Die gestrige Krönung von Charles III. wurde ein wahrlich historisches Ereignis. Ein 100 Millionen Pfund teures historisches Ereignis. Ein faszinierendes Meer aus Prunk, Protz und Pathos zu Ehren eines einzigen Mannes, der im Grunde nichts geleistet hat, außer von den richtigen Eltern geboren zu werden. Die Monarchie trägt jedoch, soviel ist klar, trägt stark zum Identifikationsgefühl der Briten bei. Doch das Ansehen schwindet, gerade für junge Briten ist die Monarchie die Verkörperung der Ungerechtigkeit: „Sprachen sich 2013 noch 75 Prozent der Briten für die Monarchie als Staatsform aus, sind es heute nur noch 58 Prozent. Bei den jungen Leuten zwischen 18 und 24 ist die Unterstützung noch viel geringer.“ (tagesschau.de) Vermutlich hat das mit den extrem gestiegenen Lebenshaltungskosten, den dürftigen britischen Sozialleistungen und einem überlasteten Gesundheitssystem zu tun haben.
Doch wer sind wir, uns über die Sitten und Gebräuche anderer Länder zu echauffieren? Überlassen wir das den Einheimischen. Wie wäre es mit Robert Smith, dem Fürsten der Dunkelheit, der mit seiner Ehefrau Mary Pool ein schon fast spießiges Leben südlich von London lebt? Ein Interview mit Smith aus dem Jahr 2012 geht gerade viral, das vielen Anti-Monarchisten aus der Seele spricht: „Ich hasse das Königtum. Jede Art von erblichem Privileg ist einfach falsch. Es ist nicht nur antidemokratisch, es ist einfach von Natur aus falsch.“ Ich habe hier schon mal an die richtige Stelle gespult:
Großbritannien ist ohne seine (parlamentarische) Monarchie, undenkbar! Jede Faser des Landes ist königlich eingefärbt, die Royals sind die wichtigsten Prominenten des Landes, das Land ist stolz auf seine Paläste, Burgen und Schlösser und seine historische Vergangenheit. Robert Smith fährt fort:
„Was mich ärgert, ist, dass einige Leute, die ich im Laufe der Jahre bewundert habe, von der königlichen Familie, von der Erbmonarchie, eine Belohnung angeboten bekommen und sie annehmen. Sie werden zum Lord oder Sir. Ich würde mir ehrlich gesagt, die Hände abhacken, bevor ich [eine Auszeichnung] annehme. Denn wie können sie es wagen, sich anzumaßen, mir eine Ehre zu geben. Ich bin viel besser als sie. Sie haben nie etwas getan, sie sind verdammte Idioten. Ich sollte König sein.“
König Robert! Das würde mir gefallen. Ich persönlich mag diesen royalen Flair des Landes und empfand die Queen auch immer passend für dieses königliche Gehabe der Briten. In Großbritannien ist alles irgendwie königlich, historisch, bedeutungsschwanger und traditionell. Allerdings ist die Monarchie auch völlig überflüssig und teuer, so ein wenig wie der Bundespräsident hierzulande, schließlich kostet dieses Amt uns jährlich rund 45 Millionen Euro. Im Unterschied zu unserem Staatsoberhaupt ist König Charles allerdings stinkreich, zahlt kaum Steuern und mir völlig unsympathisch.
Vor dem König liegt nun die Aufgabe, die Monarchie in eine neue Zukunft zu führen. Immerhin: Das Öl für die rituelle Salbung war vegan, bei der Zeremonie trat ein Gospel-Chor auf und erstmals trug eine Frau das gesegnete Staatsschwert zum König. Ich bin so semi-zuversichtlich, dass das auch klappt, auch wenn diese bahnbrechenden, von Diversität geprägten und reformträchtigen Signale des Königshauses eine andere Sprache sprechen. :-)
King Charles setzt sich wie sein Vater seit Jahrzehnten für den Umweltschutz ein. In den 1970ern hat er schon Vorträge über die Plastikmüllverschmutzung der Weltmeere gehalten und wurde als „grüner Öko-Spinner“ ausgelacht. Er hat die größte Organisation für benachteiligte Jugendliche gegründet. Sein Vater hat den WWF gegründet und in den 1950ern schon auf falsche Entwicklungshilfe die nichts bringt hingewiesen. Auch dazu haben die Royals ihre Macht und Bekanntheit genutzt. Die Krönung von Charles hat ca. 46 Millionen Pfund (andere Quellen sagen 100 Millionen) gekostet und spielt durch Tourismus und Nippes über das 10fache ein. Sie sind der größte Touri-Magnet der Britischen Inseln und da kommt einiges an Steuergelder rein. Ja, man kann so manches kritisieren was das Königshaus betrifft, aber jeder sollte sich zweimal überlegen ob es gerade in Zeiten des Brexit ratsam ist die Windsors abzuschaffen. Und eins steht auch fest, die bestimmende Regierung wählen die Briten. Und dadurch kommen dann solche „großartigen“ Lenker wie Boris Johnson an die Macht und diese Art von Menschen zerstören Großbritannien. Und weder die Queen noch der King waren/sind darüber very amused. Dem britischen Steuerzahler kostet die Monarchie ca. 2 Pfund pro Kopf im Jahr. Und dafür bekommt man soviel Klatsch und Tratsch und Prunk und Kitsch wie in keinem Kinofilm. Und der Mensch muss doch auch mal was fürs Herz haben. Bestimmt auch Mr. Smith. :-)
Ich will die royalen Bemühungen um den Natur- und Umweltschutz überhaupt nicht kleinreden, aber aus seiner Position heraus wirkt das dann doch ein wenig privilegiert. Es schmälert dann doch die Aufopferung vielen Menschen, die ihre Leben dafür hingeben, sich für den Umweltschutz einzusetzen.
Über den finanziellen Aspekt des Tourismus streiten sich die Geister, schließlich kostet der Monarch den Steuerzahler etliche Millionen.
Stichhaltig ist allerdings dein Argument, dass die Windsors einen entscheidenden Anteil an die Wiederannäherung an Europa leisten können. Ich könnte mir gut vorstellen, dass Charles da einen ganz guten Monarchen abgibt, gilt er doch als „europäischer König“, wenn man den Medien der Insel glauben darf.
Absolut. Da sehe ich genauso. Ich mag das royal-britische Gehabe auch sehr, allerdings aus meiner Position heraus, damit nur als Beobachter und Tourist in Berührung zu kommen.
Die Schere zwischen Arm und Reich in der eigenen Bevölkerung, die in kaum einem anderen Land so deutlich zu sein scheint wie in GB, geht allerdings weiter auseinander. Und ich weiß nicht, wann auf für die Briten der „Spaß“ vorbei ist.
Lieber.Lieber Robert,
Deine Meinung, sei Dir bitte gegönnt und ich schätze sonst wirklich sehr Deine Artikel, aber bei diesem stößt es mir leider bei diesem Satz auf: Ein faszinierendes Meer aus Prunk, Protz und Pathos zu Ehren eines einzigen Mannes, der im Grunde nichts geleistet hat, außer von den richtigen Eltern geboren zu werden.
Ja, ich hatte mir die Krönung angeschaut, sie war sehr Ritual voll, aber (persönliches Empfinden), überholt,Mittelalterlich und aus der Zeit gefallen.
Aber, Karl III machte es doch bitte nicht weil er Spaß daran hatte, sondern weil er musste. Er als König verkörpert in Person nicht nur ein Land, sondern auch eine Kultur.
Soll heißen, nicht Karl Battenberg wurde als Person geehrt, sondern die Erneuerung der Monarchie…und er ist der Darsteller.
Ob man es so wie gestern machen muss,ist auch Ansichtssache (Salbungsschirme usw.).
Ich wünsche Karl gutes Gelingen, er wird´s gut schaukeln, Ausbildung und Erfahrung hat zu genüge.
Okay. Ich habe ein bisschen Schwierigkeiten, herauszufinden, was du meinst.
Genau. Deshalb landet der Artikel hier auch in der Rubrik „Ansichtssache“. Der Satz, auf den du dich beziehst, soll eben diesen Widerspruch ausdrücken.
Auf der einen Seite ist es faszinierend, wie sich Könige krönen lassen und wie das ganze so einen Hauch „Mythos“ in die heutige Zeit bringt. Das ist schön, eindrucksvoll und beeindruckend. Auf der anderen Seite – und da hat Herr Smith ganz recht – hat König Charles für diese Feier um seine Person nichts weiter getan, als im Schoß der richtigen Mutter auf die Welt zu kommen.
Ich behaupte auch nicht, dass das „Spaß“ macht, König zu sein. Im Gegenteil. Aber es ist nun mal so, der ganze Prunk, Protz und Pathos wird um Charles nicht gemacht, weil er eine Katastrophe verhindert hat, ein Land befreit hat, die Umweltverschmutzung bekämpft oder vom Volk gewählt wurde, sondern weil er geboren wurde, wie er geboren wurde. Ich kritisiere die Monarchie als solche und nicht allein König Charles – aber der ist ja nun mal der König.
Ich meinte mit den von Dir zitirten Satz, daß man eine Krönung nicht unbedingt so durchführen muß wie gestern, mir ist sie vom persönlichen Geschmack irgendwie nicht zeitgemäß gewesen.
Ich verstand Deinen Artikel als eine negative Kritik an der Person, aber Du hattest Dein Standpunkt nochmal klargestellt.
Monarchien kann man durchaus kritisieren,natürlich.
Subjektive Kritik an Charles hätte ich schon: Ich mag ihn einfach nicht. Alles andere bezog sich auf die Sache mit dem König und der Tatsache, dass dieser keiner wäre, zudem ich aufsehen würde.
Was magst Du an ihm nicht, oder warum wäre er für Dich nicht „Dein“ König?
Das liegt an meiner Bewunderung für Lady Di. Was da Ende der 80er abgelaufen und passiert ist, habe ich Charles nie verziehen. Das sagt für mich viel über den Charakter des Königs und seiner Königin aus und haben mein Bild von ihm geprägt. Falsche 50er, dafür halte ich die Beiden.
Ihm fehlt es an Klasse, dieses Amt zu bekleiden. Ich halte ihn für unfähig, im Sinne des Volkes zu denken, anstatt nach eigenen Interessen zu handeln.
Aber das ist… rein subjektiv.
Das sehe ich komplett anders. Diana wollte immer ins Königshaus und hat sich mit „der Firma“ völlig verschätzt. Genauso wie das Königshaus noch glaubte man kann Ehen wie 1900 arrangieren. Charles hat immer nur ein Frau geliebt, und die durfte er lange nicht haben. Herrlich, wir sind bei SPONTIS endlich im Klatsch und Tratsch Sektor angekommen. :-)
NUR in diesem Ableger. Sonst wird hier nicht getratscht!
Natürlich hat sich Diana verschätzt, mit allem, was da auf sie zukam. Sie war erst 19 Jahre alt, als sich auf das royale Spiel einließ. Charles war im Zugzwang, endlich eine Frau zu finden, denn Camilla hatte sich bereits vor ihm für einen anderen entschieden, mit dem sie auch Kinder hatte. Mitte der 80er fand sie dann Charles wieder toll, als ihr eigener Mann fremdging. Das fand Diana natürlich überhaupt nicht toll, wie man sich denken konnte.
Vorwerfen kann man ihr ihre Naivität. Aber Charles, der nur mit der Hose dachte (warum auch immer bei dieser Frau) hat hier den Bockmist gebaut und sich nach der Geburt von William und Harry ruckzuck wieder an die alte Liebe geheftet, ihm war es völlig egal, wie die „Familie“ sich entwickelt. Mit der Hose gedacht.
Lustig – ich empfand Lady Di dagegen immer als höchst unsympathische Trantüte, und hab mich gefreut, als Charles und Camilla damals endlich geheiratet haben. Ist aber ein reines Bauchgefühl, ich weiß nichts über die Hintergründe, weil mich die Leute nicht wirklich interessieren. Und persönlich kenne ich sie natürlich auch nicht. Das einzige was ich sagen kann ist, dass die Boulevard-Medien Camilla echt mies behandelt haben. Als „Rottweiler“ bezeichnet, ihr immer wieder eine Alkoholkrankheit unterstellt, sowas halt. Aber ich glaub die ganze Familie ist generell total dysfunktional, da kann man keine einzelne Person als Hauptschuldige/n rauspicken.
Mich stört an Charles vor allem seine Wissenschaftsfeindlichkeit – er ist ein großer Fan von Homöopathie, und seine Bio-Farm ist pleite gegangen, weil man nach seinen angestrebten Methoden nicht wirtschaftlich arbeiten kann. Vielleicht meint er es ja wirklich gut mit seinem Umweltbewusstsein, aber man sollte das dann doch besser Profis mit Ahnung überlassen als ihm.
Abgesehen davon bin ich generell dafür, die Monarchie abzuschaffen, da stimme ich Herrn Smith vollumfänglich zu. Inklusive der sehr obszönen Geste am Ende des Ausschnitts. Ich frag mich wirklich, woher die Vorstellung kommt, dass er irgendwie nett oder schüchtern sei. Der impliziert hier ganz öffentlich und schamlos Cunnilingus, was daran schüchtern ist möcht ich wirklich mal wissen. (Ich persönlich hab damit übrigens nicht das geringste Problem, mir wurde auch schon gelegentlich vorgeworfen dass ich zu vulgär sei, drum werd ich auch Herrn Smith ganz sicher nicht dafür kritisieren.)
Und um dem ganzen wenigsten noch den Anschein der Szene-Relevanz zu geben: Nick Cave war bei der Krönung anwesend, was mich ein wenig überrascht hat. Aber der hat sowieso ein wenig den Verstand verloren, glaub ich. Zu viele persönliche Tragödien, zu viele Drogen.
Ich glaube nicht, dass Nick Cave den Verstand verloren hat. Wer jemals in theredhandfiles.com reingelesen hat weiß was ich meine. Hat es mit seinen australischen Wurzeln zu tun oder einfach nur mit seiner designenden Ehefrau, man weiß es nicht ;-) Spaß beiseite, ich finde es auch ganz witzig grade mit Klatsch und Tratsch – quasi. Charles finde ich irgendwie cool, ohne dass ich es begründen könnte. Als Kind fand ich Lady Di wundervoll und der Hass auf Camilla wurde uns Mädchen quasi vom Boulevard eingetrichtert, da kam man nicht dran vorbei. Aber dieses Welt- und vor allen Dingen Frauenbild finde ich heute reichlich überholt.