Liebes Tagebuch, neulich musste ich so ziemlich das Schlimmste machen, was ich mir in meiner Tätigkeit als schreibender Grufti vorstellen kann. Ich musste einen Artikel löschen – geschriebene Gedanken und Meinungen sozusagen zensieren. Einzig die Tatsache, dass ich mich in dem Falle selbst zensiert habe, spendet einen Hauch von Rechtfertigung. Aufmerksamen Lesern werden die 4 Stunden nicht entgangen sein, in denen der Artikel online gewesen ist. Es gab sogar zahlreiche Kommentare dazu, die aber nur bedingt Einfluss darauf gehabt haben, warum es zu der Entscheidung gekommen ist. Hauptsächlich bin ich in die Empörungsfalle getappt, bin beruflichen Provokateuren auf den Leim gegangen und habe mich verleiten lassen, Aufmerksamkeit für sie zu generieren.
Liebes Tagebuch, lieber Leser. Es war aber auch zu verlockend. Wieder hat eine von den Bands, denen es nicht um Kunst oder Inhalt geht, es geschafft, zu provozieren. Sie haben mit plumpen Mitteln Aufmerksamkeit erzeugt, indem sie das nutzen, wozu jeder eine Meinung hat oder eine Position vertritt: Politik, Krieg, Gewalt. Warum? Sie wollen durch Provokation Geld verdienen. Um eine künstlerische oder kritische Auseinandersetzung geht es ihnen dabei nicht.
Ich bin mitten reingelatscht in diese Falle. Habe mich provozieren lassen. Von der Band und von dem, was diejenigen gemacht haben, die sich auch provoziert fühlten. Für mich erschien das wie eine Möglichkeit, etwas von der Aufmerksamkeit auf mich zu lenken, auf diesen Blog vielleicht und auf die Sache an sich. Ich habe es für eine Art Pflicht gehalten, darüber zu berichten, um …. ja, warum eigentlich?
Ich wusste, was passieren würde, wenn man solchen Bands und ihrem Mist eine Plattform bietet. Genau das, was auch mir passiert ist. Man empört sich, fühlt sich genötigt, Stellung zu beziehen, seine Position klarzumachen. Es beginnt ein Diskussions-Strudel. Der zieht die Diskussion immer weiter weg vom eigentlichen Kern der Sache und immer tiefer in persönliche politische Haltungen und animiert die Menschen, in den Kommentarspalten ebenfalls zu provozieren, was wiederum andere provoziert. Und zack, irgendjemand wird beleidigt, weil jemand wieder lauter brüllen wollte als die andere Löwen. Im Mittelpunkt die Band. Die klickt jetzt natürlich jeder an und will wissen, was die überhaupt macht, will hören, was die da singen und sehen, was andere schildern.
Spiel, Satz und Sieg für die provokanten Manipulateure.
Liebes Tagebuch, nicht dass du mich falsch verstehst, ich finde es wichtig, eine klare politische Haltung zu haben und dafür einzustehen, Rassismus, Hass, Hetze, Gewalt und Krieg keinen Platz in unserer Gesellschaft einzuräumen. An der Wahlurne, bei der Demonstration oder eben dort, wo genau solche Dinge hingehören. Manchmal sogar in diesen Blog. Für die Demonstration auf dem WGT, die auf das Artensterben aufmerksam machen wollte oder den Gothic-Autor, der aufgrund von persönlichem Protest verurteilt wird.
Aber eben nicht, wenn es jemand darauf anlegt, ins Gespräch zu kommen, um Aufmerksamkeit zu bekommen, Marketing zu betreiben und Profit daraus zu generieren – ganz gezielt mit den Mitteln, die uns am meisten aufregen und empören. Oder auch sehr geschickt mit Outfits, die uns dieser Tage eben immer noch triggern.
Genau in diese Falle bin ich getappt. Ich dachte, ich müsste genau an dieser Stelle klarmachen, wie bescheuert das alles ist, wie doof ich die Band finde und dass man doch darüber sprechen müsse. Ganz nebenbei fand ich die Idee toll, mit einem brisanten Thema zur Interaktion mit dieser Seite zu animieren. Ein echt behämmerte Idee. Leider war meine oberflächliche Überzeugung, etwas Wichtiges und Richtiges zu tun, zu stark. Der Impuls der eigenen Empörung über das Thema hat das Nachdenken deaktiviert.
Spontis ist in erster Linie ein Refugium für Gruftis die auf der Suche nach neuer Musik sind, die Klatsch & Tratsch aus der Szene lesen wollen, die sich über Outfits, Klamotten oder über eine ihrer zahlreichen und morbiden Leidenschaften austauschen wollen. Spontis berichtet mit einem zwinkernden kajal-umrandeten Auge über alte Bravos, aktuelle Berichte, über Filme und Serien. Wir wollen zum Nachdenken anregen, zum Mitmachen und zum Wohlfühlen. Eine kleines Gothic-Paralleluniversum. Brisante Themen gehören genauso dazu, wenn sie im Zusammenhang mit der Szene, ihrem Erhalt und ihrer Entwicklung stehen. Uniform-Fetischisten, die provozieren wollen, um wahrgenommen zu werden und Platten zu verkaufen, gehören nicht dazu.
Ich entschuldige mich dafür, einen Artikel und eure Kommentare dazu, gelöscht zu haben. Ich hoffe ein bisschen, ihr könnt nachvollziehen, warum ich das gemacht habe.
Ich danke vor allem meiner Orphi, die sich von meinem Dickkopf nicht beeindrucken ließ und mich intensiv darauf aufmerksam gemacht, dass ich mich zum Werkzeug dieser Band mache und Spontis und seine eigentliche Aufgabe zugunsten von Aufmerksamkeit aus den Augen verloren habe. Ich auch danke Daniel, Schatten und dem Geläuterten für ihre sehr guten Kommentare, die ebenfalls einen Beitrag zu meiner Entscheidung geleistet haben.
@Robert Ich stimme dir grundsätzlich zu, dass man Idioten keine Bühne bieten muss.
Andererseits lässt man so aber auch eine Gelegenheit aus, sich mal wirklich kritisch mit Bands wie der von dir „zensierten“ (und den Leuten dahinter) auseinander zu setzen und sie vielleicht sich selbst zerlegen zu lassen (die Gelegenheit hattest du in dem Artikel auch nur unzureichend genutzt ;) ). Ich fürchte, dass die „Zensur“ den Nimbus der Band eher befördert (siehe auch meine Kommentare zum Nym-Artikel).
Und nur als Anmerkung: die Artikel-Überschrift und die Kommentar-Anreißer sind in der Seitenleiste immer noch sichtbar Die Säuberung war also nur halb erfolgreich ;)
Victor von Void : Ja, man kann sich gerne kritisch mit Kunst oder Musik auseinandersetzen. Aber hier bietet man lediglich NUR eine Bühne. Jede Zerlegung ist wieder eine neue Bühne, die letztendlich aus dem Schund auch irgendwie diskutable Kunst macht. Gerne biete ich Bands oder Inhalten eine Bühne, die sich kritisch mit solchen Dingen auseinandersetzen und die auf Provokation, die so aufgedreht wird, dass sie blendet, verzichtet.
Danke für den Hinweis mit den Kommentaren, die lagen noch im Cache der Seite vor und wurde aber jetzt entfernt. Ich halte die aktuellsten Kommentare, Artikel und Seiten als statische Seite vor, um die Ladezeiten zu verkürzen.
Ich finde es gut, dass Du Deinen Standpunkt noch mal überdacht und den Artikel zurückgezogen hast. Ich verstehe, dass man sich gerne empört, besonders in unserer heutigen Zeit, ind er auch durch die viel schnellere Nachrichtenüberlieferung durch das Internet viel mehr Aufregungspotenzial herrscht. Das ist nur allzu menschlich, aber es ist sicherlich gut, der Empörung erst einmal unkommentiert Raum zu geben, bis dieser erste emotionale Aufruhr sich legt. Danach kann man sich überlegen, ob es Sinn macht, sich mit solchen Geschichten zu befassen. Ich habe zu meiner Zeit beim Orkus und Zillo immer klar gemacht, dass ich nicht dazu bereitstehe, über solche Bands zu schreiben – und habe auch die Empfehlung abgegeben, diese, wie schon gesagt, begrenzt phantasievolle Musik nicht mehr Öffentlichkeit zu schenken. Natürlich stehen bei solchen Gazetten Werbeeinnahmen im Hintergrund, weswegen man sich da auch gerne zur Medienhure macht, um es auch mal ganz krass auszudrücken. Das hast Du mit Deinem unabhängigen nicht nötig, ein Privilleg, das man schätzen kann.
ich finds schade das du es gelöscht hast, hätte es trotzdem gern gelesen -auch die bissigen Kommentare dazu ^^
Nossi : Ich bin mir sicher, so wie ich Dich einschätze, du wärst enttäuscht gewesen. Möglicherweise gibt es ja irgendwann die Möglichkeit einen Blick in die „Giftküche“ zu werfen.
Daniel : Ich würde mit Dir gerne die Frage erörtern, inwiefern es legitim ist, Themen die „empören“ dazu zu benutzen, Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Machen wir uns nichts vor, es ist – wie du auch schreibst – menschlich, der sprichwörtlich Sau durch das Dorf nachzujagen. Und als jemand, der auch im Internet veröffentlicht, weißt du, wie eben diese Themen einen „Tunnel“ zu den eigenen Inhalten bauen können, die man möglicherweise dazu benutzt, die Besucher auf bessere Inhalte zu stoßen. ist das verwerflich?
Sicher es ist Luxus und ein Privileg frei von Einflüssen zu sein, aber was nützt dir die Unabhängigkeit, wenn sie keiner wahrnimmt? Juckt es Dir nicht auch manchmal in den Fingern, über die „Sau“ zu berichten um die hochwertigen Inhalte auf unter.ton einer größeren Anzahl Menschen unter die „Ohren zu reiben“? Für mich ist Spontis eine Freizeiterfüllung. Ich muss davon nicht leben und kein Geld damit verdienen. Aber Zuschauer VOR der Bühne hätte ich schon gern. Meine Selbstverwirklichung in allen Ehren, aber mein Ego ist auch noch da ;)
@Robert natürlich ist die Versuchung groß, und auch ich schreibe beispielsweise regelmäßig über Rome oder ASP, die sicherlich mehr „Grufite-Mainstream“ darstellen als andere Interpreten. Es ist auch gar nicht verwerflich, über die „Sau“ zu schreiben. Es geht aber um das „wie“.
Wenn ich beispielsweise bekanntere Künstler bespreche, will ich einen kritischeren Blick auf das Werk eröffnen und nicht die in schlechtem Deutsch verfassten 08/15-Lobhudeleien vieler Blogs und Online-Magazine kopieren, wie es scheinbar die meisten handhaben. Allerdings muss ich sagen, dass Kultur-Kritik heutzutage leider nicht mehr en vogue ist – wenigstens im Netz. Mir wurde bisweilen vorgeworfen, ich würde schwafeln oder mich als Autor zu wichtig nehmen. Das ist vielleicht auch der Grund, warum mein Magazin eine eher bescheidene Reichweite hat.
Deswegen bin ich da auch relativ entspannt, was die „Säue“ angeht, die durchs Dorf getrieben werden. Da sitze ich doch lieber am Wegesrand mit meinen „Hühnern“, die dann nur wenige interessieren, um im Bild zu bleiben.
was haben Rome und ASP mit Gruftiemainstream zu tun? werden diese beiden Bands heutzutage als wirklich als Gruftiemusik empfunden? wobei ich zugeben muss, ich kenne nur ein asp lied, welches ich so unangenehm fand, das ich mir das nie wieder bewusst anhören wollte. Ich kenne nur eine einzige Person, die asp hört…. hmmm— ABER ich muss nun einfach mal frech fragen, es gab in den letzten Jahren viele neue Bandgründungen, in doch recht viel interessanten Bereichen. Über diese Bands berichtet so gut wie niemand. Dann lieber der 10000 asp/rome (etc) Bericht/inti. Warum? Ich kann den Sinn dahinter nicht verstehen. Vor allem, ich kenne doch sehr viele Personen, die überhaupt kein Interesse mehr an diesem 2010 Mainstream haben und gerne über unbekannte Bands lesen würden. Warum werden unbekanntere/neuere Bands ignoriert? In einer sehr bekannten faKebook Gruppe, von Grufties für Grufties, ignoriert man neue gute Musik und teilt und liked lieber dorfdeppen meddäl. Kritiker werden sofort beleidigt und mundtot gemacht. Warum ist das so?
@nossi Die Eingrenzung der „Gruftiemusik“ ist ein Ding der Unmöglichkeit, weil Depeche Mode ebenso dazugehört wie The Cure, Rammstein, ASP, Deine Lakaien, Sisters Of Mercy, VNV Nation, Corvus Corax, She Past Away…ich meine: schau Dir die großen und kleinen Festivals in diesem Bereich an. Da wirst Du selten eine „einheitliche“ Musik hören. ASP und Rome sind da einfach nur zwei Fallbeispiele aus meiner Schreibtätigkeit, an denen ich erkennen kann, wie schnell das Interesse wächst. Ich habe einmal eine kleine Rezension zu VNV Nations „Noire“ geschrieben, und meine Beuscherzahlen sind explodiert. Aber, und das richtet sich nun an Robert: Man kann zwar auch über die großen Sachen schreiben, aber das wird die meisten kaum dazu bringen, die anderen Artikel zu lesen. Das immense Interesse gilt nur dem einen Artikel, danach bleiben von 1000 Lesern höchstens zwei längerfristig hängen – und das ist schon sehr positiv geschätzt.
Und nossi: Was die Frage nach dem „warum?“ angeht? Wie schon gesagt, stehen hinter den Artikeln zu solchen und ähnlichen Bands, die regelmäßig in den einschlägig bekannten Szenemagazinen erscheinen (Mono Inc, Joachim Witt etc.) einfach nur eine Menge Geld. Man braucht sich nichts vormachen: Beim Sonic Seducer, dem Orkus, früher dem Zillo oder dem Gothic sind keine Menschen aus der Szene, die für die Szene schreiben. Alle Artikel sind ein Deal zwischen Label/Artist und Magazin. Label zahlt eine Summe X und bekommt dafür Rezension plus je zwei Seiten Artikel seiner Bands, die gerade etwas neues auf den Markt bringen. Die beigefügten CDs/DVDs, die es da immer gibt, sind ebenfalls „Werbeeinnahmen“. Band zahlt soundsoviel Öcken und darf dann auf dem Sampler erscheinen.
Natürlich muss das gemacht werden, weil ja Druck und auch Redaktion bezahlt werden müssen, mit objektiver Themenauswahl hat das aber nichts zu tun. Und weil einige Labels oder Künstler mehr Geld in die Hand nehmen, gibt es von manchen Gruppen mehr zu lesen.
Was das Phänomen in der Facebook-Gruppe angeht, so gibt es doch schon seit jeher immer die Gralshüter, die dann irgendwann 1985 stehen geblieben sind und meinen, alles andere als Bauhaus und den frühen Sisters sei nur Kommerz-Schrott. Das ist ein ganz normales Phänomen. Ich habe mal bei einem kleinen Münchner Radiosender gearbeitet, der voll mit Alt 68ern waren. Für die war Kommune 1, Bob Dylan, Hannes Wader oder Wolf Biermann das Höchste der Gefühle. Alles andere wurde konsequent zu nichte gemacht. Wie du siehst, gibt es überall diese „Früher war alles besser“-Fraktion und diejenigen, die meinen, den Königsweg zu beschreiten, dem alle folgen müssten. Am besten nicht mal ignorieren ;)
daniel Anbei ein paar kritische Gedanken. Man darf, deine Ausführungen in allen Ehren, bitte nicht vergessen, nicht jeder hat den gleichen Geschmack.
Beispiel:
Nur weil medaalica – „meddäl“ machen, findet die nicht gleich jeder underground bläck meddler angenehm oder interessant. Die Bands die du erwähntest, finde ich teilweise nicht nur -nicht- interessant sondern teilweise unangenehm/peinlich/lächerlich, so wie der typische underground meddler eben manowar, bon jovi oder ein schelmischer underground-Punk die „döden hösen“ langweilig findet. Allerdings liest man doch in einigen Foren/Heften des meddälzirkus sehr viel über deren Underground und dies, gibt es im Gothicbereich kaum. Der Wave N Gothic-Underground wird einfach ignoriert, zum großen Teil. Und noch schlimmer, es gibt ja seit der Umbesinnung auf soft meddäl, proll-meddäl, fetisch-fashion und markplatzbiergeheule nicht einmal mehr ein Magazin, welches sich mit Gothicmusikkunst auseinandersetzt. Das finde ich natürlich sehr bedauerlich und langweilig bzw ist mir dies vollkommen unverständlich und obendrauf- mit Ausreden brauch man mir da auch nicht kommen. meddälmagazine schaffen es auch, über ihren underground zu berichten ohne pleite zu gehen. Ich glaube (ahne) sogar, das trägt zu ihrem Erfolg bei.
Ich finde nach wie vor, man kann ALLE Gothics nicht über einen Kamm scheren. Es gibt doch recht viele Personen, die sich einen feuchten um die von dir beschriebenen Bands scheren bzw diese sogar ablehnen. Corvus Corax? Ähhh also- jetzt mach bitte mal nen Punkt. Unter dem Aspekt kann man dann auch die berüchtigte Helene Fischer als „gehört auch irgendwie dazu“ preisen. Dieses „alles in einen Topf werfen“ ist aus meiner Sicht eine riesen Scheiße denn da bleibt die Individualität auf der Strecke und leider auch die pulsierende und ignorierte Undergroundszene.
@nossi Ich glaube, wir meinen das gleiche :) Natürlich sind die vielzitierten Festival-Headliner nicht unbedingt repräsentativ für die Vielfältigkeit innerhalb der Szene. Und natürlich hat auch jeder einen anderen Geschmack. Aber beim Blick in die großen Gazetten wie dem Sonic Seducer oder dem Orkus, wird schon eine klare Linie deutlich.
Im übrigen finde ich, dass gerade im Internet noch die meiste Vielfalt herrscht, wobei es auch da genügend Seiten gibt, die ebenfalls mit viel geschalteter Werbung dann auch dementsprechend eine klare Tendenz durchscheinen lassen. „Weß‘ Brot ich eß, deß‘ Lied ich sing.“ Aber Spontis oder auch andere Menschen wie Axel Meßinger, der mit seinen At-Sea-Compilations die wirklich unbekannten Juwelen herausfischt, repräsentieren eine authentischere Seite, die aber eben nicht so breitenwirksam ist.
Außerdem wäre mal die Frage angebracht – aber muss nicht unbedingt hier beantwortet werden; nur mal so ein Gedanke in Zeiten des Coronavirus, das die kulturellen Veranstaltungen außer Kraft gesetzt hat – ob die großen Festivals überhaupt zur Goth-Lebensphilosophie passen? Denn sollte man nicht nach Vorbild der klassischen Romantiker auf sich selbst zurückgeworfen sein? Ich will niemandem sein WGT oder M’Era Luna madig machen. Es ist nur so eine Idee, die sich in mir breit gemacht hat, weil ich gerade sehr viel Zeit habe ;)
daniel und alle anderen, wie kommt man denn darauf das orkus oder sonic seducer, Magazine für Gothicmusikkunst wären? das ist also dermaßen abwegig das ich weder darüber lächeln noch sonstwas kann.
@nossi ganz einfach: Sie bezeichnen sich selbst als solches, womit eine gewisse Außenwahrnehmung festgesetzt ist. Als ich angefangen habe, mich für die Szene zu interessieren, war Orkus für mich auch die erste Anlaufstelle, um einen „musikalischen Überblick“ zu erhalten. Natürlich bietet die Szene mehr, als diese Gazetten uns präsentieren.
Wenn Du diese Magazine als nicht „gothicmusikkunsttypisch“ ansiehst, ist das Dein gutes Recht, und vieles ist auch eher entfernt mit der Szene in Verbindung zu setzen (ich habe beispielsweise mal für Zillo über Alphaville geschrieben, ist nicht wirklich „gruftig“).
Aber gehst Du da nicht auch etwas zu kritisch mit den Magazinen ins Gericht? Ich weiß nicht, wie alt Du bist, aber was welche Zeitschriften hast Du angefangen zu lesen, als Du begonnen hast,Dich mit der „schwarzen Szene“ auseinanderzusetzen?
Wie gesagt wird ein Neuling, der, so er sich noch für Printmedien interessiert, schnell auf diese Zeitschriften zurückgreifen, wenn er etwas über die Szene lesen will (zum Beispiel Nachbesprechungen vom WGT etc. oder Präsentation der schönsten Friedhöfe der Welt (Orkus hat das eine Zeit lang gemacht, weiß nicht, ob sie’s noch machen)).
Du darfst nicht vergessen, dass junge Menschen, die sich für eine „Subkultur“ interessieren, natürlich erst einmal das aufgreifen, was am präsentesten ist. Keiner wird als „Profigrufti“ mit dem Kennerblick geboren. Es liegt dann am einzelnen, sich in diese Materie zu vertiefen, oder es, und das machen sicherlich die meisten, dabei zu belassen.
daniel -übrigens wenn ich bei deinem Namen ein @ einfüge, kommt irgendein seltsamer Link… sehr witzig. Daher ohne @.
Ich finde es nicht vermessen von mir, von einem Magazin für Gothickultur zu erwarten, das dort hauptsächlich Gothic und Darkwave Bands/Künstler vorgestellt werden. Ist das zu viel verlangt? .
Angenommen ich kaufe mir ein Heft für meddäl und dann ist da nur rnb drin. Komm ich mir dann zurecht verarscht vor?
Das hat kaum etwas damit zu tun, ob dies mein gutes Recht ist. Wenn ein Magazin sich als Gothic Magazin bezeichnen würde, verlange ich, das dort zu einem erheblichen Teil auch Gothicbands vorgestellt werden, alles andere wäre befremdlich.
Nun, ein paar der Orkus Leute kenne ich persönlich und daher weiß ich, das Sie das orkus NICHT als Gothic Magazin bezeichnen.
Wär ja auch seltsam ein Gothicheft zu machen, wenn gefühlt ein bis zwei Gothic oder Wave Bands im Heft sind.
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Prinzipiell:
Die Ausrede einiger Schreiberlinge, es gäbe keine Goth und Wave (etc) Bands mehr, zieht bei mir nicht. Es gab immer einen Underground und eine Menge gute Bands/Künstler, die kaum jemand kennt.
Das sonic seducer habe ich selbst nie als Gothic Heft empfunden und kann mir kaum vorstellen, das die Macher dies als Gothicheft bezeichnen, wenn dem so wäre, würde ich sie scharf dafür kritisieren. Sehr scharf.
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Nun zu meinem Lieblingsmagazin, dem angeblichen „Gothic Magazin von Herr Sprissler. Soll ich dazu jetzt was schreiben oder erübrigt sich es? Als ich das Heft vor wenigen Jahren in irgendeinem Kiosk in der Hand hatte, hätte ich es fasst gekauft, nur um es demonstrativ in den Müll zu werfen, da gehört es tatsächlich hin. Ich hab mal paar alte Ausgaben gesehen, bevor herr S. seinen Kurs wechselte, holla- war mal gut. Auch einige uralte Ausgaben des Zillo hatte ich begutachten dürfen, war mal ganz nett, durchwachsen, aber nett. Tendenziell gefallen mir also die uralten Gothic.Mag Ausgaben, als noch Bands aus den besagten Bereichen dort vorgestellt wurden, sehr gut.
Zusammengefasst, es gibt momentan nur ein einziges Magazin für Gothic Bands, das pestilent windfolk aus den Usa, aber da gehts hauptsächlich um ämericän DeathRock.
Einige jüngere Menschen die ich kenne, kritisieren diese Sache noch schärfer als ich, völlig zurecht. Einige andere gehen gleichgültig damit um, liegt aber daran das sie nur aussehen wie Grufties, mehr nicht.
Irgendwie find es das witzig. So 1999-2000 herum, sahen viele nicht so richtig overdressed aus und hörten ne Menge geile Musik. Wenn ich da an die Morbid Poetry oder Nosferatu Leute denke usw etc. Und heute ist jeder so dermaßen overdressed, vor allem die wenigen 20-25 jährigen und hören nicht eine einzige Gothicband… irgendwie find ich das witzig. Früher disktutierten wir, ob ebm nun dazu gehört oder nicht, heute frägt man sich, was das für komische Leute sind die aussehen wie Grufties aber keine sind.
Fazit:
Meine Hauptkritik ist folgende.
Es gab und gibt eine unglaubliche Vielzahl an guten Darkwave und Gothicbands in allen möglichen Bereichen, die kaum jemand kennt, weil die angeblichen Gothicmedien, lieber über ndh, marktplatzgejodel und bierzeltteenietekkno und bauerntrampel meddäl (nicht mal über guten meddäl sondern dann tatsächlich über diese ganzen peinlichen poserbands) berichten. Finde den Fehler :D
Davon müssen wir weg, sonst geht der klägliche Rest der Gothickultur in Staub, Schall und Rauch auf.
und noch was: . Bei meinen Einwänden und Kritik geht es um Sachlichkeit. Wer denkt hier geht es um Recht oder Unrecht haben, hat das Grundproblem nicht verstanden. Noch was zu deinem Satz Daniel : Bezug „Kenner/Profiblick“. Die wenigen sehr jungen (Tennies/Anfang Twentys) die ich kenne, können im Gegensatz zu meiner eigenen Generation (30+) -obschon erst seit wenigen Jahren interessiert an der düsteren Gegenwelt, sehr gut unterscheiden zwischen Gothic und dem bunten Pausenclownquatsch den uns diverse Medien und Veranstalter vorgaukeln. Eine gewisse mir bekannte Dame (bald 50, Gruftie aus Leidenschaft seit den 80s) bezeichnet diesen ganzen bunten ekligen Quatsch als Pseudos. Völlig zurecht.
Seit Jahren (!!!!) gaukeln uns gewisse Medien ein Bild von dümmlich grinzenden geschniegelten Poppern vor, schön bunt und plastikhaft, präsentieren uns erbärmliche (!!!!) beschissene Musik ohne Sinn und Verstand und nennen das Gothic und dann wundern wir uns, warum die ganze Gothicszene in der breiten Öffentlichkeit nur noch als Witz ohne Tiefgang empfunden wird. Die meddler fanden uns früher cool, heutzutage wird die gesamte Gothicszene mit den bösartigsten Kommentaren bedacht und das, traurigerweise, völlig zurecht. Frägt man sich nicht, woran das liegt?
Nossi : Ja das mit dem „komischen Link“ ist richtig so. Der sorgt dafür, dass Daniel ein Benachrichtigung erhält, wenn du ihn erwähnst. In einer der nächsten Versionen der Kommentarsystems soll das durch vernünftige Name ersetzt werden.
Zurück zum Thema.
Nossi, ich muss Daniel beipflichten. Ich glaube, ihr redet ein wenig aneinander vorbei. Daniel hat natürlich Recht, denn die Gothic-Magazine sind oft ein Einstieg in die „schwarze Welt“, WENN man sich denn für Print-Erzeugnisse interessiert. Heute ist man natürlich schneller und möglicherweise genauer informiert, wenn man das Internet benutzt, sich bei Facebook vernetzt oder auch mit dem Smartphone nur mal schnell nachschaut, wie der Song heißt, der gerade läuft. Da erscheinen dann manche Szene-Magazine tatsächlich als „am Thema vorbei“ konzipiert.
Doch auch heute noch läuft der klassische Einstieg eben über die Bands, die auch heute noch in den Zeitschriften gezeigt werden. Guck dir das Line-Up der populären Festivals an. Und so läuft das dann. Gretchen Dunkeltussi kauft sich bei H&M ein paar schwarze Fummel, nimmt viel Kajal und wagt sich nach Köln zum Amphi. Die glaubt doch natürlich, dass das was auf der Hauptbühne so abläuft, Gothic-Musik ist. Und so findet sie dann auch in den Zeitschriften genau das wieder, was sie in Köln auf der Bühne gesehen hat.
Allerdings hast du in Teilen Recht, diese Zeitschrift könnten wieder mehr in die „Tiefe“ gehen, neben den populären Bands, die natürlich für Auflage und Verkaufszahlen sorgen, auch mehr richtige Bands mit Anspruch zeigen. Das ist in den letzten Jahre wirklich sehr zurückgegangen. Das Printgeschäft ist allerdings in einem ständigen Kampf des Überlebens, da nehmen Magazine jeden Halm, der sie finanziert. Unter anderem auch Fetisch-Kalender, weil Sex ja sells ;)
Daniel :
Nein, natürlich nicht. Große Festivals sind wie populäre Szene-Magazine, sie bieten lediglich einen Einstieg und passen im Grunde genommen gar nicht zur viel beschworenen Goth-Philosophie. Auf einem Mera Luna hast du kaum Möglichkeit, „Gothic“ im eigentlich Sinne zu erleben, sondern das ist ein populäres Festival für alle Leute, die gerne schwarze Klamotten tragen. Vielen Leuten reicht diese Oberfläche völlig aus, die sind am Wochenende ein bisschen „Gothic“ oder „Edgy“ und gönnen sich auf dem Mera Luna ein bisschen Musik, die sie gut finden.
Ewig gesucht, lang nicht gefunden. Tatsächlich glaube ich auch, wir schrieben aneinander vorbei. Ich finde ganz eindeutig, die besagten 3 Hefte, sind nicht zu empfehlen. Schon gar nicht als Einstieg, es wird ein völlig einseitiges Bild vermittelt, das nicht ansatzweise die gesamte Gothic/Schwarze Szene darstellt sondern nur einen kleinen Aspekt. Nennen wir es den New Electro/Pop/metal Aspket, mehr wird dort tatsächlich nicht geboten. Und ein junger 16 jähriger der Pikes trägt und Haare bis zum Arsch hat, findet in diesen Heften nicht einmal ansatzweise etwas, das ihn interessiert. Es mag auch Menschen geben, und ich kenne da inzwischen doch recht viele, die weder mit Pop, noch Pop Electro noch mit 08/15 metal etwas anfangen können. Das sind aber genau die Sparten, die von Zeitschriften wie seducer etc bedient werden. Alle 3 Hefte haben maximal 2- 5% typische Gothic Rock/ Goth Rock/Darkwave der düsteren Sorte im Gepäck. Da reden wir also tatsächlich aneinander vorbei. Ich würde nicht nur niemand empfehlen sich diese Magazine als Einsteiger durch zu blättern, ich würde sogar ganz eindeutig dazu raten diese mit Nichtachtung zu strafen. NATÜRLICH gilt dies nicht, wenn jemand speziell auf der Suche nach New Pop, sympho metal, ndh und wie das alles heißt, ist. So jemand würde mich allerdings ohnehin nicht um Rat fragen, da ich wilde und vor allem DUNKLE Sachen bevorzuge.
Diejenigen unter euch, die diese einseitige Darstellung toll finden, dürfen gerne mal bedenken, es gibt auch ziemlich viele, die diese einseitige Hochglanzpopschiene, nicht toll finden, sie sogar langweilig oder scheiße finden.
Ich mag The Cure nicht. Für mich ist das Pop. Was ist daran schlimm?
Hört jeder metalfan „metallica“ oder sepultura? nein. Gibt sogar welche die auf alte darkthrone (etc) schwören und die ganzen bunten berühmten Bands scheiße finden. Ist doch OK. Was muss man da immer gleich mit JA ABER kommen ??? Warum kann ich The Cure nicht als Pop empfinden und muss mich dann dumm anmachen lassen, nur weil mir Altar De Fey (ein Beispiel, nur ein Beispiel) viel besser gefällt. Warum funktioniert das in der Schwarzen Szene nicht? Vielleicht hatte Eckie ja recht. Die Schwarze Szene ist nur eine unscheinbare graue Masse ohne Definitionen und ohne eigene Identität. Warum kann man diese Dinge nicht akzeptieren? Warum kann die Schwarze Szene nur die oberflächlichen Aspekte akzeptieren und jedem der das scheiße findet gleich mit neunmalklugen Belehrungen kommen? Und diese Belehrungen kommen dann natürlich nur von Leuten, die nicht einmal wissen, das es jemals in England eine Musikrichtung namens Gothic/Goth Rock gegeben hat (und ÜBERRASCHUNG es gibt diese Musikrichtung immer noch, wenn auch nur im Underground).
So, ja jetzt hab ich ganz schön schlechte Laune, aber das musste einfach mal raus. seducer etc, geht garnicht, ist keine geeignete Lektüre und schon gar nicht für Einsteiger. Ein Einsteiger braucht das volle Prpgramm. Horror Vacui, Leichenliebe, House of Breath, die ersten 3 Lacrimosa -weil sie so schööön dyster sind und noch 20 bis 30 andere leidenschaftliche Alben und mitnichten diese 3 08/15 Magazine. So, noch mal eine Entschuldigung, ich will keine Unruhe stiften, aber man soll nicht immer alles über einen Kamm scheren und die „Schwarze Szene“ hat einfach mehr zu bieten als 08/15 electro-Pop n medddäääl
Nossi
„Ich mag The Cure nicht. Für mich ist das Pop. Was ist daran schlimm?“
Ich verstehe dich durchaus, bin mit The Cure auch nie wirklich warm geworden. Joy Division? Klar. Bauhaus? Bis zu einem gewissen Grad. The Cure? Der Funke springt einfach nicht über.
“ Die Schwarze Szene ist nur eine unscheinbare graue Masse ohne Definitionen und ohne eigene Identität. Warum kann man diese Dinge nicht akzeptieren? “
Das liegt m.E. daran, dass die schwarze „Szene“ noch immen nach einem überkommenen Subkulturparadigma interpretiert wird, das darauf nicht passt. Es handelt sich, wenn überhaupt, eher um einen „Zusammenschluss“ einer Vielzahl von Subkulturen. Die EU unter den Szenen, wenn man so will. Vermutlich bröckelt es deshalb auch an allen Ecken und Enden.
Mein „Verhältnis“ zu The Cure ist sehr gespalten. Mit Ausnahme vereinzelter zeitiger Pop-Ausflüge (z.B. die Songs Love Cats, Close to me, Why can’t I be you?) mochte ich nahezu alles, was sie bis einschließlich der „Disintegration“ veröffentlicht haben, sehr gerne, war von 1989 an richtig glühender Fan. Als dann die „Mixed up“ mit ihren Dance-Beats herauskam, war ich extrem irritiert, wurde durch die „Wish“ aber wieder einigermaßen versöhnt. Danach gab es dann kein Album mehr, das mir gefallen hätte, selbst die „Bloodflowers“ nicht, die ja so als „back to the roots“ gepriesen wurde, aber zunehmend anstrengende Gitarren-Parts enthielt. Die Veröffentlichungen nach 1992 bestanden für mich vor allem aus schrägen Pop-Songs und nervtötend schrammeligen Gitarren-Stücken, die für mich keinerlei hypnotische Faszination mehr entfalten konnten. Mir fehlten die melancholischen Stimmungen, die melodischen Gitarren der früheren Veröffentlichungen – was nicht heißt, dass vereinzelte Songs durchaus noch mal Potential hatten, aber die rissen es dann insgesamt auch nicht mehr…
Ich liebe die „Pornography“, die „Faith“ und die „Disintegration“, keine Frage. Das sind für mich grandiose Alben. Aber ich würde mich jetzt nicht mehr ohne zu zögern als The Cure-Fan bezeichnen. Dazu haben sie schon zu lange den Pfad verlassen, den ich mitgehen konnte.
Ursprünglich ging es im Artikel um eine extrem überflüssige Band und ihre Präsentation in einer der drei ebenso überflüssigen Gazetten. Als Robert diesen Artikel veröffentlichte, war ich im Gedanken kurz ganz bei ihm, hätte mich wunderbar über dieses Musikprojekt aufregen können (erst Recht, wenn in meinem Bekanntenkreis mit dem „Industrial“-Label belegt – irgs). Aber dann kam mir gleich in den Sinn, dass man dafür doch eigentlich keine Grundlage hat. Denn in diesen Heftchen wird – wie Nossi vollkommen korrekt niederschreibt – schlicht so gut wie gar nichts über Protagonisten oder Themen der Gothic/Wave-Szene im weitesten Sinne berichtet. Was das beschriebene Projekt betrifft, wäre Schweigen jedenfalls auch meine Wahl gewesen.
Was die erwähnten „Szenemagazine“ als Einstiegsmöglichkeit betrifft: Da habe ich zumindest bisher noch niemanden kennengelernt, werde es vermutlich so schnell auch nicht.
Die Jungspunde (so sie denn anwesend sind) kommen doch eher über Freunde, Inet-Publikationen, Blogs, Videos etc. auf die Schwatte Szene im Allgemeinen oder zu den Waver/Grufits/Goths usw.
Iterum censo Gothic, Sonic Seducer et Orkus delendam esse….
@Yorick: Das mit der Schwarzen Szene und der EU war eine treffende Analogie, hat mir ein Schmunzeln ins Gesicht gezaubert, Danke dafür :)
Und von The Cure gehen auch bei mir auf Dauer nur die drei Alben….
Nachtili.
Nossi : Ich gebe Dir ja recht. Idealerweise sähen Gothic-Magazine für Einsteiger völlig anders aus. Doch das rechnet sich eben nicht. Du kannst kein Magazin, von dem du Redakteure, Druck und Produktionskosten bezahlen willst, in einer Nische platzieren, in der sich die enthusiastischen Gothic-Einsteiger bedienen. Da bedient man sich effektiver an einer „grauen Masse“, die populäre Bands, wie The Cure, Oomph! oder Blutengel gut finden und eher unter Freizeit-Gothics einzuordnen wären. Halten wir fest:
1.) Nossi hat Recht. Gothic sollte wieder zu Bands zurückkehren, die diese Bezeichnung verdienen. Gothic-Einsteiger mit aktuellen „Headlinern“ in eine schwarze Welt zu entführen, endet in einem Publikum, das Gothic als Maskerade und nicht als Lebensart begreift.
2.) Gothic ist kein geschützter Begriff. Die Musik-Industrie bedient sich gezielt an der breiten Masse von Leuten, die Gothic als Maskerade verstehen und liefert seichten und gut verdaulichen Gothic-Pop, Dunkel-Techno und Grufti-Schlager.
3.) Magazine, die leidenschaftlich tiefste Einblicke in Szenemusik geben, Lebensgefühl und Ästhetik der schwarzen Szene vermitteln, ernähren keine Redakteure, decken selten die Druckkosten und schon gar nicht die Produktionskosten. Diese Nische bekleiden Fanzines. Unkommerzielle Leidenschaftsprojekte ohne Anspruch darauf, davon leben zu können.
4.) Magazine, die sich selbst tragen und vollberufliche Redakteure beschäftigen können, um dann am Kiosk zu liegen, müssen sich an den Trends bedienen, die VIELE Menschen interessiert. Und das sind eben Gothic-Pop, Dunkel-Techno und Grufti-Schlager.
Es gibt meiner Ansicht nach verschiedene Lösungsansätze, um „Gothic“ wieder zu dem zu machen, was es „sein sollte“. Folgende Konzepte wurden nicht auf Realisierbarkeit geprüft:
A.) Gothic wieder in den Untergrund ziehen. Populäre Magazine in den Regalen lassen, Gothic-Pop nicht mehr konsumieren, Festivals und Veranstaltungen mit entsprechenden Bands meiden. Nicht mehr bei angesagten Labels und Katalogen kaufen, um Gothic als Marketingwerkzeug unattraktiv zu machen. Der Einstieg in Gothic als Subkultur wird schwieriger, aber auch eben subkultureller.
B.) Gothic als Populärkultur begreifen und Einsteigern, die über populäre Magazine, stark vermarktete Bands und vielfach angebotene Ästhetik in die „Szene rutschen“ eine Tür zeigen, die tiefer in die Szene führt. Das „Echte“ präsentiert und Leidenschaft, Hingabe und Individualismus erfordert. Etwas, was man nicht am Wochenende anziehen kann, sondern etwas, wofür man den Kleiderschrank auf den Kopf stellen muss.
C.) Gothic aufgeben. Sich davon distanzieren, mit den Dingen, die heute als Gothic gelten, in Verbindung gebracht zu werden. Seine eigene Nische suchen, sich äußerlich unterscheiden und wieder auf Konzerte mit 30 Leuten gehen.
Tanzfledermaus : Bands, die seit 40 Jahren im Geschäft sind, müssen meiner Meinung nach immer auch populär sein. Die müssen versuchen ihr Publikum zu begeistern zu erweitern und sich so zu vermarkten, dass man eben ein Musiker-Leben leben kann. In den meisten Fällen bleiben Fans auf der Strecke, die eine Band in ihren Anfängen als Lebensinhalt begriffen haben und darin Antworten auf Fragen erhalten haben, die sie in der entsprechenden Situation hatten. Findest du eine Band auch über alle Phasen hinweg toll, betreibst du in der Regel Personenkult. So wie ich eben Martin Gore toll finde und deswegen mit Depeche Mode reise. Durch gute und durch schlechte Zeiten.
Yorick : Ich denke, Gothic war immer nur ein Teil von Subkulturen, die unter dem selben Regenschirm Platz gefunden haben. Damals feierten wir mit Punks, Poppern und Wavern. Heute mit Mittelaltergruftis und Cybergoten. Es gab in der Hoch-Zeit des „Gothic“ zwar Phasen, wo die Szene groß genug war, sich allein auf Gothic zu beschränken, aber ich begreife Gothic immer schon als „Schirm“ von vielen einzelnen Subkulturen. Daher kann ich das gefühlte „Bröckeln“ auch nur in Teilen nachvollziehen.
Svartur Nott : Ja, darüber kommen Jungspunde in die Szene, keine Frage. Ich finde aber, wir sollte trotzdem einen Teppich in die „breite schwarze Masse“ ausrollen, um zumindest einen Eingang offenzuhalten. Meiner Erfahrung nach bereichert das mehr, als es schadet. Ich glaube, wir schrumpfen dann zwar gesund, aber vertrocknen auch in unseren Gesichtsfalten.
Eigentlich ist es gerade ausgerechnet die riesengroße Veranstaltung des WGT, die sich gut dafür eignet, die volle Bandbreite der Szene zu erleben. Eben weil dort nicht nur die immer gleichen headliner spielen, sondern auch viele lange abgetauchte Urgesteine und hoffnungsvolle underground newcomer. Das begleitbuch, das jede einzelne Band vorstellt, kann durchaus Lust auf Bands machen, die man eigentlich nicht auf dem Schirm hatte und so den musikalischen Horizont erweitern, ebenso wie das zusammenkommen unterschiedlichster Grüppchen der Szene, sofern man sich nicht ausschließlich mit den eigenen Leuten beschäftigt.
Robert
Ich finde, der Vergleich hinkt. Gothic IST nämlich Punk oder genauer gesagt eine Unterkategorie davon. Punk, Wave und Gothic gehören zu einer gemeinsamen Entwicklungslinie. Von Cyber und Mittelalter hingegen kann man das definitiv nicht behaupten, vielmehr wurde Gothic damit erst nachträglich zusammengepfercht.
Yorick : Wenn du Gothic rein auf das Musikgenre anwendest, dann gebe ich dir damit natürlich völlig recht. Ich sehe dabei nur ein kleines Problem: Das was Robert da indirekt ausspricht ist das Problem, dass Gothic eben auch zurecht als Bezeichnung für düster/bedrückende und morbide Inhalte innerhalb der schwarze Subkultur verwendet wird, die mit dem Punk nur noch wenig bis gar nichts mehr zu tun haben. Und da haben wir eben tatsächlich die Crux, dass Gothic kein geschützter Begriff ist, ja nicht einmal ein Begriff der im Umfeld der Punkszene erfunden wurde. Der Begriff Gothic existiert seit mehr als 200 Jahren und beschrieb dabei stets eine bedrückende/düstere Atmosphäre, was sich auf so ziemlich viel übertragen lässt. Autoren, wie Horace Walpole zum Beispiel, welcher bereits 1766 den Begriff Gothic für sein Werk Castle of Otranto verwendete, waren sicherlich vieles, aber keine Punks. ;)
Karnstein hatte da doch schon vor vielen Jahren ein Video zu gemacht, welches diese Crux sehr gut beleuchtet und das (wenn ich mich nicht täusche) auch irgendwo hier bei Spontis zu finden ist. (Für mich immer noch eines besten Videos, welches aufzeigt warum es andauernd zu dieser begrifflichen Auseinandersetzung innerhalb der schwarzen Szene kommt)
Wie man innerhalb der schwarzen Szene ja durchaus beobachten kann scheinen viele ihren Einstieg halt bei dem älteren Gothicbegriff zu finden und eben nicht, oder nur zum Teil beim Genre Gothic-Rock, geschweige denn dem, was einst aus dem Punkumfeld erwachsen ist. So gesehen haben wir damit sogar 2 Gothicszenen innerhalb der schwarzen Szene. Jene Gothicszene die sich auf das Genre beruft und sich daher zurecht über wenige bis gar keine entsprechenden Inhalte der hiesigen Szenemagazine empört. Aber gleichzeitig halt auch jene die Gothic (nicht unberechtigt) als einen allgemeinen Sammelbegriff für düstere/bedrückende/morbide Inhalte aller Art verstehen, ganz unabhängig davon welches Musikgenre sich nun mit diesen Inhalten beschäftigt. Und für diese Art „Gothicinteressierter“ Leute bieten Magazine wie der Sonic Seducer natürlich reichlich musikalischen und bildlichen Stoff. Aber trotzdem glaube ich, dass es unter all denen, die sich zunächst nur mit dem Begriff Gothic im Sinne einer schwarzen Romantisierung befassen sicherlich auch jene geben wird, wo die Wertvorstellungen durchaus denen klassischer Gruftis und Punks nahe kommt. Ich denke die Übergänge können auch dort sehr fließend sein.
Robert : Daher finde ich eine Mischung aus deinen Ansätzen B und C irgendwie noch am sinnigsten. Komplett in den Underground wirst du Gothic vermutlich nicht wieder zurück gezogen bekommen. Dafür hat sich das historische Verständnis vom Begriff Gothic inzwischen viel zu fest in der schwarzen Szene verankert. Allein darauf zu pochen, dass Gothic hier gefälligst im Sinne des Musikgenres zu verstehen ist und Metal in der Szene deshalb nix zu suchen hat wird da auch nicht helfen. Die Großen Festivals zu ignorieren und nur noch die ganz kleinen zu besuchen wäre ein Weg, ja. In meinen Augen aber kein sinnvoller. Zumal Bands, welche die klassischen Genre bedienen teilweise ja auch auf den großen Festivals zu finden sind. Die dürfte man dort dann ja auch nicht mehr besuchen, nech? Ich für meinen Teil (wenn bisher auch nie auf dem WGT anwesend) besuche stattdessen sowohl die größeren, als auch die kleinen Festivals und unterstütze dort die Bands, die abseits der großen Bühne spielen. Was man darüber hinaus noch machen kann (und das machst du mit Spontis in meinen Augen ja auch bereits) ist eine Tür aufzuzeigen, dass es unter dem Begriff Gothic selbst rein auf die Szene selbst gemünzt noch etwas anderes, etwas tieferes gibt. Etwas, das weit mehr ist als wie nur „irgendwie düstere Sachen toll finden“ und sich zu diesem Zweck am Wochenende oder auf Festivals in Schale zu schmeißen. Etwas mit Substanz, das es verdient hat als Subkultur, bzw eine alternative Lebensart bezeichnet zu werden.
Graphiel
Das ist mir alles durchaus bewusst. Mit der schwarzen Romantik rennst du bei mir sogar offene Türen ein, denn genau das ist es, was mir heute zu kurz kommt und nicht der Gothic-Musikstil, der ja in den letzten 5+ Jahren, vllt. auch begünstigt durch den Synthwave-Trend, ein beachtliches Revival verzeichnen konnte.
Ob allerdings der literarische Gothic-Begriff wirklich „berechtigterweise“, wie du behauptest, auf die Gesamtheit der schwarzen „Szene“ (die Anführungszeichen setze ich nicht ohne Absicht genau so) Anwendung findet, würde ich mal sehr in Zweifel ziehen. Denn was hat z.B. Cyber mit Schwarzromantik zu tun?
Im englischen Sprachraum begegnet mir übrigens Zunehmend die Unterscheidung zwischen „Goth“ und „Gothic“. Ersteres ist klar auf die Subkultur, also die Musikszene bezogen; letzteres auf die schwarze Romantik. Ob das allerdings wirklich eine tragfähige Lösung ist, bezweifle ich. Denn es bleibt dabei unbeantwortet, warum überhaupt der Musikstil nach der Literaturströmung benannt worden ist.
Yorick :
Ich bin mir auch nicht ganz sicher, ob man die schwarze Romantik wirklich auf alle Teile der schwarzen Szene so anwenden kann. Bei den Cybers ist mein Problem, dass ich niemanden davon persönlich kenne, der mir erklären könnte worin er/sie das düster morbide im Cyber sieht. Da kann ich nur spekulieren und würde auf eine Art schwarze Endzeitromantik tippen, so aus dem Bauch heraus.
Das mit der Unterteilung zwischen Goth und Gothic aus dem englischen Sprachgebrauch ist mir tatsächlich auch bekannt und finde ich grundsätzlich gar nicht mal so verkehrt. Nur leider ist der Zug das auch anderswo umzusetzen zumindest in Deutschland ziemlich abgefahren. Wer davon nicht aufgrund eigener Recherche weiß, der glaubt vermutlich einfach, Goth sei auch international lediglich die Abkürzung für eine an Gothic interessierte Person in jedweder Hinsicht. Also sowohl im subkulturellen, als auch im literarischen Sinne.
Graphiel
Genau das ist doch das ganze Problem an der schwarzen angeblichen „Szene“. Sie ist eben keine. Eine Subkultur benötigt klare Kriterien, was dazugehört und was nicht, denn sie grenzt sich ja schließlich nach außen ab. Und das ist im Fall der schwarzen „Szene“ absolut nicht gegeben.
Bei den traditionellen Subkulturen stellen die stilistischen Merkmale die Kriterien der Zugehörigkeit. Bei der schwarzen „Szene“ insgesamt soll eine düstere Grundstimmung das verbindende Element sein, so jedenfalls die Theorie. Ich bezweifle aber, dass Stimmungen diese Abgrenzung tatsächlich leisten können, dazu sind sie viel zu amorph. Vor allem aber müsste mir dann mal jemand plausibel erklären, warum z.B. Agonoize und Unheilig „dazugehören“, Massive Attack und Radiohead aber nicht. In punkto Düsternis haben letztgenannte Bands nämlich deutlich die Nase vorn.
Yorick : Bei allzu genauer Betrachtung hält meiner Ansicht nach kaum eine Subkultur stand. Schon gar keine dieser Subkulturen, die in den späten 70ern oder in den 80ern gereift sind. Die haben sich im Laufe der Jahre und durch den Durchlauf von vielen Generationen einfach entwickelt, verwässert, verändert oder angepasst. Ich schätze, wir könnten so ziemlich jede dieser ehemaligen Jugendkulturen zerpflücken und würden zum selben Ergebnis kommen. Eine scharfe Abgrenzung findet nicht mehr statt. Aber das ist nur eine Vermutung.
Ich kann jedoch in Punkto Bands noch etwas hinzusteuern. „Damals“, als es kaum Gothic-Bands gab und dieses Label eher wenig verbreitet war, ist es völlig normal gewesen, alles in den schwarzen Dunstkreis der Musikwahrnehmung aufzunehmen, was die „düstere Grundstimmung“ transportierte. Talk Talk, Depeche Mode, Ultravox, The Pixies, The Smiths oder meinetwegen auch U2. Das gehörte auf den frühen schwarzen Feten einfach dazu. Erst mit den 90ern enterten rein schwarze Musikrichtungen die Tanzflächen. Darkwave oder auch NDT. Deswegen können Massive Attack oder Radiohead durchaus dazugehören. Jedenfalls nach meinem Empfinden.
Ich für meinen Teil würde schon sagen, das eine gewissen morbide Vorliebe in Ästhetik und Interessen ein abgrenzendes Element sind, ebenso wie die Melancholie und Traurigkeit in Musik und Performance. Man sollte das nicht an Bands, Namen, Labeln oder Begriffen festmachen, denn um die geht es eben nicht.
Graphiel Was für eine perfekte zutreffende Formulierung. “ …..bröckelt es deshalb auch an allen Ecken und Enden“
Prinzipiell nebenher:
Da man mir erklärte, meine Texte wirken oft feindselig:
ich habe beim Schreiben immer ein schelmisches (trauriges) Lächeln, ich meine selten bis nie etwas in böser Absicht.
Robert ich kann dich da gut verstehen. Auch meine Generation hat noch alles aufgesogen, was zu finden war, waren natürlich andere Bands.
Black Tape for a blue Girl ist ein gutes Beispiel.
Ich will ja auch niemand verurteilen oder sagen, „neeein das ist nicht dark, hau ab“. Auf deinen langen Text muss ich die folgenden Tage eingehen. In einem muss ich dir aus Prinzip widersprechen, so etwas wie „Nossi hat recht“ lese ich irgendwie ungern. Mir geht es nicht darum recht zu haben, ich glaube(!) ich will im Grunde nur inspirieren, will das selbsternannte Gothics über den Tellerrand blicken, einer jungen Band die 54 Aufrufe auf YT hat, aber -mit verlaub- verdammt saugeile Musik macht, mal ne Chance geben und nicht auf dem blutbengel Gebein (NUR ein Beispiel) stehen bleiben.
Doch wenn ich daran denke, wie man früher über verschiedene Musikrichtungen informiert wurde, von den Medien und mit heute vergleiche, sind die bunten Hefte inzwischen ganz eindimensional geworden, weil bestimmte Musikrichtungen ausgegrenzt werden. Und ob dies nur am Verkaufsargument liegt, wage ich zu bezweifeln, den früher waren die nicht so eindimensional. Ich glaube sogar, diese Magazine würden wieder mehr verkaufen, wenn sie wieder trostloser und dunkler werden würden, ich glaube tatsächlich, danach lechzen einige…. Ein Gothic Heft wo Gothic drin ist, trauen sie sich Herr Sprissler, ich helfe gern beim Entdecken unbekannter Künstler…äääh ja, wäre doch mal ein interessantes Experiment?
Obschon ich Orkus hiermit offiziell löblich erwähnen muss, da waren in den letzten Monaten immerhin eine Handvoll Bands drin, die unbekannt, eigenständig und kreativ sind. Dies verdanken wir freilich einer wundervollen Dame, welche mit ihrem Elan das gesamte Heft aufwertet.
– Einem Szene-einsteiger oder Interessierten, würde ich dennoch lieber Micks Buch ans Herz legen und seine Sampler sind auch geeignet, sich einen groben Überblick zu verschaffen. Nicht weil es etwas spezielles ist, einfach weil mehr verschiedene Ebenen musikalisch vertreten sind. Es darf mich übrigens auch jeder Anschreiben, der Musiklinks benötig, man findet mich bekanntlich auch bei fb. Ich antworte selten und sporadisch, aber ich antworte irgendwann^^
Wen zufällig jemand neugierig auf Mick ist, noch der Verweis:
https://en.wikipedia.org/wiki/Mick_Mercer
Wie Herr Nortt aber richtig schreibt, Neulinge interessieren sich nicht für Magazine, im Moment ist lesen mal wieder out. Neulinge interessieren sich aber oft auch nicht für GothicRock oder die Auswüchse des DarkWave. Aber keine Panik, denn dann kommt der Nossi, bewaffnet mit Charme, Rotwein und drohendem Finger und sagt „moooment, sooo geht des aber nicht“ :D Wie ein Erlkönig. . . (war ein Scherz)
Es ist ja auch so, man verpasst doch einfach was, wenn man als selbsternannter Grufti die Musikrichtung Gothic Rock oder die Auswüchse des Darkwave oder meinetwegen PostPunk (wobei mir dies zu schwammig ist) ignoriert. Was hatten wir es von 2000 bis 2010 schwer. Es gab kaum neue Bands, kaum Veröffentlichung (mir sagten die großen 4-6 Topseller die damals alles dominierten einfach nicht zu und viiiel mehr neues gab es damals ja nicht).
Aber heute… seit beinahe 10 Jahren wird so viel Zeug veröffentlicht, das man mit dem durchhören nicht hinterher kommt.
Dies zu ignorieren, ist ja schon beinahe fahrlässig.
Ich wollte keinesfalls speziell über CURE diskutieren :D war nur ein Beispiel (wählte ich weil mir da oft schon ja, Empörung entgegen gebracht wurde- „waaas der mag kein Cure- geht ja mal gaarnicht usw). Ich werde mir ihr kommendes Album dennoch zu legen. Warum dürfte bekannt sein.
Mir geht es auch nicht darum, ob jemand diese oder jene Musikrichtung bevorzugt oder ob die eine oder andere Musikrichtung MEHR Gothy ist. Wie alle wissen liebe ich -In Gowan Ring- und -Matt Howden- und die sind so weit weg von DARK und Goth, wie man nur sein kann, dennoch liebe ich die Musik dieser zwei wundervollen Schurken.
Was ich einfach befremdlich finde, seit -ich glaube 2009, werde ich immer wieder in Streitereien verwickelt, in welchen die Existenz der Musikrichtung Goth.Rock / Gothic.Rock schlicht bestritten wird. Ja dann hat Mick Mercer sein Buch aus Jux und Dollerei geschrieben und der Wikipedia Artikel ist Geschwurbel?
Und wieso sind die Leute beleidigt und werden dann auch beleidigend, wenn man diese Argumente vor trägt? Jüngst wurde unsere kleine Clique in eine faKebook Diskussion verwickelt, in der ein Musikproduzent behauptete, er hätte 1993 den ersten deutschen Gothic Song veröffentlicht, eine Szene gab es damals nicht. Auf die Auflistung von Fakten, Fragen, Verweisen auf Mick usw ging er nicht ein und wurde natürlich sofort beleidigend. Sein song ist übrigens Folk, da kann er beleidigen wie oft er will, Fakt ist Fakt. Und so etwas erlebe ich seit Jahren in Dauerschleife. Ein älterer Herr den ich kenne, der seit den 1980gern leidenschaftlich alles sammelt was Richtung Goth Rock/PostPunk/Doom&Gloom/DarkWave geht, schrieb mir mal „irgendwann ist ein Punkt erreicht, irgendwann kommen die Wildecker Herzbuben und behaupten, wir waren eigentlich die ersten die Goth gemacht haben“.
Denn so kommt man sich langsam vor.
Das nicht akzeptieren wollen von Fakten, ist mir unverständlich. Gothic Rock oder, der Engländer besteht ja angeblich auf dem Begriff Goth Rock …- war und ist eine eigenständige Musikrichtung, die bestimmte Stilelemente voraussetzt um diese definieren/erkennen zu können. PUNKT. Was muss da jeder ankommen und alle möglichen und unmöglichen Musikrichtungen als Gothic Rock zu bezeichnen? Warum? Wo soll da der Sinn sein? Und tritt man dann in einen Dialog und wenn man noch so freundlich ist, nein, kein Dialog, nur Beleidigungen.
Morgen kommt die berüchtigte Helene F. und gibt ein Statement raus „Gothic, den habe ich 1997 erfunden, mit meinem song „tanz mit mir im Lokal der gebrochenen Herzen“.
Irgendwann ist mal gut.
Es tut mir leid, aber so lange junge und ältere Menschen otto normal meddäl oder andere Sperenzchen als Gothic Rock bezeichnen, so lange werde ich ONline dagegen etwas schreiben und ich werde nicht müde, im Gegenteil.
Ein Kurzer Einwurf, bevor ich es wieder vergesse. Es wurde behauptet, Mittelalterliches könne mehr Gothic sein, als die Ursprungsformen Dark/PostPunk, GothicRock, Darkwave. Dem kann ich nicht zustimmen. Wenn wir von Sopor Aeternus (Beispiel), oder ja natürlich Rosa Crux als mittelalterlich reden, würde ich dieses Argument verstehen. Bei bierbesselten polkagedudel oder meddäl mit Mitgröhltexten und Hintergrundspinett, egal in welcher Sprache, empfinde ich keine Weiterentwicklung zu dem, was die Darkwave Szene in den 1980gern entwickelte. Ich sehe hier musikalisch nicht einmal einen einzigen Zusammenhang. Ich weiß, meine Generation sieht dies sehr oft ganz anders, daher muss ich mich immer wieder zu Wort melden, auf das Ältere und Jüngere sehen, nicht alle dieser 2000er Generation sehen die Dinge so.
Nossi Zu deinem Nachtrag: Hier machst du in meinen Augen den selben Fehler, den auch jüngere Generationen begehen, die sich pauschal davon angegriffen fühlen, dass ihre geliebten Songs von Blutengel, ASP, Subway to Sally, Lord of the Lost und wie sie alle heißen von der Generation Bauhaus nicht als Gothic anerkannt werden. Im Sinne des Musikgenres hast du natürlich damit völlig recht. Im Sinne des Genres sind all diese Bands weit von Gothic-Rock entfernt. Was diese Generationen mit Gothic in ihrer Musik aber eigentlich meinen ist nicht das Genre, sondern die Thematiken die in diesen Songs vorkommen. Themen, die bei ihnen eine ästhetische Empfindung zu düsteren, bedrückenden oder morbiden Themen bedienen. In diesem Fall sind das oft Themen, die dem historischen Begriff Gothic entnommen wurden, wie er im Zeitalter der Romantik etwa in Romanen Gebrauch fand. Und ja: In diesem historisch/literarischen Sinne kann eine Band, die nichts mit Punk und Darkwave zu tun hat natürlich trotzdem ein Werk veröffentlichen, dass auf diese Art inhaltlich mehr Gothic ist, als es Siouxsie Sioux, Robert Smith und Peter Murphy selbst zusammen genommen je getan haben. Denn wie ich schon schrieb: Ein Horace Walpole schrieb bereits 1764 eine Novelle, die er seinem empfinden nach als Gothic bezeichnete. Lange bevor überhaupt mal der Punk erfunden wurde. Ist Walpole damit für dich ein Urvater der Postpunk/Darkwavebewegung oder vergriff sich an dieser ehe sie überhaupt erfunden wurde? Vermutlich doch nicht, oder? ;)
Ich stimme dir in sofern aber zu, dass es Sinn macht den Mund aufzumachen, wenn Musik jeglicher Art pauschal als Gothic-Rock betitelt wird. Gothic-Rock hat seine Spielregeln und die kann man sich nicht mal ebenso zurecht biegen, weil die Vermarktung dann vielleicht einfacher wird. Wenn also Bands die stilistisch dem Metal, Pop, oder was weiß ich angehören ihre Musik als Gothic-Rock verkaufen (bzw ihre Fans das als Gothic-Rock verbreiten), dann finde ich das genauso falsch und darf in meinen Augen dann auch gerne kritisiert bzw dagegen vorgegangen werden. Denn ja, die Bezeichnung Gothic-Rock gehört definitiv zurück zu den Musikstücken, die stilistisch auch die Bezeichnung Gothic-Rock verdient haben.
Graphiel ich bin mir nicht sicher, ob es ein Fehler ist, Zuneigung oder Abneigung für eine Musikrichtung zu empfinden. Mir war/ist durchaus bewusst, worauf solche Aussagen abzielten. Doch wenn du dich als Teenie zu dunklem melancholischen hingezogen fühlst und eine ganze Musikrichtung entdeckst, will es dir nicht in den Kopf, wenn wenige Jahre später, Medien und Labels zu fröhlichem Sackpfeifengedudel sagen, DAS ist genau deine Musik, der wahre Gothic. Verstehst du was ich damit sagen will? Ich interessierte und interessiere mich für die Szene aufgrund von Zuneigung/Sehnsucht zu dunkler Melancholie. Musik die mir als unangenehm fröhlich animierend erscheint, vermag mich nicht zu berühren. Da kann man ködern wie man will, es stößt mich dennoch ab. Texte, Gedichte mögen wichtig sein, in erster Linie ist es der Klang, den ich mag oder nicht. Zur Generation Bauhaus gehöre ich nicht (leider?), mein Teenieheld war Anna Varney. Vielleicht bin ich deshalb vorbelastet. Varney experimentierte ja auch gern mit Flöten und mittelalterlichen Stimmungen und Instrumenten, aber es war eben Balsam für die Seele, tieftraurig. Und dann hopfen nackte Machos auf einer Bühne herum und jodeln und animieren und da können die Texte noch so Gothy sein, wer nimmt sich das Recht zu sagen, deine ablehnende Haltung ist ein Fehler? :D Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, ich bin wirklich ein tief trauriger melancholischer Mensch. Mich berührt fröhliche Musik nicht.
–
Ich kann muss, da ich immer ALLE Stimmen hören will, etwas anfügen. Es gibt einige, um bei Generation Bauhaus zu bleiben, also jene die auch ein paar Jährchen reifer sind, als meiner einer, denen ist die musikalische Bezeichnung egal, sind Alleshörer, beschäftigen sich nicht näher mit den Künstlern und Bands, denen gefällt etwas- oder nicht. Ich bin da komplett anderster. Ich höre mir etwas an, wenn ich etwas mag, beginne ich zu Recherchieren und wenn hinter einem Darkwave Projekt bunte Menschen stecken, mit denen ich keine Rotweinverköstigung zelebrieren möchte, dann beginne ich auch, die Musik solcher Menschen kritisch zu sehen. Ich scheine also ein Faible für Künstler zu haben- bei welchen ich Hoffnung hegen kann, könnte da ein Seelenverwandter involviert sein. Beim letzten Abschnitt war ich jetzt am Überlegen, ob ich es löschen sollte…. zu früh, zu wenig Espresso… Gedankenwirrwarr
Yorick sehe ich ähnlich. Bevor ich Gothic/Darkwave als Musikrichtung entdeckte interessierte (und hörte) ich mich für Punk. Auch musikalisch sehe ich hier immer noch eine Verbundenheit. Ich mag diese glatten perfekten Produktionen nicht. Auch heute entdeckt man immer noch demo releases, die Live im Keller aufgenommen sind und solche Veröffentlichungen, höre ich oft gern und immer wieder, auch Jahre später noch. Doch, da sind wir kuriose Seltenheiten. Die meisten finden solche Veröffentlichungen blöd. Es muss glatt, sauber produziert sein.
Wenn du jungen Grufties ein wundervolles demo von Band XY, veröffentlicht 2018, zeigst, die lachen dich glatt aus und packen einen NDH Download aus, wohlgemerkt Veröffentlicht 2003. Und dann bist du auf einem Fest und da steht, kniet, sitzt ein dürrer Kerl mit Kapuze und macht eine Stunde Experimente mit seiner Stimme und Hall und Delay Effekten und ein unglaublicher finsterer Klangwall dröhnt und da wird dir gewahr, ich bin wieder zuhaus :D
– deathly punk or pale wave?
Die meisten Knochenbeisser der Generation WAFFLER, haben oft keine Verbundenheit zum Punk. Das ist doch auch gut so. Der eine bevorzugt eben den Wave Ursprung, der andere den Punk Ursprung. Um beide Seiten zu versöhnen, mich als jüngerer, begeistern beide.
–
Gestern zeigte man mir etwas, es war wundervoll formuliert, ich muss es hier anfügen, da sprach mir jemand aus der Seele, in einer fb Gruppe, fiel einem Bekannten von mir ein gewisser S. Nott auf. Es ging hier um eine Diskussion, betreffend der großen Schwarzen Szene. Ich darf zitieren? Svartur Nott
“ Dies haben aus meiner Sicht massgeblich andere „Akteure“ verbrochen, welche bis heute dieses Tralala von „wir sind die Schwarze Szene“ gebetsmühlenartig predigen, und dieses Mitte/Ende der 90s geformte Kunstprodukt am Leben erhalten“ Svartur Nott
@Nossi:
Ich denke nicht dass Du den letzten Absatz von heute früh löschen solltest. Es ist doch nicht verkehrt, sich möglichst glaubwürdige Musiker/Künstler zu wünschen, denen man ihre Art der Musik auch wirklich abnimmt und mit denen man sich identifizieren kann. Das geht mir im Grunde genommen ebenso und ich gucke schon etwas irritiert, wenn eine Band so gar nicht danach aussieht, was sie an Musik abliefert. Letztlich zählt dann aber doch die Authentizität, mit der sie ihre Musik rüberbringen, was man am besten live beurteilen kann.
Es gibt ja gerade in letzter Zeit ein paar neue Bands, die sehr düster klingen, aber gar nicht nach Goths ausschauen, nehmen wir z.B. mal Lea Porcelain oder die Whispering Sons. Eine Band, die ich sehr mag, gerade live, und das liegt vor allem an der charismatischen Performance der Sängerin, die häufig sehr am Abgrund ihrer selbst wirkt. Natürlich ist es vom Gesamteindruck „runder“, stimmiger, wenn die Musiker auch so aussehen, wie sie klingen. Aber manchmal sind sie auch ohne dunkles Outfit sehr authentisch, und ich weiß nicht, würden sie sich ausschließlich wegen der Erwartung des Publikums dunkel stylen, ob das nicht aufgesetzt wirken könnte. Wenn sich jemand in einem „von außen auferlegten“ Style nicht wohl, weil eher verkleidet fühlt, merkt man das den meisten Leuten schon an. Das passt auf Musiker in ungewohnt düsterem Outfit genauso wie für den Vollblutgrufti, der sich für eine Familienfeier oder eine Bewerbung auf einmal in was Buntes, Fröhliches werfen muss, weil es von ihm erwartet wird…
Zu meinem persönlichen Hintergrund: auch wenn ich leider die Anfänge und „Hoch-Zeit“ der Szene nicht mitbekommen habe, sondern erst 1989 dazu stieß (okay, inzwischen kann man wohl nach gut 30 Jahren auch nicht mehr von „erst“ schreiben), so wuchs ich doch vorrangig mit den musikalischen Roots hinein. Das kam zum einen durch eine sehr viel ältere Waver-Clique, in der ich Anfang der 90er aufgenommen wurde und zum anderen durch diverse Kassetten-Tausch-Brieffreunde, die ebenfalls alle älter und länger in der Szene drin waren. Vermutlich meinem Baujahr 1974 geschuldet liebe ich aber auch vieles mitunter sogar recht poppige bis schräge Zeug aus den 80ern ;-) New Romantic hatte ich schon in den mittleren 80ern durch meinen Vater kennen und lieben gelernt.
Dann kamen die Umbrüche der 90er. Mit NDT konnte ich nicht so viel anfangen, mit Darkwave schon, aber meine Lieblings-Style waren und sind nach wie vor „echter“ Gothic Rock, Gitarrenwave und Post Punk. Außerdem mag ich auch elektronische Klänge, voran Minimal, Synthwave, und Oldschool-EBM. Bei Punk kommt es etwas drauf an, ebenso bei Folkrock, Neofolk sowie Neoklassik – da werde ich nicht mit allem warm und kann es auch nicht immer hören. Nur mit sämtlichen Metal- und Industrial-Spielarten, NDH sowie Grufti-Schlager kann ich so gar nichts anfangen und den meisten Mittelalterkram kann ich auch einfach nicht mehr ertragen.
Lange Rede, kurzer Sinn, ich zähle wohl zu den Fast-alles-Hörern mit deutlichen Vorlieben und Abneigungen… Je nach Gemütszustand hab ich das Passende im Regal. Und das muss keineswegs konträr zur Stimmungslage sein, sondern eigentlich eher dem entsprechend. Was gibt es Schöneres, als bei melancholischer Stimmung in ebensolcher Musik zu schwelgen…
Nossi Ich denke, ich verstehe schon was du meinst. Die Medienlandschaft ist in der Hinsicht teils ja wirklich katastrophal, grenzt manchmal gar an Irreführung. Wenn mir eine Zeitschrift Musik präsentiert und sie dick mit dem Begriff Gothic unterstreicht, dann erwarte ich (obwohl ich mich dabei tatsächlich nicht an bestimmten Genre festklammere) Musik, die zumindest auf ihre Art und Weise düster, morbide bzw melancholisch erfüllt ist. Ob das dann gerade Postpunk, Gothic-Rock, Wave, oder aber einfach nur Metal mit Gothicthemen als Inhalt ist, ist mir persönlich dabei zunächst erst mal relativ egal. Da entscheide ich durchaus auch von Song, zu Song neu, was mir gefällt. Wobei ich zugeben muss, dass ich mich die letzten Jahre geschmacklich mehr und mehr in Richtung Postpunk, diversen Wavespielarten und Gothrock entwickelt habe, da ich unter anderem das wilde Gitarrengeschrammel vom Metal selbst bei entsprechenden Inhalten nur noch in dezenten Mengen brauche.
Wahrhaft fröhliches Mittelaltersaufgedudel habe ich persönlich übrigens nie als Gothic wahrgenommen, also weder im Sinne des Genres, noch im literarischen Sinn. Mir fällt aber auch aktuell kein Fall ein, bei dem ernsthaft behauptet wurde, dass Mittelalter pauschal Gothic ist. Wenn in schwarzen Szenemagazinen etwas über Mittelalter zu lesen ist, dann vermutlich eher deshalb, da wohl auch einige Gruftis gerne mal auf Mittelaltermärkten zu Gast sind. Das sollte man dann aber auch nicht verwechseln und so tun, als wolle man Mittelalter pauschal mit Gothic zwangsverheiraten. Das sind in meinen Augen auch heute noch zwei verschiedene Szenen, die einfach nur friedlich koexistieren können.
Der Punkt ist jedenfalls der, dass ich mich wie es scheint von den diversen anderen Spielarten des schwarzen Getummels welche ich nicht mag, oder bei denen mir der Zugang fehlt weder runterziehen lasse, noch mich davon angegriffen fühle. Vielleicht liegt das ja daran, dass es für mich bei meinem Szeneeinstieg zur Jahrtausendwende bereits völlig normal war sich aus dem wüsten Knäuel von völlig verschiedenen Musikstilen genau die Bands und Songs heraus zu picken, in denen ich mich mit meiner melancholischen Grundstimmung, sowie dem Interesse an düsteren und morbiden Themen wiederfand. Also im Grunde genommen so ähnlich wie damals, als es noch gar keine bzw nur wenige Musikstücke gab, die für oder aber von Leuten aus der Szene produziert wurden. Das ist auch etwas, was ich übrigens auch heute noch mit bestimmten Musikstücken schaffe, die eigentlich gar nicht für die Szene gedacht waren. ;)
@Tanzfledermaus: Hey..das was du geschrieben hast..ist ja fast meine Geschichte. Mit dem Vater der einem 80er Romantic beibringt (in meinem Falle war es sogar Sisters und The Cure und The Mission usw.)..aber ich bin Jahrgang 1977 also war ich sogar „erst“ 1992 dabei. Aber gerade die von dir beschriebene Umwälzung Mitte der 90er ist meines Erachtens der entscheidene Punkt. In meiner Wahrnehmung wurde da auch wirklich die ganze Wave-Geschichte „weggeschoben“..es gab ja auch Zillo-Leserbriefe „Save The Wave“…“Warum berichtet ihr mittlerweile nur über Metal?“ und sowas halt. Da fand ich mich in meiner persönlichen Wahrnehmung echt irgendwie in einer trostloseren Zeit wieder.
Tanzfledermaus nun, solche Bereichte, solch persönliche Worte, die Erfahrungen, Erinnerungen revue passieren lassen, lese ich sehr gerne (mehrmals) daher zuerst einmal vielen Dank für diesen Einblick. < 3 Ich weiß dies sehr zu schätzen.
Ich bin mir nicht sicher, ob man die Bezeichnung glaubwürdig wählen sollte bzw hätte ich dann, inzwischen, vermutlich Bedenken, ob man jemand Unrecht damit tut. Dennoch offen und ehrlich, inzwischen bevorzuge ich die Musik jener, bewusst oder unbewusst, die aus deiner Generation stammen. Freilich ist auch mir aufgefallen (obacht, dies ist keine Wertung), jüngere Bands, stammen oft aus der metal szene, aus der emo szene usw.. und manchmal, hört man dies, hie und da, beschleicht einen das Gefühl, zu viel abgekupfert- und da ist es wieder, jenes böse Wort – UNGLAUBWÜRDIG :D
Es folgt : Gähnend langweiliger Gedankenwirrwarr, wartend auf Espresso xxxxxl
Einerseits liebe ich GothicRock und Darkwave doch manchmal befürchte ich, diese Zeit ist vorbei. Die Künstler welche diese Musikformen lebten, zu ihrer Entstehung beitrugen, es ist so lang her und die neueren Bands, blicken zurück auf eine 40 jährige Entwicklung (!). Kann diese Musik, wenn diese von 20-30 jährigen gespielt wird, denn überhaupt noch glaubwürdig sein (immer dieses böse Wort, verdammt). Einige jüngere Künstler, wählten daher mit Absicht die Bezeichnung Nu Goth, um gleich abzuklären, wir können mit den alten Helden nicht mit halten? ^^ Bei diesem Satz, habe ich mein schelmisches Lächeln, es ist nicht herabwürdigend gemeint.
Ehrlich gesagt, die Chance GothicRock weiter zu entwickeln, auf eine höhere Stufe zu bringen, dem Zeitgeist zu entsprechen, dies hätte Mitte der 90ger Jahre erfolgen müssen, vermutlich ist dieser Zug abgefahren. Sehr viele Bands versuchten ab Mitte -Ende der 90ger auf den metal Zug aufzuspringen, auch die letzten Großen. Diese Veröffentlichungen bekommen auch heute noch, in gewissen Kreisen, den kleinsten Zuspruch und werden immer noch mit kritischen Worten bedacht, dies war vermutlich nicht die richtige Zauberformel.
Whispering Sons: …. Ihr Ansatz erinnert mich doch etwas an Joy Division. Ein Produkt ihres Lebens, ihres Umfelds, also authentisch bis in die letzte Faser.
Das ist keine Band, die lange überlegte, was sollen wir spielen, das Innere nach Außen. So sollte es im Idealfall sein.
Nun, im Grunde bin ich dann ja auch Alleshörer, ich mag alle Herangehensweisen um beim GothicRock zu bleiben ( dem Mitleser sei versichert : Fields of the Nephilim – dies ist nur eine Möglichkeit, es gibt noch dutzend(e?) weitere Herangehensweisen).
Man muss auch berücksichtigen, englischer Gothic Rock, egal ob der Bauhaus Weg oder der Fields Weg- unterscheidet sich ganz erheblich von französischem oder us GothicRock etc).
Zu viel elektronisches ist nicht meine Leidenschaft, ebm, mmmh tut mir leid, hier muss dann viel Dunkelheit oder Melancholie drin sein, Beispiel GHOSTING, sonst kann ich damit nicht viel anfangen, rein analytische elektro Projekte begeistern mich nicht.
Ich habe immer noch die Hoffnung, der Schamane mit dem schicken Hut jagt seine Gitarristen zum Teufel, holt Pete Yates zurück und macht ein FOTN Album ohne usindustrialmetal Gitarren. :D
Dies wäre dann so mein Optimum an bevorzugtem GothicRock, wobei ich anderen Herangehensweisen damit keinesfalls Vorwürfe machen will.
Da hast du etwas absolut wahres geschrieben Tanzfledermaus. Viele Bands wachsen in der Livesituation über sich hinaus, klingen ganz anders- intensiver- als auf Cd, Curse of the Vampire sind da ein gutes Beispiel. Live gibts keine keyboards bzw man hört sie nicht und dies, tut dem Klang der Band seeehr gut.
Wie ich gestern Abend gemerkt habe, mal wieder, was machen And Also The Trees für unglaublich tiefgehende Musik. Obacht, ist natürlich kein GothicRock.
Wie die letzten Jahre zeigten, habe ich es als junger Mensch versäumt, ein CruX Fan Boy zu sein, ein immenser Fehler -wie ich zugeben muss. Rosa Crux sind meine erklärte Lieblingsband geworden, früher waren die mir zu speziell. Natürlich ist dies kein GothicRock. Sie bezeichnen ihre Musik als Dark Ritual. Und nein, sie denken nicht "sie wären`s", dies entspricht nicht ansatzweise ihrem Naturell. Sie sind in dem was sie tun, natürlich, selbstverständlich. Sie tun all diese dinge mit einer selbstverständlichen Selbstverständlichkeit.
Kurz zu deinen Worten über jenes wgt. Und wie gesagt, ich meine nie etwas böse oder will Recht haben, es geht mir nur drum, andere Sichtweisen aufzuzeigen.
Du hattest geschrieben
Eigentlich ist es gerade ausgerechnet die riesengroße Veranstaltung des WGT, die sich gut dafür eignet, die volle Bandbreite der Szene zu erleben.
Mein Gedanke dazu, EIGENTLICH. Eigentlich sollte es so sein. Es ist aber nicht so. Nicht einmal ansatzweise.
( …… und überhaupt, nebenher, die Welt braucht keinen world goth day, höchstens eine world gothic night, nicht einmal im Jahr, jede verdammte Nacht….)
Ich habe übrigens beim schreiben immer im Hinterkopf, der ein oder andere Bekannte liest hier mit, daher versuche ich immer ein bisschen, was ich in der persönlichen Diskussion wohl schlecht rüber bringe (ich bin halt wirklich oft in Zeitnot), meine Beweggründe zu erklären.
Warum schreibt der Nossi eigentlich schon wieder GothicRock? Nun, wir haben früher Gothic zu Gothic/GothRock gesagt. Wir kannten den Begriff GothRock nicht. Wir benutzten ja nicht einmal den Begriff GothicRock. Wir sagten Gothic, das wars, ohne nach zu denken. Gothic war für uns Fields, Nosferatu(uk), Vendemmian etc etc etc und die Bands die heute als Gothic vermarktet werden, waren irgendwas anderes ^^
Graphiel
Ich war mal auf einer Erich von Däniken Lesung und bei fasst jedem Satz, er ist übrigens bemerkenswert charismatisch, gingen mir Gedanken durch den Kopf wie:
"meiner treu, du hast doch gar keine Beweise oder ist doch schon seit Jahrzehnten widerlegt etc etc"
Einen Satz hätte ich aber sofort unterschrieben:
"Es ärgert mich – und es ärgert mich, das sich sonst niemand darüber zu ärgern scheint".
Du hast tatsächlich durchaus recht, es sollte mich nicht ärgern. Doch wenn ich diese geleckten gelackten fein herausgeputzten Gockel und Puppen sehe, wie diese "sackpfeiffen oder Jodel medäääl" oder Schlager abfeiern und es wagen, dieses oder sich selbst als Gothic zu bezeichnen…… Du hast recht, es sollte mich nicht ärgern, aber es ärgert mich.
Ein unbekanntes Filmzitat "er fordert es heraus, er will bis auf die Knochen blamiert werden".
Vielleicht ist dies der Punk in mir, der ewige Rebell, wenn du mir blöd kommst, dann blödel ich zurück. Ich kann ja nichts dafür, wenn mich etwas ärgert, ich ärgere mich ja nicht mit Absicht.
Aber ich werde ja langsam ruhiger.
Den einen ärgert etwas, den anderen nicht, jeder darf damit umgehen wie er will. Ich auch. Ein Gothic geht mit dieser Situation so oder so nicht um. Wurde mir einmal gesagt. Sooo? Sind wir Individuen oder Maschinen?
Zudem, habe ich jemals behauptet ein Gothic zu sein? Nein bzw. nicht das ich wüsste.
Wie Robert und ich schon öfter hier diskutiert/besprochen haben, was die Medien machen ist eine Sache. Doch wenn du selbsternannte Gothics kennen lernst, die nur und ausschließlich diese Schlagermusik und diese Bierzeltmetal Musik hören und dich dann noch blöd anmachen, also so nach der 10 oder 11 Bekanntschaft in dieser Richtung, wurde es irgendwann langweilig. Die predigen dir noch nach 2 Flaschen Wein die Mär von ndh …. leider gibt es da ein Problem. Mein Vater hört ndh, mittelalter-rock und sympho metal. Mein Vater!! Wenn junge Leute mehr nach Gruftie aussehen wie der berühmte Rabe, und dann dieselbe Musik hören wie mein Vater und dies dann Gothic nennen, ja- da läuft was schief. Damit komme ich nicht zurecht und wie alle wissen die mich kennen, stehe ich dazu. Solche Leute sind keine Gothics. Punkt. Diskussion zwecklos.
So jetzt habe ich genug gelangweilt, heute wird ein herrlicher Sonntag mit Science Fiction Serien und viiiiel Gothic Musik.
@ Nossi & The Drowning Man:
Ich bin freudig überrascht, dass mein Werdegang so sehr auf Interesse gestoßen ist bzw. sich Parallelen finden. Vor vielen Jahren hab ich, als ich Spontis entdeckte und gleich auf Erfahrungsberichte „ganz alter“ Gruftis u.a. aus England stieß, selbst mal meine eigenen Geschichte aufgeschrieben. Robert hat dann einen Dreiteiler draus gemacht. Hier sind sowohl die Links zu meinem vollständigen Bericht als auch zu drei anderen Gruftis:
meine Beiträge:
Teil 1 https://www.spontis.de/schwarze-szene/dunkle-vergangenheit/gothic-berlin-teil-1-sylt-ist-doch-nur-eine-ferieninsel/
Teil 2 https://www.spontis.de/schwarze-szene/dunkle-vergangenheit/gothic-berlin-teil-2-zurueck-zur-hauptstadt/
Teil 3 https://www.spontis.de/schwarze-szene/dunkle-vergangenheit/gothic-berlin-teil-3-eine-schwarze-hauptstadt/
Melissa aus London https://www.spontis.de/schwarze-szene/dunkle-vergangenheit/schwarze-zeitzeugen-melissa-aus-london/
Rosa aus New England https://www.spontis.de/schwarze-szene/dunkle-vergangenheit/schwarze-zeitzeugen-rosa-aus-new-england/
Nick aus Norwich https://www.spontis.de/schwarze-szene/dunkle-vergangenheit/schwarze-zeitzeuge-nick-aus-norwich/
Im Rahmen des Gothic Friday haben außerdem etliche weitere interessante Berichte zu ihrem dunklen Werdegang geschrieben! Ich lese solche „Biografien“ auch immer sehr gerne und finde sehr häufig Paralellen, fühle mich dann in meiner eigenen kleinen Welt besser verstanden ;-)
Nossi
„Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, ich bin wirklich ein tief trauriger melancholischer Mensch. Mich berührt fröhliche Musik nicht.“
Da sind wir auf einer Wellenlänge. Ich fürchte allerdings, der heutigen „Szene“ brauchst du damit nicht zu kommen. Mit sowas wird man heutzutage als „Klischee“ verschrieen und/oder – in Zeiten von „Mental Health Awareness“ zunehmend – zum Psychiater geschickt.
Obacht, jetzt kommt ein „Rant“.
Die „Szene“ hat mittlerweile alles in sich hineingeschluckt, wogegen sie einstmals aufgestanden war. Und dafür die eigenen Inhalte konsequent abgeräumt. So finden die verlorenen schwarzen Schäfchen verlässlich ihren Weg zurück in die „Mitte der Gesellschaft“. Das nennt man wohl „Integration“. Und so kommt es, dass wir es heute nicht nur mit schwarzem Euro-Dance und Mittelalter-Musikantenstadl zu tun haben, sondern bspw. auch mit Gothic-Gottesdiensten. Bloß nicht laut sagen, dass es zwischen Gothic und Christentum ein inhaltliches Problem gibt, zumal angesichts der diversen satanischen Paniken vergangener Dekaden. Und dass es daher vllt. keine gute Idee ist, Evangelikale auf dem WGT missionieren zu lassen. Wir sind schließlich toLLerant.
Wer heute – gar noch kontroverse – inhaltliche Aussagen macht, zur Melancholie etwa oder zum Okkultismus, wird abgekanzelt. Das Wort „Klischee“ ist dabei im Wortsinn ein Totschlagargument. Darin unterscheiden sich übrigens die Tradgoths keineswegs von den Massenschwarzen. Denn sie reduzieren alles auf formal-stilistische Merkmale und blenden das Inhaltliche aus. Deswegen soll „Goth“ nicht mehr „Gothic“ sein. Die werden heute der „interessierten Öffentlichkeit“ lang und breit erklären, dass Goths wirklich nur einen bestimmten Musikstil hören und ansonsten garantiert gaaaaanz normal sind. Wer sich daran stört, verbreitet „Klischees“, verdirbt somit das Bild der Szene in der Gesellschaft, gegen die sie angeblich rebelliert, und überhaupt hat die Szene überhaupt nix mit irgendwas zu tun. Eine besonders bitter-ironische Wendung bekommt das, wenn diese gleichen Leute, die so entschlossen die Belanglosigkeit der Szene verteidigen, sich dann darüber wundern, dass die Festivals von Karnevalisten überlaufen werden und Goth-Youtube zu 90% aus Make-Up-Tutorials besteht. Nicht gerade motivierend, ein solches „Szenedasein“ weiterzuverfolgen, wenn ihr mich fragt.
Yorick Den Psychiater Trick gab es 2001 schon, war damals richtig populär. Stand auf jeder „to Do List“, unumgänglich und Kult. Ein „must have“. Mir hat es nichts gebracht.
Hier hat dies Geständnis allerdings etwas gebracht. Immerhin lese ich gerade deinen Kommentar. Ob in der Szene Gleichgesinnte zu finden sind, immerhin meine Herzallerliebste und noch den ein oder anderen lieben Menschen, den man hie und da kennen lernte, das reicht doch schon.
Wir kommen ja auch langsam in ein Alter, wo andere Dinge wichtiger werden.
Dein „Rant“ spricht mir aus der Seele.
Nebensächliche Gedanken zur aktuellen Musiklandschaft:
Ich war früher gegen Schubladen. Total. Aber heute, jetzt im Moment, frage ich mich, ob es nicht vielleicht wieder Sinn machen würde, Dinge / Musik/Subkulturen einordnen zu können. Alle wissen, ich liebe Darkwave und Gothic Rock. Wenn man mit diesen Suchbegriffen anno 2020 Musik sucht, wird einem eine bunte Vielfalt auffallen, an Musikrichtungen, die man nicht einmal freiwillig hören möchte und man frägt sich, wieso nennen die ihre Musik Darkwave oder Gothic. Das ist jetzt kein Vorwurf an niemand. Aber hier stehen wir an einem Punkt, wo man fragen muss, war es sinnvoll ALLES in einen Topf zu werfen.
Nicht einmal die Dark Ambient Szene ist anno 2020 noch DARK. Ja wieso nennt man sich denn dann DARK Ambient um dann normalen Trance, Dub Step, chill out Techno etc zu produzieren. Da lob ich mir doch glatt die NeoFolk oder underground black metal szene oder die Jazz Noir Szene. Du willst Jazz Noir hören. Prima, die machen wenigstens die Musik, die sie so bezeichnen. Dieses „ALLES“ in einen Topf werfen, funktioniert einfach nicht und wenn NIE irgendwer etwas dagegen sagt, wird es noch schlimmer werden, wird irgendwann ALLES bis zur Unkenntlichkeit entstellt sein.
Sicher ist dies vielen egal. Ist ja auch Ok, dieser Musikbezug ist ja nur Nebensächlich.
Bitte dringend beachten, folgendes mit einem zwinkern und lächeln: Gedankenwirrwarr:
Mein Empfinden ist, der Begriff Szene, ist 2020 schwierig geworden. Denn welche Szene meint man. Schwarze Szene 1 (die älteren), Schwarze Szene 2 (unsere Generation), Schwarze Szene 3, gibt es eine „Schwarze Szene 4 und 5“ ? So weit bin ich mit meinen Recherchen noch nicht (ein Blick in die black flirt gruppe bei FB).
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Die unterscheiden sich doch erheblich (!) voneinander. Nach etwa 10 Minuten nachdenken, stelle ich fest, es gibt kaum Gemeinsamkeiten. Ich las vor ein paar Tagen ein paar Postings einiger Personen aus dem DeathRock/DarkPunk Bereich, geschätztes Alter -25-30 j. Ich glaube, die wollen nicht zur schwarzen Szene gerechnet werden, hatte sogar den Eindruck, die machen sich darüber lustig.
Es gibt zu wenig Gemeinsamkeiten zwischen den Generationen.
Doch, es gibt eine Gemeinsamkeit, die uns alle verbindet. Wir mögen dunkle, morbid wirkende Kunst und Kultur. War gelogen, stimmt nicht. Was verbindet alle Generationen. Wir sind Menschen, mit Fehlern und individuellen Eigenschaften. Reicht dieser Umstand? Ist Herr Trump dann auch „schwarze szene“? Wo beginnt die, wo endet die? Überall? Und wozu dient dieser Begriff wenn da alles und jeder dazu gehört?
Vor 15 – 20 Jahren war es doch einfacher. Da gab es die Gothics und schon bei denen gab es verschiedene -blöd gesagt- „Sub-labels“, es gab die otto normal metaller, die black metaller, die punks, die emos, die hippster etc etc
und heute sind wir ALLE die schwarze szene?
Ein black metal fan der auf der Stirn trägt „darkthrone ist Kommerzscheiß“ soll mit einem Nerdgamer der ALLES hört und dem 40 jährigen Religionslehrer der him liebt, zusammen eine Gemeinschaft bilden und mittendrin der traurige Nossi (der nirgendwo dazugehören will) der neben zwei aufgetackelten nachtmahr fans steht, die ihn belehren, wir sind mehr gothic als du? Eine interessante Kombi? Da bin ich mir nicht sicher. Es ist, wie hungrige Wölfe in einen Käfig sperren. Wer hat davon etwas? Niemand.
(diese Beispiele lassen sich endlos fortsetzen, ihr wisst ja bestimmt was ich meine)
Es wird nicht funktionieren. Es hat noch nie funktioniert.
Einfach ALLES in den Topf zu werfen, macht langsam keinen Sinn mehr.
?
Großes Fragezeichen
Robert Es fällt mir sehr schwer dir zu antworten, da seit 2 oder 3 Jahren eine Veränderung vor sich geht, in mir. Ich selbst würde sehr gerne Musikmagazine lesen, die auch Bands bringen, die mich interessieren. Du hast ja durchaus nicht Unrecht, diese Magazine müssen ihre Mitarbeiter bezahlen usw aber wie erwähnt, im metalbereich bestehen die Magazine ja auch aus 60% bekannte Bands und 40% Unbekannten Bands. Warum können die so etwas und die Hefte der Alternativen „schwarzen Szene“ nicht?
Aber ich habe leider auch so ein Gefühl, welches in die Richtung geht, egal es wird sich bald niemand mehr für Magazine interessieren. Ich hoffe ich habe Unrecht.
Dann wäre hier noch ein erhebliches Problem: Nossi kann sich mehr und mehr für primitive Ritualmusik begeistern und vernachlässigt sogar seine Suche nach neuen Darkwave und Gothic Bands. Es gibt eine schamanistische Band aus Russland, die ich noch aus meiner Teenizeit kenne, die mich im Moment so sehr in den Bann zieht, ganz ehrlich, in dieser rituellen archaischen Musik, die oft nur aus Trommeln, Effekten und dunklen Gesängen besteht, fühle ich mich so unglaublich wohl, ich kann es kaum mit Worten beschreiben. Zu meinem Glück, geht es nicht nur mir so, es gibt immer mehr Musikprojekte in diesem Bereich.
Robert Du hast einen wundervollen Satz formuliert, den ich gerne noch einmal hervor heben möchte.
Gothic wieder in den Untergrund ziehen. Populäre Magazine in den Regalen lassen, Gothic-Pop nicht mehr konsumieren, Festivals und Veranstaltungen mit entsprechenden Bands meiden. Nicht mehr bei angesagten Labels und Katalogen kaufen, um Gothic als Marketingwerkzeug unattraktiv zu machen. Der Einstieg in Gothic als Subkultur wird schwieriger, aber auch eben subkultureller.
Wo kann ich unterschreiben? < 3
Ich glaube, man sollte Musikrichtungen wieder als dies bezeichnen was sie sind, so vereinfacht man einfach vieles, auch für die Fans. So viele Menschen die ich kenne, haben bei gewissen Bands negativ reagiert, weil die Labels behauptet hatten, dieses neue Produkt ist diese oder jene Musikrichtung und dann hat es nicht gestimmt und viele Leute haben sauer oder entsetzt reagiert.
Aber in Anbetracht, wie sich gerade die Welt um uns herum verändert, können unsere Überlegungen bald Schall und Rauch sein.
Wenn wir die Nachrichten lesen, sehen und hören, was im Moment passiert, ich spiele nicht nur auf den Virus an, so erscheint mir, können wir von Glück sprechen, wenn in absehbarer Zeit nur dieser Virus gewütet hat, mir scheint im Moment, die ganze Welt dreht durch.
Ich muss zugeben, dass ich im Augenblick wenig Überblick über „andere“ Magazine habe. Allerdings ist mir auch aufgefallen, dass es in aktuellen schwarzen Magazinen nur wenig Bemühungen gibt, unbekannte Bands vorzustellen. Es scheint aber auch verständlich, denn wie du sagst, sind Magazine und Zeitungen auf dem Rückzug. Die Zeit erfolgreicher Szene-Zeitungen sind wohl gezählt. Vermutlich versucht man auch deshalb, noch weitere Dinge mit einzubauen, die eine noch absurdere Leserschaft anziehen. Ein Teufelskreis. Es gibt durchaus Zeitschriften mit Potential auch 2020 zu überleben, aber die sind vermutlich nicht in der Gothic-Szene angesiedelt.
Zu Deinem letzten Satz: Die ganzen Ereignisse, die Dich beschäftigen, bilden nach meiner Ansicht die Grundlage unserer Daseinsberechtigung. Sie beschäftigen auch mich und verleiten mich mitunter auch zu einer Flucht in Musik, von der ich glaubte, sie wäre zu einem Lifestyle verkommen. Traurigkeit hat dieser Tage wieder an Bedeutung gewonnen und die Menschen, die nicht ihre Sorgen in Rave-Partys begraben wollen, landen möglicherweise wieder in der Szene.
Um welche Band ging es denn eigentlich? Ich habe den Artikel nicht mehr lesen können und durch den fehlenden Kontext fällt es mir etwas schwer, der Diskussion zu folgen.
@ Schwarzkittel: Robert hatte seinerzeit über Nacktmahr geschrieben. Sich dann aber umentschieden, den nur einigen Stunden veröffentlichten Arikel Originalartikel wieder offline genommen und dies hier in diesem Artikel kommentiert.
Svartur Nott Danke, Svartur, für Deine Antwort. Da fällt es mir wie Schuppen von den Augen – bei „Uniform-Fetischisten“ hätte es schon klick machen sollen :P Ich selbst finde das Thema Politik in der Szene interessant (z.B. Uniformen, oder Bands wie And Two und Death in July), kann aber Roberts Standpunkt verstehen, NM keine Bühne bieten zu wollen. Wenn eine Band mit einem rechten Image kokettiert, aber sich klar gegen rechts positioniert (Zitat: „Sie wollen mein Herz am rechten Fleck, doch seh ich dann nach unten weg, da schlägt es links“), ist das eine Sache. Bei NM fehlt solch eine Positionierung, was das Projekt für mich auch so undurchsichtig und suspekt macht.
Schwarzkittel : Ich habe mich kurzfristig entschlossen, den Beitrag wieder vom Netz zu nehmen, da ich genau darauf reagiert hätte, worauf die Band aus ist. Provokation und Aufmerksamkeit. Ihnen geht es nicht um die Anregung eines fruchtbaren Diskurses über die vermeintlichen Inhalte ihrer Musik, sondern um Aufmerksamkeit, Image, Verkäufe. Da ist dir dann jeder Form von Publicity recht. Was hätte ich davon gehabt? Vielleicht ein paar Klicks und wütende Kommentare, eben das, was es auch bei FB im Überfluss gibt. Ich habe dann für mich entschieden, dass das nicht der Weg von Spontis sein sollte.
Robert Robert ich finde Deine Entscheidung gut und konsequent. Leider ufern solche Themen gerne aus, irgendwann dreht man sich nur im Kreis, und gratis Publicity im schlimmsten Fall noch obendrauf. Die Löschung ist in meinen Augen daher nachvollziehbar und einleuchtend.
Edit: hm, eigentlich wollte ich auf Deine Antwort von vor 14h antworten, irgendwas hab ich wohl falsch gemacht?
Schwarzkittel : Ich habe nichts gegen eine Diskussion, bei dem irgendjemand am Ende um eine Erfahrung reicher ist. Aber weder die Band noch die Angreifer waren darauf aus, jemanden von etwas anderem zu überzeugen oder eine Sichtweise zu vermitteln. Provokation als Legitimierung von Krawall. In meinen Augen völlig wertlos.