpfen die man deswegen austragen muss.
Es wäre in der Tat fürchterlich wenn Spontis ein Ort der Szene-Selbstbeweihräucherung werden würde, aber ich denke nicht das man das befürchten muss. Also ich vermute das Robert die „Weltverbessernde Attitüde“ so wie er es selbst genannt hat, nicht so einfach ablegen kann. Zumindest hoffe ich sehr das er einen diplomatischen Weg für sich findet.
Jetzt hab ich aber wirklich genug meinem Senf verbreitet, sorry wenn ich die Kommentare hier so vollkritzel, ich halte mich nun zurück ; )
Nein, keinesfalls. Allerdings werden ich viel stärker darauf achten, worüber ich schreibe und was ich kritisiere.
Da muss ich der lieben Orphi zustimmen. In manchen Fällen kann es aus Gründen des Selbstschutzes (leider) notwendig sein einen Artikel zu löschen. Das ist eine – wie ich finde – traurige, aber ebenso gegebene Tatsache der heutigen sozialen Medien. Besonders wenn ein Aspekt des Themas (so ja auch in diesem Fall) etwas kontroverser behandelt wird. Dann können das eigentliche Kernthema, dein Anliegen und deine Argumente auch noch so gut und berechtigt sein. In solchen Fällen zeigen dann unsere ach so tollen sozialen Medien ihre besonders hässlichen Fratzen und du gerätst zwischen die Beißwerkzeuge einer Meute, gegen die du beim besten Willen nicht gewinnen kannst. Das sich Robert diesen Stress nicht antun möchte und in Zukunft lieber darauf verzichtet überhaupt erst solche Themen anzusprechen finde ich zwar schade, kann es aber voll und ganz nachvollziehen. Ich könnte mir dieses Haifischbecken ebenfalls nicht lange antun.
Auch hier, in weiten Teilen meine Zustimmung. ABER wie es schon @Graphiel und Orphi schreiben, dieser Blog ist privat betrieben, es gibt keine große Redaktion und keine Chefcrew auf denen sich die Verantwortung und die Konsequenzen aufteilen lassen. Das man sich da selbst schützen muss, ist sehr nachvollziehbar, wenn auch sehr schade. Ich könnte dem nicht standhalten, und deshalb bin ich auch extrem vorsichtig damit meine Meinung kundzutun, selbst wenn ich bei manchen Aspekten eine ganz klare Position habe.
Professionelle journalistische Informationsmedien mit aufklärerischem Auftrag sollten in solchen Situationen allerdings ganz klar dagegen halten!
Hallo zusammen! Danke für Eure zahlreichen, sehr konstruktiven Kommentare. Ich werde jetzt mal allgemein antworten, weil ich meinen ursprünglichen Artikel noch ein bisschen genauer differenzieren muss, damit klar wird, was ich damit meine und welche Erfahrungen ich gemacht habe.
Ich habe mich missverständlich ausgedrückt, das gebe ich zu, denn natürlich werde ich noch kritische Themen ansprechen, aber eben nur dann, wenn sie mit der Szene zu tun haben.
Möglicherweise. Ich möchte mich nicht selbst zensieren, das gebe ich zu. Ich bin Idealist und überzeugt von meine Sicht der Dinge, das habt ihr schon völlig richtig erkannt. Leider bin ich nicht bereit, um jeden Preis einen Standpunkt zu vertreten, da muss ich an den Selbstschutz denken, wie Orphi schon richtig angemerkt hat. Der Preis war mir einfach zu hoch.
Ja, das schreckt mich zurück. Da bin ich dann lieber inkonsequent und schütze mich selbst. Fühlen sich die „Hater“ dadurch als Sieger? Meinetwegen. Auch wenn ich stur bin, bin ich nicht unverwundbar. Auch wenn ich Idealist bin, bin ich nicht dumm.
Moderation für Kommentare und strafrechtliche Verfolgung? Das kann ich nicht leisten, sorry. Ich bin hier Einzelkämpfer, generiere keine Einnahmen und mache das, weil es mir auch Spaß machen soll.
Das bedeutet aber alles nicht, dass ich den Kopf in den Sand stecke und ja nie wieder ein kritisches Thema anspreche. Aber eben nur dann, wenn es Sinn macht, wenn ich die Szene besser machen kann, unsere „Bubble“ schütze oder vor ungünstigen Einflüssen auf die Szene warne.
Keine Frage, Selbstschutz ist nötig und völlig ok.
Worauf ich aber eigentlich hinaus wollte (und was ich vielleicht nicht richtig kommuniziert habe) ist, dass Moderation meiner Meinung nach nicht notwendigerweise bedeutet, dass man mitdiskutiert. Vielmehr wollte ich sagen, dass man Kommentare, die off-topic, verletzend oder ausfallend sind, auch mal kommentarlos löscht oder im Zweifel die Kommentarfunktion für den Artikel komplett abschaltet (wenn es die Software zulässt).
Ich verstehe aber auch und respektiere, dass vielleicht aus Zeitgründen oder weil die Energie zur Moderation fehlt, eher auf den Artikel verzichtet wird. Ich finde es aber schade, weil so auch eine Innenansicht der Szene verloren geht, und halte es für eine Lösung, die langfristig eher das Gegenteil bewirkt.
Aber lasst euch von mir nicht kirre machen, ich bin am Ende des Tages schon froh, wenn ich hier überhaupt etwas lesen darf ;)
Ich habe jetzt überlegt, ob ich auch noch was dazu schreibe, denn im Grunde ist alles was hier geschrieben wurde völlig legitim und inhaltlich fällt mir gerade nichts Neues dazu ein.
Eine Sache ist mir jedoch beim Lesen aufgefallen, die fast einzigartig ist und die Szene für mich so l(i)ebenswert macht. Vom ersten Wort des Artikels bis hin zum letzten Kommentar –
die Gothics sind nachdenklich.
Es ist in all euren Worten förmlich zu spüren. Das finde ich großartig.
Das richtige Maß an Abstand muss jeder für sich selbst finden. Den gefundenen Abstand dann aber in einer Gemeinschaft auch auszuleben ist unsere Kunst. Oberflächlich gesehen mag das gegenteilig erscheinen, aber tief im Inneren ist es das, was es ausmacht und das geht nur, wenn man nachdenklich ist.
Das hast Du sehr schön geschrieben!
Ja, das hast du wirklich schön geschrieben. Ich muss Dir auch beim „Abstand“ beipflichten, denn im Grunde genommen kann ich die meisten Leute nicht ausstehen. Mit anderen Worten: Der Blog und die Szene ist ein Ort, an dem ich mich wohlfühle, in dem ich weniger erklären muss und unter Gleichgesinnten bin. Ich kann besser schreiben als reden und besser lesen als zuhören.
Das verschafft mir mehr Abstand und gibt mir Zeit, über die Dinge nachzudenken.
Jeder hat sein „Päckchen“ zu tragen. Wenn man sieht, wie man selbst ist, dann kann man auch in der Gesellschaft seinen Platz einnehmen. Mit deiner Arbeit, die du hier leistest, hat das doch sehr gut funktioniert. Mach einfach weiter mit deinen neuen Erkenntnissen. Es wird auch irgendwann wieder Schritte geben, die ein bisschen mehr „bunte“ Welt zulassen. Ich finde es gar nicht so schlecht, sich auf des Pudels Kern zu konzentrieren.
Beim ursprünglichen Artikel habe ich sofort gemerkt, dass das ein harter Fight wird, deswegen habe ich auch mit meinem ersten Statement in etwas ungewöhnlicher Form reagiert, weil man mit Bezug zu Gedichten, Songtexten o.ä. andere in den Interpretationsmodus zwingt. So eine Kommentarliste ist jedoch für diese Situation nicht geeignet, weil sich jeder an die bereits aufgemachten Fässer stürzen kann und der Rest ignoriert wird. Von daher war es völlig in Ordnung das Ding dann zu canceln, weil die Egotisten einfach nicht interpretieren können, sie können nur kämpfen, und das aus meiner Sicht auch noch unprofessionell. Das will doch keiner hier sehen bzw. lesen.
Jedenfalls vielen Dank an euch Beide für das Lob. Ich freue mich wirklich sehr darüber.
Hallo icke nochmal tatsache ist das solche hater die Psyche angreifen und mir wird immer klarer das diese Leute es sehr auf unsere Szene abgesehen haben. Als es noch diverse Foren gab wurden viele solange gehackt und zu gespammt,es wurde beleidigt und verhöhnt. So schloss ein Forum nach dem anderen. Dann ist da FB mit diversen Gruppen. Ich war in einigen und immer nur sehr kurz denn auch dort dauerte es nicht lange und der Stress ging los. Es scheint fast als sei es eine feste Gruppe die sich dann in solche Gruppen versammelt und Trollt was das Zeug hält. Gibt es wieder worte wird es extrem ausfallend worauf ich diese Gruppen schnell verließ. Und wenn ich mir vorstelle das sowas dann persönlich wird und solche Mails kommen dann ist das eine extreme Belastung für die Psyche. Logisch das Mensch dann vorsichtiger wird und auch wenn das logisch und richtig ist, so bleiben die hater am Ende immer die Sieger. Das ist was mich am meisten ärgert weil sie sich dann unbesiegbar und im Recht sehen.Aber die eigene Gesundheit geht vor das ist und bleibt das einzig richtige. :)
Vor allem habe ich den Eindruck, dass es häufig auch sinnlos ist, mit solchen Leute zu diskutieren. Diesen Aufwand an Energie stecke ich dann doch lieber in das Verpacken von Spontis-Magazinen oder dem Verfassen von spannenden Artikeln. FB betreibe ich ausschließlich zur Kontaktpflege, ich kommentiere selten die Gedanken der Bekannten und Freunde, weil mir die Atmosphäre in manchen Gruppen viel zu toxisch ist.
Ich werde mich in Zukunft nur noch auch ein gruftiges Klima in diesem Blog konzentrieren. Glücklicherweise wird mir das von Euch alle sehr leicht gemacht <3