Er war wohl die interessanteste Figur des gesamten Science-Fiction-Genres: Der Vulkanier Spock. Emotionslos betrachtete er menschliche Stärken und Schwächen auf seine ganz eigene Weise. Heute verstarb der wohl berühmteste aller Vulkanier, der Schauspieler Leonard Nimoy, im Alter von 83 Jahren. Für die meisten Menschen auf diesem Planeten ist Nimoy fest mit der Figur des Spock verbunden, 47 Jahre lang schlüpfte er immer wieder in die Rolle des „grünblütigen und spitzohrigen Hundesohns„, wie Pille sagen würde. Ich bin mir sicher, dass mehr Menschen vor den Bildschirmen und Leinwänden beeinflusste als sonst ein Charakter der Enterprise. Ich lernte Spock bei meiner Oma kennen, als Serienheld der ersten Enterprise-Reihe, der mir nach dem Kindergarten immer mit einem Dany+Sahne serviert wurde, während mein Opa auf seinem Sessel ein Nickerchen machte. Jetzt ist macht auch Leonard Nimoy ein Nickerchen. Für immer. Und selbst dem emotionslosesten Vulkanier dürfte dabei Trauer empfinden.
Redlich versuchte Nimoy in den 70ern sein Image ein wenig zu ändern, seine Autobiografie 1977 titelte er bezeichnenderweise und ein wenig selbstironisch „I Am Not Spock“ denn längst hatte er sich mit seinem Schicksal abgefunden. Er schrieb: „In Spock, I finally found the best of both worlds: to be widely accepted in public approval and yet be able to continue to play the insulated alien through the Vulcan character.“ 1995 gab er schließlich auf und veröffentlichte seine zweite Biografie: „I Am Spock.“ Wie recht er hatte.
Zu seinem Markenzeichen, dem vulkanischen Gruß, kam er 1967 in der Folge „Weltraumfieber“. Er ist an den jüdischen Segen „Birkart Kohanim“ angelehnt und symbolisiert im hebräischen den Buchstaben Shin, welcher der erste des Wortes Shaddai (allmächtig) ist. Die Übersetzung „Lebe lang und in Frieden“ ist indes nicht ganz richtig, denn wörtlich heißt es: „Lebe lang und wachse“ oder auch „Lebe lang und sei erfolgreich“. Er wurde seinem eigenen Wunsch gerecht. Nimoy blieb Spock, mauserte sich zum Regisseur und Produzenten und verkörperte so lange wie niemand sonst in der TV- und Filmgeschichte die gleiche Figur.
2013 zog er sich aus der öffentlich Wahrnehmung zurück. Nachdem dann ein Bild von veröffentlicht wurde, auf dem im Rollstuhl zu sehen war, erklärte er im Februar 2014 über seinen Twitter-Account, dass er an der Lungenerkrankung COPD leidet, obwohl er bereits vor 30 Jahren damit aufgehört hatte. Er appellierte an seine rund 800.000 Follower: „Hört jetzt auf!“ – Leonard Nimoy starb an diesem Freitag Morgen in Los Angeles an den Folgen dieser Erkrankung. Er wurde stolze 83 Jahre alt. Kurz vor seinem Tod twitterte er noch einen sehr prägenden Satz:
A life is like a garden. Perfect moments can be had, but not preserved, except in memory. LLAP
— Leonard Nimoy (@TheRealNimoy) 23. Februar 2015
Welche Beerdigung wird einem Leonard Nimoy gerecht? Natürlich die seiner Figur Spock, die 1982 im Film Star Trek II: Zorn des Khan über die Leinwand flimmerte. Mit dem Satz, den Captain Kirk in seiner Trauerrede sagt, möchte ich mich traurig zurückziehen, um später noch die DVD-Box mit allen Filme zu entstauben: „Von allen Seelen, die mir während meiner Reisen begegnet sind, war er die menschlichste.“
Es klingt immer komisch sowas zu sagen, aber Spock war ein Jugendheld für mich und ohne ihn wäre ich vielleicht nicht auf die Idee gekommen, mich für den ganzen komischen Wissenschaftskram zu interessieren, und den Krempel dann auch noch studieren zu wollen.
Auch wenn ich grad was ganz anderes mache – und sonst auch nicht der Typ bin der bei Schauspielern weiche Knie kriegt – Mr. Nimoy, vor allem in seiner Rolle als Spock war und ist was besonderes und ich gesteh ein paar Tränen losgeworden zu sein, auch wenn er ein gutes Alter erreicht hat und sicher ein erfülltes Leben hatte. Traurig ist es halt trotzdem …
Das sehe ich ganz ähnlich. Viele Kommentare in den sozialen Kanäle lassen durchblicken, was daran besonderes wäre, wenn ein „Hollywood-Schauspieler“ sterben würde, wenn doch tagtäglich so viele andere Menschen sterben. Nicht die Tatsache, dass ein Schauspieler stirbt macht mich traurig, sondern eine Inspiration. Eine Muse für (wie bei Dir) technisches Interesse und (ob man es glauben mag oder nicht) Menschlichkeit, dem Willen zu lernen, friedlich zu handeln den Kopf zu benutzen. Und für all das ist Spock aka Nimoy ein Synonym für mich. Ich bin traurig, weil Nimoy im hohen Alter mehr von der Rolle verkörperte als sonst ein Mensch und weil mit ihm eine Ära leidenschaftlicher Schauspieler ausstirbt.
Mr Spock war eindeutig eine Ikone des Genres, auch wenn ich die alten Folgen mit Kirk & Co eher albern finde ( ich bin eindeutig ein Kind der Picardt-und Janeway-Ära, die es natürlich ohne die Anfänge nie gegeben hätte ). Inzwischen habe ich mir immerhin auch die ganzen alten Filme vor Star Trek 7 angeschaut und muss sagen, dass ich die erste Enterprise-Crew mittlerweile in einem weitaus gnädigerem Licht sehe als früher. Die ganz neuen Filme gefallen mir wiederum sehr und der letzte Filmauftritt des alten Spocks war großartig. Auch wenn die ganz neuen Star Trek-Streifen so ganz anders gestaltet sind als die Teile 7-10 mit Picardt, Riker & Co ( aber das war im letzten Teil auch schon eher „Rentnerprise“ – der Kadaver konnte nicht bis in alle Ewigkeiten am Leben erhalten werden. Es war Zeit für einen Kurswechsel. Unübertroffen bleibt für mich aber bislang Star Trek Teil 8 – Der erste Kontakt, auch den folgenden Teil 9 – Der Aufstand fand ich noch sehr stark ). Mit der alten Crew um Kirk habe ich mich erst einige Zeit angefreundet, nachdem ich die Picardt-Filme mehrmals komplett durch hatte und alle Voyager-Folgen gesehen hatte. Auch mehrmals. Und noch heute ist mir diese Serie ein Fest! Irgendwann war ich dann doch mal dazu bereit, mich auch mit den Filmen 1-6 näher zu befassen, dis ich lange Zeit gar nicht sehen wollte. Und ich hatte durchaus meinen Spaß dabei. Das hat mich mit Kirk, Spock & Co versöhnt, auch wenn ich die originale Serie auch heute nicht gern anschaue. Sei’s drum.
LLAP
Da hast Du absolut Recht, Robert, auch in der Beziehung war Spock einfach ein Sinnbild. Nimoy selbst war dahingehend ebenso ein erstaunlicher Mensch im ganz realen Leben, so hat er sich dafür eingesetzt daß Nichelle Nichols, als einzige Frau der Brückencrew, das gleiche Gehalt bekam wie die übrigen Schauspieler, weil im ursprünglichen Vertrag eine geringere Summe festgelegt gewesen wäre – und es gibt noch weitaus mehr Geschichten in der Richtung.
Was ich auch vergas – Spock war für mich auch immer die Identifikationsfigur in Sachen Aussenseiter, das Gefühl irgendwie ein „Alien“ unter komischen Menschen zu sein, das kam mir immer schon sehr gut bekannt vor … und ich denke das ging auch einigen anderen Leuten so.